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Interesse an Dubai Krimi Serie der Autorin? Dann ist dieses Buch hier perfekt, um tiefer in die exotische Welt des Emirats einzutauchen! Erzählt von Pleiten, Pech und starken Träumen bis zum Happiness Day. Es geht turbulent her: Goldgräberstimmung in Dubai, jeder der vielen Auswanderer will seinen Teil vom fetten Kuchen haben und das hat seinen Preis ... 14 Geschichten, die die Autorin selbst erlebt während ihrer sechs Jahre in diesem speziellen Arabien. Oder im Buch erzählt bekommt von ganz unterschiedlichen Menschen. Die Erlebnisse geben erstaunliche Einblicke in die Herausforderungen, die deutsche Auswanderer (aber nicht nur diese) in dieser fremden Kultur haben: Von Abzocke und Firmenpleite ist die Rede, von einem Tag eines Projektmanagers, der es verdammt in sich hat, von extremen Wohnbedingungen und warum manche plötzlich eine absolute Monarchie vorziehen würden,... leichtfüßig, skurril, mit überraschenden Wendungen bieten die Geschichten wichtige Erkenntnisse für den, der in ein fernes Land auswandern will. Alles hat so stattgefunden. Doch die Protagonisten bleiben positiv. Sie verfolgen alle ihre ganz persönlichen Ziele, die nur so in einem Übermorgenland wie Dubai möglich sind. Das mit der Weltexpo 2020 schon wieder eine große Vision verfolgt. Alle Leser, die gerne in fremdartige Welten abtauchen, bekommen mit dem humorvollen Buch unterhaltsame, leicht zu lesende Abenteuer, aus einer Ecke der Welt, in der man gerne einen Sommerurlaub verbringt. "Ich konnte schon Ihr Buch lesen, denn es liest sich sehr gut und schnell. Ich fand mich und/oder Freunde und Kunden unglaublich treffend in den unterschiedlichen, von Ihnen beschriebenen Situationen wieder. Erstaunlich." B. R., Dubai, Feedback per E-Mail.
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Grüße aus Dubai 1
Kleines Buch von großen Visionen
von
Gaby Barton
Buch:
Gaby Barton zog es wie viele andere mit beruflichen Zielen nach Dubai. Was kann man in dieser fremden Kultur erreichen? Welche neuen Erfahrungen hält Dubai bereit?
Das ist der Hintergrund für diese Geschichten in einer der dynamischsten Städte der Welt, von deren Bewohner 85 % Ausländer sind. Eine multinationale Mischung also. Die Erzählungen, ebenso Namen und Personen sind fiktiv, auch wenn sie auf allesamt auf wahren Begebenheiten beruhen.
Die Geschichten erlauben keine Rückschlüsse auf die aktuellen Gegebenheiten in Dubai. Dazu wächst und verändert sich Dubai viel zu schnell. Was vor zwei Jahren noch galt, stimmt heute nicht mehr.
Persönliche Erlebnisse lassen sich auch selten verallgemeinern, da jemand anderes genau vom Gegenteil berichten mag. Das ist Teil der ungeheueren Dynamik Dubais, innerhalb weniger Jahrzehnte zur Weltspitze aufsteigen zu wollen. Auch soll das Buch keine Bewertung über Kultur, Leben und Arbeiten in Dubai oder der Golfregion als Ganzem darstellen.
Autorin:
Gaby Barton, studierte Psychologie und Kommunikationswissen- schaften in Zürich und Berlin. Mitte der 90er wurde sie durch neue Formate im Show- und Ausstellungsbereich in Berlin weithin bekannt. Ihre erste Veröffentlichung ist eine Kurzgeschichte im Heimlichen Auge VII des konkursbuch Verlag Claudia Gehrke.
Impressum
© 2008-fortlaufend Gabriele (Gaby) Barton
10551 Berlin https://gabybarton.com/
Photo Vorder- und Rückseite Umschlagdesign:
Skyline Sheikh Zayed Road mit dem höchsten Turm der Welt, dem Burj Khalifa © Fotograph: Nasser Younes Dubai
Photo Rückseite Umschlagdesign:
Gaby Barton, im Hintergrund die Emirates Towers © Fotograph: Martin Beck
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-3494-9
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Würdigung
Wenn eine großartige Sache entsteht, dann stecken zumeist ganz viele Menschen dahinter. Auch ich hätte das Buch nicht fertigstellen können ohne all jene, die so großzügig mit ihrer kostbaren Zeit waren und mir sehr offen ihre Erlebnisse und Gedanken mitgeteilt haben. Danke!
