7,99 €
Das Knistern von Seide auf nackter Haut, der Duft von Gewürzen, das bunte Treiben des Bazars: All das und mehr ist der Orient - ein Ort der Sehnsüchte weckt. Genau wie die dreizehn erotischen Storys von Jasmin Eden, die in diese sinnliche Welt entführen. Ob Begegnungen mit Fremden, Lust am Schmerz, verführerische Seidenhändler oder Liebe und Leidenschaft - für Jeden ist etwas dabei. Lassen Sie sich verzaubern und tauchen Sie ein in einen Traum aus 1001 Nacht ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 279
Cover
Titel
Impressum
Die Ankunft
Kaltes Wasser
Der Ruf des Muezzins
Die Statue
Ich bin an deiner Seite
Die Maske
Der Seidenhändler
Der Djinn
Das Geschenk
Verstecktes Verlangen
Falkenkrieger
Der Mehndi-Maler
Tanz um Mitternacht
Poojas Geschichte
Jasmin Eden
HAREMDER LUST
Erotische Storys
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Literaturagentur Schmidt & Abrahams
www.schrift-art.net
Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titelillustration: © shutterstock/Studio10Artur
Umschlaggestaltung: Jana Rumold; Guter Punkt, München
E-Book-Produktion: Urban SatzKonzept, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-0708-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Pooja bemühte sich, nicht allzu beeindruckt zu wirken, aber das war unmöglich. Die Pracht, mit der der Palast des Maharadschas Yash ausgestattet war, war reicher und pompöser als alles, was sie bisher gesehen hatte. Nicht einmal der Palast ihres Onkels konnte mit den reich geschmückten Außenfassaden der Befestigungsmauern mithalten, vor denen sie sich befand. Ihre Sänfte schwankte, als die Diener stehen blieben, damit der Herold ihre Ankunft ankündigen konnte. Als frisch vermählte Braut hätte es ihr gut zu Gesicht gestanden, in ihrer Sänfte zu bleiben, den Saum ihres Saris über den Kopf gezogen, bis sie ihrem Ehemann begegnete. Aber die junge Frau war zu aufgeregt und neugierig. Verstohlen schob sie die Vorhänge ihrer Sänfte zur Seite und sah auf das Tor, auf dem riesige Eisenbeschläge prangten und das so massiv wirkte, dass allein der Anblick reichte, um jeden Angreifer in die Flucht zu schlagen; davon war Pooja überzeugt.
»Öffnet das Tor«, rief der Herold. Sein dichter schwarzer Schnurrbart zuckte und sein Pferd tänzelte nervös.
Auf der Mauer oberhalb des Tores erschien ein Mann mit einem orangefarbenen Turban und einem Speer in der Hand. »Wer verlangt Einlass?«, fragte er barsch und ebenso laut wie der Herold.
»Pooja, Nichte des Maharadschas Kunai und Ehefrau des Maharadschas Yash, deines Herrn.«
Der Mann auf dem Tor zögerte, warf einen Blick auf die Sänfte und verschwand. Kurz darauf setzten sich die beiden hölzernen Flügeltüren des Tores knarrend in Bewegung. Die Sänfte begann wieder zu schaukeln und brachte Pooja in das Zuhause ihres Ehemannes. Ihr neues Zuhause.
Im Innern der Mauern war es überraschend kühl. Der Palast lag zwar nah an der Wüste, aber eine geschickte Architektur sorgte dafür, dass der Hof des Palastes im Schatten lag und nicht von der sengenden Sonne erhitzt wurde. Pooja wartete, bis die Sänfte abgesetzt wurde und einer der Diener die Vorhänge zur Seite schob. Erst dann erhob sie sich und betrat, den Sari über ihr schwarzes Haar gelegt, den Hof. Der Herold eilte sofort an ihre Seite, und zwei Männer kamen auf sie zu. Der eine war so alt, dass sein Bart bereits weiß war, aber seine Augen wirkten hell und klug. Er trug Kleidung aus leichtem Leinen, das mit Bordüren und Stickereien verziert war. Eine kleine, goldene Kappe krönte seinen Turban. Wäre Pooja ihrem Gatten Yash nicht schon auf der Hochzeit begegnet, hätte sie den Mann für den Maharadscha halten können.
Der Mann neben ihm war schlichter gekleidet; er trug keinen Turban und sein glattes Haar hatte er zu einem Knoten in seinem Nacken gedreht. Er trug ein weites, weißes Leinenhemd mit einer bunten Weste und eine rote Hose. Auf seinen vollen Lippen spielte ein Lächeln, als er Pooja erblickte, aber als er bemerkte, dass sie ihn ansah, schlug er sofort die Augen nieder.
»Maharani, willkommen!« Der ältere Mann breitete die Hände in einer willkommen heißenden Geste aus und neigte den Kopf vor ihr. Pooja erwiderte das Nicken höflich.
