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"Diese Kids brauchen einen Daddy." Der Arzt Riley McCabe glaubt an einen Scherz seiner Kollegin Amanda, als kurz vor Weihnachten drei süße Kids für ihn im Krankenhaus abgegeben werden. Zum Spaß macht er Amanda einen Heiratsantrag, schließlich brauchen die Kids auch eine Mommy! Doch statt dem Spiel ein Ende zu machen, trumpft Amanda auf und sagt Ja. Ehe Riley sich versieht, singt er nicht nur Wiegenlieder am Weihnachtsbaum. Überraschend spürt er auch das unwiderstehliche Verlangen, Amanda unterm Mistelzweig in seine Arme zu ziehen. Dabei war doch alles nur ein Scherz, oder?
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Seitenzahl: 202
Cathy Gillen Thacker
Drei Kids und ein Daddy zum Heiraten
IMPRESSUM
BIANCA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2005 by Cathy Gillen Thacker Originaltitel: „Santa’s Texas Lullaby“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: AMERICAN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCABand 1915 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Marc Tannous
Fotos: Masterfile
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733730673
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Amanda Witherspoon hatte bereits gehört, dass Riley McCabe ins texanische Laramie zurückgekehrt war, um dort eine Stelle im städtischen Krankenhaus anzutreten. Mit eigenen Augen sah sie den gut aussehenden Familienarzt jedoch erst Freitagnachmittag, als er in den Personalraum der Abteilung für Kindermedizin gestürmt kam.
Vierzehn Jahre waren seit ihrer letzten Begegnung vergangen, doch Rileys Wirkung auf sie war noch immer dieselbe. Ein einziger Blick in seine hypnotischen bernsteinfarbenen Augen genügte, um ihren Puls zum Rasen zu bringen und ihre Gefühle in schwindelerregende Höhen zu katapultieren.
Schon bei seinem Weggang auf das College war er eins dreiundachtzig gewesen – seitdem war er sogar noch gewachsen.
Damals hatten seine sonnengebleichten hellbraunen Haare in alle Richtungen abgestanden. Jetzt hatte er eine kultiviertere Frisur, ordentlich nach links gescheitelt und lässig zur Seite gekämmt. Sein schlanker Körper kam in dem Hemd, dem Sweater mit V-Ausschnitt und den Jeans bestens zur Geltung. Stramm, gesund – und zum Niederknien sexy.
Mit jeder Faser ein erwachsener Mann, der genau wusste, wer er war und was er vom Leben zu erwarten hatte. Außerdem war er einer, mit dem man sich ungerne anlegte.
Die Festtagsmusik aus den Lautsprechern und der Weihnachtsbaum in der Ecke verstärkten Amandas Gefühl, einen wahr gewordenen Traum zu erleben.
Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte Riley McCabes Rückkehr in ihr Leben für das beste aller denkbaren Weihnachtsgeschenke gehalten. Dazu bestimmt, ihr immer langweiligeres und unbefriedigenderes Leben aufregender zu gestalten. Derartige Dinge passierten Amanda jedoch nie.
„Nimm bitte zur Kenntnis, dass ich nicht lache“, knurrte Riley McCabe, während er Amanda so nahe kam, dass sie den Duft seiner Seife und die kühle Frische seines Rasierwassers riechen konnte.
„Nimm zur Kenntnis: Ich auch nicht“, gab Amanda trocken zurück. Dabei fragte sie sich, was der als raffinierter Witzbold berüchtigte Mann nun wieder im Schilde führte.
Er reckte sein attraktives Kinn kampfeslustig nach vorne und hob tadelnd die dichten, glatten Augenbrauen. „Ich dachte, wir hätten das hinter uns gelassen.“
„Was hinter uns gelassen?“, fragte sie, bemüht darum, nicht zu krächzen, was mit ihrer trockenen Kehle nahezu unmöglich war.
