Stop Expo - In Dubai City of Events - Gaby Barton - E-Book

Stop Expo - In Dubai City of Events E-Book

Gaby Barton

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  • Herausgeber: Gaby Barton
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Was ist das schlimmste Szenario ... Dass die größte Weltausstellung aller Zeiten in die Luft gesprengt wird ODER dass Ihr Liebster ermordet wird? Hekate Schmidts 3. Fall in Dubai ist ihr persönlichster, der sie zurückwirft in die dunkelste Zeit. Die DubaiExpo schien der perfekte Anlass, um ihre heimliche Liebe wiederzusehen. Als ihr Freund Opfer eines Anschlages geworden ist, da sinnt sie nach Aufklärung und hat doch keine Ahnung, was Polizei und Behörden wissen. Viele kommen in Frage, die die internationale Aufmerksamkeit an diesem Megaevent für andere Zwecke nutzen wollen. Auch Hekate wird attraktiv für die Gegenspieler. Bis einer entscheidet: "Jetzt ist Schluss für dich." .............................................................................................. Die Kriminalgeschichte führt in die DubaiExpo2020 und gibt parallel einen Einblick in die Ausstellung und ihrem wirtschaftlichen wie politischen Kontext. Zeigt Facetten des modernen Dubai inklusive Geschichte und Wüstenkultur. Von einer Dubai-Insiderin geschrieben. Alle 3 Titel der Dubai-Krimireihe liefern Unterhaltung vor realer Kulisse und sind unabhängig lesbar. Es gibt Rätsel und Fragen bis zum Schluss, schwierige Beziehungen, gegensätzliche Charaktere und Interessen. Besonders für Fans von Regional Krimis oder mit Interesse an Dubai. Rätselhafte Vorgänge mit Bezug zu einem schillernden Ort und Mega-Event, aus der Sicht einer vielschichtigen Frauenfigur als Ermittlerin.:

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Stop Expoin Dubai City of Events

 

 

 

 

3. Fall der Hekate Schmidt in Dubai

 

Roman von Gaby Barton

 

 

Impressum

© 2021/22 Gabriele (Gaby) Barton, www.gabybarton.com

 

Design & Korrektorat © www.bbestpartner.net

 

 

E-Book Formate erhältlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlegers/Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorbemerkung

Der Roman ist inspiriert von der Weltausstellung, Expo2020 in Dubai. Durch die Pandemie wurde der Start um ein Jahr auf den 1. Oktober 2021 verschoben. Solch ein Großprojekt, an dem sich um die 200 Länder und Organisationen mit Pavillons und Aktivitäten beteiligen, liefert naturgemäß viel Stoff für eine spannende Geschichte. Damit wird die Krimireihe mit Hekate als eine Trilogie abgeschlossen.

Wie bei den anderen beiden Titeln ist die gesamte Geschichte aus der Sicht der Ermittlerin erzählt. Eine spannende Lektüre vorzulegen, mit der man ›vom Sofa‹ aus auf Reise geht. Anhand dessen man Lust bekommt, das reale Dubai und die Emirate einmal zu besuchen.

Alle Ähnlichkeiten zu Namen und lebenden Personen sind zufällig und somit nicht von mir beabsichtigt. Das Erzählte lässt keinen Rückschluss auf die tatsächlichen Verhältnisse in Dubai und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu. Ebenfalls will der Roman nicht die Menschen dort charakterisieren. Die Details der Pavillons treffen größtenteils zu, die Vorgänge auf der Expo sind fiktiv.

Tipp: Schauen Sie sich die Videos zur Expo an. Links hinten.

Die Erwähnung von Firmen- oder Markennamen hat keinen realen Bezug und stellt weder eine Werbung noch eine Bewertung dar.

 

 

 

 

Der Tod wird einen Menschen nicht heimsuchen, selbst wenn eine Hungersnot herrscht, solange er das hat:

Einen Ghaf, eine Ziege und ein Kamel

Die drei zusammen werden einen Menschen selbst unter den schwierigsten Bedingungen ernähren.«

- Arabischer unbekannter Autor -

Prolog

Nein Sitzen war nicht angesagt, auf einem roten Teppich stand man. Covid konform in Distanz. Sie hatte das Gefühl auf einem super weichen, satten Rasen zu stehen und wippte auf und ab. Nur dass er eben nicht grün war.

Auch sonst die Szenerie großartig. Wie sie sich spiegelten. Die Sonnenstrahlen ebenfalls tausendfach gebrochen.

 

»...die Besucher eingeladen, miteinander und mit ihrem Spiegelbild im riesigen Spiegel zu interagieren, bevor sie die Höhle betreten, die sie in das Nebelmeer führt ...«

Nebelmeer? Ihre Füße fühlten sich schon feucht an. Geschwitzt? Nein, ihre Schuhe waren feucht. Nass. Sie schaute an sich herunter. Und erschrak. Ihre beigefarbenen Leinenschuhe nun knallrot, sie stand in einer ... roten Lache. Die junge Frau neben ihr kreischte und zeigte entsetzt auf ihre Beine. Ein breiter Saum Kates überlanger Hosenbeine färbte sich gerade von weiß zu rot, während das Rote aus der Tiefe sanft nach oben plätscherte und sie tiefer einsank.

