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Die wichtigsten Romane von H.G. Wells: - Der Krieg der Welten - Der Unsichtbare - Die ersten Menschen auf dem Mond - Die Insel des Dr. Moreau - Die Riesen kommen! - Die Zeitmaschine - Im Jahre des Kometen - Jenseits des Sirius - Der Traum - Wenn der Schläfer erwacht Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 3317
Herbert George Wells
Gesammelte Werke
Romane
Herbert George Wells
Gesammelte Werke
Romane
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 3. Auflage, ISBN 978-3-962813-62-8
null-papier.de/katalog
Inhaltsverzeichnis
Der Krieg der Welten
Der Unsichtbare
Die ersten Menschen auf dem Mond
Die Insel des Dr. Moreau
Die Riesen kommen!
Die Zeitmaschine
Im Jahre des Kometen
Jenseits des Sirius
Der Traum
Wenn der Schläfer erwacht
Index
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Ihr Jürgen Schulze
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Die Bände »Der Krieg der Welten« und »Wenn der Schläfer erwacht« gibt es in meinem Verlag auch in illustierten Fassungen.
Der Krieg der Welten
Epub: ISBN 978-3-95418-904-5
PDF: ISBN 978-3-95418-906-9
Kindle: ISBN 978-3-95418-905-2
Wenn der Schläfer erwacht
Epub: ISBN 978-3-96281-014-6
PDF: ISBN 978-3-96281-016-0
Kindle: ISBN 978-3-96281-015-3
Entstehung
Das Buch wurde 1898 veröffentlicht, also noch weit vor der Erfindung des Flugzeugs, und 70 Jahre, bevor der Mensch erstmals seinen Fuß auf den Mond setzte. Die technische Fantasie und Vorstellungskraft, die Wells auf Grundlage der damaligen Erkenntnisse über das Weltall, Planeten und Technik an den Tag legte, ist auch heute noch absolut bestechend.
Bedeutung
Auf dem Höhepunkt des Britischen Empires führte Wells seinen Lesern vor, was mit Kulturen passiert, die von ausländischen, technisch weit überlegenen Invasoren angegriffen werden: Sie werden ausgerottet. Die Kehrseite des technischen Fortschritts findet sich im Text wieder – wenn der Schrecken auch von außerhalb, vom Mars kommt.
Spätere Bearbeitungen
Der Roman begründete H. G. Wells’ Ruhm als Science-Fiction-Autor und war Vorlage für zahlreiche andere literarische Werke und Verfilmungen.
Berühmt wurde »Krieg der Welten« auch als Hörspiel von 1938. Der damals noch weitgehend unbekannte Orson Welles inszenierte im amerikanischen Radio am Vorabend von Halloween ein als Livereportage getarntes Hörspiel, das über die Invasion der USA durch Marsianer berichtete. Ob es damals allerdings wirklich zu der gerne kolportieren Massenpanik durch hysterische Hörer kam, wird heute lediglich als gelungenes Marketing bezeichnet und entspricht nicht den Tatsachen.
1978 erschien das Musikalbum »Jeff Wayne’s Musical Version of the War of the Worlds«. Als Erzähler fungierte in der Originalfassung Richard Burton, in der 1980 erschienenen deutschsprachigen Version Curd Jürgens.
Eine satirische Adaption war der Film »Mars Attacks!« von 1996 des Regisseurs Tim Burton, der sämtliche Genreklischees persiflierte. Hier bringt ein Country-Song schließlich die unter Glashelmen sichtbaren Hirne der Invasoren zum Platzen.
Autor
Herbert George Wells (1866-1946) gilt, neben Jules Verne, als »Vater der Science-Fiction«. Ihm verdanken wir die grundlegende Ausarbeitung zahlreicher Motive, die das Genre bis heute maßgeblich prägen: Zeitreise, Unsichtbarkeit, außerirdische Invasion und viele mehr. Darüber hinaus hat er sich als Historiker und Verfasser gesellschaftskritischer Werke einen Namen gemacht.
Zeichner
Die Illustrationen stammen aus dem im Jahre 2015 versteigerten Original-Konvolut des Zeichners Henrique Alvim Corrêa. Diese wurden für die Veröffentlichung aufwendig digital vom Gilb und Schmutzflecken befreit.
Zur Erstübersetzung
Die erste, 1901 im Wiener Perles Verlag erschienene Übersetzung, stammte von Gottlieb August Crüwell. Diese war, selbst für damalige Verhältnisse, sperrig zu lesen. Nicht nur war der Text durchsetzt von österreichischen Begriffen, die nördlich der Alpen eher unbekannt sein dürften, schlimmer noch, war der Text oftmals nicht nachbearbeitet worden, sondern, wie so viele Veröffentlichungen der damaligen Zeit, eine in der Satzstellung nicht angepasste Eins-zu-Eins-Übersetzung des englischen Originals. Dies führte häufig zu Sätzen, die absolut unverständlich waren. Hier ein Beispiel für solch eine Passage:
»Jetzt, da das heftige Ausfahren bei seiner Ausströmung vorüber war, haftete der schwarze Rauch so fest auf dem Boden, dass, selbst vor seinem Abfließen, in einer Höhe von fünfzig Fuß in der Luft, auf Dächern und oberen Stockwerken hoher Häuser und auf großen Bäumen, es eine Möglichkeit gab, seiner giftigen Wirkung sich völlig zu entziehen; das bewährte sich noch in jener Nacht in Street Cobham und Ditton.«
Die Auffrischung liest sich schon viel flüssiger und verliert dennoch nichts von ihrem mehr als 100 Jahre alten Charme:
»Jetzt, da nach der Detonation der heftige Schwall verflogen war, haftete der schwarze Rauch so fest auf dem Boden, dass es selbst vor seinem Abfließen, in einer Höhe von fünfzig Fuß, auf Dächern und oberen Stockwerken hoher Häuser und auf großen Bäumen, eine Möglichkeit gab, sich seiner giftigen Wirkung völlig zu entziehen; das bewährte sich noch in jener Nacht in Street Cobham und Ditton.« Wer sich für die Bearbeitung alter Text bei Null Papier interessiert, dem empfehle ich den Aufsatz »Was macht ein E-Book-Verleger so den ganzen Tag? E-Books!« (http://null-papier.de/story)
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie sind im Begriff, sich den Text einzuverleiben, der als der Ur-Text der Science-Fiction-Literatur gilt.
Folgen Sie dem Ich-Erzähler durch das London und seine Umgebung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Spüren Sie einerseits die Faszination des Autors für die Versprechungen des sich anbahnenden technischen Zeitalters. Ahnen Sie gleichzeitig die Bedrohlichkeit dieser neuen Welt, die den damaligen Zeitgenossen verständlicherweise nicht ganz geheuer schien. Die erste Fahrt einer dampfbetriebenen Eisenbahn war noch nicht allzu lange her.
Bedenken Sie dabei, dass damals eine schnelle Information über Risiken und deren Vermeidung ebenfalls noch ein weiteres Jahrhundert auf sich warten ließ.
Wen wundert es da, dass die fremdartigen Maschinen literarisch gleich als die Apparaturen einer fremden Zivilisation verarbeitet werden? Und keiner friedlichen, wie der Titel des Buches bereits verheißt.
Lassen Sie sich mitnehmen, durchaus auch in die Schrecken, die eine unterlegene Zivilisation durch eine weiterentwickelte erfahren kann.
Aber seien Sie von Anfang an getröstet, da der Autor dem Grundsatz treu bleibt, dass der Ich-Erzähler überlebt.
Und freuen Sie sich darauf, wer oder was sich schließlich als Retter der Menschheit entpuppen wird.
Ich wünsche Ihnen spannende Lesestunden.
Herzlichst Ihre Gabriele Blache
Niemand hätte in den letzten Jahren des XIX. Jahrhunderts geglaubt, dass die Menschheit genau und scharf von intelligenten Mächten beobachtet würde, größer als die Menschen selbst und doch ebenso sterblich. Niemand hätte geglaubt, dass, während die Menschen ihrem Tagewerk nachgingen, sie belauscht und erforscht würden, fast ebenso eindringlich, wie ein Mann mit seinem Mikroskop jene vergänglichen Lebewesen erforscht, die in einem Wassertropfen ihr Wesen treiben und sich darin vermehren. Mit unendlichem Behagen schlenderte die Menschheit, mit ihren kleinen Sorgen beschäftigt, kreuz und quer auf dem Erdball umher, in gelassenem Vertrauen auf ihre Herrschaft über die Materie. Es ist möglich, dass die Infusorien1 unter der Lupe dasselbe tun. Niemand quälte sich mit dem Gedanken, dass älteren Weltkörpern Gefahren für die Menschheit entspringen könnten. Jede Vorstellung, dass sie bewohnt sein könnten, wurde als unwahrscheinlich oder unmöglich aufgegeben. Es ist seltsam, sich heute der geistigen Verfassung jener vergangenen Tage zu entsinnen. Es kam höchstens vor, dass Erdenbewohner sich einbildeten, es könnten Wesen auf dem Mars leben, minderwertige vielleicht, jedenfalls aber solche, die eine irdische Forschungsreise freudig begrüßen würden. Aber jenseits des gähnenden Weltenraums blickten Geister, den unseren überlegen wie unsere denen reißender Tiere, blickten Intellekte, ungeheuer und kalt und unheimlich, mit neidischen Augen auf unsere Erde. Bedächtig und gezielt schmiedeten sie ihre Pläne gegen uns. Und am Beginn des XX. Jahrhunderts kam die große Ernüchterung.