Schreiben bedeutet auch eine Menge Korrekturen, an den Worten feilen und die Inhalte strukturieren. Ohne Uwes kreative Nachtarbeit wäre ich hoffnungslos mittendrin stecken geblieben. Tausend Dank, dass Du ohne Zögern auf den rasenden Zug aufgesprungen bist!
Aber wie weit wäre ich überhaupt gekommen in meinem Leben ohne die Familie und Freunde, die immer an mich geglaubt – auch wenn sie mich manchmal nicht verstanden haben – und mir ohne Wenn und Aber in kritischen Momenten zur Seite gestanden haben? Wenn ich auf so viel Unterstützung blicke, dann macht mich das sehr glücklich.
Danke.
Als ich in der Flughafenhalle ankam und sah, dass ein Inder unablässig damit beschäftigt war, die Koffer der Reisenden auf ein Laufband zu stellen, damit sie von einem Scangerät durchleuchtet werden konnten, wusste ich, dass ich in Dubai einen Job finden würde. Damals dachte ich mir: Wenn die Flughafenbehörde extra jemanden einstellt, der nur diese eine Aufgabe zu erledigen hat, werde ich sicher auch etwas finden! Das beruhigte mich sehr, und all meine Sorgen, die mich noch während des Flugs beschäftigt hatten, waren mit einem Mal wie weggeblasen.
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Verwundert blickte ich auf die Menschen, die sämtlichen Nationen anzugehören schienen und überall auf den Gängen und in den Wartesälen auf dem Fußboden saßen oder auf den Bänken schliefen. Offensichtlich warteten sie auf ihre Anschlussflüge, nachdem sie schon eine lange Reise hinter sich hatten. Lange musste ich laufen, bis ich in die riesige Halle kam, wo Hunderte von Menschen in langen Schlangen die Passkontrolle erwarteten.
Die Wüste von Dubai hatte ich mir wunderschön vorgestellt, mit ausgedehnten goldgelben Sanddünen, aus denen die Stadt aus Hochhäusern aufragt, jedes einzelne Gebäude durch Straßen mit einem anderen verbunden. Von oben hätte man einen unendlichen Blick auf ein flimmerndes Gelb und den blauen Ozean. Als wir den Flughafen hinter uns ließen, sah ich statt der Wüste Palmen und Blumen zwischen verschlungenen Highways mit langen Schlangen von lärmenden Autos, die uns daran hinderten, schnell in unser Hotel zu kommen.
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Draußen herrschte eine so hohe Luftfeuchtigkeit, dass ich kaum atmen konnte. Und um mich herum schienen nur Baustellen und Kräne zu sein. Nirgendwo mehr etwas von dem Glamour und dem Glanz, den ich überall erwartet hatte. Ich fühlte mich verwirrt.
Gaby Barton
Mein erstes Buch sollte eigentlich eine Kriminalgeschichte werden. Als begeisterte Krimi- und Harry-Potter-Leserin hatte ich in meinem ersten Sommer 2005 in Dubai diese Idee verfolgt.
Eine Kriminalgeschichte in einer Stadt, die weltweit als eine der sichersten gilt? Diese Idee fand ich faszinierend. Leider musste ich die Erfahrung machen, dass in meinem Leben immer die Dinge am faszinierendsten sind, deren Realisierung mich vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Nach ersten Gesprächen mit Polizeibeamten merkte ich schnell, wie viel ich für eine Kriminalgeschichte hätte recherchieren müssen, doch dazu fehlte mir die Zeit. Der Herbst nahte und mit ihm ein internationales Architekturprojekt, dem ich beratend zur Seite stand. Wer in dieser Stadt aktiv ist, hat in der Regel nicht viel Zeit, sich um andere Dinge als um seinen ›Job‹ zu kümmern.
