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Die schweren Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis werden von der Schulmedizin oft mit massiven Mitteln bekämpft - nicht immer zum Wohl der Patienten. Dabei lassen sich beide Erkrankungen mit einer sanften ganzheitlichen Therapie gut und effektiv behandeln, in vielen Fällen sind sie sogar heilbar. Dr. med. Berndt Rieger informiert umfassend über die Krankheitsbilder und -verläufe und erklärt, welche Rolle die Psyche spielt. Neben schulmedizinischen Behandlungsoptionen stellt er eine energetisierende Therapie vor, in der die herkömmlichen Ansätze erfolgreich mit Homöopathie, Schüssler-Salzen und Phytotherapie kombiniert werden. Mit wertvollen Tipps zur Eigenbehandlung.
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Seitenzahl: 186
Inhalt
Einleitung
Die Schilddrüse
Autoimmunerkrankungen
Der Morbus Basedow
TRAK
Beschwerden bei Schilddrüsenüberfunktion
Die endokrine Orbitopathie (EO)
Die »Struma«
MAK und TAK
Normwerte der Schilddrüse
Die Schilddrüsenoperation
Sparsamste Jodzufuhr
Röntgenkontrastmitteluntersuchungen
Die Radiojodtherapie
Der Klang der Stimme
Schilddrüsenblocker
Betablocker
Behandlung der endokrinen Orbitopathie
Krankheitsursachen und -auslöser
Naturheilkundliche Therapien
Kälteanwendungen
Jod in Nahrungsmitteln vermeiden
Biologische Schilddrüsenblocker
Nahrungsergänzungsmittel
Heilpflanzen zur Erdung
Schüßler-Salze
Homöopathie
Die Hashimoto-Thyreoiditis
Eine Einführung
Mögliche Krankheitsursachen und -auslöser
Seelische Ursachen
Frühsymptome, Spätsymptome
Das Labor
Die T3- und T4-Prozentrechnung
Die Bedeutung von TSH
Die Schilddrüsenhormonsubstitution
Schilddrüsenhormontabletten
Maßvolle Jodzufuhr
Regulationsstarre der Schilddrüse – Hashimoto-Typ 1 und 2?
Nahrung und Phytotherapie
»Luftige« Heilpflanzen
Eisenmangel: Ursache und Therapie
Naturheilkundliche Therapien
Blockade des Hals-Chakra lösen
Schüßler-Salze
Homöopathie
Hashimoto, Krebs und Selen
Nachwort
Der Morbus Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis sind beide Autoimmunerkrankungen, die – wenn auch in unterschiedlichem Maß – die Betroffenen stark beeinträchtigen können. Beim Basedow steht meist die Schilddrüsenüberfunktion im Vordergrund, die den Menschen mit Herzrasen, Blutdruckentgleisungen, Ängsten und Gewichtsverlust in die Knie zwingt. Die Hashimoto kann mit scheinbar milderen Beschwerden einhergehen, aber letztendlich auch dazu führen, dass sich die Schilddrüse auflöst und ihre Funktion lebenslang mit einer Tablette L-Thyroxin ersetzt werden muss. Diese Aussicht ist gravierend genug, dass die Schulmedizin mit drastischen Mitteln dagegen vorgeht. Das ist nicht immer gut, denn in vielen Fällen führt es eher zu einer Verschlechterung der Krankheit. Die Behandlung mit Pharmazeutika, Strahlentherapien oder Operationen kann nur in sehr seltenen Fällen eine Heilung bewirken. Die bei der Diagnose einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse genannten drastischen Folgen werden dann häufig zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Ganz anders und viel positiver sieht die Sache aus, wenn man sich der Autoimmunkrankheit der Schilddrüse mit sanften, energetischen Arzneien nähert. Das ist im Anfangsstadium nicht immer möglich, da gerade beim Morbus Basedow eine Überfunktion dermaßen massiv sein kann, dass man vorübergehend Pharmazeutika einsetzen muss, um eine rasche Beruhigung zu erzielen. Man kann die Situation mit der eines Kindes vergleichen, das vor Aufregung und Überforderung laut schreit und dabei gar nicht hören kann, was man ihm sagt. Erst wenn man seine Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist es für Worte zugänglich. Ganz ähnlich sieht es aus bei einer Krankheit mit erheblicher Eigendynamik, die schubhaft in krisenhafte Zustände lenkt. Sie muss erst für die Heilung »aufgeweckt« werden, um auf sanfte Medizin überhaupt ansprechen zu können. Und es muss auch der Krankheit bewusst gemacht werden, dass man Mittel verschiedener Wirkintensitäten für die Behandlung zur Verfügung hat. Erst wenn man kräftig und entschieden gegen sie vorgegangen ist, neigt sie dazu, »einzulenken« und für die Heilung empfänglich zu werden. Das soll nicht heißen, dass man Hashimoto und Basedow nicht schon im Ansatz homöopathisch behandeln kann. Tatsächlich gibt es auch im Krankheitsschub häufig eine Situation, wo gut ausgewählte naturheilkundliche Mittel eine sofortige Heilreaktion einleiten können. Denn die Ursache der Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse ist – meiner Einschätzung nach und zumindest in allen mir bekannten Fällen – eine seelische Verknotung, ein psychosomatisches Leiden, das durch sanfte und rücksichtsvolle Arzneien meist viel leichter und nachhaltiger aufgelöst werden kann als durch traumatisierende Eingriffe.
