Gut oder Böse - wie überleben wir am besten? - Martina Kleinlein - E-Book

Gut oder Böse - wie überleben wir am besten? E-Book

Martina Kleinlein

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

"Auf der Suche nach Glück: Die Essenz des Guten und des Bösen" In der komplexen Welt, in der wir leben, suchen viele von uns nach Antworten auf grundlegende Fragen über Gut und Böse, Glück und Sinn. Dieses Buch öffnet die Türen zu tieferen Einsichten und bietet eine lebensverändernde Perspektive für all diejenigen, die auf ihrem Weg der Selbstfindung sind - seien es junge Erwachsene, religiöse Suchende, Menschen, die in schwierigen Zeiten Halt finden möchten, oder solche, die den Mut haben, aus toxischen Umgebungen auszubrechen. Von Geburt an werden unsere Werte von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Aber wie definieren wir Gut und Böse in einer sich ständig verändernden Gesellschaft? In welcher Weise beeinflussen spirituelle Wahrheiten unser Streben nach Glück? Dieses Buch enthüllt, wie positive und negative Schwingungen unser Wohlbefinden beeinflussen und hinterfragt, ob unser kollektives Bewusstsein wirklich zum Frieden beiträgt. Mithilfe von lebensnahen Beispielen, von der introspektiven Betrachtung eines Drogenabhängigen bis hin zu den Nuancen verschiedener Staatsformen, zeigt dieses Werk auf, wie Gut und Böse unser Leben formen. Dabei werden weltreligiöse Zitate genutzt, um universelle Wahrheiten zu beleuchten, und es werden Wege aufgezeigt, wie wir uns von negativen Emotionen wie Hass, Neid oder Gier befreien können. Für diejenigen, die sich jemals gefragt haben, ob es besser ist, mit dem Herz oder dem Verstand zu handeln, bietet dieses Buch eine fundierte Orientierung. Es behandelt auch schwierige Themen wie den Einfluss dubioser Gruppierungen auf die individuelle Selbstentfaltung und zeigt, wie man sich gegen Manipulation und Unterdrückung wehren kann. Inspiration für dieses Buch sind die Geschichten aus dem Bhagavatam, die zeigen, dass Veränderung und Vergebung möglich sind. Es ist ein Appell, das eigene Denken zu fördern und den Verstand konstruktiv in allen Lebenssituationen einzusetzen. Es ist ein Buch für alle, die nach einem besseren, erfüllteren Leben suchen, in dem sie ihr wahres Selbst entdecken und ein authentisches Glück erfahren können. Lassen Sie sich auf diese transformative Reise ein und entdecken Sie, wie Sie in einer chaotischen Welt Frieden, Klarheit und Zufriedenheit finden können. Es ist nicht nur ein Ratgeber – es ist ein Wegweiser zu einem erfüllten Leben.

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Dieses Buch widme ich meiner Tochter Nicole und ihrer Familie, die mir stets zur Seite stehen. Möge dieses Buch meinen Enkelkindern später den Weg weisen sowie allen Lesenden die Augen öffnen, damit alle nachfolgenden Generationen in einer gesunden Welt leben können. Ich danke all den verschiedenen Meistern, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, dass sie mir den Weg gezeigt haben.

Michendorf, 29.03.21

Martina Kleinlein

Gut oder Böse – wie überleben wir am besten?

© 2021 Martina Kleinlein

Autor: Martina Kleinlein

Umschlag, Illustration: Martina Kleinlein, tredition

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN: 978-3-347-28659-7 (Paperback)

978-3-347-28660-3 (Hardcover)

978-3-347-28661-0 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Einleitung

Der Grundstein unseres Urteilsvermögens

Die heutige Welt

Dualität als Bestandteil

Unsere Natur

Das Gewissen

Gut und Böse in der Politik

Gut und Böse in den Religionen

Gibt es den Teufel in Person?

