Handwerkszeug der systemischen Beratung -  - E-Book

Handwerkszeug der systemischen Beratung E-Book

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Beschreibung

Das Buch gibt dem Leser einen sehr guten Überblick über die Grundlagen systemischer Methoden und Interventionen. Die kompakte Zusammenfassung entstammt den Inhalten der system worx Weiterbildung "Systemisches Tool Camp". Die einzelnen Kapitel sind von den system worx Partnern geschrieben. Jeder Autor hat eine besondere Vorliebe zu dem von ihm gewählten Thema. Das Buch dient den bisherigen Teilnehmern zum Nachlesen, den aktuellen Teilnehmern als Begleitlektüre und dem erfahrenen systemischen Berater und Coach zur Überprüfung des Fundamentes seiner professionellen Beratungsarbeit. Dem neugierigen Nicht-Systemiker bietet das Buch die Chance auf eine erste Auseinandersetzung mit systemischen Grundlagen, die womöglich Lust auf mehr macht. In jedem Fall liefert es systemisches Handwerkszeug und grundlegende Fragetechniken, die angehende und erfahrene Berater und Coaches im beruflichen Alltag unmittelbar einsetzen können. "Ich hatte mich angemeldet, weil ich in den erlebten Peergroups und den Symposien system worx als sehr kreativ und professionell mit einer positiven Grundschwingung erlebt habe." Susanne Mayer, Teilnehmerin des ersten Durchgangs "Die gute Balance zwischen Theorie und Praxis, mit dem Schwerpunkt auf der praktischen Anwendung war ein großes Plus. Ebenso die große Varianz an Themen." Birgit Lösch, Teilnehmerin des ersten Durchgangs

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Widmung

Für alle Teilnehmer des ersten Durchganges

des systemischen Tool Camps

am system worx Institut im Jahr 2014/15.

Dieses Buch ist für Sie und mit Ihnen entstanden.

Möge es den Zauber der Erstmaligkeit

auch bei den Lesern entfalten.

Inhaltsverzeichnis

Ein Rückblick zur zweiten Auflage

Vorwort zur ersten Auflage

Einleitung

Baustein 1 Auftragsklärung

Kristin Schwemmle

Baustein 2 Systemische FragenI (Lösungsorientierte Fragen)

Thilo Leipoldt

Baustein 3 Systemische Fragen II (Zirkuläre Fragen)

Silke Heerwagen

Baustein 4 Hypothetisierung / Hypothesenbildung

Silke Heerwagen

Baustein 5 Umdeutung, Reframing, Fokusveränderung

Joke Adams

Baustein 6 Genogrammarbeit

Veronika Völler, Thilo Leipoldt

Baustein 7 Einfache Aufstellungen

Kristin Schwemmle

Baustein 8 Arbeit mit Glaubenssätzen

Veronika Völler

Baustein 9 Externalisierung

Jaakko Johannsen

Baustein 10 Rituale

Kristin Schwemmle

Teilnehmerfeedback

Autoren

Anerkennung

Danksagung

Ein Rückblick zur zweiten Auflage

Im Oktober 2016 ist bereits der dritte Durchlauf des systemischen Tool Camps angelaufen. Das systemische Tool Camp schließt die Lücke zwischen systemischer Ausbildung und sicherem Einsatz systemischer Methoden im Arbeitsalltag. Wir trainieren gemeinsam systemische Tools von den Basiswerkzeugen systemischen Arbeitens wie Auftragsklärung, Hypothesenbildung und Fragen bis hin zu speziellen Techniken wie Externalisierung, Aufstellung oder Genogrammarbeit. Besonderen Wert legen wir darauf, die systemischen Interventionen auszuprobieren, zu üben und zu reflektieren.

In den Ausbildungsgruppen hat es sich ergeben, dass sowohl Teilnehmer, die wir anfänglich im Sinn hatten, das systemische Tool Camp für sich nutzen, um fit in systemischer Beratung zu werden oder zu bleiben, als auch solche, die wir anfangs nicht bedacht hatten. Bei der Konzeption des Tool Camps hatten wir vor allem „Dranbleiber“ also Personen, die ein erstes Jahr einer systemischen Ausbildung absolviert haben im Sinn. Diese möchten erst einmal in der Praxis anwenden, was sie gelernt haben bevor sie das zweite Jahr der Ausbildung anschließen. Das Tool Camp sollte ihnen als regelmäßige angeleitete Peergroup dienen. Zudem hatten wir „(Wieder)-Einsteiger“ im Kopf. Diese haben bereits eine systemische Ausbildung und hatten bislang aufgrund der beruflichen Rahmenbedingungen wenig oder keine Möglichkeit, ihr systemisches Wissen anzuwenden. Ihnen wollten wir helfen, in den „Fahrersitz“ zu kommen.

