Hard & Heart 4: Ein Macho fürs Mäuschen - Sara-Maria Lukas - E-Book

Hard & Heart 4: Ein Macho fürs Mäuschen E-Book

Sara-Maria Lukas

3,7

Beschreibung

Anna sieht auf ihrem Fortbildungslehrgang für Bodyguards bei Pascal Engel unerwartet den Typen wieder, den sie am meisten hasst. Max war während ihrer gemeinsamen Schulzeit der Schwarm aller Mädchen und ihre große Jugendliebe, bis er sie in eine schrecklich peinliche Situation gebracht hat, was sie ihm nicht verzeihen kann. Max freut sich sehr, als er auf seinem Fortbildungslehrgang bei Pascal Engel seine Jugendliebe Anna wiedersieht. Doch die begegnet ihm mit Wut und Hass, obwohl er ihr nie wissentlich etwas getan hat. Jeden Tag geraten die beiden aneinander, bis Pascal sie als Pseudoehepaar in einem Hotelzimmer einquartiert, um einen Dieb zu überführen. Max sieht seine Chance gekommen, endlich Annas harte Schale zu knacken. Damit das auch gelingt, liest er heimlich in ihrem Tagebuch ... Teil 4 der BDSM-Reihe Hard & Heart.

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Sara-Maria Lukas

Hard & Heart 4: Ein Macho fürs Mäuschen

© 2016 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamourbooks.com

[email protected]

Covergestaltung: © Mia Schulte

Coverfoto: © MilosStankovic – Istockphotos.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-267-8

ISBN eBook: 978-3-86495-268-5

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhalt:

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Autorin

Kapitel 1

„Mist!“ Wütend donnert Anna die Fäuste gegen das Lenkrad. Stau. Ausgerechnet heute. Was für ein Scheiß! Stöhnend legt sie den Kopf an die Nackenstütze und starrt gegen die hässlich beige Sonnenblende des unauffälligen Mittelklasse-Audi. Sie wird unpünktlich sein, und das ausgerechnet bei Pascal Engel, dem Geheimtipp, dem Superausbilder der besten Bodyguards Deutschlands, dem Ausbilder, dem man auf Knien danken darf, wenn man es nur auf die Warteliste schafft. Peinlich, oberpeinlich, scheiß-mist-superpeinlich.

Wenigstens muss sie keine Angst haben, aufzufliegen. Alles hat reibungslos geklappt. Christian wird erst Ende der Woche wiederkommen und das gebrauchte Auto fährt zuverlässig, obwohl der Händler einen ziemlich dubiosen Eindruck gemacht hat. Ihr Plan funktioniert.

Im Schritttempo geht es weiter. Ein Blick auf die Uhr lässt sie mit den Augen rollen. Das Handy surrt. Genervt tippt sie auf den Knopf der Freisprecheinrichtung. „Ja.“

„Hi Anna, ich bin’s, Caro!“

„Hi, was gibt‘s?“, seufzt Anna.

„Meine Güte, wie bist du denn drauf?“

Anna lacht. „Sorry, Carola, liebste Freundin. Ich steh im Stau und bin genervt. Hat nichts mit dir zu tun.“

„Na, da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Am Freitag hat Maria Geburtstag. Wir wollen sie mit einer Schampusparty überraschen. Bist du dabei?“

„Sorry, Caro, ich bin diese Woche auf Fortbildung und weiß nicht, wie lange es am Freitag geht. Kann sein, dass ich erst Samstag wieder in Berlin bin.“

„Och Mensch! Da ist dein Mann endlich mal verreist und du kannst trotzdem nicht. Wie blöd! Was für eine Fortbildung?“

„Ähm …“ Anna zieht die Stirn kraus. „Buchführung.“

„Oh je, du Arme. Warum musst du dir so einen trockenen Mist antun?“

Anna seufzt. „Weil Christian will, dass ich alle Bereiche der Firma kenne, bevor ich in der Firma Verantwortung übernehme.“

„Na, dann wünsche ich dir, dass wenigstens einige junge, gut gebaute Buchführungsspezis dabei sind, wenn dich dein Mann schon mal für eine ganze Woche allein aus dem Haus lässt. Passiert ja nicht allzu oft.“ Schrilles Kichern dringt aus dem Lautsprecher, und Anna verdreht die Augen.

