Hab ich wirklich Ja gesagt? - Cathy Gillen Thacker - E-Book

Hab ich wirklich Ja gesagt? E-Book

Cathy Gillen Thacker

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Beschreibung

Dani soll mit dem Schauspieler Beau Chamberlain verheiratet sein? Das wüsste sie doch! Aber Beau präsentiert die Heiratsurkunde, und plötzlich hat Dani das unbehagliche Gefühl, dass es stimmt, was er sagt. Wenn sie sich nur erinnern könnte, was vor drei Wochen während ihres Trips nach Mexiko passiert ist …

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IMPRESSUM

Hab ich wirklich Ja gesagt? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2000 by Cathy Gillen Thacker Originaltitel: „The Bride Said, ‚I Did?‘“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 189 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Astrid Hartwig

Umschlagsmotive: GettyImages_eli77

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733756215

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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1. KAPITEL

„Du brauchst einen Mann“, neckte Jenna Lockhart ihre Schwester Dani.

„Wenn es nach John und Lilah McCabe geht, brauchen wir alle einen Mann“, erwiderte Dani, während sie die Veranda ihres Hauses betrat.

Nachdem alle vier McCabe-Söhne in Laramie, Texas, geheiratet hatten, war in der kleinen Stadt das Heiratsfieber ausgebrochen. Allgemein wurde nun darüber spekuliert, wer von den vier Lockhart-Schwestern als Erste das Aufgebot bestellen würde.

So einfach ist das leider nicht, dachte Dani, während sie dem Möbelwagen nachschaute, der sich langsam von ihrem Haus entfernte. Sie und ihre drei Schwestern lebten nun alle wieder in Laramie, aber keine von ihnen hatte die Absicht zu heiraten. Alle vier waren überzeugte Singles.

„Aber das kommt nicht infrage“, sagte Dani mit Nachdruck zu ihren Schwestern, die bei einem Glas Limonade die bequemen Korbsessel auf der Veranda ausprobierten.

„Du weißt doch, wie ich das meine“, erklärte Jenna, während sie aufstand. „Du brauchst jemanden, der Billy Carter entmutigt. Wenn du einen Mann in deiner Nähe hättest, würde Billy bestimmt schnell einsehen, dass er mit seinen achtzehn Jahren viel zu jung für dich ist.“

Dani seufzte. Sie kannte Billy seit drei Jahren. Damals hatte er sie um ein Interview für seine Schülerzeitung gebeten. Per E-Mail waren sie dann in Verbindung geblieben. Sie hatte seine interessierten Fragen über ihre Arbeit als Filmkritikerin beantwortet und ihn in dem Entschluss bestärkt, selbst einmal beim Film zu arbeiten. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass er sie bewunderte, aber dass er bis über beide Ohren in sie verknallt war, hatte sie erst bemerkt, als sie ihn persönlich kennenlernte. Zu spät, denn zu dem Zeitpunkt hatte sie ihn schon für den Sommer als Hilfskraft eingestellt.

„Ich habe schon versucht, ihn für Mädchen in seinem Alter zu interessieren“, gab Dani zu.

„Und?“, fragte Jenna gespannt.

„Keine Chance.“ Dani schüttelte seufzend den Kopf. „Er hat nur Augen für mich.“

Die vier Lockhart-Schwestern tauschten besorgte Blicke.

„Vielleicht wäre es besser, wenn er nicht den ganzen Sommer für dich arbeiten würde“, überlegte Meg laut.

„Ich kann ihn doch nicht nach dem ersten Tag gleich wieder nach Hause schicken. Außerdem bekomme ich in den nächsten Wochen mehrere Tausend Videos. Die müssen ausgepackt, registriert und einsortiert werden. Nein, nein … ich kann nicht auf ihn verzichten.“

Billy war ebenso wie sie ein begeisterter Kinofan und trotz seines jugendlichen Alters bereits ein Experte auf diesem Gebiet.

„Billy ist nur ein bisschen zu romantisch. Das kann ich ihm doch nicht zum Vorwurf machen.“ Dani beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er sein romantisches Interesse an ihr von selbst verlieren würde.