Auch für „Erfahrene Hasen“ bietet das systemische Tool Camp jedoch eine gute Plattform, um ihr systemisches Fundament wieder aufzufrischen. Sie nutzen die Weiterbildung zum Schleifen, Schärfen und Festigen bekannter Werkzeuge und zum Entdecken neuer systemischer Interventionen. Und einige systemisch unerfahrene Teilnehmer nutzen das Tool Camp als „Schnupperer“. Sie möchten in den systemischen Beratungsansatz hinein schnuppern bevor sie sich für eine (kosten-)intensive Ausbildung entscheiden.

Diese Mischung der Ausbildungsgruppen bildet den Nährboden für das gute gemeinsame Lernen und den Austausch der Erfahrungen mit systemischen Methoden in der Praxis. Durch die Offenheit und Lernlust unserer Teilnehmer, unsere neuen Räumlichkeiten in Unterföhring, die wir gerne als unser zweites Wohnzimmer bezeichnen und das versierte Agieren unserer Lehrbeauftragen gelingt es, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in der Lernen, Reflektieren und das sichere Anwenden von systemischen Methoden gelingt und die Teilnehmer in ihrer Beraterrolle festigt.

Unser Ansatz, sich besonders auf das Üben, Üben, Üben von systemischen Tools zu konzentrieren und das Agieren in der Beraterrolle durch das konkrete Feedback der Lehrbeauftragten und der Weiterbildungsgruppe zu reflektieren, trägt seine Früchte. Nur durch dieses aktive und intensive Erfahren systemischer Tools bekommen die Teilnehmer die Erfahrung, um diese in der Praxis sicher und handwerklich „sauber“ anzuwenden. So gefestigt in ihrer Beraterrolle können sie mit Wissen und Erfahrung die gelernten systemischen Methoden vielfältig im Alltag einsetzen.

Aus den Lerngruppen heraus sind intensive Kontakte entstanden, so dass die Teilnehmer auch über die 10 Trainingseinheiten hinaus im professionellen Austausch stehen und in selbstorganisierten Peergroups miteinander lernen.

Wir freuen uns sehr, dass unsere Idee solche Blüten trägt.

Unterföhring, im Dezember 2016

Kristin Schwemmle

Produktverantwortliche Systemisches Tool Camp

Vorwort zur ersten Auflage

„In what way is this an intervention?”

Die Ausbildungsszene hat sich in den letzten Jahren – auch zu Recht – gewandelt. Ausbildung heute hat meistens damit zu tun, dass man „auf Profil“ hin ausbildet. Das heißt, dass meistens Dritte Erwartungen an die Ausprägung von Fähigkeiten und Fertigkeiten in einer Person haben, um eine berechenbare Leistung abrufen zu können. Das setzt voraus, dass diese Dritten wissen, was in bestimmten Fällen gebraucht wird und angemessen ist. Ein Trugschluss in den heutigen Zeiten der VUCA-Welt. Das Akronym beschreibt unsere postmoderne Welt als „volatil, unsicher, komplex und voller Ambiguität (Mehrdeutigkeit)“. Persönlich glaube ich, dass die Welt schon immer etwas „VUCA” war und dass der gute alte Humboldt mit seinem Bildungsideal für eine große geistige Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit sorgen wollte. So ist es bis heute ein Gewinn, wenn Menschen ein Gefühl dafür bekommen, was sie lernen sollten und was auch nicht (mehr) spielentscheidend ist. „Entlernen” als wesentliche Fähigkeit in Ergänzung zum Lernen. Zusätzlich soll Lernen Spaß machen. Manche meiner Beraterkollegen, die hauptsächlich im Ausbildungsbusiness tätig sind, bezeichnen sich gelegentlich als „Entertrainer“. Allerdings gibt es auch das sogenannte „Unhappy Learning”, bei dem jemand in einem Lernprozess eher Unzufriedenheit erlebt – allerdings sehr viel lernt. Wer schon einmal klares, kritisches Feedback bekommen hat, weiß, von was ich hier schreibe.