„Danke. Vielleicht habe ich ja Glück“, antwortet sie gepresst. „Du, ich muss jetzt Schluss machen, fahre gerade zum Tanken raus. Ich melde mich am Wochenende, okay?“

„Okay, tschau Anna“, wieder kichern, „viel Spaß mit den Sexen, äh, Zahlen.“

Anna drückt das Gespräch weg. „Gott, wie dämlich. Gut, dass dieses Handy in ein paar Stunden für immer stirbt und du mich nicht mehr nerven kannst“, murmelt sie und wirft einen Blick auf das Navi. Die Baustelle ist nicht mehr weit. Mit viel Glück ist sie vielleicht doch noch pünktlich.

„Hier ist es.“ Aufatmend betätigt Anna den Blinker und biegt in die schmale, holprige Zufahrt ab. Das Navi hat sie brav zu dem einsam gelegenen ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb geführt, in dem die Lehrgänge von Pascal Engel stattfinden.

Nachdem sie das Auto neben einigen anderen Wagen mit verschiedenen Kennzeichen geparkt hat und ausgestiegen ist, sieht sie sich gespannt um. Es ist wohltuend still. Nur sanftes Blätterrascheln von alten, urigen Bäumen und ein paar Vögel, die fröhlich ihr Lied zwitschern, sind zu hören. Anna atmet tief durch. Sie schafft das. Ja, sie hat ein gutes Gefühl.

Vor der Haustür reden zwei Personen miteinander, eine zierliche Frau mit einem langen, blonden Zopf am Hinterkopf und ein großer, schlanker, aber muskulöser Typ mit streichholzkurzen Haaren, der garantiert Pascal Engel ist. Anna kennt zwar nur Bilder von ihm, aber sein Gesicht ist so markant, dass eine Verwechslung kaum möglich ist.

Eilig läuft sie auf die beiden zu. „Guten Tag.“

Die Frau erwidert fröhlich lächelnd den Gruß, er nickt knapp und mustert sie ungeniert von Kopf bis Fuß. „Anna Moritz, nehme ich an?“

Anna strafft sich. Arroganter Affe. „Ja, tut mir leid, dass ich so spät bin, hab in einem blöden Stau gesteckt.“

„Ella Petersen, Pascal Engel“, stellt er die Frau und sich knapp vor, ohne auf ihre Entschuldigung einzugehen. Beide halten ihr die Hand hin und Anna drückt sie nacheinander.

Dann deutet er mit dem Kopf Richtung Scheune. „Die anderen warten schon.“

Mit großen Schritten marschiert er über den Hof und Anna läuft leicht angesäuert hinterher. Etwas mehr Höflichkeit könnte der Typ sich ja wohl abringen. Immerhin sind seine Lehrgänge nicht gerade die billigsten dieser Art.

Er öffnet eine kleine Seitentür und lässt Anna den Vortritt. Da, wo eigentlich Heu und Stroh lagern sollten, befindet sich ein großer Trainingsbereich mit Fitnessgeräten, Kampfmatten, Spinden, Stühlen und Regalen voller Waffen - oder sind das Attrappen? - und allem möglichen anderen Equipment für Personenschützer.

In der Mitte des Raumes stehen junge Leute in einer losen Gruppe zusammen und unterhalten sich. Alle tragen Trainingsklamotten und Anna kommt sich in ihrem Bürooutfit selten dämlich vor. Sie stockt. „Ich denke, ich ziehe mich schnell um“, murmelt sie und will Richtung Ausgang umkehren, doch Pascal Engel hält sie am Arm zurück. „Nachher.“

Die anderen Lehrgangsteilnehmer drehen sich ihnen zu und Anna kommt sich noch bescheuerter vor. Kann der Typ sie vielleicht mal loslassen?