Über 90 Prozent der an Hashimoto oder Basedow Erkrankten sind Frauen. Warum ist das so? Weil die Schilddrüse das Organ der Leistung in Verbindung mit Emotionalität ist, einer der Hauptsitze der emotionalen Intelligenz des Menschen. Hier können Krankheiten immer dann entstehen, wenn einem der Kopf etwas anderes sagt als das Herz. Wenn sich Gefühle anstauen, zum Beispiel weil man Leistung erbringen muss und es eigentlich nicht mehr will. Die Schilddrüse ist ein Organ, das uns durch erhöhte Aktivität hilft, im Leben mehr und Stärkeres zu leisten. Und die Schilddrüse ist auch die Hormondrüse, die hierarchisch über allen anderen Hormondrüsen steht und diese in ihrer Funktion auch regulieren kann, indem sie ihre Aktivität mal steigert oder drosselt und uns dadurch emotionaler oder weniger emotional macht. Mal sinnlicher, mal weniger sinnlich. Sie schafft auch die Grundbedingungen dafür, als Mensch überhaupt funktionieren zu können. Wenn sie das tut, fühlen wir uns jung und dynamisch, oder um in der Sprache der alten Medizin zu sprechen: Wir sind »luftig«, also warm und feucht. Hormone sind aber nicht nur dazu da, unseren Körper wärmer und feuchter zu machen. Sie rufen unsere Lust am Leben hervor, machen uns zu fühlenden Wesen. Die Schilddrüse ist auch dafür verantwortlich, dass wir »als Frau« reagieren und uns als »Frau« (oder Mann) empfinden können. Als schönes, sinnliches Wesen, aber auch als Mutter. Für viele Frauen bietet vor allem die Rolle als Mutter einen Ankerpunkt in der Familie und im Leben. Wenn sie diese Rolle konfliktfrei einnehmen können, wird auch die Schilddrüse normal funktionieren. Ist diese Möglichkeit gestört – beispielsweise, weil einem die eigene Mutter oder Schwiegermutter die Erfüllung dieser Rolle erschwert –, kann es zu dieser Selbstentfremdung kommen, die wir mit den Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse verbinden. So wie man sich emotional fremd wird, verwandelt sich auch die Schilddrüse in einen Fremdkörper und wird vom eigenen Immunsystem angegriffen. Beim Basedow entsteht so eine Überaktivität.
