Guru Ramana - Suleiman Samuel Cohen - E-Book

Guru Ramana E-Book

Suleiman Samuel Cohen

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Beschreibung

Suleiman Samuel Cohen stammte aus dem Irak, lebte aber schon seit seinen jungen Jahren in Indien. 1936 hörte er von Sri Ramana Maharshi, dem großen Weisen vom Berg Arunachala. Er kam mit der Absicht zum Ramanashram, vierzehn Tage zu bleiben, und blieb vierzehn Jahre, von 1936 bis zum Tod des Maharshi 1950. S.S. Cohen hat in seinen Tagebüchern die Ereignisse im Ashram und die Gespräche mit Ramana Maharshi, die er oder andere in seiner Anwesenheit führten, unmittelbar aufgezeichnet. Er erzählt zudem sehr ausführlich von seinen eigenen Erfahrungen mit der Person und Lehre des Maharshi sowie von den beiden letzten, von schwerer Krankheit gezeichneten Lebensjahren des großen Weisen.

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INHALTSVERZEICHNIS

Über S.S. Cohen

Vorwort des Präsidenten des Ramanashram

Vorwort von S.S. Cohen

Teil I: Rückblick

Ankunft

Erwartung

Vanaprastha – der Wald oder das Ashramleben

Yatra – Pilgerreise

Der Einfluss des Meisters

Teil II: Gespräche

Einleitung

Amüsante Gespräche

Leben, Tod, Wiedergeburt und Selbstmord

Glück und Leid in der Schöpfung

Karma

Freier Wille, impulsives Handeln

Ego

Die Gefahr der Philosophie

Hingabe

Maya

Der Guru

Meditation

Samadhi, Turiya, Nirvikalpa, Sahaja

Nirvana

Herz, Befreiung

Der Jnani, der Erwachte

Teil III: Tagebuch

Teil IV: Letzte Erinnerungen an Ramana Maharshi

Vorwort

Letzte Erinnerungen an Ramana Maharshi

Glossar

Literaturverzeichnis

ÜBER S.S. COHEN

Suleiman Samuel Cohen war Jude und stammte aus dem Irak. Von Beruf war er Buchhalter. Cohen kam in seiner frühen Jugend nach Indien und ließ sich dort nieder. Er arbeitete einige Jahre lang in Bombay, trat dann der Theosophischen Gesellschaft bei und lebte fünf Jahre lang in deren Hauptniederlassung in Adyar, Madras.

Während dieser Zeit hörte Cohen von Sri Ramana Maharshi. Er kam mit der Absicht zum Sri Ramanashram, vierzehn Tage zu bleiben, und blieb vierzehn Jahre, von 1936 bis zum Tod des Maharshi 1950. Er war einer der vielen treuen Devotees, die in Palakothu, einer Sadhu-Kolonie neben dem Ashram, lebten.

Cohen war gesegnet, da er eine Versicherung Bhagavans erhielt. Nach der Zeremonie der Hauseinweihung für die Hütte, die er in Palakothu hatte bauen lassen, bat er den Maharshi: „Bhagavan, du hast meinem Körper ein Zuhause gegeben. Jetzt brauche ich deine Gnade, damit mir die ewige Heimat für meine Seele gewährt wird, weswegen ich alle menschlichen Bande zerschnitten habe und hierhergekommen bin.“ Bhagavan blieb im Schatten eines Baumes stehen, sah einige Sekunden lang schweigend auf das stille Wasser des Wasserspeichers und antwortete: „Deine feste Überzeugung hat dich hierhergeführt. Wo ist noch Raum für Zweifel?“

Cohen blieb auch einige Jahre nach dem Mahanirvana des Maharshi in Tiruvannamalai. Danach zog er sich zu einem stillen Leben nach Vellore zurück. Er starb im Mai 1980. Sein Samadhi (Grab) liegt auf dem Ashram-Gelände.

Cohens große Kenntnis von Bhagavans Lehre und seine standhafte Hingabe inspirierten ihn, über seinen Meister zu schreiben. Seine Erinnerungen sind außergewöhnlich, und seine Erklärung der Lehre Bhagavans ist erhellend. Seine Schriften haben Generationen von Devotees in ihrer Suche inspiriert. Sein Büchlein ‚Residual Reminiscences‘ (Letzte Erinnerungen) wurde in dieses Buch aufgenommen und wird dazu dienen, den Maharshi dem Herzen des Lesers näher zu bringen.1

1 Text des Buchcovers der übersetzten englischen Ausgabe. Näheres zu S.S. Cohen s.: Ebert: Ramana Maharshi und seine Schüler, Band 2, S. 211-223

VORWORT DES PRÄSIDENTEN DES RAMANASHRAM

Wir schätzen uns glücklich, die 8. Auflage dieses wertvollen und bewegenden Buches von S.S. Cohen herauszubringen. Er war ein treuer Devotee, der das Privileg besaß, den Meister zu begleiten. Er konnte ihn aus der Nähe beobachten, seine Gnade erfahren, seine Lehre im richtigen Licht studieren und sie aufzeichnen.