Ungerührt geht er weiter, und sie müsste schon die Füße in den Boden stemmen, um sich loszureißen. Das tut sie natürlich nicht, wäre ja noch peinlicher vor der ganzen Gruppe. Sie sieht nur zwei Frauen. Alle anderen sind Männer, und alle tragen diesen typischen selbstzufriedenen, arroganten Macho-Ausdruck in ihren Gesichtern spazieren. Wie ätzend.

Ganz ruhig, beschwört sie sich innerlich, sie will hier vier Wochen lang etwas lernen, danach können diese beknackten Typen sie mal kreuzweise. Also, jetzt keinen Ärger anfangen, sondern hübsch gelassen bleiben.

Pascal lässt sie los und tritt einen Schritt zur Seite, der Blick auf die anderen Teilnehmer ist vollständig frei und … sie erkennt ihn sofort. Auch seine Augenbrauen zucken reflexartig hoch.

Anna erstarrt zur Salzsäule. In ihren Ohren rauscht es und vor ihren Augen flimmert es. Dieses Gesicht wollte sie niemals in ihrem Leben wiedersehen.

„Hey Anna! Das ist ja eine Überraschung!“

Sie presst die Hände zu Fäusten zusammen, atmet tief durch und zwingt sich zu einem halbwegs normalen „Hallo“.

Pascal guckt irritiert von ihr zu Max, der deutlich erstaunt, aber lächelnd, seinen Blick über ihren Körper gleiten lässt.

„Wir sind zusammen zur Schule gegangen“, erklärt er Pascal und wendet sich wieder ihr zu. „Mensch Anna, wie schön, dich zu treffen. Ich habe oft an dich gedacht und mich gefragt, was aus dir geworden ist.“

„Ich nicht“, erwidert sie trocken und Max runzelt die Stirn. Er kommt allerdings nicht dazu, das Gespräch fortzusetzen, denn Pascal hebt eine Hand, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sofort sind alle still und er beginnt seine Einführungsrede.

Max fährt sich durch die Haare. Es ist nicht zu fassen, Anna, seine erste und einzige große Liebe, ausgerechnet hier wiederzutreffen. Wie oft hat er darüber nachgegrübelt, warum sie damals so plötzlich und ohne jeden Abschiedsgruß verschwunden ist, und nun steht sie vor ihm. Leibhaftig, unversehrt, in voller Größe und noch schöner als damals.

Während er mit halber Konzentration Pascal Engels Ausführungen lauscht, mustert er die Liebe seines Lebens. Nie hat er sie vergessen, keine Frau nach ihr weckte die Gefühle in ihm, die sie geweckt und dann so böse enttäuscht hat. Vielleicht empfand er nur so intensiv, weil er jung und naiv war, vielleicht war sie aber wirklich die Eine, die einzige Eine, die, die einem nur ein Mal im Leben begegnet, DIE eine große Liebe.

Fuck! Er kann sich gerade noch ein Kopfschütteln verkneifen. Große Liebe, so ein Quatsch. Inzwischen ist er erwachsen und weiß, wie das Leben und die Frauen funktionieren. Entschlossen verschränkt er die Arme vor der Brust. Verdammt, Anna, du wirst mir diese Woche sagen, warum du mich damals so verarscht hast, beschließt er grimmig. Das ist sie ihm schuldig, und er wird sie nicht in Ruhe lassen, bevor sie nicht redet.

Sie sieht immer noch … einfach wow aus. Die langen, leicht gewellten, dunkelblonden Haare mit helleren Strähnen wirken wie eine ungebändigte Mähne und ihr Körper ist genauso schlank und sportlich wie damals. Die braunen Augen in dem zierlichen ovalen Gesicht strahlen immer noch Wärme aus, aber sie presst die schön geschwungenen Lippen fest aufeinander und zieht die akkurat gezupften Augenbrauen leicht zusammen. Dadurch wirkt sie arrogant, verbissen, vielleicht sogar verbittert. Und die kaum sichtbaren Falten an den Augen und den Mundwinkeln sind keine Lachfalten, so viel ist mal sicher.

Sie würdigt ihn keines Blickes. Lächerlich. Was bildet sie sich eigentlich ein? Als hätte er ihr etwas getan und nicht umgekehrt.

