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Elvira Kammeritz ist überzeugt, dass ihr Mann sie fortwährend mit seiner Sekretärin betrügt. Sie will die Scheidung, die er ihr verweigert. Denn obwohl sie ihm mit ihrer Geldgier, ihrer Gefühlskälte und ihrem Misstrauen das Leben schwer gemacht hat, liebt er sie noch immer. Wütend beschließt sie, nach Baden-Baden zu fahren, um endlich selbst etwas zu erleben. Auch ihre Freundin Judith Weinberger ist von ihrem Mann enttäuscht. Sie hat in seinem Jackett einen Liebesbrief gefunden und lässt sich von Elvira überreden, sie auf ihrer Reise zu begleiten. In Baden-Baden angekommen, steigen sie nicht nur teuer ab, sie lernen auch zwei Herren kennen. Die beiden Frauen stürzen sich in Abenteuer, die nicht ohne Risiko sind und die ihr Leben verändern.Marie Louise Fischer wurde 1922 in Düsseldorf geboren. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Lektorin bei der Prag-Film. Da sie die Goldene Stadt nicht rechtzeitig verlassen konnte, wurde sie 1945 interniert und musste über eineinhalb Jahre Zwangsarbeit leisten. Mit dem Kriminalroman "Zerfetzte Segel" hatte sie 1951 ihren ersten großen Erfolg. Von da an entwickelte sich Marie Louise Fischer zu einer überaus erfolgreichen Unterhaltungs- und Jugendschriftstellerin. Ihre über 100 Romane und Krimis und ihre mehr als 50 Kinder- und Jugendbücher wurden in 23 Sprachen übersetzt und erreichten allein in Deutschland eine Gesamtauflage von über 70 Millionen Exemplaren. 82-jährig verstarb die beliebte Schriftstellerin am 2. April 2005 in Prien am Chiemsee.-
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Seitenzahl: 349
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Marie Louise Fischer
Saga Egmont
Hasardspiel der Liebe
Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof A/S
Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de)
represented by AVA international GmbH, Germany (www.ava-international.de)
Originally published 1981 by Heyne Verlag, Germany
All rights reserved
ISBN: 9788711718872
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com
Der Roman spielt ab 1972.
Die geschilderten Prozesse und Probleme basieren auf demdamals gültigen Scheidungsrecht.
Nach dem gleichnamigen Roman von
Hans Gustl Kemmayr
Es war ein kalter Tag Anfang Oktober 1972, aber die Räume im Amtsgericht waren überheizt.
Frau Evelyn Kammeritz fühlte sich sehr unbehaglich in ihrem eleganten hellbraunen Persianermantel, konnte sich jedoch nicht entschließen, ihn auszuziehen. Für elf Uhr fünfzehn war der Termin Kammeritz gegen Kammeritz festgesetzt, jetzt war es schon halb zwölf. Frau Evelyn hätte gern geraucht, aber sie hatte vergessen, sich Zigaretten einzustekken, und sie mochte Dr. Erhard, ihren Anwalt, nicht darum bitten. Er hatte manchmal eine Art, sie mit spöttischen Augen anzusehen, die ihr durchaus nicht behagte. Aber er war tüchtig, deshalb hatte sie ihn sich genommen.
Der Gegenanwalt, Doktor Schneider, war nach ein paar hastigen Worten mit dem Gerichtsdiener wieder fortgeeilt. »Was ist, wenn er nicht rechtzeitig zurückkommt?«
»Das ist nicht unsere Sorge«, erklärte Doktor Erhard.
»Kann der Termin dann trotzdem stattfinden?«
Dr. Erhard lächelte sie an. »Regen Sie sich jetzt nicht auf, gnädige Frau … das wäre das Verkehrteste, was Sie tun könnten!«
»Aber ich weiß nicht, was Sie wollen … ich rege mich gar nicht auf!«
»Um so besser!«
Die Tür des Gerichtszimmers öffnete sich, eine kleine Gruppe Menschen kam heraus, der Justizangestellte rief: »Kammeritz gegen Kammeritz!«
Evelyn schnellte auf, Dr. Erhard folgte ihr, und sie betraten das Gerichtszimmer. Der Rechtsanwalt zeigte seiner Klientin den Platz, und Frau Evelyn atmete auf. Endlich war die Warterei vorbei, endlich würde es sich zeigen.
Der Richter, Landesgerichtsrat Professor Dr. Bergmeister, nahm an dem Richtertisch Platz, neben ihn setzten sich die Beisitzer. Auch der Gegenanwalt, Dr. Schneider, war plötzlich da, nur der Beklagte fehlte.
Der Richter sah sich um. »Können wir beginnen?«
»Ja«, sagte Dr. Schneider, »mein Klient läßt sich entschuldigen …«
»Aha…«
Der Richter blätterte in der Klageschrift. »Beide Parteien sind deutsche Staatsbürger. Die Klägerin hat schon seit Bestehen der Ehe häufig Veranlassung, wegen des Verhaltens des Beklagten Ehescheidung zu erheben. Insbesondere waren es die fortlaufenden Beziehungen des Angeklagten zu anderen Frauen, die Gegenstand ehelicher Differenzen und Zerwürfnisse gewesen sind. Ein weiterer wesentlicher Grund war die Tatsache, daß der Ehemann trotz seines ungewöhnlich hohen Einkommens die Ehefrau fast stets ohne Geld für ihre persönlichen Bedürfnisse und auch für den Haushalt gelassen hat, nur sehr dürftige Zahlungen leistete …«
Der Richter schaute auf und sah die Klägerin an. Sie wirkte sehr viel jünger, als sie tatsächlich war, jetzt, da sich ihre Wangen vor Erregung gerötet hatten, ihre braunen Augen weit aufgerissen waren und fast schwarz wirkten. Eine Locke ihres sorgfältig frisierten Haars hatte sich gelöst, und sie bemühte sich mit nervösen Fingern darum, sie wieder einzuordnen.
»Was bekommen Sie an Wirtschaftsgeld im Monat?« fragte der Landesgerichtsrat.
»Das kann ich nicht genau sagen … er gibt mir nur ganz unregelmäßig Geld!«
»Ungefähr werden Sie es doch sagen können. Unter tausend oder über tausend?«
»Über tausend …«, sagte Evelyn leise.