»Blut.« Die Frau neben ihr trat panisch zur Seite.

»Ja überall Blut.«

»Wirklich Blut?«

»Wo kommt das her?«

»Das kann doch nicht sein?«

»Meine Schuhe auch.«

»Iih, meine ...«

Innerhalb von Sekunden brach Chaos aus und die Gruppe der sittsam Stehenden löste sich komplett auf. Stob auseinander. Weg vom Teppich. Einige besannen sich auf ihren beruflichen Auftrag und kamen zurück für ein Video oder Fotos der Szenerie.

 

Sie stand immer noch wie festgenagelt, blickte auf ihre Schuhe, bückte sich und tauchte ihren Finger ein in die Flüssigkeit. Roch daran ... Ein leichter Blutgeruch ekelte sie ... Schlagartig stand sie wieder im Badezimmer, vor sich die Blutlache auf weißen Fliesen ... Der alte Horror ... schwindelte sie. Sie spürte, wie jemand sie packte, bevor sie zu Boden ging. Vor ihren Augen: »Ben!« Sie atmete heftig.

Irritiert sah sie sich umringt von einigen der Journalisten, zwei in der Hocke, aus dem besten Winkel Videos von ihren gefährlich aussehenden roten Schuhen und den Hosenbeinen zu machen. Das ideale Horror Motiv. Sie sah sich eingekesselt von auf sie gerichtete Handys und Camcorder ... es fröstelte sie. Ihr war hundeelend. Sie schüttelte abwehrend den Kopf.

 

Plötzlich über ihnen ein schnelles Anschwellen eines Zischen, so als wenn ein riesiger Insektenschwarm in der Luft wäre. Alle drehten ihre Köpfe in den Himmel. In einigen Metern Höhe brauste eine Art dicker Käfer über sie hinweg. Kate duckte sich instinktiv. Im nächsten Moment standen sie in einem Meer von dunkelroten Zetteln. Zuerst griff nur einer vorsichtig, dann grapschte jeder danach. Auch Kate fing zwei von diesen Papierschnitzeln, die an ihrem Sonnenschirm vorbei segeln wollten ...

 

»Stop Expo oder die Bombe platzt«

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 20 bis Tag -5

Bezogen auf das Eröffnungsdatum

DubaiExpo 1. Oktober 21

 

Im Roman sind einige Themenpavillons der Expo, die zu übergeordneten Themen aufgebaut worden sind, schon vorab für Besucher zugänglich.

 

Tag 20 – Entscheidung

»Nein.«

»Du bekommst alles bezahlt.«

»Vergiss es.«

»Du kannst uns damit helfen«

Puh auch das noch, jetzt auf die Moralische ...

»Also…?«

»Ich überlege es mir …«

»Das finde ich gut … bis wann?«

»Morgen, ok?«

»Lass mich nicht im Stich Hekate, ich habe mich schon bei meinem Chef ins Zeug gelegt für dich. Der hält eigentlich nichts davon Personen ohne journalistischen Hintergrund mit einzubeziehen ...«

»Warum also ich? Linda, du weißt doch, bin überhaupt kein Schreibtyp …«

»Du und ich wir arbeiten direkt zusammen, das habe ich auch meinem Chef garantiert, keinen Abstrich an der Qualität. Du lieferst, ich setze um. Es gehen natürlich auch live Interviews, stellen wir auf unsere Webseite. Neben Geschichten von hinter den Kulissen der Expo kann ein weiterer Aufhänger sein, die vielen, die jetzt wegen der Covid Situation in Deutschland nach Dubai auswandern wollen. Nicht nur die sogenannten Influencer. Darüber wurde ja schon berichtet. Du weißt, die, die angelockt werden von diesen super Konditionen für ein Freelance Visum. Aber da gibt’s ja noch mehr. Dubai scheint ja die Niederlassung enorm einfach zu machen. Selbst für Rentner.«

»Wohlhabende Pensionäre sind eher gemeint.«

“Aber wie sieht’s denn konkret aus? Zwar keine Steuern zahlen aber doch sonst viele Gebühren … So ein kleiner Reality-Check, mit persönlichen Stories könnte was hergeben ...

Wir brauchen steigende Abonnenten, sonst können wir einpacken und ich habe keinen Job mehr.«

»Du kennst doch die Situation der Medien«, schob ihre Freundin Linda hinterher.

»Deswegen gibt es doch sicher hunderte freiberufliche Journalisten, die ihr da für ein paar Wochen beauftragen könnt …«

»Du kennst dich aus und wir brauchen Inhalt, der uns unterscheidet, ein bisschen investigativ, was die anderen übersehen … Das traue ich vor allem einer Privatermittlerin …«

»Ex-Privat…«

»Ex-Privatermittlerin Hekate zu, Außergewöhn- liches zu entdecken.«

»Außerdem …«

»Was? ... Lass die alten Geschichten ruhen, ja.« Schob Kate heftiger hinterher, als sie beabsichtigt hatte.

….

»Also bis maximal morgen bitte.«

»Versprochen.«

Sie presste heftig auf das Telefonsymbol und pfefferte das Gerät aufs Sofa. Auf die Wohnzimmerscheibe trommelte der Regen. Sie schaute raus in den nassen Hinterhof der Charlottenburger Wohnung. Grau kroch durch das Fenster. Auch der August war kein Sommer.