In den letzten achtzehn Jahren war ich in Europa als Unternehmerin, Interimsmanagerin, Beraterin und Coach tätig. In Deutschland zuletzt in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem programmatischen Namen ›Lösungsbüro‹, was leider nicht die Entwicklung nahm, die wir angestrebt hatten: Spannende Beratungsprojekte in den neuen EU-Ländern und eine innovative Messe wollten einfach nicht aus den Hufen kommen. Der Anlass, sich nach Dubai zu orientieren, war ein Artikel im Handelsblatt. Fünf Monate später war ich dort. Nun ja, schließlich hatte es in meinem Leben schon mehrmals Brüche und unbekannte Wege gegeben. Meine Lust an neuen Erfahrungen und mein Wunsch, mein Wissen einzubringen und ›mitzumischen‹, da wo es um Visionäres oder noch nicht da Gewesenes geht, die nehmen nie ab.
Und Dubai bietet eine tolle Geschichte, die mich fasziniert und inspiriert: Dynamik, Zukunftsorientierung, visionäres Denken, Menschen aus aller Welt, Wohlstand, neue Erfahrungen, moderne und Hochhausarchitektur, Sonne und Meer. Als Kommunikationswissenschaftlerin ist es für mich immer noch beeindruckend, wie exzellent sich Dubai als inspirierende Marke inszeniert. Lehrbuchhaft. Ich fragte mich, was hinter dem Zeichen und seinen tausendfachen Abbildungen in den Medien steht. Wie geht es denen, die wie ich angezogen wurden von der Magie der Marke? Mein psychologisches und interkulturelles Interesse versuchte, in Gesprächen mit anderen, die aus der westlichen Kultur nach Dubai gekommen waren, Antworten zu finden. Haben wir alle etwas gemein? Wollen wir dort dabei sein, wo Zukunft passiert und Geschichte geschrieben wird? Oder nur partizipieren am neuen Wohlstand einer Region? Kann Dubai sein Versprechen erfüllen? Was ist mit unseren eigenen Träumen? Dreht sich alles nur ums Geld? Können diejenigen daheim von uns anderen und unseren persönlichen Erfahrungen in der fremden Kultur profitieren und etwas lernen?
Aus vielen, natürlich auch widersprüchlichen Informationen sind nun diese fiktiven Kurzgeschichten gestaltet, die, so hoffe ich, spannend für Sie zu lesen sind. Wie Sie sicher schon feststellen, nehme ich mich selber aus meiner humorvollen Beschreibung der Sachverhalte nicht aus. Gleichzeitig findet derjenige, der sich aufmachen will in die Vereinigten Arabischen Emirate, wertvolle Hinweise und Tipps für erfolgreiches Agieren in einer fremden Kultur.
Beim Schreiben gab es immer wieder Rückschläge. Die Arbeit als Autor, so musste ich erfahren, erfordert viel Disziplin und Hartnäckigkeit, wobei mir allerdings zugutekam, dass ich ein Ausbund an Hartnäckigkeit bin, wie meine Freunde, Bekannte und Kunden mir oft bescheinigt haben. Ich hatte einen Monat Zeit, mich auf das Buch vorzubereiten. Anschließend folgten zwei Monate intensiver Arbeit von früh bis spät. Doch eine gute Vorbereitung und beharrlich und konsequent seinen Plan verfolgen, das ist wie überall und mit allem – erst recht hier in Dubai – der Schlüssel zum Erfolg, beruflich wie privat.
Mit einem starken inspirierenden Ziel vor Augen!
Jemand, der von Hartnäckigkeit mehr als nur ein Lied singen kann, ist Bodo, 55, Ingenieur und Architekt. Er teilt mir seine Erlebnisse mit, und diese habe ich dann in eine fiktive Erzählung verwandelt. Das ist mein Gestaltungsprinzip hier in diesem Buch: Wahre Information eingepackt in fiktive, unterhaltsame Kurzgeschichten, die zusammen ein Kaleidoskop ergeben von einer Stadt, in der es alles gleichzeitig nebeneinander zu geben scheint.
Das, was sich in Europa über Jahrhunderte vollzog, wird hier im Eiltempo durchlaufen hin zu einer Metropole, die sich auf allen Ebenen an Weltstandards orientiert.