»Na also, finden Sie das so wenig?«
»Ich … wir führten einen großen Haushalt. Er brachte häufig Gäste mit; aber glauben Sie mir, Herr Richter, um jeden Pfennig habe ich betteln müssen! Und dabei verdient er genug, das können Sie mir glauben, aber für seine Familie hatte er eben keins übrig, er hat es lieber mit seinen Geliebten verpraßt. Er bat das nie zugegeben, o nein! Er hat immer wieder versucht, mir Sand in die Augen zu streuen, aber ich habe ja selber seine Spesenabrechnungen gesehen, soviel kann ein Mensch für sich allein gar nicht ausgeben! Er ist nie allein gefahren, nie, Herr Richter, immer hat er eine von seinen Geliebten mitgenommen, meistens natürlich das Fräulein Mauerhofer!«
»Aha, da kommen wir zum nächsten Punkt!« Der Richter las: »Die Klägerin befindet sich in einem Zustand dauernder Aufregung und Befürchtungen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß es noch am Morgen desselben Tages, an dem die Klägerin die Ehescheidung eingereicht hatte, zu einem ehelichen Verkehr gekommen ist. Die Klägerin hat geglaubt, dem Beklagten sich in diesem Punkt nicht versagen zu dürfen, obwohl das eheliche Verhältnis getrübt ist. Schon seit Jahren gibt sich die Klägerin nur noch aus Angst vor Gewaltanwendungen ihres Mannes dem ehelichen Verkehr hin. Der Beklagte hat sich schwerer ehelicher Verfehlungen schuldig gemacht, und zwar dadurch, daß er ehewidrige Beziehungen zu seiner Sekretärin Gisela Mauerhofer unterhält. Diese Beziehungen, die schon seit mehreren Jahren bestehen, sind häufiger Gegenstand ehelicher Differenzen zwischen den Parteien gewesen. Die Klägerin verlangt mit Recht, daß der Beklagte seine Sekretärin aus ihrer Stellung entlassen und die Beziehungen zu ihr abbrechen soll. Die Klägerin hat aber feststellen müssen, daß der Beklagte sein Verhältnis zu der Genannten noch immer nicht gelöst hat, sondern gegenwärtig noch fortsetzt. Ferner haben sich in der Zwischenzeit Anhaltspunkte dafür ergeben, daß der häufig sich auf Reisen befindliche Beklagte in verschiedenen Hotels in Begleitung von der Klägerin unbekannten Damen abgestiegen ist, so zum Beispiel im Hotel Kreuz in Zürich. Mit Rücksicht darauf und die in der Klageschrift vorgetragenen Eheverfehlungen vom soundsovielten bittet die Klägerin und so weiter und so fort…«
Der Richter klappte das Aktenstück zu. »Hm, hm«, sagte er ausdruckslos.
Rechtsanwalt Dr. Erhard sprang auf. »Meine Mandantin beantragt, daß die Ehe wegen Alleinschuld des Ehegatten geschieden wird!«
»Alleinschuld ist ein großes Wort, Herr Anwalt«, sagte der Richter.
»Wir haben Beweise, daß der Beklagte durch sein ehewidriges Verhalten die Ehe schwer gestört hat!«
»Klägerin«, sagte der Richter, »Sie wollen also schuldlos geschieden werden?«
Evelyn warf den Kopf zurück »Jawohl!«
»Haben Sie sich das auch genau überlegt?«
»Ich hatte fünfzehn Jahre Zeit, es mir zu überlegen!«
»Sie waren also in der ganzen Zeit niemals glücklich mit Ihrem Mann?«
»Nein, nie …«
»Sind Sie ganz sicher?«
»Vielleicht… anfangs …«
»Aber in den letzten Jahren waren Sie unglücklich?«
»Ja, es war ein entsetzliches Leben, das ich geführt habe.«
»Aber erst vor wenigen Monaten faßten Sie den Entschluß, sich scheiden zu lassen?«
»Ich hätte es schon früher getan, wenn mein Mann darauf eingegangen wäre. Aber er wollte mir nicht meine Freiheit zurückgeben!«
»Welche Argumente führte er dafür an?«
»Argumente! Mein Mann hat es niemals für nötig gehalten, mir gegenüber Argumente anzuführen! Er sagt einfach, ich soll vernünftig sein … das ist alles!«
»Sehr interessant. Aber in der Anklageschrift steht, daß Ihr Mann Sie schon seit Jahren betrügt!«
»Ja, das stimmt!«
»Wenn Sie einen solchen … hm, sagen wir eine solche eheliche Verfehlung nachweisen können …«
»Das kann ich eben nicht. Mein Mann streitet alles ab, und ich bin mir zu gut, einen Detektiv hinter ihm herzujagen!«
»Woher wissen Sie denn, daß Ihr Mann Sie betrügt?«
»Ich habe es erfahren.«
»Bitte, seien Sie so gut, drücken Sie sich etwas genauer aus. Wodurch haben Sie es erfahren?«
»Man hat es mir gesagt.«
»So, man hat es Ihnen also gesagt! Ist Ihnen noch niemals aufgefallen, wieviel geredet wird und wie wenig davon der Wahrheit entspricht?«
»Ich kenne meinen Mann, und deshalb weiß ich, daß es wahr ist. Jetzt habe ich auch den Beweis!«
»Nun, meine Liebe, dieser Beweis steht aber auf recht schwachen Füßen! Formal gesehen kann er möglicherweise genügen, um die Ehe zu scheiden, aber denken Sie doch mal selber nach, einige Küsse in guter Laune auf einem Betriebsfest, das ist doch bei Licht besehen kein wirklicher Scheidungsgrund!«
»Ich bin überzeugt, daß es nicht nur Küsse zwischen den beiden gegeben hat. Nur für das andere habe ich keine Zeugen. Aber abgesehen davon, es genügt auch!«
»Wie meinen Sie das?«
»Herr Landesgerichtsrat«, sagte Dr. Erhard, »meine Mandantin fühlt sich tief in ihrer fraulichen Ehre verletzt. Sie hätte als Frau des Chefs wohl ein Anrecht darauf gehabt, an dem Betriebsfest teilzunehmen.«
»Haben die anderen Frauen der Betriebsangehörigen teilgenommen?«
»Das entzieht sich unserer Kenntnis, ist auch wohl kaum maßgebend. Maßgebend ist, daß der Beklagte seine Gattin auf diesem Betriebsfest vor den Augen aller aufs tiefste kompromittiert hat, indem er die Zuneigung zu seiner Sekretärin Gisela Mauerhofer ganz offensichtlich bekundet hat!«
Der Richter hatte wieder begonnen, in den Akten zu blättern. »Hier lese ich aber, daß diese Gisela Mauerhofer zur Zeit dieses Betriebsfestes sogar schon verlobt war!«
»Um so schlimmer!« rief Evelyn heftig. »Wenn Ihnen das nicht die Augen öffnet, Herr Richter. Sie sehen doch, er ist ein Mensch, der zu allem fähig ist!«
»Wenn das tatsächlich Ihre Überzeugung ist, wie kommt es dann, daß Sie immer wieder mit ihm verkehrt haben?«
»Was blieb mir denn anderes übrig? Einmal, als ich mich wirklich strikt geweigert habe, ist er mit dem Messer auf mich losgegangen! Er hat geschrien: ›Ich bringe dich um, ich bringe dich um!‹ Vielleicht glauben Sie mir das nicht, Herr Richter, aber ich schwöre Ihnen bei Gott dem Allmächtigen, es ist wahr!«
»Nun ist es an sich auch die Pflicht der Ehefrau, den Wünschen ihres Mannes, wenn sie im Rahmen liegen, nachzugeben!«
»Ich habe es auch getan! Ich habe mir in keinem Punkt etwas vorzuwerfen, Herr Richter!«
»Haben Sie sich einmal überlegt, warum Ihr Mann überhaupt Wert darauf legte, mit Ihnen zu verkehren?«
»Warum? Ich bin doch seine Frau!«
»Aber da Sie annehmen, daß er dauernd Freundinnen hatte, hätte er doch vielleicht auch auf den Verkehr mit Ihnen verzichten können.«
»Freundinnen hat er, Herr Richter, daran ist gar kein Zweifel! Aber was sind das für Frauen! Was sind das schon für Frauen, Herr Richter, die mit einem verheirateten Mann verreisen, ich bitte Sie! Natürlich hat keine davon nur halbwegs mein Fonnat, und so dumm ist mein Mann nicht, daß er das nicht spürt.«
»Sie sind also fest entschlossen, sich scheiden zu lassen?« »Jawohl, Herr Richter!«
Landesgerichtsrat Bergmeister wandte sich an die Gegenpartei. »Und Sie, Herr Anwalt, haben Sie etwas zu den Anschuldigungen gegen den Beklagten zu sagen?«
»Ja, Herr Landesgerichtsrat. Mein Mandant bestreitet mit allem Nachdruck, seine Gattin je betrogen zu haben. Er ist sich auch keiner anderweitigen Verfehlung bewußt.«
»Er ist also nicht bereit, die Alleinschuld auf sich zu nehmen?«
»Im Gegenteil. Er ist fest entschlossen, die Ehe aufrechtzuerhalten. Er liebt seine Gattin trotz der völlig unbegründeten Eifersucht, mit der sie ihn fortwährend quält, und er ist fest entschlossen, ihr auch diesen unüberlegten Schritt, die Scheidung einzureichen, zu verzeihen …«
»Zu verzeihen?« rief Evelyn empört.
