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"Schnell - küssen Sie mich!" Natürlich tut der Unternehmer Rick sofort, worum die süße Caroline ihn bittet. Sie ahnt ja nicht, dass er ihr einen pikanten Vorschlag unterbreiten will …
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Seitenzahl: 207
IMPRESSUM
Fremde Männer küsst man nicht erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Cathy Gillen Thacker Originaltitel: „Fiancé for Sale” erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCABand 881 - 1994 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Anne Pohlmann
Umschlagsmotive: OcusFocus / Thinkstock
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733743345
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Ich brauche Ihre Hilfe.“
Das läuft ja leichter, als ich erwartet habe, dachte Rick Cassidy. Er stellte den Karton mit Gläsern ab, schüttelte die Regentropfen von seinem schwarzen Stetson und schälte sich aus seinem durchweichten Trenchcoat. Mit den Fingern kämmte er sein schwarzes, vom Regen nasses und zerzaustes Haar, während er ruhig Caroline Lords Blick erwiderte.
Natürlich hatte er gewusst, dass ein gewisses Risiko darin lag, sich als Partykellner verkleidet in die Villa hier im noblen Viertel River Oaks einzuschleichen. Aber diese Entwicklung hatte er nun wirklich nicht erwartet … Die neunundzwanzigjährige schöne Erbin kam eilig die Treppe herunter und ging zielstrebig auf ihn zu.
„Ja, Ma’am.“ Rick riss sich zusammen, um nicht über die unerwartete Entwicklung der Ereignisse übermütig zu feixen. „Ich helfe Ihnen gern in jeder mir möglichen Weise.“
„Schön.“ Caroline Lord fand ein aufmunterndes Lächeln für ihn. „Aber wir müssen uns beeilen.“ Sie warf ihre schwarze Lockenmähne zurück, eine Bewegung, die ihr rotes Seidentaftkleid verführerisch rascheln ließ. Sie packte Rick bei der Hand und zog ihn hinter sich in wilder Hast die Treppe hinauf.
Eine Reihe luxuriös ausgestatteter Zimmer zogen, zu einem vagen Gesamteindruck verschwommen, an ihm vorbei. Rick atmete den Duft von Caroline Lords Parfum ein, ein Duft, der mit nichts zu vergleichen war, was Rick bisher gerochen hatte, ihn aber sofort an eine wild wuchernde Wiese mit Wildblumen an einem sonnig heißen Tag erinnerte. Und diese Hand … Wie weich und weiblich sie sich anfühlte – gerade richtig in seiner.
Seine Fantasien verloren sich in luftigen Höhen, und entschlossen erinnerte sich Rick daran, dass er hier aus rein geschäftlichen Gründen war. Caroline Lord zog ihn jetzt in ein in Rosé und Weiß gehaltenes Schlafzimmer, in dem wild durcheinander die teuersten Kleider herumlagen – ihre, wie er annahm.
„Hören Sie, Prinzessin, anscheinend haben Sie eine falsche Vorstellung von mir“, sagte Rick betont langsam, wobei er jedoch entschlossen die Vision einer unbekleideten, sich auf der seidenen Bettwäsche rekelnden Caroline zurückschob. Oder wie sich ihr graziler Körper mit seinen weiblichen Rundungen unter seinem Körper anfühlen würde.
„Keine Sorge. Es geht hier nicht um das, was Sie denken.“
„Nicht?“
Ihr Haar in der Farbe von Zartbitterschokolade fiel in weichen Wellen auf ihre Schultern. Sie hatte eine makellose Goldhaut, haselnussbraune Augen, die von einem dichten Wimpernkranz umgeben waren, und wirklich perfekte rote, volle Lippen. Sie war gertenschlank, mit weich gerundeten Brüsten und Hüften, Formen, die das fest anliegende Mieder ihres Kleides deutlich betonte. Insgesamt eine Erscheinung von ausgesuchter Grandezza – wenn nicht ihr doppelt durchbohrtes Ohrläppchen gewesen wäre. Am Hals, an den Handgelenken, den Fingern, in den Ohren trug sie Gold und Edelsteine. Eine eindeutig verwöhnte junge Frau mit einem ganz eigenen Kopf, den sie in diesem Augenblick anscheinend mit allen Mitteln durchsetzen wollte. Es gab nur ein Problem: Rick wusste nicht, was genau sie sich in ihren eigensinnigen Kopf gesetzt hatte, wenn sie ihn nicht auf Teufel komm raus verführen wollte. Das aber machte sie verdammt gut.