In dieser Ausgabe von ‚Guru Ramana‘ haben wir sein Büchlein ‚Residual Reminiscences‘ (Letzte Erinnerungen an Ramana Maharshi) eingefügt, Erinnerungen, die nicht weniger inspirierend sind und bis jetzt als eigenes Buch veröffentlicht waren.

Wir hoffen, dass spirituell Übende dieses Buch interessant und nützlich auf ihrem Weg finden.

V.S. Ramanan, Sri Ramanashram, Tiruvannamalai

VORWORT VON S.S. COHEN

Dieses Buch enthält, wie sein Untertitel bereits andeutet, einige meiner Erinnerungen wie auch die Notizen, die ich während meines langen Aufenthalts im Ramanashram hin und wieder aufgeschrieben habe. Die Erinnerungen an meine enge Verbindung mit dem berühmten Meister Sri Ramana Maharshi, die mehr als vierzehn Jahre andauerte, sind zwar umfangreich, aber das meiste davon ist spiritueller Natur und muss unausgesprochen bleiben.

Teil I enthält diese Erinnerungen – meinen ersten Eindruck vom Meister, seinen spirituellen Einfluss auf seine Schüler, die Vorfälle im Ashram, einige autobiografische Reflexionen und Episoden und anderes.

Teil II enthält Auszüge aus meinen Notizbüchern, in die ich immer wieder die englische Übersetzung der Antworten des Meisters auf Fragen hineinschrieb, sobald sie gegeben wurden. Sie beinhalten so gut wie alle Fragen, die der Anfänger sich stellt und die ihm von mir oder anderen in meiner Anwesenheit gestellt worden sind.

Teil III ist das Tagebuch, das ich in den letzten beiden Lebensjahren des Meisters geführt habe. Es beschreibt besonders das Ende seines irdischen Lebens als ein berühmtes Mitglied der göttlichen Gruppe der rishis (Weisen), die tausende von Jahren dieses Land durch ihre Gegenwart und sublime Lehre des Absoluten geheiligt haben. Sucher, gleichgültig welcher Kaste, Religion, Rasse oder Hautfarbe sie angehörten, haben in ihm das Ideal eines vollkommenen Meisters gefunden. Mit der kristallklaren Vernunft Gaudapadas und Shankaras und der friedvollen, unerschütterlichen Hingabe (parabhakti) an die höchste Suche, besonders an die vedantischen Lehrer und den Weg des jnana, befriedigte er beides, Verstand und Herz. Vor allem aber ging von ihm beständig Reinheit und Liebe aus, die ihren gütigen Einfluss auf alle um ihn her verströmte. Dies rechtfertigt seine Anrede mit „Bhagavan“, die er von seinen frühen Verehrern wegen seines unerbittlichen tapas und seiner Erkenntnis des Absoluten, die er in diesem zarten Alter zeigte, erhielt, als er noch ein Teenager war.

Vellore, S.S.C.

TEIL I: RÜCKBLICK

1. ANKUNFT

Frühmorgens am dritten Februar 1936 fuhr ich in einem Pferdewagen die unebene, vier Kilometer lange Straße vom Bahnhof in Tiruvannamalai zum Ramanashram. Ich hatte zwei schlaflose Nächte im Zug aus Bombay verbracht und war körperlich und geistig erschöpft. Mir schwirrte der Kopf, und ich war durcheinander. Ich hoffte, im Ashram ausruhen zu können, doch als ich endlich dort ankam, war niemand zu sehen.

Schließlich erschien ein korpulenter Mann mit einem gewaltigen Kopf, dessen Lippen vom ständigen Betel-Kauen purpurrot waren. Er war, wie ich später erfuhr, „der offizielle Berater“ im Ashram, der auch manchmal die Aufgaben des Sarvadhikari (Ashram-Verwalters) übernahm. Er rief: „Du bist Herr Cohen? Komm schnell mit mir, bevor der Maharshi spazieren geht.“ Ich folgte ihm, äußerst erpicht darauf, den großen Weisen zu sehen, der mich seit drei langen Monaten Tag und Nacht verfolgte. Man brachte mich zu einem kleinen Speisesaal und bat mich, vor der Tür meine Schuhe auszuziehen. Als ich versuchte, sie aufzubinden, fiel mein Blick auf einen gutaussehenden Mann. Er war in mittleren Jahren, trug nur ein Lendentuch (koupina), und seine Augen strahlten kühl wie der Mondschein. Er saß auf dem Boden, mit einem Blattteller vor sich, das fast leer war, und hieß mich mit freundlichem Nicken und dem süßesten Lächeln, das man sich vorstellen kann, willkommen.