»Jawohl… zu verzeihen«, wiederholte Rechtsanwalt Dr. Schneider sehr ruhig.
Judith Weinberger warf noch einen letzten prüfenden Blick über den Mittagstisch. Er war so sorgfältig gedeckt, wie Eduard es liebte – weißer Damast, schimmerndes Porzellan, die Salz- und Pfeffernäpfchen aus edlem Kristall. Diese glänzende Aufmachung stand in einem seltsamen Gegensatz zu den schlichten, modernen Möbeln, die, billig erstanden, jetzt schon schäbig zu werden begannen.
Einen Augenblick saß Judith gedankenverloren da, dann begegneten ihre Augen den Blicken ihrer Kinder – in den blauen Augen der Tochter und den braunen ihres Sohnes las sie die gleiche hungrige Ungeduld.
Sie begann die Suppe auszuteilen. »Wo bleibt denn Vater?« fragte sie.
»Der ist ins Schlafzimmer gegangen. Ich weiß auch, was er da macht!« antwortete Esther und zog das Näschen kraus. »Kann ich schon anfangen? Ich hab’ einen Mordshunger!« meldete sich Benjamin und kratzte sich in seinem braunen, krausen Haar.
»Die Minute wirst du ja wohl noch abwarten können!«
Die Kinder sahen gespannt auf die Tür, durch die der Vater kommen mußte. Endlich ging sie auf.
»Ich habe euch was mitgebracht«, sagte Eduard Weinberger mit betontem Gleichmut und legte eine illustrierte Zeitschrift auf den kleinen Rauchtisch.
»Oh, fein, Papi! Darf ich als erster…?« fragte Benjamin. »Toll siehst du aus, Papi«, konstatierte Esther und betrachtete anerkennend ihren Vater.
Leicht verlegen zog Eduard Weinberger seine ohnehin tadellos sitzende Jacke gerade. Er hatte ein weißes Hemd und eine neue silbergraue Krawatte angezogen, sein Kinn war frisch rasiert und das braune, schüttere Haar sorgfältig so gebürstet, daß es die durchschimmemde Kopfhaut verbarg. »Wirklich toll«, wiederholte Esther, bevor sie ihren Löffel in die Suppe tauchte.
»Ist etwas mit dem Hemd passiert, Eduard?« fragte Judith. »Wieso?«
»Ich dachte nur…«
»Ich muß dich wohl um Erlaubnis fragen, wenn ich einmal unter der Zeit mein Hemd wechseln will?«
»Aber durchaus nicht, Eduard! Nur, weil du doch heute früh ein frisches angezogen hattest.«
»Mach’ ich dir etwa Vorwürfe, weil du alle Naselang zum Friseur rennst?«
»Aber Eduard, ich gehe doch nur jeden Monat einmal, da kann man doch nicht sagen …«
»Und übrigens möchte ich dich darauf aufmerksam machen, daß es in Amerika die selbstverständlichste Sache von der Welt ist, sein Hemd einmal am Tag zu wechseln!«
»Wir sind aber nicht in Amerika, Papi!« ließ sich Benjamin mit vollem Mund vernehmen.
Eduard Weinberger warf seinen Suppenlöffel in den Teller, daß die Suppe hoch aufspritzte. »Unverschämtheit! Das ist deine Erziehung, Judith!« Er stieß den Stuhl zurück und sprang auf.
»Eduard … bitte …«
»Ich habe die Nase voll von euch! Mahlzeit!« Er drehte sich um und ging aus dem Zimmer.
Judith stand auf und ging ihm nach. Die Kinder hörten, wie sie draußen im Flur zu ihm sagte: »Eduard, ich bitte dich! Ben hat es doch gar nicht so gemeint! Wohin willst du denn jetzt gehen!?«
»Dorthin, wo man mir Achtung und Liebe entgegenbringt.«
Die Wohnungstür fiel ins Schloß.
Judith hatte Tränen in den Augen, als sie sich sehr langsam wieder an ihren Platz setzte.
»Der ißt jetzt bestimmt was Besseres als wir!« sagte Esther neiderfüllt.
»Na ja, Kartoffelsuppe! Kann ich noch mal haben?«
»Ihr dürft nicht traurig sein, Kinder…«
»Sind wir doch nicht, Mutti!«
»Vati ist in letzter Zeit etwas überarbeitet, das ist alles!«
»Wenn du dich bloß nicht aufregst«, sagte Esther.
»Ich glaube, wir haben uns sehr dumm benommen, alle drei. Wir müssen versuchen…«
»Nun sag bloß noch, daß wir schuld sind, Mutti!« protestierte Ben.
»Papi hat immerzu schlechte Laune, bestimmt hat er eine Freundin!«
»Esther… du weißt nicht, was du sprichst!«
»Natürlich weiß ich das, ich bin doch kein Kind mehr!«
»Mit fünfzehn darf man über solche Dinge noch gar nicht reden! Man darf noch nicht einmal wissen, daß es so etwas gibt.«
»Das war früher mal so, Mutti, heute …«
»Kann gut sein, daß Vati eine Freundin hat«, sagte Benjamin nachdenklich, »ich hab’ da neulich einen Roman gelesen. Darin ging es um einen Mann, der wußte ein tolles Spionagegeheimnis, aber natürlich wußte er nicht, daß er es wußte, aber die anderen wußten es, und da haben sie eine Frau auf ihn losgelassen, und die …«
»Spinn nicht, Ben!« sagte Esther.