Die gefallenen Torwächter

Dogmatisches Gruppendenken

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Gut sein? Oder lieber Böse? Manch einer mag sich fragen, wieso dies ein Thema sein kann. Ist es nicht allgemein klar, was gut und böse ist? Schließlich hat jeder seine Erfahrungen gesammelt, hat dazu gelernt, weiß mit den Gesetzen Bescheid, da muss man doch wissen, wie man sich zu verhalten hat. Und wenn ein Freund etwas erzählt, nicken wir, gewiss in der Annahme, dass sich seine Auffassung von Gut und Böse mit unserer teilt.

Aber woher wissen wir das? Wir denken es uns, weil wir es mit unseren Erfahrungen abgleichen, mit unserem Erlernten von Gut und Böse. Aber ist unser Erlerntes gleich dem Erlernten unseres Freundes? Hat dieser nicht ganz andere Erfahrungen gemacht als wir? Reden wir am Ende aneinander vorbei, indem jeder nur von seiner eigenen Warte ausgeht? Dazu ein Zitat von Schopenhauer:

„Mir ist von allen Dingen, meinen eigenen Leib ausgenommen, nur eine Seite bekannt, die der Vorstellung: ihr inneres Wesen bleibt mir verschlossen und ein tiefes Geheimnis, auch wenn ich alle Ursachen kenne, auf die ihre Veränderungen erfolgen. Nur aus der Vergleichung mit Dem, was in mir vorgeht, wenn, indem ein Motiv mich bewegt, mein Leib eine Aktion ausübt, was das innere Wesen meiner eigenen durch äußere Gründe bestimmten Veränderungen ist, kann ich Einsicht erhalten in die Art und Weise, wie jene leblosen1 Körper sich auf Ursachen verändern, und so verstehen, was ihr inneres Wesen sei, von dessen Erscheinen mir die Kenntnis der Ursache die bloße Regel des Eintritts in Zeit und Raum angibt und weiter nichts. Dies kann ich darum, weil mein Leib das einzige Objekt ist, von dem ich nicht bloß die eine Seite, die der Vorstellung, kenne, sondern auch die zweite, welche Wille heißt.“2

Wir persönlich fühlen nicht das Leben in anderen Personen, wenn wir sie in einem Moment ansehen. Erst durch Raum und Zeit sehen wir die Bewegung und im Abgleich mit uns selbst deuten wir die Aktionen und Reaktionen des Gegenüber, aber immer aus uns selbst heraus, denn wir sind nie direkt in der anderen Person und kennen nicht seine inneren Beweggründe und Ansichten.

Schon in meinen Buch ‚Ist Frieden nicht möglich?‘ hatte ich das Thema angeschnitten. Und jetzt stelle ich wieder die Fragen: Warum gibt es Kriege? Warum spalten sich Nationen und Religionen? Wenn doch Gut und Böse überall gleich wäre, warum wird dann nicht danach gehandelt? Kann es sein, dass die Ansichten darüber einfach unterschiedlich sind? Ein Beispiel wäre der Trend jüngerer Generationen, böse sein zu wollen, böse Mädchen, böse Jungs, die aus den vorgefertigten Moralvorstellungen ausbrechen wollen und auf eine andere Art gut leben wollen.

Fühlen sich Revolutionäre nicht immer im Recht, stehen sie nicht auf der Seite des Guten? Wird die gewohnte alte Art und Weise dann nicht unweigerlich zur schlechten Seite, die reformiert werden muss, wobei jeder Anhänger des Alten automatisch in den Augen der Revolutionäre zum Bösen degradiert wird?

Dagegen empfinden die Bestandstreuen jede Einmischung als böse, weil es ihren gewohnten Rhythmus stört und sie finden, dass es sich bewährt hat. Sie wollen keinen Wechsel. Und zeigt uns die Geschichte nicht wiederum, dass Neues nicht immer gut sein muss, wie tausende von Menschen hingerichtet wurden für eine neue Ideologie.