„Nein, ich will mich nicht an Sie heranmachen!“ Ihre Wangen röteten sich leicht. „Ich will nur eine kleine Komödie spielen. Und Sie müssen mir dabei helfen. Keine Sorge, es lohnt sich für Sie. Ich zahle Ihnen zweihundert Dollar extra.“
Rick musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. Er hatte seine Erfahrungen – alles andere als angenehme Erfahrungen – damit gemacht, von Frauen benutzt zu werden. Und dass Caroline Lord ihn bereitwillig so großzügig entlohnen wollte, das machte ihn wachsam. „Es geht nicht zufällig um einen alten Freund? Einen mit Temperament und einem Gewehrlauf, der durchs Rückfenster seines Wagens gestoßen worden ist?“
„Ach was.“ Schmunzelnd ging Caroline zu ihrem Bett und zerwühlte hastig das Bettzeug, als hätte dort gerade noch jemand – ein Paar – gelegen. Eilig kehrte sie zu Rick zurück. Mit gerunzelter Stirn musterte sie sein weißes Kellnerjackett und die billige schwarze Fliege, die alle Angestellten des Partyservices trugen. „Wir müssen etwas mit dieser Jacke tun. Und der Fliege!“ Mit flinken Handbewegungen zog sie ihm beides aus und warf die Kleidungsstücke in eine Schublade.
„Warten Sie einen Moment.“ Schon verschwand sie durch die Tür und tauchte kurz darauf wieder mit einer schwarzen Smokingjacke auf. „Hier, ziehen Sie die an.“
Bereitwillig schlüpfte Rick in das Jackett, wirklich neugierig jetzt, wohin das alles führen mochte, auch wenn er sich wie eine Anziehpuppe vorkam, die herausstaffiert wurde.
„Sie spannt sich etwas um die Schultern, aber sie wird es tun“, stellte Caroline nach einem prüfenden Blick fest.
„Was tun?“
Bevor sie antworten konnte, knallte unten eine Autotür, was Caroline wiederum veranlasste, zum Fenster zu stürzen. Sie warf einen Blick hinaus und atmete tief durch. „Da ist sie.“
„Da ist wer?“
Caroline schloss die Augen. „Meine Mutter“, stieß sie gequält hervor.
„Marjorie Lord, die Filmdiva?“ Beim Gedanken an die zweimalige Oscargewinnerin, die, auch wenn sie sich den Sechzigern näherte, immer noch weltweit als eine der berühmtesten Schönheiten galt, war sofort Ricks ganze Aufmerksamkeit geweckt.
„Sie höchstpersönlich.“
„Das wird aber eine Party werden.“
„Sie können es sich nicht einmal ansatzweise vorstellen“, gab Caroline trocken zurück, während sie schon wieder zu Rick zurückeilte. „Okay, und jetzt passen Sie auf.“ Sie sprach hastig, dabei öffnete sie die obersten drei Knöpfe seines weißen Hemdes mit sicheren und geschickten Bewegungen. „Wenn meine Mutter die Treppe hochkommt, dann sehen Sie mir tief und verliebt in die Augen, Sie wissen schon, so als wären wir ganz von romantischen Gefühlen überwältigt. Und dann brauchen Sie nur auf das zu achten, was ich sage, und spielen einfach mit.“
Normalerweise ließ sich Rick nicht wie eine Marionette nach der Regie eines anderen Menschen bewegen. Aber schließlich hatte er sich hier eingeschlichen, weil er etwas von Caroline Lord wollte. Also konnte er auch ihr Spielchen mitspielen – was auch immer es war – und damit zugleich einen Fuß in die Tür bekommen.
