Hardline - verfallen - Meredith Wild - E-Book

Hardline - verfallen E-Book

Meredith Wild

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Beschreibung

Ein Blick in seine Augen ... und ihre Welt bleibt stehen

Endlich ist Erica bereit, Blake ihr Vertrauen zu schenken und sich auf eine gemeinsame Zukunft mit ihm einzulassen. Ihrer tiefen Liebe und ihrem Verlangen nacheinander scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Doch je intensiver ihre Beziehung wird, desto mehr erfährt Erica über Blakes dunkle Vergangenheit. Seine Feinde von damals haben es noch immer auf ihn abgesehen und stellen Ericas und Blakes Liebe auf eine harte Probe ...

Band 3 der HARD-Reihe. Band 4 (Hardlimit - vereint) erscheint im Februar 2017.

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Seitenzahl: 402

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung1. Kapitel2. Kapitel 3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. KapitelDanksagungenLeseprobeDie AutorinImpressum

MEREDITH WILD

Hardline

verfallen

Band 3

Roman

Ins Deutsche übertragenvon Freya Gehrke

Zu diesem Buch

Erica war schon immer eine unabhängige Frau. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen und lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Daran hat auch ihre Beziehung zu dem Milliardär und Investor Blake Landon nichts geändert – zumindest in Bezug auf ihre Internetfirma Clozpin. Sobald Erica das Büro verlässt, hat Blake die Zügel in der Hand. Niemals hätte sie gedacht, dass sie einem Mann so viel Macht über sich geben, so sehr vertrauen kann. Doch Blake hat ihr gezeigt, was Loslassen bedeutet und ihr die Augen geöffnet für ein unendlich tiefes Verlangen, das sie jedes Mal aufs Neue überwältigt. Aber je intensiver Ericas und Blakes Beziehung wird, desto mehr scheint es, als ob sich die ganze Welt gegen sie verschworen hat. Nicht nur steht Ericas Website plötzlich vor dem Ruin. Feinde aus Blakes Vergangenheit setzen alles daran, ihr gemeinsames Glück zu zerstören – beruflich wie privat. Blake versucht mit aller Macht, Erica zu beschützen. Doch als diese sich weigert, ihm die Kontrolle zu überlassen, überschreitet Blake eine gefährliche Grenze. Eine Grenze, die ihre Liebe auf die bislang härteste Probe stellt …

Für die Familie,

die mir ihr Herz geöffnet hat, und die zwei Menschen, durch deren Liebe das erst möglich war.

1. KAPITEL

Ding, meldete sich mein Handy.

B: Fahre in zwanzig Minuten bei der Arbeit los.

Ich stellte das Telefon auf lautlos, ohne auf Blakes Nachricht zu antworten, und wandte mich wieder Alli zu. Sie strich sich eine Strähne ihres langen braunen Haars hinters Ohr und fuhr fort, mir und dem Rest des Teams die Wochenstatistiken unseres Internet-Start-ups Clozpin vorzustellen. Aufmerksam lauschte ich ihren Ausführungen, dankbar, sie wieder dabeizuhaben.

Alli war erst seit ein paar Wochen zurück in Boston, endlich vereint mit Heath, in derselben Stadt und in derselben Wohnung. Heath war glücklich, sie war glücklich – und ich war froh, dass sie nach dem Debakel mit Risa ihren Platz als Marketingleiterin wieder eingenommen hatte. Ich hatte schon versucht sie zurückzuholen, bevor ich Risa hatte entlassen müssen, weil sie vertrauliche Informationen über das Unternehmen weitergegeben hatte.

Beim Gedanken daran verzog ich das Gesicht. Alli sprudelte vor Optimismus, doch bei mir saß Risas Verrat noch immer tief. Seit unserer letzten Begegnung hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Diese Funkstille erfüllte mich mit einem noch größeren Unbehagen als alles andere. Ich hätte ja gern an ihrer Fähigkeit gezweifelt, gemeinsam mit Max – unserem Beinahe-Investor und Blakes erklärtem Erzfeind – eine Konkurrenzseite aufzubauen, aber die Ungewissheit bereitete mir Sorgen. Was, wenn es ihnen tatsächlich gelänge, uns die Anzeigenkunden abspenstig zu machen? Was, wenn sie es tatsächlich schafften, etwas wirklich Besseres auf den Markt zu bringen und eine Nachfrage zu decken, die Clozpin nicht bedienen konnte?

Max brachte reichlich Geld ein, Risa wusste jedes Detail, das ich in der kurzen Zeit als Geschäftsführerin dieser Firma gelernt hatte – damit war alles möglich. Und die Art, wie sie gegangen war – voller Hass und Bosheit –, ließ mich wieder mal an meiner Befähigung, ein Unternehmen zu leiten, zweifeln. Ich wurde gerade erst flügge, das stand fest. Ich wollte ja daran glauben, dass ich mich behaupten konnte, und ich hatte es auch schon oft genug bewiesen – aber es gab auch noch eine Menge zu lernen.

Auf meinem Handy ging eine weitere Nachricht ein, und das Vibrieren auf der gläsernen Tischplatte war kein Stück weniger ablenkend als der Signalton zuvor.

B: Erica?

Ich verdrehte die Augen und tippte rasch eine Antwort. Mir war klar, dass er mich nicht in Ruhe lassen würde, bis ich reagierte.

E: Ich sitze in einem Meeting. Ruf dich gleich danach an.

B: Ich will dich nackt in meinem Bett sehen, wenn ich nach Hause komme. Du solltest dich bald auf den Weg machen.

E: Ich brauche noch etwas.

B: Innerhalb der nächsten Stunde bin ich in dir. Ob im Büro oder in unserem Bett, ist deine Entscheidung. Komm zum Ende.

Plötzlich war die Luft im Raum zu kühl auf meiner erhitzten Haut. Ich erschauerte und spürte, wie meine Brustwarzen sich aufrichteten und unangenehm an meiner Kleidung rieben. Wie machte er das nur? Ein paar wohlgewählte Worte, und das auch noch per Textnachricht, und ich konnte die Augen nicht von der Uhr losreißen.

»Erica, gibt es sonst noch was, das du besprechen willst?«

Mein Blick traf den von Alli, die eine Augenbraue hob, als ahnte sie, dass ich nicht bei der Sache war. Gerade hatte ich mir ausgemalt, welche Konsequenzen es haben würde, wenn ich Blake warten ließ – und die physische Reaktion auf diese Aussicht wurde immer schwieriger zu ignorieren. Ich riss mich zusammen.

»Nein, ich denke, damit haben wir alles. Danke, Leute.« Auf einmal hatte ich es sehr eilig. Hastig suchte ich meine Sachen zusammen und scheuchte mit einer Handbewegung die anderen zurück zu ihren Arbeitsplätzen. Alli folgte mir hinter den Paravent, der mein »Büro« abtrennte.

»Was ist denn jetzt mit Perry? Ich wollte dich nicht vor den anderen drauf ansprechen, die Situation ist ja ein bisschen seltsam.«

»Nicht viel. Er hat mir noch mal geschrieben, aber geantwortet hab ich bisher nicht.« Wenn ich Blakes Deadline schaffen wollte, hatte ich keine Zeit, die Sache in ihrer ganzen Komplexität jetzt mit ihr durchzugehen.

»Ziehst du ihn als Anzeigenkunden in Erwägung?«

»Ich bin mir nicht sicher.« Diesbezüglich war ich immer noch hin- und hergerissen.