»Mein Name ist Rijad, ich bin der Haushofmeister unter Maharadscha Yash. In seinem Namen heiße ich Euch in seinem Palast willkommen.«
Der junge Mann sagte nichts, verbeugte sich aber tief, als Poojas Titel fiel. Sie sah sich um. »Wo ist mein Gemahl?«, fragte sie verwundert.
Der Haushofmeister verzog das Gesicht. »Er lässt sich entschuldigen, Maharani. Er hat sich bei der gestrigen Gazellen-Jagd verletzt und kann Euch nicht gebührend empfangen.«
Pooja verspürte einen Stich. Die Ehe war, wie es Tradition war, arrangiert gewesen, aber sie war von klein auf in dem Wissen erzogen worden, dass ihr Onkel sie eines Tages mit einem Rivalen von ihm verheiraten würde. Auf diese Weise erhielt er politische Vorteile und wurde obendrein das Mündel los, das ihm seine verstorbene Schwester hinterlassen hatte. Nicht, dass ihr Onkel sie jemals schlecht behandelt hätte, aber Pooja hatte durch ihn früh gelernt, nicht zu viel vom Leben zu erwarten. Daher war sie umso glücklicher gewesen, als sie während der Hochzeitszeremonie gesehen hatte, wie schön ihr zukünftiger Mann war. Sein Haar war so schwarz wie Kohle. Es ringelte sich in kurzen Locken auf seinem Kopf und seine ebenso schwarzen Augen glühten, als wohne ihnen ein eigenes Feuer inne. Seine Haut war ungewöhnlich hell, eine Farbe wie frisch gebrannter Ton. Sie hatte ihn immer wieder ansehen müssen, während sie gemeinsam um das Feuer schritten, um den Bund der Ehe zu besiegeln. Sie hatte sich darauf gefreut, ihn wiederzusehen. Aber das würde warten müssen.
Pooja versuchte noch, ihre Enttäuschung zu bekämpfen, während der Herold und der Haushofmeister miteinander sprachen. Die Diener, die die Sänfte getragen hatten, beeilten sich derweil, die Pferde mit Poojas Kleidung und der Aussteuer zu entladen und alles fein säuberlich in einer Ecke des Hofes zu stapeln.
»Ich möchte mich ausruhen«, sagte Pooja, die sich dumm vorkam, auf dem Hof herumzustehen und sich von ihrer Dienerschaft auslachen lassen zu müssen, weil sie eine Braut ohne Ehemann war.
Der Haushofmeister sah auf und unterbrach sein Gespräch. »Natürlich.« Rijad klatschte in die Hände und mehrere junge Frauen erschienen und nahmen stumm das Gepäck der zukünftigen Maharani an sich. Rijad trat an Poojas Seite und bedeutete den Sänftenträgern und dem Herold, dass sie nun gehen konnten. Der Tross blickte dennoch zu Pooja, die den Kopf neigte und damit ihre Bediensteten entließ. Es war an der Zeit, die letzten Ketten zu durchtrennen. Sie stand an der Schwelle zu einem neuen Leben. Jetzt musste sie den Mut beweisen, dieses Leben auch anzutreten.
Während der Tross sich wieder in Richtung Ausgang bewegte, bedeutete Rijad ihr mit einer einladenden Handbewegung, ihm zu folgen. Der junge Mann mit den klugen Augen schloss sich ihnen in gebührendem Abstand an. Pooja war sich nicht ganz sicher, was sie von diesem Mann halten sollte, der nicht sprach, ihnen aber so selbstverständlich folgte, als wäre er Teil ihres Gefolges. Aber sie beschloss, das später herauszufinden. Es gab so vieles, was sie von diesem Ort noch nicht kannte oder wusste, und sie freute sich darauf, das alles in den kommenden Jahren zu erkunden.
»Wir haben Euch eigene Gemächer vorbereitet. Sie befinden sich im Harem des Herrn, aber natürlich könnt Ihr Euren Gatten jederzeit besuchen, vorausgesetzt, Ihr lasst Euch ankündigen.«
»Kann ich denn jetzt zu ihm?«, versuchte sie den Haushofmeister zu überreden, aber der schüttelte energisch den Kopf. »Auf keinen Fall«, sagte er mit einem Mal streng und gar nicht mehr so freundlich wie noch zuvor. »Der Herr hat ausdrücklich den Befehl gegeben, dass er sich ausruhen will. Dieses Gesetz darf nicht einmal von seiner Ehefrau gebrochen werden.«
Pooja war erschrocken zusammengezuckt, als Rijad mit einem Mal so ernst wurde, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen zupfte sie den Saum ihres Saris zurecht und räusperte sich. Rijad ging weiter, als wäre nichts geschehen, und führte sie aus dem Hof. Sie erreichten einen kurzen Durchgang, der direkt in den nächsten Hof führte. »Von hier aus muss ich Euch Tams Händen anvertrauen«, sagte er und deutete auf ein großes schmiedeeisernes Tor, das den Eingang zum Hof versperrte. »Zwar ist es den Frauen erlaubt, die Gemächer des Harems zu verlassen, aber kein Mann darf hineingehen, außer natürlich der Maharadscha, der Eunuch und Tam.«
»Und was ist mit dem Palast?«, entfuhr es Pooja.