Ja ja, es ging der Zeitungsbranche schlecht. Linda hatte öfter darüber gesprochen, wie schwierig es war auf den online Seiten Abonnenten zu bekommen. Es gibt einfach zu viel freien Content, hatte sie erklärt. Die Leser akzeptieren nicht, dass sie für Berichte was zahlen sollen.

Sie machte Licht an, tigerte im Raum auf und ab.

...

Und jetzt ... Sie sollte Linda dankbar sein. Sofort ja sagen, sich freuen über diese Gelegenheit.Dunkle Knopfaugen unter schwarzen, dicken Augenbrauen blickten sie wütend aus dem Spiegel an. Sie stoppte ihren Schritt und zwang sich, zurückzuschauen.

Farbe bekennen. Vor den Träumen nicht mehr weglaufen. Endgültig. Dieses Angebot kam ihr im Grunde sehr gelegen. Und ließ keinen Ausweg mehr. Wie 2020 noch mit Covid.

Dennoch warst du enttäuscht, als die Tourismusbörse in Berlin abgesagt wurde ... und warum hattest du es so eilig, Impfungen zu bekommen. Genau wegen dem, du wolltest reisen. Nach Dubai. Also. Sie zeigte den Stinkefinger. Auf gehts. Jetzt kannst du dich hinter einem offiziellen Auftrag verstecken ...

Sie rief zurück, bevor sie wieder wankelmütig wurde.

»O. k. Linda, könnt auf mich rechnen. Ich will aber kein Honorar. Ich mach’s ... Für dich. Investiert das Geld in eure Zeitung.«

 

Kate holte tief Luft und schloss die Augen: Dubai.

Seit es wegen der Expo mehr in den Medien war und definitiv, seit ihre Freundin angerufen hatte und über die kommende Dubai Expo gesprochen hatte, da war wieder die Erinnerung an diese magische Nacht, am Ende des kleinen Spaziergangs auf dem Wüstenhügel. Und die dunklen sanften Augen. Die sie oft durch ihre Träume begleiteten. Viel mehr als ... Doch da machte sich jetzt etwas anderes breit ... Schweißperlen auf der Stirn. Ihr Herz fing an zu klopfen. War es nicht viel zu spät?

Linda holte sie aus ihren Gefühlen zurück.

 

»Hallo Heka, bist du noch da? Hab ich richtig gehört, ohne Honorar willst du ...?«

»Ja, ja. ... Mamas Erbe versorgt mich. Aber keine Sorge, wenn ich sage, ich machs, dann geh ich das professionell an. Als Motivation brauchte ich noch nie Geld.« Außerdem war da noch Chrissis Versicherung, sie konnte ein ganzes Jahr in der Welt herumreisen, ohne ...

»Ja das wollte ich nicht anzweifeln. Ist natürlich toll für uns.«

 

Toll. Kate schweifte ab zu hellgelben Blütensternen und einem Mond vor dem inneren Auge.

Toll. Ihr wurde mulmig.

»Yalla, yalla ...«

Sie sprang vom Laufband, griff ihr Handtuch und eilte zur Ladestation vom Handy. »Schmidt.«

»Hi Heka, du bist jetzt beim Expo Media Centre als Journalistin angemeldet. Du bekommst auch ein vorübergehendes Visum für die Zeit der Expo.«

»Wow, das ging ja schnell.«

»Ja, die wollen dass viele Journalisten kommen und berichten, desto mehr Aufmerksamkeit für die Weltausstellung ... Ich leite dir die Mail weiter mit den Infos. Dann weißt du, was du tun musst nach deiner Ankunft. Du kannst sogar das Expo Medienzentrum nutzen. Sicher nützlich, da unten ein paar Kollegen kennen zu lernen.«

»Einen habe ich ja letztes Mal kennengelernt, Ben von ... 7-Days, glaube ich, hieß das Blatt. Er ist zwar eine schräge Type, aber hilfsbereit. Wenn er noch da ist und da arbeitet ...?«

 

Mit den Erinnerungen an Ben blieb sie noch eine Weile am Sideboard stehen ... Bis sie sich plötzlich bewusst wahrnahm im langen Spiegel.

Sie machte ein paar Kick-Bewegungen mit den Füßen und Fäusten. Strich zufrieden über den flachen Bauch. Reckte die 1, 60 und schüttelte den Kopf. Hüfte und Po blieben ausladend, da hatte sie sich mit abgefunden.

Auf jeden Fall brauche ich ein Hotel mit Fitnessraum. Bloß nicht mehr wie eine Tonne rumlaufen ...

Mit einem Seufzen ging sie mit ihrem Gesicht näher an den Spiegel und zupfte an den wuscheligen, dunklen Haaren, die verklebt und wirr von ihrem Kopf abstanden. Einzelne silbrige Fäden zwischen dem Schwarz.

Nein. Die lass ich so. Sonst erkennt er mich gar nicht mehr.

»Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich.« Sie spitzte die Lippen zu einem Kussmund. Die alte Abenteuerlust war wieder da. Und was sich nach Schmetterlingen im Bauch an fühlte. Anders konnte sie ihre leichte Euphorie nicht erklären.