„Die dummen Streiche! Aber du konntest es einfach nicht lassen, nicht wahr?“
Amanda ließ das Sandwich, von dem sie noch keinen einzigen Bissen genommen hatte, sinken und nahm einen großen Schluck aus ihrer Diät-Limo. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst“, entgegnete sie kühl.
War das nur der Beginn eines seiner üblichen Tricks, mit dem er ihre Aufmerksamkeit erregen wollte?
„Ach nein?“, gab er herausfordernd zurück.
Und wieder spürte sie ein leichtes Misstrauen in sich aufsteigen. Amanda fand, dass ihm seine Körpergröße in diesem Moment einen ungerecht großen Vorteil verschaffte. Deshalb schob sie ihren Stuhl zurück und richtete sich langsam auf.
Eindringlich wurde ihr bewusst, dass er sie noch immer um gut fünfzehn Zentimeter überragte – jeder einzelne davon war so männlich und verwegen wie seine attraktiven Lippen. „Ich dachte, dass du deine Stelle erst am zweiten Januar antrittst.“ Sie sprach deutlich gelassener als sie sich fühlte.
Riley stand jetzt genau vor ihr, die Arme vor der Brust verschränkt, jede Faser seines Körpers gespannt und bereit zum Gefecht. „Das stimmt nicht.“
„Aha?“ Sie ignorierte den scharfen Blick aus seinen braunen, von langen Wimpern umrahmten Augen, die sie um den Verstand zu bringen drohten. „Wie kann ich dir denn einen Streich spielen, wenn ich nicht einmal weiß, dass du schon da bist?“
„Weil du wusstest, dass ich heute anfange, mein Büro einzurichten.“
Amanda holte tief Luft, hob den Kopf und funkelte Riley an. „Das wusste ich ganz bestimmt nicht!“
Hätte sie allerdings gewusst, dass er mit seinen Sticheleien genau da weitermachen wollte, wo sie vor Jahren aufgehört hatten, dann hätte sie einen Streich durchaus in Erwägung gezogen. Das einzige, das sie diesem ruchlosen Missetäter nie überlassen würde, war ein wie auch immer gearteter Sieg.
Riley beugte sich noch etwas weiter vor und kam ihr dabei so nahe, dass sie sich hätten küssen können. „Hör zu, Amanda, und zwar genau: Du kannst gerne das Unschuldslamm spielen, aber bei mir beißt du damit auf Granit. Und zwar genauso“, warnte er noch eindringlicher, „wie mit deinem jüngsten Streich.“
Amanda sah ihn herausfordernd an. „Ich sage es noch ein einziges Mal“, sagte sie, als würde sie sich mit dem Dorftrottel unterhalten. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Doktor McCabe. Entschuldige mich nun bitte. Ich habe nur eine Dreiviertelstunde Pause und würde jetzt gerne zu Mittag essen.“
Riley sah sie provozierend an, was ihr Misstrauen nur verstärkte. „Ich lass dich nur allzu gerne in Ruhe, sobald du sie abgeholt hast.“
Amanda blinzelte, verwirrter denn je. „Wen ‚sie‘?“
Riley ging zur Tür und riss sie auf.
Und dahinter erwartete sie die Überraschung ihres Lebens.
Hätte Riley dem erstaunten, verständnislosen Blick seiner ehemaligen Gegenspielerin geglaubt, dann hätte er angenommen, dass Amanda Witherspoon wirklich nichts mit dem Tumult unten in der Lobby des Krankenhauses zu tun hatte.
Doch vier Jahre High-School-Rivalität hatten ihn gelehrt, dass niemand einen solchen Streich besser planen und ausführen konnte als diese attraktive Frau, die ihm gerade gegenüberstand.
Amanda starrte auf den Drillings-Kinderwagen, der gerade von zwei ehrenamtlichen Helfern im Collegealter geschoben wurde. Bei den beiden handelte es sich um Rileys einundzwanzigjährige Schwester Laurel und ihre Freundin, die angehende Medizinstudentin Micki Evans.