Gaby Barton & Bodo, 55 Jahre, Ingenieur und Architekt
Ich besuche Bodo in seinem Büro im dreiunddreißigsten Stockwerk des Spring Towers an der Sheik Zayed Road. Nachdem mich eine freundliche Rezeptionistin in sein persönliches Büro geführt hat, einem Eckraum mit zwei großen Bodenfenstern, bleibe ich zunächst nur erstaunt stehen. Unglaublich, schießt es mir durch den Kopf, solch eine Aussicht bekommst du nicht jeden Tag zu sehen. Tief unter mir schieben sich die Fahrzeuge wie Spielzeugautos über winzige Straßen. Ferner sehe ich das neu entstehende ›Manhattan von Dubai‹ mit dem Bauskelett des Turms Burj Dubai, der jetzt schon viel höher sein muss als dieser Tower hier. Nur seine Baukräne wirken klein aus dieser Höhe. Als ich einen Anflug von Schwindel verspüre, trete ich schnell zurück.
Erst jetzt finde ich Zeit, mich umzuschauen. Der riesige Raum quillt über von diversen Metallobjekten. Von der Decke hängt eine lange, silbern glänzende Spirale, in einer Ecke steht eine große Säule aus einem Gitternetz.
»Starre Metalle zu beweglichen, eleganten Objekten umzugestalten ist seit jeher mein Hobby«, erklärt Bodo, als er meine Blicke sieht.
Seine Rezeptionistin bringt uns den obligatorischen Kaffee, den wir aus Bechern – natürlich ebenfalls aus Metall – schlürfen. Ich schaue Bodo skeptisch an.
»Die Tassen sind mit einer speziellen Metalllegierung beschichtet«, erklärt er, um meiner unausgesprochenen Frage zuvorzukommen, »du verbrennst dir nicht die Finger, aber der Kaffee bleibt stundenlang warm.« »Genau das Richtige für die langen Meetings in Dubai«, sage ich lachend. Und setze meinen Becher auf dem Schreibtisch neben einem Modell des Airbus A380 ab.
»Und um meine Dubaigeschichte zu erfahren«, antwortet Bodo und beginnt postwendend: »Ich kam im Sommer 1998 mit dem Auftrag nach Dubai, den Bau eines mehrstöckigen Geschäfts für Bäder und Küchen zu entwerfen und mit einem Team umzusetzen. Für mich eigentlich nichts Besonderes, doch dieser Auftrag sollte der Start in ein neues Leben werden.« Er macht eine lange Pause.
Ich hatte für diese saudische Firma schon 1995 in Jeddah ein ähnliches Projekt geleitet. Dementsprechend zuversichtlich war ich, als man mich nach Dubai einlud. Überraschenderweise verfügte die Firma in dieser Stadt noch nicht einmal über ein richtiges Büro. Und das drittklassige Hotel, in dem man mich unterbrachte, schien nur von Prostituierten und Zombies bevölkert zu sein. Mein Zimmer war so klein, dass gerade einmal zwei Betten hineinpassten. Es gab keinen Schrank und keinen Schreibtisch. In Deutschland hätte man für eine Nacht in einem Zimmer wie diesem Schmerzensgeld bekommen, aber hier wurde von mir erwartet, darin sogar zu arbeiten. Also missbrauchte ich die durchgelegene Matratze als Schreibunterlage, kniete vor dem Bett und fertigte Architekturzeichnungen an.
Aus heutiger Sicht kann ich mich nur wundern, dass ich mir das angetan habe. Du musst wissen, ich hatte vor Dubai in meinem eigenen großräumigen Büro eine ganze Gruppe Mitarbeiter befehligt. Nicht einmal Studenten hätte ich einen solchen Arbeitsplatz zugemutet! Es war eine ganz neue Erfahrung für mich. Dennoch habe ich es in Kauf genommen, weil ich mich vom ersten Tag an in Dubai sehr wohl fühlte. Ich spürte förmlich die Chancen, die diese Stadt bot. Man musste sie nur ergreifen! Im Unterschied zu meinen Erfahrungen in Saudi-Arabien, wo ich extremen Zwängen unterworfen war, empfand ich das Leben hier als frei, obwohl mein finanzieller Spielraum allerdings sehr eingeengt war: Die saudische Firma befand sich ständig in Geldsorgen, das heißt, Materialien konnten nicht gekauft werden, Mitarbeiter wurden nicht pünktlich oder vollständig bezahlt, und überhaupt sparte man, wo es nur ging.