Blickt man noch tiefer in die Strukturen, stellt man fest, dass es sogar in jeder Gruppe, jeder Kirche, jeder Gemeinschaft unterschiedliche Auffassungen gibt. Der eine lebt lässig ohne sich viele Gedanken zu machen, ein anderer lebt dogmatisch mit vielen Regeln und Geboten, wieder einer schlägt sich mit Lügen durch und findet es bequem. Dazu ein Zitat aus der bekannten indischen Bhagavad-Gītā:

„So folgt das Lebewesen in der materiellen Natur den Wegen des Lebens und genießt die drei Erscheinungsweisen der Natur. Das ist auf seine Verbindung mit der materiellen Natur zurückzuführen. So trifft es mit Gut und Schlecht in den verschiedenen Lebensformen zusammen.“3

Aber wie mache ich es richtig? Muss ich mich anpassen, um Freunde zu gewinnen, oder sprenge ich mit meinem Selbsterhaltungstrieb sämtliche Verhaltensmuster und gucke nicht zur Seite. Wie kann man mit dem freien Willen umgehen und was passiert, wenn nur der eigene Wille regiert? Oder haben wir keinen freien Willen mehr und lassen uns von Moral und Machtbestreben anderer unser Leben diktieren? Welchen Weg wählen wir, wo doch jede Entscheidung ein Grundstein für die Zukunft ist und Glück oder Unheil einleiten kann?

Letztendlich hat jeder schon dies und das ausprobiert; und darüber sind sich doch alle einig: gut ist, was glücklich stimmt. Die eigene Entwicklung soll gefördert werden, Unglück vermieden werden.

Und selbst dort gibt es geteilte Meinungen, wenn so mancher tagtäglich mit Drogen seiner Gesundheit schadet und es als Glück empfindet, seinen Körper leistungsschwächer und kränker zu machen und somit früher zu sterben, aber gegenüber anderen behauptet, es würde ihm so besser gehen.

So habe ich mich entschlossen, dem auf die Spur zu kommen. Ich beginne mit den Wurzeln von Gut und Böse, ziehe Vergleiche und hole außergewöhnliche Erkenntnisse dazu, die uns eine Klarheit darüber verschaffen sollen, was wirklich für unser Glück behilflich ist. Wir blicken in die Geschichte, sehen auf Religionen und fragen uns, ob es ein so abgrundtief schlechtes Wesen wie den Teufel überhaupt geben kann. Wie kann man sich vor Sekten schützen und was macht eine Sekte aus? Und ist das Böse nicht in jedem einzelnen von uns?

1 Der Vergleich bezog sich auf alle gesehenen Objekte. Da wir nicht in einer anderen Person stecken, ist diese ebenfalls ein Objekt, zwar nicht leblos, aber dennoch ist der Vorgang des Erkennens der gleiche. Schopenhauer beschreibt seinen eigenen Körper als Objekt.

2 Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Anaconda Verlag GmbH 2009, S.127 Zweites Buch, § 24

3 A.C.Bhaktivedanta Swami Prabhupada, Bhagavad-Gītā Wie sie ist, The Bhaktivedanta Book Trust 1987, Kapitel 13 Vers 22, übersetzt aus dem Sanskrit ins Englische und 1983 vom Englischen ins Deutsche

Der Grundstein unseres - Urteilsvermögens

Fangen wir mit dem beginnenden Dasein im Mutterleib an. Wir können uns nicht erinnern, aber es müsste ungefähr so gewesen sein:

Alles um uns herum ist dunkel. Wir sind blind, können noch nichts empfinden oder hören. Wir schweben im Fruchtwasser, aber das wissen wir noch nicht. Die Temperatur ist uns gegeben und wird uns vertraut, wenn wir unsere Sensoren dafür entwickeln. Die Hände fangen an zu tasten. Wir stellen fest, dass unser Ich mit einem Körper verbunden ist und wir beginnen an unserem Daumen zu lutschen und Wasser zu schlucken. Wir beginnen zu hören und nehmen ganz aus der Ferne Laute wahr, die wir noch nicht einordnen können, aber über die Hormone und das Essen der Mutter wirken bestimmte Stoffe auf uns ein, die uns wach oder müde werden lassen. Dann wird es immer enger.