Der Planet Mars, ich brauche den Leser kaum daran zu erinnern, dreht sich in einer mittleren Entfernung von 140.000.000 Meilen2 um die Sonne. Und das Ausmaß von Licht und Wärme, das er von der Sonne empfängt, entspricht kaum der Hälfte unseres Anteils. Wenn die Nebularhypothese3 nur im Geringsten richtig ist, muss er älter sein als unsere Erde, und lange, ehe unser Planet zu schmelzen aufgehört hatte, muss das Leben auf seiner Oberfläche bereits begonnen haben. Die Tatsache, dass er kaum den siebenten Teil des Volumens unserer Erde erreicht, muss seine Abkühlung bis zu der Temperatur, bei der Leben beginnen konnte, beschleunigt haben. Er besitzt Luft und Wasser und alles Nötige zur Erhaltung animalischer Existenz.
Doch so eitel ist der Mensch und so verblendet durch seine Eitelkeit, dass bis zum Schluss des XIX. Jahrhunderts nicht ein einziger Schriftsteller jemals dem Gedanken näher trat, dass dort geistiges Leben überhaupt oder gar weit über das irdische Maß hinaus entstehen konnte. Auch wurde aus den Tatsachen, dass der Mars älter ist als unsere Erde, dass er nur den vierten Teil ihrer Oberfläche besitzt, dass er weiter von der Sonne entfernt ist, nie der zwingende Schluss gezogen, dass er nicht nur von den Anfängen des Lebens entfernter, sondern dessen Ende auch näher ist.
Die zeitliche Abkühlung, die einst auch unseren Planeten bevorsteht, hat bei unserem Nachbarstern schon große Fortschritte gemacht. Seine physische Beschaffenheit ist im Ganzen noch ein Geheimnis. Doch wissen wir jetzt, dass selbst in seinen äquatorialen Regionen die Mittagstemperatur kaum jene unseres kältesten Winters erreicht. Seine Luft ist viel dünner als die unsere, seine Meere sind soweit zurückgetreten, dass sie kaum mehr ein Drittel seiner Oberfläche bedecken, und während des langsamen Wechsels seiner Jahreszeiten bilden sich ungeheure Schneegipfel, die an jedem Pole schmelzen und seine gemäßigten Zonen periodisch überfluten. Jenes letzte Stadium der Erschöpfung, für uns noch so unglaublich entfernt, ist für die Marsbewohner eine Tagesfrage geworden. Der unmittelbare Druck der Not hat ihren Verstand geschärft, ihre Kräfte erhöht, ihre Herzen verhärtet. Und indem sie den Weltraum überblickten, sahen sie, ausgerüstet mit Werkzeugen und Geistesgaben, die wir uns kaum träumen ließen, in nächster Entfernung, nur 35.000.000 Meilen sonnenwärts, einen Morgenstern der Hoffnung, unseren eigenen wärmeren Planeten, grün mit seiner Vegetation, grau mit seinem Wasser, mit einer wolkigen Atmosphäre, die von Fruchtbarkeit berichtet, einen Stern, der durch seine treibenden Wolkengebilde sie Blicke tun lässt auf breite Strecken bevölkerten Landes und schmale flottenerfüllter Seen.
Und wir Menschen, die diesen Stern bewohnen, müssen wir jenen nicht zum Mindesten so fremdartig und niedrig erscheinen, wie uns Affen und Lemuren? Der intellektuelle Teil der Menschheit gibt bereits zu, dass das Leben ein unaufhörlicher Kampf ums Dasein ist. Und es scheint, dass dieser Glaube auch von den Marsbewohnern geteilt wird. Auf ihrem Stern ist die Abkühlung schon weit vorgeschritten! Diese Welt ist noch voll blühenden Lebens, aber bevölkert von einer Menge, die jene als minderwertige Lebewesen betrachten. In Wahrheit, den Krieg sonnenwärts zu tragen, ist ihre einzige Rettung vor der Vernichtung, die von Geschlecht zu Geschlecht immer näher an sie heranschleicht.
Und bevor wir sie zu hart beurteilen, müssen wir uns erinnern, mit welcher schonungslosen und grausamen Vernichtung unsere eigene Gattung nicht nur gegen Tiere, wie den verschwundenen Bison und den Walgvogel, sondern gegen unsere eigenen inferioren Rassen gewütet hat. Die Tasmanier wurden trotz ihrer Menschenähnlichkeit, in einem von europäischen Einwanderern geführten Vernichtungskriege binnen fünfzig Jahren völlig ausgerottet. Sind wir solche Apostel der Gnade, dass wir uns beklagen dürfen, wenn die Marsleute in demselben Geist uns bekriegen?
Die Marsleute scheinen ihren Absturz mit erstaunlicher Genauigkeit berechnet zu haben — ihre mathematischen Kenntnisse sind den unsrigen offenbar weit überlegen — und ihre Vorbereitungen trafen sie mit fast vollkommener Einmütigkeit. Hätten unsere Instrumente es erlaubt, so hätten wir die drohende Gefahr weit zurück im XIX. Jahrhundert sehen können. Männer wie Schiaparelli4 beobachteten den Roten Planeten — beiläufig bemerkt, ist es nicht seltsam, dass seit ungezählten Jahrhunderten Mars der Stern des Krieges gewesen ist? — aber sie waren außerstande, die schwankenden Erscheinungen zu erklären, die sie auf ihren Karten so genau verzeichneten. Während dieser ganzen Zeit mussten die Marsleute sich vorbereitet haben.
Im Verlaufe der Opposition von 1894 wurde auf dem erhellten Teil der Scheibe ein großes Licht wahrgenommen, zuerst im Lick-Observatorium,5 dann von Perrotin6 in Nizza, später auch von anderen Beobachtern. Englische Leser hörten zuerst davon in einer Nummer der »Nature« vom 2. August. Ich bin der Ansicht, dass die Erscheinung der Reflex des in einer ungeheuren Vertiefung ihres Planeten angebrachten Geschützes war, aus dem ihre Geschosse auf uns gefeuert wurden. Sonderbare noch unaufgeklärte Zeichen wurden in der Nähe jenes Ausbruchs während der nächsten zwei Oppositionen beobachtet.
Der Sturm brach vor sechs Jahren über uns los. Als der Mars sich der Opposition näherte, setzte Lavelle in Java die Drähte der astronomischen Mitteilungsstation in Bewegung, um in äußerster Erregung die verblüffende Nachricht von einem ungeheuren Ausbruch weißglühenden Gases auf dem Planeten zu übermitteln. Das hatte am 12. gegen Mitternacht stattgefunden. Das Spektroskop, zu dem er sich sofort begab, zeigte eine Masse flammenden Gases an, hauptsächlich Wasserstoff, das sich mit enormer Schnelligkeit gegen die Erde zu bewegte. Dieser Feuerstrahl war ungefähr ein Viertel nach zwölf unsichtbar geworden. Er verglich ihn mit einem ungeheueren flammenden Gebläse, das plötzlich und gewaltsam aus dem Planeten hervorschoss »wie flammendes Gas aus einer Kanone«.
Das erwies sich als ein selten zutreffender Ausdruck. Doch am nächsten Tage las man kein Wort davon in den Zeitungen, nur eine kleine Notiz im »Daily Telegraph«. Die Welt verharrte in Ungewissheit über eine der größten Gefahren, die jemals das menschliche Geschlecht bedroht hatten. Ich hätte über die Eruption überhaupt nichts gehört, wäre mir nicht der bekannte Astronom Ogilvy in Ottershaw begegnet. Er war von der Nachricht überaus bewegt und im Übermaß seiner Gefühle lud er mich ein, jene Nacht mit ihm zusammen eine Prüfung des Roten Planeten vorzunehmen.
Trotz allem, was ich seither erlebt habe, erinnere ich mich noch sehr genau jener Nachtwache: Das schwarze, stille Observatorium, die beschattete Laterne, die einen schwachen Schimmer auf den Boden in der Ecke warf, das unausgesetzte Ticken des Uhrwerks am Teleskop, den kleinen Spalt im Dache — eine rechteckige Vertiefung, über die der Dunst der Sterne strich. Ogilvy schritt auf und nieder, ungesehen aber hörbar. Blickte man durch das Teleskop, dann gewahrte man einen tiefblauen Kreis und den kleinen runden Planeten, wie er am Himmel dahinschwamm.
Dicht neben ihm im Gesichtsfeld, erinnere ich mich, waren drei kleine Lichtpunkte, drei teleskopische Sterne, unendlich fern, und um sie herum brütete die unergründliche Finsternis des leeren Weltraums. Man weiß, wie die Dunkelheit bei einer frostigen sternhellen Nacht aussieht. Durch das Teleskop betrachtet scheint sie noch weit tiefer. Und unsichtbar für mich, weil es so fern und klein war, über jenem unglaublichen Raum schnell und stetig auf mich zu fliegend, jede Minute umso viele tausende von Meilen näherkommend — sauste jenes Ding, das sie uns schickten, das Ding, das so viel Kampf und Unheil und Tod über unsere Erde bringen sollte. Als ich so spähte, träumte ich nicht einmal davon; kein Mensch auf Erden träumte damals von jenem unfehlbaren Geschoss.
In dieser Nacht aber erfolgte ein zweiter Ausbruch von Gas auf dem fernen Planeten. Ich sah ihn. Ein rötlicher Blitz an der Kante, die Umrisse nur sehr schwach kenntlich, gerade, als das Chronometer Mitternacht schlug. Ich meldete es Ogilvy, und er nahm meinen Platz ein. Die Nacht war wärmer geworden und ich durstig. Mit ungeschickt ausgestreckten Beinen, meinen Weg in der Dunkelheit tastend ging ich zu dem kleinen Tisch, auf dem die Siphonflasche stand. Ogilvy geriet unterdessen über die Gasausströmungen, die auf uns zukamen, in ungeheure Erregung.