„Jetzt!“, flüsterte Caroline. Sie bog den Kopf zurück und legte die Arme um seinen Nacken. „Küssen Sie mich!“
„Sie küssen?“
„Richtig!“ Sie hatte die Hände flach auf seinem Hinterkopf und brachte seine Lippen zu ihren herunter. „Küssen Sie mich!“
Mit aufblitzenden Augen lächelte Rick sie an. „Wenn die Pflicht ruft …“, murmelte er voller Erwartung.
Carolines haselnussbraune Augen wurden größer bei dem Versprechen, das aus seiner männlichen Stimme klang. Rick war nie für halbe Sachen zu haben, und so zog er sie dicht an sich und presste seinen Mund auf ihren.
Und von dem Augenblick an hörte alles Vorhersagbare in diesem verrückten Spiel auf. Rick hatte sich ihre Lippen weich vorgestellt. Nun wurde er davon überrascht, wie gut sie schmeckten und wie bereitwillig gebend sie waren. Nach Carolines impulsivem Wirbelwindverhalten hatte er ein unreifes Mädchen erwartet, aber sie war ganz Frau.
Durch Ricks Schleier der Benommenheit drang eine männliche Stimme. „Ich habe dir doch gesagt, wir hätten nicht heraufkommen sollen, Mom! Caroline hat …“ Tony, Carolines Bruder, räusperte sich, „Besuch.“
Das musste sein Stichwort sein … Ganz langsam löste Rick seine Lippen von Carolines. Wenn schon, dann wollte er auf die größte Wirkung setzen, also machte er keine Anstalten, Caroline aus seiner Umarmung zu lassen. Und Caroline hatte aus Gleichgewichtsgründen keine andere Wahl, als sich an seine breiten Schultern zu klammern. Während Rick ihr tief in die Augen blickte, merkte er auch, dass er sie auch gar nicht loslassen wollte. Im Gegenteil, er wollte sie erneut küssen, wollte sie noch intensiver und versengender und intimer küssen. Und er sollte verdammt sein, wenn nicht genau das gleiche Verlangen auch aus ihren Augen sprach.
„Caroline?“, stieß Marjorie verblüfft hervor.
Caroline drehte den Kopf und warf ihrer Mutter ein entschuldigendes Lächeln zu. „Mom!“ Sie spielte ihre Rolle, ertappt worden zu sein, doch Rick hätte darauf wetten mögen, dass es ihr nicht besonders schwerfiel, Verlegenheit darüber zu heucheln, mitten in einem feurigen, hingebungsvollen Kuss überrascht worden zu sein.
Die Verwunderung in Marjorie Lords Augen ging in ein hochzufriedenes Lächeln über. „Willst du mir nicht deinen Verehrer vorstellen?“
Das musste Rick Caroline Lord zugestehen: Sie verriet nicht die kleinste Spur von Unsicherheit, obwohl sie nicht den blassesten Dunst hatte, wer er war und was er wollte. Er ließ den linken Arm um ihre Taille, während er den rechten zu ihrer Mutter ausstreckte. „Rick Cassidy. Und Sie müssen sich mir nicht vorstellen. Ich habe Ihre Filme gesehen und Sie angehimmelt, seit ich ein kleiner Knirps war.“
Marjorie lächelte. „Danke, Rick. Wie schön ist es doch zu wissen, dass ich immer noch mein Publikum habe.“
Caroline löste sich mit einem Ruck aus seinem Griff und strich ihren Taftrock glatt. „Du hättest dich wirklich früher ankündigen sollen, Mom. Rick und ich hätten dann etwas Intimeres für dich arrangieren können.“
Was kann noch intimer sein, fragte sich Rick, und seine Fantasien entzündeten sich an dieser Frage … Mit Caroline in ihrem Bett überrascht zu werden?