Wir bewegen uns schneller und intensiver, um uns so schneller und intensiver zu erfahren und in die eigene Mitte zu kommen. Diese »Strategie« der Krankheit geht nur selten auf, eher verlieren wir uns in der Krankheit. Bei der Hashimoto stellt die Entzündung der Schilddrüse das Gefühl der Unterlegenheit und des Nicht-angekommen-Seins organisch dar. So, wie die Leistung der Schilddrüse zurückgeht, gehen auch die Anstrengungen der betroffenen Frauen zurück, ihre sinnliche Wesenhaftigkeit und Rolle als Frau und/oder Mutter zu entfalten. Ein wichtiger Störfaktor ist hier nicht zuletzt die feste Vorstellung in unserer westlichen Welt, wo die Frau entweder in die Rolle des Heimchens am Herd oder in die der kalten Karrierefrau gepresst wird. Sehr häufig sind Hashimoto-Kranke Frauen in der Mitte des Lebens, die lange in ihrem Beruf gearbeitet und dabei die Familiengründung versäumt haben. Während die »biologische Uhr« immer lauter tickt und die Stimmen der Mediziner immer bedrohlicher von Missbildungen raunen, stellt dann die Krankheit eine Form des Kompromisses dar. Dadurch dass die Hashimoto die Schilddrüse lahmlegt und damit auch die Fruchtbarkeit der Frau zurückgeht, kommt sie gar nicht erst in die Lage, ein Kind empfangen zu können, das ihre Karriere behindern könnte. Und damit bleibt ihr auch die Diskussion über ihre Rolle in der Gesellschaft erspart.
Eine »Schilddrüsenpflege« mit sanften Arzneien ist bei Autoimmunerkrankungen nötig – selbst wenn gerade kein Krankheitsschub vorliegt. Ist die Funktion der Schilddrüse gestört, verlieren wir unsere »Schwingungsfähigkeit« und unsere »Wärme«. Eine Schilddrüse, die ihre Aufgaben nicht mehr bewältigen kann und überdreht oder sich entzündet, macht uns als Menschen härter und selbstsüchtiger oder stumpf und teilnahmslos. Es bedeutet für Schilddrüsenkranke eine große Anstrengung, ihr Leben trotzdem zu führen und dabei warme und intensive Kontakte mit ihren Mitmenschen zu unterhalten. Wer eine Hashimoto oder Basedow erlebt hat, weiß, dass bei dieser Krankheit nicht nur die Schilddrüse Unterstützung braucht, sondern der ganze Mensch lechzt nach Hilfe. Diese kann aber nicht darin bestehen, die Schilddrüse medizinisch zu »entmündigen«, indem man einfach Schilddrüsenhormontabletten schluckt, die ihre Funktion ersetzen sollen. Oder indem wir die Schilddrüse in ihrer Arbeit auch noch durch Schilddrüsenblocker behindern und damit medikamentös die Gefühlswelt des Menschen dämpfen. Diese Verhältnisse erklären, warum eine »wissenschaftlich«-nüchterne Betrachtung der Schilddrüse und ihrer Störungen nur begrenzt alltagstauglich ist. Denn ihre logische Konsequenz ist es, uns medikamentös in Automaten zu verwandeln. Die medizinische Lösung muss ganz im Gegenteil darin bestehen, unsere Arzneien der Empfindlichkeit der Schilddrüse anzupassen. Wir haben es hier mit einem Organ zu tun, das mehr als die meisten anderen direkt von unserer Seele regiert und mit Arzneien für die Seele am effektivsten erreicht wird. Dazu gehören vor allem die energetischen, sanften Heilmittel: Homöopathie, Schüßler-Salze, Bachblüten und die Pflanzenaromen.
In diesem Buch soll alles dargestellt werden, was über die beiden Krankheitsbilder zu sagen ist, welche schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten bestehen und welche Wege der ganzheitlichen Behandlung es geben könnte. Diese Behandlung wird mit einfachen Allgemeinmaßnahmen und einem Grundbehandlungsschema beginnen und bis hin zu den feinsten Verästelungen der Homöopathie reichen, um Ihnen eine individuelle und umfassende Eigenbehandlung zu ermöglichen.
Man nennt sie wegen ihrer Form auch die »Schmetterlingsdrüse« und dieser Name passt auch zu der Empfindung, die sie uns verleihen kann. Wenn die Schilddrüse gut funktioniert, werden wir leicht und flatterhaft. Wir können mit ihrer Hilfe alle unsere Anlagen entfalten. Wir »leben« – sind beweglich und leicht. Die schöne Zeit nach der Bewegungsarmut und Schwere der Säuglingszeit erlaubt uns, das Stehen und Gehen und Laufen zu erfahren. Eine Zeit, in der wir lebhaft, fast schwerelos und lustig sind, ein Kind geworden im wahrsten Sinne des Wortes, unbeschwert, neugierig, offen für die Welt. Diesen Zustand haben wir der Schilddrüse zu verdanken, denn sie ist es, die während der Säuglingszeit unermüdlich Jod verstoffwechselt, es an Aminosäuren gebunden hat. Damit ist dieses Alkalimetall der Meere für den Körper verständlich geworden. Jod ist langsam und unermüdlich in jede Pore unseres Körpers eingedrungen und hat die Körperzellen stimuliert und aktiviert. Das ist es letztendlich, was uns als Menschen unsere intellektuellen Gaben beschert und unsere stürmischen Gefühle und die Beweglichkeit in unseren Gliedern hervorgerufen hat, die man Lebenslust nennt.