In dieser Nacht nahm ein zweites unsichtbares Geschoss seinen Weg vom Mars aus gegen die Erde, genau eine oder zwei Sekunden weniger als vierundzwanzig Stunden nach dem ersten. Ich erinnere mich, wie ich dort an dem Tische saß; grüne und rote Kreise flimmerten vor meinen Augen. Ich ärgerte mich, dass ich keine Streichhölzchen hatte, um rauchen zu können. Ich dachte wenig über die Bedeutung des winzigen Lichtes nach, das ich gesehen hatte, und wenig vermutete ich, was es mir so bald bringen sollte. Ogilvy blieb bis ein Uhr auf der Warte, dann gab er es auf. Wir zündeten die Laterne an und gingen zu seinem Haus hinüber. Unten lagen Ottershaw und Chertsey in der Dunkelheit, mit allen ihren Hunderten in Frieden schlummernden Menschen.
Ogilvy war jene Nacht erfüllt von Mutmaßungen über die Beschaffenheit des Mars und machte sich über die landläufige Ansicht lustig, dass er Einwohner habe, die uns Zeichen geben. Seine Ansichten fasste er dahin zusammen, dass ein heftiger Meteoritenschauer über dem Planeten niedergehe, oder dass ein ungeheurer vulkanischer Ausbruch im Zuge sei. Er machte mich auch darauf aufmerksam, wie unwahrscheinlich es sei, dass auf zwei benachbarten Planeten die organische Entwicklung sich in derselben Richtung bewegt habe.
»Die Chancen gegen irgendetwas Menschenähnliches auf dem Mars sind eine Million zu eins«, sagte er.
Hunderte von Beobachtern sahen die Flamme in jener Nacht, und in der Nacht darauf, um Mitternacht, und wieder in der Nacht darauf, und so fort zehn Nächte, eine Flamme jede Nacht. Warum die Schüsse nach der zehnten Nacht aufhörten, hat niemand auf Erden zu erklären versucht. Mag sein, dass die Gase, die sich beim Abfeuern bildeten, den Marsleuten Ungelegenheiten verursachten. Dichte Wolken von Rauch oder Dunst, durch ein mächtiges Teleskop für die Erde als kleine graue fluktuierende Flecken sichtbar, breiteten sich durch die Klarheit der Atmosphäre des Planeten aus, und verdunkelten seine bekannteren Linien.
Selbst die Tageszeitungen nahmen schließlich von diesen Störungen Notiz. Populäre Aufsätze, die sich mit den Vulkanen des Mars beschäftigten, tauchten hie und da auf und wurden überall nachgedruckt. Ich erinnere mich, wie die halbkomische Zeitschrift »Punch« in einer politischen Zeichnung einen glücklichen Gebrauch von ihnen machte. Und, allen unmerklich, zogen jene Geschosse, welche die Marsleute auf uns abfeuerten, erdwärts, und sausten jetzt mit einer Schnelligkeit von vielen Meilen durch den leeren Weltraum, Stunde um Stunde und Tag für Tag, näher und näher. Es scheint mir heute fast unglaublich seltsam, dass die Leute, während dieses reißende Schicksal über ihnen hing, ihren winzigen Geschäften nachgehen konnten, wie sie es damals taten. Ich entsinne mich noch, wie Markham jubelte, als er sich für das illustrierte Blatt, das er in jenen Tagen herausgab, eine neue Fotografie des Planeten gesichert hatte. Menschen von heutzutage können sich kaum das Übermaß und die Unternehmungslust vorstellen, die im Zeitungswesen des XIX. Jahrhunderts herrschte. Was mich betraf, so war ich damals sehr damit beschäftigt, Radfahren zu lernen; überdies war ich für eine Anzahl Zeitschriften tätig, in denen ich Untersuchungen über die wahrscheinlichen Entwicklungsformen moralischer Ideen bei fortschreitender Zivilisation veröffentlichte.
Eines Nachts (das erste Geschoss kann damals kaum 10.000.000 Meilen entfernt gewesen sein) machte ich mit meiner Frau einen Spaziergang. Es war sternenhell und ich erklärte ihr die Zeichen des Tierkreises; ich zeigte ihr den Mars, einen kleinen Lichtpunkt, der sich himmelwärts bewegte, und auf den so viele Teleskope gerichtet waren.
Es war eine warme Nacht. Auf unserem Heimweg zog eine Gesellschaft Ausflügler aus Chertsey oder Isleworth singend und musizierend an uns vorüber. Aus den Fenstern der oberen Stockwerke der Häuser schimmerten Lichter und die Leute gingen zu Bett. Vom Bahnhof in der Ferne schollen Töne sich verschiebender Züge herüber, ein Klirren und Poltern von der Entfernung fast zur Melodie gesänftigt. Meine Frau machte mich auf den Glanz der roten, grünen und gelben Signallichter aufmerksam, die wie in einem Netzwerk gegen den Horizont hingen. So sicher schien alles, so ruhig.
Als Infusorien (lateinisch Infusoria), Infusionstierchen oder Aufgusstierchen bezeichnet man kleine, sich z.B. im Aufguss von pflanzlichem Material entwickelnde Tierchen (z.B. Flagellaten, Wimpertierchen, Amöben). <<<
Gemeint sind englische Meilen, deren eine 1,61 km gleichkommt. <<<
Theorie des 18. Jahrhunderts zur Entstehung des Sonnensystems aus einem Sonnennebel. <<<
Giovanni Virginio Schiaparelli (1835-1910 in Mailand) war ein italienischer Astronom. Nach ihm wurde ein Mars-Lander der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) benannt, der 2016 allerdings bei der Landung auf dem Mars zerschellte. <<<
Das Lick-Observatorium ist ein astronomisches Observatorium, das von der University of California betrieben wird. Es befindet sich in einer Höhe von 1300 Metern auf dem Gipfel des Mount Hamilton, nahe der Stadt San Jose, Kalifornien. <<<
Henri Joseph Anastase Perrotin (19.12.1845–29.02.1904) war ein französischer Astronom. <<<
Dann kam die Nacht des ersten fallenden Sterns. Er war früh am Morgen gesehen worden, wie er über Winchester hin ostwärts schoss, eine Flammenlinie, hoch in der Atmosphäre. Hunderte müssen ihn gesehen und für eine gewöhnliche Sternschnuppe gehalten haben. Albin beschrieb ihn und erwähnte, wie er einen grünlichen Strich hinter sich ließ, der einige Sekunden noch glühte. Denning, unsere größte Autorität für Meteoriten, stellte fest, dass die Höhe seiner ersten Erscheinung ungefähr 90 oder 100 Meilen betrug. Er glaubte, dass er ungefähr 100 Meilen östlich von ihm zur Erde gefallen sei.
Ich befand mich damals gerade zu Hause, und schrieb in meinem Studierzimmer. Und obwohl meine Flügelfenster gegen Ottershaw blickten und die Vorhänge aufgezogen waren (in jenen Tagen liebte ich es, den nächtlichen Himmel zu betrachten), sah ich doch nichts davon. Und doch muss dieses seltsamste aller Dinge, das je aus fremden Sphären auf die Erde fiel, gerade niedergegangen sein, während ich dort saß. Und hätte ich aufgeblickt, während es vorbeiflog, hätte es mir nicht entgehen können. Manche von den Leuten, die es sahen, behaupten, dass sein Flug von einem zischenden Geräusch begleitet war. Ich selbst vernahm nichts. Viele Leute in Berkshire, Surrey und Middlesex müssen es fallen gesehen haben, dachten aber höchstens, dass wieder ein Meteorit gefallen sei. Niemand scheint sich in jener Nacht die Mühe genommen zu haben, nach der gefallenen Masse zu suchen.
Sehr früh am Morgen des nächsten Tages erhob sich der arme Ogilvy, der die Sternschnuppe gesehen hatte. Er war überzeugt, dass irgendwo auf der Gemeindeweide zwischen Horsell, Ottershaw und Woking ein Meteorit liegen musste, und ging fort in der Absicht, ihn zu suchen. Wirklich fand er ihn, bald nach der Dämmerung, und nicht weit von den Sandgruben. Durch den Einbruch des Projektils war eine ungeheure Höhlung entstanden. Sand und Kiesel waren mit großer Wucht in jeder Richtung der Heide zerstoben und hatten Haufen gebildet, die anderthalb Meilen weit sichtbar waren. Östlich stand das Heidekraut in Feuer, und ein dünner, blauer Rauch stieg in der Dämmerung auf.
Das Ding selbst lag fast ganz in Sand begraben, zwischen den verstreuten Splittern eine Kiefer, die es im Niedersausen zerschmettert hatte. Der freiliegende Teil hatte das Aussehen eines riesigen Zylinders, der vollständig von einer dicken, schuppigen, dunkelbraunen Kruste bedeckt war, die seine Linien verwischte. Er hatte einen Durchmesser von ungefähr dreißig Yard.1 Ogilvy trat an die Masse heran, aufs Höchste überrascht von ihrer Größe und mehr noch von ihrer Gestaltung, da die meisten Meteoriten mehr oder weniger abgerundet sind. Von seinem Fluge durch die Luft war der Körper aber noch so heiß, dass es ihm unmöglich war, näher heranzukommen. Ein surrendes Geräusch im Innern des Zylinders schrieb er der ungleichmäßigen Abkühlung seiner Oberfläche zu; denn es war ihm damals noch nicht der Gedanke gekommen, dass der Zylinder hohl sein könne.