Allis große braune Augen weiteten sich. »Weiß Blake eigentlich, dass er dich kontaktiert hat?«

»Nein«, antwortete ich mit einem scharfen Blick, der auch ohne Worte deutlich machte, dass ich auch nicht wollte, dass er es erfuhr. Bei meiner letzten Begegnung mit Isaac Perry hatte Blake ihn bei der Kehle gepackt und gegen die Wand gedrückt – begleitet von der Drohung, ihm die Hände abzuhacken, sollte er es noch einmal wagen, mich anzufassen. Weder wollte ich Isaacs unmögliches Benehmen an jenem Abend entschuldigen noch hatte ich vor, es ihm zu verzeihen – ebenso wenig wie Blake. Aber hier ging es ums Geschäft.

»Freuen wird es ihn nicht, wenn du wirklich mit Perry zusammenarbeitest.«

Ich schob den Laptop in meine Tasche. »Glaubst du, das weiß ich nicht?«

Blake beeinflusste meine Geschäftsentscheidungen mehr, als mir lieb war.

Alli lehnte sich an meinen Schreibtisch. »Also, was hast du vor? Perry muss schon ein saftiges Angebot gemacht haben, wenn du ihm noch keine komplette Abfuhr erteilt hast.«

»Die Perry Media Group steht für ein Dutzend multimediale Publikationen rund um den Globus. Ich behaupte nicht, ich würde ihm vertrauen, aber ich kann mir doch wenigstens anhören, was er zu sagen hat.«

Sie zuckte die Achseln. »Ich stehe hinter dir, was auch immer du für das Beste für die Firma hältst. Es würde mir auch nichts ausmachen, den Kontakt zu übernehmen, wenn dir damit wohler wäre.«

»Danke, Alli. Aber der Sache würde ich lieber erst mal selbst auf den Grund gehen. Lass uns noch mal drüber sprechen, aber jetzt muss ich los. Blake wartet auf mich.«

»Oh, wollt ihr essen gehen?« Augenblicklich hellte sich ihre Miene auf, und an die Stelle der Geschäftsfrau trat meine energiegeladene beste Freundin, die jeden Tag ein kleines bisschen schöner machte.

»Ähm, wir sind verabredet. Bis dann«, verabschiedete ich mich und hoffte, dass meine Antwort nicht zu kryptisch gewesen war. Mit einem Winken verließ ich schnell das Büro.

Kurz darauf trat ich in die Augusthitze hinaus. Der Berufsverkehr wälzte sich an mir vorbei. Bevor ich meinen Fußweg nach Hause antreten konnte, klingelte mein Handy. Stöhnend fischte ich es aus der Handtasche. Blake konnte sehr hartnäckig sein. Doch als ich aufs Display blickte, sah ich eine Chicagoer Nummer.

»Hallo?«, meldete ich mich zögerlich.

»Erica?«

»Ja, wer ist dran?«

»Ich bin’s, Elliott.«

Ich hob die Hand an den Mund, um den überraschten Laut zu unterdrücken, der mir angesichts des unerwarteten Anrufs von meinem Stiefvater entfuhr. »Elliott?«

»Hast du kurz Zeit? Oder ist es gerade schlecht?«

»Nein, alles gut.« Um für einen Moment der Hitze zu entkommen, drückte ich die Tür des Mochaauf, des Cafés, das sich im Erdgeschoss desselben Gebäudes wie die Firma befand. »Wie geht’s dir? Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesprochen.«

Er lachte. »Viel zu tun.«

Ich lächelte in mich hinein. Diesen Klang hatte ich so lange nicht mehr gehört.

»Na klar. Wie geht’s den Mädels?«

»Denen geht es wunderbar. Werden viel zu schnell groß.«

»Darauf wette ich. Und was macht Beth?«

»Der geht’s auch gut. Jetzt, wo die Mädchen in der Schule sind, arbeitet sie wieder, es wird also nicht langweilig. Wir haben beide alle Hände voll zu tun.« Er räusperte sich und holte hörbar Luft. »Hör mal, Erica, ich weiß, dass ich nicht wirklich gut darin bin, Kontakt zu halten. Ehrlich, ich fühl mich schrecklich deswegen. Eigentlich wollte ich unbedingt zu deinem Abschluss kommen. Aber hier ging es einfach drunter und drüber …«

»Schon gut, Elliott. Ich versteh das. Du hast eine Menge um die Ohren.«

»Danke.« Er seufzte leise. »Du warst schon immer die Vernunft in Person. Selbst als du noch jünger warst. Manchmal glaube ich, du hattest das Leben besser im Griff als ich. Deine Mutter wäre mit Sicherheit stolz auf die Frau, zu der du dich entwickelt hast.«

»Danke, das hoffe ich.« Ich schloss die Augen und ließ es zu, als ein Bild meiner Mutter vor meinem inneren Auge aufstieg. Trotz der starken Fassade, die ich immer aufrechterhielt, blutete mir das Herz bei der Erinnerung – an Zeiten, in denen wir drei glücklich gewesen waren. Die mit der Krebsdiagnose meiner Mutter ein abruptes Ende gefunden hatten. Die Krankheit hatte sich mit alarmierender Geschwindigkeit durch ihren Körper gefressen und sie viel zu früh von unserer Seite gerissen.

Zwar hatten unsere Lebenswege nach ihrem Tod verschiedene Richtungen eingeschlagen, doch Elliott hatte mit einer neuen Frau und Kindern das Glück wiedergefunden – hoffte ich zumindest. Auch wenn mir dadurch jede Chance auf eine normale Kindheit verwehrt geblieben war. Ich war im Internat und dann am College aufgewachsen, etwas anderes kannte ich nicht. Das war mein Leben, und es hatte mich zu Blake geführt – in eine Zukunft, die langsam endlich Form annahm, jetzt, wo ich mein Studium hinter mir hatte.

»In letzter Zeit muss ich viel an Patricia denken. Kaum zu glauben, dass es jetzt bald zehn Jahre sind. Manchmal rennt das Leben einem förmlich davon. Dabei ist mir klar geworden, wie lange wir uns schon nicht mehr gesprochen haben.«

»Da hast du recht. Die letzten Jahre sind vergangen wie im Flug. Vor allem in letzter Zeit geht alles so schnell. Verrückt, dass ich früher immer dachte, ich hätte viel zu tun.« Mit der Firma und meiner Beziehung zu Blake war meine Welt gleich mehrfach auf den Kopf gestellt worden. Und gerade wenn sich alles beruhigte, stellte uns das Leben vor neue Herausforderungen.

»Also, ich wollte mal schauen, ob wir es bald nach Boston schaffen. Ich kann einfach den Gedanken nicht ertragen, zehn Jahre ins Land gehen zu lassen, ohne … Du weißt schon, das irgendwie zu würdigen. So viel sind wir ihr schuldig.«

Meine Mundwinkel hoben sich zu einem traurigen Lächeln. »Das wäre schön. Da würde ich mich freuen.«

»Super. Ich schau, was ich tun kann.«

»Sag Bescheid, wenn ihr ein Datum habt, dann kann ich mich danach richten.«

»Hervorragend. Dann bespreche ich das mal mit Beth und melde mich, wenn wir uns was überlegt haben.«

»Ich freu mich schon. Ich würde dich wirklich gern wiedersehen – und natürlich auch deine Familie kennenlernen.« Deine Familie. Es klang komisch.