Amandas Blick wanderte zu den drei festlich gekleideten Kindern. „Das sind keine Patienten, nehme ich an.“
Riley schenkte den drei Kindern ein beruhigendes Lächeln. Er hatte keine Ahnung, wem sie gehörten. Allerdings waren sie zuckersüß. Der Säugling – Cory – hatte kurze dunkle Haare und neugierige Augen, die so dunkelblau waren, dass sie mit Sicherheit irgendwann braun werden würden.
Amber, das Kleinkind, war so gut wie kahl. Ihre dünnen blonden Haare bedeckten ihren Kopf nur notdürftig. Dafür hatte sie ein ansteckendes Lächeln und ein sonniges, unbekümmertes Gemüt.
Chloe, die Vorschülerin, besaß eine wild gelockte, hellbraune Mähne, die ihr bis auf die Schultern fiel, und hellblaue Augen, die sogar noch schelmischer blitzten als die von Riley zu dessen Glanzzeiten.
Um herauszufinden, was hier vorging, hatte Riley versucht, mit ihnen zu sprechen – leider ohne Erfolg.
Das Baby gluckste nur. Das Kleinkind brabbelte zufrieden aber unverständlich vor sich hin. Und die Vorschülerin schwieg so beharrlich, als sei das Ganze ein Spiel, für das Riley allerdings keine Nerven hatte.
Missmutig wandte er sich wieder Amanda zu. Er konnte durchaus verstehen, dass sie ihre alte Rivalität wieder aufwärmen wollte. Auch wenn sie für solchen Schabernack schon etwas zu alt waren.
Rileys Leben war nie aufregender gewesen als damals, als sie die Geduld und das Können des anderen regelmäßig auf die Probe gestellt hatten.
Dieser Streich war für seine Begriffe jedoch weit von einem akzeptablen Verhalten entfernt. Und er war fest entschlossen, Amanda Witherspoon das wissen zu lassen.
„Laurel und ich haben sie vor einem der Eingänge gefunden, als wir heute Morgen zum Dienst erschienen sind“, piepste Micki Evans.
„Am Kinderwagen klebte ein Umschlag, der an Riley adressiert war“, fügte Rileys jüngere Schwester Laurel hastig hinzu. „Und nur um das klarzustellen: Ich glaube nicht, dass du etwas damit zu tun hast, Amanda.“
„Danke“, gab Amanda zurück.
„Ich aber schon“, schimpfte Riley. Und es machte ihn stinkwütend. Ganz egal, wie attraktiv Amanda Witherspoon über die Jahre geworden war. Oder wie bezaubernd sexy sie in ihrer hellblauen Schwesterntracht aussah. Mit den lässig zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren und den vereinzelten helleren Strähnen, die ihr Gesicht umrahmten, wirkte sie wie die Unschuld vom Lande.
Doch Riley wusste es besser. In ihren großen türkisfarbenen Augen blitzte ein Feuer und eine Verwegenheit, die ihn davor warnten, auf ihre weichen, weiblichen Lippen, ihr stolzes Kinn und die kecke, ebenmäßige Nase hereinzufallen.
Das Leuchten ihrer hellen Haut schien von innen zu kommen und ihre blassen Wangen nahmen eine rosige Farbe an. All das hieß jedoch nicht, dass man ihr auch nur das geringste Vertrauen entgegenbringen konnte. Nicht, wenn es dabei um ihn ging.
Und genau deshalb hatte Riley sich geschworen, sich von ihren mittlerweile üppigen Rundungen, der beneidenswert schlanken Taille und den verführerisch geschwungenen Hüften nicht ablenken zu lassen. Ganz zu schweigen von ihren geschmeidig eleganten Bewegungen. Auch durfte er nicht darüber nachdenken, ob ihre nun von einer Hose verborgenen Beine noch immer so muskulös und sexy waren wie in seiner Erinnerung.
Er war nicht hier, um sie anzumachen, sondern um sie zu tadeln.
Auch wenn sie nicht aussah, als wolle sie ihre Tat gestehen.
