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Die Haven Brotherhood: Wilde Leidenschaft und unnachgiebige Loyalität, besonders wenn es um ihre Frauen geht. Die letzte Person, auf die Callie Morgan bei ihrem Vorstellungsgespräch vorbereitet ist, ist Danny Parker - der Mann, der ihre dunkelste Phase miterlebt und ihr ein Ultimatum gestellt hat: "Werde clean oder bitte nie wieder um Hilfe." Seitdem sind mehrere Jahre vergangen und Callie ist durch die Hölle gegangen. Aber sie versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Was nicht bedeutet, dass sie den Job nicht unbedingt brauchen könnte. Oder dass ihre unruhige Vergangenheit vollständig hinter ihr liegt. Als die Schwägerin seines besten Freundes auf der Suche nach einem Job und einer zweiten – oder bereits dritten? – Chance unerwartet vor ihm steht, ist sich Danny unsicher, ob er bereit ist, dieses Risiko einzugehen. Auch wenn er für seinen florierenden Custom Car-Handel dringend Hilfe benötigt. Callie wieder in sein Leben zu lassen, öffnet Dannys Augen und sein Herz für die Frau, die sie jetzt ist – und für den Mann, der er werden möchte. Falls andere damit ein Problem haben, deren Pech. Einschließlich seiner Callie gegenüber misstrauischen Brüder der Haven Brotherhood. Aber als der gefährliche Teil des Lebens, das Callie zurückgelassen glaubte, in die Stadt kommt und Rache nehmen will, müssen sich die Brüder zusammentun, um Callie zu retten – und das Leben der Haven-Familie, die ins Kreuzfeuer geraten ist. Teil 7 der Haven Brotherhood-Reihe von Erfolgsautorin Rhenna Morgan ("Rough & Tumble").
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Seitenzahl: 502
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Rhenna Morgan
Haven Brotherhood 7: Trusted & True
Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von J.M. Meyer
© 2022 bei Rhenna Morgan
© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Covergestaltung: Mia Schulte/Sabrina Dahlenburg (www.art-for-your-book.de)
© Coverfoto: Shutterstock.com
ISBN Print: 978-3-86495-530-3
ISBN eBook: 978-3-86495-531-0
Dieses Werk wurde im Auftrag von Harlequin Books S.A. vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Epilog
Anmerkung der Autorin
Danksagungen
Autorin
Callie
„Hallo, ich heiße Callie und ich bin Alkoholikerin und drogenabhängig.“ Seit über sechs Jahren waren mir genau diese Worte wieder und wieder über die Lippen gekommen. Heute ließ das Zittern in meiner Stimme sie genauso klingen wie am ersten Tag.
Die Leute, die im Kreis um mich herum saßen, erwiderten ein kräftiges und freundliches „Hi, Callie.“
Und dann herrschte nichts weiter als Stille.
Stille und eine Menge ungeduldiger Blicke in meine Richtung, während ich meine schweißnassen, zittrigen Hände fest in meinen Schoß legte. Zum ersten Mal seit einer langen Zeit kannte ich kein einziges Gesicht in diesem Raum. Keines außer dem meines Sponsors, der mir am Wochenende beim Umzug geholfen hatte und zu meiner Rechten saß.
Ich räusperte mich, bevor ich weitersprach – nicht, dass das Zuversicht vermittelte. „Also … ich bin neu hier in Dallas.“
Nö, das stimmt nicht so ganz. Versuch’s noch mal, Mädchen.
Achselzuckend atmete ich mit einem selbstironischen Lachen aus. „Okay, hierher zurück gezogen trifft es wohl eher. Vor etwas mehr als sechs Jahren zog ich in Richtung Louisiana. Um dort entweder eine Therapie zu beginnen oder für meinen Alkohol- und Drogenkonsum mit einer Kugel in den Kopf zu bezahlen.“
Ich warf einen Blick auf meine Sponsorin, Maggie, die neben mir saß.
Verdammt, diese Frau war ein Engel. Knallhart wie die Hölle, wenn es denn nötig war, und sie ließ mich nie im Stich, wenn ich mal wieder den Kopf in den Sand gesteckt hatte. Was mich anging, schien sie einen unbegrenzten Vorrat an Geduld aufbringen zu können. Sie lächelte und neigte ihren Kopf zu meiner Ermutigung.
Langsam atmete ich aus und wischte mir die Hände an meiner Jeans ab. „Die Sache ist die, dass der Ausflug in die Entziehungskur nicht geklappt hat. Ich meine, eine Zeit lang lief es ganz gut. Und es hat mir definitiv die Möglichkeiten versaut, den Kopf in den Sand zu stecken bezüglich meines Drogenkonsums, aber ich brauchte etwa noch sechs weitere Höllentrips.“
Das Gefühl war schrecklich und legte sich wie eine unsichtbare Schlinge um meinen Hals, und erinnerte mich daran, was mich schließlich dahin gebracht hatte, wo ich heute war. „Vor dreihundertzweiundsiebzig Tagen wachte ich nackt in einem fremden Zimmer auf und hörte Schüsse. Nicht, dass es ungewöhnlich für mich gewesen ist, nackt in einem fremden Haus aufzuwachen, aber Schüsse und jede Menge Geschrei und Gebrüll … tja, das hat mich zu Tode erschreckt. Schlimmer noch, ich war so im Arsch, dass ich mich weder rühren konnte, noch bei klarem Verstand war. Das Erlebnis endete jedenfalls darin, dass ich aus dem Schlafzimmerfenster sprang und mir einen gebrochenen Unterarm nebst ein paar hübschen Narben von dem zerbrochenen Fensterglas einhandelte.“
Ich fuhr mit einem Finger über die besonders hässliche Narbe auf der Rückseite meines Handgelenks. Ich sah noch immer das Blut vor meinem geistigen Auge, das damals auf meiner Haut klebte. „An diesem Tag habe ich versucht, jemanden anzurufen – irgendjemanden, der mir helfen würde.“ Ich schüttelte meinen Kopf, in der Mitte des Kreises sitzend, bevor ich dem Blick eines Mannes begegnete, der circa Ende zwanzig, Anfang dreißig sein musste und mir gegenübersaß. Er kannte mich genauso wenig wie ich ihn, aber er wusste genau, wovon ich hier sprach. Das Erkennen – das Verstehen – war direkt in seinen Augen abzulesen.
„Niemand wollte meine Anrufe entgegennehmen. Ich hatte kein Geld, ich konnte nirgends hin. Ich hatte keine Freunde oder Familie, die etwas mit mir zu tun haben wollten. Das Einzige, was ich hatte, war eine weitere beschissene Situation … und da war ich am Tiefpunkt angekommen. Nicht weil ich verletzt war, sondern weil ich nichts mehr hatte. Keinen Respekt vor mir selbst. Kein Leben. Keine Liebe. Kein Zuhause. Absolut nichts. Und was war das wirklich Traurige daran? Was musste ich über das Haus erfahren, in dem ich aufgewacht war? Tja, wer auch immer dort um sich geschossen hatte, ließ niemanden am Leben. Wenn der Schütze also nur ein paar Stunden eher aufgekreuzt wäre, wäre ein Schuss nicht laut genug gewesen, um mich aufzuwecken. Dann wäre auch ich nun tot – mit absolut niemandem, der um mich trauern würde.“
Endlich nahm das Gewicht auf meiner Brust ein wenig ab und ich spürte die kühle Luft der Klimaanlage auf meiner schwitzigen Haut. Ich drehte den Kopf in Maggies Richtung. „Ich rief meine Sponsorin an. Oder zumindest war sie meine Sponsorin, bevor ich ein weiteres Mal auf die schiefe Bahn geraten war. Ich war mir nicht sicher, ob sie sich bereit erklären würde, mit mir zu reden, nachdem ich all das ignoriert hatte, was sie mir an Tipps mit auf den Weg gegeben hatte. Doch sie sagte mir, sie würde mich nie im Stich lassen, wenn ich dazu bereit wäre, an mir zu arbeiten. Also fing ich wieder damit an, zu Treffen zu gehen und wirklich an mir zu arbeiten, anstatt nur Lippenbekenntnisse von mir zu geben. Und siehe da, hier bin ich, etwas mehr als ein Jahr später. Ich habe meine Umzugskartons am Unabhängigkeitstag ausgepackt, was ich verdammt ironisch finde, und bin bereit, mich meiner Vergangenheit zu stellen, indem ich ein paar Dinge ernsthaft wiedergutmache. Und ich kann euch sagen, dass ich Angst habe. Ich meine, es ist eine Sache, sich seine Charakterfehler einzugestehen. Aber sich den Menschen zu stellen, die man verletzt hat, und herauszufinden, ob sie dir ins Gesicht spucken?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dazu schon bereit bin. Aber ich weiß, dass ich es sein muss. Ich weiß, dass ich nur dann trocken werden kann, wenn ich diesen Schritt wage und all den Müll aus meinem Leben verbanne, der mich belastet. Und das möchte ich. Ich will es wirklich. Ich will eine Chance bekommen, meine Schwester wieder in meinem Leben zu haben, und ihr zeigen, dass es für mich mehr gibt als Drogen, Alkohol und Probleme.“
Ich musterte die Leute im Kreis und zwang die Muskeln in meiner Schulter dazu, sich zu entspannen. „Nun ja. Deshalb bin ich hier und habe mich eurer Gruppe angeschlossen, denn das ist genau das, was ich will. Wenn ihr also eine Notfall-Telefonliste habt und euch regelmäßig auf einen Kaffee trefft, würde ich mich über gesunde Leute freuen, mit denen ich abhängen kann, während ich mich nach einem Job umsehe. Und danke, dass ihr mich meine Erfahrungen mit euch habt teilen lassen.“
Maggies Hand legte sich auf meine und der Großteil der Leute sagte so etwas wie „Komm gerne wieder her“ und „Schön, dass du hier bist“.