»Pass gut auf dich auf, Erica. Ich melde mich.«

Ich verabschiedete mich, doch sobald ich auflegte, ging ein weiterer Anruf ein. Mein Herz schlug schneller, als ich Blakes Nummer sah.

Scheiße.

Ich betrat die Wohnung und ließ meine Taschen auf den Küchentresen fallen. Das Licht war aus, aber durch die Jalousien lugte die Nachmittagssonne herein. Als ich ins Wohnzimmer ging, hörte ich Blakes Stimme.

»Du bist zu spät.«

Ich wirbelte herum und entdeckte ihn an der Bar am anderen Ende des Raums. Er war oberkörperfrei, barfuß und hielt einen halb geleerten Tumbler in der Hand. Sein Gesicht war bar jeder Emotion, und doch lag eine Intensität in seiner Miene, die mich nervös machte. Seine grünen Augen schienen in dem schattigen Raum förmlich zu glühen. Sein Kiefer war angespannt und löste sich nur kurz, als er einen Schluck von seinem Drink nahm.

»Tut mir leid. Ich hab einen Anruf …«

»Komm her.«

Ich sprach nicht weiter. Elliotts unerwarteter Anruf musste warten. Irgendetwas war seltsam an der Art, wie Blake mich ansah. An der Schärfe in seinem Tonfall bei diesen zwei kleinen Worten.

Langsam ging ich auf ihn zu, bis uns nur noch Zentimeter trennten und ich die Hitze spürte, die er ausstrahlte. Blake war umwerfend, männliche Schönheit in Perfektion. Sein hochgewachsener, definierter Körper löste in meinem Gehirn regelmäßig einen Kurzschluss aus, und dieses Mal war keine Ausnahme. Ich berührte ihn an der Brust, unfähig, seiner Nähe zu widerstehen. Die Muskeln zuckten unter meinen Fingern.

»Zieh dein Oberteil aus«, sagte er.

Einen Moment blickte ich ihm forschend in die Augen, entdeckte jedoch keine Spur von Humor. Wie eine Statue stand er vor mir, ein wundervoll gearbeitetes Kunstwerk, kalt und reglos. Federleicht ließ ich die Fingerspitzen über seinen Waschbrettbauch gleiten, hinab bis zur Jeans, die ihm tief auf den Hüften saß.

»Alles in Ordnung?«, murmelte ich. So hatte ich ihn schon ein paarmal erlebt. Er musste es mir gar nicht erst sagen, ich wusste bereits, dass er sich heute über irgendetwas oder irgendjemanden geärgert hatte.

Beinahe unmerklich verzog er das Gesicht. »Gleich geht’s mir besser.«

Weil ich wusste, wie ich ihm dabei helfen konnte, zog ich meine Bluse aus und ließ sie zu Boden gleiten.

»Besser?« Ich neigte den Kopf zur Seite, in der Hoffnung, den verspielten Liebhaber aus ihm hervorzulocken.

In seinen Augen rührte sich nichts, sein Blick war so stählern wie eh und je. »Lass mich nicht noch mal warten, Erica.«

Seine Stimme war gefährlich leise. Ich hielt den Atem an und versuchte vergeblich, meine körperliche Reaktion auf ihn in den Griff zu bekommen. In mir wallte jene machtvolle Mischung aus Begierde und Erwartung auf. Die Ereignisse des Tages wichen in den Hintergrund, waren unbedeutend gegenüber dem Hier und Jetzt und dem dominanten Mann, der sich gleich auf andere Gedanken bringen würde – und zu diesem Zweck immer so meisterhaft meinen Körper benutzte.

Ich ließ die Hand auf den harten Umriss seiner Erektion sinken und massierte ihn durch den weichen, abgewetzten Stoff seiner Jeans. »Jetzt bin ich ja hier. Lass es mich wiedergutmachen.«

Er packte mich beim Handgelenk. »Glaub mir, das wirst du.«

Durch gesenkte Wimpern blickte ich zu ihm empor. Er ließ mich los und hob die Hand an meine Brust. Langsam strich er über den Spitzensaum meines BHs und die Haut darunter. Schon bei dieser einfachen Berührung wurde mir warm. Dann zerrte er die Schale nach unten, umfasste meine freigelegte Brust und ließ den Daumen über meinen Nippel kreisen. Ich lehnte mich vor und spürte, wie in meinem Unterleib das Begehren erwachte.

Als ich aufstöhnte, kniff er zu. Zischend sog ich die Luft durch die Zähne ein, doch ich stieß ihn nicht weg. Er zog einen Mundwinkel hoch, und in seinen Augen blitzte der Schalk auf.

»Zieh dich aus und beug dich über den Tisch.«

Da war es wieder, das Verspielte, aber zugleich noch etwas anderes.

Stirnrunzelnd blickte ich zu dem riesigen Bauerntisch aus Holz in der Mitte des Essbereichs. Bevor ich protestieren konnte, gab er mir einen Klaps auf den Po und schob mich sanft darauf zu. Schnell zog ich Rock, BH und Slip aus. Dann drehte ich mich um und legte die Hände auf das warme, gemaserte Holz. In der Mitte des Tischs lagen mehrere Seile zusammengerollt.

»Runter«, befahl er knapp.

Er legte mir eine Hand zwischen die Schulterblätter und drückte mich nach unten. Ich ließ die Hände vor mir her gleiten und stieß scharf den Atem aus, als mein Oberkörper auf die kühle Tischplatte traf, die Oberschenkel fest an die Kante gedrückt. So wartete ich, aufs Äußerste gespannt. Darauf, dass Blake jetzt die Kontrolle übernahm.

Weil ich es so wollte.

Sobald ich aus meinem normalen Arbeitsleben in unsere gemeinsame Wohnung getreten war, musste ich so ziemlich jeden Instinkt niederkämpfen, den ich besaß. Ich übergab die Zügel an den Mann, den ich liebte, im Vertrauen darauf, dass er für uns beide sorgen würde. Obwohl er das auch immer tat, konnte ich manchmal dem Drang, mich ein kleines bisschen zu sträuben, einfach nicht widerstehen. Nur damit er wusste, dass ich noch da war, immer noch kämpfte.

Mit kühler Hand strich er mir über den Po. Schon bei dieser simplen Berührung spannte ich mich an. Ich biss mir auf die Lippe und wappnete mich für das, was darauf immer folgte.

»Du warst zwanzig Minuten zu spät. Ist dir bewusst, was das heißt?«

Bevor ich antworten konnte, klatschte seine Hand hart auf meinen Po. Mir entwich ein Wimmern, als ich den scharfen Schmerz spürte. Dann wurde aus dem Brennen ein Feuer, das meinen ganzen Körper einnahm. Ich reckte mich, drängte mich ihm entgegen.

»Bestrafst du mich?«, fragte ich leise.

»Willst du das?«

»Ja.« Es überraschte mich immer noch, wie unterwürfig ich antwortete. Auch wenn man bedachte, wie weit wir schon gegangen waren und wie sehr ich diese dunklen Orte liebte, die wir ineinander fanden – das einzugestehen, kostete mich immer noch eine gewisse Überwindung.

»Da hast du Glück. Du bekommst zwanzig Schläge. Ich will, dass du mitzählst. Vergiss es nicht, sonst hole ich den Gürtel.«

Ohne Zögern versetzte er mir wieder einen Schlag auf den Po, fest genug, dass es durch den Raum hallte. Sobald ich wieder Luft bekam, stieß ich hastig hervor: »Eins.«

»Ganz genau.« Er schlug wieder zu.

