Hat unsere Liebe eine Chance? - Cathy Gillen Thacker - E-Book

Hat unsere Liebe eine Chance? E-Book

Cathy Gillen Thacker

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Beschreibung

Zuerst war von Liebe nicht die Rede. Doch nun schlägt Gillians Herz nur noch für ihren Mann, den attraktiven Anwalt Cisco Kidd. Und genau darum wird sie ihn verlassen! Gillian will nicht, dass sein Leben in Gefahr gerät! Denn sie befürchtet, dass ihr Exmann, der sie schon einmal bedroht hat, ihr auf der Spur ist ...

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IMPRESSUM

Hat unsere Liebe eine Chance? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1997 by Cathy Gillen Thacker Originaltitel: „Spur-of-the-Moment Marriage“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 229 - 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: M.R. Heinze

Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_Sergiy Serdyuk

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733777340

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Multimillionär Max McKendrick strich sich zufrieden über den weißen Schnurrbart. Sicher, der Plan, den er mit Cisco Kidds Hilfe durchgezogen hatte, war nicht perfekt gewesen. Andererseits hatte er durch die Vortäuschung seines Todes und ein recht exzentrisches Videoband, das seinen letzten Willen dokumentierte, seine drei Erben mit idealen Lebenspartnern vereinigt. Und jetzt feierten gemeinsam mit ihm und den Cowboys der „Silver-Spur-Ranch“ die fünfhundert einflussreichsten Leute im ganzen Westen die Dreifach-Hochzeit.

Zwei Dinge störten Max allerdings. Er rieb sich nachdenklich das Kinn, während er die fröhlich feiernden Gäste auf der festlich geschmückten Wiese betrachtete. Pearl Pendergraph, seine langjährige Freundin und Betreiberin des örtlichen Diners, nahm ihm ziemlich übel, dass er sie nicht in seine Pläne eingeweiht hatte. Und sein inoffizieller „Sohn“ Cisco Kidd war nach wie vor allein.

Pearl lenkte bestimmt wieder ein. Sie musste einfach, denn ein Leben ohne sie war für Max undenkbar. Und was seinen Schützling anging, den er vor Jahren in Butte von der Straße geholt und auf die Ranch in Montana gebracht hatte … nun, da rechnete er schon mit größeren Schwierigkeiten.

Max nahm einen Schluck Whisky und betrachtete den tüchtigen Anwalt, der im Gerichtssaal eine genauso gute Figur machte wie auf der Ranch. Cisco Kidd lebte schon viel zu lange als Junggeselle. Vielleicht wusste er es selbst nicht, aber er brauchte dringend eine Frau.

Vergnügt in sich hineinlächelnd, entschied Max, einen neuen Plan in die Tat umzusetzen. Er, Max, wusste nämlich ganz genau, welche Frau perfekt zu Cisco passte, auch wenn die Betroffenen selbst noch nicht die geringste Ahnung hatten.

„Meine Liebe, ich sage es nur ungern …“, raunte Pearl Gillian zu, „… aber du hast das Kleid hinten falsch geknöpft.“

„Ist nicht wahr!“, erwiderte Gillian Taylor verlegen, während Trace und Susannah McKendricks vier wilde Jungs sie im Vorbeiflitzen freundlich grüßten. Seit Jahren schon spielte sie Babysitter für Susannahs Söhne, wie auch letzte Nacht während eines heftigen Unwetters. Heute hatte sie den ganzen Tag für die Hilfskräfte gekocht, die die Schäden des Unwetters beseitigt hatten. Deshalb wäre sie zur Dreifach-Hochzeit beinahe zu spät gekommen, und auch jetzt, nach der Zeremonie, war sie noch außer Atem.

„Leider doch“, versicherte die Besitzerin des beliebtesten Diners von Fort Benton und bedeutete Gillian, sich umzudrehen.

Gillian gehorchte und stieß dabei fast eine Vase mit gelben Rosen vom Tisch. „Wie schlimm ist es denn?“

„Mal sehen.“ Pearl stellte ihr Sektglas ab und hob Gillians kastanienbraunes Haar an. „Du hast das dritte Knopfloch von oben ausgelassen, und von da nach unten sind es … das sind sechzehn oder siebzehn kleine Knöpfe.“

Und so war sie während der ganzen Zeremonie herumgelaufen! „Ich hätte mich nicht dermaßen schnell anziehen sollen“, meinte Gillian seufzend.