Yeah, neunundneunzig Prozent der Menschen um mich herum waren Fremde, und ihre Antworten entsprachen genau dem Standard eines Treffens der AA – der Anonymen Alkoholiker. Sie passten wie eine Briefmarke auf einen Brief, aber das war mir egal, denn ich brauchte jeden Einzelnen von ihnen.
Das hier geschah tatsächlich.
Ich befand mich in kurzer Fahrdistanz zu all dem Bullshit, den ich hinter mir gelassen hatte, und raste auf eine durchaus mögliche, wenn nicht gar wahrscheinliche, Ablehnung zu.
Aber ich brauchte das hier, um nüchtern zu bleiben, und diesmal wollte ich mir die Chance auf ein gutes Leben nicht verbauen. Etwas Selbstachtung und eine Existenz zu haben, auf die ich stolz sein konnte – ob das nun bedeutete, der Ablehnung ins Gesicht zu sehen oder nicht.
Zwanzig Minuten und ein gemeinsames Vaterunser-Beten später war das Treffen vorbei, und der Raum voller genesener Alkoholiker, die, genau wie ich, wieder auf den Beinen waren, umarmten sich, schüttelten sich die Hände und räumten auf.
Ihre rote Tasche bereits über die Schulter geworfen, klemmte sich Maggie ihre leere Wasserflasche unter den Arm und klappte ihren Stuhl zusammen. Trotz ihrer zweiundsechzig Jahre hatte sie die gleiche oder sogar mehr Energie als manche Zwanzigjährige und eine Vorliebe für den schrillsten Schmuck der Welt. Sie liebte die Sonne fast so sehr wie das Lachen, und das sah man ihrer Haut auch an, denn das ständige Lächeln hatte tiefe Falten in ihr Gesicht geätzt. „Es scheint, als hättest du eine gute Gruppe erwischt. Hier waren sehr viele nüchterne Menschen anwesend. Mindestens ein Treffen pro Tag findet statt, und das nicht weit von deiner Wohnung entfernt. Das ist total praktisch.“
Ich kicherte leise vor mich hin und folgte ihr, mit meinem eigenen Stuhl unter dem Arm, zu den Gestellen, wo die Stühle bis zum nächsten Treffen verstaut wurden. „Ist das deine clevere Art, mir zu verstehen zu geben, dass es ratsam wäre, so viele Treffen wie nur möglich zu besuchen, während ich mich hier einlebe?“
„Man kann nie an zu vielen Treffen teilnehmen, Kleines. Das gilt sogar für mich, und ich bin fast schon so lange trocken, wie du lebst.“ Sie legte eine kurze Pause ein und betrachtete mich. „Wie geht es dir?“
Da mir bewusst war, dass mein Rettungsanker nur noch zehn oder fünfzehn Minuten davon entfernt war, zurück nach Louisiana zu fahren und mich hier allein zurückzulassen, musste ich nicht lange über die Antwort nachdenken. „Höllisch nervös. Ich frage mich, warum ich überhaupt auf die dumme Idee gekommen bin, herzukommen. Und ob ich schon so weit bin.“
„Du bist so weit. Und du hattest die Idee, weil deine höhere Macht dir ein Zeichen gegeben hat. Es ist schwer, Wiedergutmachung zu leisten, wenn man sich in einem katastrophalen Zustand befindet. Vor allem die Art von Wiedergutmachung, die du zu leisten hast.“ Sie legte mir einen Arm um die Schulter und führte mich zu einem langen Klapptisch, der am Eingang des Raumes aufgebaut war und wo eine Frau Begrüßungsunterlagen für die Neuankömmlinge zusammenpackte. „Auf geht’s. Lass uns schauen, ob sie eine Telefonliste haben, bevor du mich zu meinem Auto begleitest.“
Die blonde Mittvierzigerin, die das heutige Treffen geleitet hatte, stapelte alle Meeting-Utensilien in einem Aktenschrank mit zwei Schubladen und verriegelte ihn. Sie stand da, musterte den Raum um sich herum, als würde sie nach etwas suchen, dann warf sie die Hände in die Höhe und drehte sich in unsere Richtung. In der Sekunde, als ihr Blick auf Maggie und mich fiel, wurden ihre Augen groß und ein bekümmertes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Verdammt! Ich wusste, dass ich etwas vergessen habe!“ Sie hob einen Finger und kramte dann einen Schlüsselbund aus der Tasche ihrer Jeans. „Ich habe eine Telefonliste für dich geholt und sie auf alles andere gelegt, während ich hier aufgeräumt habe. Lass sie mich für dich aus dem Aktenschrank holen.“
„Ich habe es nicht eilig“, sagte ich lachend. „Das Einzige, was zu Hause auf mich wartet, sind ein paar Umzugskisten und vielleicht etwas Fast Food.“
„Wenigstens kannst du Fast Food essen“, brummte Maggie. „So, wie mein Körper auf Salz reagiert, brauche ich bloß eine Fritte zu verputzen und ich bin am nächsten Tag aufgebläht wie ein Kugelfisch.“
Ich schnaubte darüber. „Als ob dich das jemals davon abgehalten hätte, durch den McDrive zu fahren. Und nur fürs Protokoll, du bist der einzige Mensch auf diesem Planeten, der findet, dass du hinterher aufgedunsen aussiehst. Du hast einen Stoffwechsel, für den die meisten Frauen töten würden.“
Sie hob in gespielter Kapitulation ihre Hände. „Was soll ich sagen? Gott wusste eben, dass es mir schwer genug fallen würde, dem Alkohol abzuschwören, also gab er mir die Fähigkeit, eine große Menge an Big Macs verdrücken zu können.“
„Okay!“, sagte die Blondine und verschloss ein weiteres Mal den Schrank. „Da haben wir sie doch.“ Sie überreichte mir zwei Blatt Papier. „Eine Telefonliste und eine Terminübersicht der kommenden Treffen. Wir haben viele aktive Mitglieder, die schon eine Weile im Programm sind, sowie das große Glück, genügend Teilnehmer zu haben, um in einem eigenen Gebäude untergebracht zu sein.“
Ich nahm die Zettel an mich und warf einen Blick auf die Vielzahl der Meetings, die im Laufe der Woche angeboten wurden, bevor ich sie in der Mitte faltete und in meine Tasche steckte. „Du bist Susan, richtig?“
„Genau. Die Sekretärin der Gruppe. Ich bin seit fast sieben Jahren trocken.“
Sieben Jahre.
Ich hatte gerade erst die Tatsache verdaut, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, ein Jahr überstanden zu haben, ohne mir einen Schuss zu setzen. Dass ich es jemals so lange aushalten würde wie sie – oder sogar so lange wie Maggie –, überstieg meine Vorstellungskraft. „Das ist wirklich schön. Eines Tages möchte ich das Gleiche über mich sagen können.“
Ihr Lächeln wurde wärmer und weicher. „Irgendetwas – wahrscheinlich, dass du heute Abend so ehrlich zu uns warst –, sagt mir, dass du auf dem richtigen Weg bist. Immer schön einen Schritt nach dem nächsten.“
„Amen“, fügte Maggie schnell hinzu. Sie öffnete ihren Mund, als wollte sie noch etwas anderes sagen, aber ein Mann, der ihren Blick auf sich zog, kam auf uns zu und unterband ihr Vorhaben.
„Entschuldigt bitte.“ Er sah zuerst Maggie und Susan an, ehe er sich mir zuwandte. „Ich bin Jason. Sorry, dass ich in eure Unterhaltung platze, aber ich muss gleich weg und wollte dir noch etwas geben, bevor ich gehe.“
Wow. Er ist heiß.
Erdbeerblondes, kurzes, schön geschnittenes Haar, dazu ein kurz gehaltener Bart und ein mörderisches Lächeln. Ich war so sehr mit der Würdigung des Gesamtpakets beschäftigt, dass es ein paar Sekunden dauerte, bis ich kapierte, dass er der Typ war, der mich beim Erzählen meiner Geschichte angestarrt hatte. „Etwas für mich?“
Maggie wies mit ihrem Kopf zu der Visitenkarte, die er mir entgegenhielt, und hob eine Augenbraue in die Höhe.