Die Schilddrüse ist ein ziemlich schlaues Organ. Wenn wir den Körper mit Unmengen von Jod überschwemmen, bremst sie ihre Hormonproduktion, weil sie diese Fülle als Gefahr erkennt. Wenn wir aber durch karge Zeiten gehen und nur sehr wenig Jod aufnehmen, verwendet sie diese Spuren immer klüger, wird immer sparsamer in ihren Produktionsabläufen, um auch noch das kleinste Jodatom für den Körper nutzbar zu machen. Bei lange anhaltenden Jodmangelzuständen vergrößert sie sich deshalb auch. Sie baut neue, sozusagen noch bessere Fabriken in der Hoffnung, damit ausreichend Hormone produzieren zu können. Das Ergebnis: Wir bekommen einen Kropf, eine Struma, eine sichtbare Vergrößerung der Schilddrüse als Vorwölbung am Hals. All das sind Mechanismen, die von den Körperdrüsen sonst in Ansätzen nur die Leber kennt, die Königin des Stoffwechsel. So smart wie die Schilddrüse ist sonst keine Drüse im Körper. Die Schilddrüse zeigt in Notsituationen richtig Eigeninitiative und gibt anderen Hormondrüsen des Körpers Anweisungen. Hier hat die Schilddrüse sozusagen den Status einer selbstständigen kleinen Spezialisteneinheit, deren Anweisungen von Hoden oder Eierstöcken, Gebärmutter und Prostata und von der Brustdrüse auch befolgt werden. Diese Drüsen können nämlich nur dann funktionieren, wenn die Schilddrüse mit ihrem Hormon eine Grundfeuchtigkeit und Wärme im Körper bildet, ein Humus, auf dem Geschlechtshormone überhaupt erst gedeihen können. Lässt die Schilddrüse mit ihrer Aktivität nach, geraten Mann wie Frau in einen Zustand, den man Klimakterium nennt. Sie werden alt vor dem Alter, mit allen Erscheinungen, die wir mit dem Alter assoziieren. Wir sehen alt aus und wir fühlen uns alt – weil unsere Schilddrüse nicht funktioniert.
Die Schilddrüse zeigt ihre Intelligenz auch in ihrer Fähigkeit, mit dem Gehirn und dem übrigen Körper im ständigen Austausch zu stehen. Das Gehirn kann mit einem Botenstoff, dem TSH, der Schilddrüse die klare Botschaft übermitteln, entweder mehr oder weniger Hormone zu produzieren, und das ganz fein abgestimmt von Minute zu Minute durch alle Biorhythmen des Tages und der Nacht und der Jahreszeiten hindurch. Der Körper hat feine Messfühler, mit denen er wahrnehmen kann, ob genug Jod in die Zellen gelangt. Er kann es dem Gehirn mitteilen, das es wiederum der Schilddrüse übermittelt. Aber darüber hinausgehend kann das Gehirn durch eine Erhöhung von TSH die Schilddrüse anweisen, die Hormonproduktion z. B. bei einer Überhitzung des Körpers durch Aktivität oder aufgrund klimatischer Bedingungen runterzufahren; oder wenn eine Panikattacke die Angst- und Stresshormone aktiviert hat, mit ähnlichen Symptomen wie bei einer Schilddrüsenüberfunktion: Herzklopfen, hoher Blutdruck, Schwitzen, Angst. Hier ist die Schilddrüse so intelligent, ihre eigene Produktion zu mindern und damit eine beruhigende Wirkung auszulösen, selbst wenn sie genau »weiß«, dass durch diese Störung und die Reaktion darauf auch die Jodversorgung der Zellen nicht mehr optimal sein wird.