Es war der Maharshi. Mein vernebelter Geist wurde noch verwirrter, als ich mich beeilte einzutreten. Aber der Schuhbändel ging nicht auf. Ich zog daran und riss ihn ab. Mein Führer erschien wieder und sagte: „Wenn du Obst mitgebracht hast, dann bring es jetzt.“ „Es ist in meinem Koffer“, antwortete ich und fingerte in meiner Jackentasche nach den Schlüsseln. Aber der Schlüsselbund war verschwunden. Ich hatte ihn im Zug oder am Bahnhof verloren. Ich wusste nicht wo, da ich mich beeilt hatte, zum Ashram zu kommen. Ich sagte ihm das, vergaß es dann aber sofort wieder und ging hinein.

Damals war es Sitte im Ashram, den Neuankömmling damit zu ehren, indem ihm bei seiner ersten Mahlzeit ein Platz direkt dem Maharshi gegenüber, nur etwas über einem Meter von ihm entfernt, angewiesen wurde. Mein Blattteller wurde dorthin gelegt. Darauf befanden sich zwei Reiskuchen. Ich beachtete sie nicht, obwohl meine Finger nach ihnen griffen. Ich hatte meine ganze Aufmerksamkeit auf das friedvolle Antlitz von Sri Bhagavan gerichtet. Er war bereits mit dem Essen fertig und rollte langsam ein Betelblatt zusammen, um es zu kauen, als wollte er mir etwas länger seine Gesellschaft schenken. Da kam ein Mann aus der hinteren Tür, die zu der kleinen Küche führte, und sagte leise etwas in Tamil zu ihm, wovon ich nur ein Wort verstand, nämlich „Schlüssel“. Der Maharshi stand auf, blickte mich zum Abschied an und verließ den Raum.

Ich schlang hastig einen halben Reiskuchen hinunter, trank die Tasse Tee und ging hinaus, um das Zimmer aufzusuchen, wohin mein Gepäck gebracht worden war. Ich konnte mich nicht frisch machen oder meine Kleider wechseln, denn alles war in meinem Koffer eingeschlossen. Ich war in großer Verlegenheit und dachte bereits darüber nach, den Koffer aufzubrechen, als jemand sagte, Sri Maharshi käme in die Dharshan-Halle. Ich vergaß es und hastete mit dem Hut auf dem Kopf und in meinem Anzug in die Halle. Hinter mir kam die große, beeindruckende Gestalt des Maharshi mit leisen, aber festen Schritten herein.

Ich war mit ihm alleine in der Halle. Freude und Friede durchdrangen mein Sein. Ich habe mich nie in der bloßen Nähe eines Menschen so rein und gut gefühlt. Mein Geist versank in tiefer Kontemplation über ihn. Ich sah ihn nicht als den Körper, obwohl er hervorragend gestaltet war, sondern als das unsubstanzielle Prinzip, das trotz des Hindernisses eines schweren, materiellen Mediums so tiefgründig empfunden werden konnte.

Als ich mir nach einer Weile meiner Umgebung wieder bewusst wurde, sah ich, dass er mich mit seinen großen, durchdringenden Augen anblickte, mit einem Lächeln, das durch seine kindliche Unschuld so beruhigend wirkte.

Plötzlich spürte ich, wie mir etwas in den Schoß fiel, und hörte das Klimpern von Schlüsseln – meiner Schlüssel! Ich schaute den Maharshi verblüfft an. Sri Ramaswami Pillai, der Mann, der sie in meinen Schoß geworfen hatte, war zur Tür hinter mir hereingekommen und erklärte, er sei zum Bahnhof geradelt. Der Stationsvorsteher hatte bereits auf ihn gewartet. Anscheinend hatte in den wenigen Minuten, die der Zug Aufenthalt gehabt hatte, glücklicherweise ein Reisender das Abteil, in dem ich gesessen war, betreten und meine Schlüssel auf dem Sitz liegen sehen, sie genommen und war – was für ein Wunder – zum Stationsvorsteher gerannt und hat sie ihm gegeben. Letzterer hatte vermutet, dass sie dem Besucher des Ashrams gehörten, den er in der Früh hatte aussteigen sehen, und hatte darauf gewartet, dass sie abgeholt wurden.

In kaum neunzig Minuten war eine Reihe von Wundern für mich geschehen, die mir nicht bewusst gewesen waren, während ich in die hinreißende Persönlichkeit dieses großen menschlichen Magneten, Sri Ramana Bhagavan, vertieft gewesen war. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass seit diesem Tag der Ramanashram zu meiner beständigen Heimat wurde.

2. ERWARTUNG

Die Tage wurden zu Wochen, die Wochen zu Monaten, und der Fremde wartete ungeduldig auf die große Erfahrung. Jeder Tag war der Tag und jeder Augenblick der Augenblick. Der Inder ist nie in Eile. Er weiß, was er zu tun hat, schaut sehnsüchtig nach vorn und macht mit unerschütterlicher Zuversicht mit seiner Übung weiter. Aber der Fremde, der gewohnt ist, nach einem Zeitplan zu arbeiten, legt die Stunde und das Datum fest, als handele es sich um eine Unterredung. Wenn die Uhr schlägt, legt er sich seinen Meditationsgurt um, sitzt unbeweglich da, schließt die Augen und wartet auf die Unterredung. Wenn die Uhr wiederum schlägt, öffnet er die Augen, löst den Gurt, steht auf und verschiebt seine Hoffnung auf den Abend oder den nächsten Morgen, und so macht er immer weiter.