Er blieb am Rande der Höhle stehen, die der Körper sich selbst gegraben hatte, und starrte die seltsame Erscheinung an, vor allem verblüfft über das Ungewöhnliche der Gestalt und Farbe. Der Gedanke an etwas wie eine Absicht in seinem Erscheinen dämmerte schon damals leise in ihm auf. Der frühe Morgen war wunderbar still, und die Sonne, die gerade auf die Fichten gegen Weybridge zu schien, war schon warm. Er erinnerte sich nicht, an jenem Morgen Vögel gehört zu haben, kein Lüftchen regte sich. Der einzige Laut waren die schwachen Bewegungen aus dem Innern des glimmenden Zylinders.
Ganz allein war er auf der Heide. Da bemerkte er, unwillkürlich zurückschreckend, plötzlich, wie ein Stück der grauen Schlacke, der aschenartigen Kruste, die den Meteorit bedeckte, sich von der kreisrunden Kante des Endes loslöste. Sie fiel in Flocken ab und ergoss sich auf den Sand. Ein großes Stück sprang so plötzlich ab und fiel mit einem so scharfen Klang zur Erde, dass sein Herz fast stillstand.
Eine Minute lang konnte er es kaum fassen, was das zu bedeuten hatte. Und obwohl die Hitze übermäßig groß war, kletterte er in die Höhle hinab dicht an den Klumpen heran, um ihn näher zu betrachten. Selbst dann noch glaubte er, dass diese Abschälung sich durch die Abkühlung des Körpers erklären lasse. Was aber mit dieser Annahme sich nicht vereinen ließ, war die Tatsache, dass die Asche nur von dem Ende des Zylinders abfiel.
Da bemerkte er, dass der kreisförmige Schlussteil des Zylinders sich sehr langsam um seine Achse drehte. Es war eine so allmähliche Bewegung, dass er sie nur daran erkannte, dass ein schwarzer Strich, der noch vor fünf Minuten in seiner Nähe sichtbar war, jetzt auf der anderen Seite der Scheibe sich fand. Selbst jetzt verstand er kaum, was das zu bedeuten hatte, als er einen gedämpften kratzenden Laut hörte und zugleich sah, wie der schwarze Strich sich um etwa einen Zoll vorwärts bewegte. Da kam es über ihn wie ein Blitz. Der Zylinder war künstlich — hohl — mit einem Ende, das sich abschraubte! Etwas im Innern des Zylinders schraubte den Schlussteil ab!
»Großer Gott!«, rief Ogilvy, »da ist ein Mensch drinnen — Menschen sind drinnen! Halb zu Tode geröstet! Die zu entrinnen suchen!«
Und auf einmal, mit einem raschen Gedankensprung, verband er die Erscheinung mit dem Lichtblitz auf dem Mars. Der Gedanke an das eingeschlossene Geschöpf war ihm so furchtbar, dass er die Hitze vergaß und an den Zylinder herabstürzte, um die Drehung zu beschleunigen. Zum Glück aber hielt ihn die langsame Ausstrahlung zurück, sich an dem noch glühenden Metall die Hände zu verbrennen. Einen Augenblick stand er unschlüssig da, dann wandte er sich um, kletterte aus der Höhle heraus, und lief Hals über Kopf nach Woking. Es mochte damals etwa sechs Uhr gewesen sein. Er begegnete einem Fuhrmann und versuchte, ihm sein Erlebnis begreiflich zu machen. Aber was er berichtete, dazu sein Aufzug, das war alles so wüst — seinen Hut hatte er in der Höhle verloren — dass der Mann einfach weiterfuhr. Ganz denselben Misserfolg hatte er bei einem Wirt in der Nähe der Horsell-Brücke, der eben die Türe seiner Schenke aufschloss. Der Mann hielt ihn für einen entsprungenen Irrsinnigen und machte einen erfolglosen Versuch, ihn in der Schankstube einzuschließen. Das ernüchterte ihn ein wenig, und als er Henderson, den Londoner Journalisten, in seinem Garten sah, rief er ihn an den Gartenzaun heran und versuchte nun, sich verständlich zu machen.
»Henderson«, rief er, »Sie haben wohl die Sternschnuppe vorige Nacht gesehen?«
»Nun?«, sagte Henderson.
»Sie liegt jetzt draußen aus der Horsell-Weide.«
»Donnerwetter!«, rief Henderson, »ein gefallener Meteorstein! Nicht übel!«
»Aber es ist etwas mehr als ein Meteorstein. Es ist ein Zylinder – ein künstlicher Zylinder, Mann! Und es ist etwas drinnen im Zylinder.«
Henderson, den Spaten in der Hand, neigte sich etwas vor.
»Was sagen Sie da?«, fragte er. Er ist auf einem Ohr taub.
Ogilvy teilte ihm nun alles, was er gesehen hatte, mit. Henderson bedurfte etwa einer Minute, um es zu erfassen. Dann ließ er seinen Spaten fallen, griff nach seinem Rock und kam auf die Straße hinaus. Beide eilten nun sofort auf die Weide zurück und fanden den Zylinder noch in derselben Lage. Das Geräusch in seinem Innern aber hatte aufgehört, und ein schmaler Reif glänzenden Metalls zeigte sich zwischen dem Schlussteil und dem Körper des Zylinders. An dieser Stelle drang die Luft mit einem schwachen zischenden Laut entweder hinein oder heraus.
Die Männer lauschten, dann schlugen sie mit dem Stock auf den Schuppenpanzer. Da keine Antwort kam, schlossen sie beide, dass der Mensch oder die Leute im Innern bewusstlos oder tot seien.
Beide waren natürlich außerstande, etwas zu tun. Sie schrien den Eingeschlossenen einige tröstende Worte und Versprechungen zu und kehrten zur Stadt zurück, um Hilfe zu holen. Es lässt sich denken, wie sie aussahen, bedeckt mit Staub, verstört und unordentlich, wie sie im hellen Sonnenlicht die kleine Straße entlang eilten, gerade als die Ladenbesitzer ihre Türen aufschlossen, und die Leute ihre Schlafzimmerfenster öffneten. Henderson eilte sofort ins Stationsgebäude, um die Nachricht nach London zu telegrafieren. Die Zeitungsartikel hatten die Leute schon vorbereitet und sie für diese Nachricht empfänglich gemacht.
Um acht Uhr war schon eine Anzahl Knaben und unbeschäftigter Leute nach der Weide aufgebrochen, um »die toten Männer des Mars« zu besichtigen. Das war die Form, in der die Nachricht sich verbreitete. Ich hörte zuerst davon durch meinen Zeitungsjungen, als ich ausging, um mir meinen »Daily Chronicle« zu holen. Ich war natürlich aufs Äußerste überrascht und verlor keinen Augenblick, fortzueilen, um mich über die Brücke von Ottershaw nach dem Sandhügel zu begeben.
1 engl. Yard -- 91 Zentimeter. <<<
Ich fand eine kleine Ansammlung von etwa zwanzig Personen, die sich um die Höhle scharten, in der der Zylinder lag. Die Gestalt des ungeheuren in der Erde gebetteten Körpers habe ich bereits beschrieben. Die aufgeworfene Erde und die Sandmassen schienen wie durch einen Zündschlag angehäuft zu sein. Ohne Zweifel hatte das Einschlagen des Körpers eine Flammenbildung verursacht. Henderson und Ogilvy waren nicht dort. Ich vermute, dass sie nicht wussten, was sie für den Augenblick beginnen sollten, und dass sie sich zu Henderson begaben, um zu frühstücken.
Vier oder fünf Knaben hatten sich an den Rand der Höhle gesetzt, schlenkerten mit den Beinen und unterhielten sich damit, den riesigen Bau mit Steinen zu bewerfen, bis ich ihnen das Handwerk legte. Nachdem ich mit ihnen darüber gesprochen hatte, begannen sie um die Gruppe der Umstehenden herum ein Fangspiel.
Unter den Leuten bemerkte ich zwei Radfahrer, einen Gartenarbeiter, den ich zuweilen beschäftigte, den Fleischer Gregg und seinen kleinen Sohn, ein Mädchen, das ein Kind trug, und zwei oder drei Müßiggänger und Eckensteher, die gewöhnlich in der Nähe des Bahnhofs umherlungerten. Es wurde sehr wenig gesprochen. In den niederen Ständen Englands hatten nur wenige Menschen in jenen Tagen mehr als sehr schwache astronomische Vorstellungen. Die Meisten starrten nur schweigend das große tischartige Ende des Zylinders an, das noch genau so war, wie es Henderson und Ogilvy verlassen hatten. Ich glaube, dass die allgemeine Erwartung der Leute, einen Haufen verkohlter Leichen zu finden, beim Anblick dieser unbelebten Masse etwas enttäuscht wurde. Einige Personen gingen fort, während ich dort war. Andere kamen. Ich kletterte in die Grube und es war mir, als hörte ich unter meinen Füßen eine schwache Bewegung. Der Verschluss hatte offenbar aufgehört sich zu drehen.
