Hearts of gray - Patrick Ginkel-Weigel - E-Book

Hearts of gray E-Book

Patrick Ginkel-Weigel

0,0

Beschreibung

Sehr verehrte Leser und Leserinnen, vielen Dank für den Erwerb meines Buches. Hearts of Gray ist ein Drama- und Liebesroman, vor der Kulisse des zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Soldat Casper Herold. Er ist der Sohn und Erbe eines fränkischen Industriellen. Wie es Brauch und Tradition in seiner Familie ist, meldet sich Casper zum Kriegsdienst. Sein Weg führt ihn dabei zunächst nach Frankreich. Dort begegnet er zum ersten Mal den Schrecken des Krieges. Nachdem er in Paris längst verloren geglaubte Feldpost aus der Heimat erhält, die ihm von großen Schicksalsschlägen erzählen, ist er fest dazu entschlossen in seine Heimatstadt zurück zu reisen. Als er dort endlich ankommt ist nichts mehr so wie es einst war. Weder für seine Familie, noch für den elterlichen Betrieb. Und schon gar nicht für seine große Jugendliebe Sonja. Caspers Welt gerät aus den Fugen. Und der Krieg stellt seine gesamte Familie vor große Herausforderungen und Probleme.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 214

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hearts of gray

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung und Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Alle Rechte liegen allein beim Autor.

Originalcopyright © 2023, von Patrick Ginkel-Weigel.

Impressum

© 2023 Patrick Ginkel-Weigel

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Vorwort

Sehr verehrte Leser und Leserinnen,

vielen Dank für den Erwerb meines Buches.

Hearts of Gray ist ein Drama- und Liebesroman, vor der Kulisse des zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Soldat Casper Herold. Er ist der Sohn und Erbe eines fränkischen Industriellen.

Wie es Brauch und Tradition in seiner Familie ist, meldet sich Casper zum Kriegsdienst. Sein Weg führt ihn dabei zunächst nach Frankreich. Dort begegnet er zum ersten Mal den Schrecken des Krieges.

Nachdem er in Paris längst verloren geglaubte Feldpost aus der Heimat erhält, die ihm von großen Schicksalsschlägen erzählen, ist er fest dazu entschlossen in seine Heimatstadt zurück zu reisen. Als er dort endlich ankommt ist nichts mehr so wie es einst war.

Weder für seine Familie, noch für den elterlichen Betrieb. Und schon gar nicht für seine große Jugendliebe Sonja. Caspers Welt gerät aus den Fugen. Und der Krieg stellt seine gesamte Familie vor große Herausforderungen und Probleme.

Ihr Patrick Ginkel-Weigel

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Kapitel 01 - Erwachet, 25.06.1941

Kapitel 02 - Die Stadt der Liebe (Juni 1940)