Nachdem auf diese Weise viele Monate verflossen waren und nichts Überraschendes geschah, schrie er aus Leibeskräften: „Oh Herr, wie lange wird es noch dauern?“ Aber siehe da, was war mit ihm geschehen! Er blickte auf sein altes Selbst zurück und dann auf sein jetziges – gütiger Gott, welche Veränderung! Und er staunte, was in den sechs kurzen Monaten hatte geschehen können. Dann dämmerte ihm das große Geheimnis – der geheime Einfluss des heiligen Mannes, in dessen strahlendem Meer er täglich gebadet hatte. Die Unterredung fand schließlich doch statt, obwohl sich der Fremde dessen nicht gewahr war.

3. VANAPRASTHA – DER WALD ODER DAS ASHRAMLEBEN

So begann das Vanaprashta des Pilgers (die dritte Lebensphase der Entsagung). Der Geist des Vanaprashta schlich sich allmählich in seine hungrige Seele. Für den Körper war das neue Leben hart und die Veränderung drastisch. Ein Lichtblick war, dass es im Ramanashram, anders als in anderen Ashrams, keinerlei Zwang gab. Es gab kein Programm, das man einhalten musste, keine Treffen, Studierklassen oder bhajans, denen man beiwohnen musste, sodass dem Körper der zusätzliche Stress, jeden morgen früh aufzustehen oder zu einer unpassenden Zeit an einem bestimmten Ort erscheinen zu müssen, erspart blieb. Bhagavan war der liberalste Guru. Er dachte nie darüber nach, Regeln und Vorschriften einzuführen, um das Leben seiner Schüler zu kontrollieren. Auch glaubte er nicht an eine allgemeine, aufgezwungene Disziplin, denn er selbst hatte das Höchste ohne das alles erlangt. Er hatte die offensichtliche Wahrheit entdeckt und selbst erfahren, dass zur rechten Zeit die Verwirklichung von innen als freier Impuls hochkommt wie das Knospen und Erblühen einer Blume.

Obwohl es stimmt, dass nicht alle Sucher so reif wie Bhagavan sind, als die Flut der Verwirklichung ihn plötzlich mit siebzehn überkam, und deshalb eine Disziplin brauchen, um das planlose Leben in der Welt, an das sie gewohnt sind, in das von selbstkontrollierten Yogis zu verändern, so kann doch die Disziplin, die von außen auferlegt wird, weder das erwünschte Ergebnis bringen noch andauern. Die Disziplin, von der man weiß, dass sie nicht scheitern wird, ist die, die man sich selbst auferlegt hat, die für einen gedacht ist und die aufgrund eines inneren Drangs des erwachten Verstandes gern geübt wird. Deshalb ließ Bhagavan seinen Schülern alle Freiheit, ihr Leben zu gestalten so gut sie konnten. Diese physische Freiheit half mir beträchtlich über die Schwierigkeiten der ersten Monate meines neuen Lebens hinweg.

Den ganzen Februar 1936 lebte ich in einem völlig leeren Zimmer im Ashram, mit einem Boden aus Sand und Palmzweigen als Wände und Dach. Im März begann ich, mir in der Nachbarschaft des Ashrams eine kleine Hütte zu bauen, wie es im nächsten Kapitel erzählt wird. Kaum war sie fertig, zog ich auch schon ein. Tagsüber verbrachte ich dort kaum Zeit. Mein Geist war völlig auf den Meister fixiert. So verbrachte ich meine Tage und ein Teil meiner Nächte in der Halle, wo er lebte und schlief. Ich saß still da und hörte den Gesprächen, die Besucher mit ihm führten, und seinen Antworten zu, die manchmal ins Englische übersetzt wurden, besonders wenn der Frager ein Ausländer oder Nordinder war, aber nicht immer. Seine Antworten waren frisch und süß. Sein Einfluss war alldurchdringend, sowohl wenn er schwieg als auch wenn er sprach. Für mich war das am Anfang umso stärker wahrnehmbar, da es einen Kontrast zur Hektik des Lebens bildete, dem ich soeben den Rücken gekehrt hatte – ein Leben der verlorenen Energie, der falschen Werte, der dummen Erwartungen von Idealen, die hohl und leer sind, des öden Umgangs mit Leuten, mit denen man wenig gemeinsam hat, der sozialen Regeln, die in vielen Generationen durch Selbstsucht, Konvention und Aberglaube festgeschrieben wurden, nicht zu sprechen von dem Chaos, das die Politik anrichtet, von Rang und Reichtum, von bitterer Eifersucht und Hass, der sich im Geist der Menschen vermehrt. Es ist deshalb ein kleines Wunder, dass Bhagavan für den Ernsthaften wie ein Leuchtfeuer in einer ansonsten undurchdringlichen Dunkelheit erstrahlt und ein Hafen des Friedens ist.