Erst als ich ganz nahe an den Körper herangetreten war, sprang mir die Fremdartigkeit seiner Erscheinung in die Augen. Auf den ersten Blick hatte er wirklich nichts Auffallenderes an sich, als ein umgeworfener Wagen oder ein gefällter Baum, der den Weg versperrt. Allerdings nicht ganz so. Mehr als irgendetwas anderem glich er einem rostigen halbvergrabenen Gasrohr. Es bedurfte einer gewissen Summe wissenschaftlicher Bildung, um zu bemerken, dass die graue Kruste auf dem Körper kein gewöhnliches Oxid war, dass das gelblich-weiße Metall, das auf der Spalte zwischen dem Deckel und dem Zylinder glänzte, einen fremdartigen Farbenton besaß. Der Begriff »Außerirdisch« hatte für die meisten Zuschauer keine Bedeutung.
Damals war ich schon fest davon überzeugt, dass der Gegenstand vom Planeten Mars gekommen war. Aber ich hielt es für unwahrscheinlich, dass er lebende Wesen enthalten würde. Ich vermutete in der Schraubenbewegung eine automatische Tätigkeit. Trotz Ogilvys Ansicht hielt ich an dem Glauben fest, dass es Lebewesen auf dem Mars gebe. Von fantastischen Vorstellungen erfüllt, beschäftigte ich mich mit der Möglichkeit, dass der Körper Handschriften enthalten könne, malte ich mir die Schwierigkeiten aus, die sich bei ihrer Übersetzung ergeben würde, ob wir Münzen und Modelle in ihm finden sollten, und so fort. Aber das Ding war doch ein wenig zu groß, um mir die Richtigkeit meiner Vorstellungen zu verbürgen. Ich empfand eine lebhafte Ungeduld, es geöffnet zu sehen. Um elf Uhr etwa, als sich nichts weiter ereignete, kehrte ich, voll von solchen Gedanken, nach meinem Haus in Maybury zurück. Aber es fiel mir schwer, mit meiner Arbeit über abstrakte Forderungen weiterzukommen.
Am Nachmittag hatte sich das Aussehen der Weide sehr verändert. Die frühen Ausgaben der Abendblätter hatten mit riesigen Aufschriften:
»Eine Botschaft vom Mars.«
»Merkwürdiger Bericht aus Woking.«
und so weiter, ganz London aufgeschreckt. Dazu noch Ogilvys Telegramme an die astronomische Mitteilungsstation, die alle Sternwarten in den drei Königreichen in Aufregung versetzt hatten.
Ein halbes Dutzend oder mehr Flies1 vom Bahnhof Woking standen auf der Straße bei den Sandhügeln, dazu ein Korbwagen2 von Chobham und eine ziemlich vornehm aussehende Privatkutsche. Außerdem sah man eine Unzahl von Fahrrädern. Eine große Menge von Menschen musste überdies trotz der Hitze jenes Tages von Woking und Chertsey zu Fuß hergewandert sein. Alles in allem eine beträchtliche Menschenansammlung — auch einige hellgekleidete Damen.
Es war glühend heiß, nicht ein Wölkchen am Himmel, kein Lüftchen wehte, einige vereinzelt stehende Fichten spendeten den einzigen Schatten. Das brennende Heidekraut war endlich erloschen, aber die Ebene gegen Ottershaw zu war geschwärzt, soweit das Auge reichte, und senkrechte Rauchsäulen stiegen immer noch auf. Ein Obsthändler in der Chobham Road hatte seinen Sohn mit einer Wagenladung grüner Äpfel und Ingwerbier heraufgeschickt.
Als ich zum Rande der Grube kam, fand ich sie von einer Gruppe von Männern, etwa einem halben Dutzend, besetzt — Henderson, Ogilvy und einem großen blondhaarigen Mann (wie ich später hörte, war es Mr. Stent von der königlichen astronomischen Gesellschaft) mit einigen Arbeitern, die Spaten und Beile schwangen. Stent gab seine Befehle in einer klaren, hohen Stimme. Er stand auf dem Zylinder, der jetzt offenbar viel kühler war. Sein Gesicht war dunkelrot und der Schweiß floss ihm in Strömen herab. Es schien ihn etwas irritiert zu haben.
Ein großer Teil des Zylinders war nun bloßgelegt, obwohl das untere Ende noch eingebettet lag. Sobald Ogilvy mich unter dem gaffenden Haufen am Rande der Grube bemerkte, rief er mir zu hinabzukommen und fragte mich, ob ich zum Gutsherrn Lord Hilton hinübergehen wolle.
Die wachsende Menschenmenge, sagte er, sei ein ernstliches Hindernis, das sich ihren Ausgrabungen entgegenstelle, besonders die Knaben. Es müsse ein leichtes Geländer aufgestellt werden, um die Leute zurückzudrängen. Er erzählte mir, dass im Innern des Körpers gelegentlich noch eine leise Bewegung wahrnehmbar sei, dass es aber den Arbeitern nicht gelungen wäre, den Schlussteil abzuschrauben, da er ihnen keine Handhabe bot. Der Körper schien ungeheuer dick zu sein, und es war möglich, dass die schwachen Laute, die wir vernahmen, von einem lärmenden Tumult im Innern herrührten.
Ich war mit Freuden bereit, seinen Wunsch zu erfüllen, und dadurch einer der bevorzugten Zuschauer innerhalb der geplanten Umzäunung zu werden. Leider traf ich Lord Hilton nicht zu Hause an, man teilte mir aber mit, dass er mit dem Sechs-Uhrzug aus London erwartet werde. Da es damals ungefähr ein Viertel auf sechs war, ging ich noch nach Hause, trank Tee, und ging dann zum Bahnhof, um ihn unterwegs aufzuhalten.
kleine einspännige Miet-Eilwagen <<<
einachsige Kutsche; Sulky <<<
Als ich auf die Weide zurückkehrte, war die Sonne im Sinken. Zerstreute Gruppen Neugieriger eilten aus der Richtung von Woking heran, und einige Leute kehrten zurück. Die Menge um die Grube war angewachsen und hob sich schwarz von dem Zitronengelb des Himmels ab. Es mochten etwa zweihundert Personen gewesen sein. Einige laute Stimmen waren vernehmbar und eine Art Kampf schien sich bei der Grube entsponnen zu haben. Die seltsamsten Vorstellungen kreuzten sich in meinem Kopf. Als ich näherkam, hörte ich Stents Stimme.
»Zurück! Zurück!«
Ein Knabe kam auf mich zu gelaufen.
»Es bewegt sich!«, rief er mir im Vorübereilen zu — »es dreht sich, und dreht sich auf. Das gefällt mir nicht. Da gehe ich lieber nach Hause!«
Ich kam näher zur Menge heran. Es mochten in Wirklichkeit zwei- bis dreihundert Leute gewesen sein, die sich gegenseitig pufften und stießen. Jeder suchte, sich vorzuschieben und die anderen zurückzudrängen. Die paar Damen, die zugegen waren, blieben dabei nicht am wenigsten zurück.
»Er ist in die Grube gefallen!«, rief einer.
»Zurück!«, schrien andere.
Der Haufe schwankte ein wenig, und ich arbeitete mich mit den Ellbogen durch. Alle schienen in höchster Aufregung zu sein. Aus der Grube heraus scholl ein eigentümliches summendes Geräusch.
»Ich bitte Sie!«,rief Ogilvy, »helfen Sie mir, diese Narren zurückzudrängen. Wir wissen ja noch nicht, was in diesem verwünschten Ding steckt!«
Ich sah einen jungen Mann (ich glaube, es war ein Kommis aus Woking), auf dem Zylinder stehen und sich bemühen, wieder aus der Höhle herauszukriechen. Die Menge hatte ihn hineingestoßen.
Der Schlussteil des Zylinders war von innen heraus aufgeschraubt worden. Schon waren nahezu zwei Fuß der glänzenden Schraube sichtbar. Jemand stieß mich unversehens von rückwärts, und ich entging nur mit knapper Not der Gefahr, auf das Schraubenende zu stürzen. Ich wandte mich um, und in diesem Augenblick muss die Schraube herausgekommen sein. Der Deckel des Zylinders schlug in heftiger Erschütterung auf den Kieselboden auf. Ich stieß meine Ellbogen gegen die mich von hinten drängende Menge und wandte mich neuerdings dem Koloss zu. Einen Augenblick lang schien die kreisrunde Öffnung völlig schwarz. Der Glanz der sinkenden Sonne blendete meine Augen.
Ich glaube, jedermann erwartete, einen Menschen auftauchen zu sehen — wahrscheinlich ein Geschöpf, das sich ein wenig von uns irdischen Menschen unterscheiden würde, aber im Wesentlichen doch einen Menschen. Ich wenigstens erwartete es. Aber als ich genauer hinsah, bemerkte ich plötzlich, wie sich im Schatten etwas rührte, grau, in wellenförmigen Bewegungen, eines über dem anderen. Und dann gewahrte ich zwei glühende Scheiben wie Augen. Dann löste sich etwas, das einer kleinen grauen Schlange glich, etwa in der Stärke eines Spazierstockes, aus der sich windenden Masse los und schlängelte sich in der Luft gegen mich — und dann ein zweites.
Mich durchfröstelte es plötzlich. Hinter mir hörte ich eine Frau laut kreischen. Ich drehte mich halb um, meine Blicke unverwandt auf den Zylinder geheftet, aus dem immer neue Fühlhörner sich herauswanden. Dann begann ich mir meinen Weg vom Rande der Grube zurückzubahnen. Ich sah, wie sich das Erstaunen in den Gesichtern der Leute in Entsetzen verwandelte. Von allen Seiten hörte ich wilde Schreie und Ausrufe. Ein allgemeines Zurückdrängen begann. Ich sah, wie der Kommis noch immer sich abmühte, aus der Grube herauszukommen. Ich sah mich allein, und bemerkte, wie die Leute auf der anderen Seite der Grube flüchteten, Mr. Stent unter ihnen. Ich wandte meine Augen wieder dem Zylinder zu, und ein unbändiger Schrecken ergriff mich. Wie versteinert stand ich da und starrte.