Marjorie winkte ab. „Darling, du musst dich nicht entschuldigen. Ich liebe Partys. Und heute Abend ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, um Rick kennenzulernen. Ich habe dir doch schon gesagt, als wir vor einigen Minuten telefoniert haben, dass ich Houston erst wieder verlasse, wenn du glücklich verheiratet bist.“
Es wird immer interessanter, dachte Rick. „Ich komme auf den Geschmack“, wisperte er Caroline zu.
Carolines Wangen überzogen sich mit einem Hauch von Rosa, doch sie hielt den Blick fest auf Marjorie gerichtet. „Mom, bitte. Nicht vor Rick.“
„Im Gegenteil, Caroline“, schaltete der sich ein. „Als dein Verehrer höre ich es mir mit der größten Freude an, was deine Mutter zu sagen hat.“
Caroline wirbelte herum, presste eine Hand auf seine Brust und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Das sind wir doch bereits alles durchgegangen, Rick, Darling“, stieß sie zwischen fest aufeinandergebissenen, gleichmäßig weißen Zähnen hervor.
„Für meinen Geschmack verbringt sie viel zu viel Zeit damit, hinter dem Vorstandsvorsitz von Maxwell Lord Cosmetics herzujagen“, fuhr Marjorie ungerührt fort.
Nervös durchmaß Caroline mit raschelnden Petticoats das Zimmer. „Jemand muss sich schließlich um das Familienunternehmen kümmern, Mutter“, erregte sie sich. „Und wir beide wissen, der Vorstand hält Tony für die bessere Besetzung des Postens, nur weil er ein Mann und deshalb in ihren Augen der Standfestere ist. Was sie nicht wissen ist, dass Tony nicht zielstrebig genug ist, um Maxwell Lord Cosmetics in den nächsten dreißig Jahren zu führen, ganz zu schweigen von seiner mangelnden Bereitschaft, Achtzigstundenwochen einzulegen.“
„Damit magst du ins Schwarze getroffen haben, Schwesterchen“, stimmte Tony zu. „Wenn ich die ganze Zeit arbeite, wann soll ich dann Partys feiern? Auf der anderen Seite musst du eingestehen“, spöttelte er, „es gibt für mich keine bessere Möglichkeit, Frauen kennenzulernen. Führungspersönlichkeiten beeindrucken immer.“
„Düsenjets auch.“, Caroline ließ sich auf die zerwühlte Bettdecke fallen. „Warum nimmst du nicht einfach Flugstunden?“
„Mir gefällt die Vorstellung, ein Unternehmen zu leiten“, stellte Tony fest.
„Mir auch“, gab seine Schwester ruhig zurück. „Nur im Unterschied zu dir werde ich meine gesamte Energie hineinstecken.“
Ihre Mutter schaltete sich wieder ein. „Darling, wie oft muss ich es dir eigentlich noch sagen? Das Unternehmen wird dich nicht glücklich machen. Du musst dir ein Zuhause mit einem Mann schaffen, den du liebst. Dann wirst du glücklich sein.“
„Mutter, bitte!“ Caroline rieb sich die Schläfen.
„Aber keine Sorge“, fuhr Marjorie fort, „ich bin ja jetzt da. Mit meiner Hilfe bringst du dein Leben wieder ins Lot, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“
Caroline tat Rick fast leid. Dennoch war er neugierig, mehr zu erfahren.
„Und wie genau gedenkst du mir zu helfen?“, fragte Caroline unter größter Selbstbeherrschung ihre Mutter.
„Indem ich einen Mann für dich finde, natürlich.“
„Du scheinst es wirklich ernst zu meinen“, entgegnete Caroline grimmig, während ihre Mutter sich die Handschuhe und den Nerz auszog.
„Absolut. Ich habe dir schließlich viel Zeit gelassen, dich selbst darum zu kümmern. Aber, Darling, wenn du niemanden gefunden hast, bist du dreißig …“
„Ich bin neunundzwanzig“, betonte Caroline und stand wieder auf.