Bhagavan erfreute sich an der Gesundheit und Kraft der mittleren Jahre und war gut in der Lage, fast zu jeder Tageszeit den Devotees zur Verfügung zu stehen. Die Jahre 1936 bis 1938 waren sehr glücklich für uns, wenn wir uns um sein Sofa versammeln und mit ihm so vertraut wie mit einem geliebten Vater sprechen, ihm all unsere Schwierigkeiten erzählen und ihm ohne ein Hindernis unsere Briefe zeigen konnten. Ab 20 Uhr, wenn nur noch die Ashram-Bewohner da waren, saßen wir bis 22 Uhr zu einem „Familiengespräch“ um ihn herum. Dann erzählte er uns Geschichten aus den Puranas oder den Leben der Heiligen, die Emotionen weckten, wenn er Szenen von großer bhakti oder große menschliche Tragödien schilderte, für die er äußerst sensibel war. Dann vergoss er Tränen, die er vergeblich zu verbergen suchte.

Einige Geschichten sind unvergesslich, wie die folgende: Kabir war ein großer Verehrer (Bhakta) und lebte vor einigen Jahrhunderten in oder in der Nähe von Benares. Obwohl er über übernatürliche Kräfte (siddhis) verfügte, verdiente er seinen Lebensunterhalt durch Weben. Als er eines Tages am Webstuhl arbeitete, kam ein aufgeregter Schüler herein und sagte: „Herr, draußen ist ein Gaukler, der eine große Menschenmenge anzieht, indem er seinen Stab in der Luft stehen lässt.“ Da wollte Kabir, der wie alle wahren Heiligen von der Zurschaustellung von Gaukelei abriet, den Mann beschämen und eilte mit einem großen Knäuel Faden in der Hand hinaus. Als er den langen Bambusstab in der Luft stehen sah, warf er das Knäuel hoch. Der Faden wickelte sich immer weiter ab und stand schließlich steif in der Luft. Er reichte viel höher als der Stab des Gauklers, ohne dass er gestützt wurde. Die Leute und auch der Gaukler waren verblüfft. Sri Bhagavans Augen drückten die Verblüffung aus, während er seine Hand hoch über seinen Kopf hielt in der Position von Kabirs Hand, als er das Knäuel in die Höhe warf.

Ein andermal rezitierte Bhagavan ein Gedicht von einem Vishnu-Heiligen aus dem Gedächtnis, in dem die Worte: „Umschließe mich in deiner Umarmung, oh Herr!“ vorkamen. Seine Arme bildeten einen Kreis um die leere Luft vor ihm, und seine Augen glänzten, während er Seufzer unterdrückte, die unserer Wahrnehmung nicht entgingen. Es war faszinierend, ihn die jeweilige Rolle spielen und in solch beschwingter Stimmung zu sehen.

Einige Schüler und Helfer schliefen nachts auf dem Boden der Halle. Bhagavans Schlaf war sehr leicht. Er wachte wiederholt auf, und fast immer war ein Helfer in seiner Nähe wach, an den er einige Worte richtete und wieder einschlief. Ein- oder Zweimal ging er für einige Minuten hinaus, und wenn um 5 Uhr morgens die Veda-Sänger aus der Stadt kamen, fanden sie ihn völlig wach und mit gedämpfter Stimme redend vor. Dann begann das Parayanam, das etwas weniger als eine Stunde dauerte, währenddessen jeder still war. Bhagavan saß oft mit gekreuzten Beinen und völlig nach innen gekehrt da. Dann ging er hinaus, um zu baden, zu frühstücken und einen kleinen Spaziergang auf dem Berg zu unternehmen. Um etwa 7:30 Uhr kehrte er wieder zurück. Besucher und Verehrer kamen allmählich in die Halle, Männer, Frauen und Kinder, bis sie gegen 9 Uhr voll war. Diese morgendliche Stunde während des Parayanam war die beste Tageszeit für die Meditation. Die Versammlung war klein, Frauen und Kinder waren noch nicht da, es war kühl, und der Geist war noch nicht völlig aufgetaucht, um seine übliche Unruhe zu stiften.

Außerdem erstrahlte Bhagavan in der Stille seines Samadhi, die die Halle und die Meditation der Schüler durchdrang. Doch leider konnte ich nicht immer daran teilnehmen und auch nicht davon profitieren, wenn ich da war, da mein Geist im Nebel der Schläfrigkeit blieb. Da ich Zeit meines Lebens schlecht schlief, konnte ich nie vor 6 Uhr morgens die erforderlichen sechs Stunden Schlaf bekommen.