„Dann solltest du vielleicht noch jemanden einstellen. Zu dritt ist die Situation nicht so intim“, schlug Kelsey vor.

„Das würde ich gern tun, aber dafür reicht mein Budget nicht.“ Dani war gerade erst von Los Angeles nach Laramie umgezogen. Sie hatte eine der teuersten Immobilien in der Stadt gekauft, ein charmantes viktorianisches Haus in der Spring Street. Ihre Ersparnisse waren nahezu erschöpft, und den Vorschuss für ihr Buch würde sie erst in einigen Wochen erhalten.

„Nun, dann musst du dich eben hässlich anziehen“, meinte Jenna, die Modedesignerin, scherzhaft.

„Oder schlecht riechen“, war Kelseys Idee. Die angehende Rancherin wusste nur zu gut, wie man nach einem langen Tag im Sattel roch.

„Am besten, du badest nicht mehr“, schlug Meg vor, die gerade einen Job als Ausbilderin in der Krankenpflege im Laramie Community Hospital angenommen hatte.

„Ihr seid mir wirklich eine große Hilfe.“ Dani verdrehte die Augen.

Plötzlich stand Meg auf und ging zur Verandabrüstung.

„Was ist?“, fragte Dani, als Meg die Stirn runzelte und erstaunt zur Straße blickte.

Meg blinzelte, schaute noch einmal hin. „Also … erwartest du heute noch Besuch?“, fragte sie nervös. Was seltsam war, denn Meg brachte so schnell nichts aus der Ruhe.

„Nein“, sagte Dani.

Jenna war bereits bei Meg und spähte über den prachtvoll blühenden Myrtenbusch hinweg. „Junge, und wir dachten, Billy wäre das Problem.“

Auch Kelsey konnte ihre Neugier nicht zügeln. „Kein Witz“, murmelte sie halb schockiert, halb schmunzelnd.

Dani, die inzwischen davon überzeugt war, dass ihre Schwestern ihr mit diesen dramatischen Reaktionen einen Streich spielen wollten, trat nun entschlossen ans Geländer und spähte ebenfalls zur Straße.

Als sie sah, wer auf ihr Haus zukam, wich schlagartig alle Luft aus ihren Lungen. Diesen großen, breitschultrigen und unerhört gut aussehenden Mann hätte sie überall auf der Welt unter Tausenden erkannt. Auch wenn er kein berühmter Schauspieler gewesen wäre.

Beau Chamberlain trug wie immer eine verwaschene Jeans, Lederstiefel, einen sandfarbenen Stetson und ein schneeweißes Westernhemd, das auf der Leinwand und privat zu seinem Markenzeichen geworden war. Abgesehen von seiner selbstbewussten Ausstrahlung, entlarvte ihn nur die dunkle Sonnenbrille als Filmstar.

„Sollen wir bleiben oder gehen?“, fragte Jenna, während sie sich ihren Skizzenblock unter den Arm klemmte.

Beau näherte sich dem Haus mit entschlossenen Schritten. Er sah aus, als hätte er sich vorgenommen, jemandem die Meinung zu sagen, fand Dani. Dieser Jemand konnte nur sie selbst sein.

„Ihr bleibt“, sagte sie zu ihren Schwestern. Beim Anblick der schwarzen Haare, die unter Beaus Hut hervorlugten, erinnerte sie sich daran, wie diese Haare sich zwischen ihren Fingern angefühlt hatten. Sie bekam weiche Knie. „Ich brauche nicht lange, um ihn abzuwimmeln.“ Es genügte, wenn sie ihn an die erbitterte Feindseligkeit erinnerte, von der ihre Beziehung seit zwei Jahren geprägt war.