»Zwei.«

Mit jedem gnadenlosen Klatschen wurde ich enger und feuchter – eine Tatsache, die ich noch immer nicht ganz begreifen konnte. Als es in die zweistelligen Zahlen ging, war ich so weit, dass ich die Fingernägel in den Tisch grub, mehr als bereit für die Lust, die auf den herrlichen Schmerz folgen würde.

Zwanzig.

Seufzend ließ ich mich auf den Tisch sinken. Die Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn Blake schnappte sich meinen Pferdeschwanz und zog mich nach oben.

»Hoch.«

Ich richtete mich auf, und er drehte mich herum. Zuerst öffnete er den Mund, als wolle er etwas sagen, stattdessen zog er mich an sich. Sengend traf seine Haut auf meine, und plötzlich wollte ich ihn sogar noch mehr. Mit einem harten Kuss verschloss er mir die Lippen. In das Aroma von Scotch mischte sich sein eigener Moschusduft. Ich öffnete mich ihm, lud ihn ein, wollte ihn auf meiner Zunge schmecken. Mit einem sachten Ruck an meinem Pferdeschwanz unterbrach er den Kontakt.

»Du bist zu gierig.«

Ich machte einen Schmollmund.

»Du bist verwöhnt und hörst nicht zu.«

»Ich höre zu«, widersprach ich.

»Du hörst vielleicht zu, aber gehorchen kannst du kein bisschen. Die Zeit für Spielchen ist vorbei. Du hast einiges zu lernen.«

Ich rang mit der Angst, die sich in meinem Bauch zusammenzog. Angst vor dem Unbekannten. »Es tut mir leid.«

»Das ist schon mal ein guter Anfang. Steig auf den Tisch.«

Ich zögerte nur kurz, dann hüpfte ich auf die Kante. Er schüttelte den Kopf und schob mich nach hinten.

»In die Mitte. Na los.«

Ich hob die Augenbrauen, doch statt zu widersprechen, rutschte ich in die Mitte. Währenddessen trat er um den Tisch herum und schob das Seil aus dem Weg.

»Leg dich hin.«

Ich gehorchte. Er umfasste mein Handgelenk und streckte meinen Arm zur Ecke des Tischs. Mit schockierender Geschicklichkeit fesselte er flink meine Arme an die Tischbeine. Als er sich meinen Fußgelenken zuwendete, zog ich versuchsweise an den Seilen. Keinerlei Spiel.

Er fesselte einen Knöchel, dann den anderen, sodass ich schließlich mit gespreizten Gliedern auf dem Tisch lag.

»So ist es besser.« Er drückte leicht meine Wade.

Als mir langsam das volle Ausmaß meiner Verwundbarkeit aufging, spürte ich die Hitze bis in meine Wangen steigen. Ich wollte ihm sagen, dass das zu viel war. Die Worte lagen mir auf der Zunge, aber ich war schon so feucht, verzehrte mich schon so nach ihm – nach was auch immer er da in seinem verruchten Kopf plante. Um mein wachsendes Unbehagen noch zu verstärken, entfernte Blake sich von mir, bis er nicht mehr in meinem Sichtfeld war.

»Wo willst du hin?« Ich versuchte, die Furcht in meiner Stimme zu verbergen.

»Keine Sorge. Ich gehe nirgendwohin. Nicht, wenn du da so für mich ausgebreitet liegst wie ein verdammtes Festbankett.«

Ich hörte Eis in ein Glas klirren, dann das leise Gluckern, mit dem es aufgefüllt wurde. Blake kam zurück und blieb vor mir stehen. Er hob das Glas an die Lippen und verbarg dahinter die Andeutung eines Grinsens auf seinem schönen Gesicht. Seine Miene verhieß mir eine langsame Folter. Die Begierde, die in mir pulsierte, verdoppelte sich. Jetzt war ich ihm völlig ausgeliefert.

Es vergingen einige Sekunden, die sich anfühlten wie Minuten. Meine Brüste hoben und senkten sich mit meinem Atem, der schneller ging, je länger ich wartete. Worauf? Ich hatte keine Ahnung, aber die Möglichkeiten erfüllten mich mit gespannter Erregung.

Ein letztes Mal hob er das Glas, trank es aus und stellte es mit lautem Knall zwischen meine Beine auf den Tisch. Er tauchte die Finger in den Tumbler, und auf das Klirren von Eiswürfeln folgte der Schock von Kälte auf meiner Haut. Langsam zog er einen feuchten Pfad über die empfindsame Haut an der Innenseite meines Beins hinauf. Ich erschauerte und spannte mich an, als er über meine Hüften zu meinem Bauch vordrang. Er ließ den Eiswürfel im Bauchnabel liegen und langsam vor sich hin schmelzen, während er nach einem weiteren griff.

Jetzt umrundete er den Tisch und trat an meine Seite. Mit dem nächsten Eiswürfel umkreiste er meine Brustwarzen. Die Kälte grenzte an Schmerz, doch ich unterdrückte jeden Protest. Eine weitere Bestrafung durfte ich nicht riskieren, denn dann dauerte es noch länger, bis er in mir wäre. Er senkte den Kopf, und an die Stelle der betäubenden Kälte trat die feuchte Hitze seines Mundes. Mit den Zähnen zwickte er meine aufgerichteten Nippel, während eine kühle Hand ihr Ziel zwischen meinen Beinen fand.

Er brummte leise, während er durch meine Falten glitt und mit meinem Kitzler spielte. »Gefällt’s dir, wenn ich dich fessle, Baby?«

Ich leckte mir die trockenen Lippen und nickte rasch. Gefiel es mir? Ich war mir nicht sicher. Alles, was ich wusste, war: Er sollte nicht aufhören. Ich wollte nichts sagen, das ihn davon abhalten würde, mir die Lust zu verschaffen, die nur er in mir auslösen konnte. Er hielt mich genau auf der Grenze, in der Schwebe, in einem so aufgeladenen und hilflosen Zustand, dass es ans Unerträgliche grenzte. Ich zerrte an den Fesseln und spürte, wie sich das Seil in meine Haut grub.

»Hör auf, dich zu wehren, Erica.«

Er richtete sich auf und entzog mir seine Berührung, seine Nähe.

»Ich dachte, du hast es eilig«, beschwerte ich mich und versuchte, die Begierde in den Griff zu bekommen, die mit jeder verstreichenden Minute heftiger in mir brannte. Verflucht sollte er sein, er mit seinem Seil.

Er grinste. »Hatte ich, aber deine Bestrafung ging vor. Jetzt genieße ich es einfach nur.«

Ich schloss die Augen. Meine Brust weitete sich unter einem tiefen Atemzug, und gerade, als ich mich zwang, lockerzulassen, traf mich ein Kälteschock zwischen den Beinen.

Mir entfuhr ein überraschter Ausruf. War das Gefühl wirklich unangenehm? Mein Kitzler pochte unter dem Eis, während Blake es über das pralle Nervenbündel führte, dann zwischen meine Schamlippen. Ich ließ den Atem entweichen, als er von meinen empfindlichsten Stellen abließ und die Spitze sanft in mich tauchte. Als ich gerade dachte, er würde mich erlösen, verschwand die hauchzarte Berührung. Wie lange konnte er das noch mit mir machen und dabei seine eigene Begierde unter Kontrolle halten? Wie lange würde ich das noch aushalten? Ich war jetzt schon kurz vorm Platzen, ich hätte schreien können.