Rijad sah sie verwirrt an.
»Ich meine, warum verlassen sie den Palast nicht?«, fuhr sie fort und deutete vage mit der Hand in Richtung des Innenhofes.
»Die Konkubinen unseres Herrn befinden sich aus freien Stücken hier«, erwiderte Rijad stolz. Dann senkte er seine Stimme und sagte: »Außerdem beginnt jenseits des Dorfes und des Palastes die Wüste. Ohne einen erfahrenen Mann wären sie verloren und müssten elend umkommen.«
Pooja starrte ihn entsetzt an, beschloss aber, nicht weiter zu fragen.
Der Mann neben ihr machte eine leichte Verbeugung, und Pooja glaubte, dass er ihr dabei aufmunternd zugezwinkert hatte. Empört wandte sie den Blick ab. »Warum darf er die Räume betreten?«
»Ich bin der Wächter des Harems«, sagte Tam und seine tiefe Stimme sandte Pooja unwillkürlich einen Schauer über den Rücken.
»Das ist er in der Tat«, schmunzelte Rijad. »Er wurde dazu berufen, sämtliche Wünsche der Damen zu erfüllen. Was immer Ihr also auch benötigt, Herrin, wird Tam Euch besorgen.«
Rijad verneigte sich ebenfalls und wandte sich dann ab. Pooja zog den Sari enger um sich und sah sich um. »Wo sind die Diener mit meinen Sachen?«
»Sie nehmen einen anderen Weg. Ich habe Rijad gebeten, dass ich Euch hier entlang führen darf, damit Ihr gleich die schönsten Seiten des Garten kennenlernt.«
Pooja warf einen Blick auf das üppige Grün, das im Innern des Hofes spross. Auf den ersten Blick wirkte es wild und wuchernd, aber auf den zweiten Blick bemerkte sie, dass die hochgeschossenen Pflanzen und niedrigen Büsche in Beeten angeordnet waren und niemals eine Pflanze neben der gleichen ihrer Art stand. Als sie genauer hinsah, bemerkte sie sogar ein sich wiederholendes Muster – eine Palme, ein Strauch, eine Blume und wieder eine Palme.
»Ich hätte nicht gedacht, dass am Rand der Wüste eine solche Vielfalt und Pracht wachsen könnte.«
»Der Maharadscha hat die besten Gärtner des Reiches kommen lassen. Er wollte mit seinem Palast eine Oase erschaffen, ähnlich wie die in der Wüste.«
»Eine Oase in der Wüste«, sagte Pooja nachdenklich und folgte Tam durch dieses Grün, das so lebensspendend wirkte.
Der Garten war viel größer, als sie angenommen hatte – sie folgte Tam lange Zeit durch die Beete hindurch, bis sie schließlich wieder vor einer schmiedeeisernen Tür standen, die aber unverschlossen war. »Es gibt mehrere Konkubinen«, fing Tam unvermittelt an, nachdem er den ganzen Weg über geschwiegen hatte, außer um Pooja einige besonders außergewöhnliche Pflanzen zu zeigen und zu erklären. Sein Blick war bisher fröhlich gewesen, aber jetzt wirkte er niedergeschlagen. »Jede von ihnen besitzt ein eigenes Zimmer, einige wenige sogar mehrere. Ihr als Gemahlin besitzt natürlich die größten Gemächer, aber Ihr seid dennoch im Trakt der Konkubinen untergebracht.«
Seine Wortwahl erstaunte sie – es klang fast so, als würde Tam Yashs Entscheidung missbilligen! Aber das konnte unmöglich sein. Kein Diener würde sich so etwas anmaßen. Sie sagte nichts dazu, sondern folgte Tam durch das Tor. »Ihr müsst die Konkubinen nicht kennenlernen, wenn Ihr es nicht wollt, Herrin.«
Zu ihrer eigenen Überraschung schüttelte sie den Kopf. »Ich möchte es aber.«
Tam hob eine Augenbraue und sah sie verwundert an. Der Anblick brachte sie zum Lachen. »Mein Onkel hatte viele Konkubinen neben seiner Frau. Ich weiß, es ist seltsam, aber meine Tante und ich sind niemals gut miteinander ausgekommen. Für mich waren die Konkubinen im Harem viel angenehmere Gesellschaft. Sie haben mit mir gespielt, sie haben mir vorgesungen, meine Zöpfe geflochten und mir Geschichten beigebracht. Für mich war es immer etwas ganz Besonderes, in den Harem zu gehen.« Sie zögerte. »Außerdem kenne ich Yash noch nicht gut genug, um Eifersucht zu empfinden. Ich weiß, dass er mich gewählt hat, und er hat mich als seine Frau anerkannt. Das bedeutet, dass ich immer mehr zählen werde als eine Konkubine, nicht wahr?«