„Kann ich den Zettel mal sehen?“
Neugierig, wie dieser Streich wohl weitergehen würde, verzog Riley grimmig die Lippen und hielt ihr den roten Umschlag entgegen.
Ihre Hände berührten sich leicht.
Als sie die Weihnachtskarte aus dem Umschlag zog, bemerkte Riley, dass ihre Finger etwas zitterten.
Auf der Vorderseite der Karte war ein fröhlicher alter Nikolaus mit Cowboyhut, Cowboystiefeln und einem Lasso abgebildet. „Ich habe dir ein Geschenk eingefangen“, las Amanda laut vor, dann blätterte sie die Seite um. Sie räusperte sich, verzog die Augenbrauen, dann las sie weiter: „Lieber Riley! Die vierjährige Chloe, die siebzehn Monate alte Amber und der vier Monate alte Cory brauchen die Liebe eines Daddys mit einem Herzen so groß wie Texas. Bitte sei lieb zu ihnen und bereite ihnen ein wunderschönes Weihnachtsfest. Santa.“
Überrascht formte Amanda die Lippen zu einem kreisrunden O, während sie zu Riley aufblickte. „Du hast drei Kinder? Ich wusste nicht einmal, dass du verheiratet bist.“
Wäre Riley in Geberlaune gewesen, er hätte ihr für ihre schauspielerische Leistung einen Oscar verliehen. War er aber nicht. „Ich bin nicht verheiratet“, gab er unvermittelt zurück.
Amandas Augen weiteten sich. „Wow. Ich meine, ich kann mich zwar erinnern, dass du ziemlich verantwortungslos warst und die ganze Zeit herumgealbert hast, aber … wow“, stammelte sie weiter.
Mit wachsendem Zorn wandte sich Riley seiner Schwester und deren Freundin Micki zu. „Könntet ihr die Kinder bitte ins Spielzimmer am Ende des Flurs bringen?“, fragte er mit tiefer, gedämpfter Stimme. Den Kindern zuliebe bemühte er sich, seine Gefühle im Zaum zu halten.
„Kein Problem“, erwiderte Laurel mit einem nervösen Lächeln. Sie und Micki rollten den Drillings-Kinderwagen herum, dann zogen sie von dannen.
Jetzt waren Riley und Amanda wieder unter sich. „Du warst wohl ziemlich umtriebig, seit du aus Laramie weg bist“, stichelte sie, während sie ihr Sandwich in die mit ihrem Namen beschriftete Papiertüte zurücksteckte und diese in den Kühlschrank legte.
So umtriebig auch wieder nicht, dachte Riley. „Das sind nicht meine Kinder“, wiederholte er bestimmt.
Amanda neigte den Kopf in seine Richtung. „Erzähl das der Mutter der Kinder“, meinte sie skeptisch.
Das – und einiges mehr – hatte Riley auch vor. Ein solch ungeheuerlicher Vorgang würde nicht folgenlos bleiben. Das konnte er Amanda Witherspoon versprechen. „Das bringt uns zum nächsten Punkt“, fuhr er mit ruhiger Stimme fort und sah ihr dabei tief in die Augen. „Welche Mutter würde zulassen, dass du ihre Kinder benutzt, um mir einen Streich zu spielen?“
Gute Frage, dachte Amanda.
Allerdings spielte sie Riley McCabe keinen Streich. Und das konnte nur eines bedeuten: Er spielte ihr einen Streich! Einen, der alle Rekorde in der Geschichte ihrer nun schon ewig andauernden Fehde brechen würde.
„Tut mir leid, dass ich dich dazu bringen wollte, das Richtige zu tun“, sagte sie schulterzuckend und im vollen Bewusstsein dessen, dass sich bereits mehrere Kollegen im Gang vor dem Aufenthaltsraum zusammenscharten.
„Du gibst also zu, dass du dahintersteckst!“, triumphierte Riley und ignorierte dabei ihre Andeutung, dass die drei Kinder von ihm waren.