Nach ungefähr einem Jahr hatte ich die Nase voll und kündigte meinen Vertrag, da ich mir mittlerweile in Dubai die Selbstständigkeit zutraute, wobei mir meine vielen Kontakte ein gutes Fundament sein konnten.« In diesem Moment klingelt Bodos Telefon, aber er nimmt nicht ab, sondern stellt es auf leise.
»Als ich bei meinen Besuchen auf Baustellen entdeckte, dass manche Firmen nicht einmal simple Treppen bauen konnten, sah ich die Marktlücke im Stahlbau direkt vor mir, die mir schnelles Wachstum verschaffen würde. Ich hatte ja einen breiten Erfahrungshintergrund mit Materialien, Techniken und Statiken. Mir war klar, dass ich für meine eigene Firma in Dubai einen lokalen finanzstarken Sponsor brauchte, den ich dann auch bald durch einen Bekannten kennenlernen sollte. In der Folgezeit erlebte ich den gesetzten Mann mittleren Alters als gewieften Geschäftsmann, der immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um Geld verdienen zu können. Auf jeden Fall kam er mir wie ein Sechser im Lotto vor, gerade wegen seiner sehr guten Verbindungen.
Ich war mit 220.000 DM nach Dubai gekommen, die ich als ein Mann der Tat nun einsetzte, um gemeinsam mit dem Sponsor ein Geschäft zur Stahlverarbeitung zu eröffnen. Nachdem der Sponsor sein Okay gegeben hatte, stellte ich sofort zwei Ingenieure ein, die die notwendige Marktforschung betreiben und die ersten Aufträge an Land ziehen sollten, sodass ich nach drei Monaten mit etwa 2,5 Millionen Dirham Auftragswert sofort hätte anfangen können.
Der Sponsor zeigte sich sehr erfreut darüber und wir schlossen einen Vertrag vor dem Notar. Somit wurde ich Teilhaber mit 30 Prozent. Der Sponsor erklärte mir, dass seine Position eben 70 Prozent wert sei. Ich fand das vollkommen in Ordnung, schließlich stellen 30 Prozent bei Millionenumsätzen eine Summe dar, mit der man gut leben kann. Bald fand ich eine geeignete Werkstatt, die wir anmieteten, und die Leute standen in den Startlöchern.«
Bodo blättert in einem Notizbuch. »Ah, da! Der Name unserer Firma hieß auf Arabisch Al Nukta Khamsa mit der Endung German - Steel Engineering. Ich überließ die Namensfindung nicht meinem Sponsor, weil ich unbedingt einen passenden Namen für meine Firma haben wollte, und nicht so etwas Blumiges wie ›Golden Desert Construction‹ oder so ähnlich.«
»Ja, die Namensgebung ist hier oft fantasievoll …« Bodos Handy blinkt schon zum dritten Mal und kündigt einen Anruf an, den er erneut ignoriert.
»Unsere Firma konnte erst registriert werden, wenn uns der Vermieter der Werkstatt eine Bescheinigung ausstellte, dass er seine Abgaben an das Government für Real Estate entrichtet hatte. Was übrigens, wie wir später herausfanden, nicht der Fall war. Seine Rückstände beliefen sich auf 40.000 Dirham, die er nicht zahlen konnte, obwohl wir einen Vertrag mit ihm abgeschlossen hatten und die Zahlungen unsererseits längst getätigt worden waren. Zudem hatte ich schon Umbauten an der etwa 500 Quadratmeter großen Werkstatt vorgenommen, denn ich wollte keine Zeit verlieren. Auf unser drängendes Nachfragen erfuhren wir schließlich von dem Malheur mit den nicht entrichteten Abgaben. Und so war unser Firmenvertrag nicht registrierbar.
Mein Supersponsor geriet daraufhin dermaßen in Wut, dass er sich von einem Tag auf den anderen entschloss, den Vertrag mit mir platzen zu lassen. Mein German Steel Engineering war gestorben!