»Blake, ich kann … Ich halt das nicht mehr aus. Du bringst mich um.«

»Wie fühlt sich das an? Zu warten … zu begehren?«

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mich von dem grausamen Ziehen zwischen meinen Beinen abzulenken. Unwillkürlich wand ich mich, auch wenn ich wusste, dass es ihn keinen Deut schneller dazu bringen würde, mir das zu geben, wonach ich mich sehnte.

»Es ist furchtbar.«

»Sollen wir dem ein Ende machen?«

»Ja«, antwortete ich. Die Verzweiflung in meiner Stimme war unüberhörbar.

Er beugte sich tiefer, und seine Lippen streiften die empfindsame Haut an meinem Hals. Als er mit der Zunge meine Ohrmuschel entlangfuhr, war allein das schon eine Folter für sich.

»Ich will dich betteln hören.«

Ich bekam eine Gänsehaut. Unwillkürlich reckte ich die Brust in die Höhe, ins Leere, weil er mich mittlerweile kaum noch berührte.

»Sag mir, wie sehr du es willst. Ich will es hören.«

»Blake, bitte … Komm schon.«

»Das klingt verdächtig nach einem Befehl. Ich will, dass du bettelst.«

Als ich stöhnte, zog er sich zurück und berührte mich gar nicht mehr, nirgends.

»Blake!« Ich war wütend und verzweifelt.

»Unterwirf dich.«

Bei seinem scharfen Tonfall zuckte ich zusammen.

»Wenn du kommen willst, musst du dich mir unterwerfen, Erica. Keine Spielchen mehr. Keine Tests.«

Ich schluckte schwer und kämpfte gegen den Drang, mich gegen seinen Befehl aufzulehnen. Unterwerfung. Mir wurde die Kehle eng, als säße das Wort darin fest und würde nicht verschwinden, bis ich es annahm. Dieses Wort bedeutete so viel. Unterwerfung fiel mir leichter, wenn ich ihn damit dazu bringen wollte, sich von mir zu nehmen, was er brauchte. Jetzt nahm er sich einfach, was er wollte. Er bat nicht darum, und wir verhandelten nicht.

Ich schloss die Augen und horchte auf die leise Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, ich solle mich entspannen, solle loslassen. »Du machst es mir nicht leicht.« Ich wollte, dass er mein Widerstreben verstand, es mir vielleicht sogar durchgehen ließ. Selbst wenn er mir gegenüber den Dom gab, ließ er mir manchmal etwas Spielraum, mich zu widersetzen.

»Den ganzen Tag lang hab ich einen Brand nach dem anderen gelöscht. Ich will, dass du da bist, wenn ich nach Hause komme, und ich will nicht jedes Mal aufs Neue deinen Willen brechen müssen. Wenn es sein muss, werde ich es tun, aber ich werde nicht immer wieder freundlich darum bitten und es dir leicht machen. Du solltest dich daran gewöhnen, dich zu unterwerfen. Du bist nackt, an den Tisch gefesselt und eine Berührung von einem Orgasmus entfernt. Willst du kommen?«

»Ja, so sehr.«

»Dann fang an, zu betteln.«

»Bitte …« Schwach kam mir das Wort über die Lippen.

»Ich höre, Erica. Bitte was?«

»Bitte lass mich kommen. Ich will deine Hände auf mir. Ich tue alles … Ich schwör’s.«

»Wartest du das nächste Mal nackt zu Hause auf mich, wenn ich es sage?«

»Ja.«

Seine Fingerspitzen streiften meinen pochenden Kitzler. Mit einem scharfen Luftholen hob ich ihm das Becken entgegen, doch er wich mir genauso schnell aus, wie er zugefasst hatte.

»Versprochen?«

»Versprochen. Himmel, ich tue alles.«

»Und ich muss dir nicht noch mal erklären, wie man sich unterwirft, oder?«

»Nein«, versprach ich und schüttelte nachdrücklich den Kopf.

Die Hitze seiner Hand schwebte genau über der Stelle, wo ich ihn so dringend brauchte. Ich widerstand dem Drang, meinen Körper das kleine Stück, das fehlte, anzuheben. Verdammt, das ist pure Folter.

Jede Zelle meines Körpers strebte seiner Berührung entgegen, und zugleich war mir jede Kontrolle verwehrt.

Dies war die Realität, das hatte ich zu akzeptieren, auch wenn es schwerfiel. Irgendwie musste ich ihm vertrauen. Mit dieser Erkenntnis löste sich etwas in mir. Ich sank auf dem Tisch zusammen, kämpfte nicht länger gegen meine Fesseln an. Meine Muskeln ließen locker, doch meine Gedanken rasten, hatten nicht mehr Kontrolle über mein Verlangen nach ihm als mein Körper.

Dann berührte er mich. Legte die Handfläche zwischen meine Schenkel, packte mich fest.

»Das hier gehört mir. Du kommst erst, wenn ich das will. Hast du verstanden?«

Mit lustverschleiertem Blick starrte ich ihn an. Die Anspannung war so groß, dass ich jeden Moment in Tränen hätte ausbrechen können, so als wäre auf unerklärliche Weise sein eigener Arbeitsfrust geradewegs auf mich übergegangen.

»Ich bin für dich, was immer du brauchst.«

Bei meinem Zugeständnis wurde der Ausdruck in seinen Augen ein kleines bisschen weicher. Dann drang er mit zwei Fingern in mich ein. Mir entwich ein erlöstes Stöhnen. Er drehte und wand die Finger in mir, erforschte meine feuchten Tiefen. Bebend zog ich mich um ihn zusammen und wünschte, ich hätte mehr von ihm, während ich zugleich dankbar war, überhaupt etwas zu bekommen. Sachte begann er einen pumpenden Rhythmus und ließ seinen Daumen auf meinem Kitzler kreisen.

Schon bei dieser einen Bewegung schrie ich leise, erleichtert und zugleich noch weiter angeheizt. Meine Nerven erwachten wieder zum Leben, aufs Neue war mein Fleisch heiß und bereit für ihn. Gott, der Mann hatte eine Gabe. Wenn er mich berührte, blühte mein Körper auf. Beinahe hätte sich mein Becken ohne mein Zutun angehoben.

Fang an, zu betteln. Sein Befehl hallte in meinem Kopf wider, sinnlich und unbarmherzig zugleich. In meinem Zentrum pulsierte es. Das Blut in meinen Adern pochte, rauschte mir in den Ohren. Langsam, unaufhaltsam näherte sich ein Orgasmus, und den würde ich mir nicht entgehen lassen. Auch nicht, um meinen Stolz zu wahren.

»Hör nicht auf. Ich flehe dich an, bitte hör nicht auf.«

»Das will ich hören, Baby. Willst du mich, voll und ganz?«

»Gott, ja.«

»Soll ich dich vorher noch kommen lassen?«

Farben wirbelten hinter meinen geschlossenen Lidern, und jeder Muskel spannte sich erwartungsvoll an. Abrupt riss ich die Augen auf, als mir klar wurde, dass er mir noch nicht ausdrücklich erlaubt hatte, zu kommen. Ich begegnete seinem dunklen Blick, und unter seinen schweren Lidern brannte dieselbe Begierde, die auch mich durchströmte.