Im Rahmen der Ausbildung des „systemischen Tool Camps” in unserem Institut in München ist dieses Buch als Lernhilfe entstanden. Es beinhaltet fachliche Grundlagen, von denen wir, als im Feld arbeitende Dritte, annehmen, dass sie gebraucht werden. In unseren Ausbildungssettings reflektieren wir aber immer wieder, was jeder lernen will und braucht. Insofern entsteht parallel zum Buch ein ganzer Wissensschatz, der unseren ehemaligen und momentanen Teilnehmern zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite stehen wir für ein vertieftes Lernen. Mein Mentor Bernd Schmid vom ISB in Wiesloch berichtete mir einmal von seiner Ausbildung damals: Die Ausbilder fragten bei jedem Satz, den jemand in einer Beratungssequenz sagte: „In what way was this (sentence) an intervention?” Ein Training zu gründlicher, überlegter Effizienz. Das hat mich beeindruckt und lässt mich bis heute immer wieder genau so über mein beraterisches Handeln nachdenken. Mit der Ausbildung wollen wir vor allem eines: das respektvolle Lernen eines professionellen Umgangs fördern. In diesem Geist ist dieses Buch geschrieben. Möge es den Lesern ein Übungsbegleiter auf dem Weg der eigenen Professionalisierung sein. Die Tatsache, dass es existiert, ist der Begeisterung und der Professionalität der Ausbilder geschuldet.

Unterföhring, im Dezember 2015

Markus Schwemmle

Geschäftsführender Gesellschafter

und Leiter des system worx Instituts

Einleitung

Der Weiterbildungsmarkt ist unübersichtlich. Ein Meer an Angeboten. Die Anbieter kreieren neue Methoden, um die Aufmerksamkeit der Weiterbildungsinteressierten zu erlangen. Sich den grundlegenden Fertigkeiten seiner Profession zu widmen, scheint dabei aus dem Blick zu geraten. Im Sinne der guten Handwerkskunst bietet dieses Buch dem Leser einen guten Überblick über die Grundlagen systemischer Methoden und Interventionen.

Ausgangspunkt dieses Buches ist das von system worx ins Leben gebrachte systemische Tool Camp. Das systemische Tool Camp bietet Beratern und Coaches die Möglichkeit, sich intensiv mit den grundlegenden Fertigkeiten systemischer Methoden und Interventionen zu beschäftigen. Ausprobieren, üben und reflektieren steht im Vordergrund.

Das systemische Tool Camp ist im Spannungsfeld zwischen grundlegender Coaching Ausbildung und selbstorganisierter Peergroup positioniert. Wir kennen aus eigener Erfahrung wie wertvoll Peergroups zum Üben von neuen Fähigkeiten sind. Wir erleben aber auch wie professionelle Anleitung, Supervision und adäquate Rückkopplung bei der Durchführung von Übungen zu deutlich schnellerer Professionalisierung beiträgt.

Im systemischen Tool Camp liegt der Fokus auf der sicheren Beherrschung der Grundlagen systemischer Beratungsmethoden und Interventionen. Systemisches Wissen wird aufgefrischt und Können verfeinert. Die Partner von system worx liefern systemisches Handwerkszeug und grundlegende Fragetechniken, die angehende und erfahrene Berater und Coaches im beruflichen Alltag direkt einsetzen können. Wir folgen dem Grundsatz nur Übung macht den Meister. Nur zu wissen, wie es geht, reicht nicht. Können macht den Unterschied.

Als meine Tochter Fahrrad fahren lernen wollte, ist mir der Unterschied zwischen Wissen und Können erneut deutlich geworden. Bei Ihrem großen Bruder bin ich zu Anfangs Sattel haltend neben her gelaufen. Meine Tochter meinte jedoch „Ich weiß genau wie das geht.“ Und es sah auch danach aus. Sie hat das ganz genau bei ihrem großen Bruder abgeschaut Sie stellte sich das Fahrrad richtig hin, klappte den Ständer ein, drehte die Pedalen in eine gute Ausgangsposition und fuhr los. Fünf Meter bis sie wie in Zeitlupe einfach umkippte. Sie war völlig überrascht, warum es nicht auf Anhieb klappte. Sie wusste doch genau, wie das geht. Doch auch hier galt, erst ausreichende Übung führt zur sicheren Beherrschung.