 

Plötzlich war es ihr wie gestern. In den Sportklamotten eilte sie zur Ecke, wo der Koffer, mit dem sie zuletzt in Dubai war, stand. Unbeachtet all die Jahre und voll eingestaubt.

Ohne den Koffer erst zu reinigen, zippte sie hektisch den Deckel auf. Wie ein Geschenk, gierig den Inhalt zu sehen. Ihr altes Handy lag gleich zuoberst. Reagierte kurz auf ihren Tastendruck, bevor es erlosch.

O. k. ich gehe duschen, du bekommst deine Energie, ... verdammt, wo war der Adapter für die Steckdose? Hektisch wühlte sie im Koffer. Er musste drin sein. Wo sonst, nichts hatte sie gemacht, keine einzige Reise, wo sie den Adapter gebraucht hätte ...

Da. Mit Hochgefühl verband sie das Telefon mit dem Strom. Sie wusste, dass dort immer noch alle lokalen Telefonnummern von 2014 und 2015 steckten.

 

Nach dem Duschen hatte sie eine Anwandlung von Feierlichkeit. Goss sich ein Glas Rotwein ein, holte dazu die letzte Praline Noir, legte die Beine hoch. Scrollte langsam die Nummern durch und überließ sich noch mehr den Erinnerungen an die beiden Aufenthalte.

Und rief an. David, mein alter Partner. Ihr Herz klopfte bis in ihre Ohren. Zuerst sprach die Frauenstimme in Arabisch, dann wiederholte sie in Englisch: »Diese Rufnummer ist nicht in Betrieb.«

Sie versuchte Ben. Lauschte. Nichts. Tot.

Ihr wurde schlagartig klar, dass sechs Jahre verstrichen waren. Und die Pandemie. Die Emirate gehörten zu den 10 Staaten weltweit, die die am besten in Griff hatten. Aber auch dort hatte es Tote gegeben. David als Senior? Ben, der in seinem Beruf so viele Kontakte hatte?

Sie selber hatte so zurückgezogen gelebt, die Toten waren nur Statistik ... Ernüchterung machte sich breit. Alles würde ganz anders sein, als sie sich ausgemalt hatte. Oder? Bandaly mochte sie nicht mehr anrufen. Vielleicht morgen.

Am nächsten Tag erreichte sie die erste Einladung zu einer Pressekonferenz vom Büro der »Präsenz Schweiz«.

»Wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen am Swisspavillon. Genau zwei Wochen vor der offiziellen Eröffnung am 1. Oktober 21 rollen wir für Sie den roten Teppich aus, um Ihnen einen Eindruck zu geben, was die Besucher im Schweizer Pavillon erwartet ...«

Linda hat mal wieder schnelle Arbeit geleistet. Ok, Hekate, mahnte sie sich, Zeit, dich jetzt bereit für den Abflug zu machen. Zugesagt ist zugesagt.

 

Wenn ich niemanden erreiche, muss ich mich sonst informieren. Vor allem zu Covid. Sie dachte zurück an die Null-Toleranz Regeln, die bei Übertretung von offiziellen Gesetzen jeden sofort vom Flughafen weg ins Gefängnis bringen konnten. Nein danke. Einmal reichte ihr.

Sie suchte nach der Website vom Newsblättchen 7-Days ... Zwei Fliegen mit einer Klappe. Die rufe ich an und frage nach Ben ...

 

Oh. Statt der Webseite der Zeitung fand sie einen Bericht über das Blatt.

»Mit großer Trauer veröffentlichen wir heute am 22. Dezember 2016 unsere 3.140. Wochen-Ausgabe – die letzte der Zeitung 7-Days. Das Ende einer Ära… nach fast 14 Jahren ...«

Als Grund erklärte die Redakteurin bei Gulf News, dass das 7-Days Geschäftsmodell einer kostenlosen Wochenzeitung nicht mehr machbar gewesen sei.

Sie seufzte. Oh ja. Alles anders. Dubai die Dritte. Übermorgen der Flug. Was erwartete sie diesmal ... in dieser anderen Rolle als Journalistin ...

Tag 15 vor der Eröffnung

»Merken Sie sich, wo ich Sie absetze, Sie müssen die Rückfahrt vom selben Gate, also von diesem, antreten.« Damit zwinkerte der indische Fahrer den Fahrgästen freundlich zu.

Kate trat aus der Kühle des Busses in die strahlende Hitze. Der Asphalt der Bushaltestelle am Expo Gelände in Dubai schien zu dampfen. Sie blinzelte und zog schnell die dunkelblaue Sonnenbrille hervor.

Ihr hatte die Idee gefallen mit einem der modernen Expo Rider-Busse sich direkt zum Ausstellungsgelände, zum Eingang des Opportunity Areals fahren zu lassen. Ein extra für die Expo errichteter öffentlicher Busservice, kostenlos für die Besucher.

Die ihr wohlbekannte Metrolinie rot, die vom Nordosten am Flughafen vorbei bis in den Süden Dubais führte, hatte nun im Süden eine seitliche Ergänzung bekommen. Die führte nicht nur zur Expo, sondern ebenfalls zum neu entwickelten Veranstaltungs- und Messegelände, das am Kopfende der Expo lag.

 

Draußen auf dem Gehweg der Busstation standen in Abständen Guides mit Masken, erkennbar an den gelben Westen.