Dani ließ sich von seinen breiten Schultern nicht einschüchtern. Sie trat auf die oberste Stufe der Verandatreppe, verschränkte die Arme vor der Brust und nahm ihn mit einem abweisenden Blick in Empfang. „Ich dachte, ich hätte dich zum letzten Mal gesehen“, sagte sie, fest entschlossen, ihm nicht zu verzeihen, was sie in Mexiko mit ihm erlebt hatte. Unglaublich, dass er nach diesem verantwortungslosen Auftritt dort unten tatsächlich die Stirn besaß, so überraschend bei ihr aufzutauchen. Noch dazu streitsüchtiger als je zuvor.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Beau Chamberlain mit grimmigem Lächeln. Er nahm die Sonnenbrille ab und schaute aus seinen dunkelblauen Augen direkt in ihre Seele hinein. „Verehrte Gemahlin.“

Dani lachte verunsichert. Sie wusste genau, wo und wie sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Ein Ehering steckte jedenfalls nicht an ihrem Finger. Und für das dünne weiße Kleid, das Blumenbouquet und die weiße Mantilla aus zarter Spitze würde sich bestimmt eine Erklärung finden. Auch wenn ihr selbst keine einfiel.

„Wovon redest du?“, fragte sie argwöhnisch.

Beau setzte einen Stiefel auf die unterste Treppenstufe. Er beugte sich vor und stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Oberschenkel ab. Die Sonnenbrille baumelte an seinem Finger. „Ich rede davon, dass ich vor drei Wochen in Mexiko in einem Hotelbett neben dir aufgewacht bin.“ Er schaute ihr tief in die Augen.

Dani erinnerte sich daran, allein in einem Hotelzimmer aufgewacht zu sein. Nackt. Wie es dazu gekommen war, entzog sich jedoch weitgehend ihrem Erinnerungsvermögen. Sie merkte, dass sie blass wurde, und fühlte sich bis auf die Knochen blamiert. Genau das war seine Absicht, dachte sie wütend. Sie mochte gar nicht in die betretenen Gesichter ihrer Schwestern schauen. Verdammt, warum mussten sie von dieser Sache erfahren!

Meg schaute unruhig auf ihre Uhr. „Oh, es ist schon halb vier. Ich muss Jeremy abholen. Die Geburtstagsparty ist um vier zu Ende.“

Jenna räusperte sich. „Da fällt mir ein, ich habe heute noch eine Kundin zur Anprobe.“

Kelsey zog den Autoschlüssel aus ihrer Bluejeans. „Ihr wisst ja, Rinder und Pferde warten nicht. Ich muss mich beeilen.“ Damit ließen die drei Frauen Dani so würdevoll wie möglich mit ihrer offensichtlich schwierigen Situation allein.

„Feine Art, meine Veranda zu leeren“, sagte sie sarkastisch zu Beau und schaute auf ihn herab.

Er lächelte großzügig. „Du hättest sie ja bitten können zu bleiben.“ Beau musterte sie von Kopf bis Fuß. Er schaute auf ihren Ausschnitt und bewunderte den Sitz ihrer weißen Leinenhose. Dann sah er ihr wieder in die Augen. „Bestimmt wollen sie alles über unsere Hochzeit erfahren“, neckte er sie.

„Hör mit dem Unsinn auf.“ Dani wurde rot vor Verlegenheit. Was immer dieser Cowboy von ihr wollte, es gefiel ihr nicht. Und es gefiel ihr auch nicht, wie er dort stand, als hätte er das Recht für sich gepachtet. Beau Chamberlain war der Inbegriff des Cowboys, auf der Leinwand und privat. Hinsichtlich Charisma und Sex-Appeal konnte er sich zweifellos mit John Wayne messen.

Männer mochten und respektierten ihn.

Frauen bewunderten und begehrten ihn.

Kinder fanden ihn unwiderstehlich.

Und Tiere vertrauten ihm sofort.

Nur Dani hatte eine Menge an ihm auszusetzen.

Er schob seinen Hut ein kleines Stückchen tiefer in den Nacken und sah sie mit einem spöttischen Lächeln an. „Warum? Es ist die Wahrheit.“

„Das ist unmöglich“, widersprach sie energisch, obwohl ihre Knie allmählich weich wurden.

„Aha.“ Er sah ihr immer noch in die Augen. „Und wieso bist du dir da so sicher?“

„Weil …“ Dani ging die Treppe hinunter, bis sie mit ihm auf Augenhöhe war. Sie tippte mit dem Zeigefinger auf seine Brust. „Weil wir seit zwei Jahren Feinde sind. Glaubst du, ich würde heiraten und mich hinterher nicht daran erinnern? Und schon gar nicht meinen Erzfeind“, ereiferte sie sich.