Tam antwortete nicht, aber das mochte auch daran liegen, dass er damit beschäftigt war, eine weitere Tür zu öffnen. Dahinter lag ein langer breiter Flur, dessen Boden mit Marmor ausgekleidet war. Zu seiner Linken befanden sich Türen, zu seiner Rechten eine Brüstung, die den Blick auf einen weiteren Teil des üppigen Gartens gewährte. »Hier befinden sich Eure Gemächer«, sagte Tam und deutete auf die drei Türen auf der linken Seite. »Ihr habt auch ein eigenes Bad. Der Harem ist von zwei Seiten zugänglich, das heißt, wenn der Maharadscha ihn betritt, kommt er entweder als Erstes oder als Letztes an Euren Gemächern vorbei.« Tam räusperte sich. »Es gibt noch zwei andere Wege in den Harem und wieder hinaus, aber diese sind seit dem letzten Angriff verschüttet.«
»Und was ist dort?« Sie deutete auf die vierte Tür neben den anderen. »Das ist der Zugang zum Harem«, erwiderte Yash und deutete mit einem Nicken auf die Sonne, deren Licht bereits blutrot war. Lange würde es nicht dauern, bis sie ganz verschwunden wäre und die Nacht hereinbrechen würde. »Es steht Euch bereits ein heißes Bad zur Verfügung. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr auch etwas zu essen bekommt und Euch genügend ausruhen könnt, ehe Ihr morgen den Maharadscha trefft.« Pooja nickte und entließ Tam mit einer freundlichen Geste. Er verneigte sich vor ihr und ging zurück in den Garten. Pooja aber dachte gar nicht daran, sich in ihre Gemächer zurückzuziehen. Sie konnte ihre Neugierde nicht mehr zügeln und wollte wissen, wie der Harem hinter dieser geheimnisvollen Tür aussah. Sobald Tam außer Sichtweite war, schlich sie zur Tür und öffnete sie. Wie die anderen Türen innerhalb des Harems war sie nicht abgeschlossen – die Frauen konnten sich in diesem Flügel des Palastes frei bewegen.
Pooja staunte, als sie sah, was sie erwartete. Sie stand in einem riesigen Saal, dessen Decke sich als hohe Kuppel über ihr erstreckte. In der Mitte befand sich eine Vertiefung, in der sich ein großer Brunnen befand. Dort war alles mit feinstem Marmor ausgekleidet und rings um den Brunnen hatte man Bänke und andere Sitzgelegenheiten in den Stein geschlagen, die mit Kissen, Decken und Fellen ausgekleidet waren. Eine niedrige Treppe führte von dort hinunter in den Garten. Pooja vermutete, dass es sich dabei um den gleichen Garten handelte, den man vom Balkon ihrer Gemächer aus sah.
Um die Vertiefung herum gab es in einem großen Kreis mehrere Türen. Pooja vermutete, dass dies die privaten Räume der Konkubinen waren. Da es bereits spät am Abend war, nahm sie an, dass die Frauen gerade ihre Mahlzeiten zu sich nahmen. Pooja wollte sie dabei nicht stören, war aber auch nicht gewillt, bereits in ihre eigenen Gemächer zurückzukehren. Sie ging hinunter zum Brunnen. Er war mit Mosaiken geschmückt, deren Steine nicht größer als winzige Perlen waren. Die Bilder, die sie darstellten, zeigten Reiter, die hinter einem Elefanten herjagten. Da sie kreisrund im Brunnen angeordnet waren, wie auch sonst alles im Harem, würde diese Jagd ewig andauern. Ein Lichtstrahl traf das Wasser und blendete Pooja. Sie blinzelte und sah hinauf – jetzt erst bemerkte sie die winzigen Spiegel in der hohen Decke, die das Licht von draußen reflektierten und die Kuppel erhellten. Alles an diesem Ort war so raffiniert und fremd, dass Pooja nicht wusste, ob sie eingeschüchtert oder fasziniert sein sollte.