Es schienen nicht nur Journalisten unterwegs zum Gelände, sondern auch normale Besucher. Waren die Themen Pavillons schon geöffnet? Gegen Abend wollte sie einen ersten längeren Spaziergang über die Expo machen, wenn die heiße Sonne sich zurückgezogen hatte. Obwohl es erst auf 9 Uhr zuging, waren die Temperaturen schon 35 Grad. Sie hatte sich für ihren alten weißen Leinenanzug entschieden, den sie seit letztem Dubai Aufenthalt nicht mehr getragen hatte. Den zu weiten Hosenbund hatte sie vor Abreise an ihre schlankere Figur anpassen lassen. In dieser Morgenbrise flatterte der Stoff leicht und gab die erhoffte Kühlung. Sie hatte auf ihre beliebten Plateau Pumps verzichtet und den bequemen Sneakern, ebenfalls aus Leinen, den Vorzug gegeben. Fegte mit den Hosenbeinen sanft den Boden. Statt Sonnenhut war sie mit Sonnenschirm unterwegs.

 

Die Guides als Wegweiser waren hier eigentlich überflüssig, prangte doch in Richtung Eingang ein überdimensioniertes Expo2020 Objekt. Und das Gate selber war mit seinen 21 m Höhe auch nicht zu übersehen. Die Architektur hatte sie schon in einem YouTube Video bewundert.

Das Gate bildete eine riesige Eingangsschleuse mit einem weit geöffneten Tor zum Expo Gelände hin. Die gesamte Struktur war aus »Mashrabiya«, einer offenen Gitterstruktur, die am Abend offenbar golden funkelte. Sie als Architekturfan hatte da natürlich nachgelesen. Diese Struktur wurde in der arabischen Architektur als Kühltechnik verwandt. Und auch hier bestand das Gitter aus einem präzisen geometrischen Design, entsprechend der Tradition.

 

In der Mitte des Ganges blieb sie stehen, blinzelte nach oben. Es wirkte unglaublich schwer, massiv. Nicht wie aus leichter Kohlefaser. Beeindruckende Technologie.

 

Hinter dem Gate blickte sie direkt auf den Pavillon der Opportunity, der Chance. Ein Gebäude mit interessant nach oben verschachtelten, transparenten ... langen Stäben. Die eine große Plaza überdachten. Bevor es dahinter in das Innere gehen sollte.

 

Ok, erstmal durch den Sicherheitsbereich. Wie im Flughafen mussten alle Besucher einen abgespaltenen Weg gehen, vorbei an einem Häuschen. Den Impfausweis vorzeigen. Taschen durchleuchten lassen. Der Mann lächelte sie freundlich an, scannte ihre Karte. Maskenpflicht, klar. Wo nicht.

 

Dahinter, auf der Expo Plaza ließ sie die Szenerie auf sich wirken. Aus einem Foodtruck duftete frisch gebrühter Kaffee. Sie ging weiter ... Das gibt es doch nicht ... Ein alter VW-Bus umgebaut zu einer Livemusik Station, ein junger Mann wippte zu seinen jazzigen Rhythmen. Links glitzerte in der Sonne golden der China Pavillon, einer der größten auf der Expo ...

 

»Entschuldigung. Und wo bitte sind nun die Schweizer?«

Der junge Emirati, mit der orangenen Weste über seiner traditionellen, weißen Dishdascha als Guide gekennzeichnet, ging mit ihr ein paar Schritte in die Richtung.

Und da sah sie die ausgefallene kubische Architektur, inspiriert von Beduinenzelten. Der Schweizer Pavillon mit seiner riesigen trichterförmigen Spiegelfassade, die intensiv rot leuchtete durch den Teppich, der vor ihr lag. In der Tat, der rote Läufer war sehr groß, der da in das Innere des Pavillons, in die Schweizer sogenannte Kristallhöhle führen sollte.

Klar man wollte mit dem roten Teppich den Besuchern unwiderstehliche Gelegenheit für Fotos oder Selfies bieten. Auf dass sie die Präsenz Schweiz hundertfach in die Welt aussendeten.

Bin gespannt. Hoffe doch, dass wir auch rein können in die Kristallhöhle, muss ein toller Kontrast zum wahnsinnigen Licht hier draußen sein.

 

 

Vor dem Areal mit dem roten Teppich standen Müllkübel sowie ein Behältnis für Zigaretten. Davor zog ein dünner Mann heftig an seinem Stummel. Etwas zog sie an und sie ging auf diesen Mann zu. Um plötzlich die Erkenntnis zu haben: Das ist doch Ben.

»Ben von ehemals 7-Days? Bist du es?«

Er schaute sie irritiert an. Wollte gewohnheitsmäßig noch mal an seinem Stummel ziehen, warf ihn aber angeekelt in den Behälter. Das Wiedererkennen hatte klack gemacht.

»Frau Chefinspektor! Wieder im Lande auf großen Coup.«

Kate lachte und schüttelte den Kopf.

»Wie war noch mal dein Name ... He, he ... Ach ja Kate, die Kate, die berühmte Kate aus Deutschland.« Er machte einen förmlichen Diener.