Vielleicht die wichtigste Funktion der Schilddrüse ist es, uns überhaupt erst zu Individuen zu machen. Bei einer kranken Schilddrüse sind wir nicht die Menschen, die wir »eigentlich« sind, weil nicht nur die übrigen Körperzellen schlecht versorgt sind, sondern eben auch die Nervenzellen des Körpers, die unser Denken und Fühlen hervorrufen. Davon gibt es grob gesagt zwei Grundtypen: Die Nervenzellen des Gehirns sind für unsere intellektuellen Fähigkeiten zuständig und die Nervenzellen im Bauch für unsere Gefühle. Unsere Instinkte, unsere Emotionen, unsere Ahnungen hängen an diesem »Bauchhirn«, das ebenfalls in seinen Zellen eine gute Jodversorgung benötigt. Dieses Bauchhirn produziert auch selbst Hormone – Serotonin beispielsweise oder auch Dopamin. »Glückshormone« nennt man sie beide, weil sie gebraucht werden, um das Grundgefühl der Zufriedenheit hervorzurufen, das wir zum Leben brauchen. Ohne die Schilddrüse liegen diese Zellen brach, die Hormonproduktion versiegt. Aber auch die Hirnzellen sind überaus stark von einer gut funktionierenden Schilddrüse abhängig. Wenn diese nicht dafür sorgt, dass der Hirnstoffwechsel funktioniert, erscheinen wir dümmer und fauler, als wir eigentlich sind. Man muss einmal erlebt haben, was die Gabe von L-Thyroxin bei Menschen auch intellektuell und gefühlsmäßig bewirken kann, wenn es ihnen längere Zeit an Schilddrüsenhormon gemangelt hat. Wo vorher Gleichgültigkeit und Depression regiert haben, gerät nun der Mensch wieder in Bewegung, wacht auf und entfaltet sich. Der Mensch, der zum Vorschein kommt, ist der eigentliche Mensch, er kann jetzt das zeigen, was in ihm gesteckt hat. Er konnte es nur entfalten durch eine gut funktionierende Schilddrüse, die genau die nötige, fein abgestimmte Dosis an Hormon zu verabreichen in der Lage ist.
Diese einleitenden Worte sollen auch klarmachen, wie unnötig und gefährlich viele der zahlreichen Schilddrüsenoperationen sind. Dem Körper dabei Gewalt anzutun und ihm eines seiner wichtigsten Organe zu rauben ist schrecklich genug und die dabei entstehende Narbe auch kein kleines Problem unter energetischen Gesichtspunkten, von denen wir hier gar nicht reden wollen. Das wahre Drama der Operation liegt jedoch im Danach. Denn nur wenige Menschen bekommen nach einer OP ungefähr die Schilddrüsenhormonmenge über ihre L-Thyroxin-Tablette, die sie belastungs- und biorhythmusabhängig brauchen würden. Das Resultat davon: Sie leben nur ein halbes Leben. Deswegen gehört es zu einer der wichtigsten Aufgaben des Arztes, eine Operation mit allen Mitteln zu verhindern, soweit kein schwerwiegender Grund dafür besteht. Sicherlich waren die ärztlichen Kollegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gut beraten, Jodmangelkröpfe zu operieren, die so schwerwiegend waren, dass sie den Betroffenen die Luft zum Atmen raubten. Doch solche riesigen Kröpfe (Strumen) gibt es heute gar nicht mehr. Sicherlich ist es auch sinnvoll, bei Schilddrüsenkrebs zumindest jenen Teil der Schilddrüse operativ zu entfernen, in dem der Tumor sitzt. Ob gleich das gesamte Organ daran glauben muss, wie das bei einer »Strumektomie« der Fall ist, müsste eigentlich auch diskutiert werden. Diese Fälle kommen aber sehr selten vor. Das Häufigste sind Schilddrüsen-OPs, die überhaupt nicht notwendig gewesen wären. Zumindest, wenn man daran glaubt, dass man Schilddrüsenknoten auch ohne OP oder Bestrahlung behandeln kann – was leider nicht viele Ärzte tun. Es fällt vielen schon schwer, Schilddrüsenknoten einfach zu akzeptieren und zu beobachten. Und es gibt noch weniger, die einen