Das vorliegende Buch versteht sich als kompakte Zusammenfassung der behandelten Inhalte des systemischen Tool Camps. Die einzelnen Kapitel sind von den system worx Partnern geschrieben. Jeder Einzelne hat eine besondere Vorliebe zu dem von ihm gewählten Thema. Die Erfahrungen aus dem ersten Durchgang sind eingeflossen.

Das Buch dient den bisherigen Teilnehmern zum Nachlesen. Dem erfahrenen systemischen Berater und Coach zur Überprüfung des Fundamentes seiner professionellen Beratungsarbeit. Und dem nicht Systemiker als erste Auseinandersetzung mit systemischen Grundlagen, die womöglich Lust an der Teilnahme des systemischen Tool Camps machen. Wer einsteigen möchte ist herzlich Willkommen. Der Einstieg ist zu jedem Baustein möglich. Die aktuellen Termine sind auf unserer Homepage zu finden. Fühlen Sie sich herzlich Willkommen und nehmen Sie teil am systemischen Tool Camp.

Unterföhring, im Dezember 2015

Thilo Leipoldt

Baustein 1 Auftragsklärung

Kristin Schwemmle

1.1 Lernziele

Den Beratungskontext klären.Ortsbegehung: Konkretisierungsfragen, Videotechnik, Visualisierung der Ortsbegehung.Auftragsklärung oder die Frage nach dem guten Ergebnis.Zirkuläre Auftragsklärung einsetzen.Erste Interventionen in der Auftragsklärung: Unterbrechen, Spiegeln, zusammenfassende Sprache.Kontexte für Auftragsklärung herausarbeiten.Beziehungsaufbau betreiben: Kontakt / Joining.

1.2 Einführung

Die Sichtweise des Konstruktivismus, eine der theoretischen Säulen der systemischen Beratung, ist die Erkenntnistheorie, die vor allem von Watzlawick geprägt wurde. Sie geht davon aus, dass unsere Theorien und Begriffe gedankliche Konstruktionen über die Welt sind, die auf unserer Wahrnehmung beruhen und nie unabhängig von dieser sein können. Oder wie von Foerster sagte: „Die Welt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung“1. Sicherlich gibt es eine physische Realität. Das ist schlicht das, was Menschen beobachten. Allerdings wird diese Beobachtung augenblicklich mit einer eigenen Bewertung belegt. Und dieses Urteil ist geprägt von Wertesystemen, maßgeblich geformt von der Gesellschaft, der Familie und von eigenen Vorerfahrungen.

Für den Coach hat diese Konstruktion der Wirklichkeit verschiedene Auswirkungen. Es ergibt sich die Erkenntnis, dass man als Außenstehender das Problem des Klienten nie vollständig verstehen kann, da man durch die eigene Sozialisation und das eigene Erfahrungswissen die Situation anders bewerten würde. Für die Erarbeitung einer Lösung ist dieses Verständnis aber glücklicherweise nicht zwingend notwendig. Wichtig ist aber, den Coachee bei der Zieldefinition und der Lösungserarbeitung selbst mit in die Verantwortung zu nehmen. Nur der Coachee weiß, was für ihn und sein konkretes Problem zu dem jeweiligen Zeitpunkt zieldienlich und hilfreich ist. Der Coach muss gemäß dem konstruktivistischen Ansatz die eigenen Bewertungsmechanismen hintanstellen, den Coachee auf einer Metaebene dazu führen, die eigene Beobachtung wahr zu nehmen, so neue Bewertungsmechanismen zuzulassen und dadurch neue Konstruktionen der Wirklichkeit zu ermöglichen.

In der Auftragsklärung geht es folglich darum, den Rahmen für den Coachee zu klären und ein Umfeld zu schaffen, in dem er sich verstanden fühlt, so dass er die innere Bereitschaft hat, sein Problem zu lösen und an einer problemfreien Zukunft zu arbeiten.