»Nun lass mal gut sein, Ben.«

»Immerhin hast du mir damals ein Exklusivinterview gegeben, was sich bei mir als doch üppige Bonuszahlung ausgewirkt hatte. Leider konnte ich von dem Ruhm nur ein knappes Jahr noch ...

»Ja ich hab gelesen, 7-Days wurde eingestellt.«

Ben schaute sie betrübt an.

Er schien mehr als zehn Jahre gealtert. Die Gesichtshaut ungesund gerötet und faltig. Das ehemals blonde Haar ziemlich grau. Und er musste dünner geworden sein. Sein billiger Anzug, den er heute trug, hing überweit an ihm herunter. Sie war auch überrascht, dass er gar nicht so viel größer war wie sie mit ihren 1,60. Dass er nicht so fit aussieht, hat sicher was mit seinem exzessiven Rauchen und Kaffeetrinken zu tun, was ihr damals schon negativ ...

»Trotzdem, du bist noch hier. Für wen arbeitest du denn jetzt?«

»Offiziell oder inoffiziell?« Seine Betrübnis machte einem breiten Lächeln Platz und er rieb sich die Hände. Gerade als er weiter sprechen wollte, gab ein Security Mitarbeiter ihnen energisch Zeichen, aufs Teppich Areal zu kommen.

»Lass uns erst mal die PR Konferenz mitmachen. Bin nämlich temporär auch unter die Journalisten gegangen.«

»Eih, du bist immer für eine Überraschung gut.« Ben wollte sie abklatschen. Über diese Neuigkeit war er sichtlich erfreut.

»Wir können nachher noch mehr reden. Ich freue mich wirklich, dich hier zu sehen, ich hab schon versucht, dich anzurufen.«

»Jepp.« Jetzt zwinkerte er ihr fröhlich zu: »Willst wieder was wissen, was?«

»Immer.« Sie nickte und gemeinsam traten sie im geforderten Abstand auf den Teppich, wo jedem von ihnen ein Stehplatz zugewiesen wurde.

Nein Sitzen war nicht angesagt, auf einem roten Teppich stand man. Covid konform in Distanz. Sie hatte das Gefühl auf einem super weichen, satten Rasen zu stehen und wippte auf und ab. Nur dass er eben nicht grün war.

Auch sonst die Szenerie großartig. Wie sie sich spiegelten. Die Sonnenstrahlen ebenfalls tausendfach gebrochen.

 

»...die Besucher eingeladen, miteinander und mit ihrem Spiegelbild im riesigen Spiegel zu interagieren, bevor sie die Höhle betreten, die sie in das Nebelmeer führt ...«

Nebelmeer? Ihre Füße fühlten sich klamm an. Geschwitzt? Nein, ihre Schuhe waren feucht. Nass. Sie schaute an sich herunter. Und erschrak. Ihre beigefarbenen Leinenschuhe nun knallrot, sie stand in einer ... roten Lache. Die junge Frau neben ihr kreischte und zeigte entsetzt auf ihre Beine. Ein breiter Saum Kates überlanger Hosenbeine färbte sich gerade von weiß zu rot, während das Rote aus der Tiefe sanft nach oben plätscherte und sie tiefer einsank.

»Blut.« Die Frau neben ihr trat panisch zur Seite.

»Ja überall Blut.«

»Wirklich Blut?«

»Wo kommt das her?«

»Das kann doch nicht sein?«

»Meine Schuhe auch.«

»Iih, meine ...«

Innerhalb von Sekunden brach Chaos aus und die Gruppe der sittsam Stehenden löste sich komplett auf. Stob auseinander. Weg vom Teppich. Einige besannen sich auf ihren beruflichen Auftrag und kamen zurück für ein Video oder Fotos der Szenerie.

 

Sie stand immer noch wie festgenagelt, blickte auf ihre Schuhe, bückte sich und tauchte ihren Finger ein in die Flüssigkeit. Roch daran ... Ein leichter Blutgeruch ekelte sie ... Schlagartig stand sie wieder im Badezimmer, vor sich die Blutlache auf weißen Fliesen ... Der alte Horror ... schwindelte sie. Sie spürte, wie jemand sie packte, bevor sie zu Boden ging. Vor ihren Augen: »Ben!« Sie atmete heftig.

Irritiert sah sie sich umringt von einigen der Journalisten, zwei in der Hocke, aus dem besten Winkel Videos von ihren gefährlich aussehenden roten Schuhen und den Hosenbeinen zu machen. Das ideale Horror Motiv. Sie sah sich eingekesselt von auf sie gerichtete Handys und Camcorder ... es fröstelte sie. Ihr war hundeelend. Sie schüttelte abwehrend den Kopf.

 

Plötzlich über ihnen ein schnelles Anschwellen eines Zischen, so als wenn ein riesiger Insektenschwarm in der Luft wäre. Alle drehten ihre Köpfe in den Himmel. In einigen Metern Höhe brauste eine Art dicker Käfer über sie hinweg. Kate duckte sich instinktiv. Im nächsten Moment standen sie in einem Meer von dunkelroten Schnipseln. Zuerst griff nur einer vorsichtig, dann grapschte jeder danach. Auch Kate fing zwei von diesen Papierstücken, die an ihrem Sonnenschirm vorbei segeln wollten ...

 

»Stop Expo oder die Bombe platzt«

 

 

Die Zettelchen, so gierig sie ergriffen wurden, so schnell wurden sie fallengelassen.