Beau ging die zwei Stufen zu ihr hinauf, sodass er sie überragte. „Aber du erinnerst dich daran, dass du in diesem kleinen Hotel in Mexiko mit höllischen Kopfschmerzen aufgewacht bist“, sagte er.

Dieser unsensible Klotz! Das musste er natürlich zur Sprache bringen. Dani hob das Kinn. „Ich war allein dort.“

„Weil ich schon unterwegs war, um herauszufinden, was passiert war.“

Die Art, wie er sie jetzt ansah – als hätte er mit ihr geschlafen – ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen. „Was soll das heißen?“, fragte sie.

„Ich hatte auch höllische Kopfschmerzen, als ich aufwachte, und ich wusste nicht, wie es dazu gekommen war, dass wir beide splitternackt in diesem Hotelbett lagen.“

Dani zuckte zusammen. Natürlich hatte sie darüber nachgedacht, ob sie vielleicht in jener Nacht mit Beau geschlafen hatte. Aber diese Möglichkeit hatte sie schnell verworfen. Niemals würde sie so etwas tun. Und wenn es doch passiert wäre, würde sie sich auf jeden Fall daran erinnern.

„Also habe ich ein paar Nachforschungen angestellt“, fuhr Beau mit seiner tiefen, sexy Stimme fort, gegen die sie keineswegs immun war.

„Natürlich.“ Mit jedem Wort und jeder Geste reizte er sie. Aber darin musste sie ihm nicht nachstehen. „Warum bin ich nicht darauf gekommen“, sagte sie mit einem koketten Augenaufschlag.

Er ging auf ihre Provokation nicht ein. „Und angefangen habe ich mit der Heiratsurkunde, die auf dem Nachttisch lag und die wir beide unterschrieben haben.“

Wenn er mich auf den Arm nehmen will, macht er es nicht schlecht, dachte Dani. „Lass mich raten. Du konntest dich nicht an die Hochzeit erinnern.“

Beau atmete tief aus. „Anfangs nicht.“

Allmählich beschleunigte sich ihr Puls, auch wenn sie sich bemühte, äußerlich ruhig zu bleiben. „Aber jetzt erinnerst du dich natürlich.“

Beau nickte. „Als ich mir die Heiratsurkunde ansah, sind mir einige Bruchstücke wieder eingefallen. Kerzenlicht, Gitarrenmusik, wir beide vor dem Priester. Zuerst dachte ich, ich hätte das alles nur geträumt. Aber die Kirche gibt es tatsächlich. Ich war dort. Der Priester hat mir bestätigt, dass er uns am Abend zuvor getraut hat. Warum ich alles vergessen habe, was vorher und hinterher passiert ist, weiß ich nicht. Aber an die Trauung erinnere ich mich, wenn auch nur dunkel.“

Dani fand seinen Auftritt durchaus überzeugend. Aber schließlich war er Schauspieler. Sie glaubte ihm kein Wort. „Such dir ein besseres Drehbuch“, riet sie ihm, während sie sich wegdrehte.

Beau legte lässig die Hand auf ihre Schulter und drehte sie wieder zu sich herum. Mit der anderen Hand zog er ein gefaltetes Papier aus der Hüfttasche. „Vielleicht frischt das deine Erinnerung auf.“ Er drückte ihr das Papier in die Hand.

Dani sah ihn wütend an. So viel musste sie ihm lassen, er spielte den Streich bis zum Ende. Wenn sie das letzte Wort haben wollte, brauchte sie ihre Rolle nur weiterzuspielen. „Gut.“ Sie faltete das Dokument auseinander. Es war die Heiratsurkunde. Eine gelungene Fälschung, auch wenn die Unterschrift der Braut, ihre Unterschrift, täuschend echt aussah.

Ihre Hände begannen zu zittern.

„Fällt es dir jetzt wieder ein?“ Beau nahm den Hut ab und fuhr mit den Fingern durch sein Haar.