„Ich gebe zu“, sagte Amanda, während sie sich von ihm abwandte und in den Flur marschierte, „dass du ein Narr bist, wenn du glaubst, dass du mich in aller Öffentlichkeit blamieren kannst. Und ganz davon abgesehen…“ Sie wirbelte herum, um ihn noch einmal anzusehen. „Ich habe die Stelle als Kinderkrankenschwester vor zwei Monaten angetreten. Hätte ich da schon gewusst, dass du hier auftauchen würdest, dann hätte ich mir eine andere nette, kleine Stadt in West Texas zum Leben und Arbeiten gesucht.“
Riley bemerkte die Zornesröte, die sich auf ihrem Gesicht und ihrem Nacken ausbreitete. „Wenn ich du wäre, würde ich einfach zugeben, dass ich verloren habe und die ganze Sache auf der Stelle beenden.“
„Hey!“ Anklagend stach Amanda ihm ihren Finger entgegen. „Ich bin doch nicht diejenige, die drei Kinder ins Spielzimmer der kinderärztlichen Abteilung gezaubert hat.“
Ungläubig hob Riley eine Augenbraue. „Bist du nicht?“
Oh nein, dachte Amanda, während die Angst in ihr aufstieg. Sie kannte diesen Blick. Er verriet ihr, dass Riley etwas zu tun gedachte, das noch verrückter war als das, was bereits geschehen war.
„Ist es wahr?“ Endlich meldete sich Meg Lockhart-Carrigan, die Leiterin der Pflegeabteilung, zu Wort. Sie und ihr Ehemann hatten selbst eine vierköpfige Rasselbande. Meg sah Riley in die Augen. „Sind das deine Kinder?“
„Eigentlich“, lächelte Riley und legte seinen Arm um Amandas Schulter, „sind es unsere.“
Ein kollektives Raunen hallte durch den Flur, während sich immer mehr Kollegen, Patienten und Eltern versammelten, um sich das Schauspiel anzusehen.
Amanda spürte, wie alles Blut zunächst aus ihrem Gesicht wich, um kurz darauf wieder hineinzuschießen.
Verdammt seist du, Riley McCabe! Sie presste die Lippen zusammen und sprach leise aus den Mundwinkeln: „Hör auf. Mit dem. Quatsch.“
„Machen wir uns nichts vor“, sagte Riley, der sich anscheinend hervorragend amüsierte. „Seit Jahren versuche ich, diese Frau davon zu überzeugen, mich zu heiraten. Sie geht einfach nicht darauf ein. Nicht einmal jetzt, wo wir heimlich drei Kinder gezeugt haben.“
Amanda ballte die Fäuste. Nie zuvor hatte sie solche Lust gehabt, jemanden zu verprügeln. „Hör auf, Riley“, verlangte sie mit süßlicher Stimme.
Riley lächelte sie verschmitzt an. „Nur, wenn du bereit bist, einen anständigen Mann aus mir zu machen.“
„Das ist allerdings schwierig.“
„Eigentlich nicht“, erwiderte er leise, mit tiefer, sinnlicher Stimme, die seltsame Gefühle in ihr wachriefen. „Holt mal jemand den Krankenhausseelsorger?“
„Das könnte hilfreich sein“, meinte Meg Lockhart-Carrigan und griff an der Schwesternstation bereits nach dem Telefon.
„Ich wusste schon immer, dass es zwischen den beiden funkt“, murmelte jemand.
„Dass es so stark ist, war mir allerdings nicht bewusst“, mischte sich ein anderer ein.
Der Seelsorger schob sich eilig durch das Gedränge. „Da bin ich. Was gibt es denn?“, fragte Reverend Bleeker.
„Ich würde gerne wissen, ob ich Amanda Witherspoon hier und sofort heiraten kann“, entgegnete Riley.
