Haus=Andachten - Christoph Blumhardt - E-Book

Haus=Andachten E-Book

Christoph Blumhardt

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Beschreibung

Auf Wunsch vieler Freunde habe ich mich zur Herausgabe der vorliegenden Haus=Andachten entschlossen. Diese sind in der letzten Zeit vor meiner kleinen Hausgemeinde in Wieseneck gehalten und nachgeschrieben worden. Wir haben sie zu einem vollständigen Jahrgang zusammengestellt und ich sende nun diese Worte hinaus als einen Gruß für alle, die mit uns auf das Reich Gottes warten wollen. Christoph Blumhardt Bad Boll, Ostern 1916

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Einer meiner tiefsten Eindrücke von dem Buch ist der,

dass hier ein priesterlicher Mensch steht.

Ich will gerade darüber nicht viel sagen,

denn das ist etwas Feines.

Ich sehe nur,

dass Blumhardt etwas kann,

was wir meistens nicht können:

Gottes Sache in der Welt vertreten und

doch nicht gegen die Welt Krieg führen,

die Welt liebhaben und doch Gott ganz treu sein,

mit der Welt leiden und für ihre Not das offene Wort haben,

aber darüber hinaus gleichzeitig

das erlösende Wort von der Hilfe, auf das sie wartet,

die Welt emportragen zu Gott und Gott hinein in die Welt,

ein Anwalt der Menschen sein bei Gott und ein Bote Gottes,

der Frieden bringt an die Menschen

vor Gott und zu Gott unablässig und unverwirrt flehen:

dein Reich komme! [Mat 6,10 par.]

und

mit den Menschen »warten und eilen« [vgl. 2.Petr. 3,12]

diesem Kommen entgegen.

Ist das nicht das Höchste und Aussichtsreichste,

was ein Mensch jetzt tun kann –

wenn er’s kann?

Karl Barth Zitat aus der Buchbesprechung der Hausandachten

Inhaltsverzeichnis

1. Die Buchbesprechung von Karl Barth

2. Notizen des Herausgebers

1. Januar

2. Januar

3. Januar

4. Januar

5. Januar

6. Januar

7. Januar

8. Januar

9. Januar

10. Januar

11. Januar

12. Januar

13. Januar

14. Januar

15. Januar

16. Januar

17. Januar

18. Januar

19. Januar

20. Januar

21. Januar

22. Januar

23. Januar

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29. Januar

30. Januar

31. Januar

1. Februar

2. Februar

3. Februar

4. Februar

5. Februar

6. Februar

7. Februar

8. Februar

9. Februar

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11. Februar

12. Februar

13. Februar

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20. Februar

21. Februar

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1. März

2. März

3. März

4. März

5. März

6. März

7. März

8. März

9. März

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11. März

12. März

13. März

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31. März

1. April

2. April

3. April

4. April

5. April

6. April

7. April

8. April

9. April

10. April

11. April

12. April

13. April

14. April

15. April

16. April

17. April

18. April

19. April

20. April

21. April

22. April

23. April

24. April

25. April

26. April

27. April

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30. April

1. Mai

2. Mai

3. Mai

4. Mai

5. Mai

6. Mai

7. Mai

9. Mai

10. Mai

11. Mai

12. Mai

13. Mai

14. Mai

15. Mai

16. Mai

17. Mai

18. Mai

19. Mai

20. Mai

21. Mai

22. Mai

23. Mai

24. Mai

25. Mai

26. Mai

27. Mai

28. Mai

29. Mai

30. Mai

31. Mai

1. Juni

2. Juni

3. Juni

4. Juni

5. Juni

6. Juni

7. Juni

8. Juni

9. Juni

11. Juni

12. Juni

13. Juni

14. Juni

15. Juni

16. Juni

17. Juni

18. Juni

19. Juni

20. Juni

21. Juni

22. Juni

23. Juni

24. Juni

25. Juni

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27. Juni

28. Juni

29. Juni

30. Juni

1. Juli

2. Juli

3. Juli

4. Juli

5. Juli

6. Juli

7. Juli

8. Juli

9. Juli

10. Juli

11. Juli

12. Juli

13. Juli

14. Juli

15. Juli

16. Juli

17. Juli

18. Juli

19. Juli

20. Juli

21. Juli

22. Juli

23. Juli

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25. Juli

26. Juli

27. Juli

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30. Juli

31. Juli

1. August

2. August

3. August

4. August

5. August

6. August

7. August

8. August

9. August

10. August

11. August

12. August

13. August

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16. August

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1. September

2. September

3. September

4. September

5. September

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9. September

10. September

11. September

12. September

13. September

14. September

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1. Oktober

2. Oktober

3. Oktober

4. Oktober

5. Oktober

6. Oktober

7. Oktober

8. Oktober

9. Oktober

10. Oktober

11. Oktober

12. Oktober

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2. November

3. November

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5. November

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1. Dezember

2. Dezember

3. Dezember

4. Dezember

5. Dezember

6. Dezember

7. Dezember

8. Dezember

9. Dezember

10. Dezember

11. Dezember

12. Dezember

13. Dezember

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22. Dezember

23. Dezember

24. Dezember

25. Dezember

26. Dezember

27. Dezember

28. Dezember

29. Dezember

30. Dezember

31. Dezember

1. Die Buchbesprechung von Karl Barth

Auf das Reich Gottes warten1

Als »einen Gruß für alle, die mit uns auf das Reich Gottes warten wollen«2, hat Christoph Blumhardt in Bad Boll einen Band Hausandachten erscheinen lassen. Es freut mich, an dieser Stelle für seine Gabe danken und die Freunde, die sie noch nicht kennen, auf das wichtige und schöne Buch aufmerksam machen zu dürfen. Es ist für mich das unmittelbarste und eindringlichste Wort von Gott und in die Not der Welt hinein, das die Kriegszeit bis jetzt hervorgebracht hat. Ich habe den Eindruck: das möchten wir jetzt eigentlich sagen – wenn wir’s könnten! Und vielleicht, wenn es die rechten Leser findet, wird dieses Buch zu einem Zeichen, um das sich, wenn nicht alle, so doch viele, von denen, die Blumhardts »Gruß« angeht, innerlich ein wenig sammeln und einigen.