Bei dieser Geste hatte sie das Gefühl, sie wüsste, wie sich sein Haar anfühlt. Aber dieses erregende Gefühl verscheuchte sie ebenso wie die Erinnerung an ein wunderschönes spanisches Liebeslied. „Nein“, beharrte sie stur. Sie gab ihm das Dokument zurück. „Ich erinnere mich nicht daran, also kann es nicht gültig sein.“

„Das war auch mein erster Gedanke, Darling. Ich habe es überprüft. Sowohl in Mexiko als auch mit meinem Anwalt in Los Angeles. Ob es dir gefällt oder nicht, wir beide sind verheiratet.“

Dani schluckte. Panik mischte sich mit romantischen und erschreckend aufregenden Fantasien. „Dann lassen wir die Ehe annullieren.“ Sie wandte sich von ihm ab und ermahnte sich im Stillen, sich keinesfalls auf irgendein wildes Abenteuer mit ihm einzulassen.

„Und wenn ein Baby unterwegs ist?“ Beau wurde wieder einmal zum resoluten Cowboy, in den sich ganz Amerika verliebt hatte. Er sah ihr in die Augen und schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Eine Annullierung kommt nicht infrage.“

Eine halbe Stunde später saß Dani im Sprechzimmer ihrer Freundin und Ärztin Lacey Buchanon McCabe.

„Sag, dass es nicht wahr ist“, verlangte Dani schwach.

Lacey war selbst erst seit ein paar Wochen mit dem Chirurgen Jackson McCabe verheiratet und hatte in ihrem ganzen Leben noch nicht so glücklich ausgesehen. „Das kann ich nicht“, erwiderte sie. „Du bist schwanger.“

„Aber …“

„Der Test ist zuverlässig“, unterbrach Lacey sie nun streng. „Es gibt keinen Zweifel.“ Sie tätschelte Danis Hand. „Soll ich Beau hereinrufen?“

„Nein. Ja.“ Dani strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie hatte den Test nur machen lassen, damit Beau so schnell wie möglich aus ihren Leben verschwand. Sie war davon überzeugt gewesen, dass sie nicht mit ihm geschlafen hatte, auch wenn sie offenbar eine Nacht zusammen verbracht hatten. Das alles konnte nur ein böser Traum sein! Aber warum wachte sie nicht auf? Und warum sah sie sich plötzlich mit einem Baby im Arm an Beaus Seite?

Sie war kein romantischer Typ. Ihr öffentlicher Streit mit Beau hatte ihr gezeigt, dass er nicht der richtige Mann für sie war. Beau vertrat die Meinung, dass das wirkliche Leben genauso schön sein konnte wie die Geschichten auf der Leinwand. Sie dagegen wusste, dass es im wirklichen Leben selten gerecht zuging. Es geschahen schreckliche Dinge, und das ohne jeden Grund. Sein Optimismus und ihr Pessimismus standen im krassen Gegensatz zueinander. Seit sie sich vor zwei Jahren auf einer Party begegnet waren, hatten sie um dieses Thema gestritten.

Fassungslos legte Dani die Hand auf ihren Bauch. Sie konnte keine Veränderung fühlen. Und trotzdem wuchs dort in ihrem Bauch ein Baby heran, das der Fürsorge von Vater und Mutter, von Beau und Dani bedurfte. Wenn das nicht ein Wunder der Liebe war, was dann?

„Brauchst du noch einen Moment?“, fragte Lacey mitfühlend.

„Ja.“ Dani schob jeden Gedanken an Liebe und Glück beiseite. Sie hatte sich immer ein Kind gewünscht. Aber doch nicht so. Nicht mit einem Mann, der nicht ihr Freund war!

„Jackson und ich sind heute den ganzen Abend in der Klinik. Wenn du Fragen hast, ruf einfach an oder komm vorbei.“ Lacey suchte einige Broschüren heraus und gab sie Dani. „Lies dir das durch. Du findest dort alles Wesentliche über die Schwangerschaft.“

„Okay.“ Immer noch schockiert, starrte Dani auf die Broschüren in ihrer Hand. Sie mochte gar nicht daran denken, wie sehr sich Beau darüber aufregen konnte, dass sie die Dinge anders sah als er.