Ein großer grauer, gedrungener Körper, ungefähr von der Größe eines Bären, erhob sich langsam und schwerfällig aus dem Zylinder. Als er sich aufrichtete und vom Licht beschienen wurde, glitzerte er wie nasses Leder. Mit seinen zwei großen dunkelgefärbten Augen blickte das Geschöpf mich unverwandt an. Es hatte unter den Augen einen Mund, dessen lippenloser Rand unausgesetzt zitterte und von Speichel troff. Der Rumpf hob und senkte sich unter heftigem Keuchen. Ein schlankes fühlhornartiges Anhängsel hielt den Rand des Zylinders umklammert, ein anderes schlängelte sich in der Luft.
Wer nie einen lebenden Marsbewohner gesehen hat, wird sich die grauenvolle Hässlichkeit seiner Erscheinung kaum vorstellen können. Der seltsame V-förmige Mund mit seinem zugespitzten oberen Rand, der Mangel an Augenbrauen, die Abwesenheit eines Kinnes unter dem keilförmigen, unteren Mundrand, das unaufhörliche Zittern des Mundes, die gorgonenartige Gruppe der Fühlhörner, das geräuschvolle Atmen der Lungen in einer ihnen fremden Atmosphäre, die augenfällige Schwerfälligkeit und Mühseligkeit der Bewegungen — ohne Zweifel eine Folge der größeren Anziehungskraft der Erde — vor allem aber die außergewöhnliche Intensität ihrer ungeheueren Augen. Alles das gipfelte für den Beschauer in einer Wirkung, die von der Seekrankheit nicht sehr verschieden war. Es war etwas Schwammiges in ihrer öligen braunen Haut, und in der plumpen Bedächtigkeit ihrer schwerfälligen Bewegungen lag etwas unbeschreiblich Erschreckendes. Schon bei dieser ersten Begegnung, bei diesem ersten Anblick wurde ich von Abscheu und Grauen überwältigt.
Plötzlich verschwand das Ungetüm. Es war über den Rand des Zylinders getaumelt und in die Grube gefallen, wo es aufschlug, als fiele eine große Menge Leders zur Erde. Ich hörte es einen seltsamen, dumpfen Schrei ausstoßen, und in demselben Augenblick erschien ein zweites dieser Geschöpfe düster in dem tiefen Schatten der Öffnung.
Bei diesem Anblick verließ mich die Erstarrung, die der erste Schrecken hervorgerufen hatte. Ich kehrte mich um und rannte wie besessen nach der nächsten Baumgruppe, die etwa hundert Yard entfernt war. Aber ich lief kreuz und quer und stolperte alle Augenblicke, denn ich brachte es nicht über mich, meine Augen von jenen Vorgängen abzuwenden.
Dort, unter einigen jungen Fichten und hinter Ginsterbüschen machte ich keuchend Halt, um die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten. Die Weide rings um die Sandhügel war mit Leuten besäet, die wie ich, halb entsetzt, halb bezaubert dastanden und auf jene Geschöpfe oder vielmehr auf die Steinhaufen am Rande der Grube, in der sie lagen, starrten. Dann sah ich, mit erneutem Entsetzen, einen runden, schwarzen Gegenstand, der am Rande der Höhle bald auftauchte, bald verschwand. Es war der Kopf jenes Kommis, der in die Grube gefallen war; er hob sich wie ein kleiner schwarzer Gegenstand vom westlichen Himmel ab. Jetzt brachte er Schultern und Knie herauf und wieder schien, er zurückzugleiten, bis nur sein Kopf sichtbar war. Plötzlich verschwand auch dieser, und mir war, als hätte ein schwacher Schrei mich erreicht. Ich hatte einen Augenblick den Impuls, zurückzugehen und ihm zu helfen. Aber meine Furcht behielt die Oberhand.
Jetzt war nichts mehr zu sehen, da alles von der tiefen Grube und den Sandhaufen, die der Zylinder beim Ausfallen gebildet hatte, verdeckt war. Wer jetzt die Straße entlang von Chobham oder Woking gekommen wäre, den hätte das Schauspiel, das sich ihm bot, in Erstaunen gesetzt: Eine verstreute Menge von etwa hundert oder etwas mehr Leuten, in einem großen unregelmäßigen Kreis in Gruben, hinter Büschen, hinter Zäunen und Hecken stehend kaum zu einander redend, und dann nur in kurzen erregten Rufen, und unablässig auf einige Sandhaufen starrend. Der Karren mit dem Ingwerbier hob sich, ein seltsames Überbleibsel, schwarz von dem glühenden Abendhimmel ab. Bei den Sandgruben stand eine Reihe verlassener Fuhrwerke, deren Pferde aus Hafersäcken fraßen oder ungeduldig den Boden aufscharrten.
Nach dem Blick auf die Marsleute, wie sie aus dem Zylinder, in dem sie von ihrem Planeten auf die Erde gekommen waren, hervorkrochen, lähmte eine Art Zauber meine Fähigkeit zu handeln. Ich verharrte knietief im Heidekraut stehend, und starrte auf die Sandhügel, die sie verbargen. Meine Seele war eine Wahlstatt von Angst und Neugierde.
Ich wagte nicht, zur Grube zurückzugehen; aber ich hatte ein leidenschaftliches Verlangen, einen Blick hineinzuwerfen. Ich begann daher, in einem weiten Bogen herumzugehen, um einen geeigneten Aussichtspunkt zu finden; dabei aber behielt ich fortwährend die Sandhaufen im Auge, die jene merkwürdigen Ankömmlinge meinen Blicken entzogen. Auf einmal blitzte ein Gewirre dünner schwarzer Peitschen, wie Arme eines Polypen, gegen Sonnenuntergang auf, um sofort wieder zu verschwinden. Dann erhob sich Glied um Glied ein dünner Stab, der an seiner Spitze eine kreisrunde Scheibe trug, die sich in schwerfälliger Bewegung drehte. Was konnte dort vorgehen?
Die meisten Zuseher hatten sich in zwei Gruppen gesammelt — die eine, ein kleiner Menschenhaufen auf Woking zu, die andere, ein Knäuel von Leuten in Richtung nach Chobham. Offenbar machten die Leute denselben seelischen Zwiespalt durch wie ich. Einige waren ganz in meiner Nähe. In einem Mann erkannte ich einen meiner Nachbarn, obwohl ich seinen Namen nicht wusste. Ich trat auf ihn zu und redete ihn an. Es war aber kaum ein günstiger Augenblick für eine vernünftige Unterhaltung.
»Was für scheußliche Tiere!«,sagte er. »Herr Gott! Was für scheußliche Tiere!« Er wiederholte das immer wieder.
»Haben Sie einen Menschen in der Grube gesehen?«, fragte ich ihn; aber er gab mir keine Antwort. Wir schwiegen und standen eine Zeit lang beobachtend neben einander und empfingen, glaube ich, einen gewissen Trost aus unserer gegenseitigen Gesellschaft. Dann verlegte ich meinen Aussichtspunkt auf einen kleinen Erdhügel, der nur den Vorteil einiger Fuß Erhöhung gewährte. Als ich mich nach meinem Nachbar umwandte, sah ich ihn schon nach Woking zurückkehren.
Der Sonnenuntergang verblich allmählich zum Zwielicht, und es ereignete sich nichts weiter. Die Menge in der Ferne links gegen Woking schien zu wachsen und ich vernahm ein schwaches Gemurmel. Der kleine Menschenknäuel gegen Chobham zu zerstreute sich. Bei der Grube war kaum ein Anzeichen einer Bewegung wahrzunehmen.
Mehr als alles andere, gab das den Leuten ihren Mut zurück. Und ich denke, dass auch die Neuankömmlinge aus Woking dazu beitrugen, wieder eine zuversichtlichere Stimmung zu wecken. Jedenfalls machte sich, als die Dunkelheit hereinbrach, eine langsame, bisweilen unterbrochene Bewegung gegen den Sandhaufen zu bemerkbar, die umso mehr an Kraft zu gewinnen schien, als die Stille des Abends rings um den Zylinder ungebrochen blieb. Aufrechte schwarze Gestalten in Gruppen zu zweien und dreien wagten sich vor, machten Halt, spähten vorsichtig aus, und schoben sich wieder vor. In einem sehr gelichteten, unregelmäßigen Halbkreis suchten die Leute, die Grube zu umzingeln. Auch ich begann, gegen die Grube zu langsam vorzuschreiten.
Dann sah ich, wie einige Fuhrleute und andere keck in die Sandgruben hinabstiegen. Ich hörte das Klappern der Hufe und das Knirschen der Räder. Ich sah, wie ein junger Bursche den Karren mit Äpfeln fortzog. Und dann bemerkte ich etwa dreißig Yard von der Grube aus der Richtung von Horsell kommend, eine kleine schwarze Gruppe von Männern, deren vorderster eine weiße Fahne schwang.
Das war die Deputation. Es hatte eine heftige Beratung stattgefunden, und da die Marsleute trotz ihrer abstoßenden Gestalt intelligente Geschöpfe zu sein schienen, war beschlossen worden, durch Zeichen, mit denen man sich ihnen näherte, ihnen zu zeigen, dass auch wir intelligent seien.