Ich muss eine Warnungstafel aufrichten. Für die Freunde, die von der Theologie – und für die andern Freunde, die von der Demokratie und Sozialdemokratie herkommen. Es könnte ihnen – nicht Blumhardt – der Unfall passieren, dass sie sein Buch nach einiger Durchsicht missmutig und enttäuscht auf die Seite legen. Wir können es nicht lesen, wie wir unsere Bücher und Artikel zu lesen gewohnt sind. Blumhardt stellt keine Thesen auf. Er produziert keine historischen und psychologischen Ableitungen. Er räsoniert und diskutiert und politisiert und philosophiert nicht. Es werden keine Probleme angebohrt und keine Linien gezogen und es wird kein System aufgebaut. Er bleibt stumm auf unsere pressanten Fragen: idealistisch oder realistisch? National oder international? Parole: Durchhalten! oder Parole: Opposition machen!? Er spricht sich wiederholt, vielleicht zu unserm Missfallen, als Deutscher aus, der sein Vaterland liebhat und ihm den Sieg wünscht, er weiß aber, wahrscheinlich zum Befremden seiner meisten Landsleute, nichts, aber auch gar nichts von Kriegstheologie. Er geht freundlich, aber ganz unbeteiligt vorbei an den dogmatischen und an den liberalen, an den »religiös-sittlichen« und an den sozialistischen Theologen. Er widerlegt niemanden und niemand braucht sich durch ihn widerlegt zu fühlen, aber er gibt auch niemandem Recht. Er legt weder sich selbst noch Andere auf eindeutige Formeln fest. Er hat ein ganz inkonsequentes indifferentes Buch geschrieben. Blumhardt hat überhaupt kein »Buch« geschrieben, sondern einen Jahrgang »Andachten«, in kleinstem3 Kreise gehalten, drucken lassen. Er hat nicht seinen »Standpunkt« dargelegt, sondern er lässt uns den Widerhall miterleben, den die biblischen Losungsworte der Brüdergemeine täglich in ihm geweckt haben. Er will nichts Geistreiches sagen, kein Feuerwerk abbrennen, keinen Schlag führen, sondern er sagt uns einfach die göttlich-weltliche Wahrheit4, so wie sie ihm begegnet ist. Ich vermute, er hätte auch allerlei zu sagen über die Gegensätze und Probleme, die uns jetzt bewegen. Aber er will es nicht sagen, es ist ihm nicht wichtig genug, weil ihm anderes wichtiger ist. Er erwartet wohl die Lösungen auf einem andern Boden und er arbeitet daran, diesen Boden zu legen. Wollen wir uns an dieser Voraussetzung stoßen, dass Blumhardt uns kein Problembuch, sondern ein Andachtsbuch gegeben hat? Ich freue mich darüber. Schon deshalb, weil wir viel Problemliteratur, aber kaum ein Buch wie dieses haben, das wir rückhaltlos freudig auch allerlei unkomplizierten Leuten, die auch mit uns hoffen möchten, in die Hand geben können. Wir Andern machen bei unserm Reden und Schreiben noch gar viele Umwege. Und auch deshalb, weil ich der Überzeugung bin, dass unserer Sache – unserer Hoffnung – gegenwärtig besser gedient ist mit Hausandachten, als mit Abhandlungen. Unsere Dialektik ist auf einem toten Punkt angelangt, und wenn wir gesund und stark sein wollen5, müssen wir von vorn anfangen und werden wie die Kinder [vgl. Mat. 8,3]. Da kann Blumhardt allem Volk große Dienste tun.6

1 Barth, Karl: Gesamtausgabe Bd. 48 Vorträge und kleinere Arbeiten 1914- 1921, hrsg. Hans-Anton Drewes, Zürich 2012, S, 288ff.

2 Chr. Blumhardt, Haus-Andachten nach Losungen und Lehrtexten der Brüdergemeine, Stuttgart/Basel 1916, S.V.

3 2. Abdruck (1928): „im kleinsten“,

4 2. Abdruck (1928) „göttlich-weltliche Wahrheit“ gesperrt

2. Notizen des Herausgebers

Und Karl Barth schließt seine Buchbesprechung mit der Bemerkung:

Das sind einige Mitteilungen aus dem Buche, lange keine Inhaltsangabe, es ist ein Buch voll Bergwerke und Meerestiefen, Hoffentlich habe ich nichts systematisiert oder sonst verdorben. Es wäre gut, wenn viele die Freudigkeit fänden, es ohne schwarze oder rote Brille selbst zu lesen und seinen Gedanken nachzudenken.

Die Hausandachten und der sich an ihnen und der Buchbesprechung Karl Barths entzündene Konflikt hatte weitreichende Konsequenzen. Sie sollen hier im vollen Wortlaut ohne redaktionelle Eingriffe unverändert wiedergegeben werden. Der Text der Luther-Bibel von 1872 liegt den Losungen und Lehrtexten der Herrnhuter Brüdergemeine zugrunde7. Die Vormerkung Christoph Blumhardt in der ersten Ausgabe:

Auf Wunsch vieler Freunde habe ich mich zur Herausgabe der vorliegenden Haus=Andachten entschlossen. Diese sind in der letzten Zeit vor meiner kleinen Hausgemeinde in Wieseneck gehalten und nachgeschrieben worden. Wir haben sie zu einem vollständigen Jahrgang zusammengestellt und ich sende nun diese Worte hinaus als einen Gruß für alle, die mit uns auf das Reich Gottes warten wollen. Christoph Blumhardt

Bad Boll, Ostern 1916

lässt den Verdacht nicht unbegründet erscheinen, dass die Andachten nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt, dann zusammengestellt und anschließend den Tagen eines Jahres zugeordnet wurden. Welche leitenden Kriterien gab es für die Auswählenden?

In seiner Autobiografie lässt Leonhard Ragaz jemanden sagen: Pfarrer Eugen Jäckh, habe die von ihm herausgegebenen Blumhardt-Predigten »mit einer pietistischen Schere beschnitten«8.Wer die Hausandachten, die sicherlich auch von Schwester Anna von Sprewitz9 und Eugen Jäckh10 ausgewählt wurden, mit den Predigten der von Robert Lejeune11 herausgegeben Predigtbände und den Büchern von Leonhard Ragaz mit Zitaten aus Blumhardts Ansprachen12 vergleicht, wird den Verdacht bestätigt finden.

Dennoch haben die Hausandachten auch für die heutige Leserschaft einen nicht geringen seelsorglichen Wert und nicht nur eine theologiegeschichtliche Bedeutung. Die Zeitbedingtheit von Ansprachen in der Zeit des ersten Weltkrieges ist leicht zu erkennen, auch die Befangenheit Christoph Blumhardts im Verlauf der Kriegsereignisse ist einem Wandel unterlegen. Mehr und mehr wird der Krieg als unmögliche Möglichkeit verurteilt und der Völkerfriede als ein hohes Gut gepriesen.

Jürgen Mohr

Im August 2022

5 2. Abdruck (1918) sollen

6 Barth, Karl: »Auf das Reich Gottes warten« aus »Der freie Schweizer Arbeiter« vom 15. Und 22. 9. 2016 in Barth, Karl; Eduard Thurneysen (Hg), Suchet Gott, so werdet ihr leben! München 1928, S. 175 ff. Siehe dazu: Briefwechsel zwischen Karl Barth und Leonhard Ragaz, in Mohr, Jürgen: Von der Schwierigkeit Christoph Blumhardt richtig zu verstehen, Theologische Studien-Texte 27, Kamen 219, S. 57ff.

7 Seinen Ansprachen liegen die tägliche Losung (Sie wird jedes Jahr in Herrnhut aus ca. 1800 alttestamentlichen Bibelversen ausgelost) und der Lehrtext (Er stammt immer aus dem Neuen Testament und wird, thematisch passend, zur Losung ausgesucht.) der Herrnhuter Brüdergemeine zugrunde.

8 Ragaz, Leonhard: Mein Weg II, Zürich 1952, S. 136.

9 Sprewitz, Anna von [1847 – 1923] Diakonisse, langjährige Wegbegleiterin von Chr. Blhdt, Mitbewohnerin in Haus Wieseneck in Jebenhausen. [Altersruhesitz].

10 Jäckh, Eugen [1877 – 1954], Pfarrer, seit 1911 als Gehilfe Chr. Blhdts in Bad Boll.

11 Siehe Literaturverzeichnis!

12 Ragaz. Leonhard: Der Kampf um das Reich Gottes in Blumhardt, Vater und Sohn – und weiter, Zürich 1922.

1. Januar

Ich freue mich und bin fröhlich in dir, Gott, und lobe deinen Namen, du Allerhöchster!

Ps 9, 3.

In Gott fröhlich sein, auf Erden sich freuen im Allerhöchsten, wie kann man denn das machen? Wenn wir einmal uns bemüht haben, Gottes Wege zu verstehen, dann haben wir viel Gelegenheit, gleichsam in Gott hinein zu flüchten, damit wir dort, abseits von allem Bösen in der Welt, Ruhe finden. Man muss sich gewöhnen, sich wegzuwenden von der vergänglichen Welt, und aufschauen zu dem großen Wesen über uns, das geheiligt ist gegen alle Dinge dieser Erde. Zu ihm, dem Allerhöchsten, können wir aufschauen in böser Zeit. Auch in den schweren Vorkommnissen waltet Gott, und er bringt die Gerichte hervor. Und wir können in ihm bleiben, ohne Angst zu haben, und in ihm uns freuen, dass wir in ihm Schutz und Hilfe haben. So soll uns der Name Gottes geheiligt und gelobt werden. Im Namen Jesu Christi haben wir einen guten Zugang zum Vater im Himmel; der verlässt uns nicht!

Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!

Rö 8, 15.

Eine gute Zuversicht darf uns jetzt erfüllen und uns stark machen, weil wir Kinder geworden sind. Denn das dürfen wir jetzt spüren: wir dürfen uns zeigen als Kinder Gottes, nicht als gescheite Leute. Sondern unsre Haupttugend, unsre Hauptbildung besteht darin, dass wir empfinden: wir sind Gottes Kinder. Dann ist es leicht, überall durchzukommen und in allen Lagen uns sicher zu fühlen in dieser Vaterliebe. »Abba, lieber Vater!«

Gebet: Herr, unser Gott, auch wir sagen: Abba, lieber Vater; denn wir sind wirklich deine Kinder, und spüren es auch in unseren Herzen, dass du dich unser angenommen hast und wir keine Furcht haben müssen, am wenigsten vor dir, denn du bist gnädig und geduldig, barmherzig und von großer Güte und Treue. So behüte uns auch heute, und wenn die Zeiten unruhig werden und allerlei böse Menschen sich zeigen, dann sei du der mächtige Schutz über allen deinen Kindern auf Erden. Amen.

2. Januar

Siehe, da ist euer Gott.

Jes 40, 9.

So hat seinerzeit Jesaja gesagt, auch in großer Not; da waren ja auch immer Kriege. Aber dann heißt es doch: Da ist euer Gott! jetzt müsst ihr aufmerken und darauf schauen, was Gott tun wird. »Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren, doch Jesus gehet uns voran, der uns den Sieg erkoren.«13, so wollen wir alle Tage sagen. Auch in unsrer heutigen Zeit können wir den Menschen nicht Vorwürfe machen, man kann nicht sagen: der und der ist schuld; sondern: das ist Gott in unsrer Zeit. In unsre Feste feiernde, vielfach ausgelassene Zeit, kommt auf einmal der ganze Ernst. Denn Gott ist ernst. Und wenn die Völker nur noch sich leben, und schließlich in allerlei Torheiten und Sünde geraten, dann kommt der Ernst Gottes heraus; gerade wie Donner und Blitz, Sturm und Wetter oft für die Natur nötig sind zur Reinigung.

Ich Gott für uns, wer mag wider uns sein?

Rö 8, 31.

Wider uns mögen manche sein, aber sie können nicht obsiegen. Und Gott wird mit uns sein, wenn wir ihn suchen und uns zu ihm halten. So kann auch unser Vaterland denken: Gott ist doch noch mit uns; und wenn auch die ganze Welt sich gegen uns empört, so wird doch Gott mit uns sein.

Gebet: Ja, Vater im Himmel, du bist auch da! Und wenn Völker toben, so bist du zweimal da. Und wir danken dir, dass du uns die Zuversicht gegeben hast, dass du bei uns sein wirst. Lass nur dein Regiment in alles hineinkommen, dann wird ja alles gut. Gelobt sei dein Name auch in trauriger Zeit. Gepriesen sei deine Barmherzigkeit und auch deine Gerechtigkeit. Gepriesen sei alles, was du tust, das dein Reich herbeiführt nach schwerer Zeit. Gelobt sei dein Name ewiglich! Amen.

13 Luther, Martin [1529]: Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit‘ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. EG 362,2.

3. Januar

Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet werden; alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen.

Jes 35, 5 – 6.

Das wird geschehen, wenn die Zeiten der Trübsal vorüber sind, zu denen auch unsere Zeit noch gehört, und Gottes Reich durchdringt. Sein Reich ist ein Reich des Geistes und dringt in die Herzen. Und wenn Gottes Geist in die Herzen kommt, dann werden sie lebendig, dann werden sie frisch, und selbst die Lahmen springen, und der Stummen Zunge ist voller Lob. So wird‘s einmal werden. Und wir müssen immer in großer Trübsal die Augen offen haben, fragend, nicht: was wird kommen zum Bösen? sondern, was kommt zum Guten? Es werden der Blinden Augen aufgetan werden und der Tauben Ohren hören. Schon heute sehen viele anders in die Welt hinein als noch vor einem halben Jahr, und schon hört man auf Anderes, Besseres, als man es gewöhnt war unter dem leidenschaftlichen Streiten der Menschen. Heute müssen sie schon sagen: es hat alles nichts genutzt, unser Streiten und unser Schimpfen. Jetzt müssen wir Eins sein, stark sein, denn man hört das Brausen, das Stürmen, und heute müssen wir zusammenstehen auch unter Gott. »Gott sei uns gnädig!«, hört man von vielen, die sonst Gottes Namen nicht in den Mund nehmen.

Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.

1 Ko 15, 43.

Man kann auch sagen: es wird gesät in der Trübsal, und dann steht es auf in der Freude, wenn die Trübsal vorüber ist. Der Acker wird gepflügt, und der Same wird hineingeworfen. Und der Same ist gut und geht auf und bringt endlich den Frieden unter den Menschen. »Ehre sei Gott in der Höhe, und Frieden auf Erden!«

Gebet: Herr, unser Gott, wir hoffen auf deine Hilfe in dieser unsrer Zeit, dass auch unsre Soldaten von deinem Geist gelehrt werden, dass sie Mut und Kraft haben, auch in Todesnot, in den bittern, bittern Stunden. Dein Geist kann Kraft schenken auch in den schrecklichsten Fällen. Und dein Geist kann die Zeit herbeiführen, da dein Geist regieren wird. So preisen wir deinen Namen! Es ist doch Friede auf Erden, trotz des Krieges, und ist doch Freude, trotz der Trübsal, und du wirst der Menschen Herzen lenken wie Wasserbäche. Amen.

4. Januar

Ich habe die Erde gemacht und Menschen und Vieh, so auf Erden sind, durch meine große Kraft und ausgestreckten Arm, und gebe sie, wem ich will.

Jer 27, 5.

Also, der liebe Gott behält sich das Regiment vor. Die Dinge sind geworden, scheinbar wie von selbst, aber seine große Kraft ist es in allem, was lebt auf Erden; und nun regiert Gott, uns unverständlich, aber er regiert doch und führt seinen Willen durch, sodass der Heiland sagen kann: »Kein Sperling fällt vom Dach ohne den Willen des Vaters im Himmel.«14 So müssen wir auch in unserer Zeit denken: Gott regiert in der Stille. Menschen schaffen und geben sich Mühe und machen alles Mögliche. Aber in der Stille ist doch die Hand des Herrn, und kein Mensch kann etwas wollen, ohne dass es ihm Gott in das Herz gegeben hat. So ist auch die heutige Zeit gekommen mit Gottes Willen; so stehen wir drin in dem, was wir nicht gewollt haben, und Unglück scheint zu kommen. Aber in allem steckt doch der liebe Gott und regiert. Und es wird werden, dass alle Welt noch sagt: »Er hat in Gericht und Gnade alles weislich geordnet!«15 – Ihr aber, die ihr des Herrn Jesu seid,

Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.

1 Pt 2, 9.

In allem unsrem Ergehen müssen wir doch die Höhe Jesu Christi suchen und darin bleiben, auch priesterlich sein und beten, dass doch Gott allen Menschen Licht und Gnade gebe und dass die Finsternis einmal aufhören werde vor dem wunderbaren Licht, das aus Jesus Christus herausbricht zur Ehre Gottes des Vaters. So wollen wir ein Volk des Eigentums sein, das mit dem einig ist, was Gott will. Und wenn die Völker jetzt ihren Fürsten folgen, wie viel mehr sollen wir jetzt unserm Herrn folgen, der da ist und war und sein wird, und bei dem kein Wechsel ist von Licht und Finsternis16, der uns berufen hat von der Finsternis zu seinem Licht.