„Das macht doch nichts. Halt still, ich bringe es in Ordnung. Das haben wir gleich.“

„Danke, Pearl.“ Während Gillian mit der einen Hand das Haar zur Seite schob und in der anderen ein Sektglas hielt, spürte sie, wie sie beobachtet wurde. Das war wieder dieser Cisco Kidd! Sie musste von hier verschwinden, bevor er sie ansprach. Zum Glück schienen im Gegensatz zu ihr zahlreiche andere Hochzeitsgäste regelrecht versessen darauf zu sein, mit Cisco zu plaudern.

„Warum die Eile?“, erkundigte sich Pearl, während sie das Kleid richtig knöpfte.

„Du ahnst ja nicht, was für einen fürchterlichen Tag ich hinter mir habe“, entgegnete Gillian ungeduldig. Und sollte Max’ Anwalt sie doch noch erwischen, wurde der Abend bestimmt nicht besser. Sobald das Malheur mit den Knöpfen beseitigt war, wollte sie sich von den McKendricks verabschieden und verschwinden, um bloß ja nicht mit Cisco Kidd sprechen zu müssen.

Zugegeben, er sah gut aus. Heute Abend trug er einen Anzug im Western-Stil mit Schleife und dazu den für ihn typischen hellen Stetson und Cowboystiefel. Über eins achtzig groß und mit breiten Schultern und schmalen Hüften ausgestattet, war der Anwalt geradezu sagenhaft attraktiv. Trotzdem vertraute Gillian ihm nicht. Erstens wirkte allein schon der Name, als hätte Cisco ihn sich ausgedacht, und zweitens war der Kerl viel zu neugierig. Darüber hinaus sollte er eine ähnlich geheimnisvolle Vergangenheit haben wie sie selbst.

Nein, Cisco war eindeutig kein Mann, mit dem Gillian etwas zu tun haben wollte.

„Meine Liebe, dein Tag kann gar nicht schlimmer gewesen sein als meiner“, bemerkte Pearl seufzend.

Ja, Pearl hatte allen Grund, sich zu beklagen. Fast eine Woche lang hatte sie wie alle anderen geglaubt, der exzentrische Rancher und Millionär Max McKendrick wäre tot. Der Mann, den sie schon so lange liebte! Auch seine Nichte und seine beiden Neffen waren völlig verzweifelt gewesen. Nur Max’ Anwalt Cisco Kidd hatte gewusst, dass der Rancher noch lebte.

Gillian seufzte erleichtert, als Cisco plötzlich die Richtung wechselte und sich von ihr entfernte. „Wenigstens haben wir beide es zur Hochzeit geschafft“, bemerkte sie erleichtert und freute sich aufrichtig über die drei Paare – Cody und Callie, Josh und Patience sowie Susannah und Trace.

Pearl seufzte. „Das war sehr romantisch, nicht wahr?“

„Das war es“, bestätigte Gillian. Sogar sie sehnte sich jetzt nach einem Mann, den sie für immer lieben konnte. Unvermittelt tauchte Cisco wieder auf und kam direkt auf sie zu. „Das reicht schon mit den Knöpfen“, sagte sie hastig.

„Ach was, nein.“ Pearl ließ das Kleid nicht los. „Ich bin aber fast fertig.“

„Vielen Dank.“ Gillian wich zur Seite und stolperte prompt über das Bein eines Klappstuhls. „Ich muss jetzt wirklich gehen.“

„Tatsächlich?“, fragte Cisco, der plötzlich direkt vor ihr stand. „Meinetwegen müssen Sie nicht mit einem nur halb geschlossenen Kleid herumlaufen.“

„Keine Sorge, das hat nichts mit Ihnen zu tun“, erwiderte Gillian verlegen.

„Gut.“ Cisco ließ den Blick anerkennend über das lange Chiffonkleid mit Spitzenkragen wandern. „Schließlich möchte ich nicht, dass Sie sich erkälten.“

„Bei dieser Junihitze besteht wohl keine Gefahr“, versetzte Gillian abweisend.