„Der Einfachheit halber duzen wir uns während des Lehrganges“, sagt Pascal, nachdem er kurz seinen Werdegang und die Ziele der Ausbildung erläutert hat. Dann erklärt er in kurzen, knappen Sätzen den Ablauf der einzelnen Wochen. Als er fertig ist, blickt er reihum in die Gesichter. „Noch Fragen?“

„Haben wir am Wochenende vollständig frei?“, fragt einer.

Pascal nickt. „Klar. Wer möchte, fährt nach Hause, wer hierbleiben will, kann das auch. Wir halten es ganz unkompliziert. Ihr versorgt euch in der Küche selbst, und wer sich unterfordert fühlt, darf gerne auch Samstag und Sonntag die Trainingshalle nutzen.“

Alle winken ab und lachen. Pascal Engel hat nicht den Ruf, seine Lehrgangsteilnehmer zu unterfordern.

Schmunzelnd wartet er auf weitere Fragen, doch es meldet sich niemand mehr.

„Okay. Dann beginnen wir mit dem Training. Finn“, er zeigt auf einen großen, blonden, muskelbepackten Typen mit langen zu einem Zopf zusammengebundenen Haaren, „geht mit euch einige Techniken durch, damit wir einen Überblick bekommen, auf welchem Level wir einsteigen.“ Alle nicken und Pascal dreht sich zu Anna. „Komm mit. Ich zeige dir dein Zimmer und dann kannst du dich umziehen.“

Max sieht ihr nach, während sie mit Pascal hinausgeht.

Pascal begleitet Anna zu ihrem Auto. Als sie den Kofferraum öffnet, deutet er auf das viele Gepäck und verzieht spöttisch das Gesicht. „Wie lange wolltest du bleiben?“

„Das ist nicht für hier“, blafft sie ihn an, zieht schnell die obenauf liegende Reisetasche heraus und klappt den Kofferraum wieder zu.

Er sagt nichts mehr, führt sie ins Haus und eine alte hölzerne Treppe mit ausgetretenen Stufen hinauf. Dort öffnet er eine Tür. „Dein Zimmer. Das Bad ist am Ende des Flurs. Du teilst es mit den anderen beiden Frauen, Lena und Christin.“

Sie nickt und geht an ihm vorbei. Es ist ein karger Raum mit weißen Wänden, der nur die nötigsten Möbel enthält: ein Einzelbett, einen schmalen Kleiderschrank, einen Tisch, einen Stuhl. Nicht mal ein Bild hängt an der Wand. Durch ein kleines Fenster scheint die Sonne herein, was das Zimmer aber keinen Deut gemütlicher macht.

Anna stellt die Tasche auf dem Bett ab. Die Tür knallt zu und sie zuckt hoch. Pascal lehnt von innen dagegen, hat lässig die Füße übereinandergeschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt. „Warum bist du hier?“

Was? Annas Herz klopft schneller. Verdammt! Ganz ruhig bleiben. Er kann nichts wissen und er kann Christian nicht kennen. Das ist unmöglich. Sie zwingt sich, gleichmäßig weiterzuatmen. „Wie ich geschrieben habe, will ich …“

„Die Wahrheit!“, unterbricht er sie rüde.

„Was soll das? Das ist …“

„Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe. Entweder du redest oder du gehst, Frau … Clark.“

Er betont ihren verhassten richtigen Namen so zornig, dass ihre Knie weich werden und ihr der Schweiß ausbricht. Still starrt sie ihn an. Kann sie es wagen? Kann sie ihm trauen? Hat sie überhaupt eine Wahl?

„Es … es muss unter uns bleiben“, stößt sie heiser hervor.

Pascal zuckt ungerührt mit den Schultern. „Kein Problem.“

„Moritz ist mein Mädchenname. Ich verlasse meinen Mann. Ich fahre nicht mehr zurück.“

Panisch sieht sie zu ihm auf. Wird er jetzt alle Pläne zunichtemachen?