Lacey legte die Hand auf ihre Schulter. „Alles in Ordnung?“

„Sicher“, erwiderte sie seufzend. „Es ist nur ziemlich viel auf einmal.“

„Ich weiß. Komm einfach vorbei, wenn du Fragen hast.“

Lacey ließ sie im Sprechzimmer allein.

Beau grinste und zuckte die Achseln. „Es könnte schlimmer sein. Stell dir vor, du wärst schwanger und nicht verheiratet.“

Dani sah ihn wütend an. Sie hatte erwartet, dass er dasselbe Wechselbad der Gefühle durchmachen würde wie sie. Aber Beau Chamberlain schien weder Zweifel noch Ängste zu kennen. Er sah ausgesprochen glücklich aus. Als wäre diese Entwicklung ein weiterer Beweis dafür, dass sich im Leben immer alles zum Guten wendet.

„Ich finde das gar nicht komisch“, sagte sie schnippisch.

„Okay.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Offensichtlich haben die Ereignisse uns beide überrascht. Es gibt noch eine Menge offener Fragen.“

„Allerdings.“ Dani nahm die Haarbürste aus ihrer Handtasche und trat vor den Spiegel. Sie sah Beau im Spiegel an. „Zum Beispiel, wie wir die Ehe annullieren lassen, bevor noch mehr Leute von unserer Heirat erfahren.“

Beau schüttelte den Kopf. „Wie ich schon sagte, Dani. Keine Annullierung und keine Scheidung. Ich weiß nicht, wie es zu dieser Hochzeit gekommen ist, aber ich habe nicht vor, mich zum Narren zu machen. Wir bleiben verheiratet.“

Dani wirbelte herum. „Aber wir lieben uns nicht!“ Liebe war für sie der einzige Grund zu heiraten.

Mit einem zuversichtlichen Lächeln umfasste er ihre Schultern. „Das kann sich ja ändern.“ Er kniff die Augen zusammen. „Jetzt bekommen wir erst mal unser Baby. Und es wird nicht unehelich zur Welt kommen.“

Er brauchte nicht lange auf ihre Reaktion zu warten.

„Das ist lächerlich.“ Sie löste sich von ihm und kehrte ihm den Rücken zu. „Wir mögen uns nicht mal!“, behauptete sie, während sie mit provokativ wippenden Hüften den Raum durchquerte.

Es störte Beau nicht, dass sie diese Diskussion gleich an Ort und Stelle im Hospital von Laramie führen wollte. Er war darauf eingerichtet, dass sie es ihm nicht leicht machen würde. Deswegen hatte er schließlich gründliche Nachforschungen angestellt, bevor er die Fakten vor ihr ausbreitete.

Als er sie nun ansah, fühlte er sich für seine Mühe belohnt. Er fand sie hübscher und reizvoller als je zuvor. Dichtes, kupferfarbenes Haar umrahmte ihr ovales Gesicht. Die sanften Rundungen ihrer Brüste, die schlanke Taille, geschwungene Hüften und lange, sexy Beine ließen seine Hormone verrückt spielen, wann immer er sie sah. Es war aber auch diese freche, selbstbewusste Kopfhaltung, die ihn anzog. Das intelligente Funkeln in ihren Augen. Ohne es zu wissen, reizte Dani ihn in einer Weise, wie es keiner anderen Frau je gelingen würde.

Was das Körperliche betraf, waren sie ein perfektes Paar. In emotionaler Hinsicht … nun, da bestanden Differenzen. Dani hatte ihm schon bei ihrer ersten Begegnung den Krieg erklärt. Das bedeutete aber nicht, dass sie ihm grundsätzlich misstraute.

„Wir könnten uns mögen, wenn wir es zulassen würden“, sagte er. Das hieß, wenn Dani ihren Zynismus ablegte und ihnen die Chance gab, sich wirklich kennenzulernen, wie er es sich vom ersten Moment an gewünscht hatte. Zu seiner Bestürzung war Dani auch diesmal nicht zum Einlenken bereit.