„Oh. Richtig.“ Ich nahm die weiße Karte an mich. Abgesehen von der stark abgeschrägten Schrift des Firmennamens waren nur sein Name und eine Telefonnummer darauf. „Was ist Street Dreamz?“
„Die Firma, für die ich arbeite. Wir bauen Autos und Motorräder nach den Anforderungen und Wünschen unserer Kunden. Du hast vorhin erwähnt, dass du einen Job suchst. Soweit ich weiß, hat mein Chef noch nicht mit der Suche nach jemandem begonnen, aber es ist in den letzten zwei Monaten kein Tag vergangen, an dem er nicht gesagt hat, dass er eine Büromanagerin sucht. Es ist nur eine Meile von hier entfernt, also dachte ich, du könntest ihn kontaktieren und schauen, ob er dir eine Chance gibt.“
„Eine Büromanagerin?“ Ich warf einen kurzen Blick auf Maggie, bevor ich Jason wieder meine Aufmerksamkeit widmete. „Was wären denn meine Aufgaben?“
Er zuckte mit den Schultern und grinste. „Keine Ahnung. Ich arbeite an den Autos. Aber wenn ich raten müsste, geht es hauptsächlich um das Annehmen von Anrufen, um Bestellungen von Ersatzteilen und Inventar und darum, dafür zu sorgen, dass der Rest von uns dem Boss nicht das Leben zur Hölle macht.“
Hmmm. Büromanagerin also? Das hörte sich gut an. Viel zu gut, um genau zu sein. Ich strich mit den Fingern um den Rand der Visitenkarte und warf einen Blick auf Maggie. „Müsste ich nicht Berufserfahrung haben, um einen solchen Job zu ergattern? Ich meine, wenn er eine Managerin sucht, will er dann nicht lieber jemanden, die so etwas schon mal gemacht hat?“
Es war Susan, die antwortete. „Ach Süße. Lass dich doch nicht von einem Jobtitel verunsichern. Jeder fängt irgendwann mal klein an. Sogar eine Büromanagerin. Und außerdem klingt es nicht, als hättest du Personalverantwortung. Du organisierst lediglich ein paar Dinge und sorgst dafür, dass das Tagesgeschäft läuft.“
„Und glaub mir“, sagte Jason, „mein Boss ist tiefenentspannt. Zumindest war er das, bis sein Business so richtig zu brummen begann und er zwei weitere Filialen aufmachen musste. Alles, was er will, ist, jemanden zu finden, der ihm den Papierkram abnimmt, damit er selbst wieder an den Autos herumschrauben kann.“
Er hob sein Kinn in Richtung Visitenkarte. „Ernsthaft. Komm morgen bei uns vorbei, wenn du Zeit hast, und sprich mit ihm. Selbst wenn er dich nicht einstellt, hat er jede Menge Kontakte zu anderen Leuten, die vielleicht Unterstützung suchen.“
Eine seltsame, mir völlig fremde Leichtigkeit machte sich in mir breit, und aus irgendeinem dummen Grund fiel es meinen Lungen schwer, ihre Aufgabe zu erfüllen. So, als hätten sie Angst davor, zu atmen, weil sie befürchteten, eine Gelegenheit zu verpassen oder so. Ich nickte und streckte unbeholfen die Hand aus. „Fühlt sich ein wenig wie eine göttliche Fügung an, also was soll’s, oder? Danke für den Tipp, Mann.“
Sein Lächeln war wirklich der Hammer. Eine Mischung aus Bad Boy und Mamas Engel. Vor etwas mehr als einem halben Jahr hätte ich alles in meiner Macht Stehende dafür getan, um bei ihm zu landen.
Er ergriff meine Hand, schüttelte sie und neigte dabei seinen Kopf zu Maggie und Susan. „Kein Problem. Viel Glück.“
Kaum hatte er sich von uns abgewandt, hatte es Susan plötzlich ebenfalls eilig. „Ich hasse es, dich jetzt abzuwimmeln, aber ich habe zwei Teenager zu Hause, die es kaum erwarten können, zum großen Feuerwerk in die Stadt zu kommen.“ Ohne zu zögern, breitete sie ihre Arme aus und zog mich für eine Umarmung fest an sich. „Meine Kontaktdaten stehen auf der Liste. Wenn du irgendetwas brauchst, ganz egal was, ruf mich einfach an.“ Sie gab mich frei, umarmte Maggie kurz und winkte. „Ich wünsche euch einen schönen Abend.“
„Ahhh …“, sagte Maggie mit einem glücklichen Seufzen. „Ich bin so verdammt froh darüber, dass ich keine Kinder mehr großziehen muss. Ich schwöre bei Gott, jedes graue Haar auf meinen Kopf ist wegen ihrer Pubertät und Hormone entstanden.“
Die Bemerkung riss mich aus meiner Trance. „Du bist nicht grauhaarig, sondern brünett.“
„Nur dank meines Friseurs, Kleines. Und jetzt lass uns gehen.“ Sie legte mir eine Hand auf den Unterarm und lotste mich durch den Ausgang des Gebäudes zum dahinterliegenden Parkplatz. „Bring mich zum Auto, damit ich losfahren kann. Der lange Heimweg macht mir nichts aus, aber die sieben Stunden fahren sich leider nicht von alleine.“
Draußen herrschte ein typischer texanischer Sommer – heiß und schwül. Die Sonne verschwand bereits hinter dem Clubhaus der Anonymen Alkoholiker und warf einen willkommenen Schatten auf den asphaltierten Parkplatz sowie all die Menschen, die zu ihren Autos gingen. „Das ist eine wunderschöne Nacht für ein Feuerwerk“, sagte ich zusammenhangslos.
Na ja, so ganz entsprach das nicht der Wahrheit. Es war vielmehr so, dass ich nach etwas suchte – nach irgendetwas –, um die Frau, die im letzten Jahr mein Rettungsanker gewesen war, noch ein paar Minuten länger in meiner Nähe zu haben. Selbst wenn wir diese nur mit Small Talk verbrachten.
An Maggies verständnisvollem Gesichtsausdruck konnte man ablesen, dass sie genau wusste, was ich vorhatte. „Weißt du, du könntest ins Clubhaus zurückgehen und dir die Feuerwerksshow mit den Leuten zusammen ansehen, die vorhin gesagt haben, dass sie hingehen werden. Du könntest neue Freunde finden und Spaß haben.“
Ich schob meine Hände in die vorderen Taschen meiner Jeans und schaute zum Bürgersteig, während Maggie die Tür ihres alten, himmelblauen Cadillac aufschloss und ihre Handtasche auf den Beifahrersitz warf. „Ich habe kurz darüber nachgedacht. Doch die Wahrheit ist, dass ich das Gefühl habe, es wäre besser, wenn ich den heutigen Abend alleine verbringe und mich dem Auspacken meiner Kisten widme. Dabei hätte ich ausreichend Zeit, um all die Dinge zu verarbeiten, die ich im Moment fühle.“
Wie es einfach ihre Art war, nickte Maggie. „Nun, dann solltest du auf dein Bauchgefühl hören. Aber lass dich von deinen Gefühlen auf keinen Fall zu einem Spirituosenladen führen. Mach stattdessen lieber einen Anruf.“
„Ja, Ma’am“, sagte ich mit einem gespielten Salutieren.
Sie schnaubte und zog mich in eine Umarmung. „Klugscheißerin.“
Für eine lange Zeit hielt sie mich einfach nur fest, wobei sie sich leicht von einer Seite zur anderen bewegte.
Seltsam. Jedes Mal, wenn sie mich auf diese Art umarmte, erwischte ich mich dabei, wie ich nach einer Erinnerung suchte, in der mich meine Mom auf die gleiche Weise gehalten hat.
Und wieder stand ich nur mit leeren Händen da.
Mein Vater war ein Umarmer gewesen, aber er war schon lange tot – eine Tatsache, die noch immer viel Raum in meinem Leben einnahm. Meine Schwester, Vivienne, war auch eine Umarmerin gewesen – wenn ich es denn zugelassen hätte. Aber sie hatte aufgehört, meine Anrufe entgegenzunehmen, nachdem ich mich einmal zu oft betrunken gemeldet und um Geld oder das Stellen einer Kaution gebettelt hatte.
Meine Arme zogen sich wie von selbst um Maggie herum zusammen und die Enge in meiner Kehle kehrte schlagartig wieder zurück. „Glaubst du, dass sie mir jemals verzeihen wird?“
Maggie wich zurück und hielt mich an den Schultern fest. „Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen, Kleines. Es ist nicht deine Aufgabe, dich darum zu sorgen, ob sie dir vergibt oder nicht. Es ist alleine die Entscheidung deiner Schwester. Was zählt, ist deine Wiedergutmachung. Nicht nur mit Worten, sondern auch damit, wie du fortan dein Leben gestaltest. Wie du dich verändert hast und gewachsen bist. Das ist der Teil, der wirklich zählt. Alles andere wird sich von selbst ergeben.“
Sie hatte recht. Mein Bauchgefühl sagte mir das Gleiche. Ich spürte die reinigende Wirkung der einzelnen Schritte des Programms, die ich im letzten Jahr absolviert hatte.