Wir schwebten in einer Dimension, doch nun fühlen wir etwas um uns herum. Es wird immer enger und wir können uns nicht mehr frei bewegen, deswegen strampeln wir uns frei, drehen uns. Der Vergleich von vorher zu nachher löst eine Reaktion aus, aber wir wissen noch nicht, ob es gut oder böse ist.

Schopenhauer beschreibt sehr schön in seinem Buch „Die Welt als Wille und Vorstellung“, wie unsere Weltvorstellung nur durch uns selber zustande kommt.

„Aber wie mit dem Eintritt der Sonne die sichtbare Welt dasteht; so verwandelt der Verstand mit einem Schlage, durch seine einzige, einfache Funktion, die dumpfe, nichtssagende Empfindung in Anschauung. Was das Auge, das Ohr, die Hand empfindet, ist nicht die Anschauung: es sind bloße Data. Erst indem der Verstand von der Wirkung auf die Ursache übergeht, steht die Welt da, als Anschauung im Raume ausgebreitet, der Gestalt nach wechselnd, der Materie nach durch alle Zeit beharrend: denn er vereinigt Raum und Zeit inder Vorstellung Materie, d. i. Wirksamkeit. Diese Welt als Vorstellung ist, wie nur durch den Verstand, auch nur für den Verstand da.“4

Die ersten Erfahrungen beginnen mit dem Fühlen und Hören, später mit der Geburt kommen Sehen, Riechen und Schmecken zur Geltung. Das Kind nimmt plötzlich Reize wahr, die es vorher noch nicht kannte. Es beginnt z. B. ein Wohlgefallen beim ersten Trinken von Milch zu haben. Eine neue Erfahrung, die ruhig und zufrieden stimmt. Babys riechen die Milch, auch ihre Mutter, und beginnen zu sehen. Eine ungeheure Flut an Reizen strömt auf das Kind ein, die es erst einmal neutral annimmt und erst später, wenn es eine Vorliebe entwickelt und im Gedächtnis abgespeichert hat, erkennt es ebenfalls die unangenehme Seite. Dabei bildet es stetig zunehmende neuronale Schaltungen für automatisierte Vorgänge, die sein Überleben sichern sollen.

Gleichzeitig mit der Wahrnehmung, sich gut zu fühlen und sich unwohl zu fühlen, entwickelt der Säugling einen eigenen Willen, der zunächst intuitiv vom Gefühl mitbestimmt ist, sich aber immer weiter ausbildet bis zum selbständigen Urteilen. Erste Versuche dazu in der Ja-Nein-Phase. Das Kleinkind benutzt die Worte und guckt, was Mama und Papa dazu sagen. Aus der Reaktion lernt es den Umgang mit der Umwelt. Zum Überleben merkt es sich Gefahren und passt sich an, da es in hohem Grade abhängig ist.

Hier sehen wir schon, wie individuell in diesem Alter die Entwicklung sein kann. Tausende von Möglichkeiten, Vorgänge positiv oder negativ im Gedächtnis zu speichern, bilden den Wegweiser für die Zukunft. Die Eltern prägen ganz entscheidend den Weg des Kindes. Zudem spielen das Land und der Wohnort eine Rolle. Wie verhalten sich die Eltern: Nehmen sie Rücksicht auf andere oder sind sie eher skrupellos, gehen sie auf das Kind ein oder überlassen sie es sich selbst. Wie reagieren Freunde und Bekannte auf das Kleine: Gehen sie positiv darauf ein oder ist ihnen das Geschrei zu viel. Umsorgen Eltern ihre Nachkommen oder sehen sie weniger darauf. Alles wird vom Gehirn des Kindes verarbeitet und gespeichert, überprüft und irgendwann bewertet.