Gebet: Lieber Vater im Himmel, lass auch uns dein Volk sein, auch wenn wir nur wenige Menschen sind, damit wir können dir dienen in dieser Zeit und in aller Arbeit erfahren, dass du unser Wille bist. Dein Name soll geehrt werden, damit wir die Tugenden lernen des, der uns berufen hat zu seinem wunderbaren Licht. Gelobt sei dein Name für alles, was du tust und tun wirst! Wir dürfen es ja schon spüren, dass du der Herr bis zur Hilfe für alle, die auf dich harren. Amen.

14 Mt 10, 31; Lk12, 7.

15 Ps 104, 24.

16 Jak 1, 17.

5. Januar

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion, denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr.

Sa 2, 10.

Unter allen Übeln der Erde kann man doch dabei bleiben: der Herr kommt zuletzt! Es kommt Krankheit, Krieg und Kriegsgeschrei, böse Menschen allerlei Art, aber endlich kommt auch der Herr, und hinter allem steht eine große Ankunft Gottes. Wenn alles vorüber ist, wenn alles Weh aufgehört hat, dann ist die Ankunft Gottes zu bemerken; und wenn er bei uns wohnt, dann ist allem abgeholfen. Und er wohnt schon jetzt bei uns. Während der Lauf des Todes durch die Erde geht, während noch viel Böses geschieht und viel Unglück, kann der liebe Gott bei denen, die ihn fürchten, wohnen. Er hat seine Engel und Kräfte und Diener, mit denen kann er bei uns wohnen, dass es durchgeht. Denn es ist oft sauer und schwer und will uns gegen den Strich laufen, aber wir machen es durch, wenn er bei uns ist, wenn seine Engel und Kräfte und sein Geist uns helfen.

Liebe Brüder, freuet euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam, so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.

2 Ko 13, 11.

Einerlei Sinn, nämlich aufs Göttliche gerichtet. Und wer einen Sinn hat auf Gott, bei dem schlägt es dann zurück auch aufs Irdische, damit im Irdischen Friede werde und wir friedsam werden können, damit der Gott der Liebe und des Friedens bei uns sei. Es ist der Beweis, dass Gott mit uns sein kann, wenn wir im Frieden bleiben können und es immer im Frieden geht mit den Menschen, mit denen wir verkehren. Tröstet euch darum, es ist so viel Hilfe heute schon da. Seid allezeit fröhlich in eurem Gott und Heiland!

Gebet: Lieber Vater im Himmel, wir wollen auch fröhlich sein, denn du tust uns Gutes unter allem Übel der Welt. Du bist doch bei uns unter allem Stürmischen, und wir werden es durchbringen durch deine Hilfe. Wohne bei uns mit deinen Engeln und Kräften, bis die große Zeit kommt, hinter allem Weh und allen Tränen, da du Beschlag nimmst von der ganzen Erde und den Menschen und sie alle gut werden und dir dienen und dich preisen für deine große, große Vaterliebe. Amen.

6. Januar

Herr, lass kundwerden, dass du Gott in Israel bist und ich dein Knecht, und dass ich solches alles nach deinem Wort getan habe.

1 Kö 18, 36.

Eine Hauptsache ist, und schließlich die letzte große Offenbarung Gottes wird sein, dass wir Gott erkennen, und zwar »Gott mit uns«, Immanuel. Das wirkliche Erkennen Gottes ist die Hauptsache. Dann wird auch Jesus offenbar werden und uns führen können; und dazu braucht er dann Knechte. Wer dem lieben Gott dienen will, muss immer an ihn denken und nach ihm Verlangen haben, damit alles, was wir tun, reden und handeln, aus seinem Geist herauskommen kann. Das macht das Reich Gottes aus, und dem gehen wir entgegen und wollen am heutigen Festtage17 daran denken, wie sich Gott an unseren Herzen wieder offenbaren kann, wie bei den Weisen im Morgenlande. – Und dann heißt es:

Herr, stärke uns den Glauben!

Lk 17, 5. wie die Jünger zu Jesus sagen; denn es verflüchtigt sich uns so leicht das große Wesen Gottes. Seine Geschichte auf Erden ist immer wie versteckt unter der Geschichte der Menschen. Die Menschen haben ihre Geschichte auch und meinen, das sei die Hauptsache, dass sie groß werden und berühmt werden; und dann weicht der Glaube. Dann gibt es ein falsches Vertrauen, ein Vertrauen auf irdische Dinge, auf Reichtum, Ehre und Macht, statt Vertrauen auf Gott. Alles andere, was nicht von Gott kommt, kann uns für unser Leben nicht viel nützen. Es macht einen Strudel auf Erden; aber unser Leben, – wo geht es hin? Wo bleibts? So ist auch unsere Zeit ein wenig gefährlich, wenn man immer an die Mächte der Völker denkt, an die Kräfte der Menschen und an das Bestreben, selber groß zu werden. Da kommt das Vertrauen auf irdische Kräfte in den Vordergrund. Und so tut Glaube not; und das ist möglich, wo ein wenig Erkenntnis Gottes aufkommt. Da heißt es fest hinstehen und treu sein in den ewigen Sachen, die Gott uns gegeben hat zu unserer Seligkeit, nicht zum Tod, sondern zum Leben, auch nicht zum Gericht, sondern zur Vergebung der Sünden und zur Hilfe in allen Dingen, bis wir das Höchste erlangt haben in der Erscheinung Jesu Christi.

Gebet: Herr Gott, du weißt, dass auch wir an dir festhalten, »denn mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.«18 Darum soll Jesus Christus an unserer Spitze stehn und handeln und ausrichten deinen Willen und deine Herrlichkeit; ja, deine Herrlichkeit, dass sie offenbar werde zur letzten Zeit in der ganzen Welt. So lass doch auch am heutigen Tage deine Kraft offenbar werden und richte und führe alles aus nach deinem Wohlgefallen. So leuchte uns auch der heutige Tag in deiner Gnade, in der Gnade Jesu Christi! Amen.

17 6. Januar, Fest der Erscheinung Jesu Christi. In Württemberg der höchste Feiertag im Weihnachtsfestkreis.

18 Luther, Martin [1529]: EG 362, 2.

7. Januar

Die Elenden werden Freude haben am Herrn, und die Armen unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.

Jes 29, 19.

Merkwürdig, wie der liebe Gott von Anfang an auf die Elenden ein Auge wirft. Die Elenden in dieser Welt, die immer zusammensinken, die sich nicht halten können, an denen Leib und Seele gleichsam verdorrt, – dort soll Freude ausbrechen, dort soll das Leben kommen; wo sie niedersinken, da steht etwas auf; und was aufsteht, kommt in den Himmel, in die Arme Gottes. Das ist eine wunderbare Geschichte, wenn man es sich vor Augen stellt, in der ganzen Zeit, in der Menschen gelebt haben. Schon ein Abraham war ein Elender, und ganz Israel war ein Elendes und wurde ein Elendes immer mehr; und die Christen, das ist mein Trost, – sie werden so elend, auch innerlich. Und auch die Welt muss helfen mit ihrem Bemühen; die Menschen werden elend und elender; aber in der Asche des Elendes glimmt der neue Docht des Lebens, und das ist unsere Freude. Darüber können wir schon in der Hoffnung fröhlich sein, damit wir Gott preisen für seine tiefen, heiligen Wege. Und der Heiland redet davon und lässt die Elenden auch zu sich kommen, zu denen auch seine Jünger gehören, und zu denen sagt er:

Solches habe ich mit euch geredet, dass ihr in mir Frieden habet.

Jh 16, 33.

Das Gute, das auftaucht, ist der Friede des Herzens, trotz aller Unruhe und trotz aller Angst in der Welt: »Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!«19 Aus dem Tod kommt das Leben, aus dem Elend kommt die Freude.