»Ob Papi auch etwas weiß, und er weiß nicht, daß er es weiß?«
»Am allergemeinsten fand ich, daß er dir vorgeworfen hat, daß du zum Friseur gegangen bist!« sagte Esther. »Ich möchte mal wissen, wie es ihm gefallen würde, wenn du überhaupt nicht mehr hingingst, dann möchte ich sein Gesicht sehen!«
»Mir gefällt Mutti ja anders besser… nicht so lackiert!« behauptete Ben und sah seine Mutter kritisch an.
Tatsächlich hatte der Friseur ihr reiches blondes Haar ein wenig zu sorgfältig und gleichmäßig in Wellen und Locken gelegt, so daß ihr rundes, weiches Gesicht mit den sanften, blauen Augen etwas Puppenhaftes bekommen hatte.
»Lackiert! Was ist das für ein blöder Ausdruck!« protestierte Esther.
»Sieht aber ganz so aus, wie … wie mit dem Zirkel! Mir gefällt die Frisur viel besser, wie das Mädchen da eine auf dem Titelbild hat.« Benjamin wies mit dem Daumen auf die Illustrierte.
»Ein Mannequin!« sagte Judith lächelnd. »Nein, damit kann ich natürlich nicht konkurrieren.«
»Du bist ein Idiot, Ben! Was glaubst du, wie lange der Friseur an der rumgepusselt hat, bis er die Haare so hübsch unordentlich hatte, wie sie fotografiert ist!?«
»Weiß ich nicht. Ich sage ja nur, so was gefällt mir besser! Aber für Mutti paßt es vielleicht wirklich nicht. Schließlich ist sie ja schon eine alte Dame!«
»Alte Dame? Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, Ben!«
»Na, jung ist sie bestimmt nicht mehr!«
»So jung wie Resi Müller ist sie natürlich nicht, aber die Resi ist ja auch noch keine Frau, die ist ein Rotzbalg!«
»Du hast mir nachspioniert!«
»Dazu brauche ich dir nicht nachzuspionieren! Das weiß die ganze Straße, daß du ihr ein Eis spendiert hast!«
»Du ärgerst dich ja bloß, daß ich dich nicht dazu eingeladen habe!«
»Mich? Daß ich nicht lache! Mit so einem Lümmel, wie du einer bist, würde ich mich ja nirgends sehen lassen!«
»Schluß, Kinder, zankt euch nicht«, bat die Mutter, »Resi Müller ist ein sehr nettes kleines Mädchen, und Ben kann ihr Eis spendieren, soviel er will… soviel Taschengeld er hat, heißt das natürlich. Und jetzt marsch an eure Schularbeiten, ich will über dieses Thema nichts mehr hören!«
Judith Weinberger hatte schon das Geschirr zusammengestellt und heißes Wasser in das Abwaschbecken gelassen, als ihr einfiel, daß Eduards Anzug noch auf dem Balkon hing. »Esther! Benjamin!«
Aber die Kinder hörten nicht, oder sie wollten nicht hören. Judith Weinberger seufzte leicht, trocknete ihre Hände ab, und dann ging sie rasch auf den Wohnzimmerbalkon hinaus. Sie nahm den Anzug vom Haken und begann ihn auszubürsten, stülpte gewohnheitsmäßig die Anzugtaschen um, säuberte sie gründlich von Tabakresten, Flusen und Krümeln. In der Hosentasche fühlte sie etwas – wahrscheinlich war es ein alter Fahrschein oder ein leeres Zigarettenpäckchen. Judith nahm das Papier heraus. Es war ein Brief, er steckte in einem geöffneten Umschlag, der zweimal zusammengefaltet war. Gedankenlos glättete ihn Judith – Herrn Eduard Weinbergerstand darauf, er war an die Büroadresse ihres Mannes gerichtet.
Eigenartig, dachte sie, ein Geschäftsbrief ist es nicht, sonst wäre er ja an die Firma gegangen. Außerdem, wie käme Eduard dazu, Geschäftsbriefe in der Hosentasche mit sich herumzutragen?
Befremdet, aber immer noch ohne böse Ahnung, zog sie den Bogen aus dem Umschlag. Sie las: »Mein liebes Herz, ich weiß, Du hast es nicht gerne, wenn ich Dir ins Büro schreibe, aber anrufen ist ja noch schwieriger. Ich möchte Dir nur schnell sagen, daß Du mich nicht vom Geschäft abzuholen brauchst, ich habe übermorgen nachmittag frei bekommen, um zum Friseur zu gehen, und gehe anschließend gleich nach Hause und mache mich schön – für Dich, mein Liebster. Ich freue mich wahnsinnig auf den Abend. Ich freue mich, ich freue mich, ich freue mich! Mit viel Liebe und tausend Bussis, Deine Erika.«
Für Judith Weinberger zerbrach eine Welt.
Es war zwölf Uhr mittags.
Gisela Mauerhofer, die Sekretärin von Direktor Kammeritz, war gerade im Begriff, zum Mittagessen in die Kantine zu gehen. Sie hatte ihren Schreibtisch aufgeräumt, ihre kleinen, sehr gepflegten Hände gewaschen, ihr braunes, natürlich gewelltes Haar gebürstet, sich die Lippen nachgezogen und betrachtete nun noch wohlgefällig ihre zierliche, wohlproportionierte Figur im Spiegel des Waschkabinetts, bevor sie sich zum Gehen wandte.
Sie fuhr zusammen, als die Tür aufgerissen wurde und Heino Kammeritz mit großen Schritten ins Zimmer kam. »Tag, Mauerblümchen!« sagte er.
»Herr Direktor! Schon zurück?«
»Nein. Ich bin noch in Zürich. Was gibt es Neues?«
Gisela Mauerhofer schloß rasch die Tür und eilte hinter Heino Kammeritz ins Chefzimmer. »Herr Direktor, ich …« »Wo sind die Posteingänge… und die Unterschriftenmappe? Sie wissen, daß ich sie immer auf meinem Schreibtisch wünsche!«
»Ich dachte …«
»Machen Sie mich nicht wahnsinnig! Bringen Sie mir die Sachen her, aber rasch!«
Gisela Mauerhofer sauste zu ihrem Schreibtisch zurück, holte die Unterschriftenmappe und einen Stoß geöffneter Briefe. »Hier, Herr Direktor…«
»Danke!« Er begann zu lesen.
»Herr Direktor…«
»Wenn Sie mich fragen wollen, ob Sie jetzt essen gehen dürfen … nein! Ich muß einige sehr wichtige Briefe diktieren, nachher bin ich nicht mehr da!«
»Aber das wollte ich ja gar nicht fragen!«
»Was denn?«
»Herr Direktor… vielleicht finden Sie es aufdringlich, aber…«
»Stottern Sie nicht herum, Mauerblümchen, sagen Sie, was Sie auf dem Herzen haben! Sie wissen, daß mich solches Getue wahnsinnig macht!«
Gisela Mauerhofer holte tief Luft. »Ist die Scheidung ausgesprochen?«
Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Wieso interessiert Sie das?«
»Aber, Herr Direktor, Sie wissen doch, daß ich bei Ihrer Scheidung eine gewisse Rolle spiele!«
»Rolle nennen Sie das? Na ja, man kann es auch so nennen …« Heino Kammeritz las seine Post weiter, machte sich auf jeden Brief eine kleine Notiz.