Laut Schopenhauer spielen zwei Faktoren bei der Wahrnehmung der Umwelt eine Rolle: der Raum und die Zeit. Nur so können Erfahrungen überhaupt gemacht werden. Ohne die Zeit stände der Raum still.

„Im bloßen Raum wäre die Welt starr und unbeweglich: kein Nacheinander, keine Veränderung, kein Wirken: eben mit dem Wirken ist aber auch die Vorstellung der Materie aufgehoben. In der bloßen Zeit wiederum wäre alles flüchtig: kein Beharren, kein Nebeneinander und daher kein Zugleich, folglich keine Dauer: also wieder auch keine Materie. Erst durch die Vereinigung von Zeit und Raum erwächst die Materie, d. i. die Möglichkeit des Zugleichseyns und dadurch derDauer, durch diese wieder des Beharrens der Substanz, bei der Veränderung der Zustände.“5

Alle Wahrnehmung geschieht hintereinander, und so untersucht das Kind mit Eifer jeden Gegenstand, jede Nahrung und beobachtet jede Person. Welche Spielsachen erhält das Kind, welche Nahrungsmittel sind ihm zugänglich? Wenn das Kleinkind soweit ist, vergleicht es und bildet sich ein Urteil. Und dies kann ganz unabhängig von der Umwelt gefällt werden z. B. bei der Nahrung gibt es bei Säuglingen bereits Vorlieben zu bestimmten Gemüsesorten oder Gerichten.

So lernt das Kind dazu und beginnt, komplexer zu denken. Wer liebt als Kind schon Verbote, aber je älter das Kind wird und wenn es Geschwister hat, wird es erkennen, dass diese Verbote notwendig waren. So muss das Kind etwas als schlecht Empfundenes revidieren, weil es erkennt, dass die Verbote dazu da waren, um es zu schützen, damit es ihm gut geht.

Bei der Bandbreite unterschiedlicher Lebensweisen z. B. in Europa oder Afrika, wie vornehme Villa oder Ghetto, Privatschule oder staatliche Schule, scharf gewürzte oder milde Gerichte, Tradition oder Ritual, ist es nur logisch, dass ebenfalls die Meinungen über Gut und Böse auseinandergehen.

Manche Kinder werden in Familien hineingeboren, die ihren Nachwuchs im Taschendiebstahl schulen, und die Kinder sind dann stolz, wenn sie gelobt werden und empfinden keineswegs ihre Tat als kriminell. Aber lernt das Kind anhand der Umgebung, dass es dafür bestraft werden kann, dann könnte es sich gegen die Handlungsweise der Eltern entscheiden und könnte unter Umständen der Familie vom Taschendiebstahl abraten. Niemand kann nachvollziehen, wie viele unterschiedliche Situationen im Gehirn gespeichert werden und wie sie sich vernetzt zu einer Meinung herausbilden. Manchmal sind es kleine Momente, die ziemlich ins Gewicht fallen, manchmal tiefgreifende Erfahrungen. Also was ist denn nun Gut und Böse?

Nun könnte jeder kommen und für sich selber definieren, was Gut und Böse ist, er würde andere schelten und würde versuchen, die Umwelt so zu beeinflussen, dass nur sein Verständnis von Gut oder Böse gelebt werden sollte. Für ihn wäre es sehr bequem. Sicherlich würde er für sich alle Rechte in Anspruch nehmen und anderen wenig Rechte zugestehen. Dieses Problem ist bekannt und wird bereits im Kindergarten ausgetragen: Entweder der Stärkere gewinnt oder es gibt ein Miteinander.

Gewinnt immer nur einer, werden die anderen unzufrieden, schließen sich zusammen und nehmen sich ihr Recht raus. Im Kindergarten greift dann bei Rangeleien die pädagogische Kraft ein und vermittelt die Moral des Landes.