Er nickt kurz und deutet auf das Bett. „Setz dich.“

Sie senkt resigniert den Kopf und gehorcht. Er lehnt sich gegenüber an die Kante des Tisches und nimmt seinen Blick nicht eine Sekunde von ihr. „Erzähl.“

Nervös spielt sie mit den Fingern und atmet geräuschvoll aus. „Also gut. Die Kurzfassung: Mein Mann Christian Clark ist Millionär, mächtig, Kontrollfreak, Choleriker und Psychopath. Ich habe versucht, ihn zu verlassen, bin in ein Frauenhaus gegangen, aber er hat mich zurückgeholt.“ Sie hebt den Kopf und starrt an ihm vorbei aus dem Fenster. „Ich bin mit einigen Frauen heimlich in Verbindung geblieben. Wir sind es leid, unterdrückt zu werden, und wollen uns selbst verteidigen können. Es muss aufhören, dass irgendwelche Scheißtypen uns verfolgen und tyrannisieren. Wir wollen uns wehren, eine Sicherheitsfirma gründen, speziell für Frauen, denen sonst keiner hilft. Okay?“

Sie wirft ihm einen fragenden Blick zu, doch Pascal reagiert nicht, wartet still darauf, dass sie weiterredet. Anna seufzt und starrt wieder auf ihre Hände. „Ich bin fit, habe während der Schulzeit schon viel Sport gemacht und im letzten Jahr jeden Tag heimlich trainiert.“ Sie lacht. „Offiziell gehe ich abends zu einem Yogakurs. Unser Yogalehrer ist allerdings Judoka und auch in Karate ganz gut. Ich brauche das hier, den Lehrgang. Ich will bei dir weiter lernen und dann mein Wissen für unsere Sache nutzen.“

„Was ist mit der Polizei?“

Sie lacht trocken. „Die hilft mir nicht.“

Pascal verzieht keine Miene. „Warum nicht?“

Anna springt auf, läuft zum Fenster, verschränkt die Arme fest vor der Brust und starrt hinaus. „Ich bin nach meinem ersten Fluchtversuch zur Polizei gegangen.“

„Und?“

Sie ringt mit sich. Soll sie sich outen? Manchmal hasst sie ihren Körper und ihre Seele so sehr, dass sie an Selbstmord denkt. Warum kann sie nicht einfach ganz normal sein?

„Und?“, hakt er nach.

Mit einem Ruck dreht sie sich zu ihm um. „Fuck! Ich bin Masochistin. Schon mal davon gehört? SM. Peitschenschwingen. Andreaskreuz“, bricht es sarkastisch aus ihr heraus.

„Äh … ja.“

„Gut. Dann verstehst du sicher auch, dass keine Polizei der Welt mir glaubt. Ich fahre auf Schmerz ab und habe meinen Mann in einem Londoner Club kennengelernt. Er kann es beweisen, er kann jede Menge Zeugen benennen, die gesehen habe, was ich alles mit meinem Körper machen lasse.“ Sie schluckt. „Als normale Frau bekommst du schon keinen ausreichenden Polizeischutz, wenn du von deinem Mann bedroht wirst, eine wie ich wird erst recht nicht ernst genommen. Und mein Mann ist reich, er kann sich alles kaufen, Anwälte und Handlanger für“, sie lacht bitter, „die Drecksarbeit“.

Pascal schweigt weiter, und sie schüttelt den Kopf, fährt sich mit den Händen über das Gesicht. Verdammt, er darf ihr das jetzt nicht kaputt machen. Entschlossen sieht sie ihn an. „Ich will überleben und mich nicht für die nächsten zwanzig Jahre verstecken müssen. Es hat lange gedauert, bis er mir wieder so weit vertraute, nicht jeden Schritt von mir zu kontrollieren. Wenn das hier nichts wird, dann …“ Anna muss schlucken, um nicht in Tränen auszubrechen. Scheiße. Mit verschwimmendem Blick starrt sie wieder nach draußen.

Es ist still, und sie traut sich nicht, ihn anzusehen. „Wer weiß, dass du hier bist?“, fragt er schließlich.

„Niemand.“

„Sicher?“