Gisela Mauerhofer blieb vor ihm stehen.
»Worauf warten Sie, Mauerblümchen?«
»Herr Direktor…«
»Haben Sie Stenogrammblock und Bleistift?«
»Herr Direktor… ich muß mit Ihnen sprechen …«
»So!?«
»Ja, es ist sehr wichtig … für mich und für Sie!«
»Und das muß ausgerechnet jetzt sein!? Ausgerechnet jetzt, wo Sie wissen, daß ich in einer halben Stunde bei der Konferenz erscheinen muß?«
»Ja, Herr Direktor, es muß jetzt sein!« sagte Gisela Mauerhofer mit fester Stimme. »Mein Bräutigam…«
»Ach herrje! Müssen Sie mich ausgerechnet jetzt mit Ihrem Liebesleben belästigen?«
»Es handelt sich nicht nur um mich, Herr Direktor, es handelt sich auch um Sie!«
»Da bin ich aber mal gespannt…« Heino Kammeritz ließ sich in den Sessel zurücksinken und sah Gisela Mauerhofer aufmerksam an.
Unwillkürlich senkte sie die Augen, aber sie sagte trotzdem das, was sie sich vorgenommen hatte. »Herr Direktor, ich … ich kann nicht so in eine Ehe gehen! Ich muß Herbert alles sagen … ich kann nicht länger lügen und schweigen!« »Wovon reden Sie?«
»Sie wissen doch …«
»Nichts weiß ich! Wenn Sie sich schon mit mir unterhalten wollen, dann drücken Sie sich bitte deutlicher aus! Was müssen Sie ihm sagen?«
Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. »Alles!«
Einen Augenblick blieb Heino Kammeritz stumm, dann sagte er: »Ach so! So ist das also!«
»Ja, so ist das, Herr Direktor, und deshalb werden Sie sicher verstehen, daß ich gerne wissen möchte, ob die Scheidung nun ausgesprochen ist oder nicht!«
»Nein, ich bin nicht geschieden.«
»Dann hat Ihre Frau also nicht alles erfahren?«
Heino Kammeritz zündete sich eine Zigarette an. »Nun hören Sie mir mal gut zu, Mauerblümchen, ich ahne natürlich langsam, worauf Sie hinauswollen, aber ich muß schon sagen, ich finde es nicht gerade fair, daß Sie diese alten Kamellen gerade jetzt ausgraben!«
»Finden Sie es etwa fair, ein junges Mädchen zu verführen?«
»Erstens sind Sie nicht mehr so jung, wie Sie gern sein möchten, Mauerblümchen … und zweitens können Sie wirklich nicht behaupten, daß ich Sie verführt habe!«
»Das haben Sie nicht!?«
»Nein!«
»Wollen Sie damit etwa behaupten, daß ich… Sie …?« »Ich will gar nichts behaupten. Wenn ich ganz ehrlich bin, muß ich zugeben, daß ich keine Ahnung habe, was in dieser Nacht damals überhaupt passiert ist.«
»Ich weiß es, Herr Direktor, und ich glaube, das genügt!«
»Na schön, unterstellen wir, daß es so gewesen ist, wie Sie behaupten … und weiter?«
»Ich erwarte, daß Sie die Konsequenzen ziehen!«
»Was für Konsequenzen um Himmels willen?«
»Sie müssen Ihrer Frau die Wahrheit sagen!«
»Sind Sie wahnsinnig? Das würde ihr einen triftigen Scheidungsgrund geben!«
»Sie käme zu ihrem Recht!«
»Nach dem Gesetz vielleicht! Aber das wäre doch … verstehen Sie denn nicht, daß das gegen alle Vernunft wäre? Wir haben ein Kind. Ich liebe meine Frau, sie ist gar nicht fähig, ohne Mann mit dem Leben fertig zu werden, und da soll sie sich scheiden lassen? Nur weil ich … nur weil Sie behaupten …«
»Nicht weil ich behaupte, Herr Direktor, sondern weil es tatsächlich passiert ist!«
»Nun setzen Sie sich mal hin, Mauerblümchen, Sie machen mich ganz nervös, wenn Sie da immer rumstehen! Nehmen Sie sich eine Zigarette und lassen Sie uns die Sache mal in Ruhe durchsprechen. Was haben Sie davon, wenn ich mich scheiden lasse?«
»Wenn Sie ein freier Mann sind, sehen die Dinge gleich ganz anders aus!«
»Aber doch nicht für Sie!«
»Gerade für mich, Heino!«
Er seufzte. »Sie sind also fest entschlossen, Ihrem Herbert alles zu erzählen?«
»Ja, Heino …«
»Und Sie glauben, daß er es verstehen wird?«
»Niemals!«
»Nicht?«
»Nein, er wird mich bestimmt nicht mehr heiraten wollen.«
»Na, hören Sie mal!«
»Ja, und jetzt werden Sie verstehen …« – »Was?« – »… daß es das einzig Anständige ist, wenn Sie sich scheiden lassen!«
»Und Sie heirate?«
»Warum nicht?«
»Warum ja? Bloß weil Sie mir einreden wollen, daß ich mich ein einziges Mal Ihnen gegenüber vergessen habe?«
Gisela Mauerhofer stand auf. »Ich sehe, Sie wollen mich nicht verstehen, Herr Direktor, dann werde ich einen anderen Weg suchen müssen!«
»Aber, Gisela, seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt. Das Ganze muß sich doch mit ein bißchen Vernunft regeln lassen, nicht wahr? Sind Sie denn sicher, daß Ihr Bräutigam unter keinen Umständen bereit ist, Ihnen diesen einen einzigen Fehltritt zu verzeihen?«
»Von einem armen Mädchen, wie ich es bin, erwartet ein Mann mit Recht Tugend.«
»Wenn Sie also nicht ganz so arm wären …?«
»Sie stellen sich die Dinge zu einfach vor!«
»Durchaus nicht. Sie wissen ganz genau, daß ich keineswegs so gut bei Kasse bin, wie meine Frau immer glaubt. Trotzdem würde ich gern versuchen, Ihnen ein bißchen zu helfen, so weit ich kann!«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Direktor, aber ich bin sicher …«
»Wieviel brauchen Sie?«
»Mir fehlt noch ein Schlafzimmer für die Aussteuer.« »Dreitausend Mark?«
»Ja!« sagte sie, ohne zu zögern.