Aus dem Garten drang der heiße Wind der Wüste zu ihr her. Sie beschloss, sich zumindest noch ein wenig den Garten anzusehen, ehe sie in ihre Gemächer zurückkehrte, denn langsam übermannte sie die Erschöpfung der Reise. Pooja setzte gerade den Fuß auf den mit Kies ausgelegten Weg, als sie etwas hörte. Es klang wie ein Wimmern oder Ächzen, ganz so, als würde jemand leiden. Besorgt folgte Pooja dem Pfad und versuchte herauszufinden, wer oder was dieses seltsame Geräusch machte. Je tiefer sie in den Garten vordrang, umso deutlicher wurden die Laute. Nun klangen sie in Poojas Ohren deutlich wie ein Stöhnen. Der Weg machte eine Biegung und sie folgte ihm – und prallte plötzlich zurück. Sie stand direkt am Rand einer Lichtung, auf der sich eine Bank befand, ähnlich wie die, die sie schon im Harem gesehen hatte. Darauf lag eine Frau. Ihr Sari war bis zum Kinn hochgeschoben, ebenso wie ihre Choli. Sie hielt die Beine weit gespreizt und ein Mann stand dazwischen. Ihr linkes Bein hielt er an sich gepresst und ihre Wade ruhte auf seiner Schulter. Er grunzte leise und sie stöhnte wild unter seinen Stößen. Pooja sah ihn nur von hinten; er trug zwar sein Hemd noch, aber seine Hose lag achtlos beiseite geschleudert neben der Bank. Die beiden waren so in ihr Liebesspiel vertieft, dass sie Pooja gar nicht bemerkten. Rasch machte sie zwei Schritte zurück und versteckte sich hinter einem Baum. Sie hatte schon die Frauen im Harem mit ihrem Onkel beobachtet, daher war es für sie nicht völlig fremd, einem Mann dabei zuzusehen, wie er eine Frau bestieg. Aber, wenn das der Harem ihres Mannes war, und niemand sonst ihn betreten durfte, dann musste das … Die Erkenntnis traf Pooja wie ein Blitz und genau in diesem Moment warf der Mann den Kopf in den Nacken und sie konnte sein Profil erkennen. Es war tatsächlich Yash, der seinen Samen in diese Frau ergoss, die mittlerweile so laut schrie und wimmerte, dass Pooja wirklich glaubte, sie hätte Schmerzen.
Pooja wandte sich ab und lief zum Harem zurück. Es war eine Sache, Tam zu sagen, dass sie es billigte, wenn Yash Konkubinen hatte, aber eine ganz andere, wenn sie ihm dabei zusehen musste. Dabei konnte sie nicht einmal sagen, was genau sie empfand. Wut war es nicht. Eher schämte sie sich, weil sie das Gefühl hatte, etwas Unrechtes getan zu haben. Vielleicht mochte auch Eifersucht eine Rolle spielen, das konnte Pooja nicht so genau sagen. Sie rannte einfach blindlings zurück, bis ihre Flucht von einem Hindernis gebremst wurde, kurz bevor sie den Harem erreichte. »Ah!«
Der Aufprall schleuderte Pooja zu Boden und, wie sie bald feststellen musste, nicht nur sie. Offensichtlich hatte Pooja in ihrer wilden Flucht ein Mädchen umgerannt, das nun ebenfalls rücklings am Boden lag und sich die schmerzende Brust rieb. »Bei allen Göttern, was ist denn in dich gefahren?«
Pooja versuchte, sich aufzusetzen. Ihre Brust schmerzte auch, ebenso wie ihr Kopf. »Verzeih mir«, sagte sie. »Ich habe dich nicht gesehen.«
»Das habe ich bemerkt«, erwiderte das Mädchen aber es wirkte nicht wütend. »Ist ein Tiger hinter dir her?«
Pooja lächelte schief. »Nein, das nicht, nur …« Sie verstummte, als ihr keine kluge Ausrede einfiel.
Das Mädchen musterte sie aufmerksam. Ihr Gesicht wirkte noch sehr jung, aber ihr Körper war eindeutig der einer erwachsenen Frau. Sie trug nichts weiter als ein Tuch um die Brust und eine Pluderhose, die so tief saß, dass es nur eine Haaresbreite brauchen würde, bis man die schwarzen Locken auf ihrem Lusthügel sah. »Ich habe dich noch nie gesehen – bist du neu hier?«
»Ich bin heute erst angekommen. Mein Name ist Pooja, ich bin die Frau des Maharadschas.«
Die Augen des Mädchens wurden rund wie Granatäpfel. »Seine Frau?! Yash hat geheiratet?«
Pooja nickte. Offensichtlich hatte sich die Nachricht in seinem Harem noch nicht herumgesprochen. Das Mädchen rappelte sich auf und umfasste Poojas Handgelenk mit einem erstaunlich festen Griff. »Das müssen die anderen unbedingt erfahren! Das glauben die mir nie!«
Pooja stand zwar auf, blieb aber stehen, als das Mädchen sie mit sich ziehen wollte. »Langsam … bitte. Ich kenne ja noch nicht einmal deinen Namen.«
Der Mund der Fremden formte sich zu einem runden O, und sie wurde tatsächlich rot. »Verzeiht, Herrin.« Sie verneigte sich. »Mein Name ist Abhaya. Ich bin eine der Konkubinen des Maharadschas und stehe zu Euren Diensten.«
Diese Floskel kannte Pooja bereits aus dem Harem ihres Onkels. »Bitte nicht. Ich bin allein hier und kenne niemanden – ich werde Freunde brauchen und ich glaube, es ist gut, wenn ich gleich mit dir beginne.«
»Also, keine Herrin?«, fragte Abhaya zweifelnd nach.