„Aber wenn die Sonne untergeht, könnten Sie etwas brauchen.“

Oder jemanden? Gillian entging nicht, wie interessiert er sie musterte.

„Etwas, das Sie wärmt“, fügte Cisco hinzu.

Ungebetene erotische Fantasien schlichen sich in ihre Gedanken, und sie hätte schwören können, dass sie rot wurde. „Danke, ich komme zurecht. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen …“

„Wissen Sie, Ms. Gillian, man könnte beinahe glauben, dass Sie mir ausweichen.“

Sie schenkte ihm ihr reizendstes Lächeln. „Ich verstehe gar nicht, wie Sie auf so einen Gedanken kommen.“

„Wer weiß?“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht hat es damit zu tun, dass Sie meine Anrufe nie erwidern und sofort verschwinden, wenn Sie mich irgendwo sehen.“

Das war ihm also nicht entgangen. Wie unangenehm! „Ich habe immer viel zu tun“, schwindelte sie.

„Hm.“ Cisco betrachtete sie so eingehend, als würde er ihre geheimsten Probleme erraten. „Wissen Sie, früher oder später werden Sie ja doch alles gestehen“, scherzte er. „Sie können mir also genauso gut jetzt gleich verraten, wovor Sie Angst haben. Bei meinen Fähigkeiten kann ich Ihnen bestimmt aus der Klemme helfen, in der Sie vermutlich stecken.“

Das wäre nur allzu schön gewesen. Aus Erfahrung wusste Gillian jedoch, dass sie einfach vergessen musste. Etwas anderes blieb ihr nicht übrig.

„Wissen Sie, Cisco …“, entgegnete sie abweisend, „… vielleicht bin ich Ihnen aus gutem Grund ausgewichen.“

Lächelnd strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich bin allerdings äußerst hartnäckig. Wenn ich jemanden in Schwierigkeiten wähne und dieser Jemand zu stolz ist, um andere um Hilfe zu bitten, lasse ich nicht locker.“

„Stimmt“, bestätigte Pearl. „Cisco hilft gern anderen Menschen, und ganz besonders Frauen. In unserer Gegend haben sich schon zahllose Ladys an seiner breiten Brust ausgeweint und von seiner immensen Erfahrung als Anwalt profitiert.“

Leider konnte Gillian sich nur allzu gut vorstellen, wie sie selbst und auch zahlreiche andere Frauen an dieser beeindruckenden Männerbrust lagen.

„Wenn er recht hat …“, fuhr Pearl fort, „… und du wirklich Hilfe brauchst …“

„Ich brauche aber keine!“, rief Gillian entnervt und wandte den beiden entschieden den Rücken zu, doch Max McKendrick versperrte ihr den Weg.

„Sieh mal an, da ist ja Gillian Taylor!“ Seine Sporen klirrten, während er breit lächelnd den Stetson vom schneeweißen Haar zog. „Mit Ihnen möchte ich gern ein Wörtchen reden.“ Er nahm Gillian am Arm und gab seinem Anwalt einen Wink. „Cisco und Pearl, kommt mit“, verlangte er und führte alle drei in eines der weißen Zelte.

„Das ist für mich jetzt sehr ungünstig“, behauptete Gillian höflich, sobald Max sie losließ.

„Aus Erfahrung weiß ich, dass es für Sie nie günstig ist“, bemerkte Cisco.

Max ließ den Blick zwischen den beiden hin und her wandern. „Offenbar kennt ihr euch schon recht gut“, stellte er fest.

„Eigentlich nicht“, wehrte Gillian ab.

„Wir sind noch dabei, uns kennen zu lernen“, fügte Cisco hinzu.

„Freut mich, freut mich.“ Max rieb sich die Hände. „Ich habe nämlich eine Überraschung für euch.“

„Du schuldest mir nichts“, wehrte Cisco ab, denn Max war für seine großzügigen und nicht immer willkommenen Überraschungen bekannt.