»Gut, Gisela, das ist ein Wort! Und nun passen Sie mal auf. Sie wissen, ich war all die Jahre immer sehr zufrieden mit Ihnen, nicht wahr? Sie waren eine tüchtige und fähige Mitarbeiterin, wenn Sie mir… naja, aber das gehört nicht hierher.«
»Wenn ich Ihnen auch manchmal auf die Nerven gegangen bin, das wollten Sie doch sagen oder…?«
»Um der Wahrheit die Ehre zu geben… ja. Ich habe aber nichts gegen Sie, Mauerblümchen, und von mir aus können Sie bis ans Ende Ihrer Tage bei mir arbeiten, aber Sie wissen, meine Frau ist gerade auf Sie eifersüchtig… ohne jeden Grund…«
»Nicht ganz, Herr Direktor!«
»Doch, denn sie hat von den ganzen Zusammenhängen ja keine Ahnung. Wie wäre es also … überlegen Sie sich die Sache mal gut… wenn Sie kündigen würden. Sie sind ein fähiges Mädchen, Sie werden überall eine gleich gut bezahlte, wenn nicht eine bessere Stellung finden. Ich werde nicht kleinlich sein, das können Sie mir glauben! Also … wie wär’s?«
Sie hob den Kopf und lächelte ihn strahlend an. »Nein, Heino, das ist unmöglich!«
»Aber… wieso!?«
»Ich habe mich viel zu sehr an dich und an meinen Arbeitsplatz hier gewöhnt! Das Herz würde mir brechen, wenn ich…«
»Kanaille!«
»Und wie sollte ich es Herbert erklären?! Nein, Heino, du mußt doch einsehen, daß es nicht geht!«
Er starrte sie finster an. »Und so was wie dich habe ich für ein Mauerblümchen gehalten!«
Ihr Lächeln vertiefte sich. »Menschenkenntnis hast du ja nie besessen, Heino!«
»Paß mal auf, Judith, ich glaube, ich habe eine glänzende Idee!« sagte Evelyn begeistert.
Der Anblick ihrer Freundin, die sich schluchzend auf eines der Ehebetten geworfen hatte, weckte in ihr kein Mitleid, sondern beflügelte sie höchstens. Sie saß auf der Fensterbank, die Beine übereinandergeschlagen, und rauchte eine Zigarette.
»Hörst du mir überhaupt zu, Judith?«
»Doch…«
»Dann paß auf! Wir haben doch beide Ärger mit unseren Männern, nicht wahr? Ich, weil meiner sich nicht scheiden lassen will, und du, weil du dich scheiden lassen mußt… und weißt du, was wir da machen? Wir packen unsere Sachen zusammen und hauen ab! Ich weiß auch schon, wohin. Nach Baden-Baden! Da bin ich vor drei Jahren mit Heino gewesen, und ich kann dir flüstern, da ist es ganz fabelhaft, da ist was los! Du sollst mal sehen, wie dir so ein kleiner Ausflug guttun wird!«
»Aber, Evelyn, das geht doch nicht!«
»Natürlich geht das. Alles geht, was man will. Warum sollte es nicht?«
»Ich kann doch die Kinder nicht einfach allein lassen!« »Und warum nicht? Schließlich sind sie alt genug, um mal vierzehn Tage für sich selber sorgen zu können.«
»Nein, Evelyn!«
»Ja, Judith! Und wegen Geld brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen. Heino wird mir schon so viel mitgeben, daß es für uns beide reicht. Ist das nicht wirklich ein glänzender Einfall?«
Judith versuchte zu lächeln. »Ich weiß, du meinst es gut, Evelyn, und es ist auch furchtbar lieb von dir, daß du mich einladen willst, aber es geht nicht, es geht wirklich nicht! Ich … ich bin so furchtbar verzweifelt!«
»Verzweifelt? Aber warum denn?«
»Wegen des Briefes! Das weißt du doch!«
»Nun hör mir mal gut zu, Judith!« Evelyn rutschte von der Fensterbank herunter und setzte sich zu ihrer Freundin aufs Bett. »Soll ich dir mal ganz ehrlich sagen, was ich über den Fall denke?«
»Das hast du mir ja schon gesagt!«
Judith schluchzte wieder auf und preßte ihr Taschentuch vor die Augen.
»Ich fürchte, nicht deutlich genug. Die Wahrheit ist nämlich die, du bist zu beneiden!«
»Zu beneiden? Ich?«
»Jawohl! Du hast dich nicht jahrelang herumquälen müssen wie ich, du bist nicht von hinten und vorn belogen und betrogen worden, du hast doch keinen Beweis dafür finden können! Du hast gar nichts davon gemerkt! Im Augenblick, in dem du dahintergekommen bist, hast du den Beweis auch schon in Händen. Das ist doch fabelhaft!«
»Ich … verstehe dich nicht…«
»Weil du ein Schaf bist… immer schon gewesen. Mit diesem Brief, den du da gefunden hast, kannst du ohne weiteres zum Rechtsanwalt gehen, und du wirst sehen, eins zwei drei bist du geschieden!«
»Aber ich will doch gar nicht geschieden werden!«
»Nicht…?«
»Ich habe doch nicht geheiratet, um mich scheiden zu lassen!«
»Na wennschon! Das tut schließlich niemand. Aber nach dem, was du jetzt weißt, bleibt dir doch gar nichts anderes übrig, oder?«
»Vielleicht… vielleicht ist das Ganze ein Irrtum!«
»Ein Irrtum? Ich glaube, bei dir piept’s!«
»Ich kann mir nicht helfen, wirklich, ich traue Eduard so etwas überhaupt nicht zu!«
»Daß ich nicht lache! Du hältst deinen Eduard wohl für einen weißen Raben?«,
»Ich bin immer so überzeugt gewesen, daß er mir treu war! Ja, ich gebe zu, er war oft gereizt und nervös, aber daraus habe ich mir gar nicht so viel gemacht, weil ich doch wußte … er liebt nur mich, und er ist mir treu!«
»Armes Kind«, sagte Evelyn ungerührt, »so harmlos wie du möcht’ ich mal ’ne halbe Stunde sein. Wo ist nun überhaupt der Brief?«
»Ich weiß nicht.«
»Na, erlaube mal, das mußt du doch wissen! Wo hast du ihn denn hingetan?«
»Ich war so durcheinander!«
»Du hast ihn doch nicht etwa weggeschmissen?«
»Nein, ich… ich glaube, ich habe ihn wieder in die Tasche zurückgesteckt!«
»Bist du wahnsinnig!? Hol den Brief, aber sofort!«
»Evelyn!«
»Los, los, hol ihn, auf alle Fälle! Du wirst mir einmal dankbar sein!«
Judith wischte ihr tränenüberströmtes Gesicht ab, und immer noch schluchzend ging sie an den großen Kleiderschrank. Sie griff in die Tasche einer grauen Hose und holte den zerknitterten Brief heraus.
»Gib her!«
Mechanisch gab sie ihn Evelyn.