Gleichzeitig sollte der Berater für sich selbst sorgen. Kann ich den Auftrag basierend auf meiner fachlichen Expertise und persönlichen Erfahrungen annehmen und kann ich die nötige professionelle Distanz bei dem Thema bewahren oder bin ich in einem Konflikt?

Diese und weitere Aspekte werden in der Auftragsklärung besprochen. Die Auftragsklärung wird häufig unterschätzt, zählt jedoch zu einem der wichtigsten Prozessschritte in der systemischen Beratung.

Eine gute Auftragsklärung ermöglicht den Aufbau einer Beziehung und ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Sie hilft dabei aufzudecken, ob eine gemeinsame Arbeit sinnvoll ist. Sie erleichtert das gesamte weitere Coaching und sie ermöglicht effektives Arbeiten an Zielen, die den Coachee weiterbringen.

1.3 Begriffserläuterung

Die Auftragsklärung steht im Zentrum systemischer Beratungsprozesse. Sie bildet aus systemischer Sicht das „Herzstück und die Voraussetzung für ein erfolgreiches Coaching-Gespräch.“2

In der Auftragsklärung werden die gemeinsame Arbeitsweise, die Erwartungen, ein konkretes, erreichbares Ziel sowie die Art der Unterstützung, die für die Erreichung des Ziels erforderlich ist, erarbeitet.

Abbildung1: Systemische Auftragsklärung3

Zum Kontext des Auftrages zählen alle Rahmenbedingungen rund um den eigentlichen Auftrag.

Zum Beispiel:

Arbeitsweise in der Beratung (Methoden, nötige Lernatmosphäre, Besonderheiten),

Ort, Zeit, Budget,

Umgang mit Informationen, Vertraulichkeit, und

Die gegenseitigen Erwartungen (Was benötigt der Coachee vom Berater und vice versa? Welche Haltung wird erwartet?).

Im Kontext des Anliegens geht es um den eigentlichen Fall des Coachees. Im Rahmen einer Ortsbegehung wird das Problem geschildert und das Umfeld des Klienten betrachtet, um das beteiligte System zu erfassen und die Stakeholder einer Lösung zu identifizieren.

Nun gilt es noch das Ziel des Auftrags zu definieren. Was soll am Ende der gemeinsamen Arbeit erreicht werden? Was ist das gute Ergebnis für den Coachee? Durch eine möglichst eindeutige Definition eines Ziels wird der Klient auf eine Lösung / ein gutes Ergebnis fokussiert. Der Inhalt der Zusammenarbeit und auch das gewünschte Ergebnis und somit das Ende der Beratung wird im Gespräch festgelegt. Ist das Ziel des Klienten erreicht, wird entweder ein neuer Auftrag vergeben oder der Berater verlässt das Klientensystem und lässt die autopoetische Heilkraft des Systems wirken.

Im Rahmen der Auftragsklärung kann bereits eine Bahnung / Priming einer Lösung bzw. eines zielfördernden Verhaltens geschehen. Dies hat nicht die erste Priorität in dieser Phase, kann aber beiläufig in der Ortsbegehung eingeflochten werden. Dies geschieht zum Beispiel durch die Frage nach Ausnahmen: „Wo findet das Zielverhalten bereits statt?“. In der späteren Lösungsbearbeitung kann dies noch ausgeführt und detailliert herausgearbeitet werden. Weiterhin kann durch kleine Wortänderungen gemäß dem hypno-systemischen Ansatz eine Lösungsbahnung erfolgen. Man wiederholt beispielsweise das geschilderte Problem in der Vergangenheitsform. „Bisher hatten Sie also...“ So wird sprachlich der Raum aufgemacht, welcher alternatives Verhalten in der Zukunft ermöglicht. Eine weitere Möglichkeit ist die Abmilderung von Generalisierungen. Benutzt der Klient z.B. das Wort „immer“, kann der Coach kann dieses Wort durch „häufig“ oder „manchmal“ ersetzen. Somit werden erste Suchprozesse in Richtung Wunschverhalten ausgelöst.

Die Klärung des Kontextes des Auftrags, des Anliegens und des Ziels der Zusammenarbeit dient dazu, eine Bindung zum Klienten aufzubauen (Joining). Diese Bindung ist die Grundlage einer sinnvollen Zusammenarbeit auf der emotionalen Ebene. Zudem wird durch die Auftragsklärung auch ein klarer Kontrakt / Auftrag definiert, der die kognitive Grundlage der Zusammenarbeit bietet.