Knoten beobachten, ohne gleich nebenbei L-Thyroxin zu verordnen – egal wie fragwürdig diese Gabe sein mag. Nach meiner Erfahrung gibt es nur sehr wenige Knoten, deren Wachstum dadurch zum Stillstand gekommen ist. Aber solche medizinischen Erwägungen werden ja auch immer seltener. Wer Schilddrüsen operieren will, macht sich nicht unbedingt Gedanken, was die Sache für den Betroffenen bringt und ob sich die Mühsal des Eingriffs überhaupt lohnt. Meistens wird heute aus nicht medizinischen Gründen operiert. Beispielsweise, weil so eine Operation einem Krankenhaus dabei helfen kann, Personal zu bezahlen. Oder weil ein Bürokratismus eine bestimmte Anzahl von Operationen im Jahr von einem Chirurgen oder einer Krankenanstalt fordert, damit die Genehmigung für diese Eingriffe auch fürs nächste Jahr erteilt wird. Oder es ist ein Investor, der einen Chefarzt dazu zwingt, soundso oft im Jahr Schilddrüsen zu operieren, weil diese Art von Eingriff kostentechnisch günstig und risikoarm ist. Wir sprechen hier also von Operationen, die mit Ihnen und Ihrer individuellen Krankheit überhaupt nichts zu tun haben. Diese sollten auf jeden Fall verhindert werden. Und die Drohgebärden von Ärzten, die ihren Klienten Schilddrüsenoperationen damit aufdrängen wollen, sollten aufhören. Die in diesem Zusammenhang häufig gemachte Aussage, dass Knoten ja womöglich zum Krebs »entarten« könnten, ist schlichtweg falsch. Knoten bleiben in der Regel das, was sie von Anfang an waren, nämlich entweder gutartig oder bösartig. Man könnte heute wahrscheinlich über 90 Prozent aller PatientInnen, die operiert werden sollen, mit anderen sanften Heilmethoden weit effektiver und unter Erhaltung der Schilddrüse behandeln. Denn die Schilddrüse ist ja ein überaus kluges und feinfühliges Organ, das auf wohlbedachte und abgemessene therapeutische Reize durchaus zu reagieren weiß. Wie oft ist es mir gelungen, durch ein paar Kügelchen einer homöopathischen Arznei Schilddrüsenknoten zum Schrumpfen zu bringen! Wie oft sind diese von selbst verschwunden, weil ein großer seelischer Konflikt, eine innerliche »Verknotung«, durch irgendwelche Umstände behoben wurde! Heilungen stehen gerade bei der Schilddrüse in der naturheilkundlichen Praxis an der Tagesordnung. Denn die Schilddrüse ist nicht nur das Organ, das unsere innerliche Entfaltung bewirkt, sondern auch eines, das selbst durchaus bereit ist, in Richtung einer Heilung zu »arbeiten«. Dafür braucht die Schilddrüse wenig mehr als eine ausreichende Versorgung mit Jod in der Nahrung und im Krankheitsfall eine gute Schilddrüsenpflege mit Schüßler-Salzen, Bachblüten, Homöopathie, Heilpflanzen und Temperaturanwendungen. Das sind alles Heilreize, die als überaus sanft gelten dürfen und deshalb von einem so intelligenten Organ auch am besten verstanden werden können. Diese Reize sollten der Schilddrüse immer erst angeboten werden, bevor man überhaupt an chirurgische Eingriffe denkt.
Bevor wir gezielt auf Schilddrüsenerkrankungen eingehen, soll noch ein kurzer Blick auf Autoimmunerkrankungen geworfen werden. Wie das Wort schon sagt, scheint hier das Immunsystem des Körpers, statt feindliche Eindringlinge abzuwehren, die eigenen Organe anzugreifen, wobei beispielsweise im Fall des Morbus Hashimoto die ganze Schilddrüse aufgelöst wird, spurlos verschwindet … sodass man später gar nicht auf den Gedanken kommen könnte, dass hier einmal eine Schilddrüse war. Da ist schon die Frage erlaubt: Warum macht ein Körper das? Vor allem: Welche Gewebe und Organe des Körpers können denn dermaßen als Feinde definiert werden?