Eine andere Anlage, die ich nicht völlig überwinden konnte, war meine Unverträglichkeit von Lärm, von dem die Halle selten frei war. Abgesehen davon, dass jeder wie es ihm beliebte hereinkommen konnte, durfte man auch in aller Freiheit singen, was einen manchmal in einem Moment überraschte, wenn die Halle in Schweigen getaucht und die Atmosphäre förderlich für die Meditation war. Plötzlich erhob sich von irgendwo in der Halle ein Sopran und stimmte das eine oder andere Lied an oder rezitiert einen Vers in einer südindischen Sprache, gefolgt von einem Tenor oder einem anderen Sopran, oft letzteres, im Wettbewerb mit einem Artgenossen, bis Bhagavan zu seinen üblichen Zeiten die Halle verließ. Diese waren 9:45 Uhr für ein paar Minuten, 11 Uhr für das Mittagessen, gefolgt von dem mittäglichen Spaziergang in Palakothu (der Sadhu-Kolonie nebenan), dann um 16:45 Uhr zum abendlichen Spaziergang auf den Berg, gefolgt vom Veda Parayanam und um 19 Uhr vom Abendessen.

Das Beste, was ich dann tun konnte, war, in halber Kontemplation oder in einer besinnlichen Stimmung zu bleiben und meine ernsthafte Meditation für die stille Einsamkeit meines Zimmers zu reservieren. Major Chadwick, damals der einzige ausländische Ashram-Bewohner, der genau drei Monate vor mir in den Ramanashram gekommen war, wunderte sich immer darüber, wie ich überhaupt in meinem Zimmer meditieren konnte. Ich erwiderte, ich würde mich im Gegenzug wundern, wie er sich ernsthaft inmitten so vieler Störungen in der Halle konzentrieren könne. Selbst in so einer kleinen Sache wie dieser kann man beobachten, wie deutlich die individuellen Eigenarten hervortreten. Diese einsamen Stunden ergatterte ich, wenn Bhagavan unterwegs war.

An jedem zweiten Vormittag umrundete ich allein den Berg (pradakshina). Es war eine Wanderung von acht Meilen um den Arunachala ohne Pause, wozu ich fast genau drei Stunden brauchte. Das brachte seinen eigenen Nutzen. Zu dieser frühen Stunde war ich gewöhnlich in der Stimmung für eine Gehmeditation, besonders da ich daraus eine Gewohnheit machte. Der Nutzen, den die Regelmäßigkeit der Übung des sadhana brachte, kam hier völlig zum Tragen. Ein weiterer Faktor für ein erfolgreiches pradakshina und der bedeutendste war für mich die Entschlossenheit von Anfang an, während der dreistündigen Wanderung nicht Rückschau zu halten, nicht auf die Vergangenheit zurückzublicken. Ich konnte hierhin und dorthin schauen, aber erlaubte es nie, dass meine Erinnerung meine Stille ruinierte. Jedes Mal, wenn ich bemerkte, dass sich die Erinnerung einschlich, richtete ich meine Aufmerksamkeit sofort auf den Rhythmus meiner Schritte, bis der Geist seinen ruhigen Zustand wiedererlangte. Die teilweise Müdigkeit in der letzten Hälfte der Wanderung bewirkte von selbst die geistige Stille, ohne dass ich mich sehr anstrengen musste. Irgendwie wirkte diese Übung bei mir wunderbar.

Was die Erinnerung betrifft, müssen sadhakas vor ihren Tricks gewarnt werden. Nichts ist schädlicher und zerstört den Geistesfrieden mehr, der für ein erfolgreiches sadhana nötig ist. Es kann nicht zu oft davon abgeraten werden, in der Vergangenheit mit ihren Versuchungen, Irrtümern, Versäumnissen, Tätigkeiten, ihrem Bedauern, ihren Ängsten, Leidenschaften, Liebe und Hass, persönlichen Tragödien usw. zu verweilen. Alles ist Staub, alles ist vergänglich, selbst die scheinbar unlösbaren menschlichen Bindungen, und noch mehr Wohlstand und Ruhm, und deshalb ist es nicht wert, es auch nur für einen Augenblick zu bedauern. Nichts ist unveränderlich und bleibend, außer der natürliche Zustand des reinen Seins.

Eine weitere Störung in der Halle wurde durch das Verteilen der Opfergaben verursacht, seien es Mangos, Sultaninen, Kandiszucker, Datteln oder nur Puffreis. In dem Moment, in dem eine Opfergabe gebracht wurde, wurde sie sofort herumgereicht, nachdem sie zuerst von Bhagavan berührt und gekostet worden war, sodass derjenige, der für eine Stunde oder so in Meditation versunken war, manchmal nach dem Öffnen der Augen Stücke von Essbarem zu seinen Füßen oder in seinem Schoß fand, die darauf warteten, dass er sich darüber freute. Dieser Brauch wurde klugerweise 1938 beendet, als alle Opfergaben gesammelt und zur Essenszeit im Speisesaal verteilt oder den Gästen gegeben wurden, die das gewöhnliche Essen nicht vertrugen.