Ich sah die Fahne hin- und herflattern, erst rechts dann links. Ich stand zu weit entfernt, um einen zu erkennen. Doch später erfuhr ich, dass Ogilvy, Stent und Henderson unter anderen es waren, die diesen Verständigungsversuch unternehmen wollten. Diese kleine Gruppe hatte bei ihrem Herannahen den nun fast vollständigen Kreis von Leuten in eine sozusagen schleifenartige Linie verwandelt. Eine Anzahl dünner schwarzer Gestalten folgte ihr in angemessener Entfernung.
Plötzlich flammte ein Lichtstrahl ans, und eine Menge leuchtenden grünlichen Rauches schoss in drei deutlich sichtbaren Stößen aus der Grube; eine Rauchsäule nach der anderen fuhr kerzengerade in die windstille Luft empor.
Dieser Rauch — Flamme wäre vielleicht die zutreffendere Bezeichnung — war so strahlend hell, dass der tiefblaue Himmel und die undeutlichen Strecken braunen Heidelandes Richtung Chertsey, die mit schwarzen Fichten bepflanzt waren, sich plötzlich zu verdüstern schienen, als die Stöße sich erhoben, und nach der Verteilung des Rauches nur noch düsterer wurden. Gleichzeitig hörte man einen schwachen zischenden Laut.
Jenseits der Grube stand der kleine Menschenhaufen, mit der weißen Fahne an der Spitze, von diesen Erscheinungen aufgehalten, ein kleiner Knäuel winziger schwarzer Gestalten auf dem schwarzen Boden. Als der grüne Rauch aufstieg, flammten ihre Gesichter in einem fahlen Grün, das erblasste, sobald jener verschwand.
Da ging das Zischen allmählich in ein Summen über, in ein langes, lautes, surrendes Geräusch. Langsam erhob sich eine unförmige Gestalt aus der Grube, und ein winziger Lichtstrahl schien aus ihr hervorzuflackern.
Plötzlich fuhren Blitze wirklicher Flammen aus der zersprengten Menschengruppe hervor. In glänzenden Schwaden sprang es von einem zum anderen. Es war, wie wenn ein unsichtbarer Feuerstrahl in sie gefahren sei und nun in einer weißen Flamme ausbräche. Es war, als ob jeder Einzelne unvermutet und plötzlich in Feuer verwandelt worden wäre.
Dann sah ich beim Lichte ihrer eigenen Vernichtung, wie sie taumelten und fielen, und wie die, welche sie stützten, sich zur Flucht wandten.
Ich stand da und starrte und fasste es noch nicht, dass das der Tod war, der in jener fernen kleinen Menschenmenge von Mann zu Mann raste. Nur dass dort etwas Seltsames vorging, war alles, was ich empfand. Ein fast lautloser und blendender Blitz — und ein Mann stürzte der Länge nach hin und blieb regungslos liegen. Wie das unsichtbare Hitzegeschoss über sie fuhr, gingen Fichten in Flammen auf, und jeder dürre Ginsterbusch verwandelte sich mit dumpfen Krachen in einen Feuerherd. In weiter Ferne gegen Knaphill zu sah ich Bäume und Hecken in Flammen, und bemerkte wie die Holzbauten plötzlich lichterloh brannten.
Er fuhr pfeilschnell und stetig rings herum, jener flammende Tod, jenes unsichtbare und unerbittliche Feuerschwert. An den glühenden Büschen sah ich ihn auch an mich herankommen; aber ich war zu verwirrt und zu betäubt, um mich von der Stelle zu rühren. Ich hörte das Knistern des Feuers in den Sandgruben und den plötzlichen Schrei eines Pferdes, der aber ebenso plötzlich verstummte. Dann war es mir, als ob eine unsichtbare aber glühend heiße Hand auf der Heide zwischen mir und den Marsleuten eine Linie zöge; überall in gekrümmter Linie um die Sandgruben herum dampfte und knisterte der tiefschwarze Boden. In weiter Ferne, dort wo die Straße von der Station Woking links ins Heideland führt, stürzte etwas mit lautem Schall zusammen. Sofort verstummte das Zischen und Summen, und der schwarze, kesselförmige Gegenstand fiel, den Blicken entschwindend, langsam in die Grube.
Alles das war mit einer solchen Schnelligkeit vor sich gegangen, dass ich regungslos stehen blieb, erstarrt und geblendet von den Flammenblitzen. Hätte der Tod in vollem Umkreis die Runde gemacht, ich wäre rettungslos mitten in meiner Betäubung getötet worden. Aber er ging vorüber und schonte mich und ließ mich plötzlich in der dunklen und unheimlichen Nacht zurück.
Die wellenförmige Weide schien nun düster in fast unkenntlicher Schwärze, außer dort, wo ihre Straßen grau und bleich unter dem tiefblauen Himmel der frühen Nacht sich hinzogen. Es war dunkel und auf einmal völlig menschenleer. Über mir tauchten nach und nach die Sterne auf, und am westlichen Himmel stand noch ein blasser, schimmernder, fast grünlich blauer Streifen. Die Wipfel der Fichten und die Dächer von Horsell kamen scharf und schwarz im westlichen Widerschein heraus. Die Marsleute und ihre Gerätschaften waren vollkommen unsichtbar. Nur die dünne Stange, an deren Spitze die rastlose Spiegelscheibe sich drehte, blieb stehen. Einiges Buschwerk und einzeln stehende Bäume glühten und rauchten noch immer. Und von den Häusern gegen die Station von Woking stiegen noch Feuersäulen in die Stille der Abendluft auf.
Sonst hatte sich nichts geändert. Nur diese furchtbare Erschütterung! Die kleine Gruppe schwarzer Punkte mit der weißen Flagge war wie vom Erdboden weggefegt, und die Stille des Abends, so schien es mir, war kaum gebrochen worden.
Da überkam es mich, dass ich auf dieser düsteren Heide hilflos, unbeschützt und allein dastand. Und plötzlich, wie ein Wesen, das von außen her mich überfiel, kam — die Angst.
Mit Anstrengung wandte ich mich um und begann, stolpernd durch das Heidekraut zu laufen.
Die Angst, die mich beschlich, war keine vernünftige Angst, sondern ein panischer Schrecken, nicht nur vor den Marsleuten, sondern vor dem Dunkel und der Stille rings um mich. Das übte eine so ungewöhnlich entmannende Wirkung auf mich aus, dass ich leise weinend wie ein Kind daherlief. Und jetzt, nachdem ich mich umgekehrt hatte, wagte ich nicht mehr zurückzublicken.
Ich erinnere mich, dass ich die seltsame Überzeugung hatte, dass man mit mir spiele, dass jeden Augenblick, schon als ich im Bereiche der Sicherheit war, dieser geheimnisvolle Tod — schnell wie der Weg des Lichts — aus der Höhle, aus dem Zylinder heraus mir nachrasen und mich niederschlagen werde.
Es ist noch immer ein ungelöstes Rätsel, wie die Marsleute imstande sind, Menschen so rasch und lautlos zu töten. Viele meinen, dass sie fähig sind, eine ungeheure Hitze in einem Behälter anzusammeln, bei dem jede Leitungsmöglichkeit vollkommen ausgeschlossen ist. Diese ungeheure Hitze übertragen sie in parallelen Strahlen auf jedes beliebige Objekt vermittels eines geglätteten parabolischen Spiegels von unbekannter Zusammensetzung — ähnlich dem Lichtstrahl, den der parabolische Spiegel eines Leuchtturms versendet. Aber niemand vermochte, noch die Einzelheiten dieser Annahmen zu beweisen. Wie immer es sich verhalten mag, das ist gewiss, dass an dem Vorgang ein starker Wärmestrahl am wesentlichsten beteiligt ist. Hitze und unsichtbares statt sichtbaren Lichtes. Alles irgendwie Brennbare geht bei der Berührung dieses Strahles in Flammen auf; Blei zerfließt wie Wasser; er erweicht Eisen, bricht und schmelzt Glas; wenn er auf Wasser fällt, entzündet es sich unverzüglich zu Dampf.
In jener Nacht lagen wohl vierzig Menschen unter dem Sternenlicht um die Grube herum, verkohlt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die ganze Nacht war das Weideland von Horsell bis Maybury verödet. Nur allmählich brannten die Feuer nieder.
Die Nachricht von dem Gemetzel erreichte Chobham, Woking und Ottershaw wahrscheinlich zur selben Zeit. In Woking waren die Läden schon geschlossen, als das Unglück sich ereignete, und eine Anzahl von Menschen, Geschäftsleute usw., von den Geschichten, die sie gehört hatten, erregt, gingen über die Horsell Bridge die Straße entlang zwischen den Hecken, die zur Weide führten. Man kann es sich vorstellen, wie das junge Volk nach der Arbeit des Tages zusammenströmte, wie es jene Nachricht, so wie jede andere, zum Vorwand für gemeinsame Spaziergänge und für landläufiges Liebesgeplänkel benützte. Ich höre es fast noch heute, jenes fröhliche Summen von Stimmen die Straße entlang an jenem Abend.
Bis jetzt wussten es freilich nur wenig Leute in Woking, dass der Zylinder bereits geöffnet war, obwohl der arme Henderson einen Boten auf dem Fahrrad nach dem Postamt geschickt hatte, um einen besonderen Bericht an ein Abendblatt zu senden.
Als jene Leute in Gruppen zu zweien und dreien aufs offene Feld kamen, fanden sie kleine Menschenansammlungen, in erregter Unterhaltung begriffen. Alles blickte nach dem wirbelnden Spiegel über den Sandgruben. Und bald hatte sich der Neuangekommenen dieselbe Erregung bemächtigt.