Doch das ließ die Angst und die Sorge wegen dem, was noch vor mir lag, nicht im Geringsten kleiner erscheinen. „Richtig“, sagte ich und vergrub meine Hände wieder in den Hosentaschen. Entweder tat ich das oder ich würde mir Maggie einfach packen und sie nie mehr loslassen. „Was hältst du von Jasons Jobangebot?“
Eine Sekunde lang sah sie mich komisch an, stieß dann aber ein vollmundiges Lachen aus, das über den ganzen Parkplatz hallte. „Mädchen, für einen Augenblick dachte ich, du würdest mich fragen, was ich über Jason denke, nicht von dem Job. Ich schätze, das zeigt dann wohl, wo ich mit den Gedanken war.“
„Nun, er war schon verdammt heiß.“
„O ja, das war er auf jeden Fall. Und wenn du mich fragst, schien er ein gesundes Interesse an dir gehabt zu haben.“ Sie grinste breit. „Mal schauen, wohin das mit euch in den kommenden Wochen führt, hm?“
O nein. Auf gar keinen Fall würde ich mein Trockensein durch irgendetwas gefährden, das mit einem Mann zu tun hat. „Wir wissen beide, dass Kerle fast so schlimm sind wie die Drogen und der Alkohol, die ich konsumiert habe. Das Letzte, was ich brauche, ist ein Ausrutscher.“
Maggie neigte den Kopf für einen Moment zur Seite. Als sie wieder zu sprechen begann, war ihre Stimme voller Aufrichtigkeit. „Weißt du, vor etwa einem Jahr hätte ich dir zugestimmt. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass Menschen, die das Programm beginnen, keine großen Veränderungen vornehmen oder eine Beziehung eingehen sollten, solange sie noch am Anfang ihrer Reise stehen. Aber der Grund, wieso du hierhergekommen bist, ist, dass du die Dinge, die du gelernt hast, im wahren Leben anwenden sollst. Klar, du solltest dich nicht in schlüpfrige Situationen begeben, aber Beziehungen gehören zum Leben dazu. Du sollst nicht die Hälfte der Bevölkerung, nur weil sie männlich ist, aus deinem Leben verbannen, wie du es mit dem Schnaps und den Drogen tust. Vielmehr geht es jetzt darum, deine Motive zu hinterfragen, bevor du handelst, und zu lernen, wer gut für dich ist und wer nicht.“
Hmmm. Auf einer logischen Ebene ergab das, was sie sagte, durchaus Sinn. Anderseits ergab alles Sinn, was aus Maggies Mund kam. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich meinem Urteilsvermögen trauen kann, aber ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen.“
„Gut. Und was den Job angeht, würde ich die Gelegenheit sofort beim Schopf ergreifen. Du hast in dem Meeting erwähnt, dass du Arbeit suchst, woraufhin dir jemand einen Tipp gegeben hat – das ist ein Paradebeispiel dafür, dass eine höhere Macht auf dein Leben einwirkt. Unabhängig davon, ob du den Job bekommst oder nicht. Alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Wenn du darauf vertrauen kannst und weiterhin Fortschritte machst, wirst du ein sehr glückliches, gesundes Leben führen.“
Sie klopfte auf das Dach ihres Wagens, wie ein Richter es mit seinem Hammer tun würde. „Jetzt ist es Zeit für mich, mich endlich auf die Straße zu begeben, Liebes. Wenn du mich brauchst, ruf mich an. Allerdings erwarte ich von dir, dass du dir hier ein Unterstützernetzwerk aufbaust. Verstanden?“
Worte waren gerade keine Option. Nicht, wenn ich meine Tränen zurückhalten wollte. Also nickte ich und schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, herunter.
Maggie stieg hinter das Steuer, schloss die Tür und startete den Motor. Als sie mir zuwinkte und rückwärts aus der Parklücke fuhr, wollte ein Teil von mir zu ihr in den Wagen steigen und mitfahren. Ich wollte einen Vorwand finden, sie zum Anhalten und Hierbleiben zu bewegen, um noch ein wenig länger die Sicherheit, die sie ausstrahlte, zu genießen.
Ein anderer Teil von mir wollte wegschauen und meine Angst, so weit wie nur eben möglich, an die Seite schieben. Ich wollte einfach so tun, als wäre alles in bester Ordnung. Dabei hatte ich mit denselben Gefühlen zu kämpfen, mit denen ich auch an jenem Tag gerungen hatte, als meine Mom uns verlassen und mich und Vivienne bei Dad zurückgelassen hatte.
Beide Ansätze waren nicht gesund. Maggie hatte mir das beigebracht. Sie hatte mir aufgezeigt, dass der Drogenkonsum mein Ausweg war, meine Gefühle zu betäuben und zu ignorieren, während gesunde Menschen sich diesen stellen, bis sie sie bewältigt haben.
Der Schmerz würde irgendwann vergehen. Meine Ängste würden vergehen.
Und ich war nicht allein. Das hatte das Treffen am heutigen Abend bewiesen. Ganz zu schweigen davon, dass ich einen ersten Schritt in Richtung meines neuen Lebens gewagt hatte.
Am Ende des Parkplatzes erloschen Maggies Bremslichter, und der Motor ihres Cadillac heulte auf, als sie den Wagen auf die Straße in Richtung Louisiana lenkte.
Eine sanfte Brise streifte mein Gesicht und hinterließ ein leichtes Frösteln genau da, wo sie auf die Spuren meiner Tränen traf. Das hier war das Ende eines Kapitels, aber gleichzeitig auch der Beginn eines neuen. Eines wichtigen Kapitels. Vielleicht das Wichtigste in meinem Leben. Und dieses Mal – dieses Mal – war ich fest entschlossen, es richtig anzugehen.
Danny
Zweiundzwanzig Liter – Purple Haze.
Zweiundzwanzig Liter Kandy Apple Red.
Zweiundzwanzig Liter Euro Green Metallic.
Das musste ein Scherz sein. Das musste es einfach sein. Entweder das, oder ich hatte meinen verdammten Verstand verloren, als ich letzte Woche die Farben bestellt hatte.
Ich schob das Klemmbrett, an dem die Rechnung festgemacht war, zum Lieferanten zurück. „Mann, bist du dir sicher, dass es sich nicht um einen Systemfehler handelt? Wir brauchen auf keinen Fall so viel Farbe für diese Woche. Die Bestellung reicht locker für neun Autos und wir können doch nicht alle in denselben Farben lackieren.“
Der Auslieferer zuckte mit den Schultern und scherte sich offensichtlich nicht darum, wer hier den Bock geschossen hatte. „Es ist nicht meine Aufgabe zu wissen, was auf dem Lkw landet. Ich liefere bloß aus, und hier steht, dass die Farben hierher sollen.“ Er schob das Klemmbrett zu mir zurück. „Du musst hier unterschreiben und kannst dann selbst die Firma anrufen und herausfinden, was schiefgelaufen ist.“
Mich selbst beruhigend, nahm ich ihm das Brett aus der Hand, zog einen Stift hinter meinem Ohr hervor und kritzelte meine Unterschrift unten auf das Dokument. Der Typ hatte recht. Es war nicht seine Aufgabe, zu wissen, was er auslieferte. Es war meine. Und wieder einmal war ich verflucht kurz davor, zu explodieren. Ich würde mindestens einen Kanister Farbe wegschmeißen müssen, da ich diese nicht verarbeiten konnte, bis sich jemand gefunden hatte, der sich für genau diese Farben interessierte.
Ich schrieb meinen Namen so fest auf das Dokument, dass der Kugelschreiber fast das Papier durchdrückte. Ich riss die Kundenkopie vom Original ab und warf dem Fahrer das Klemmbrett zu. Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte ich mich in Richtung Werkstatt und brüllte frustriert meine Jungs an, die hinter mir arbeiteten. „Wer von euch hat Aufträge mit Purple Haze, Euro Green oder Kandy Apple Red?“
Nicht der eleganteste Weg, die Farben zu verteilen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer meiner Brüder seine Angestellten anschreien würde, aber meine Geduld war längst am Ende. Ich brauchte dringend Zeit allein mit einem Auto und meinen Werkzeugen, und ich brauchte Raum, um meinen Kopf abzuschalten. Und zwar sofort.
Trotz der neuesten Strokes-Lautsprecher, die ich an beiden Enden der Werkstatt montiert hatte, verstummte all das Klirren und Geklopfe und alle Köpfe drehten sich zu mir – die meisten schauten mich mit einem vorsichtigen oder verwirrten Blick an.
Es war schwer, den Jungs die Schuld zu geben. Mit sechs Buchten und fünf fest angestellten Mitarbeitern hatte meine Werkstatt in Garland, einem Vorort von Dallas, zwei Jahre lang ununterbrochen Autos nach Kundenwünschen aufgemotzt. Es gab eine Zeit, in der mich das verdammt glücklich gemacht und die Arbeit mir eine Menge Spaß bereitet hat. Aber wenn ich bedachte, dass die sechste Arbeitsbucht nur für mich gedacht war und ich nur noch selten Zeit in ihr verbrachte, bekam ich schlechtere Laune als ein mürrischer alter Mann, der an einem schweren Fall von Filzläusen litt.
Ich hielt die rosafarbene Rechnungskopie in die Höhe und versuchte, mich nicht wie ein fürstliches Arschloch aufzuführen. „Ich habe die Farblieferungen für die Autos der nächsten Woche erhalten. Purple Haze, Kandy Apple Red und Euro Green Metallic. Wer braucht was?“
Verständnis und eine ganze Menge Erleichterung machte sich kollektiv in den Gesichtern von Jason, Rick und Jamey breit, die ihre Werkzeuge weglegten und auf mich zukamen.