„O doch, Cisco, ich denke schon.“ Max lächelte breit. „Ohne deine Hilfe hätte ich die drei Kinder meines Bruders niemals so schnell unter die Haube gebracht.“

„Sie sind glücklich, nicht wahr?“, stellte Cisco zufrieden fest.

„Und du sollst auch glücklich sein“, entgegnete Max mit fester Stimme.

Cisco gefiel das mutwillige Funkeln in Max McKendricks Augen gar nicht. Genauso hatten sie nämlich geblitzt, als Max sich über seine Pläne ausgelassenen hatte, wie er Cody, Patience und Trace McKendrick verheiraten wollte. „Worauf willst du hinaus?“, fragte Cisco und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

„Schlicht und einfach auf eine Liebesbeziehung.“

Cisco entging nicht, dass Gillian erstarrte und blass wurde.

„Liebesbeziehungen sind nicht einfach, Max“, wehrte Gillian ab. „Das waren sie nie, und das werden sie auch nie sein.“

„Genau deshalb habe ich beschossen, euch beiden bei der Partnerwahl zu helfen“, erklärte Max.

„Moment mal!“ Cisco war es gleichgültig, wie hinreißend die dreißig Jahre alte Ranchköchin war. Er ließ sich von Max mit niemandem verkuppeln, nicht mal mit Gillian.

„Ich habe die perfekte Frau für dich gefunden, Cisco …“, fuhr Max trotzdem unbeeindruckt fort, „… und für Sie den perfekten Mann, Gillian.“

„Das glauben Sie vielleicht“, entgegnete sie aufgeregt. „Aber …“

„Ihr zwei braucht nur einige Bedingungen zu erfüllen, um euer Erbteil zu erhalten, und dann …“

„Erbteil?“, fiel Cisco ihm ungläubig ins Wort. Als Anwalt hatte er Max’ Testament verfasst, in dem er, Cisco, und Gillian nicht bedacht waren. Ihn hatte das nicht gestört, weil er von Max kein Geld wollte. „Du brauchst mir nichts zu geben, und du sollst mich auch nicht verkuppeln. Es genügt mir, wenn du dich ab und zu bei mir bedankst.“

„Das gilt auch für mich“, fügte Gillian hastig hinzu.

„Was hier genügt und was nicht, beurteile immer noch ich“, entgegnete Max unbeirrt.

„Ich bin aber gern Junggeselle“, beteuerte Cisco entnervt. „Das war immer so, und dabei bleibt es.“

„Das gilt auch für mich“, bekräftigte Gillian.

Max ließ sich durch die Proteste der beiden nicht abschrecken. „Das hat mein Neffe Cody auch behauptet, und seht ihn euch jetzt an. Seht sie euch alle an!“

„Sie machen einen glücklichen Eindruck“, räumte Cisco ein.

„Aber alle kannten sich schon von früher“, sagte Gillian. „Das trifft auf Cisco und mich nicht zu.“

„Dann wird es höchste Zeit, dass wir das ändern, meint ihr nicht auch?“, fragte Max lächelnd.

Da Max fand, dass alle McKendricks informiert werden sollten, rief er die Familie ins Zelt und wartete, bis alle auf den weißen Klappstühlen Platz genommen hatten.

„Ich störe euch nur ungern“, begann Max und setzte sich rittlings auf einen Stuhl. „Aber da Cisco mir in den letzten Tagen als Anwalt und Heiratsvermittler helfen musste, komme ich erst jetzt dazu, mich mit ihm zu beschäftigen.“ Er wandte sich an Gillian. „Wissen Sie, ich fühle mich mitschuldig daran, dass Cisco keine Frau hat. Ich habe ihn auf der Ranch und in geschäftlichen Belangen so stark eingespannt, dass er keine Zeit für die Liebe hatte. Damit ist jetzt Schluss.“

„Max!“, rief Cisco, warf seinen Hut auf den Tisch und strich sich mit beiden Händen durch das ziemlich lange und dichte dunkelbraune Haar. „Was du für Patience, Trace und Cody getan hast, ist schön und gut, aber bei mir ist das nicht nötig. Ich bin schließlich nur dein Anwalt.“