Ein riesiger Schock, wie du dir vorstellen kannst. Meine ganze Energie hatte ich nur auf das eine Ziel ausgerichtet: nämlich eine eigene Firma in Dubai zu gründen, und nun musste ich die Ingenieure entlassen, die für mich gearbeitet hatten. Obwohl die Schuld nicht bei mir lag, fiel es auf mich zurück. Alle waren sauer auf mich. Ich selbst hatte in Aussicht auf dieses solide erscheinende Geschäft schon viele Verpflichtungen übernommen. Sicher, die Zusammenarbeit mit dem Vermieter musste beendet werden, aber es ist mir bis heute ein Rätsel, warum mein Sponsor auch mit mir nicht mehr weitermachen wollte. Heute denke ich, dass er sich wahrscheinlich von Anfang an geärgert hat, dass ich ihn bei der Wahl des Firmennamens zu wenig einbezogen hatte.«
Bodo sieht auf seinem Handydisplay offenbar einen wichtigen Anrufer, und dieses Mal nimmt er ihn an.
Nach Beendigung des Gesprächs fährt er fort: »Das war ein schwieriger Moment. Mein Geld war für Marktforschung, Auftragsakquisition und Werkstatteinrichtung draufgegangen, ich hatte 2,5 Millionen an Aufträgen in der Hand, aber ohne Firmenregistrierung überhaupt keine Möglichkeit, mit der Arbeit anzufangen. Wie paralysiert dämmerte es mir langsam, dass ich pleite war!«
»Konntest du keine neuen Sponsoren finden? Die Auftragsbestätigungen waren doch bestimmt auch etwas wert.«
»Du hast recht. Heute denke ich, dass ich damals die Flinte zu schnell ins Korn geworfen habe, aber ich bin eben Techniker und Designer und kein Geschäftsmann. Ich war es gewohnt, ein funktionierendes Büro um mich zu haben, in dem sich andere um rechtliche und organisatorische Dinge kümmern. Um Geld hatte ich mir auch nie Sorgen machen müssen. Meine Schwierigkeiten kamen vor allem dadurch zustande, dass ich mir nicht vorstellen konnte, was sich mir alles an Hindernissen in den Weg stellen würde. Ich war schlichtweg überfordert. Und auf eine Entschädigung zu hoffen war völlig abwegig. Ich hatte nicht die geringste Chance, irgendetwas einzuklagen, denn die Reaktion des Sponsors, die Brocken hinzuschmeißen, stand ihm durchaus zu. Während ich mich verpflichtet hatte, die Kosten für die Marktstudie und die Marktentwicklung zu übernehmen, wollte er die Kosten für die Firmengründung tragen. Er hatte das Glück gehabt, dass er seine Investition zurückfordern konnte. Im Gegensatz zu mir.«
»Nach der Enttäuschung bist du sicher erst einmal nach Deutschland zurückgekehrt?«, wollte ich wissen.
»Nein, das kam überhaupt nicht infrage. Ich hatte über viele Jahre gespürt, dass ich Deutschland verlassen musste, um etwas wirklich Eigenes zu erschaffen, etwas, was Bedeutung und Bestand hat. Außerdem hatte ich alles meiner Exfrau und den Kindern überlassen, die großzügige Wohnetage in einer Seitenstraße am Englischen Garten in München, die Antiquitätensammlung. Sollte ich jetzt als Loser an deren Tür klopfen? Niemals! Aber es sollte noch schlimmer kommen!« Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, der tatsächlich noch immer warm war und noch wie frisch gebrüht schmeckte.
»Meine zweite Erfahrung mit einer eigenen Firma war auch eine der besonderen Art. Nach einem weiteren Jahr harter Arbeit hatte ich mich finanziell wieder so weit berappelt, dass ich eine neue Firma mit dem wunderschönen Namen Credo gründen konnte, ja Credo Steel Design. Ich hatte einen englischen Partner, der mich an einen Sponsor vermitteln konnte. Letzterer blieb wie üblich wieder Haupteigentümer der Firma. Mit seinen 51 Prozent gehörte ihm immer das letzte Wort.
Am Anfang lief es überraschend gut. Wir bekamen schnell Aufträge, stiegen sogar in große Projekte ein. Doch dann ging es los: Den ersten Rückschlag mussten wir hinnehmen, als wir ein Projekt über die Firma eines Freundes meines englischen Partners abwickelten. Wie sich herausstellte - leider erst zu spät für uns -, steckte dieser Freund in großen finanziellen Schwierigkeiten, sodass wir für unsere geleistete Arbeit leer ausgegangen sind. Doch auch sonst schien irgendwie nie Geld auf unserem Firmenkonto zu sein.«
»Wie am Anfang mit der Firma aus Saudi-Arabien!«
»Ja, genau. Nach neun Monaten stellte ich mir zum ersten Mal die Frage nach den Gründen. Das Team und ich arbeiteten Tag und Nacht. Ich war für die technische Abwicklung zuständig, hatte also keine Kontrolle über die Geldflüsse. Nach meinen Berechnungen musste nichtsdestotrotz ausreichend Geld vorhanden sein. Dann kam heraus, dass mein englischer Partner in Saus und Braus lebte und allen Profit für sich abzweigte. Das restliche Team hielt er mit der Aussage »Wir haben noch nicht genügend Geld eingenommen!« knapp.