„Nur noch einen Monat. Dann bist du dreißig. Dann, Caroline, sind es zehn Jahre her seit diesem … dieser anderen Episode. Es ist schon lange überfällig, dass du sie hinter dich bringst.“
„Ich habe sie hinter mich gebracht.“
„Oh, wirklich? Und warum bist du dann nicht verheiratet, seit …“ Marjorie warf Rick einen Blick zu. „Du weißt schon.“
Nein, ich weiß es nicht, dachte Rick, aber ich würde es sehr gern wissen.
„Wenn ich mich nicht ernsthaft gebunden habe“, gab Caroline hitzig zurück, „dann, weil ich mich nicht ernsthaft binden will.“
Was ihr unbeschränktes Recht ist, dachte Rick verständnisvoll. Beziehungen schluckten zu viel Kraft und Energie. Arbeitsorientierte Menschen wie Caroline und er selbst hatten dafür keine Zeit. Nicht, wenn sie sich ihr eigenes kleines Imperium aufbauen wollten wie er, oder es führen wollten wie sie.
„Ich glaube, deine Mutter versucht dir zu sagen, dass sie Angst hat, dich als alte Jungfer verknöchern zu sehen. Und als hoffnungslose Romantikerin, die sie ist, will sie das verhindern“, warf Tony spöttelnd ein.
„Danke für die riesige Interpretationshilfe.“ Caroline warf ihrem Bruder einen düsteren Blick zu.
So etwas wie schuldbewusstes Bedauern zeigte sich in Marjories Gesichtsausdruck. Sie ging zu ihrer Tochter und nahm ihre Hände. „Ich weiß, ich habe in der Vergangenheit meine Pflichten als Mutter vernachlässigt.“
„Nein, hast du nicht.“ Caroline entzog ihr die Hände.
Marjorie hob eine mit Juwelen geschmückte Hand. „Immer, wenn du in einer Krise stecktest, hatte ich Dreh- oder Spielverpflichtungen. Aber dieses Mal wird es anders sein, Darling“, gelobte sie.
„Anders? Wie anders?“, warf Caroline trocken ein. „Dass du dich richtig einmischst und das absolute Chaos verursachst?“
„Nein“, widersprach Marjorie. „Anders, weil es mir ernst damit ist, dein zerbrechliches kleines Herz zu kurieren. Ich habe viel über die Situation nachgedacht, und ich glaube ganz fest daran: Nur ein Mann ist die Lösung.“
„Glaubst du das nicht immer?“ Verärgert stieß Caroline einen langen Atemzug aus.
„Ich werde also damit anfangen, die infrage kommenden Männer dieser Stadt auszuspähen und dir bei der Suche eines Mannes helfen, der ebenso wunderbar und aufregend ist wie du“, fuhr Marjorie energisch fort.
Ein Blick in Marjories Gesicht genügte, um Rick zu verraten, dass Carolines Mutter jedes verrückte Wort ernst meinte.
„Wirklich süß von dir, dir Gedanken über mein Privatleben zu machen, aber, wie du sehen kannst, ich habe schon einen Verehrer.“ Caroline warf Rick ein millionenschweres Lächeln zu.
„Ja, ich weiß. Dein geheimnisvoller Traummann.“
„Das ist nicht nur er“, warf Caroline hastig ein. „Ich gehe auch mit anderen Männern aus.“
„Mit wem zum Beispiel?“
Mit einem holden Lächeln hob Caroline ihre schlanken Schultern. „Beispielsweise mit Hugh Bradford.“
Marjorie sah sie fast entsetzt an. „Mit diesem langweiligen, alten Vorstandsmitglied?“
Rick konnte Marjorie nur aus tiefstem Herzen beipflichten: Hugh Bradford war ein nicht über sich selbst hinausblickender alter Trottel mit der geschäftlichen Vision einer Ameise.