»Iih« »Blut jetzt aus der Luft!«

Ein Papierstreifen pappte an ihren Fingern und hinterließ eine blutige Spur. Die Frau neben ihr, ihre Sonnenkappe beklebt von einigen Papierstückchen, ihre Jacke blutrot betupft. Kate schaute nach oben zum Vordach, rote Flecken wie fette Fliegen ... Ihr schauderte.

Die Drohne war schnell wieder im Himmel verschwunden. Doch schon das Durcheinander und die Rufe hatten Security Leute auf den Plan gerufen. Offenbar wussten die genau, was zu tun ist. Sie winkten noch andere herbei und das Areal um den Teppich herum wurde weiträumig mit Klebeband abgesperrt. Einer in Uniform und mit Megafon bewaffnet schritt gemessen zum Eingangsbereich, wo der Schweizer Repräsentant wie eine aufgezogene Puppe hektisch hin und her sprang, während er telefonierte.

»Meine Damen und Herren, bitte bleiben sie ruhig. Das werden wir aufklären. Aber wir brauchen jetzt ihre Handys.«

Wie bitte? Gemurmel. Zwei, die sich davonmachen wollten, wurden an der Absperrung zurückgehalten.

»Alle Teilnehmer bleiben. Und wir müssen sie alle verpflichten, über das was sie gerade erlebt haben absolutes Stillschweigen zu halten. Keine Veröffentlichung. Kein Wort zu anderen Kollegen.«

Urplötzlich war es still. Alle standen stocksteif.

Selbst der sonst vorlaute Ben schwieg.

»Wir lesen jetzt die Gästeliste vor und einer nach dem anderen kommt vor und gibt sein Handy ab.« Er winkte einem Kollegen zu, der mit einer Mappe bewaffnet eifrig nach vorne sprang. »Jeder bestätigt mit einer Unterschrift unsere Vereinbarung zu schweigen. Wir informieren, wann und wo sie Ihr Handy abholen können. Wir haben alle Kontaktdaten. Sie bekommen auch von uns Kleidung und Schuhe. So lassen wir sie nicht gehen. Bitte haben sie einen Moment Geduld.«

 

»Ja klar. Konsequent«, flüsterte Ben, der seine Fassung wiedergefunden hatte. »Wer nach Hause fahren müsste mit blutigen Schuhen ..., keine Geheimhaltung möglich.

»Ich staune über die Effizienz. Die sind auf so was vorbereitet ...«, murmelte Kate.

Das wäre genau die Geschichte, die Lindas Blatt viele Zugriffe verschaffen würde ... Und ich darf darüber nichts sagen. Echtes Blut auf einem Teppich ...

Der Nachschub war offensichtlich versiegt, dass Nasse schnell unter der heißen Sonne zu einer roten Paste getrocknet, die einen deutlich süßlichen Geruch verströmte. Kate war noch leicht übel und schwindelig, und setzte sich an den Rand auf den Boden. Sie war dankbar, dass Ben an ihrer Seite blieb. »Das ist denn mal ein Fall ...« Er hockte sich neben sie.

»Wie kann sowas geschehen, bei so viel Security? Hast du eine Ahnung?« Sie zog die Schuhe aus.

»Jetzt ist wieder dein Spürsinn gefragt.«

Kate schüttelte den Kopf.

 

Sie beobachtete wie mehrere Security Mitarbeiter mit einem Arm voller arabischer Slipper, T-Shirts und Hemden aus dem Souvenirshop nebenan zurückkamen und begannen, diese an die Journalisten zu verteilen. Jeder nahm gern etwas entgegen, auch wenn die eigenen Schuhe oder das Hemd nicht ruiniert waren.

»Schmerzensgeld«, feixte Ben. »Und die Shopbesitzer machen schon vor Eröffnung ein gutes Geschäft. Schätze ihr Lager wird gerade geräumt.«

Kate war die Einzige, deren Hose so stark in Mitleidenschaft gezogen war, so dass sie damit nicht losgehen konnte. Eine Emiratin brachte Kate ein dreiteiliges Set: Ein langärmeliges Hemd, eine Kappe mit Schal und einer langen Hose. Alles in uni Braun mit seitlich beigem DubaiExpo-Emblem. Sie musterte Kates Statur, schaute auf das Label und nickte ihr aufmunternd zu. »Der gehört zur exklusiven Expo Collection.«

Kate las am angehefteten Etikett: »Sittsamer Schwimmanzug, mit UV-Schutz von 50. Größe M.«

Ja, sie hatte gesehen, wenn einheimische Frauen ins Meer gingen, dann komplett angezogen. Dieser hier war modisch elegant, ohne Frage. Und das Material fühlte sich angenehm zwischen ihren Fingern an. Warum nicht. Immerhin besser als diese blutigen Hosenbeine.

Sie wollte nur die Hose nehmen, aber die junge Frau nötigte sie, alles anzunehmen. »Wunderschön und praktisch.«

 

Der Repräsentant vom Pavillon kam mit hochrotem Kopf herangeeilt: »Bitte kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie sich umziehen können. Lassen Sie mich ihren Schirm nehmen.« Er zog sie mit kräftigem Ruck hoch.