Im Gegenteil, die Firma saß sogar auf reichlich unbezahlten Rechnungen. Der Engländer hatte sehr trickreich Kosten erfunden, ohne dass diese tatsächlich aufgetreten waren, und Rechnungen von Scheinfirmen an uns ausgestellt. Die Belege sahen perfekt aus. Nach außen hin wirkte alles glaubwürdig. Doch sie hielten meinen intensiven Überprüfungen nicht stand, denn dadurch, dass ich mit allen technischen Details vertraut war, konnte ich genau nachvollziehen, welche Ausgaben tatsächlich für Material und Arbeit angefallen waren.
Mein Partner hatte auf meine Unkenntnis in Sachen Buchhaltung gehofft, was ja auch stimmte, aber als kreativer Techniker bin ich es gewohnt, bis ins kleinste Detail zu analysieren. Ich versuchte daraufhin, mich gütlich mit ihm zu einigen, bot ihm an, dass ich ihn nicht anzeige, wenn er mir die Firma alleine überlassen würde. Schließlich willigte er ein.
Nach drei Monaten harter Arbeit stand meine Firma endlich schuldenfrei da. Weil sie nun inzwischen ein Jahr alt war, musste die Geschäftslizenz erneuert werden. Ich hatte dazu alle möglichen Dokumente, wie einen gültigen Mietvertrag sowie Unterlagen über die Arbeitnehmer, dem Wirtschaftsministerium vorzulegen. Erstaunt stellte ich fest, dass acht Leute als Arbeitnehmer in unseren Unterlagen auftauchten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Mein Verdacht fiel natürlich sofort auf den Engländer, aber diesmal steckte mein Sponsor dahinter. Er hatte diese Leute eingestellt, die nur für ihn arbeiteten. Ich als General Manager stand für jeden einzelnen Mitarbeiter der Firma in der Verantwortung. Dass ich nun von einigen nichts wusste, empörte mich. ...
Entsprechend aufgebracht stellte ich meinen Sponsor zur Rede.«
»Davon kann dieser sicher nicht angetan gewesen sein, oder?«
»Nein, und ich hätte mir meine Worte auch besser überlegen sollen. Kühl sagte er mir, dass ich gerne gehen könne, wenn es mir nicht passen würde, denn schließlich gehöre die Firma ja ihm. Und wenn er jetzt so darüber nachdachte, sei es wohl besser, ich würde sofort gehen und nicht mehr wiederkommen.
Ich war sprachlos, zumal er es todernst gemeint hatte. Bereits am nächsten Morgen passte mein Schlüssel nicht mehr in das Türschloss. Ich befand mich mit einem Mal draußen. Meine Hoffnung, dass er mich wenigsten brauchen würde, um die Verpflichtungen der Projekte erfüllen zu können, platzte zwei Tage später.
Der Freund des Engländers, derjenige also, dem die Firma ihren ersten Verlust zu verdanken hatte, saß plötzlich in meinem Sessel. Ich konnte noch nicht einmal meine persönlichen Sachen zurückbekommen. Mein Autoschlüssel, meine persönlichen Aufzeichnungen, meine Bücher und das Material, das ich mit viel Aufwand zusammengestellt hatte, alles war verloren. Was ich hingegen behalten durfte, waren meine Bürgschaften für die noch laufenden Kredite. So musste ich mit 350.000 Dirham Schulden, ohne Auto und Computer und ohne die Daten der in den letzten Jahren hart erarbeiteten Kontakte wieder von vorne anfangen. Dieses Mal aber nicht bei null, sondern mit finanziellem Minus.«
Wir beide schweigen eine Weile, während Bodo nachdenklich sein Handydisplay kontrolliert.