1.4 Vorteile einer guten Auftragsklärung

Es lassen sich folgende Vorteile einer guten Auftragsklärung festhalten:

In der systemischen Beratung liegt der Fokus auf dem ganzen System – den Beziehungen zwischen den Systemelementen und den umfeldbedingten Einflussfaktoren des Systems. Da im Systemen oft verschiedene, meist vielschichtige Probleme vorherrschen, hilft die Auftragsklärung, im Vorfeld ein klares Ziel zu vereinbaren. Somit wird sichergestellt, dass das für den Coachee, das Team oder die Organisation wichtigste Problem im gemeinsamen Beratungsprozess gelöst wird. Durch diese Lösung entsteht eine Bewegung im System, die häufig auch andere Verwicklungen auflöst.

Die Komplexität wird reduziert und eine klare Orientierung für Berater und Coachee wird geschaffen.

„Die Energie der Beteiligten wird auf ein Ziel ausgerichtet (Lösungsorientierung).“

„Durch die Klärung von offenen und unterschwelligen Erwartungen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, realistische gemeinsame Ziele zu finden. Versteckte Anliegen und Delegationen kommen ans Licht“

4

.

Die beidseitige Verantwortung im Prozess wird durch die Klarheit der gegenseitigen Erwartungen deutlich.

Die Auftragsklärung bietet einen Rahmen für Schutz und Klarheit in der Beratungsbeziehung.

Der Kontrakt definiert ein Ende der Beziehung (Berücksichtigung der eigenen Entsorgung für die Vitalität des Systems).

Die Auftragsklärung bildet die entscheidende Grundlage für das gesamte nachfolgende Coaching-Gespräch.

1.5 3A + Ü – Die Bestandteile der Auftragsklärung

Es gibt verschiedene Ansätze, die wichtigsten Bestandteile der Auftragsklärung zu klassifizieren. Einer davon ist das Wieslocher „3A + Ü“ – Modell, welches eine gute Übersicht und Orientierung bietet, um sich als Berater an die wichtigsten Themen und Aspekte der Auftragsklärung zu erinnern.

Der im Folgenden verwendete Ablauf ist nicht bindend. Es geht vielmehr darum, die Abfolge der verschiedenen Aspekte an die Situation und den Coachee anzupassen.

1. A: Anlass

Die Klärung des Anlasses umfasst die aktuellen Bedingungen oder Umstände, die zur Beratung geführt haben. Es geht um Aspekte wie den Überweisungskontext (Von wem wurde er geschickt?) und den konkreten Anlass für das Gespräch (Was ist der Auslöser dafür, dass Sie sich gerade jetzt an mich wenden? Warum heute und nicht schon gestern oder erst morgen?). Neben diesem Aspekt, geht es auch darum, den Coachee dort abzuholen, wo er steht. Dies bedeutet eine gemeinsame Lern- bzw. Arbeitsatmosphäre zu schaffen, gegenseitige Erwartungen (Warum kommen Sie gerade zu mir? Wie kann ich Ihnen helfen?), Haltungen und den Umgang mit Informationen (Vertraulichkeit, Verschwiegenheit) zu klären.

2. A: Anliegen

In der Ortsbegehung wird das Problem des Coachees geschildert (Was führt Sie zu mir?). Zudem wird das Umfeld oder der Kontext des Problems – die beteiligten Personen und Wechselwirkungen im System – abgeklopft (Wer profitiert noch davon, dass Sie Ihr Problem lösen? Wer hätte etwas dagegen?). Bisherige Lösungsversuche des Klienten werden in dieser Phase erfragt (Was haben Sie bislang schon versucht, um Ihr Problem zu lösen?).

3. A: Auftrag

Der Auftrag definiert sowohl die inhaltlichen Ziele (Worum soll es gehen? Was soll erreicht werden? Was würden Sie gerne ändern? Was wäre ein gutes Ergebnis für Sie?) als auch die Verteilung der Aufgaben (Wie soll und kann der Berater tätig werden? Was sind die Erwartungen und wo liegen die Grenzen der Unterstützungsmöglichkeiten?). Außerdem gilt es, den Rahmen der Auftragserfüllung zu definieren (Welche Methoden werden verwendet? Wie ist der zeitliche, örtliche und monetäre Rahmen?).