Der beständige Zustrom von Besuchern war insofern hilfreich, als er die nötige Erholung von einem andernfalls angespannten Leben ermöglichte. Zudem waren die besonderen Probleme, die die Besucher mitbrachten, eine nützliche Studie des menschlichen Geistes und seiner endlosen Krankheiten. Die Probleme des Geistes und die Umstände, die sie entstehen lassen, sind unendlich zahlreicher als die Verschiedenheit, die das physische Universum den menschlichen Sinnen präsentiert.

Wenn man die meisterliche Art, wie Bhagavan diese Probleme anpackte, beobachtete, war das an sich schon sadhana. Die Vernunft war die Essenz seiner Argumente. Obwohl die ultimative Antwort auf alle Fragen immer dieselbe ist, nämlich: „Finde heraus, wer du bist“, begegnete er zunächst jedem Frager auf dessen Ebene und führte ihn dann langsam zur Quelle aller Probleme, dem Selbst, der Verwirklichung, die er für das Allheilmittel hielt. Die Psychologen befassen sich nur mit der Funktionsweise des Geistes, aber Bhagavan ging an die Quelle, den Geist oder das Selbst. Es war erstaunlich, dass alle Besucher gleichermaßen von ihm beeindruckt waren, manchmal sogar, ohne seine Vorstellungen begriffen zu haben. Die Leute halten Wunderkräfte (siddhis) als das sichere Zeichen für die Vollkommenheit. Nur wenige verstehen den subtilen Einfluss einer wahrhaft vollkommenen Person, der ohne die absichtliche Anwendung von Wunderkräften eine Veränderung der Menschen bewirkt, die mit ihm in Berührung kommen, umso mehr die echten Schüler, die er tatsächlich zu Befreiten (muktas) macht oder auf den Weg der Befreiung (mukti) bringt, wozu äußere siddhis völlig ungeeignet sind.

Viele derer, die das unschätzbare Privileg hatten, lange bei Bhagavan zu sein, waren Zeugen des Segens, die seine reine Gegenwart auf sie übertrug. Dies ist das höchste und wahrste siddhi, das jnana (die Erkenntnis des Selbst oder die höchste Vollkommenheit) immer begleitet.

Wenn weniger Zuhörer da waren, wurde der Meister manchmal humorvoll autobiografisch und erzählte von seinen ersten Schuljahren, seinem Leben zuhause, seinen vielen Erlebnissen auf dem Berg mit Sadhus, Devotees usw. Eine dieser Geschichten handelte von einem „Wunder“, das er einmal im Skandashram vollbracht hatte. Eines Tages ließ seine Mutter ihn drinnen in tiefem Samadhi zurück, schloss ihn von außen ein und ging in die Stadt. Als sie zurückkam, fand sie ihn zu ihrer großen Überraschung unter einem Baum draußen im Garten sitzen, und die Tür war immer noch verschlossen, wie sie sie verlassen hatte. Sie war von diesem „Wunder“ so beeindruckt, dass sie es jedem erzählte, den sie traf. In Wahrheit, so erzählte Bhagavan, hatte er die beiden Riegel von innen geöffnet und sie wieder von außen zugemacht, weil er es so gewohnt war.

Wiederholt sprach der Meister von seinem frühen Leben im großen Arunachaleswara-Tempel im ersten Jahr, nachdem er von Zuhause nach Tiruvannamalai entkommen war (1896). Während die Bengel ihn plagten, hatten die gebildeten Erwachsenen viel Respekt vor ihm, obwohl er noch immer ein Teenager war. Fast täglich suchten fromme Männer seine Gesellschaft an der Treppe des Subramanya-Schreins. Besonders zwei Anwälte waren beharrlich. An einem Hindufest bereiteten sie ein großes Festmahl vor und kamen, um ihn dorthin mitzunehmen, aber sein unveränderliches Schweigen zeigte, dass er ihre Einladung ablehnte. Sie hatten keine andere Möglichkeit, als Gewalt anzuwenden, was sie taten, indem sie ihre Hände verschränkten und ihn hochhoben, bis er damit einverstanden war, mit ihnen zu gehen. Bhagavan sagte, das sei das einzige Haus in Tiruvannamalai gewesen, wo er einmal gegessen habe. Ein andermal wurde er ebenfalls fortgetragen und in einen wartenden Wagen verfrachtet. Dann wurde ihm zu essen gegeben. Aber das war in keinem privaten Haus, sondern im Ishanya Math – einer ashram-ähnlichen Einrichtung für sannyasins einer besonderen Kaste, am nördlichen Ende der Stadt gelegen.