Die Freundin las ihn. »Wunderbar«, sagte sie begeistert, »einfach wunderbar! Besser hätte man ihn sich gar nicht wünschen können!«
Judith schnupfte durch die Nase. »Ich finde … ich finde, du bist einfach zynisch!«
»Ich? Nein, Judith, ich bin nicht zynisch, alles andere als das. Ich sehe die Dinge nur so, wie sie sind, und wenn du etwas Abstand gewonnen hast, dann wirst du mir in jeder Beziehung recht geben.«
»Abstand gewinnen? Wie soll ich denn Abstand gewinnen? Wie soll man denn Abstand gewinnen, wenn man mitten drin steckt?«
»Das habe ich dir ja gerade erklärt, pack deine Klamotten zusammen und komm mit mir! Du kannst heute nacht bei mir schlafen, und morgen früh fahren wir zusammen nach Baden-Baden!«
»Nein, Evelyn, nein, das geht nicht…«
»Und warum, wenn ich fragen darf?«
»Weil, weil… ich will jetzt nicht unter Menschen, kannst du das denn nicht verstehen?«
»Nein, kann ich nicht! Du wirst sehen, wie dir eine Luftveränderung guttun wird! Sei kein Frosch, komm, fahr mit mir nach Baden-Baden.«
»Nein, Evelyn, ich kann nicht!«
»Nimm dich zusammen, Judith, ich meine es doch nur gut mit dir! Du brauchst dich gar nicht gleich scheiden zu lassen, du begleitest mich einfach nach Baden-Baden, dann hast du Zeit, dir alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, und kannst dich immer noch entscheiden. Du hast keine Ahnung, wie alles für dich anders aussehen wird, wenn du erst einmal Abstand gewinnen kannst!«
»Und Eduard, was wird Eduard denken, wenn er… wenn er…?«
»Wenn er nach Hause kommt und du fort bist, wird er gleich wissen, was die Glocke geschlagen hat. Das wird ihn zur Vernunft bringen, wenn es überhaupt etwas gibt, was ihn zur Vernunft bringen kann. Überleg nicht mehr lange, Judith, kommt mit!«
Einen Augenblick saß Judith ganz still. Dann sagte sie plötzlich entschlossen: »Nein, Evelyn, ich werde nicht mitfahren! Ich werde jetzt zu ihm ins Büro gehen!«
»Dumme Gans!«
Als Heino Kammeritz die Wohnungstür aufschloß, lief ihm sein kleiner Sohn entgegen. »Vati, Vati!«
Heino packte den Jungen mit beiden Händen, hob ihn hoch, drückte ihm einen schallenden Kuß auf jede Wange, schwenkte ihn durch die Luft und setzte ihn wieder fest auf den Boden. »Guten Abend, Kerlchen! Wie geht’s dir denn?« »Danke gut, Vati! Was hast du mir mitgebracht?«
Heino Kammeritz runzelte die Stirn in gespieltem Erstaunen. »Mitgebracht?«
»Ja … aus der Schweiz!«
Heino schlug sich vor die Stirn. »Ach herrje, das habe ich ganz vergessen!«
»Ist nicht wahr, Vati! Du schwindelst, Vati!« rief Felix und tanzte von einem Bein auf das andere.
»So? Du willst behaupten, daß dein alter Vater ein Schwindler ist?«
»Ja!«
»Das ist ja allerhand! Na, bitte, dann schau mal selber nach!« Heino drückte Felix seine Aktentasche in die Hand und zog sich seinen Mantel aus. Mit ungeduldigen und ungeschickten Fingern versuchte Felix die Tasche zu öffnen, aber es gelang ihm erst, als der Vater half.
»Da! Ich seh’s! Vati, ist das für mich!?« Felix hatte eine große Schachtel Schokolade herausgezogen.
»Ja, mein Sohn.«
»Oh, Vati, vielen, vielen Dank!« Felix fiel dem Vater um den Hals, küßte ihn heftig und raste dann davon, um der Mutter sein Geschenk zu zeigen.
»Sieh mal, Mutti, was Vati mir mitgebracht hat! Darf ich es aufmachen? Möchtest du auch ein Stückchen?«
Evelyn stand in der Küche und stellte die gefüllten Schüsseln auf ein Tablett. »Nicht jetzt, Felix.«
»Warum denn nicht, Mutti?«
»Weil wir jetzt gleich essen!«
»Och…«
Heino Kammeritz war seinem Sohn gefolgt; er griff ihm in den blonden Schopf und schüttelte ihn. »Nicht och sagen, wenn deine Mutti etwas wünscht, nach dem Essen kannst du die Schachtel aufmachen, und dann kriegst du ein Stück zum Nachtisch und nachher noch ein Betthupferl. Ist das was?« Felix betrachtete mit wehmütigen Blicken die große bunte Schachtel; er konnte sich nur schwer zurückhalten, sie gleich anzubrechen. »Aber aufmachen darf ich sie doch?«
»Wenn es sein muß!«
Felix legte die Schachtel auf den Küchentisch und begann das durchsichtige glänzende Papier abzureißen.
»Guten Abend, Evelyn«, sagte Heino Kammeritz.
»Guten Abend, Heino!« Ohne ihn anzusehen, nahm sie das Tablett und trug die Speisen in das Eßzimmer hinüber.
Er folgte ihr. »Und dich interessiert es gar nicht, was ich dir mitgebracht habe?«
»Nicht besonders.«
»Schade, dann muß ich es wohl behalten.«
Evelyn hatte das Tablett abgesetzt und stellte die Schüsseln auf den gedeckten Tisch. »Sei nicht albern, Heino, schließlich bin ich kein Kind mehr.«
»Bei Gott, du hast recht!«
Sie sah ihn an. »Soll das eine Anspielung auf mein Alter sein?«
Er lachte und wollte sie an sich ziehen. »Sei doch nicht so empfindlich, mein Elfchen, du weißt doch selber am besten, wie jung und schön du bist!«
Sie konnte ein geschmeicheltes Lächeln nicht verbergen, aber sie entzog sich trotzdem rasch seiner Umarmung. »Was ist es denn? Gib her! Meinst du, ich merke nicht, daß du da etwas hinter deinem Rücken versteckt hältst?«
Heino Kammeritz zog die linke Hand hinter dem Rücken hervor, und tatsächlich hielt er ein in Seidenpapier eingewikkeltes Päckchen darin. Sie nahm es ihm ab und öffnete es. Ein sehr geschmackvolles großes Tuch aus reiner Seide kam zum Vorschein. Sie strich mit der Hand darüber, ohne ein Wort zu sagen.