Zirkuläre Fragen (z.B. Wenn wir Ihren Mann, nach dem Ziel dieses Coachings fragen würden, was glauben Sie, würde er antworten?) sowie die Wunderfrage (z.B. Wenn Sie morgen aufwachen würden und ein Wunder ist geschehen und das Problem, weswegen Sie hier sind, hat sich gelöst, was wäre dann anders? Wer würde es zuerst merken? Was würde sich für Sie verändern?) können dabei helfen, das konkrete Ziel der Beratung herauszuarbeiten. Auf diese Fragetechniken wird in den folgenden Kapiteln detailliert eingegangen.

Als Berater sollte man sich darüber im Klaren sein, dass sich der Auftrag im Laufe des Beratungsprozesses verändern kann. In diesem Fall gilt es, flexibel zu reagieren und den Auftrag gegebenenfalls, immer in Absprache mit dem Coachee, anzupassen und somit erneut in einen Prozess der Auftragsklärung einzusteigen (recontracting).

+ Ü: Überprüfung

Bevor die Auftragsklärung abgeschlossen wird, sollte der Berater für sich prüfen, ob er sowohl fachlich als auch persönlich für den Auftrag geeignet ist oder ob der Auftrag abgelehnt werden sollte. Dieser Schritt ist entscheidend. Der Berater sollte gut für sich sorgen und möglichst nicht unter dem Druck von äußeren Rahmenbedingungen (bspw. Auftragslage, Kundenbindung) einen Auftrag akzeptieren, der ihm eigentlich nicht taugt. Gleichzeitig sollte auch dem Coachee Gelegenheit gegeben werden, über die persönliche und fachliche Passung des Coaches zu reflektieren.

Wenn beide Seiten der Zusammenarbeit zustimmen, sollten alle drei „A“s noch einmal überprüft werden. Stimmt der gewählte Rahmen oder sollten noch weitere Personen hinzugezogen werden? Ist das Ziel klar definiert? Sind die Rollen gut verteilt?

1.6 Bei der Auftragsklärung zu beachten

Nicht vorschnell in die Lösungsphase gehen, erst drei As klären und sorgfältig überprüfen

Coachee mit in die Verantwortung nehmen:

Das Ziel vom Coachee selbst in einem Satz definieren lassen.

Was bräuchte es noch für Sie?

SOS-Frage: Was sollte ich Sie noch fragen?

Nicht zu vorschnell Probleme mit subjektiver Weltanschauung bewerten und eigene Hypothesen vorbringen.

Ortsbegehung kann Problemtrance verstärken – spiegeln und zusammenfassen kann helfen, Coachee in Metaebene zurück zu bringen.

Weitere Beispielfragen, die bei der Auftragsklärung hilfreich sein können:

Was müssten wir heute, hier und jetzt tun, damit Sie ihr Ziel erreichen?

Was müsste heute, hier und jetzt passieren, damit sich das Gespräch für Sie auszahlt?

Was müsste hier passieren, damit das Gespräch für Sie sinnvoll ist?

Und was können wir hier und jetzt tun, um das Problem zu lösen?

Was sollte das Ergebnis unserer gemeinsamen Beratung sein?

Welches Thema sollten wir als erstes besprechen?

Was kann ich als BeraterIn beitragen, damit dieser Termin im Rückblick für Sie erfolgreich war?

Welche Aufgaben werden Sie übernehmen, welche soll ich übernehmen?

Was wünschen Sie sich von mir, dass ich tue, damit die Beratung für Sie ein Erfolg wird?

Wenn Sie sich etwas wünschen könnten – was sollte in der heutigen Beratung passieren?

Welche Rahmenbedingungen sollten wir heute unbedingt beachten?

1.7 Umgang mit verschiedenen Arten von Coachees5

De Shazer unterscheidet drei verschiedene Arten von Coachees:

Kunden,

die etwas verändern wollen und bereit sind, sich darauf einzulassen und etwas zu investieren.

Dies sind die idealen Coachees, mit denen gut gearbeitet werden und mit denen man direkt in die Auftragsklärung einsteigen kann.

Klagende

, die ein verständnisvolles Ohr suchen, um „jammern“ zu können.