Dann gab es einen Bruch in meinem Leben in Tiruvannamalai. Ende 1938 spürte ich, dass ich für eine Weile fortgehen musste, wie ich es im nächsten Kapitel erzählen werde, nicht weil ich mein sadhana aufgeben wollte, sondern im Gegenteil, um es davor zu bewahren, als farblose, monotone Übung zu verkommen. Ich fürchtete, dass die beständige Inspiration, die für eine fortdauernde Anstrengung nötig ist, zerstört werden oder austrocknen könnte. Deshalb plante ich eine geruhsame Reise durch Südindien. Ich besuchte Tempel und blieb, je nach Laune, länger oder kürzer an heiligen Orten. Überall wurde ich gut aufgenommen. Kein Tempel schloss seine Türen vor meiner Nase, wie es bei Nicht-Hindus geschieht. Wo immer ich hinging, wirkte Bhagavans Name wie ein Zauber, besonders da ich mich von Anfang an indisch kleidete (seit 1936), bei Brahmanen wohnte und brahmanisches Essen zu mir nahm, das rein vegetarisch war. Ich hatte es sogar aufgegeben, Schuhe zu tragen, badete in hinduistischen Wasserspeichern, wohnte dem abendlichen Gottesdienst im Tempel bei und beschmierte meine Arme und Stirn mit Asche. Das erwies sich in diesem Stadium meines sadhanas als großer Vorteil.

Swami Ramdas

Ende 1939 war ich im Anadashram in Kanhangad an der nördlichen Küste Keralas gestrandet, den Swami Ramdas leitete. Ich hatte geplant, einige Wochen dort zu verbringen, blieb aber mehr als acht Monate.

Anandashram ist sehr schön gelegen. Im Osten dehnen sich Hügel aus, die meist grün sind von dem sintflutartigen Regen, der in beiden Monsunzeiten fällt. Im Westen gibt es unscheinbare, sanfte Hänge, die sich fast vier Meilen weit zum Meer hinunterziehen. Über die Felder sind einzelne Dorfhütten, Kokos-Haine und Tabakplantagen verstreut, dazwischen eingezwängt ein dünner Streifen einer Stadt, die viel kleiner als Tiruvannamalai ist. Weit von der Straße abgelegen genießt der Ashram eine natürliche, stille und liebliche, idyllische Einfachheit, was ihn zu dieser Zeit zu einem geeigneten Rückzugsort für mich machte.

Ich mochte den Ort, blieb und tat meine Arbeit auf meine Weise. Auch die besondere Atmosphäre des Ashrams passte zu meiner damaligen Stimmung. Nach einer Weile begann ich zu unterscheiden, wie anders dieser Ashram im Vergleich zum Ramanashram auf die Psyche wirkte. Ich war sehr darüber amüsiert, als ich herausfand, auf welche Weise Ramdas mich beeinflusste. Meine jungenhaften Neigungen kamen wieder zum Vorschein, die mir manchmal viel Unannehmlichkeiten beschert hatten und die ich zu zügeln versucht hatte – die Schwatzhaftigkeit, die Hast im Handeln, das schnelle Temperament, die extreme Empfindlichkeit für Töne, die Perioden lähmender Schüchternheit usw. Ich hatte fünfzehn Jahre (seit 1925) in relativer Einsamkeit und Stille gelebt, aber der Anandashram lockte mich einen guten Teil der Zeit aus der Reserve zur Spontanität meiner Jugend zurück, solange ich dort war. Denn in Ramdas Gegenwart dehnte sich das Herz in Freude aus, was an Krishnas leela (Spiel) in Brindavan erinnert. Alles war von Freude durchdrungen: die Anhöhen, das grasende Vieh, die Gesichter um einen herum und die Luft, die man atmete – alles machte froh, alles war Ramdas RAM.2

Im spirituellen Leben einiger Verehrer ist unverfälschtes bhakti das Wichtigste, ungeachtet von Etiketten und Fachausdrücken. Anandashram war zweifelsohne davon durchdrungen, aber es war ein bhakti, das von Freude genährt wurde. Freude und Liebe sickerten Ramdas aus jeder Pore und steckten seine Nachbarschaft an.

Als ich im Juli 1940 in meinen Ashram zurückkehrte, war bereits der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, und Dunkelheit hatte sich auf Herz und Geist der Menschen gesenkt. Bomben waren wie Regen auf Warschau gefallen. Polen und die Tschechoslowakei waren unterworfen worden. Millionen von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern waren mit einer schrecklichen Absicht in Konzentrationslager gebracht worden. Die Maginot-Linie war durchbrochen worden, und Paris war der mächtigen Armee der Eindringlinge zum Opfer gefallen.

Ich hatte erwartet, Zeichen der weit verbreiteten Verwüstung im Leben des Ramanashram zu sehen, aber als ich ankam, fand ich nichts, außer überraschenderweise doppelt so viele Verehrer, die herbeiströmten. Die einzige andere physische Veränderung, die ich beobachtete, betraf den Körper des Meisters, der Zeichen des Alterns aufwies, was die Ashram-Verwaltung dazu gezwungen hatte, die Besuchszeiten am Abend zu kürzen. Am Mittag blieben die Türen der Halle zwei Stunden für seine Mittagsruhe geschlossen