Ich atmete tief und keuchend aus, drehte mich wieder zu dem Haufen Farbe um und stemmte meine Hände in die Hüften.
Jason war als Erster bei mir und stellte das Offensichtliche fest. „Die Bestellung ist viel zu groß.“
„Ich dachte, du hättest gesagt, es kämen nur drei Farben“, fügte Rick hinzu, als er die Palette sah. „Das reicht doch für mindestens neun Autos.“
Jamey schaute uns alle nur an, als ob wir verrückt wären.
„Drei Farben“, sagte ich, starrte noch immer auf die Lieferung und versuchte, mir zu überlegen, was ich nun damit anfangen sollte. „Jeweils drei Kanister.“
„Jepp, aber ich habe nur einen Kanister je Sorte bestellt“, sagte Jamey.
Gleichzeitig mit Rick und Jason schaute ich zu Jamey. „Du hast was gemacht?“
„Ich habe mir letzten Freitag den Stapel mit den Bestellungen geschnappt und einen Kanister je Farbe bestellt, wie du es mir gesagt hast.“
„Wie ich es dir gesagt habe?“, hakte ich nach.
„Scheiße“, murmelte Jason neben mir. „Ich dachte, Danny hätte mir gesagt, ich sei diese Woche mit den Bestellungen dran. Also habe ich dasselbe getan.“
Rick räusperte sich und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er keinesfalls mit uns teilen wollte, was ihm durch den Kopf ging. „Ich hätte schwören können, dass du mich mit der Bestellung beauftragt hast, Boss. Deswegen habe auch ich eine aufgegeben.“
Verdammt, zur Hölle.
Ich schätze, das erklärte dann wohl, warum ich dreimal so viel Farbe bekommen hatte, wie wir für die kommende Woche brauchen würden.
Aus Gewohnheit heraus griffen meine Hände entweder nach der Mütze, die ich im Winter immer trug, oder nach einer Handvoll Haare. Beides bekam ich aber nicht zu packen. Die Mütze war in den Müll gewandert, nachdem die Temperaturen letzte Woche auf fünfunddreißig Grad geklettert waren. Und mein langes Haar ist seit dem Moment Geschichte, in dem meine Schwester, Gabe, mich dazu überredet hatte, sie mir während der Weihnachtsfeiertage abzuschneiden. Also verschränkte ich stattdessen die Finger in meinem Nacken und starrte an die Decke. „Also gut. Mein Fehler.“
Jason, ganz der kühle Kopf, der er immer war, machte einen Vorschlag gespickt mit einer Prise Humor. „Es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn du in dem Kalender auf deinem Schreibtisch vermerken würdest, wer für die Bestellungen zuständig ist, oder?“
„Jepp.“ Ich wagte es nicht, meinen Blick von der Decke zu nehmen. Wie diese Jungs meine kläglichen Managementversuche tolerieren konnten, war mir ein Rätsel. Vielleicht war ich nicht dafür geschaffen, der Boss zu sein. Dabei war ich mir sicher gewesen, dass ich es schaffen würde, denn bei meinen Brüdern sah es so einfach aus.
Über mir läutete die Türklingel, die uns mitteilte, dass jemand das Büro betreten hatte. Malcom legte sein Werkzeug zur Seite und machte sich im Laufschritt auf den Weg, um den Kunden zu begrüßen.
Ich zwang mich zu einem Lächeln und musterte die Jungs. „Ich werde den Kalender aktualisieren und jedem eine Woche für die Bestellungen zuweisen. Wenn jemand in der Zwischenzeit einen Auftrag reinbekommt und die zusätzliche Farbe verkaufen kann, würde ich das sehr begrüßen. Das wäre die beste Lösung, um die gute Farbe nicht verkommen zu lassen.“
„Kannst du sie nicht einfach zurückschicken?“, wollte Jamey wissen.
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Solche Sonderfarben nicht, nein.“
Rick zuckte mit den Schultern. „Kandy Apple zu verkaufen, sollte nicht so schwer sein. Für das Euro Green brauchen wir vielleicht ein oder zwei Monate, aber das sollten wir ebenfalls hinbekommen. Purple Haze werden wir wohl nicht so schnell an den Mann bringen können.“
Er hatte nicht unrecht. Für alles, was lila war, brauchte man einen speziellen Kunden. Jemanden, der sich nicht davor scheute, mit seinem Wagen aufzufallen. Genau das war der Grund, warum ich meinen 69er Chevrolet Chevelle in einer ähnlichen Farbe lackiert hatte.
Die Tür vom Büro zur Werkstatt schwang in dem Moment auf, als das Telefon zu klingeln anfing.
„Yo, Boss“, rief Malcom von der Tür aus, die er mit einer Hand offen hielt. „Hier ist eine Lady, die dich sprechen will. Es geht um irgendeinen Job.“
Einen Job?
Das Telefon klingelte weiter, ein Ärgernis, auf das ich gerade keine Lust hatte, selbst wenn es der Auftrag meines Lebens wäre.
Rick musste die Frustration in meinem Gesicht abgelesen haben, denn er meldete sich freiwillig zum Telefondienst. „Ich gehe ran. Keine Sorge.“
Jamey und Jason fingen damit an, sich ihren Anteil an Farbe zu nehmen.
Ich schüttelte mit dem Kopf und versuchte, eine gewisse Logik in die Situation zu kriegen. „Eine Frau?“, rief ich zu Malcom zurück.
Er nickte.
Mein Gehirn hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung.
„Ähm, Boss?“, fragte Jason, der neben mir stand und die drei Kanister auf seinen Armen trug. „Ich hätte dich vermutlich vorwarnen sollen. Ich glaube, bei dieser Frau handelt es sich um jemanden, den ich letztes Wochenende hierher geschickt habe.“
„Eine Designerin?“
„Nicht ganz.“ Er zögerte und schien zu überlegen, ob es eine gute Idee war, mir zu sagen, was er getan hatte. „Du hast immer wieder davon gesprochen, jemanden einzustellen, der dir bei dem Bürokram unter die Arme greift. Du weißt schon, jemanden, der deinen Scheiß in Ordnung bringt. Nun, diese Dame ist gerade zurück in die Gegend gezogen. Sie versucht, wieder Fuß zu fassen, und braucht Arbeit, also habe ich ihr meine Karte gegeben und ihr gesagt, dass sie sich an dich wenden soll.“ Eine Seite seines Mundes verzog sich zu einem schiefen Grinsen und er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht keine schlechte Idee, oder?“
Der Vorschlag war zwar ein wenig neckisch vorgebracht worden, doch mein Inneres fasste ihn wie einen Schlag in die Rippen auf. Alle meine Brüder, außer Zeke und Ivan, leiteten ihre eigenen Geschäfte und hatten deswegen mit viel mehr Scheiße zu jonglieren als ich. Und was war mit mir? Ich hatte drei Niederlassungen mit insgesamt nicht mehr als fünfundzwanzig Angestellten und konnte nicht einmal ein einfaches Bestellsystem implementieren.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und zwang mich dazu, Jason direkt in die Augen zu sehen. „Ich habe darüber nachgedacht, ja. Ich bin nur nicht davon überzeugt, jemanden einzustellen, der keine Ahnung von Autos hat.“
„Nun, sie muss sich doch nicht mit Autos auskennen. Sie muss sich nur um den Scheiß im Büro kümmern und uns den Telefondienst sowie die Laufkundschaft abnehmen. Besser noch, sie könnten den ganzen Buchhaltungskram übernehmen, über den du so geschimpft hast, als du letzten Monat vor dem PC gesessen hast.“ Er zuckte mit den Schultern und deutete auf meine Bucht, in der ich heute eigentlich etwas Zeit verbringen wollte. „Ich weiß nur, dass du eine Menge Zeit damit zubringst, deine leere Bucht anzustarren, anstatt in ihr zu arbeiten. Wenn sich nichts ändert, ändert sich auch nichts, richtig?“
Fuck.
Jason hatte recht. All meine Brüder hatten auch Office Manager, und es war ja nicht so, dass meine Geschäfte nicht genügend Geld einbrachten, um ein angemessenes Gehalt zu bezahlen. Das einzige Problem war, ich hatte absolut keine Ahnung, was für Qualifikationen die richtige Person für den Job mitzubringen hatte.
Ich neigte den Kopf und klopfte Jason auf die Schulter. „In Ordnung, Mann. Ich werde mich mit ihr unterhalten. Mal sehen, was für ein Gefühl ich habe, und dann schauen wir weiter. Aber ich kann dir nichts versprechen.“
„Nein, natürlich nicht. Wenn sie nicht zu uns passt, dann suchst du weiter. Ich will dich nicht unter Druck setzen. Ich habe sie selbst erst am Sonntag kennengelernt und es klang für mich nach einer Win-win-Situation.“
„Kommst du oder willst du, dass ihr sage, dass sie ein anderes Mal wiederkommen soll?“, rief Malcom von der Tür aus.