Reverend Bleeker hob die Augenbrauen. Er kannte die beiden von Kindesbeinen an und hatte ihre jugendlichen Albernheiten aus erster Hand miterlebt. „Gibt es einen Grund für die Eile?“
Riley zuckte mit den breiten Schultern. Mit einer unerträglichen Lässigkeit legte er seine Hand um Amandas Schultern und drehte sie in seine Richtung. „Das ist der einzige Ausweg aus diesem Skandal, der mir einfällt.“
Amanda starrte ihn an. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Eins musste sie ihm lassen: Er zog diesen wahnwitzigen Streich bis zum Ende durch.
Reverend Bleeker richtete seinen Blick auf Amanda.
„Ich bin sicher, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt“, entgegnete sie genauso entschlossen. Gleichzeitig bemerkte sie nur allzu deutlich, wie die Wärme von Riley McCabes starken, kräftigen Fingern durch den Stoff drang und sich auf ihre Haut legte.
„Mir fällt keine ein. Immerhin geht es hier um das Leben von drei ausgesetzten Kindern“, gab Riley mit übertriebenem Ernst zurück.
Amanda fing langsam an, bis zehn zu zählen.
„Es sei denn, du hast Angst davor, mich zu heiraten“, fuhr Riley fort.
Sie befreite sich aus seinem sanften Griff und stemmte die Hände in die Hüften. „Wovor sollte ich Angst haben?“, fragte sie und nahm sich dabei fest vor, sich von ihm in kein aufregendes romantisches Drama verwickeln zu lassen.
Riley zuckte träge mit den breiten Schultern und seine Blicke durchbohrten sie fast. „Das will ich von dir wissen“, gab er spöttisch zurück.
„Genaugenommen, Riley, würde ich dich liebend gerne heiraten. Hier und jetzt, vor all den Zeugen“, flunkerte sie, und konterte damit jede seiner Sticheleien. „Ohne Lizenz wäre es jedoch nicht legal.“
Reverend Bleeker räusperte sich. „Genaugenommen“, verbesserte er sie mit ruhiger Stimme, „wäre das durchaus gültig – solange beide die Ehe in bester Absicht eingehen.“
Amanda hatte Mühe, die Nerven zu bewahren. „Und das heißt?“
„Wenn ihr wollt, könnt ihr euch auf der Stelle das Jawort geben“, versicherte Reverend Bleeker mit aufmunterndem Lächeln.
Amandas Knie wurden weich. Sie musste sich sehr anstrengen, um ihr Pokerface aufrechtzuerhalten. „Brauchen wir keinen Bluttest?“
Reverend Bleeker richtete sich nun gleichermaßen an sie wie an die Menge, die sich im Flur der kinderärztlichen Abteilung versammelt hatte. „In Texas ist so etwas nicht nötig.“
Sie machen es mir nicht gerade leicht, Reverend, dachte Amanda. „Und was ist mit der Lizenz?“ Sie war fest entschlossen, sich ohne Gesichtsverlust aus dem Schlamassel zu befreien, den Riley ihnen mit seinem Wagemut eingebrockt hatte.
Obwohl er es ja auch einmal verdient hätte, als Gewinnerin dazustehen. Immerhin hatte sie ihm vor Jahren zunächst ein Friedensangebot gemacht, aus dem unbeabsichtigt ein ziemlich erniedrigender Streich geworden war. Danach hatte sie die Stadt verlassen, um auf die Schwesternschule zu gehen. Und er war in Texas aufs College gegangen. Diese schwere Demütigung hatte er ihr noch nicht vergeben. Und Amanda fiel das ja sich selbst gegenüber auch schwer.
„Nach dem Jawort bleiben euch bis zu dreißig Tage Zeit, eine Lizenz zu beantragen“, erklärte Reverend Bleeker weiter.
Riley runzelte die Stirn und schien auf einmal genauso besorgt über die Einzelheiten dieses Schlamassels, wie Amanda. „Was hat es dann mit der zweiundsiebzigstündigen Wartefrist auf sich?“, wollte Riley wissen.
„So lange dauert es, bis die Lizenz nach dem Antrag ihre Gültigkeit besitzt“, erklärte Reverend Bleeker.