„Das ist ziemlich unwahrscheinlich“, gab sie abweisend zurück. „Wir sind in allen wichtigen Fragen unterschiedlicher Meinung.“

Das stimmt, dachte Beau. Aber diese Hürde fand er nicht unüberwindbar. „Trotzdem bleiben wir verheiratet.“

„Bis das Baby geboren ist“, räumte Dani ein.

Beau schüttelte den Kopf. „Bis wir wissen, wie es zu dieser verrückten Hochzeit gekommen ist.“

Sie starrte ihn an. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich nicht daran erinnern kann.“

Er hob skeptisch die Augenbrauen. „Aber du wirst sicher noch wissen, warum wir nach Mexiko gereist sind!“

„Natürlich weiß ich das“, gab sie erbost zurück.

Ihre Fehde hatte von Anfang an für Schlagzeilen gesorgt. Danis Filmkritiken, in denen sie Beau vorwarf, dem Publikum vorzugaukeln, dass das Gute auch im wirklichen Leben triumphieren kann, hatten für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Schließlich waren Dani und Beau übereingekommen, diesen Zustand zu beenden und das Kriegsbeil zu begraben. Beau, der nach der anstrengenden Arbeit an seinem letzten Film Bravo Canyon ausspannen wollte, hatte vorgeschlagen, gemeinsam nach Mexiko zu fliegen, wo er eine Villa am Strand besaß.

Aus drei Gründen hatte Dani zugestimmt. Erstens, ihr war klar, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen würde, bis sie Beau von ihrer Meinung überzeugt haben würde. Zweitens, sie hatte gesehen, dass er nach den langen Dreharbeiten in den Guadalupe Mountains ziemlich erschöpft war. Und drittens, sie wollte keine Zuschauer haben, wenn sie sich mit Beau aussöhnte. Die Leute in Laramie hätten jeden privaten Kontakt zwischen ihr und Beau sofort zum Anlass genommen, über eine sich anbahnende Liebesbeziehung zu spekulieren. Und, wie Dani widerwillig zugeben musste, sie hätten damit gar nicht so unrecht.

Insgeheim fühlte sie sich von Beau Chamberlain angezogen, und zwar so sehr, dass sie ihn mit allen Mitteln auf Abstand gehalten hatte. Anfangs hatte ihn dieses Verhalten amüsiert. Aber mit der Zeit hatte er sich über ihre Provokationen geärgert. Er fing an, sich in ähnlicher Weise zu revanchieren und sie bei jeder Gelegenheit zu reizen. Eigentlich war Dani – wie allen in Hollywood – klar, dass das verbale Geplänkel zwischen ihr und Beau ein Ausdruck gegenseitiger Zuneigung war.

Aber vor zwei Jahren wäre eine Beziehung für sie nicht infrage gekommen. Sie hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass es ihrem Ruf schadete, wenn sie Privates mit Beruflichem vermischte. Also hatte sie ihre Gefühle für Beau für sich behalten und dafür gesorgt, dass sie seine Filme genauso schonungslos kritisieren konnte wie alle anderen Filme auch.

Inzwischen hatte sie sich einen Ruf als kompetente, unabhängige Filmkritikerin erworben. Diesen Erfolg würde sie durch nichts aufs Spiel setzen.

Umso unfassbarer war es, dass sie mit ihm verheiratet war und ein Kind erwartete. Nicht nur für sie, sondern auch für ihn.

„Woran erinnerst du dich sonst noch?“, fragte er.

Sie breitete hilflos die Arme aus. „Wir haben den ganzen Nachmittag diskutiert und irgendwie auch geflirtet.“ Da die Hochzeit erst am nächsten Tag stattgefunden hatte, blieb also eine Gedächtnislücke von rund dreißig Stunden. Ein beunruhigender Gedanke. Denn, ob es ihr gefiel oder nicht, von dem Augenblick an, als sie im Flugzeug nach Mexiko saßen, hatten sie ihre abweisende Haltung aufgegeben.

„Woran erinnerst du dich denn noch?“, fragte sie nun vorsichtig.