Gebet: Herr Gott, wir danken dir für deine hohen, heiligen Wege, auf denen du die Menschenkinder führst, damit dein Name groß sei und du allein der Herrliche seist, wenn die Menschen vor dir niedersinken, um wieder neu aufgerichtet zu werden zu deinem Lob und Preis in Ewigkeit. So behüte uns in diesem Auferstehungsleben und lass deine Hand nicht ab von den Menschen und von den Elenden darinnen. Und wo sie elend werden, da sende ihnen einen Tröster vom Himmel4, deinen Geist, und richte sie auf in ihrem Elend, gib ihnen Hoffnung und Freudigkeit alle Tage, alle Tage, bis das neue Leben ganz deutlich hervortritt, damit das elende Leben der Menschen aufhöre und Freude und Dank hervortritt in dem neuen Leben der Ewigkeit. Amen.

19 Jh 16, 33.

8. Januar

Der Gerechte schlage mich freundlich und strafe mich, das wird mir so wohltun, als ein Balsam auf meinem Haupt.

Ps 141, 5.

Wenn jemand gegen einen anderen Menschen schlagend auftritt und strafend, dann muss er gerecht sein, innerlich gerecht; der kann mich schlagen, der kann mich strafen, das tut mir wohl. Ist es aber ein Ungerechter, dann tut es mir weh. Und die meisten Ungerechten schlagen oft und unfreundlich und böse; die haben immer zu klagen über andre und schimpfen immer über andre Leute; darum muss man es sich nicht zu Herzen gehen lassen. Aber die Gerechten sollen nur reden und sollen die Wahrheit sagen und die Stimme Gottes sein. So richtet Gott durch die Stimme der Gerechten in der Welt. Rechte Leute sollen überall sein, und rechte Leute müssen das Wort haben und dürfen auch strafen; das tut nicht weh, das tut wohl. Wie es vom lieben Gott heißt:

Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich.

Off 3, 19.

Der gerechte, hohe, heilige Gott straft die, die er liebhat, weil es ihnen guttut, weil es ihnen wohltut, weil es sie bessert und sie zum Guten führt. Ließe uns der liebe Gott laufen, dann könnten wir nicht lange lieb sein und nicht lange in seiner Liebe bleiben. Aber er lässt uns nicht laufen, er geht uns nach und züchtigt uns und macht alles recht nach seiner großen Güte und Treue und Gerechtigkeit.

Gebet: Lieber Vater im Himmel, wir danken dir für alles, was du an uns tust, auch wenn du uns strafen willst. Wir danken dir für jedes Wort, das du uns sagst, und bitten dich: lass du die Gerechtigkeit offenbar werden in der Welt, an allen Menschen, auch an denen, die sündigen, dass es ihnen wohltut zur Besserung. Hilf uns allezeit zur Buße unter deiner Gerechtigkeit und lass uns gefördert werden zum Guten nach deiner großen Güte und Treue. Und lass die ungerechte Welt unter deine Gerechtigkeit kommen und alles Böse unter deine Strafe, damit es aufhören muss und deine Güte und dein Rechtsein überall auf Erden kundwerde. So befehlen wir uns dir an und bitten: lass überall, wo dein Wort verkündigt wird, etwas von deiner Gerechtigkeit offenbar werden, damit die Herzen aufwachen und Gutes tun lernen zu deiner Ehre und zu deinem Preis! Amen.

20 Jh 14, 16 u. 26; Jh 15, 26.

9. Januar

Siehe doch, dass dies Volk dein Volk ist.

2 Mo 33, 13.

Das sagt Mose, nachdem das Volk gesündigt hatte: »Dein Volk.« Das ist eine merkwürdige Sache gewesen, dass der liebe Gott gesagt hat: das Volk Israel ist mein Volk. Man fragt sich immer: ist auch noch so ein Volk vorhanden, von dem der liebe Gott sagt: das ist mein Volk? Man könnte sagen: die Christen; aber die sind so verschiedenartig. Man kann kaum sagen, dass die Christen im Allgemeinen Gottes Volk sind. Aber unter den Christen ist doch eine kleine Schar, ein Volk Jesu Christi, kann man jetzt sagen, zu dem alle die gehören, denen der Herr Jesus die Sünde vergeben hat. Und jedes Menschenkind, dem die Sünde vergeben ist, gehört zum Volk Gottes; denn nur Gott kann die Sünden vergeben. Und wenn Gott jemandem die Sünde vergibt, dann sagt er gleichsam: So, jetzt bist du mein Kind, jetzt rechne dich zum Volk Gottes. So gibt es doch im Verborgenen ein Volk, und zu dem wollen wir auch gehören, alle Tage. Und zu diesem Volk sagt der Heiland:

Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.

Lk 12, 32.

Heute hat niemand das Reich, auch kein Volk, auch wenn es stark ist und wenn es in den Krieg ziehen kann mit vielen Mordwerkzeugen und andere Völker überwinden kann. Das Reich gehört diesem Volke doch nicht. Das Reich, das unser Herr und Gott will auf Erden, wird einmal der kleinen Herde gegeben werden. Und diese kleine Herde soll dann von Gott unterrichtet sein und die anderen unterrichten, und es soll die Anbetung Gottes in Lauterkeit und Wahrheit durch die Erde gehen. Dann heißt es: jetzt ist die ganze Erde, die ganze Menschheit, zum Wohlgefallen Gottes geworden, und es ist jetzt alles zum Volk Gottes gehörig. Und nun gehören sie alle zu Gott, und er wird sie auch einmal richten. Er wird die kleine Herde einmal scheiden von der großen Herde, und sie werden ihm dienen und sein Wohlgefallen auf sich ziehen.

Gebet: Lieber Vater im Himmel, du hast doch dein Völklein, und wir wollen auch dazugehören und dich anbeten in Lauterkeit der Herzen und immerdar darauf schauen, dass du dein Reich aufrichtest und der kleinen Herde gebest, an deren Spitze Jesus Christus steht als Richter über alle Satane, die in der Welt noch toben. Dein Reich komme, auch über die Kriegsvölker! Dein Reich komme in der Vergebung der Sünden und in der Aufrichtung deines Willens auf Erden! Amen.

10. Januar

Mein Auge tränet zu Gott.

Hi 16, 20.

Das sagt Hiob in seiner Trübsal. Tränen nimmt der liebe Gott nicht übel, nur Murren und Klagen; aber die Tränen sind dem Menschen auch gegeben, und in allerlei Not und Übel kommen die Tränen an den Tag. Und weil die Welt voll Übel ist, ist es eine so große Sache, dass »Gott wird abwischen alle Tränen.« Denn im Ganzen ist doch die ganze Menschheit immer in Not und Kummer und Tränen gewesen. Darum ist es so ein großes Wort: »Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.«21

Wer nicht recht tut, der ist nicht von Gott, und wer nicht seinen Bruder liebhat.

1 Jh 3, 10.

Recht tun, das spürt man im Herzen, was das ist. Es kann kein Mensch dem Andern sagen, was recht ist, außer in groben Dingen, aber das feinere Empfinden, was recht ist, mag jeder selbst haben, und wenn er es nicht hat, ist er nicht von Gott. Und dazu gehört, dass man auch den Bruder liebhat, über manche Schwäche wegschaut, um die Liebe nicht zu verletzen. Wer nicht diese Liebe zum Bruder, zur Schwester aufbringen kann, ist nicht von Gott, und wenn er äußerlich noch so fromm wäre. Wichtiger ist es, von Gott sein, als mit Frömmigkeit zu prunken. – So wolle uns Gott hören, wenn wir weinen müssen in unserer Zeit, wo es herb hergeht. Wenn unser Auge tränet zu Gott, so wolle er uns erhören und sagen: »Seid getrost, ich trockne eure Tränen!«

Gebet: Herr, unser Gott, wir danken dir, dass wir von dir sein dürfen und dass Menschen von dir sein dürfen. So behüte uns darin, und lass viele Menschen zu dir sich halten und wirklich fromm werden in ihren Herzen und recht tun nach deinem Geiste. So sei auch heute mit uns und behüte uns und unsere Kinder und alle unsere Soldaten, die im Felde stehen; lass sie von dir regiert werden und endlich alles zum Guten kommen, wie es dein Wille ist. Wir preisen deinen Namen und bitten dich, du wollest eine starke Wolke von Hilfe über unserm Vaterlande ausdehnen. Amen.