„Du bist seit Jahren mehr als mein Anwalt, und das weißt du“, widersprach Max. „Mit Herz und Seele bist du ein McKendrick geworden, und ich betrachte dich als einen Sohn. Darum ist es nur recht und billig, wenn ich dir und somit auch Gillian die gleiche Chance, glücklich zu werden, gebe wie meinen drei anderen Erben.“

Bevor ihn jemand unterbrechen konnte, hob er abwehrend die Hände. „Natürlich ist mir klar, dass die Situation bei dir und Gillian anders gelagert ist, aber zwischen euch knistert es gehörig, wenn ihr euch nur anseht. Ich weiß, dass ihr füreinander bestimmt seid. Darum schlage ich euch Folgendes vor: Ihr habt wie die anderen auch achtundvierzig Stunden Zeit zur Werbung. Bei euch gibt es allerdings einen kleinen Haken.“

„O je“, murmelte Codys Frau Callie.

„Jetzt kommt’s“, sagte Cody.

„Ihr beide werdet während der Zeit der Werbung schon verheiratet sein. Außerdem müsst ihr ständig zusammenbleiben und dürft euch nur drei Mal für jeweils eine halbe Stunde trennen. Hinterher werdet ihr sicher zur selben Erkenntnis kommen wie ich, nämlich dass ihr das perfekte Paar seid.“

„Und was geschieht, wenn wir dieser überstürzten Heirat nicht zustimmen?“, fragte Gillian fassungslos.

„Dann verliert ihr leider eure Erbteile“, erwiderte Max. „Und die sind beträchtlich. Heiratet ihr dagegen, wie von mir geplant, in fünfzehn Minuten, erhält Gillian nach achtundvierzig Stunden fünfzig Prozent des Landhauses bei den Silver Ridge Mountains. Außerdem fällt die Kantine der Ranch mitsamt Speisesaal an Gillian sowie ein Vertrag auf Lebenszeit über die Leitung dieser Kantine. Damit erlangen Sie jene finanzielle Unabhängigkeit, die jede Frau haben sollte, und das Cottage wird für Sie ein Zuhause sein.“

Gillian seufzte. Finanzielle Unabhängigkeit und ein Zuhause waren Dinge, auf die sie schon sehr lange verzichtete.

„Nun zu Cisco“, führte Max weiter aus. „Du erhältst meine gesamten Ländereien, meine Unternehmen und meine Besitzungen in Fort Benton sowie fünfzig Prozent an dem Landhaus am Silver Ridge, damit auch du immer ein Zuhause hast.“

Ein kurzer Blick zu Cisco genügte Gillian, um zu erkennen, wie genau dies seinen geheimsten Wünschen entsprach.

Max kam allmählich zum Ende. „Erfüllt ihr beide dagegen meine Bedingungen nicht, erhaltet ihr gemeinsam das nicht übertragbare Eigentumsrecht am Cottage, sonst nichts. So oder so werdet ihr beide für immer durch das Landhaus aneinander gebunden sein“, schloss er zufrieden lächelnd.

Gillian fand Max McKendrick zwar liebenswert und unglaublich großzügig, aber so ging das nicht. Sie konnte nicht in fünfzehn Minuten heiraten. „Was Sie für Ihre Nichte und Ihre Neffen getan haben, grenzt an ein Wunder“, versicherte sie ernsthaft. „Das haben Sie großartig gemacht. Bei Cisco und mir liegt die Sache aber völlig anders.“

„Gillian hat recht“, bestätigte Cisco eiligst. „Ich bin dir dankbar, Max, dass du mich wie ein Familienmitglied behandelst, aber Gillian und ich können nicht dermaßen überstürzt heiraten. Es gibt da außerdem noch den Bluttest, die Wartezeit und die Heiratslizenz.“

„Unser Doc hat die Ergebnisse der Bluttests, die er von euch bei der letzten Reihenuntersuchung auf der Ranch gemacht hat. Alles in Ordnung.“ Max war sichtlich stolz auf sich. „Ein Richter steht bereit, um die Lizenz auszustellen, und auf die Wartefrist wird ausnahmsweise verzichtet. Habt ihr sonst noch Einwände?“

„Ja“, erklärte Gillian. „Wir können nicht achtundvierzig Stunden zusammenbleiben, weil wir arbeiten müssen.“

„Auch das habe ich geregelt“, entgegnete Max. „Am Montag kommt eine Ersatzköchin aus Butte. Wegen morgen brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen, Gillian. Sonntags ist die Küche ja immer geschlossen. Cisco, deine Sekretärin macht Urlaub, und Anwalt Roy McNamara erledigt in deiner Abwesenheit alle dringenden Angelegenheiten. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen.“

„Sieht so aus, als hätte Onkel Max an alles gedacht“, bemerkte Patience McKendrick spöttisch.