Es gibt heute 60 bekannte Autoimmunerkrankungen. Die Wissenschaft schreitet fort, wird immer genauer. Vielleicht erkennt man deshalb auch eher, was früher unter den Tisch gefallen ist. Trotzdem bleibt die These zulässig, dass es früher wohl keine oder nur sehr wenige dieser Erkrankungen gegeben hat. Autoimmunkrankheiten sind modern. Sie sind meiner Meinung nach Ausdruck unseres westlichen Lebensstils, bei dem sich einiges geändert hat. Früher gab es ein Urvertrauen in Gemeinschaften, enge Familienbande, Sippen, Religionsverbände, das so heute nicht mehr gegeben ist. Wir leben in einer Zeit, in der wir häufig von unserer Umgebung als Gegner erkannt werden – fast so wie Zellen in einem Organismus, in dem sie früher einfach dazugehört haben, nun aber von Immunzellen angegriffen werden. Meiner Meinung nach spiegeln Autoimmunerkrankungen nur ein Phänomen unserer westlichen Gesellschaft. Bei den Autoimmunerkrankungen betrifft dieses Phänomen vor allem die äußeren und inneren Oberflächen des Körpers, darüber hinausgehend aber auch die Leistungszentren wie die Leber, die Niere oder das Gehirn. Es ist meine therapeutische Erfahrung, dass man einen Menschen mit multipler Sklerose, bei der Gehirn- und Rückenmarkszellen von dieser Autoaggressivität befallen werden, mit Menschen vergleichen kann, die einen Lupus erythematodes oder ein Goodpasture-Syndrom haben, bei dem die Niere betroffen ist, und dass diese Menschen innerlich wiederum mit Patienten übereinstimmen, die an einem Morbus Basedow oder einer Hashimoto-Thyreoiditis leiden. In allen Fällen gibt es meiner Erfahrung nach eine Lebenssituation oder einen seelischen Kernkonflikt, bei dem Grenzüberschreitungen zur »Organüberforderung« führen. Selbstzweifel sind die Grundlage dieses Mechanismus, der Mensch wurde von außen dazu gezwungen, eigene Gefühle, Gedanken oder Handlungen grundsätzlich infrage zu stellen. Eigeninitiative zu rauben kann hier sehr gefährlich werden. Diese Art von Zwang hindert den Menschen daran, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seine Gesetze nach dem zu gestalten, was man selbst für gut und richtig erkennt. Das öffnet das Tor zu Krankheiten des Selbstzweifels.
Dass sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis die Schilddrüse mitunter auflöst, ist meinem Verständnis nach der Versuch des Immunsystems, auf einen Zwang, der von außen auf die Seele einwirkt, zu reagieren. Der Körper entfernt dann in großer Bereitwilligkeit jenes »Hindernis«, das er gegen diese Anmutungen noch bietet, einfach im vorauseilenden Gehorsam. Selbstzerstörung als Weg. Welcher Aggressor kann es sein, der die Hashimoto hervorruft? Es muss ein Zwang sein, der sich gegen die eigene Leistungsbereitschaft des Menschen wendet, gegen seine Individualität und die Anziehungskraft als Person. Eigentlich ein Zwang also, der einem die eigene Wesenhaftigkeit rauben möchte. Und die Therapie einer Hashimoto-Thyreoiditis wird dann zum Versuch, sich gegen diese Zumutung zu wenden und der Persönlichkeit des Patienten oder der Patientin wieder neu zum Durchbruch zu verhelfen.
Es hängt mit einer alten Erinnerung zusammen, dass wir den »Basedow«, wie wir ihn in diesem Buch kurz nennen wollen, so ernst nehmen und bei seiner Diagnose sofort in Panik die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Bekannt geworden ist diese Erkrankung in Deutschland spätestens im Jahr 1840, als der deutsche Arzt Carl Adolph von Basedow sie unter dem Begriff »Glotzaugenkachexie« zusammenfasste. Die Erkrankten waren Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion, deren Augen aus den Höhlen hervortraten und die extrem abmagerten, also »kachektisch« wurden und dann starben. Fünf Jahre vor Basedow hatte der Engländer Robert James Graves die Krankheit beschrieben, weshalb sie im englischen Sprachraum auch als Graves-Disease vorkommt. Aber es gibt noch zahlreiche andere Forscher, die sie mit ihrem Namen belegt haben, darunter Begbie, Flajani, Marsh oder Parry.