»Bitte lass mich. Blake, bitte …«

Er senkte den Kopf und überfiel mich mit einem rauen Kuss. Wild schoben unsere Lippen sich übereinander, unsere Zungen rangen und saugten. Und die ganze Zeit stieß er mit seinen Fingern sanft in mich, trieb mich weiter auf den Höhepunkt zu. Lust durchschoss mich, als seien die Stellen, an denen unsere Leiber sich berührten – die Ekstase, die er mir schenkte –, das Einzige, was auf dieser Welt noch zählte. Und dafür war ich dankbar, lechzte verzweifelt danach. Mich überkam eine alles verschlingende Hitze. Ich begann zu zittern, vor Anstrengung, nicht zu kommen.

»Oh Gott«, wimmerte ich und verlor den Bezug zur Realität, zu allem außer dem hier. »Bitte, bitte, bitte.«

»Komm für mich, Erica. Genau jetzt«, sagte er mir rau ins Ohr, und seine intime Berührung wurde tiefer.

Ich schnappte nach Luft und wölbte mich vom Tisch. Gefesselt, wie ich war, konnte ich nichts beschleunigen, nichts kontrollieren. Seine Worte, sein Befehl, hatten mich aller Sinne beraubt. Ich gehörte ihm. Ihm allein. Ich ließ mich von dem Orgasmus mitreißen, die Fäuste fest geballt, ihm völlig ausgeliefert.

In diesem perfekten Moment war die Welt stumm. Ich bebte noch immer, als er sich aus mir zurückzog. Jetzt machten seine Finger sich an dem Seil an meinen Knöcheln zu schaffen. Irgendwo im Delirium, das der Orgasmus hinterlassen hatte, spürte ich eine zarte Erleichterung über die neu gewonnene Freiheit. Sekunden später war er nackt und bedeckte meinen Körper mit seinem. Er legte sich meine Beine um die Taille, brachte seine pralle Eichel an meinen Eingang und drang kaum einen Zentimeter in mich vor.

»Ich bin so verflucht hart, dass es wehtut. Gleich bin ich in dir, Erica, so tief, dass du nicht noch mal vergisst, wem du gehörst, Baby. Du wirst kommen, wieder und wieder, bis du daran glaubst, dass ich uns gebe, was wir beide wollen.«

Meine Stimme hatte ich irgendwo in meinem Delirium verloren. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, war kaum vorbereitet auf das, was jetzt kam. Hart und gespannt spürte ich die Muskeln seines Oberkörpers, als er einen Arm um meine Taille schlang. Seine grünen Augen waren dunkel, seine Pupillen geweitet, und er fing meinen Blick ein. Da sah ich ihn – den Mann, aber auch das Tier, das hinter der Fassade lauerte.

Er brauchte das hier. Mich. Genau so.

»Blake.« Ich leckte mir die Lippen, die trocken waren von meinem rauen Atem. »Küss mich … bitte.«

Die Anspannung in seinem Blick, die dominante Entschlossenheit, wich etwas anderem.

Und ich fühlte es, als unsere Lippen sich trafen, jetzt aufmerksamer als zuvor, aber nicht weniger leidenschaftlich. Liebe. Bei all seinen schrägen Vorlieben und seinem irritierenden Kontrollzwang liebte ich diesen Mann. Und ich wollte ihm geben, was er brauchte.

»Ich liebe dich.« Kaum hatte ich mich von seinen Lippen gelöst, sprudelten die Worte aus meinem Mund.

Erneut brannten diese durchdringenden Augen sich in mich. Das Verlangen, das durch seinen Körper vibrierte, schien für einen Moment innezuhalten. Dann senkte er wieder den Kopf. Sanft streiften seine Lippen meine.

»Ohne dich kann ich nicht atmen, Baby. Du machst mich zu einem neuen Menschen. Nimmst alles an, was ich dir gebe, und liebst mich auch noch dafür.«

Der fragende Blick in seinen Augen und der Zweifel in diesen letzten paar Worten brachen mir ein Stück weit das Herz.

»Blake … Ich gehöre dir. Ich will das. Ich will alles, was zu dir gehört.« Jetzt wurde mir aus ganz anderen Gründen die Kehle eng. Begehren und Liebe stiegen in mir auf, so stark, dass es mir das Herz zerriss.

Wieder trafen sich unsere Lippen, und er drang endlich in mich ein. Meine inneren Wände umklammerten ihn, dehnten sich um seinen Schwanz. Dann war er tief in mir. Wir waren einander so nah, unsere Seelen verschmolzen wie unsere Leiber. Er zog sich zurück und stieß wieder zu, traf mich noch tiefer. Ich schnappte nach Luft. Sein Körper über mir war hart, bebte vor Anstrengung, sich zurückzuhalten. Ich spürte es genauso, dieses Bedürfnis, zu bersten, mich von dieser wilden Begierde überrollen zu lassen.

Lodernde Hitze stand in seinen Augen, als er mit einer Hand meinen Nacken umfasste und sein Gewicht auf den Ellbogen stützte. Ich verschränkte die Knöchel hinter seinem Rücken und spürte seinen Bizeps in meine Taille drücken. Dann stieß er hart zu, genau so, wie ich es brauchte. Die Reibung sandte mich gnadenlos gen Höhepunkt. Unwillkürlich öffnete ich den Mund zu einem tonlosen Schrei, doch als er in mich hämmerte, fand ich meine Stimme wieder.

Hart. Schnell. Gnadenlos und grob. Eine der vielen herrlichen Arten, von ihm genommen zu werden.

Bei seinem unerbittlichen Tempo kam ich bald wieder. Meine Innerstes zog sich um ihn zusammen, während ich mit den Oberschenkeln seine Hüften umklammerte. Ein Höhepunkt rauschte in den nächsten, bis er ebenfalls zu kommen begann. Er rammte das Becken gegen meins, hämmerte uns auf den Tisch in einer besinnungslosen Jagd nach Erlösung, Befreiung … mein Name auf seinen Lippen.

2. KAPITEL

Ich saß auf Blakes Hüften und massierte mit den Daumen die Wölbungen seiner Schultermuskeln. Sie gaben kaum nach, und ich fragte mich gerade, ob ich überhaupt etwas bewirkte, als er ein leises Stöhnen von sich gab. Lächelnd beugte ich mich vor, sodass mein Oberkörper auf seinem Rücken lag. Ich küsste seine Haut, den Duft seiner Haut gemischt mit dem des Massageöls einatmend. Durch irgendeine Magie der Natur lösten sich jetzt auch meine Muskeln. Der Geruch nach Moschus, nach dem Schweiß, der nach unserem Liebesspiel zurückgeblieben war, war überwältigend. Ich hätte den lieben langen Tag so daliegen und den Mann beschnuppern können.

»Du riechst unglaublich.« Ich drückte die Lippen auf seine Haut, küsste ihn, atmete ihn ein.

Er lachte leise in sich hinein.

Flink ließ ich die Zunge vorschnellen, um ihn zu schmecken, als wäre sein Geruch nicht genug. Als wäre es nicht genug, auf dem Esstisch um den Verstand gevögelt worden zu sein, gefesselt wie die unartige kleine Sub, die ich war. Blake Landon war meine Droge, meine Obsession – eine Sucht, die ich niemals abzulegen gedachte.

Zärtlich strich ich mit Lippen und Zähnen über seine Haut. Massierte ihn mit derselben Versunkenheit weiter.

Urplötzlich warf er mich ab, und ich lag auf dem Rücken, sein herrlich nackter Körper zwischen meinen Beinen.

»Legst du es drauf an, dass wir das wiederholen? Denn wenn ja, dann stellst du dich dabei verdammt geschickt an.«

Ich kicherte. Er lächelte breit und hielt meine Hände neben meinem Kopf fest. Sachte streichelte er die empfindlichen Stellen, wo das Seil gescheuert hatte.

