Hardenberg - Jürg Amann - E-Book

Hardenberg E-Book

Jürg Amann

0,0

Beschreibung

In seinem ersten längeren Prosastück "Hardenberg" erzählt Jürg Amann von den letzten schicksalhaften Jahren des früh gestorbenen romanitschen Dichters Novalis alias Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg (1772-1801). Eine sorgfältige Auseinandersetzung mit dem Lebensgefühl der Romantik, zwischen Todes-Sehnsucht und der Tod-Feindschaft des modernen Bewusstseins.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 63

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jürg Amann

Hardenberg

Für H.

Jürg Amann

Hardenberg

Romantische Erzählung nach dem Nachlaß des NovalisHAYMON

© 2013

HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Originalausgabe: Verlag Sauerländer, Aarau, Frankfurt am Main, 1978

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7327-1

Umschlag: hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

I

«Ich habe mir ein Mädchen gewählt. Es ist ein Fräulein von Kühn.»

Novalis

Frühreif. Will allen gefallen. Gehorsam und Furcht vor dem Vater. Ihre Dezenz, ihre unschuldige Treuherzigkeit. Ihr Starrsinn und ihre Schmiegsamkeit gegenüber Leuten, die sie fürchtet oder die sie einmal schätzt. Ihr Betragen in der Krankheit. Ihre Launen. Wovon spricht sie eigentlich am liebsten? Gegen Freunde ist sie immer artig, wohltätig. Hang zum kindischen Spiel. Hängt sich an Frauen. Ihre Urteile, Gesinnungen. Ihr Aufzug. Beim Tanz. Geschäftig im Hause. Liebt die Geschwister. Feinheit des musikalischen Gehörs. Lieblinge. Geschmack, Religion. Freier Lebensgenuß. Liest sie übrigens gern? Hang zu weiblichen Arbeiten. Sie will nichts sein. Sie ist etwas. Ihr Gesicht, ihre Figur, ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Bewegungen, ihre Sprache, ihre Hand. Sie macht sich nichts aus Poesie. Ihr ruhiges Betragen gegen andere. Offenheit. Scheint aber zur wirklichen Reflexion noch nicht gekommen zu sein. Noch zu jung, noch zu sehr Kind dazu. Mit wem ist sie eigentlich bisher umgegangen? Wo ist sie gewesen? Was hat sie gesehen? Was ißt sie gern? Das scheue Betragen manchmal. Ihre Angst vor der Ehe. Man muß sie wohl nach ihren Eigenheiten fragen. Auch ihre Mutter vielleicht. Ihre Art sich zu freuen und zu betrüben. Was ihr am meisten an Menschen und Sachen gefällt. Ist ihre Fraulichkeit erwacht? Was sagt sie zu anderen Mädchen? Ihr Tabaksrauchen. Ihre Anhänglichkeit an die Mutter, früher, als Kind. Die Anekdote über den Vater. Die Konfirmation. Einmal hat sie von der Mutter Schläge gekriegt. Ihre Gespensterfurcht. Drei Ritter ritten ums Tor herum. Wie sie ein Dieb hat halten wollen. Ihr Gesicht bei Zoten. Ihre Gabe nachzuahmen. Ihre Wirtschaftlichkeit. Sonstige Urteile: sie ist mäßigwohltätig, irritabel-sensibel. Ihr Hang, gebildet zu sein. Ihre Abscheu vor Klatsch und Gewäsch. Ihr Achten auf fremde Urteile. Beobachtungsgeist. Kinderliebe. Ordnungssinn. Auch Herrschsucht zuweilen. Und leidenschaftliche Sorgfalt in dem, was sich schickt. Zuviel Liebe drückt sie oft. Sie ist kalt und durch und durch. Ungeheure Vorstellungs- und Verbergungsgabe wie bei allen Frauen. Feinsinn und sehr viel Takt. Ihre Natur scheint uns Kunst, unsere Natur scheint ihr Kunst zu sein. Frauen sind geborene Künstlerinnen. Sie individualisieren, Männer universalisieren. Sie glaubt an kein künftiges Leben, aber an die Wiederkehr alles Lebendigen. Sie kann zu große Aufmerksamkeit nicht leiden und nimmt doch Vernachlässigung übel. Verbirgt ihre Wunde vor allen. Liebt den Wein. Ißt gern Kräutersuppe, Rindfleisch und Bohnen. Sie liebt die Komödie, fürchtet sich vor Spinnen und Mäusen. Läßt sich nicht duzen. Denkt mehr über andere nach als über sich selbst.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!