„Hugh ist nicht alt“, verteidigte ihn Caroline bewundernswert beherrscht. „Er ist gerade zweiundvierzig. Rick hier ist …“
„Dreiunddreißig, und deine Mutter hat recht, Caroline. Hugh ist zu alt für dich.“ Er zwinkerte Caroline frech zu. „Du brauchst einen, der aufgeweckt genug ist, um es mit dir aufzunehmen.“
„Damit meinst du wohl dich?“, fragte Caroline zuckersüß.
Rick gefiel der bissige Unterton in Carolines Stimme ebenso wie ihre blitzenden Augen. Und noch nie hatte er einer Herausforderung widerstehen können. „Vor einigen Minuten habe ich keine Klagen gehört.“
„Mir gefällt er, Caroline!“, fiel Marjorie unverblümt ein.
„Nun, ich …“
Rick hätte schwören können, dass Caroline eigentlich „ich mag ihn nicht!“, auf der Zunge lag.
„Also, Rick…“ Marjorie wandte sich wieder mit einem strahlenden Lächeln an ihn, „lassen wir die gesellschaftlichen Nettigkeiten und kommen zur Hauptsache. Wie ernst meinen Sie es mit meiner Tochter?“
„Mutter, bitte!“, stieß Caroline eisig hervor.
„Eine gute Frage.“ Unbeirrt von Carolines Reaktion zog Rick jedes Wort in die Länge. „Aber im Augenblick etwas schwer zu beantworten.“
Das würde ich auch sagen, dachte Caroline. Sie hatte Rick aus der Küche in ihr Zimmer geschleppt und ihn geküsst, nur um ihrer Mutter einen handfesten Beweis zu liefern, dass sie sehr wohl ein Privatleben hatte. Und natürlich hatte sie die Folgen ihres Tuns nicht bedacht, dass sich nämlich dieser Mann, so wie es schien, womöglich ihrer Regie nicht unterwerfen würde.
„Einerseits haben wir das Gefühl, als hätten wir uns gerade erst kennengelernt“, fuhr Rick fort. „Doch andererseits“, Rick schlang einen Arm um Carolines Taille, „ist Caroline eine Art von Frau, die mir durch und durch vertraut ist.“
Caroline hatte das unangenehme Gefühl, dass Ricks Worte nicht unbedingt als Kompliment gemeint waren. Und noch schlimmer, immer noch prickelte ihre Haut, und ihre Lippen brannten … und das alles nur wegen eines harmlosen Bühnenkusses. Was war in sie gekommen? Sie war schließlich schon vorher geküsst worden. Oft! Männer hatten bislang keinen solchen Einfluss auf sie gehabt, hatten ihr nicht das Gefühl gegeben, ganz weich und sexy zu sein und sie schwach in den Knien werden lassen!
„Was für eine Art?“, hakte Marjorie nach.
„Sie wissen schon“, Ricks Stimme war so einschmeichelnd wie sein Lächeln, „energiegeladen, karriereorientiert, aus dem Gewöhnlichen herausgehoben.“
Caroline war sich sicher, dass selbst ihre Mutter die Spitze aus seinen Worten heraushören müsse. Ehrlich, der Mann ging in seinem Rollenspiel zu weit! „Du bist ja auch kaum gewöhnlich, Rick“, stellte sie herbsüß fest.
Plötzlich hatte sie den Riesenwunsch, nicht gerade ihn unter den Kellnern in ihrer Küche ausgewählt zu haben. Rick Cassidy konnte einer Frau mit seiner Attraktivität schon den Kopf verdrehen, das musste sie zugeben. Sein weiches, volles, tiefschwarzes Haar trug er ein wenig zu lang, und es berührte auf eine reizend herausfordernde Art seinen Kragen und seine Ohren. Seine Augen waren von einem tiefen Waldgrün. Dazu kamen sein sexy Lächeln und ein wiegender, sehr männlicher Gang, die ungebrochenes Selbstbewusstsein signalisierten. Und er überragte sie. Doch nicht nur seine Größe flößte Respekt ein, auch die breiten Schultern, sein flacher Bauch, seine schmalen Hüften und muskulösen langen Beine. Alles in allem sah er eher wie ein Rancher als ein Partykellner aus.