Bei Erwachsenen kann das Recht einfordern zur Selbstjustiz führen, eine vom Staat nicht kontrollierte Bestrafung, bei der niemand weiß, welche Strafe ihn erwartet. Im schlimmsten Fall bedeutet dies, dass jeder jeden bekämpft. Solche Beispiele hatten wir bereits in der Vergangenheit bei den amerikanischen Siedlern, die anfangs ohne Gesetz ihr Hab und Gut verteidigten und im Notfall ein Gewehr zur Hilfe nehmen mussten. Was bedeutet, zwei Leben standen sich gegenüber, bereit sich auszulöschen.

Da wären wir bei der Gesetzgebung, die zum Schutze eines jeden Bürgers beschlossen wurde. In Deutschland gab es in früheren Zeiten Leibeigene und Fronarbeit, d.h. wenig Rechte für die Arbeitenden, die völlig abhängig vom Adel waren. Die Demokratie ist ein Weg, die meisten Bewohner zufrieden zu stellen.

Gesetzesbücher stehen für das Gute und bestrafen das Schlechte. Endlich Ruhe im Land? Aber nein! Es werden Lücken im Gesetz gefunden, weil es wieder unterschiedliche Auslegungen von Gut und Böse gibt. Der einfache Bürger ist derjenige, der darunter zu leiden hat. Und weltweit gesehen gab es wahrscheinlich noch nie Zeiten, in denen es keine Kriege gab, denn jedes Land hat seine eigenen Vorstellungen.

Manche brechen das Gesetz, um sich am Leben zu erhalten, weil die Gesetzgebung in bestimmten Ländern arme Menschen nicht berücksichtigt, andere nutzen Gesetzeslücken, um ihre nie endende Gier nach Macht und Geld zu stillen. Eine Demokratie liefert eine gute Basis, damit jeder zu seinem Recht kommt und die Allgemeinheit bestimmt mit der Wahl, in welche Richtung die Gesetzgebung und das Leben im Land fortgeführt werden. Bei einer Diktatur oder Monarchie sieht das schon wieder anders aus: Gut ist, was von oben bestimmt wird. Doch gibt es viele Mischformen, bei denen ein Volk mitbestimmen kann.

Sichtweise und Lebensweise einer Familie, Stadt, Nation oder der Welt können sich über die Zeit ändern und was gestern in war, kann morgen schon tabu sein. Ich wuchs mit Telefon und Post auf, heute gibt es Internet und E-Mail. Damals wurde ab und zu telefoniert, heute schreibt man sich fast täglich auf verschiedenen Portalen.

Doch in einem sind sich alle einig: Jeder möchte so gut wie möglich leben und möchte all seine Bedürfnisse erfüllt sehen. Aber was die Interpretation von Bedürfnissen angeht, ist dies schon wieder unterschiedlich. Einer ist mit einer kleinen Wohnung zufrieden, ein anderer möchte eine Luxusvilla und kann ohne nicht glücklich sein. Alles andere wäre für diese Person zwar nicht böse, aber schlecht und langweilig.

Wovon machen wir uns abhängig, wie definieren wir Glück? Ist Glück wirklich Glück oder wandelt es sich zum Unglück? In den alten Schriften wie der Bhagavad-Gītā finden wir dazu einen Vers:

„Das, was am Anfang wie Gift sein kann, doch am Ende wie Nektar ist und einen zur Selbsterkenntnis erweckt, gilt als Glück in der Erscheinungsweise der Tugend. Jenes Glück, das aus dem Kontakt der Sinne mit ihren Objekten entsteht und das am Anfang wie Nektar erscheint, doch am Ende wie Gift ist, gilt als Glück in der Erscheinungsweise der Leidenschaft. Und jenes Glück, das der Selbsterkenntnis gegenüber blind ist, das von Anfang bis Ende Täuschung ist und aus Schlaf, Trägheit und Illusion entsteht, gilt alsGlück in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.“6