»Moment, Schuhe brauche ich noch.«

Kate winkte einem der Sicherheitsleute und suchte sich aus der Plastikkiste, die er wie einen Bauchladen hielt, passend zu ihrer neuen Hose braune Slipper aus. Diese waren mit langer Schnabelspitze und Perlen in Perlmuttfarbe besetzt. Sie wendete sie hin und her. Ben hob den Daumen im Hintergrund. Sie nickte.

Schönes Schmerzensgeld. Auch für sie als Liebhaberin von Plateauschuhen.

Dann folgte sie barfuß dem neben ihr nervös tänzelnden Schweizer hinein in das Innere des Pavillons, tauchte ein ins Dämmerlicht der Kristallhöhle. Nebelschwaden waberten über ihrem Kopf. Sie schloss einen Moment die Augen und atmete tief. Die feuchte Kühle erfrischte sie. Und nochmal. Tief atmen.

Der Schweizer hatte ihren deutschen Akzent gehört und sprach nun Deutsch, so aufgewühlt wie er war gemischt mit Schweizerdialekt. »Sind Sie aus Deutschland ..., oh, Entschuldigung, Süffli is min Name. Ich hoff doch sehr, dass auch Sie nichts schreiben. Mir händ gewusst, dass unser überdimensionierter Teppich zsamme mit der Spiegelfassade a große Attraktion sein würde,« aber doch nicht für ... Terroristen.« Er war empört.

»Meinen Sie, das war speziell auf die Schweiz abgezielt?«

»Nein, nein. Das chann ich mir nicht vorstelle, mir sind politisch neutral. Aber wir fallen natürlich uf. Als erste Nation hatten wir den Emiratis zugesagt bei der Expo mitzumachen. Im Unterschied zu vielen anderen sin mer hier auch schon lange fertig und nutzen die Zeit, um für Geschäftlie mit üs Schwizer ze werbe.«

 

»Ich halte mich hier an die Vereinbarung.« Er sah sie prüfend an. »Ich lasse Sie jetzt kurz alleine, ich warte um die Ecke auf Sie.«

Wegen ihrer birnenförmigen Figur hatte sie immer Probleme mit Hosen: Obenrum passte diese Schwimmhose gut, aber war zu lang für die flachen arabischen Flipper, die ansonsten sehr gut dazu aussahen. Sie krempelte die Hosenbeine hoch, so gut es ging, und schlurfte zurück zu Herrn Süffli. Der wirkte jetzt entspannter.

»Sie haben es schon bemerkt und als angenehm empfunden, der Kontrast hier zu draußen. Das ist natürlich gewollt. Die Besucher gehen durch dichten echten Nebel bergauf«, er machte eine weitschweifige Bewegung nach hinten oben.

»Oben erwartet Sie ein umwerfendes Bergpanorama, ein authentisches Schweizer Naturerlebnis ...« Kate hörte nicht mehr hin, sie fühlte sich zugetextet und wollte nichts als raus und weg. »Entschuldigung, aber ...«

Der Schweizer hob seine Stimme: »Und ganz oben sozusagen auf dem Gipfel«, jetzt lächelte er sogar wieder, »haben Sie einen der besten Ausblicke auf die Expo 2020. Nachem zBerg gha, gits nüt bessers als es Panasch.«

»Wie?«

»Eh, ich wollte sagen, nach dem Aufstieg gibt es nichts Besseres als ... en Radler. In unserem Dachrestaurant.«

Er hielt ihr eine Visitenkarte hin: »Melden Sie sich bei mir. Ich mache gerne für Sie und Kollegen eine Sonderführung. Wenn Sie mir auch bitte Ihre Karte geben.«

Draußen war mittlerweile Bruthitze und Polizei eingetroffen. Die hatte einen noch größeren Korridor zum Pavillon abgesperrt, mit Gittern an denen Schilder hingen. »Temporäre Bauarbeiten«. So bekamen die herum Flanierenden und neu Ankommenden nichts mit, außer dass auf der Expo da und dort noch etwas fertiggestellt wurde.

Ben wartete hinter dem Absperrgitter auf sie, an einen Lichtpfahl gedrückt, um Schatten zu bekommen.

»Wer immer das war und gedacht hat mit solch einer visuell spektakulären Aktion in die Augen der Weltöffentlichkeit zu kommen, der hat noch nicht die Effizienz von Security und Polizei hier gekannt. Deswegen will ich weg, Kate. Du kannst mir helfen. Da bin ich mir jetzt sicher. Ganz sicher.«

 

»Ich kann dich in meinem Auto mitnehmen.«

Obwohl ihr nach Ruhe war, fühlte Kate genau, dass der alte Horror immer noch lauerte, wieder hervorzukommen. Sie war dankbar, dass sie nicht alleine war.

»Ich bin vor kurzem umgezogen, wohne in einem Tower an der Sheihk Zayed, bisschen zentraler als vorher im alten Stadtbezirk Bur Dubai, ... ist ganz nah zu deinem Hotel.

Es war ein grauer Toyota, vollgemüllt und nach Rauch stinkend. Ben schmiss Coladosen, Handtuch und Papiere vom Beifahrersitz einfach nach hinten. Beim Einsteigen wollte er sich wieder eine Zigarette anzünden.

---ENDE DER LESEPROBE---