Sie musterte ihn mit einem abschätzenden Blick und kam zum Resultat, dass er mit dem kantigen Kinn und der gesunden Bräune ganz sicher kein durchschnittlicher Großstadtmensch sein konnte. Er war nicht der Typ. Mit wem hatte sie es aber zu tun?
Rick lächelte sie mit einem versteckten Augenzwinkern an. „Du erweckst ganz sicher keine gewöhnlichen Gefühle in mir, Prinzessin.“
Caroline löste sich aus der Wärme seines Armes. Von Minute zu Minute bedauerte sie ihre tollkühne Impulsivität mehr, wie sie auch ihrem unbekannten Verehrer zunehmend misstraute. „Nenn mich nicht so“, herrschte sie ihn an.
„Ich kann nichts dagegen tun, Prinzessin. Du bist einfach so schön wie eine Prinzessin mit deinem feurigen Temperament.“
Sie funkelte ihn an. „Mom, du entschuldigst uns für einen Moment.“ Sie packte Rick am Handgelenk und zog ihn hinter einen chinesischen Paravent. Unglücklicherweise lagen auch dort ihre Kleidungsstücke verstreut herum. Rick hob einen spitzenbesetzten BH auf und hob ihn hoch.
„Reizendes Parfum.“ Er atmete tief ein, wobei er Caroline mit einem schalkhaften Lächeln ansah. „Duftet nach Blumen.“
Errötend entriss Caroline ihm den BH. „Hör zu, Rick“, warnte sie, „wenn du es dir nicht mit mir verderben willst, dann lass sofort deine Clownereien und spiel deine Rolle ganz genau so, wie ich es will. Und das bedeutet: keine weiteren Improvisationen!“ Und keinen weiteren heiß glühenden Kuss, fügte sie im Stillen hinzu.
Rick stützte sich auf beiden Seiten von Caroline ab und klemmte sie so zwischen der Wand und seiner Brust ein. Ihre Petticoats und das Seidentaftkleid wurden zwischen ihnen zerdrückt. „Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich überhaupt spielen will?“, fragte er und zog seine starken, geraden Brauen über seinen grünen Augen hoch.
Mit dem Gefühl, gerade einen Tiger zu reizen, drückte Caroline ihre Schultern zurück und richtete sich zu ihren ganzen Einssiebzig auf.
„Vorsicht!“, warnte Rick. Er ließ den Blick mit einer quälend sinnlichen Bedächtigkeit über die nackten Kurven ihrer Schultern und ihre blitzende Diamanthalskette gleiten, bevor er zu ihren Augen zurückkam. „Mehr als ein Flüstern, und deine Mutter und Tony hören mit.“
Überall, wo Caroline seinen Blick auf sich gespürt hatte, durchströmte sie Hitze. Caroline schluckte. Hätte sie doch nur ein anderes Kleid gewählt als dieses klatschmohnrote mit seinen über die Schultern fallenden Trägern und dem tiefen, herzförmigen Dekolleté. „Du hast eingewilligt, mir zu helfen, Rick. Ich erwarte, dass du dich daran hältst.“
Langsam senkte er das Gesicht, in dem seine Augen verräterisch glänzten. „Vielleicht wusste ich nicht, auf was ich mich einlasse.“
Ich auch nicht, dachte Caroline. Sie zwang sich, wieder an das zu denken, worum es hier ging … ihrer Mutter ein befriedigendes Liebesleben vorzuspielen und sie sich damit vom Hals zu schaffen. „Von jetzt an hältst du einfach deinen Mund und stimmst allem zu, was ich sage.“
Rick beugte sich vor und berührte mit den Lippen ihre Schläfe. „Wie kann ich zustimmen, wenn ich meinen Mund halte?“
Tapfer bekämpfte Caroline die körperliche Reaktion, die seine Berührung ausgelöst hatte, und blickte ihn eisig an. „Ganz einfach: du nickst“, stieß sie zwischen aufeinandergebissenen Zähne hervor.