Um halb neun Uhr, als die Deputation vernichtet wurde, mag sich etwa eine Menge von dreihundert Leuten an jener Stelle befunden haben, außer jenen, welche die Straße verlassen hatten, um sich näher an die Marsleute heranzuschleichen. Auch drei Schutzleute, darunter ein Berittener, waren zugegen, die, Mr. Stents Weisungen folgend, ihr Möglichstes taten, die Leute zurückzudrängen und sie abzuhalten, sich dem Zylinder zu nähern. Pfiffe und Hohngelächter wurden gehört. Sie kamen von jenen gedankenlosen und übermäßig aufgeregten Elementen, denen ein Gedränge stets Anlass zu Lärm und rohen Scherzen bildet.
Stent und Ogilvy, welche die Möglichkeit eines Zusammenstoßes ins Auge fassten, hatten von Horsell nach der Kaserne telegrafiert, als die Marsleute auftauchten. Sie hatten um die Unterstützung einer Kompanie Soldaten gebeten, welche jene fremdartigen Geschöpfe vor Gewalttätigkeiten schützen sollten. Dann waren sie sofort wieder zurückgekehrt, um jenen unglückseligen Annäherungsversuch ins Werk zu setzen. Die Beschreibung ihrer Ermordung, wie sie von der Menge beobachtet wurde, deckte sich genau mit meinen eigenen Eindrücken: die drei Stöße grünen Rauches, das tiefe summende Geräusch und die aufflammenden Blitze.
Aber die Gefahr, in der jene Volksmenge schwebte, war noch größer als die meine. Nur der Umstand, dass ein Hügel Heidesandes den unteren Teil des Hitzestrahls aufhielt, rettete sie. Wäre die Stange mit dem parabolischen Spiegel nur einige Yard höher gewesen, es wäre niemand übrig geblieben, um den Vorgang zu berichten. Sie sahen die Blitze, beobachteten, wie die Männer hinstürzten, wie gleichsam eine unsichtbare Hand das Gebüsch in Brand steckte, wie die Flamme im Zwielicht auf sie zuraste. Dann sauste, mit einem pfeifenden Laut, der das Surren in der Grube übertönte, der Strahl dicht über ihre Köpfe hinweg, entzündete die Wipfel der Buchen, welche die Straße säumten, zersplitterte die Ziegel, zerschmetterte die Fenster, verbrannte die Fensterrahmen, und zertrümmerte einen Teil des Giebels eines Eckhauses.
Bei diesem plötzlichen Aufschlag, dem Zischen und dem blendenden Lichtschein der brennenden Bäume schien die Menge einige Augenblicke zögernd hin- und herzuschwanken.
Funken und brennende Zweige und einzelne Blätter fielen wie flammende Geschosse auf die Straße. Hüte und Kleider fingen Feuer. Von der Weide her hörte man erschreckte Rufe.
Kreischende Schreie gellten von allen Seiten. Plötzlich kam ein berittener Schutzmann gegen die Menge herangesprengt. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und schrie aus Leibeskräften.
»Sie kommen!«, kreischte ein Weib, und sofort kehrten sich alle um und drängten die Rückwärtsstehenden vorwärts, um den Rückgang nach Woking frei zu machen. Wie eine Herde erschreckter Schafe stob die Menge blindlings auseinander. Da, wo die Straße eng und dunkel wurde, zwischen den hohen Ufern, staute sich die Masse, und ein verzweifelter Kampf begann. Nicht alle konnten sich retten; drei Personen, zwei Frauen und ein kleiner Knabe, wurden erdrückt und niedergetreten. Sie wurden liegengelassen, um in dem Schrecken der Finsternis zu sterben.
Was mich betraf, so entsinne ich mich nicht mehr der Einzelheiten meiner Flucht außer der Wucht, mit der ich an Baumstämme stieß und wie ich im Heidekraut strauchelte. Alles um mich herum nahm die unsichtbaren Schrecken der Marsleute an; jenes erbarmungslose Feuerschwert schien auf und nieder zu sausen, immer über mir zu funkeln, bevor es niederfuhr, mir das Leben zu nehmen. Ich erreichte die Straße zwischen Horsell und den Kreuzwegen, und ich lief durch den Ort wieder zu den Kreuzwegen zurück.
Endlich konnte ich nicht weiter; ich war von der Heftigkeit meiner Erregung und meiner Flucht erschöpft. Ich taumelte und stürzte nieder. Das war nahe der Brücke, welche bei den Gaswerken den Kanal übersetzt. Ich fiel und blieb still liegen.
Ich muss eine ganze Weile dort gelegen sein.
In einer seltsamen Verwirrung befangen richtete ich mich endlich auf. Einen Augenblick vielleicht konnte ich es nicht klar fassen, wie ich hierhergekommen war. Wie ein Kleidungsstück war mein Schrecken von mir gefallen. Mein Hut war verschwunden, und mein Kragen war vom Hemdknopf gerissen. Einige Minuten vorher standen nur drei Dinge greifbar vor mir — die Unermesslichkeit der Nacht, des Raumes und der Natur, meine eigene Schwäche und Angst, und das Nahen des Todes. Nun aber war es mir, als hätte sich alles gewendet, und sofort verschob sich mein Gesichtspunkt. Ich konnte keinen merklichen Übergang von einem Gemütszustand in den anderen wahrnehmen. Ganz unvermittelt war ich wieder mein eigenes alltägliches Selbst, ein gewöhnlicher ehrbarer Bürger. Die schweigende Heide, mein Trieb zur Flucht, die aufschießenden Flammen, alles erschien mir jetzt wie ein Traum. Ich fragte mich, ob sich alle diese Dinge wirklich zugetragen hätten. Ich konnte es nicht glauben.
Ich erhob mich und stieg unsicheren Schrittes die steil ansteigende Brücke hinauf. Mein Inneres war nichts als eine große Verblüffung. Meine Muskeln und meine Nerven schienen alle Kraft verloren zu haben. Ich kann sagen, dass ich wie ein Betrunkener taumelte. Über dem Brückenbogen tauchte ein Kopf auf und die Gestalt eines Arbeiters, der einen Korb trug, erschien. Ein kleiner Knabe lief neben ihm her. Er ging an mir vorüber und wünschte mir »Gute Nacht«. Es war meine Absicht, mit ihm zu sprechen, ich konnte es aber nicht. Ich erwiderte seinen Gruß mit einem unverständlichen Lallen und ging weiter.
Über den Maybury-Viadukt brauste südwärts ein Zug, ein wogendes Wallen weißen, feurigen Rauches, eine lange Raupe erleuchteter Fenster: ein Poltern und Rasseln und Klirren, und fort war er. Eine spärliche Gruppe von Leuten stand plaudernd im Flur eines der hübschen Giebelhäuser, deren Reihen die »Oriental Terrace« bildeten. Das alles schien mir so wirklich und so vertraut. Und alles, das hinter mir lag, war unsinnig und fantastisch! Solche Dinge, sagte ich mir, könne es ja gar nicht geben.
Ich bin vielleicht ein Mann von ganz besonderen Stimmungen. Ich weiß nicht, wie weit meine Erfahrungen allgemeiner Natur sind. Ich habe Zeiten, in denen ich von den seltsamsten Empfindungen heimgesucht werde, als sei ich gleichsam von mir selbst und meiner Umgebung losgelöst. Mir ist, als beobachtete ich alles von außen her, aus einer unfasslich großen Entfernung, außerhalb der Zeit, außerhalb des Raumes, jenseits von allem, was bedrückt und traurig macht. Diese Empfindung war in jener Nacht sehr stark. Das war ein anderer Teil meines Traumes.
Aber was mich verwirrte, war der schreiende Widerspruch zwischen der Heiterkeit, die meine Augen sahen und dem pfeilschnellen Tod, der dort drüben, nicht zwei Meilen entfernt, umherraste. Von den Gaswerken her scholl geschäftiger Lärm, und die elektrischen Lampen strahlten hell. Als ich zu der plaudernden Menschengruppe kam, machte ich Halt.
»Was gibts Neues auf der Weide?«, fragte ich.
Zwei Männer und eine Frau standen beim Tor.
»Was?«, rief einer der Männer, sich mir zuwendend.
»Was es Neues auf der Weide gibt?«, wiederholte ich.
»Ja, sind Sie denn nicht gerade dort gewesen?«, fragten die Männer.
»Die Leute scheinen ja ganz verrückt zu sein wegen der Weide«, ließ sich jetzt die Frau vom Flur her vernehmen. »Was ist denn eigentlich los?«
»Haben Sie denn nichts von den Marsleuten gehört?«, fragte ich. »Von den Geschöpfen vom Stern Mars?«
»Mehr als genug«, sagte die Frau. »Danke«, und alle drei lachten.
Ich fühlte mich beschämt und verärgert. Ich versuchte, ihnen mitzuteilen, was ich gesehen hatte und konnte es nicht. Sie lachten immer nur über meine gebrochenen Sätze.
»Ihr werdet noch mehr davon hören«, sagte ich und ging fort, meinem Haus zu.
Schon im Hausflur erschreckte ich meine Frau durch meine eingefallenen Züge. Ich ging in das Speisezimmer, setzte mich, trank etwas Wein, und so wie ich mich etwas gesammelt hatte, erzählte ich ihr von den Dingen, die ich gesehen hatte. Das Essen, das aus kalten Gerichten bestand, war schon aufgetragen, blieb aber unberührt auf dem Tische, während ich alles erzählte.