Als ich einen Anflug einer vertrauten Sorge auf seinen Zügen entdeckte, löste ich mich aus seinem Griff. Ich legte ihm die Hände an die Wangen und zwang ihn, mich anzusehen. »Mir geht’s gut. Fang jetzt nicht wieder mit den Selbstvorwürfen an, okay?«

»Ich wollte dir nicht wehtun.«

»Glaub mir, ich hab nicht das Geringste gespürt. In der Hitze des Augenblicks sind deine Hände auf mir alles, was ich fühle – du in mir. Das löscht alles andere aus. Da bringen Sachen, die normalerweise vielleicht wehtun würden, bloß eine Extraprise Schärfe in die Lust, die du mir bereitest. Und du weißt verdammt gut, dass es mir gefällt, also fang jetzt nicht an, so zu tun, als wäre ich eine verletzte Babykatze.«

»Aber jetzt tut es dir weh. Was ist, wenn du blaue Flecken kriegst?«

»Wen interessiert’s? Dann wehre ich mich nächstes Mal eben nicht so sehr. Du wolltest mir doch eine Lektion erteilen, oder nicht?« Ich bewegte das Becken unter ihm, neckte ihn, während seine Erektion heiß pochend an meinem Bauch lag. Ich verzog die Lippen zu einem schelmischen Grinsen. Ich wollte den spielerischen Blake, und ich würde nicht zulassen, dass er seine Bedürfnisse wieder niedermachte – Bedürfnisse, die rasch auch zu meinen eigenen wurden.

Nachdem ich vor vier Jahren vergewaltigt worden war, hätte ich niemals geglaubt, ich könnte jemandem so viel Macht über mich geben, wie ich es bei Blake tat. Doch er hatte mir gezeigt, wie ich das Loslassen genießen konnte. Er hatte mir die Augen für dieses Verlangen geöffnet, für etwas Tieferes und unendlich Intensiveres als alles, was ich zuvor erlebt hatte.

Unermüdlich kämpfte ich um die Kontrolle, nur damit er sie mir jedes Mal wieder abnahm. Er quälte mich, bis ich vor Begehren nicht mehr wusste, wo oben und unten war, und mittlerweile hätte ich es nicht mehr anders haben wollen. Konnte mir nichts anderes mehr vorstellen.

Mit zwei Fingern strich ich über seine gerunzelte Stirn. »Was ist denn los? Du hast vorhin echt aufgewühlt gewirkt.«

Er rollte sich von mir hinunter und auf den Rücken, den Blick zur Decke gerichtet. Bevor ich weiter in ihn dringen konnte, hörte ich eine Tür zufallen und gedämpfte Stimmen. Rasch sprang ich auf, machte die Schlafzimmertür zu und schloss sie ab. Dann gesellte ich mich wieder zu Blake aufs Bett und kuschelte mich in seine Armbeuge. Träge schob ich mein Bein über seinen muskulösen Oberschenkel.

Vom Flur drang ein lautes Rums zu uns herein. Auf das Geräusch folgte das Kichern einer Frau, dann ein Stöhnen. Ich grinste. Alli und Heath fielen mal wieder übereinander her, aber wer war ich schon, mit Steinen zu werfen?

Gott sei Dank waren sie nicht in Blakes kleines Schauspiel im Wohnzimmer reingeplatzt. Wie ich Alli das hätte erklären sollen, war mir schleierhaft. Zum Glück hatte sie bisher keine Ahnung von Blakes speziellen Vorlieben im Bett, und zumindest fürs Erste war es mir auch lieber so.

»Wir sollten wegfahren«, sagte Blake plötzlich.

Ich seufzte. »Die beiden finden bestimmt bald eine Wohnung.«

»Nicht bald genug. Außerdem waren wir schon seit … na ja, seit Vegas nicht mehr zusammen weg. Ein verlängertes Wochenende würde uns guttun. Ich will mal wieder Zeit mit dir verbringen. Nur du und ich. Keine Ablenkung.«

Die Erinnerung an unsere erste gemeinsame Nacht in Vegas, damals ein Wendepunkt in unserer Beziehung, wärmte mich noch immer von Kopf bis Fuß. Damals war zwischen uns nur Lust gewesen, aber Lust hatte sich in Obsession verwandelt, und irgendwo in diesem wilden Durcheinander hatte ich mich in ihn verliebt.

»Ich weiß nicht, ob ich mir gerade jetzt freinehmen sollte.« Über die letzten paar Stunden waren Risa und Max und ihre hinterhältigen Pläne aus meinem Kopf verschwunden, doch langsam drängte die Realität zurück.

»Ich finde, das hast du dir verdient. Lass dich ein paar Tage von mir entführen. Für uns wird es immer irgendwas zu erledigen geben, immer irgendwen, der uns braucht. Aber es gibt nichts, was nicht ein, zwei Tage länger warten könnte.«

Der Workaholic in mir hob skeptisch die Augenbrauen. »Bist du dir sicher?«

»Absolut. Um genau zu sein, habe ich gerade entschieden, dass ich dir keine Wahl lasse. Wir fahren morgen nach der Arbeit.«

Ich grinste. Langsam machte sich Vorfreude in mir breit. »Was soll ich packen?«

»Ich such dir ein paar Sachen zusammen.«

»Das musst du aber nicht.«

»Ich glaube ohnehin nicht, dass du so oft angezogen sein wirst, also spielt es auch nicht wirklich eine Rolle, oder? Ein Bikini und ein paar Strings sollten reichen.«

Ich lachte und gab ihm einen spielerischen Klaps auf die Wange. Er hielt meine Hand fest zog mich knurrend auf sich.

»In der Zwischenzeit finde ich, wir sollten mal selbst ein bisschen Lärm machen.«

Wieder lachte ich und schüttelte den Kopf. »Dass du dich aber auch nicht übertrumpfen lassen kannst, Blake. Du bist unverbesserlich.«

»Glaub mir, ich hab kein Interesse daran, zuzuhören, wie mein kleiner Bruder flachgelegt wird. Und die Botschaft kommt nur an, wenn ich mich revanchiere. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie ich dich dazu bringe, für mich zu schreien.«

Mir verrutschte das Lächeln ein wenig. Er schlang die Arme um mich und drückte mich eng an sich. Meine Erregung wuchs erneut, als er mir sacht mit den Fingerspitzen über die Haut strich.

»Ich hab da so eine Ahnung, dass du das bereits sehr gut weißt.«

Ein lautes Klopfen weckte mich. Hinter mir regte sich Blake, wachte jedoch nicht auf.

»Erica, bist du wach?«, erklang es gedämpft hinter der Tür.

Ich streifte mir ein T-Shirt von Blake über und warf einen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass Blake anständig bedeckt war. Dann öffnete ich die Tür ein Stück. Vor mir stand Alli, die Augen weit aufgerissen und bereits fertig angezogen für die Arbeit.