21 Jes 25, 8; Off 7, 17; 21, 4.

11. Januar

Wer kann stehen vor dem Herrn, solchem heiligen Gott?

1 Sm 6, 20.

Kein Mensch kann sich rühmen, vor Gott unbefleckt zu stehen, und kein Volk und keine Gesellschaft. Sie müssen alle Buße tun, sie müssen alle ihre Sünden und Gebrechen anerkennen und vor Gott niederfallen. Wer stehen will vor dem Herrn, darf sich nicht großmachen vor den Menschen; denn in der Geschichte der Menschheit erscheint auch der Herr. Darum sollen wir alle miteinander vor dem Herrn niederfallen und ihn anbeten und von seiner Gnade leben wie im Einzelnen, so auch im Ganzen in der Gemeinschaft.

Nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem euren Wandel.

1 Pt 1, 15.

Heilig sein im Wandel, heißt, sich nicht in die irdischen Dinge so mischen, dass man mit ihnen wie befleckt wird. Wir müssen als Volk Gottes auf der Seite bleiben, heilig vor Gott stehen, auch priesterlich bitten; und der uns berufen hat und heilig ist, wird uns heilig machen durch das Blut Jesu Christi, seines Sohnes. Das ist jetzt unser Glück, dass wir dürfen heilig gelten, wenn wir die richtige Gesinnung haben und mit Jesus Christus vereinigt sind. Da müssen die Sünden weichen und werden in die Tiefe des Meeres geworfen, dass niemand mehr daran denkt. Denn wenn Gott uns heilig macht, so sind wir heilig. – So stehen wir vor Gott getrost und heilig gehalten, auch in dem Schutz des allmächtigen Gottes, der seine Scharen senden wird und das Volk segnen, dass heilig sein will vor ihm in allem Wandel.

Gebet: Lieber Vater im Himmel, du hast es durch den Heiland gemacht, dass wir vor dir stehen dürfen in der Vergebung der Sünden, auch unsres Volkes in seinen vielen, vielen Sünden. Lass du Gnade kommen denen, die jetzt in den Krieg ziehen, dass sie nicht in dem Bewusstsein ihrer Sünden, sondern deiner Gnade dürfen in den Tod gehen. Schaffe dir in diesen ernsten Zeiten ein heiliges Volk, das dir mit ganzem Herzen dienen will; denn dein Wille soll geschehen, nicht unsrer, dein Name soll geheiligt werden, dein Reich soll kommen, aus der Trübsal, der großen Trübsal der Welt heraus, dein heiliges, gerecht- und seligmachendes Reich, das kommen muss zum Preis deines Regimentes und zum Preis des Namens Jesu Christi auf Erden. Amen.

12. Januar

Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.

Jes 11, 2.

Das ist der zukünftige Immanuel, den wir als Jesus Christus kennen. Da ist alles vereinigt, was von Hohem und Gutem Gottes in die Menschen gelegt werden kann: der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Man sieht daraus, dass auch der Geist der Weisheit und des Verstandes von Gott kommt, er wächst nicht von selbst in den Menschen; es ist eine Gabe und Gnade, wenn sie Verstand bekommen und auch in den irdischen Dingen Weisheit haben dürfen. Weisheit ist etwas anderes als Verstand, Weisheit geht drüber. Die Weisheit sagt oft etwas anderes als der Verstand. Verstand bezieht sich auf das Leben, den braucht jeder Regierende. Aber da braucht es nicht bloß Verstand, der oft hart und ungut ist, sondern Weisheit. Und es braucht Rat und Stärke; wenn einmal ein Rat da ist, so braucht es Stärke, dass der Rat fest steht. Und es braucht Furcht des Herrn; das ist der Geist Gottes, der es uns gibt. Himmel und Erde können wir bis auf einen gewissen Grad erkennen, – nicht frech und gottlos, sondern in der Furcht des Herrn.

Gebet: Herr, unser Gott, du wollest auch diesen Tag in deiner Hand behalten und alles wohl ausrichten nach deinem Willen. Und denen, die es brauchen, gib den Geist der Weisheit und des Verstandes, des Rates und der Stärke. Und gib uns die Erkenntnis deines Wesens, damit wir dir können dienen und in allen Stücken die Furcht Gottes auf Erden hochhalten. Denn wenn die Erde uns will Angst machen, so kommt die Furcht des Herrn, die alles rechtmachen kann. Bleibe bei uns und sende den Heiland bald in diese böse Welt, die voll Krieg und Streit ist. Sende bald seine Herrschaft zum Preis deines Namens ganz allein! Amen.

13. Januar

Der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harret, und der Seele, die nach ihm fraget.

Klg 3, 25.

Auch wenn es übel geht im Leben, eine Freundlichkeit Gottes kann doch überall mitlaufen, im Leben, im Leiden und noch im Sterben. Aber wir müssen auf ihn harren und immer denken: er kommt, er kommt zu mir und hilft mir. Wir müssen es ja schon im irdischen Leben lernen, zu warten, bis die Zeit gekommen ist. So müssen wir auch in himmlischen Dingen warten; aber endlich kommt es doch, und die Freundlichkeit Gottes dringt ein, mitten ins böse Leben hinein.

Bleibe in dem, das du gelernet hast und dir vertraut ist.

2 Ti 3, 14.

So sagt Paulus zu Timotheus: Du hast viel gelernt, bleibe darin. Das können wir auch sagen. Wir haben viel gelernt von Jugend auf, und wenn wir ganz fest drinbleiben, wieviel wir von Jesus Christus gehört haben, dann wird es uns zum Bewusstsein kommen, und alles gereicht uns zum Besten.

Gebet: Lieber Vater im Himmel. Wir danken dir für alle Freundlichkeit, die du in unser Leben hineinkommen lässt, dass wir in allen Geschäften und Widerwärtigkeiten doch Gutes empfinden können in unsern Herzen. So wollen wir harren und warten, bis deine Stunde gekommen ist, in der du uns Gutes tun willst. So behüte uns heute und sei auch mit denen, die draußen sind im Feld, und lass sie Gutes erfahren auch im Kanonendonner; die Herzen können doch frei bleiben, wenn sie harren, und können Gutes erfahren. Amen.

14. Januar

Gott, wir haben mit unseren Ohren gehöret, unsere Väter haben es uns erzählet, was du getan hast zu ihren Zeiten vor alters.

Ps 44, 2.

Dass man immer wieder an die Vergangenheit denken darf, ist eine große Gnade. Was haben wir nicht alles für Schätze in der Erinnerung an das, was Gott getan hat. So war es in der alten Zeit; und Israel hat sich immer wieder erinnern müssen an das, was Gott getan hat, und darin durften sie den wahrhaftigen Gott erkennen. Wir schauen jetzt auf das, was Gott in Jesus Christus getan hat und was eine Hilfe und ein Trost geworden ist für unzählige Menschen. Wir dürfen immer denken: Jesus ist der Sieger über alles, über Krankheit und Elend, über Not und Tod. Er sagt: »Kommt nur zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken.«22 Und so stehen wir auch jetzt in diesen Weltwirren in der festen Zuversicht: Jesus hat die Heerscharen des Himmels in der Hand, und er ist der Herr, und es wird werden, wie Gott es will und wie Jesus es ausführt auf Erden. Denn endlich muss das Heil werden, das jetzt in Jesus viel deutlicher dargestellt ist.

Es ist der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet, und nicht zweifeln an dem, dass man nicht siehet.

Heb 11, 1.