Ricks Lippen verzogen sich spöttisch. Er nahm eine Hand von der Wand und hob Carolines Kinn. „Behandelst du so deine Freunde? Dann ist es auch kein Wunder, dass du noch keinen Mann gefunden hast.“ Er strich über ihr Kinn und über ihre Wange. „Aber vielleicht hast du auch einfach nur noch nicht den Richtigen getroffen.“
Er versuchte gar nicht, sie wieder zu küssen, obwohl er es tun könnte, er berührte einfach nur mit zarten Fingern ihr Gesicht. Und doch richteten sich Carolines Brustspitzen unter ihrem roten Spitzenkorsett auf. Und die Knie wurden ihr wieder weich. Und diese Lust, von ihm geküsst zu werden … Das ist doch verrückt, dachte sie und holte zitternd Luft. Sie war nicht die Frau, die sich von einem Mann einfach so hinreißen ließ. Nicht mehr. Nicht seit …
Mit einem Ruck riss Caroline sich von ihm los. „Hör auf damit!“
„Es tut mir leid.“
Es tut ihm überhaupt nicht leid, dachte Caroline aufgebracht, während sie beide Hände in ihre schmale Taille stemmte. „Verhältst du dich jetzt kooperativ, oder soll ich dich sofort hinauswerfen?“
„Und es wie erklären?“, fragte er gedehnt.
„Kabbeleien unter Verliebten!“
„Caroline, also wirklich!“, rief Marjorie. „Du kommst mit Rick augenblicklich wieder hinter diesem Schirm hervor!“
„Also, vergiss nicht, wenn du dich nicht benimmst, fliegst du sofort raus“, warnte Caroline Rick noch einmal.
Der zuckte ganz unbekümmert mit den Schultern. „Meiner Meinung nach wirst du in viel größeren Schwierigkeiten als ich stecken, wenn ich mich nicht benehme.“
Leider stimmte das. Caroline warf ihm einen grimmigen Blick zu.
„Darling, bitte! Deine Gäste kommen!“
„Mom, geh du doch hinunter und begrüße sie für uns“, schlug Caroline vor, während sie Rick an der Hand hinter dem Paravent hervorzog.
„Gute Idee“, stimmte Rick aalglatt zu. Er zog seine Hand aus ihrer, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich. „Caroline und ich haben noch einiges zu klären.“
Gereizt bemerkte Caroline, dass ihre Mutter Rick anscheinend mit jeder Minute mehr mochte. Typisch, dachte Caroline. Im Unterschied zu ihrer Tochter war es für Marjorie das Größte, einen fähigen Mann um sich zu haben, der die Verantwortung und Führung ihres Lebens in seine Hände nahm.
„Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet“, erinnerte Marjorie ihn. „Wie ernst meinen Sie es mit meiner Tochter?“
Rick sah Caroline tief in die Augen. „Sehr ernst“, antwortete er schließlich.
„Und du, Caroline?“, fasste Marjorie mit unerschütterlicher Zielstrebigkeit nach. „Wie sind deine Gefühle Rick gegenüber? Merkst du etwas, Tony?“, wandte sie sich an ihren Sohn, als Caroline nicht sofort antwortete. „Zeit, nach einem neuen Verehrer für deine Schwester Ausschau zu halten.“
„Nun halt aber einmal die Luft an, Mom. Es ist wirklich unfassbar, aber du hast es dir tatsächlich in den Kopf gesetzt, für mich auf Männerfang zu gehen!“ Caroline stöhnte gequält auf.
Marjorie zuckte unbekümmert die Schultern. „Ich werde keine Ruhe geben, bis du jemanden gefunden hast, der dich nachts warm hält.“
Rick grinste. „Ich kann das genau nachfühlen, Marjorie. Ich glaube, ich werde auch keine Ruhe geben.“
Tony bog sich vor Lachen und bot sich ungewollt Caroline als ideale Ablenkung an. „Warum ihn nicht verheiraten?“ Sie zeigte auf ihren Bruder.