Auf ein Gespräch mit einer Unbekannten war ich nach dem Vormittag, den ich hinter mir hatte, nicht wirklich vorbereitet – darauf, ein Vorstellungsgespräch zu führen, noch viel weniger. Aber wenn einem das Schicksal eine Lösung in den Schoß legt, wäre es ziemlich dumm, die Lösung nicht wenigstens anzuschauen. Ich grinste Malcom an und machte mich auf den Weg zum Büro. „Nein, ich komme.“
Malcom nickte, drehte sich um, sagte etwas zu der Frau, die im Büro wartete, und eilte dann zu seiner Bucht zurück. Wie der Rest meiner Designer war auch Malcom ein entspannter Typ mit einer Menge Talent. Ich hätte ihn fast abgewiesen, als er in meinem Büro aufgekreuzt war – ein dreiundzwanzigjähriger Hitzkopf, der auf den ersten Blick zu schmächtig wirkte, um allein einen Kotflügel tragen zu können, und ohne nennenswerte Erfahrungen im Gepäck. Aber da war etwas in seinen Augen gewesen, das mich während unseres Gesprächs überzeugt hatte.
Malcom hatte seine Fähigkeiten und seinen Elan bereits vor Ende des ersten Arbeitstages unter Beweis gestellt. Also ja. Man konnte sich irren. Vielleicht war es dementsprechend das Klügste, die Frau wenigstens anzuhören und darauf zu vertrauen, was mir mein Bauchgefühl raten würde.
Die Klimaanlage im Büro traf mich nur ein paar Augenblicke später wie ein Eimer voller Eiswasser. Das war wahrscheinlich auf den Anblick, der sich mir bot, nachdem sich meine Augen an das verminderte Sonnenlicht gewöhnt hatten, zurückzuführen. Das Einzige, was besser ist als die süßen Kurven eines Autos, sind die Rundungen einer Frau. Ein Blick auf die Frau, die mit dem Rücken zu mir stand und die Fotos meiner preisgekrönten Arbeit studierte, und ich wollte schon meine Hände über jede schöne Linie gleiten lassen, die sie zu bieten hatte. Besonders ihr herausragender Arsch, der perfekt von einer ausgeblichenen Jeans umhüllt war, ließ mein Herz höherschlagen.
Moment mal.
Ich kannte diesen Arsch. Und würde mein Bruder Jace ahnen, was ich gerade über seine Frau, Vivienne, gedacht hatte, würde er mich mit dem erstbesten scharfen Gegenstand durchbohren, den er zu fassen bekäme.
Nein, stopp. Das konnte nicht Vivienne sein. Ich habe sie erst gestern Abend gesehen und ihre Haare waren da noch viel länger gewesen. Diese Frau hatte dunkles, gelocktes Haar, genau wie Viv, aber ihres reichte nur bis zum Nacken.
Ich räusperte mich laut genug, um die Musik zu übertönen, die aus den Lautsprechern kam. „Bist du wegen eines Jobs hier?“
Die Frau drehte sich um und ein ganz anderer Strom an Gedanken und Gefühlen verursachte in meinem Kopf und in meinem Bauch das Äquivalent zu einer Massenkarambolage.
Callie Moore.
Viviennes Schwester.
In den letzten sechs Jahren hatte ich aus nächster Nähe einen persönlichen Einblick in ihren langsamen und schmerzhaften Abstieg in die Sucht erhalten. Das erste Mal hatte ich sie, als Gefallen für Jace und Vivienne, eine Treppe hochgetragen, nachdem sie in der Silvesternacht ohnmächtig geworden war. Und ein anderes Mal landete ich im Knast, weil sie versucht hatte, einen örtlichen Drogenbaron übers Ohr zu hauen – nicht, dass die Bullen die Anklage durchbekommen hätten, da ich nur so etwas wie ein Zuschauer gewesen war. Kurz darauf hatte ich sie nach Louisiana gefahren, wo sie sich für ein freiwilliges Entzugsprogramm angemeldet hatte.
Ich dachte, das wäre das letzte Mal gewesen, dass ich sie sehen würde, aber nein. Ich war ein Idiot gewesen und hatte ihr meine Telefonnummer gegeben. Und sie hatte sie gewählt. Zweimal. Einmal, damit ich sie aus den Fängen eines Kredithais befreite, und ein weiteres Mal, damit ich sie gegen Kaution aus dem Gefängnis holte. Von keinem dieser Vorkommnisse habe ich meinen Brüdern oder Vivienne erzählt.
Was mich am meisten schockiert, jetzt, da ich sie vor mir stehen sah, war, dass sie ganz anders aussah als der Taugenichts von Mensch von damals. Nachdem ich ihr seinerzeit mal wieder zur Rettung herbeigeeilt war, hatte ich ihr gesagt, sie solle meine Nummer löschen und sich nicht mehr bei mir melden.
Callies Augen weiteten sich. „Danny?“
Hmm. Ich schätze, dass der Haarschnitt, zu dem Gabe mich überredet hatte, einen größeren Unterschied machte, als ich dachte. „In Fleisch und Blut.“
Der Unglaube, der auf Callies Gesicht abzulesen war, verwandelte sich in Angst. Sie ließ ihren Blick im Zickzack zwischen der Tür und mir hin und her wandern, als wollte sie abschätzen, wie schnell sie es bis zum Parkplatz schaffen würde.
Größtenteils wollte ich, dass sie abhaute. In der Zeit, in der ich sie gekannt hatte, bedeutete sie nichts weiter als schlechte Nachrichten, und zuzusehen, wie jemand sein Leben einfach wegwarf, pisste mich maßlos an. Aus irgendeinem dummen Grund, der sich meiner Logik entzog, ließ ich mich dennoch auf ein Gespräch ein. „Dein Haar sieht anders aus.“
Callie umklammerte ihre Handtasche und wechselte von einem stiefelbeschuhten Fuß auf den anderen. Ganz ehrlich, man könnte meinen, sie hätte es hier mit dem Sensenmann und nicht mit dem Kerl zu tun, der zweimal sieben Stunden in ihre Richtung gefahren war, um ihr aus der Scheiße zu helfen.
„Redest du mit mir oder läufst du weg?“ Ich sagte es ein wenig schärfer, als ich dies beabsichtigt hatte.
Aber es wirkte, denn sie schien aus ihrer Benommenheit zu erwachen und sich meine Frage durch den Kopf gehen zu lassen. Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, als wollte sie herausfinden, wie mir diese Frage nur über die Lippen gekommen war, und sie schien offensichtlich eine Antwort gefunden zu haben. „Oh. Ich, äh … ich trage sie jetzt natürlich. Das gehört dazu, wenn man herausfinden möchte, wer man ist.“ Sie rümpfte die Nase. „Das hört sich sicher ziemlich blöd für dich an.“
Nö. Nicht blöd. Sehr überraschend, aber keineswegs blöd. Und jetzt, wo ich genau hinsah, betraf die Veränderung ihres Aussehens mehr als nur ihre Haare. Sie sah zum Beispiel weniger so aus, als wäre sie tagelang zugedröhnt gewesen, und sie hatte sogar etwas Fleisch auf den Knochen.
Die schockierendste Veränderung betraf jedoch ihre Augen – ein sanftes Grün, ganz anders als das Grau ihrer Schwester, aber dennoch die gleiche Augenform. „Du siehst gut aus.“
Ich konnte nicht glauben, dass ich das gesagt hatte, selbst wenn es der Wahrheit entsprach. Die Freude, die mich durchströmte, als sich daraufhin ihre Wangen rosa färbten, war ein noch viel größerer Schock. Vor mir stand Callie Moore – eine Drogensüchtige und Trinkerin, die selbst meine eigene Mutter in den Schatten stellen würde. Und wenn man bedachte, dass der Drogenkonsum meiner Mom sie sowohl ihre Kinder als auch ihre Ehe gekostet hatte und sie nur einen Scheiß auf andere gab, dann will das schon etwas heißen.