„Wieso überrascht mich das nicht?“, fragte Cisco und sah exakt so verstört drein wie seine inoffiziellen Geschwister, als diese von Max’ Verkupplungsaktivitäten erfahren hatten.

„Einfach wird es nicht“, bestätigte Max. „Aber ich vertraue fest auf dich, mein Sohn. Du kannst alles, wenn du nur willst. Das Gleiche gilt für Gillian. Denkt daran, dass man schon halb gewonnen hat, wenn man sich etwas wirklich wünscht. Dann gilt es nur noch, die Probleme zu lösen, die sich einem in den Weg stellen. Um Glück zu finden, müsst ihr eure Ängste überwinden und die Gründe ausblenden, die gegen eine Blitzhochzeit sprechen. Greift mit beiden Händen zu, und wenn ihr auf eure Herzen hört, werdet ihr wissen, was zu tun ist. Also, Cisco, knie nieder und bitte Gillian um ihre Hand.“

Cisco sah Gillian an, dass sie kaum damit rechnete, er könnte diesem Befehl nachkommen. Wahrscheinlich hätte er es bei keiner anderen Frau getan, aber allein schon um der Herausforderung willen ergriff er die Hand der stets zurückhaltenden Gillian Taylor und beugte das Knie.

„Gillian, willst du meine Frau werden?“, fragte er feierlich. Sämtliche Zeugen dieser Szene stießen den angehaltenen Atem aus und jubelten spontan.

„Ich glaube es nicht“, sagte Gillian fassungslos. „Das ist wirklich ein Heiratsantrag?“

„Aber sicher doch“, erklärte Cisco. „Nun, was sagst du dazu?“ Er wappnete sich gegen die unvermeidliche Abfuhr, die Max’ Pläne hoffentlich ein für alle Mal durchkreuzen würde.

Lächelnd zog Gillian ihn wieder hoch. „Ich sage Ja.“

2. KAPITEL

Cisco traute seinen Ohren nicht. „Wie bitte?“

Gillian nickte errötend. „Ich sage Ja.“

„Sieh mal an.“ Cody McKendrick amüsierte sich königlich. „Scheint ganz so, als hätte Cisco endlich seinen Meister gefunden.“

„War auch höchste Zeit“, fügte Patience hinzu.

„Wir sollten die beiden ein paar Minuten allein lassen“, entschied Max. „Während ihr Turteltäubchen euch über die Einzelheiten aussprecht, suchen wir anderen eure Hochzeitskleidung zusammen. Ruft, sobald ihr fertig seid. Dann kommen wir wieder, damit ihr euch rechtzeitig zur Trauung umziehen könnt.“

„Und denkt daran, dass euch nur fünfzehn Minuten bleiben“, feixte Trace McKendrick.

„Sogar noch weniger, wenn ihr vollständig bekleidet heiraten wollt“, ergänzte Susannah lachend.

Pearl Pendergraph, die bisher zu allem geschwiegen hatte, verließ gemeinsam mit den McKendricks das Zelt.

Gillian sah ihren Verlobten an. „Du hättest nicht gedacht, dass ich Ja sage, nicht wahr?“

Cisco zuckte mit den Schultern. Gillian duftete verlockend nach Hyazinthen, und unter dem langen, weich fließenden Kleid zeichnete sich ein wohl geformter, schlanker Körper ab. Doch darum ging es jetzt nicht. „Warum hast du zugestimmt?“, fragte er barsch.

„Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, aus dem du mir den Antrag gemacht hast“, entgegnete sie. „Um Max eine Freude zu bereiten, zum McKendrick-Clan zu gehören und am Glück der anderen teilzuhaben.“

„Soll das heißen, dass du tatsächlich heiraten willst?“ Er starrte sie ungläubig an.