»Was?« Ich runzelte die Stirn. »Wie viel Uhr ist es überhaupt?«

»Es ist acht. Zieh dich an. Ich muss dir was zeigen.«

Mit müden Augen musterte ich sie verständnislos. Viel lieber hätte ich mich wieder zu Blake ins Bett gekuschelt. »Was ist denn?«

»Jetzt beweg schon deinen Hintern, wir sehen uns im Büro.«

»Warum …«

Noch bevor ich den Satz zu Ende bringen konnte, war sie über den Flur verschwunden, Sekunden später klickte die Wohnungstür ins Schloss. Ich ging zurück ins Schlafzimmer und geradewegs durch ins Bad. Blake schlief immer noch, als ich aus der Dusche kam. Rasch zog ich mich an und blieb dann noch einmal neben ihm stehen. Selten sah er so friedlich aus wie jetzt, im Schlaf. Normalerweise war er der Frühaufsteher von uns beiden, aber es war eine lange Nacht gewesen. Manchmal bekamen wir einfach nicht genug voneinander, und es war schon Morgen gewesen, als wir endlich eingeschlafen waren. Sanft drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und brach zur Arbeit auf.

Als ich ins Büro kam, war das gesamte Team um James’ Arbeitsplatz versammelt, und alle Blicke klebten auf seinem Monitor. Als ich zu ihnen ging, war ich mir zuerst nicht sicher, was genau wir da betrachteten.

»Was ist los?«

»Diese Seite hier, PinDeelz, wurde letzte Nacht gelauncht«, erklärte Alli. »Alle unsere User bei Clozpin haben eine Nachricht über den Launch gekriegt, uns eingeschlossen. Sehr subtil.«

Ich beugte mich über James’ Schulter, während er sich durch eine Website navigierte, die – wenn auch anders gebrandet – unserer sehr ähnlich sah. Mir rutschte der Magen irgendwo in die Kniekehlen, als auf jeder neuen Seite Anzeigen von Bryant’s erschienen, einem unserer größten Anzeigenkunden, der bisher noch nicht den Vertrag für nächsten Monat verlängert hatte.

Verfluchte Scheiße.

Ich richtete mich auf und verschwand in mein Büro. Dort klappte ich meinen Laptop auf und erforschte die Seite weiter. Im Impressum standen Max als Gründer und Risa als Geschäftsführerin. Über Trevors Rolle war nichts zu lesen, was wenig überraschend war, aber ich wusste verdammt gut, dass der Hacker, der seit Monaten – wenn nicht sogar Jahren – versuchte, Blake geschäftlich zu ruinieren, beim Start unseres Mitbewerbers die wichtigste Arbeit geleistet hatte. Selbst wenn er dazu seine unablässigen Angriffe auf Blakes und mein Unternehmen für eine Weile hatte einstellen müssen.

In mir brodelte die Wut. Ich konnte kaum begreifen, dass das wirklich gerade passierte. Fünf Monate hatten Sid und ich mit der Feinabstimmung von Clozpin verbracht, um es zu dem zu machen, was es heute war. Und nun profitierte jemand anderes von allem, was unseren Erfolg ausmachte, von den Lehren, die wir aus unseren Fehlern gezogen hatten.

Alli kam zu mir und ließ sich in dem Sessel vor meinem Schreibtisch nieder. Ihr Gesicht spiegelte meine Sorge wider. Sie bearbeitete ihre Unterlippe mit den Zähnen, sagte aber nichts. Innerlich drohte ich gerade in eine Rage von psychopathischen Ausmaßen zu geraten. Ich wollte in den heftigsten Tobsuchtsanfall aller Zeiten ausbrechen. Ich wollte laut schreien, und wenn ich Max und Risa … und Trevor … in die Finger kriegte, so wahr mir Gott helfe – es würde Blut fließen.

»Ich glaub’s nicht, dass die das echt durchgezogen haben.«

»Ich weiß«, antwortete sie leise.

»Mir ist unbegreiflich, wie jemand so einen Hass auf Blake und mich haben kann, dass er so was bringt. Pure Sabotage.«

»Die werden sich nicht halten, Erica.«

Mir entfuhr ein kurzes Lachen. »Warum denn wohl nicht? Was soll sie daran hindern? Du hast Risa doch kennengelernt. Du weißt, wie entschlossen sie ist. Dazu noch Max’ finanzielle Mittel. Ich sehe keinen Grund, warum die nicht in der Lage sein sollten, uns komplett auszulöschen. Dieser Markt ist nicht groß genug für zwei Seiten mit einem so ähnlichen Angebot.«

»So darfst du nicht denken. Wir sind noch lange nicht verloren. Seit meiner Rückkehr hab ich schon mit einer Menge potenzieller Neukunden gesprochen. Es braucht seine Zeit, aber wir stehen kurz davor, weitere Verträge abzuschließen. Wir sind etabliert und haben Erfahrungswerte vorzuweisen. Ich bin schockiert, dass Bryant’s überhaupt dieses Risiko eingegangen ist, solange die Seite so neu ist.«

Wieder wurde ich wütend, als ich mir vorstellte, wie Risa uns einen unserer größten Anzeigenkunden abspenstig gemacht hatte. »Was soll ich denn jetzt tun?«

»Wir machen weiter. Die wollen uns aus dem Konzept bringen und Angst einjagen. Tu ihnen den Gefallen nicht.«

Ich schüttelte den Kopf. Nichts, was sie jetzt sagte, konnte mich aufmuntern. Und tief in meinem Innern glaubte ich ihr auch nicht. Über uns stürzte der Himmel ein, ich konnte mich nicht einfach zurücklehnen und zusehen, wie diese Leute alles zerstörten, wofür ich gearbeitet hatte.

Am Ende des Vormittags hatte ich mich immer noch nicht beruhigt. Stundenlang hatte ich die neue Seite bis aufs Kleinste mit unserer verglichen, immer wieder von Selbstzweifeln übermannt. Erst gegen Mittag flaute mein Adrenalinschub ab, und mein Körper rief mir in Erinnerung, dass ich die halbe Nacht mit Blake auf gewesen war. Ich brauchte Kaffee.

Erschöpft schleppte ich mich nach unten ins Mochaund setzte mich an einen kleinen Tisch in der Ecke. Eine Weile spielte ich mit der ausgedruckten Speisekarte herum, obwohl ich ohnehin immer das Gleiche bestellte. Als Simone zu mir kam, zog sie mit ihrem roten Haar, den beneidenswerten Kurven und dem frechen Lächeln die Blicke auf sich.

»Na, wie geht’s meinem Lieblings-Techniknerd?«

»Hatte schon bessere Tage«, entgegne ich. »Außerdem dachte ich, James ist dein Lieblings-Techniknerd.«

Grinsend lehnte sie sich an den Tisch. »Ach, na ja, er arbeitet dran. Aber ich bin noch nicht ganz überzeugt, dass er dir nicht doch noch hinterherweint.«

Ich widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. Ich hoffte wirklich, dass James über mich hinweg war, und Simone hatte von Herzen meinen Segen. Von seinem schwarzen Wuschelkopf bis zu den muskulösen tätowierten Armen war James ihr absoluter Traummann. Das Problem war nur, dass er sämtliche Zeichen falsch gedeutet hatte, als Blake und ich getrennt gewesen waren. Oder vielleicht hatte er sie auch richtig gedeutet und gewusst, dass ich verzweifelt einen Freund brauchte, irgendetwas oder -jemanden, um die Leere zu füllen, die Blakes Abwesenheit verursacht hatte. Erst viel zu spät hatte ich begriffen, dass nichts diese Leere je würde füllen können – nur der Mann, mit dem ich jetzt wieder das Bett teilte.

»Ich glaube nicht, dass du dir darum Sorgen machen musst, Simone.«

Sie runzelte leicht die Stirn. »Ihr zwei habt aber nie was miteinander gehabt, oder?«

»Nein.« Ich riss die Augen auf. »Gott, nein.«