Und da war er, ihr Ausweg, dachte Amanda. Sie würden einfach keine Lizenz beantragen. Dann würde die Ehe nie offiziell in Kraft treten. Auch dann nicht, wenn der für seine Streiche berüchtigte Riley diesen Scherz bis zum Äußersten trieb. Wobei sie natürlich inständig hoffte, dass er das nicht tat.
„Prima“, sagte Amanda und sah Riley herausfordernd an. Er sollte diese Farce ruhig noch einen Schritt weiter treiben – dann würde er schon sehen, was er davon hatte.
Riley hatte eigentlich damit gerechnet, dass Amanda Witherspoon erheblich früher einen Rückzieher machen würde. Dass sie das nicht getan hatte, beeindruckte ihn fast so sehr wie es ihn irritierte.
Da er nicht zulassen konnte, dass er in diesem Wettstreit des Willens den Kürzeren zog, lächelte er nur, nahm ihre Hand und sagte zu Reverend Bleeker: „Ich bin genauso bereit wie Amanda.“
Amanda hielt ihr Lächeln zwar aufrecht, doch beim Blick in ihre Augen glaubte Riley zu sehen, dass ihre Willensstärke zu bröckeln begann.
„Möchtet ihr euch dazu in die Kapelle begeben?“, fragte Reverend Bleeker.
Um das hier auch noch im Angesicht von allem, was heilig war, zu tun?
„Nein!“, platzten Riley und Amanda wie aus einem Mund heraus.
„Hier ist es schon okay“, meinte Riley und war überrascht, dass der Reverend seinerseits keinerlei Bedenken hatte. Vielmehr vermittelte er den Eindruck, als habe er so etwas schon die ganze Zeit von ihnen erwartet.
„Ja, lass es uns gleich hier tun“, stimmte Amanda zu. Sie drehte sich zu Riley um und klimperte kokett mit den Wimpern. „Solange dir klar ist, dass du nicht über mich bestimmen kannst.“
Als wäre er so verrückt und naiv, das zu glauben! Schon als Kind hatte er gewusst, dass Amanda Witherspoon genauso eigensinnig wie attraktiv war. „Ich erwarte nur, dass du mich respektierst.“ Riley, der noch immer ihre Hand hielt, zog sie näher an sich heran.
Verdammt, sie roch so gut. Kostbarer, erwachsener und sinnlicher als er es in Erinnerung hatte. Sogar noch mit dem schwachen Geruch des Desinfektionsmittels, das an ihren Händen klebte. „Das kannst du doch, nicht wahr, Amanda?“, spottete er.
Amanda zuckte als Antwort kurz mit den Schultern und blickte ihm weiter stur in die Augen. „Ähm. Klar.“ Sie kräuselte eine ihrer schmalen Augenbrauen. „Ich glaube schon.“
Riley konnte ein Augenrollen gerade noch unterdrücken.
Reverend Bleeker zog derweil das kleine Gebetsbuch aus der Innentasche seines Blazers und schlug es auf. „Sehr schön. Wenn es keine weiteren Einwände gibt…“
Leider gab es tatsächlich keine mehr, wie Riley bedauernd feststellte.
„Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um Riley McCabe und Amanda Witherspoon in den heiligen Bund der Ehe zu führen … Riley, nimmst du diese Frau …?“
Im Guten wie im Schlechten, ganz zu schweigen von ihrer Überheblichkeit … „Allerdings will ich.“ Riley warf Amanda ein Raubtierlächeln zu und stellte mit Genugtuung fest, dass sie erneut ein klein wenig ins Wanken geriet.
„Amanda, nimmst du diesen Mann …?“
Amanda lächelte Riley kurz und schmerzfrei an, um ihn daran zu erinnern, dass sie noch nie ein Feigling gewesen war. „Unbedingt will ich“, entgegnete sie mit vor Zucker triefender Stimme.
„Da wir keine Ringe haben, überspringen wir diesen Teil der Zeremonie“, sagte Reverend Bleeker.