Pooja schüttelte den Kopf. »Nur Pooja.«
Abhaya lachte leise und ihre Hand glitt von Poojas Handgelenk zu ihrer Hand. »Gut, ›nur Pooja‹«, zog sie sie auf, »dann sollte ich dich trotz allem den anderen vorstellen. Sie sind sicher mit dem Essen fertig, und Yash sollte ja auch bald kommen, also …«
»Yash ist bereits hier«, unterbrach Pooja sie. »Ich habe ihn mit einer Frau im hinteren Teil des Gartens gesehen.«
Abhayas Gesicht verdüsterte sich mit einem Mal, und Pooja fragte sich, was eine derartig abweisende Reaktion in dem sonst so freundlichen Gesicht der jungen Frau ausgelöst haben mochte. »Das hätte ich mir denken können«, sagte sie. »Sicherlich ist es Naruda gewesen, sie hat ja die letzten Tage schon wie ein Hund am Zaun gewartet, dass er wieder kommt.« Sie schnaufte und Pooja hatte fast den Eindruck, dass sie ausgespuckt hätte, wenn sie allein gewesen wäre.
»Naruda und du, ihr versteht euch nicht?«
»Niemand versteht sich mit Naruda, was aber eher an ihr als an den anderen liegt.« Abhaya atmete tief aus. »Aber ich will dich nicht gleich negativ einstimmen. Im Großen und Ganzen kommen wir hier alle gut miteinander aus, du wirst schon sehen.«
Pooja sah gedankenverloren in die Richtung, aus der sie gekommen war, aber diesmal ließ sie zu, dass Abhaya sie mit sich zog, in den Harem, wo die anderen Frauen schon auf sie warteten.
Tatsächlich war der Platz um den Brunnen herum nicht mehr leer. Auf den Bänken befanden sich fünf Frauen und ein Mann, die Pooja neugierig ansahen, als sie hinter Abhaya die Stufen heraufstieg.
Die fünf Frauen waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Pooja sah eine hochgewachsene Frau, die das perfekte Gegenstück zu Abhaya bildete, die Pooja gerade einmal bis zur Nasenspitze ging. Sie war schlank, und ihr Körper wirkte wie der einer jungen Frau, aber um ihre Augen zeigten sich bereits erste Fältchen und auch um die Mundwinkel hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Neben ihr saß eine Frau mit einer fast weißen Haut. Ihr Haar war so schwarz wie Kohle und fiel ihr glatt bis auf den Rücken. Ihre Kleidung wirkte fremdartig auf Pooja, und sie kannte auch die aufgestickten Verzierungen darauf nicht. Sie mochten Blumen oder Tiere darstellen, aber Pooja hatte keine Vertreter des einen oder des anderen jemals gesehen. Das Auffälligste an der Frau waren jedoch ihre Augen. Sie waren lang gezogen, fast wie spitze Mandeln. Ihr Gesicht mit dem winzigen Kussmund und den hohen Wangenknochen glich dem einer Puppe. Der einzige Mann der Runde war gerade dabei, ihr Haar zu bürsten. Er hatte ein hübsches Gesicht, wenn auch etwas zu jung für Poojas Geschmack, und seine Locken waren ebenso schwarz wie das Haar, das er gerade kämmte. Er trug ein einfaches Tuch, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, und hielt mitten in seiner Arbeit inne, als Pooja und Abhaya an den Brunnen traten.
Auf der anderen Seite saßen drei weitere Frauen. Eine von ihnen hatte derart üppige Rundungen, dass Pooja unwillkürlich das Bedürfnis verspürte, sich an sie anzulehnen. Sie sah weich und anschmiegsam aus, wie ein Kissen. Ihr Haar war rot und ihre Augen grün – eine solche Kombination war für Pooja ebenfalls neu, und sie bemühte sich, nicht allzu auffällig zu starren. Neben ihr saßen zwei Frauen etwa in Poojas Alter, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen. Die beiden waren mit einer Art Steinspiel beschäftigt und blickten auf, als Abhaya und Pooja herantraten.
So viel Aufmerksamkeit machte Pooja nervös, und sie senkte den Blick. »Ihr werdet euch nicht vorstellen, was geschehen ist!«, platzte Abhaya heraus.
»Yash ist ausgerutscht und hat sich ein Bein gebrochen?«, fragte die Frau mit den Mandelaugen.
»Oder besser noch, den Hals?«, warf die runde Frau ein.
Abhaya schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein. Nicht so etwas. Es ist viel besser – er hat eine Braut mitgebracht.«
Nun starrten die Frauen alle unverhohlen in Poojas Richtung. »Inwiefern ist das besser?«, fragte eine der Zwillingsschwestern. »Denkst du, das wird irgendetwas ändern?«
»Für uns mit Sicherheit nicht«, erwiderte ihre Schwester.
»Ach, kommt schon, freut euch doch ein bisschen«, versuchte Abhaya die Stimmung zu heben.
Die ältere Frau stand auf und kam auf sie zu. Ihr Blick lag auf Pooja, die am liebsten zurückgewichen wäre, aber das wäre gegen jeden Anstand gewesen. Hatte sie sich anfangs noch auf die Konkubinen gefreut, musste sie jetzt rasch feststellen, dass hier längst nicht alles so war wie zu Hause. Dort belogen die Ehemänner ihre Frauen beispielsweise nicht und ließen sich auch nicht mit Ausreden verleugnen.