Callie zog die Handtasche nach vorn, die über ihrer Schulter hing, und umklammerte sie mit beiden Händen. „Du … äh … du hast dir die Haare geschnitten.“
Genauso wie vorhin in der Werkstatt ließ ich eine Hand reflexartig zu meinen Haaren wandern, die mir die meiste Zeit meines Lebens bis zu den Schultern gereicht hatten, und stand abermals mit leeren Händen da. „Meine Schwester, Gabe. Sie meinte, ich hätte einen neuen Look bitter nötig.“
Fuck. Was zur Hölle stimmte nicht mit mir? Ein neuer Look? Ich klang wie ein sechzehnjähriges Mädchen. Angepisst von mir selbst und davon, welche Richtung der heutige Morgen eingeschlagen hatte, wurde meine Stimme härter. „Ich habe gehört, du bist wegen eines Jobs hier.“
Callie senkte den Kopf und nickte in Richtung Fußboden. „Ja. Tut mir leid.“ Ein Gedanke schien sie in Bewegung zu versetzen, denn sie kramte eine Karte aus der vorderen Tasche ihres Portemonnaies. Sie hielt Abstand zu mir und zeigte mir die Visitenkarte. „Ich habe am Sonntagabend Jason kennengelernt. Ich habe erzählt, dass ich einen Job suche, und er hat mir seine Karte gegeben. Er meinte, du bräuchtest Unterstützung im Büro.“
Ich nahm die Karte an mich, doch es war sinnlos, sie mir näher anzuschauen. Ich wusste, was auf ihr stand, denn ich hatte sie angefertigt. Was mich mehr interessierte, war die Tatsache, dass sie Jason am Sonntagabend getroffen hatte. Ich warf die Karte auf den Schreibtisch. „Bist du nüchtern?“
Ihre Augen weiteten sich und sie starrte auf die Karte. „Ähm … das bin ich, aber ich bin mir nicht sicher, was das mit Jason zu tun hat.“
Das war ein kleiner Pluspunkt zu ihren Gunsten. Sie hätte mir sagen können, wo sie Jason kennengelernt hatte, in der Hoffnung, etwas Mitgefühl von mir zu bekommen. Doch anstatt das zu tun, wahrte sie seine Anonymität. „Das hat nichts mit Jason zu tun. Ich weiß nur zufällig, dass er normalerweise sonntagabends zu den Anonymen Alkoholikern geht, und da habe ich die Puzzleteile einfach zusammengesetzt.“ Ich hielt einen Herzschlag lang inne. „Wie lange?“
Sie hob eine Schulter an und zuckte unbeholfen damit. „Etwas mehr als ein Jahr. Ich bin letztes Wochenende hergezogen.“
„Warum?“
„Warum was?“
„Wieso du hergezogen bist?“
Sie atmete lang und langsam ein und ließ den Atem dann zwischen ihren leicht geöffneten Lippen wieder raus. „Schau, ich weiß, dass mein heutiges Auftauchen dir wahrscheinlich verdächtig vorkommt. Wenn ich du wäre, hätte ich an deiner Stelle gar nicht so lange mit mir gesprochen. Nicht nach all den Schwierigkeiten, die ich dir bereitet habe. Aber ich verspreche dir … ich wusste nicht, dass das hier deine Werkstatt ist.“ Sie drehte sich so weit um, dass sie mit der Hand auf die Bilder zeigen konnte, die sie sich vorhin angeschaut hatte, bevor ich zur Tür hereinkam. „Verdammt, ich wusste doch nicht einmal, was du beruflich machst. Ich war nur …“ Sie hob ihre Hände seitlich in die Höhe. „Ich versuche bloß, Fuß zu fassen. Das ist alles.“
„Das habe ich nicht gefragt. Ich wollte wissen, warum du hierhergezogen bist.“
Ich wusste beim besten Willen nicht, warum ich so schroff zu ihr war. Ich wusste nur, dass mir ihre Antwort wichtig war.
Offenbar war sie für sie genauso wichtig, denn sie presste die Lippen aufeinander und schluckte schwer. Schmerz blitzte in ihren Augen auf. Nicht das blödsinnige „Bitte hilf mir“, das sie schon etliche Male bei diversen Leuten benutzt hatte – mich eingeschlossen –, sondern echter seelischer Schmerz. Als sie sprach, war die Schärfe aus ihrer Stimme verschwunden und durch Zerrissenheit und eine Menge Gefühl ersetzt worden. „Ich schätze, ich habe endlich kapiert, dass es nur einen einzigen Weg gibt, um trocken zu bleiben: Ich muss mich all dem Müll stellen, mit dem ich mein Leben gefüllt hatte, und versuchen, es bei den Menschen wiedergutzumachen, die ich verletzt habe.“
Ich wollte ihr glauben. Nicht so sehr meinetwegen, sondern weil ich ziemlich oft mitbekommen hatte, wie mitgenommen Vivienne war, nachdem Callie sie mal wieder sturzbesoffen angerufen hatte. Mehr noch, ich hatte gehört, wie sie offen über die erschreckende Möglichkeit sprach, ihre Schwester viel zu jung beerdigen zu müssen.
Meine eigene Hintergrundgeschichte in Bezug auf meine Mutter und wie sie noch immer Menschen ausnutzte, um an den nächsten Kick zu gelangen, hatte mich abstumpfen lassen. Ja, ich hatte Typen wie Jason gesehen, die das Beste aus den Anonymen Alkoholikern oder anderweitigen Zwölf-Schritte-Programmen machten und am Ende ein anständiges Leben führten, aber Callie? Wenn ich nicht in diesem Moment mit meinen eigenen Augen ihre körperliche Veränderung vor mir sehen würde, hätte ich wahrscheinlich ganz laut „Bullshit“ gesagt.
„Hast du Vivienne informiert, dass du wieder hier bist?“
Callies Gesicht erblasste ein wenig und sie schüttelte mit dem Kopf. „Noch nicht. Ich wollte mich erst in Ruhe zurechtfinden und Kontakte zu anderen Teilnehmern von dem Programm knüpfen.“ Sie zögerte ein paar Sekunden. „Sie ist schon oft verarscht worden. Ich will sichergehen, dass ich gefestigt genug bin, wenn ich sie anrufe.“
Eine weitere interessante Veränderung. Und eine kluge dazu. „Und du glaubst, dass du in der Lage bist, ein Büro zu leiten?“
Zum ersten Mal, seit ich sie wiedergesehen hatte, wurde Callie etwas lockerer und lachte ironisch, was eigentlich nur Leute machen, die keine Ahnung von dem haben, was sie tun. „Die Wahrheit? Ich weiß nicht, was du brauchst. Ich bin mir aber sicher, dass ich ans Telefon gehen kann. Zudem kenne ich mich mit dem grundlegenden Computerkram aus. Nicht mit dem technischen Zeug, wie Netzwerke, aber dafür bin ich fit in Bezug auf Software.“ Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen und verzog den Mund. Als sie auf den Schreibtisch neben mir schaute, grinste sie mich schief an. „Ich bin ziemlich gut im Organisieren von Sachen, also glaube ich, dass ich dir helfen kann.“
„Was für Jobs hast du schon gemacht?“
„Hauptsächlich Aushilfsjobs. In ein paar Lebensmittelläden oder Fast-Food-Ketten. In kleineren Shops habe ich mich wohlgefühlt, aber das Gastronomiegewerbe ist nichts für mich. Zumindest nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss. Ich habe etwa ein halbes Jahr lang in einer Tierarztpraxis gearbeitet, was echt cool war. Ich habe mich um die Terminvergabe gekümmert und den Ärzten mit den Tieren geholfen. Im letzten Jahr habe ich bei Walmart, in dessen Nähe ich behandelt wurde, im Lager gejobbt und die Online-Bestellungen abgearbeitet.“
„Wie steht es um deine Schulbildung?“
Für ein oder zwei Sekunden ließ sie den Kopf hängen, ehe sie sich mir wieder zuwandte. „Direkt nach der Highschool habe ich versucht, weiterzumachen. Ich ging aufs Junior College und dachte, ich würde dort einen Abschluss machen, um auf die Krankenpflegeschule gehen zu können.“ Sie rümpfte wieder die Nase. „Partys bis tief in die Nacht sind nicht gerade förderlich, um pünktlich zum Unterricht zu kommen oder gute Note zu schreiben. Sie haben mich nach der Hälfte des zweiten Semesters rausgeschmissen.“
Stille machte sich zwischen uns breit. Das kam mir ganz gelegen, denn ich brauchte ein paar Sekunden, um zu eruieren, wo mir der Kopf stand. Himmel, ich wollte eine Auszeit. Eine echte Auszeit, mit Ruhe und Raum, um meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Es war ihr hoch anzurechnen, dass sie schwieg und meinen Blicken standhielt. Kein einfaches Unterfangen, wenn man berücksichtigte, dass die meisten Kerle, mit denen ich zu tun hatte, dies nicht konnten. Nicht, dass mir das bei der Entscheidungsfindung helfen würde. Ich verschaffte mir noch ein wenig mehr Zeit, indem ich mich durch die Stapel an Papieren auf meinem Schreibtisch wühlte. „Ich will ehrlich zu dir sein. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Wenn du jetzt eine Antwort von mir willst, lautet sie Nein. Wenn du mir ein paar Tage Zeit gibst, lautet sie Vielleicht.“ Ich legte einen Notizblock, den ich aus dem Stapel gefischt hatte, und einen Stift auf die Tischkante. „Wenn ein Vielleicht für dich in Ordnung geht, dann schreib mir deine Kontaktdaten auf, und ich melde mich bei dir, sobald ich mich entschieden habe.“
Mit einem lauten Ausatmen, das verriet, dass sie die Luft angehalten hatte, nickte sie und schlich näher an mich heran. „Ein Vielleicht ist mehr als fair.“ Sie nahm den Stift in die Hand, legte ihre Handtasche auf dem Schreibtisch ab und beugte sich vor, um ihre Daten aufzuschreiben.
Leider trugt dieses Manöver viel dazu bei, das zu betonen, was die obere Hälfte ihrer Sanduhrfigur ausmachte. Ich zwang mich, mich auf das zu konzentrieren, was sie auf das Papier schrieb, und nicht auf das üppige Dekolleté zu starren, das sie mir unwissentlich darbot. Aber verdammt, das führte dazu, dass meine Nase sofort reagierte und sich auf ihr Parfüm fokussierte. Oder vielleicht war es ihre Bodylotion. Was auch immer es war, es war nicht so aufdringlich wie das Zeug, das andere Frauen so auftrugen. Eher wie Blumen, die man roch, wenn man durch den Garten geht und eine leichte Brise ihres Dufts in die Nase getragen wird.