Erst nach einigen Sekunden Überlegung bedachte sie ihn mit einem kühlen Blick. „Es ist ein romantischer Abend.“

„Das stimmt“, erwiderte er geringschätzig.

„Aber du glaubst nicht, dass das der einzige Grund ist?“

„Nein, sicher nicht.“

„Na, dann …“ Sie drehte sich um und wollte weggehen, doch Cisco hielt sie an der Hand fest.

Gillian war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und bisher war sie ihm stets erfolgreich ausgewichen, aber jetzt ließ er sie nicht wieder entwischen. „Vergessen wir für einen Moment die Sache mit der Hochzeit und kommen wir zum Wesentlichen“, sagte er leise und strich ihr dabei behutsam über die Wange. „Ich habe deinen Lebenslauf gelesen und weiß, dass du nicht alles angegeben hast.“

Gillian hielt seinem forschenden Blick stand, verkrampfte sich jedoch sichtlich.

„Ich kenne also nicht die ganze Geschichte“, fuhr er fort, beugte sich zu ihr und blickte ihr tief in die grünen Augen. „Die kann ich nur von dir erfahren, und ich bin sicher, dass du aus gutem Grund einige Punkte verändert hast.“

„Ich habe keine Ahnung, was du meint“, entgegnete sie abweisend und wich ein Stück zurück, als er sie losließ.

„Du brauchst vor mir keine Angst zu haben …“, meinte er beschwichtigend, „… nur weil ich weiß, dass in deinem Leben etwas nicht stimmt.“

„Ich habe keine Angst vor dir“, behauptete sie gereizt.

Vielleicht nicht vor ihm, aber vor irgendetwas. „Ich werde alles für mich behalten“, versprach er.

„Obwohl du der Ansicht bist, dass ich die McKendricks beschwindelt habe?“

Er hatte es sich nicht so schwierig vorgestellt, ihr zu helfen. „Dass du eng mit Traces Frau Susannah zusammengearbeitet hast, spricht für deinen guten Charakter“, versicherte er.

„Und?“, drängte sie.

„Und darum will ich dir helfen.“

„Das kannst du nicht“, behauptete sie und verschränkte die Arme.

Es fiel ihm schwer, nicht auf ihre Brüste zu starren. „Wieso bist du dermaßen sicher, wenn du dich mir nicht anvertraust? Ich bin schließlich Anwalt.“

Gillian seufzte. „Ich bin nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten, falls du das meinst.“

„Das habe ich auch nicht behauptet.“ Er hatte Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Es war lange her, dass eine Frau ihn so sehr angezogen hatte. „Aber du fürchtest dich vor etwas. Das erkenne ich an deinem Blick, wann immer von deiner Vergangenheit die Rede ist. Und es gibt Ungereimtheiten zwischen deinem schriftlichen Lebenslauf und dem, was du Susannah erzählt hast.“

Sie öffnete schon den Mund, um ihm zu widersprechen, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ja, sicher, du hast auf Susannahs Betreiben hin die Hauswirtschaftsschule besucht und verschiedene Kurse belegt, aber es gibt keine Unterlagen darüber, dass du vor zwölf Jahren auf der UCLA warst.“

„Natürlich habe ich die Universität in Los Angeles absolviert“, entgegnete sie zornig.

„Und Kunst studiert“, hakte er nach, weil er sich nicht so leicht abspeisen ließ.

„Ja, aber ich habe keinen Abschluss gemacht.“

„Wieso taucht dann dein Name nicht im Computer der Universität auf?“

„Woher soll ich das wissen? Vermutlich handelt es sich um einen Fehler. Hast du denn meinen Namen und meine Sozialversicherungsnummer richtig angegeben?“

„Hundertprozentig“, betonte er.

„Dann kann ich es nicht erklären.“

„Ich auch nicht, aber eines verspreche ich dir“, entgegnete er entschieden. „Wenn unsere gemeinsamen achtundvierzig Stunden um sind, wird es zwischen uns keine Geheimnisse mehr geben.“