Man sieht nicht, wie der liebe Gott schafft, aber man darf darauf hoffen und ohne Zweifeln denken: er ist auf dem Plan, und er tut seinen Willen auf Erden wie im Himmel. Will uns etwas schwer und unbequem werden, so soll das kein Hindernis sein, dass wir etwa nicht mehr hoffen dürften oder zweifeln müssten. Immer soll das Licht des Glaubens als eine gewisse Zuversicht aufflammen, dass es alle Welt hört: Gott hat seinen gewissen Willen, und du Welt musst Gott folgen, dass die Wirren aufhören und Friede werde im Himmel, auf Erden und unter der Erde.

Gebet: Herr Gott, wir gedenken an alles, was du getan hast auch in jetziger Zeit an uns, dass wir uns erinnern dürfen an so vieles Gute, was Jesus unter uns getan hat. Lass deinen Sieg wieder offenbar werden und lass es nicht ausgehen, sondern immer frisch werden, was du getan hast, dass Heil komme über die ganze Welt. So segne uns auch in unserm kleinen Tun und lass du eine Frucht daraus kommen, die dir wohlgefällig ist, an unseren Kindern und an allen, mit denen wir in Berührung kommen, dass sie alle preisen, dass du, Gott, im Himmel bist und dass du Menschen auf Erden hast, die dir dienen wollen; und du wirst zum Wollen auch das Vollbringen geben. Amen.

22 Mt 11, 28.

15. Januar

Der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland.

Ze 3, 17.

Das müssen wir glauben, sonst sind wir ängstlich, wie es auch gehen möge. Aber wer kann sagen, wer heute derjenige ist, bei dem Gott ist? In Israel hat man sagen können: wir sind Gottes; wenigstens soweit sie die Gebote Gottes festgehalten haben. Bei uns sind so viele Völker, dass man fragen kann: bei wem ist nun Gott? Wem wird er ein Heiland sein? Wir Deutschen hoffen, er werde uns ein Heiland sein. Und das ist wahr: bei uns ist noch mehr Sinn für Gott da. Aber es fragt sich noch, ist er uns ein Heiland? Wir wollen es hoffen und wollen darin stark bleiben.

Die Geduld unsers Herrn achtet für eure Seligkeit.

2 Pt 3, 15.

Der Heiland hat auch warten müssen und über seinen Tod hinaus warten müssen; und bis auf den heutigen Tag muss er noch warten, bis Gott ihm die Herrschaft gibt. Und so wollen wir auch warten und wollen es mit Freudigkeit tun. Draufschlagen wollen wir nicht, sondern »wartet und eilet mit Freudigkeit auf die Zukunft eures Herrn.«23

Gebet: Herr, unser Gott, sei auch uns ein Heiland, mächtig und stark, und führe du deinen Sieg durch auf Erden, damit jedermann erkenne, du seiest der Herr im Himmel und auch auf Erden. Lass unsre vielen Menschen, die im Krieg sind, auch erfahren, dass auch in den Kriegstagen der Heiland stark ist, der denjenigen zu retten versteht, der ihm lieb geworden ist. Gib uns treue Herzen und rechten Sinn, immerdar aufzuschauen zu dir, der alles ändern kann zum Preis deines Reiches, das kommt und schon nahe ist. Amen.

23 2 Pt 3, 12.

16. Januar

Mit dir will ich es nicht ein Ende machen; züchtigen aber will ich dich mit Maße, dass du dich nicht für unschuldig haltest.

Jer 30, 11.

So ist Gott treu zu seinem Volk, aber nicht weich. Er entschuldigt bei seinen Kindern nicht die Sünde. Wenn man sich nicht für schuldig halten will, kommen Gerichte, und die sollen ohne Schwachheit sein. Jetzt ist es das Volk Jesu Christi, das soll bleiben; aber sie müssen auch ins Gericht; wie es heißt: »am Hause Gottes fängt das Gericht an.«24 Wer glaubt, er sei ganz unschuldig und komme nicht ins Gericht, der täuscht sich. Wir müssen also alle Buße tun; aber Gott wird nicht nachlassen, bis sein Volk den Sieg errungen hat. So hoffen wir auch in unsrer Zeit, dass wir unsre Pflicht tun, wenn wir recht treu am Heiland halten und nicht abweichen. Endlich wird der Sieg den Leuten Jesu Christi gegeben, dem Heiland selber, der ganz neue Verhältnisse, eine neue Zeit bringen wird.

Durch den Glauben war gehorsam Abraham, da er berufen ward auszugehen in das Land, dass er ererben sollte; und ging aus und wusste nicht, wo er hinkäme.

Heb 11, 8.

Durch den Glauben muss es auch heute geschehen, dass wir gehorsam sind, um in das ewige Leben einzugehen, in der letzten Zeit, da es heißt: »siehe, ich mache alles neu.«25 Und die Kinder Gottes sollen Frieden haben mit Gott und untereinander. Also durch den Glauben lauft es von Anfang an bis ans Ende.

Gebet: Lieber Vater im Himmel, behüte dein Volk auch heute; und wenn du es züchtigen musst, so tue es zum Guten und Rechten. Lass auch uns allezeit ein Licht haben, dass wir auf den rechten Weg kommen. Und gib deinen Geist zum wahrhaftigen Glauben an den, der den Sieg über die Welt innehat. So befehlen wir uns auch für den heutigen Tag in deine Hände! Amen.

24 1 Pt 4, 7.

25 Off 21, 5.

17. Januar

Deine Baumeister werden eilen, aber deine Verbrecher und Zerstörer werden sich davon machen.

Jes 49, 17.

Es gibt Baumeister im Himmel, die kommen zu uns und bauen unsre Häuser. Die irdischen Baumeister setzen die Balken zusammen und fügen die Steine ineinander; aber die himmlischen Baumeister dürfen nicht fehlen, die das Inwendige des Hauses ausfüllen und das Inwendige des Hauses ausbauen, da unsere Seele Ruhe hat. Es gibt Häuser, da hat man keine Ruhe drin, da sind Zerbrecher und Verstörer drin. Aber es kommen dann himmlische Baumeister und machen Ordnung. Was wir reden und denken und tun, soll zur Ordnung Gottes gehören. Und wenn erst in allen Häusern Baumeister Gottes sind, dann ist alles neu, wie Gott sagt:

Siehe, ich mache alles neu.

Off 21, 5.

Das Neue ist ewig und bleibt; das Alte vergeht, es kommt das Verderben hinein, und zuletzt fallen sogar die Steine zusammen. Neu ist ewig, neu ist göttlich und seligmachend in allen Dingen. Darum muss schon im irdischen Leben unser Begehren sein: Herr Gott, mache neu! Mache uns neu, mache alle neu, die zu dir rufen, denn sonst nutzt alles nichts. Aber du kannst es neu machen, und dann ist es ewig.

Gebet: Herr Gott, sende uns auch Baumeister in unser Haus, alle Tage, und lass uns neu werden durch deinen Geist, damit wir für die Ewigkeit leben dürfen. Lass auch die irdischen Sachen neu sein, damit etwas Ewiges darin wurzle und aufkomme und dir diene in wahrhaftigem Leben, nicht bloß im äußeren, leiblichen Leben, das wieder zerfällt, sondern inwendig lass uns leben, wie der Heiland gesagt hat: »wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.«3 So befehlen wir uns in deine Hände, in die Hände deiner Baumeister, in die Hände deiner Engel, in die Hände deines Heiligen Geistes, damit wir mögen wahrhaftig leben, dir zu Preis und Ehre alle Tage, so auch heute. Amen.

18. Januar

So schaue nun vom Himmel, und siehe herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung.

Jes 63. 15.