Die ältere Frau bewegte sich so elegant und grazil, dass es aussah, als würde sie schweben. Der Sari war in einem hellen Grün gehalten, ebenso wie die Choli darunter. Nur die aufgemalten Schmuckborten verrieten, wie teuer dieser Sari wirklich gewesen sein mochte. Sie trug ihn mit einer lässigen Anmut, von der Pooja ahnte, dass es Jahrzehnte dauern würde, bis sie selbst sie auch nur im Ansatz nachahmen könnte. Die Frau sah auf sie herab und berührte ihre Stirn. »Verzeiht mir, Herrin, dass wir Euch einen solchen Empfang bereiten, aber man hat uns Eure Ankunft nicht angekündigt. Mein Name ist Sita, ich bin die älteste Konkubine im Harem. Ich stehe zu Euren Diensten.«
Pooja spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen. »Ich … bitte, ich habe es Abhaya schon gesagt, bitte nennt mich nicht Herrin. Ich bin Yashs Braut, aber ich möchte gerne eure Freundin sein. Bitte nenn mich Pooja, wie sie auch.«
Die ältere Frau namens Sita sah über ihre Schulter hinweg zu der Frau mit den exotischen Augen. Erst als diese nickte, wandte sie sich wieder Pooja zu und verneigte sich. »Wie du es wünscht«, sagte sie und Pooja konnte nicht heraushören, ob darin Missbilligung oder Einverständnis lagen.
Sita wandte sich halb um und deutete auf die Frau mit den Mandelaugen. »Da wir wohl viel Zeit miteinander verbringen werden, solltest du unsere Namen kennenlernen. Meinen habe ich dir bereits genannt. Diese Dame ist Xiao, sie ist eine Konkubine aus Han. Der Eunuch, der ihre Haare kämmt, heißt Harun. Er steht dir als Diener zur Verfügung und kümmert sich darum, dass jeder unserer Wünsche erfüllt wird. Die Frau dort«, sie deutete auf die rundliche Dame, die Pooja leicht zunickte, »heißt Ingrid. Sie kommt aus dem Land der Barbaren. Und die Zwillinge heißen Meena und Meera. Mach dir nichts daraus, wenn du sie nicht gleich auseinanderhalten kannst. Den meisten hier fällt es schwer, und sie machen sich oftmals einen Spaß daraus, sich als die jeweils andere auszugeben.«
Pooja verneigte sich vor ihnen und richtete sich dann wieder auf. »Was ist mit Naruda?«, fragte sie und schämte sich dieser Frage sofort. »Ist sie auch eine Konkubine?«
Sita hob überrascht die Augenbraue. »Hast du sie schon kennengelernt?«
»Offensichtlich ist Yash gerade schwer damit beschäftigt, sie hinten im Garten zu bespringen«, warf Abhaya ein, was ihr sowohl von Sita als auch Pooja einen entrüsteten Blick einbrachte. Nur die Zwillinge brachen in gackerndes Gelächter aus.
Sita nahm wesentlich sanfter Poojas Hand als Abhaya und führte sie zu der Steinbank, auf der sie selbst bisher gesessen hatte. Gehorsam ließ Pooja sich neben sie auf die Kissen sinken. »Naruda ist ein … Sonderfall«, sagte die ältere Frau behutsam. »Sie hält nicht viel von unserer gemeinsamen Zeit hier. Lass dich von ihr nicht hinters Licht führen und sei auf der Hut.«
Pooja biss sich auf die Unterlippe. »Das klingt so, als wärt ihr euch spinnefeind«, sagte sie.
»Ach was«, warf die Frau namens Ingrid ein und legte sich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, auf den Rücken. »Die meiste Zeit ist das Leben hier eher langweilig. Es gibt kaum etwas zu tun, also versuchen wir, uns gegenseitig ein wenig Gesellschaft zu leisten. Fast jeden Tag erzählen wir uns Geschichten.«
Nun wurde Pooja hellhörig. »Was für Geschichten denn?«, hakte sie nach.
»Verschiedene Geschichten«, erwiderte Ingrid. »Jeden Tag ist jemand anderes damit dran, eine zu erzählen. Ich hoffe, du kennst ein paar gute.« Sie zwinkerte Pooja zu.
Pooja lächelte. »Ich denke schon. Aber ich weiß nicht, wie viel Zeit ich haben werde. Immerhin bin ich Yashs Ehefrau, und ich schätze, ich werde ihm gegenüber einige Pflichten wahrnehmen müssen. Sicherlich wird er auch viel Zeit mit mir verbringen wollen, um einander besser kennenzulernen. Wir kennen uns ja kaum.«
Die Frauen tauschten untereinander Blicke aus.
»Oder etwa nicht?«, fragte Pooja verunsichert.