»Gefällt es dir nicht?«
»Es ist ganz schön.«
»Aber?«
»Du weißt doch genau, wie sehr ich mir schon seit langem eine Bluse aus echter Schweizer Spitze wünsche!«
»Sollst du auch bekommen, Elfchen, zu deinem Geburtstag!«
»Im Mai?«
»Warum nicht? Der Sommer ist doch gerade die richtige Jahreszeit für eine Spitzenbluse, nicht wahr?«
Sie packte das Tuch zusammen und legte es achtlos auf das Büfett. »Es ist immer dasselbe.«
»Willst du damit behaupten, daß ich dir jedesmal ein Seidentuch mitbringe?«
»Du weißt ganz genau, was ich meine, aber es hat keinen Sinn, darüber zu reden. Felix, komm, das Essen steht auf dem Tisch!«
»Es tut mir leid, Evelyn, aber wir können uns im Augenblick keine Extraausgaben erlauben. Wenn du so kostspielige Wünsche hast, dann hättest du besser daran getan, das Geld für die Rechtsanwälte zu sparen!«
»Was wird das schon kosten!«
»Zwölf- bis dreizehnhundert Mark mindestens … rausgeworfenes Geld!«
»Das ist deine Ansicht! Es wäre nicht rausgeworfen gewesen, wenn du nicht solche Schwierigkeiten gemacht hättest!«
»Du meinst also im Ernst, ich hätte in die Scheidung einwilligen sollen?«
»Natürlich, warum nicht?«
»Weil ich keinen Grund sehe, mich scheiden zu lassen!«
»Du hast recht, ich bin dir immer eine gute Frau gewesen!«
»Aber ich habe versagt, wolltest du wohl sagen?«
»Das weißt du selber am besten!«
»Hör mal zu, Evelyn, du hast ja heute vormittag erlebt, daß das Gericht nicht deiner Meinung ist.«
»Wenn der Richter eine Frau gewesen wäre …«
»Du lieber Himmel! Willst du etwa behaupten, daß du auf diese fadenscheinigen Anklagen und Beschuldigungen hin hättest geschieden werden müssen?«
»Natürlich! Aber ein Mann kann sich ja nicht vorstellen, was für ein Martyrium…«
»Ich bitte dich, Evelyn, ich bin gekommen, um mich mit dir zu versöhnen, und du …«
»Du machst dir die Dinge mal wieder sehr bequem!«
»Darf ich nicht doch jetzt schon ein Stück Schokolade essen?« fragte Felix, der, die geöffnete Schachtel vor sich hertragend, ins Eßzimmer gekommen war.
Heino Kammeritz verlor die Nerven. »Nein, das darfst du nicht!« sagte er etwas zu laut.
»Setz dich, mein armes Kind. Vati ist wieder einmal schlechter Laune!«
»Ich bitte dich, Evelyn, wie kannst du dem Jungen so etwas sagen?«
Das Essen verlief ziemlich schweigsam.
»Ich muß schon sagen, Evelyn«, versuchte Heino es noch einmal, als er sich einigermaßen beruhigt hatte, »es schmeckt wieder einmal ausgezeichnet!«
»Ich weiß, meine Fähigkeiten als Köchin hast du immer zu schätzen gewußt.«
»Darf ich jetzt ein Stück Schokolade haben?« fragte Felix, kaum daß er seinen Teller geleert hatte.
»Ja, mein Sohn, nimm die Schachtel und geh auf dein Zimmer!«
»Muß ich schon ins Bett gehen?«
»Sei lieb, Felix, wasch dich, zieh dich aus und leg dich ins Bett!« bat Evelyn. »Ich sage dir nachher noch gute Nacht!«
»Vati auch?«
»Ja, Vati auch«, versprach Heino Kammeritz.
Felix schob ab.
Evelyn wollte aufstehen, aber Heino Kammeritz hielt sie zurück. »Bitte, Evelyn, ich glaube, wir müssen uns doch einmal gründlich aussprechen!«
»Aussprechen!? Was soll das für einen Sinn haben?«
»Siehst du denn nicht, daß es so nicht weitergehen kann?«
»Natürlich sehe ich das, deshalb habe ich ja die Scheidung eingereicht!«
»Es gäbe ja noch eine andere Möglichkeit als die Scheidung!«
»Und welche?«
»Daß wir noch einmal ehrlich versuchen, von vom anzufangen. Ich muß dir sagen, Evelyn …«
»Jetzt nicht! Du weißt, da ich mir kein Mädchen leisten kann, bin ich gezwungen, die Küche selber in Ordnung zu bringen.«
»Gut, ich werde warten.«
Judith Weinberger hatte nicht den Mut gefunden, Eduard vom Büro abzuholen und eine Aussprache zu erzwingen.
Als sie fertig angezogen war, um das Haus zu verlassen, hatte sie sich mit einemmal so elend gefühlt, daß sie glaubte, nicht einen Schritt weit gehen zu können. Die Beine versagten ihr.
Was sollte sie Eduard sagen? Was sollte sie ihn fragen? Und wenn sie ihm die ganze Wahrheit sagte, das, was sie wußte, und wie es in ihr aussah – was konnte das helfen? Evelyn hatte recht, wahrscheinlich würde er ihr einen Haufen Lügen auftischen, und sie mußte sich damit abspeisen lassen. Diese Aussicht war schlimm genug. Weit schlimmer aber noch war die Möglichkeit, daß er ihr einfach sagte – ja, ich liebe diese Frau, ich liebe sie mehr als dich, und ich möchte nicht mehr mit dir zusammen leben. Was dann?
Mutlos und erschöpft vom vielen Weinen blieb Judith lange Zeit auf dem kleinen Sessel in der Diele sitzen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, unfähig, etwas zu tun.
Erst als die Kinder nach Hause kamen, raffte sie sich zusammen und versuchte ihr Elend zu verbergen.
Das Abendbrot verlief sehr still.
Judith konnte nur mit Mühe ihre Haltung bewahren.
»Ich bitte dich, Esther, und auch dich, Ben … ich bitte euch von ganzem Herzen, stellt keine Fragen, seid artig und seht zu, daß ihr ins Bett kommt… ich bitte euch, seid artig und seht zu, daß ihr ins Bett kommt… ich bitte euch«, sagte sie, kaum, daß die Teller geleert waren.
Esther und Benjamin zeigten sich vernünftiger, als zu erwarten war. Nach einem herzlichen Gute-Nacht-Kuß zogen sie sich zurück, und nur an den Blicken, die sie rasch miteinander wechselten, war abzulesen, daß sie wohl spürten, daß etwas im Gange war.
Als der Abendbrottisch abgeräumt, die Küche in Ordnung gebracht war und die Kinder in ihre Zimmer gegangen waren, fiel die Stille der Wohnung wie eine Zentnerlast auf Judith. Sie war es seit langem gewohnt, abends allein zu sein, aber diese Einsamkeit hatte sie nie betrübt. Sie hatte Wäsche geflickt, mit den Kindern ferngesehen, Radio gehört, manchmal auch gebügelt oder ein Buch gelesen, und sie war dabei von guten und frohen Gedanken erfüllt gewesen. Sie hatte mit Mitleid an Eduard gedacht, von dem sie glaubte, daß er noch zu dieser späten Stunde über seine Kontobücher gebeugt saß, und jedesmal hatte sie ihn voll Freude empfangen, wenn er endlich nach Hause gekommen war.
Plötzlich war alles anders geworden. Die Stille der Wohnung war mit einemmal unerträglich, und wenn sie an Eduard dachte, kamen ihr die Tränen in die Augen. Sie fühlte sich belogen und betrogen und verlassen. Ihr ganzes Leben schien ihr verfehlt und sinnlos. Wie hatte Eduard ihr das antun können? Wie konnte ein Mann zu so etwas fähig sein? Er hatte ihr Vertrauen, ihre Liebe mißbraucht, er hatte nicht nur sie, er hatte auch seine Kinder im Stich gelassen.