Das ist immer wie ein Unterschied, Himmel und Erde. Die Erde liegt ganz tief drunten, und der Himmel hoch und heilig und hehr, voller Herrlichkeit und Kraft, und Gott inmitten dieser hohen Welt, der gegenüber die Erde nur ein kleines Tröpfchen ist. Von dieser großen Welt muss Gott herabschauen, und wenn er nur seine Augen herabwirft, ist uns geholfen. Wir gehören ja auch zum Himmel, die Erde ist auch ein Stück Himmel; aber wenn wir getrennt sind, was durch die Sünde geschehen kann, dann werden wir krank und elend. Darum beten wir: Vater im Himmel, wir gehören doch auch zum Himmel, schaue auf uns, deine ärmsten Kinder in der ganzen Schöpfung, und hilf uns, dass wir himmlisches Leben bekommen und aus der Trübsal heraus in die Freude des ewigen Lebens schauen dürfen!

Er muss herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege.

1 Ko 15, 25.

Herrscher, herrsche, Sieger, siege,

König, brauch dein Regiment;

führe deines Reiches Kriege,

bis dein Arm sein Werk vollend’t.1

Er muss herrschen; Jesus Christus ist der Herr, der alle seine Feinde muss zu seinen Füßen legen, dass sie ihm gehorchen müssen und ihm dienen, dass der Wille Gottes geschehe auf Erden wie im Himmel. Das ist ein Muss in Jesus Christus, von Gott ihm gegeben, vom Allmächtigen ihm beschert. So muss er nun herrschen, und endlich wird alles Feindselige und Böse unter seine Füße gelegt, dass es sich nicht regen kann.

Gebet: Herr, unser Gott, ja, schaue herab auf die Erde, auf die vielen Menschen, die jetzt in Lebensgefahr sind, schaue herab in die Herzen und gib, dass durch das Licht deines Angesichts Mut und Freudigkeit komme, dir zu gehören und dir zu dienen. So sei heute wieder der Regierende in Jesus Christus. Nicht bloß Menschenkraft, deine Kraft ersehnen wir uns, und du wirst sie kommen lassen; denn in der Finsternis soll ja das Licht aufgehen.2 Amen.

26 Jh 3, 36; 5, 24; 6, 40.47.

19. Januar

Der Herr wird wohnen zu Zion.

Jo 3, 26.

Zion ist heute ein Volk, zerstreut und nicht zusammenwohnend, nicht mehr auf einem Berg wie in Jerusalem; sondern es ist ein Volk, von Gott allein gesehen, und alle gehören dazu, welche wirklich ernst zum Heiland halten, den uns Gott gegeben hat, dass er unser Herr sei und uns führe zum Vater im Himmel. Er soll Sieger bleiben; und das Volk Zion soll eine gute Zuversicht haben in den Stürmen der Völker, der andern Menschen, die noch nicht wissen, wer Gott ist. Aber sie werden es lernen, und durch Zion wird der Sieg kommen, der noch größer ist als die Siege, welche die Völker haben.

Lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist.

Heb 12, 1.

Jeder Heilandsjünger, Jesusjünger, steht in einem Kampf, in einem Kampf, der Aussicht auf Sieg, Aussicht auf das ewige Leben hat. Alle Menschen haben Kampf; kein Mensch kann sagen, ich gehe kampflos durch die Welt. – Wir können aber nicht draufschlagen in unserm Kampf, unsre Feinde sind auch meistens unsichtbar. Da gilt es, keine körperliche Kraft anzuwenden, sondern allein zu Gott zu stehen, der seine Heerscharen aussendet und seine Kinder behütet, bis Jesus den Sieg errungen hat. Dann wird alles anders werden, und seine Kinder werden aus dem Kampf herausgehoben werden.

Gebet: Herr unser Heiland, wohne auch bei uns! Wir wollen auch zu deinem Zion gehören und wollen treu und in Geduld ausharren auch in den Kämpfen, die uns beschieden sind. Behüte unsere Seelen vor Schwachheit, Angst und Not, dass immer deine Herrschaft uns vor Augen stehe, die größer ist als jede andre Herrschaft. Bereite deinen Sieg vor im jetzigen Kriegsgetümmel, dass Gottes Reich komme und Gottes Wille geschehe auf Erden wie im Himmel, dass die Menschen zu dem Vater im Himmel geführt werden, der es mit allen gut meint; denn er will doch, dass allen Menschen geholfen werde. Gelobt sei Gott, unser Heiland, unser Herr und ewiger Friedefürst! Amen.

27 Arnold, Gottfried [1666-1714]: Herrscher, herrsche, Sieger, siege, König, brauch dein Regiment! Führe deines Reiches Kriege, mach der Sklaverei ein End!... EKG 262, 8.

28 Ps 112, 4.

20. Januar

Bringe meine Söhne von ferne her und meine Töchter von der Welt Ende, alle, die mit meinem Namen genannt sind.

Jes 43, 6 – 7.

Das ist das Volk Israel, das zerstreut war und dessen Söhne und Töchter wieder zurückkommen sollten nach Palästina, was zum Teil auch geschehen ist; aber im großen Ganzen sind die Juden zerstreut in der ganzen Welt und teilen das Schicksal der Völker, unter denen sie wohnen. Wir Christen sind auch zerstreut. Ich denke jetzt auch an die, die in der Ferne, an der Welt Ende, in der Hand der Chinesen und Japaner29 sind, dass sie heimkommen dürfen. Der liebe Gott wird einmal seinem Volk eine Sammlung geben, und die geht im Geist und in der Wahrheit vor sich und wird die größte Tat Gottes sein, denn der größte Feind ist die Zerstreuung. – Diese Sammlung geschieht in dem Namen Jesu Christi und am Ende der Welt-Tage. Dann kommt ein Gottes-Tag. Dann werden die Kinder Gottes vor allem sich finden und in der Wahrheit eins werden, dass auch die Welt es sieht und erkennt und herzulauft und sagt: »Im Namen Jesu Christi wollen wir errettet werden!« – Daran halten wir fest, trotz allem Schweren jetziger Zeit und trotz aller Verwirrung.

Wir haben nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesum Christum, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn. 1 Ko 8, 6.

Gott hat das innerste Wesen der Welt in der Hand, nichts Äußerliches kann ihn besiegen, nichts Irdisches kann das Ewige überwältigen. Immer bleibt das Wesen Gottes in den Dingen drin. Denn sie sind von ihm und müssen zu ihm zurückkehren. Und Jesus, der Siegesheld in der ganzen Welt, wird an der Spitze stehen und die Menschen dem Vater im Himmel entgegenführen. So sind wir getrost und freuen uns an allem, was wir heute schon erleben. Denn aus Nacht wird Tag, und aus Finsternis wird Licht.

Gebet: Lieber Vater im Himmel, du kannst auch noch die größten Dinge tun, dass dein Reich kommt und dein Volk zusammenkommt unter dem einen Herrscher Jesus Christus. Lass die Wunder des Geistes geschehen an der Menschheit, dass nicht das menschliche Kämpfen mit Tod und Verderben, sondern das himmlische Ringen den Sieg hat. Behüte auch unsere Söhne und Töchter in der Ferne, lass sie heimkommen, wenn es dein Wille ist, und tue Gutes an allen, die auf dich trauen und dir entgegenkommen mit reinen, guten Herzen. So sei auch der heutige Tag dir geweiht. Lass deinen Geist mit allem sein, mit jedem Wort und jedem Tun, dass du etwas ausrichtest an den Herzen, der du die Herzen in der Hand hast. Amen.

29 Die Belagerung von Tsingtau fand in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs statt. Das im Besitz des Deutschen Reiches befindliche Tsingtau in China wurde während des Ersten Weltkriegs, zwischen dem 13. September und dem 7. November 1914, von vereinigten japanischen und britischen Truppen belagert. Die Belagerung endete mit einem japanisch-britischen Sieg.

21. Januar

Der Herr hat heute Heil gegeben in Israel.

1 Sm 11, 13.

So sagt Samuel, und so sagen auch wir. Das Heil dringt überall hindurch, auch auf die Schlachtfelder und in die Spitäler, wo die Verwundeten liegen; und wenn wir das glauben dürfen, haben wir wieder Mut und Trost. Der Herr, unser Herr, unser Gott