Meine Güte, ich musste völlig verrückt sein. Der letzten Person auf diesem Planeten, der ich auf irgendeine andere Weise als mit höflicher Distanz begegnen sollte, war Callie Moore. Verdammt, selbst wenn sie keine Vergangenheit voller Drogen und Alkohol hätte, steckte ich immer noch bis über beide Ohren in Arbeit. Eine Frau würde die Dinge in meinem Leben nur noch mehr verkomplizieren und wäre definitiv keine Hilfe.
Ich hörte auf, in ihre Richtung zu schauen, und konzentrierte mich stattdessen auf die schwarz-weißen Schachbrettfliesen zu meinen Füßen.
Keine zwanzig Sekunden später riss Callie das Blatt vom Notizblock, auf das sie geschrieben hatte, und reichte es mir. „Hier hast du meine Telefonnummer und meine E-Mail-Adresse. Ich habe dir auch meine Anschrift aufgeschrieben, aber ich müsste noch einmal prüfen, ob die Postleitzahl stimmt.“
Jepp, definitiv kein Parfüm. Wahrscheinlich eine dieser mädchenhaften Körperlotionen, die meine Schwester Gabe auch immer kaufte. Anstatt den Zettel, den sie mir hinhielt, sofort an mich zu nehmen, nutzte ich die Gelegenheit, sie näher zu betrachten, um die optischen Veränderungen im Vergleich zu unserem letzten Aufeinandertreffen gegenüberzustellen. Es war mir ein Rätsel, wie das möglich war, aber sie sah mindestens fünf Jahre jünger aus. Das letzte Mal, als ich ihr geholfen hatte, hatte sie einen tiefen Cut in der Lippe gehabt, weil sie von einem Typen mit der Rückhand geschlagen worden war. Heute waren ihre Lippen frei von Schminke und verdammt küssbar.
Ich schüttelte den Kopf, um diesen albernen Gedanken zu vertreiben, riss ihr das Papier aus den Fingern und trat einen gesunden Schritt zurück. „Ich denke nicht, dass eine falsche Postleitzahl zum Problem wird, denn ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine Briefmarke gebraucht habe.“ Ich senkte den Kopf und hoffte, dass das, kombiniert mit meinen Worten, dem Morgen ein Ende bereiten würde. „Danke, dass du vorbeigekommen bist. Ich rufe dich in ein paar Tagen an und lasse dich wissen, wie ich mich entschieden habe.“
Für eine Sekunde sah es so aus, als wollte sie noch etwas sagen, schien es sich dann aber doch anders überlegt zu haben und wich einen Schritt zurück. „Wie ich schon sagte – das ist mehr, als ich erwartet habe.“ Mit einem kleinen reumütigen Lächeln wandte sie sich von mir ab. „Danke, Danny.“
Hinter mir hörte ich den Gong, der die Jungs in der Werkstatt warnte, dass jemand das Büro betreten oder verlassen hatte. Für eine verdammt lange Zeit stand ich einfach nur da und starrte auf die Haupttür zum Büro.
Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
Ich brauchte Hilfe. Das konnte jeder Idiot sehen, auch wenn ich mir selbst nur zähneknirschend eingestand, dass ich nicht alles allein erledigen konnte.
Aber wollte ich wirklich das Risiko eingehen, mir eine genesende Süchtige in meine ohnehin schon chaotische Werkstatt zu holen?
Verdammt, bei so vielen Aufträgen, die hier in bar bezahlt wurden, war es ein enormes Risiko, sie in die Nähe der Kunden zu lassen. Sollte ich das Risiko eingehen und sie einstellen, würde das zwangsläufig bedeuten, ich müsste meinen Brüdern gegenüber ehrlich sein. Ich müsste ihnen endlich gestehen, dass ich ihr, ohne ihr Wissen, schon zweimal aus der Patsche geholfen hatte.
Jepp, um eine Entscheidung treffen zu können, würde ich definitiv Zeit für mich allein in meiner Bucht brauchen. Ich drehte mich zur Werkstatttür um und ging zu meinem Overall, der in der hintersten Ecke lag.
„Yo, Jason“, rief ich ihm zu, als ich an ihm vorbeiging. „Tu mir bitte einen Gefallen und sorg dafür, dass jemand die Anrufe entgegennimmt und die Werkstatt nicht in Flammen aufgeht. Wenn es einen Notfall gibt, dann komm und hol mich.“ Ich schnappte mir meinen Overall vom Haken und öffnete den Reißverschluss. „Ich muss nachdenken.“
Callie
Die Innenstadt von Dallas litt unter einigen echt fehlkonstruierten Straßen mit verdammt viel Autoverkehr und ungeduldigen Menschen. Ein ziemlich ironischer Gedanke, wenn man berücksichtigte, dass ich mich früher gern in diesem Stadtteil aufgehalten hatte. Die frenetische Energie war der perfekte Partner für den künstlichen Nervenkitzel, den ich normalerweise brauchte. Ein zusätzlicher Kick zu dem, was auch immer ich gerade trieb.
Und jetzt? Jetzt vermisste ich die Kleinstadt Ethel in Louisiana mit ihrer limitierten Anzahl von Ampeln und ihrer unkomplizierten Straßenführung.
Wie durch ein Wunder navigierte ich mich von der albtraumhaften Kreuzung der Gaston Avenue auf den Maclom X Boulevard. Glücklicherweise kam dabei niemand ums Leben. Von dort aus fuhr ich weiter in Richtung Deep Ellum – einem Stadtteil, in dem ich früher aufgrund seines Nachtlebens viel Zeit verbracht hatte. Ich war mir nicht ganz sicher, ob mein Herz wegen der vor mir liegenden Aufgabe so raste oder wegen der Tatsache, dass ich mein altes Revier mit nüchternen Augen sehen würde.
Warum auch immer, ich würde es herausfinden.
Mein erster Gedanke war, dass der Ort an einem Samstagmorgen um zehn Uhr nicht annähernd so sexy aussah wie um zehn Uhr am Abend. Jepp, einige der bekannten Läden hatten einen frischen Anstrich verpasst bekommen, aber viele Ladenfronten sahen so aus, als wären sie schon mindestens zwanzig Jahre nicht mehr erneuert worden. Vermutlich waren die Besitzer der Meinung, dass Neonlichter und Straßenlaternen ausreichten, um ein heruntergekommenes Äußeres zu übertünchen, und sahen keinerlei Sinn darin, unnötig Geld auszugeben.
Meine zweite Erkenntnis – es war verdammt lang her, dass ich hatte seitlich einparken müssen.
Na ja. Wenigstens würde ich es diesmal nüchtern tun, was die Chancen deutlich erhöhte, meinem fünf Jahre alten Chevy Spark keine Beulen zu verpassen. Mein Mädchen war vielleicht nicht das schönste Auto auf dem Parkplatz gewesen, aber für mehr reichte mein Geld einfach nicht aus, als ich mir einen Wagen zulegen musste. Dafür lag sie in meiner Preisklasse, hatte nur wenige Kilometer auf dem Buckel und einen verdammt geringen Benzinverbrauch. Und was ihr an Sexyness fehlte, machte sie mit ihrer elektroblauen Farbe und ihrer Fahrtüchtigkeit mehr als wett.
Dank dem Pulk von Kindern und Eltern, die sich auf dem Bürgersteig aufgereiht hatten, fand ich das Gebäude, das ich suchte, ziemlich schnell und parkte meinen Wagen. Den Blicken der Leute nach zu urteilen, war das Deadpool-T-Shirt, das ich heute Morgen mit einer Jeans und weißen Slippern kombiniert hatte, keine schlechte Idee gewesen. Ich warf mir meine fransige, schwarze Kunstledertasche über die Schulter, schloss mein Auto ab und joggte über die Straße, um Susan zu suchen.
„Hier hinten, Callie!“
Ich drehte mich zu der etwas genervt klingenden Stimme meiner neuen AA-Freundin um und musste bei ihrem Anblick kichern. Mit ihren zweiundfünfzig Jahren, zwei Töchtern im Teenageralter und den sieben Jahren des Trockenseins wirkte Susan auf mich normalerweise wie jemand, der mit vielen Dingen gleichzeitig jonglieren konnte und es total leicht aussehen ließ. Doch an diesem Morgen saß ihr Pferdeschwanz schief und erweckte den Anschein, als ob sie auf ihm geschlafen hätte. In Kombination mit dem fehlenden Make-up vermutete ich, dass sie verschlafen hatte.
„Hey“, schnaufte sie, als sie mich erreicht hatte. „Sorry, dass ich so spät dran bin.“
„Hast du zu oft auf die Schlummertaste gedrückt?“
„Wohl eher vergessen, mir überhaupt den Wecker zu stellen.“ Sie blies sich eine lange blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und fächerte sich mit einer Hand Luft zu. „Und? Bist du bereit?“
Nein.
Ich war absolut nicht bereit für das hier.