»Ich glaube, ich weiß eine Geschichte«, warf Ingrid hastig ein. Der plötzliche Themenwechsel verwirrte Pooja, aber sie war müde von der Reise und noch immer erschrocken darüber, dass Yash sich nach seiner Ankunft verleugnen ließ und sie nicht willkommen hieß, sondern die Zeit lieber dafür nutzte, sich mit einer Konkubine zu vergnügen.
Die anderen Frauen machten es sich bequem, kuschelten sich aneinander oder lehnten sich etwas tiefer in die Kissen. Selbst der Eunuch Harun hörte auf, Xiaos Haar zu bürsten, und bot ihr seinen Schoß als Kissen an. Abhaya setzte sich neben Pooja auf die Bank und legte den Kopf auf ihre Schulter. Das Gewicht war ungewohnt, aber nicht unangenehm. Pooja war froh über diese offenherzige Geste.
Ingrid setzte sich als Einzige auf. Sie warf einen langen Blick in die Runde und begann zu erzählen.
Die Sonne brannte so heiß, dass Irias Haut nass vom Schweiß war, noch bevor sie sich von ihrem Schlaflager erhoben hatte. Das Laken unter ihr fühlte sich ebenso feucht und klamm an wie ihre Haut. Iria schluckte hart, aber ebenso gut hätte sie einen Mundvoll Sand schlucken können. Sie versuchte es noch einmal, aber alles, was geschah, war, dass ihre Kehle schmerzte.
Sie versuchte sich daran zu erinnern, was sie geweckt hatte, aber erst als ihre Schenkel gegeneinanderrieben, fiel es ihr wieder ein – ein Traum. Sie hatte von Berührungen geträumt, von groben Händen auf ihrem nackten Körper, die sie berührten, sie begrapschten, sie streichelten, sie ganz und gar in Flammen setzten. Sie hatte nicht erkennen können, wem diese Hände gehörten, aber es hatte sie auch nicht gekümmert – alles, woran sie im Traum hatte denken können, war das Verlangen, das sie in ihr auslösten.
Diese Hände hatten ihre Yoni umfasst, sich daran gerieben und mehrere Finger hineingeschoben. Iria hatte sich hingegeben und bald schon hatte sie sich dem Höhepunkt genähert, aber dann … war sie aufgewacht. Jetzt spürte sie ein durchdringendes Pochen zwischen ihren Schenkeln und eine Leere, die sie sich nicht recht erklären konnte.
Die junge Frau schlug die Augen auf und blinzelte in das helle Licht. Durch die hohen Fenster des Steinhauses fielen die Strahlen der Sonne ungehindert ein, Iria hatte keine Möglichkeit, sich gegen das Licht und die Hitze zu schützen.
Einen Moment lang lag sie reglos auf dem harten Lager, spürte das feuchte Laken unter sich und die winzigen Schweißtropfen, die sich auf ihrer Haut sammelten, sich fanden und zwischen ihren Brüsten und an ihrer Seite entlangliefen. Iria musste trotz der Hitze schaudern, als die nassen Tropfen die einzelnen Härchen ihrer Haut streiften und sie zum Erzittern brachten.
Sie gab einen zufriedenen Laut von sich und zuckte zusammen, als etwas Weiches ihren nackten Bauch streifte. Als sie die Augen aufschlug, sah sie, wie die Katze Madra ihren rotbepelzten Kopf an ihr rieb. »Erschreck mich nicht so«, sagte sie lächelnd und kraulte den Kopf der Katze, die hingebungsvoll schnurrte. »Du brauchst dich nicht bei mir einzuschmeicheln«, fuhr sie fort und schwang die Beine über den Rand ihres Schlaflagers, »ich gebe dir auch so etwas zu fressen. Aber vorher brauche ich etwas zu trinken.« Mit Schwung stand sie auf und durchquerte den kleinen Raum bis zur Tür, neben der die Krüge standen, die das Regenwasser auffingen. Madra folgte ihr mit erhobenem Schwanz und strich ihr immer wieder um die Beine. Irgendwann wurde es Iria zu viel – sie nahm die Katze hoch und trat dann vor die Tür. Die Steinmauern des Hauses sollten das Innere eigentlich kühl halten, aber nach der schweißgetränkten Nacht, die Iria hinter sich hatte, zweifelte sie daran. Als sie jedoch vor das Haus trat, traf sie die geballte Hitze des Sommers. Hastig ließ sie die Katze fallen, die sich maunzend beschwerte, und schob den Deckel des Regenwasserkrugs zur Seite, um etwas zu trinken. Enttäuscht musste sie feststellen, dass der kleine Rest, den sie am Vorabend noch darin gesehen hatte, in der Hitze verdunstet war. Nur ein kläglicher feuchter Film unter dem Deckel bewies, dass in dem Krug einmal Wasser gewesen war.
Iria biss sich auf die Lippe und zuckte zusammen – sie waren vor Trockenheit und Durst spröde, und ihre Zähne durchschlugen die trocken gewordene Haut mit Leichtigkeit.
Madra maunzte. »Später, Kätzchen. Ich fürchte, ich muss erst einmal zur Wasserstelle gehen.«