Kapitel 03 - Die Arme des Todes

Kapitel 04 - Deutschland, Deutschland über alles

Kapitel 05 - Ein neuer Morgen

Kapitel 06 - Die Bestie Krieg

Kapitel 07 - Die Hochzeit

Kapitel 08 - Geliebter Feind

Kapitel 09 - Heimatfront

Kapitel 10 - Der Brief

Kapitel 11 - Mein Fleisch, mein Blut

Kapitel 12 - Ohne Zukunft

Kapitel 13 - Angst

Kapitel 14 - Freundschaft

Kapitel 15 - Das Gesicht des Krieges

Kapitel 16 - Der Drachenkönig Eondril

Kapitel 17 - Der Hauch des Todes

Kapitel 18 - Abschied

Kapitel 19 - Aus den Augen, aus dem Sinn

Kapitel 20 - Schuld und Sühne

Kapitel 21 - Die Wirren des Krieges

Kapitel 22 - Minsk sehen und sterben

Kapitel 23 - Der Ruf der Heimat

Kapitel 24 - Berlin bis Löwenstein

Kapitel 25 - Aeron

Hearts of gray

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 01 - Erwachet, 25.06.1941

Kapitel 25 - Aeron

Hearts of gray

Cover

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

114

115

116

117

118

119

120

121

122

123

124

125

126

127

128

129

130

131

132

133

134

135

136

137

138

139

140

141

142

143

144

145

146

147

148

149

150

151

152

153

154

155

156

157

158

159

160

161

162

163

164

165

166

167

168

169

170

171

172

173

174

175

176

177

178

179

180

181

182

183

184

185

186

187

188

189

190

191

192

193

194

195

196

197

198

199

200

201

202

203

204

205

206

207

208

209

210

211

212

213

214

215

216

217

218

219

220

221

222

223

224

225

226

227

228

229

230

231

232

233

234

235

236

237

238

239

240

241

242

243

244

245

246

247

248

249

250

251

252

253

254

255

256

257

258

259

260

261

262

263

264

265

266

267

268

269

270

271

272

273

274

275

276

277

278

279

280

281

282

283

284

285

286

287

288

289

290

291

292

293

294

295

296

297

298

299

300

301

302

303

304

305

306

307

308

309

310

311

312

313

314

315

316

317

318

319

320

321

322

323

324

325

326

327

328

329

330

331

332

333

334

335

336

337

338

339

340

341

342

343

344

345

346

347

348

349

350

351

352

353

354

355

356

357

358

359

360

361

362

363

364

365

366

367

368

369

370

371

372

373

374

375

376

377

378

379

380

381

382

383

384

385

386

387

388

389

390

391

392

393

394

395

396

397

398

399

400

401

402

403

404

405

406

407

408

409

410

411

412

413

414

415

416

417

418

419

420

421

422

423

424

425

426

427

428

429

430

431

432

433

434

435

436

437

438

439

440

441

442

443

444

445

446

447

448

449

450

451

452

453

454

455

456

457

458

459

460

461

462

463

464

465

466

467

468

469

470

471

472

473

474

475

476

477

478

479

480

481

482

483

484

485

486

487

488

489

490

491

492

493

494

495

496

497

498

499

500

501

502

503

504

505

506

507

508

509

Kapitel 01 - Erwachet, 25.06.1941

“Die Strahlen der Sonne fallen zärtlich auf die üppigen Wiesen. Sie wärmen das üppige Grün und alles was sich auf ihm befindet. Der Himmel ist klar, so blau und so rein. Schmetterlinge flattern vorbei. Nimm einen tiefen Atemzug von Frieden und Freiheit….

Hörst du die Vögel, die zwitschern und singen? Sie spielen dir zu Ehren ein Lied. Und das Wild das durch die Wälder streift. Voll Frohmut und Pracht. Voller Stolz und Lebenskraft. Fühle das Beben, die Schritte, ihr Rennen. Erfreue dich an ihrem Glück.

Das Grün der Bäume, es leuchtet voller Glanz. Ihre Blätter wehen im Wind. Sie tanzen und fliegen im goldenen Schein der alles übertreffenden Sonne. Bienen und Blüten tollen herum. Nur einer, nur du bist stumm.

Hörst du das Rauschen des Baches im Wald, hörst du den Ruf der Natur? Erwache Soldat, erwache Soldat, die Zeit ist noch nicht reif…….”

Der blaue, klare Himmel verdunkelt sich. Mit jeder Sekunde die vergeht wird der Himmel über ihm immer schwärzer. Ein Donnern ist zu hören. Und es hört nicht auf. Im Gegenteil, es wird immer lauter. Der Lärm ist unerträglich und brennt sich geradezu in seine Ohren. Aus dem schwarzen Rauch der am Himmel hängt, drängt sich etwas heraus. Es zwängt sich durch die dunklen Wolken wie ein nahendes Unheil. Und genau das ist es. Ein Kampfflugzeug, gebaut um den Tod zu bringen. Sein Maschinen Feuer vermag die Nacht heller als den Tag zu machen.

“Steh auf Soldat, steh auf! Für Volk und Vaterland. Für den Führer” - schrie der Kommandant einen seiner Männer an, der auf dem Boden lag. Gerade noch hatte sich der junge Soldat in behagliche Kindheitserinnerungen geflüchtet. In eine idyllische Glückseligkeit die er in der Hitlerjugend verinnerlicht hatte.

Nur wenige Meter neben ihm ist eine Handgranate explodiert. Die Druckwelle war so stark und wuchtig das sie ihn meterweit hinweg fegte. Zurück in die Trümmer aus denen er kam um mit seinen Kameraden das Rathaus der Stadt Minsk zu stürmen. Es ist der 25. Juni 1941. Unternehmen “Barbarossa” nannten sie es. Doch für Casper Herold hatte das keine Bedeutung. Ebenso wie der Rest des Krieges.

Die Sonne wärmte keinesfalls die grünen Wiesen die Casper gerade noch vor seinem geistigen Auge sah. In Wahrheit war kaum ein Sonnenstrahl zu sehen. Denn die Sonne vermochte es nicht mehr länger ihre Strahlen durch den Nebel des Krieges zu schicken. Immer mehr Kampfflugzeuge kreuzten den Luftraum. Ihre Motoren verbreiteten einen Lärm der direkt aus der Hölle zu kommen schien. Und dieser unaufhörliche Krach ließ die Menschen schon von weitem wissen das der Tod im Anmarsch war um sie in die Bedeutungslosigkeit zu reisen. In die Hölle des Krieges, in sinnloses Verderben.

Casper erkannte die Flugzeuge am Himmel. Rauch und Qualm der Schlacht verdunkelten den Himmel so sehr das es ihm vorkam als wäre es tiefste Nacht. Nur das Feuer der Bomben und Explosionen waren noch in der Lage den Himmel zu erleuchten. Casper war Teil der 26. Infanterie unter Generalleutnant Walter Weiß. Doch er war keinesfalls daran interessiert Minsk zu stürmen oder die Sowjetunion zu überfallen.

Casper Herold wollte nur eines, zurück nach Hause. Kein Russe hatte ihm jemals ein Haar gekrümmt. Ebensowenig die Franzosen, gegen die er vorher gekämpft hatte. Und als er in den Trümmern lag, dachte er daran wie es überhaupt dazu kam das er an der Ostfront im Dreck lag. Voller Schmerzen Leib und Verzweiflung im Herzen.

Alles was er wollte war heimzukehren. Um den Menschen den Tod zu bringen, die es seiner Ansicht nach wirklich verdient hatten.

Kapitel 02 - Die Stadt der Liebe (Juni 1940)

“Mach dich mal nicht so breit du halbes Hemd” scherzte Hans-Joachim als er sich zwischen seine Kameraden drängte. Hajo, wie sie ihn nannten kam aus Mühlenbeck, einem kleinen Nest bei Köln. Er war eine rheinische Frohnatur und kämpfte seit zwei Monaten an der Seite von Casper Herold.

Unter Generalfeldmarschall Fedor von Bock kämpften die Männer im Westfeldzug, besser bekannt als “Sichelschnitt” oder auch “Blitzkrieg”. Tag für Tag gewannen die tapferen Soldaten Kilometer um Kilometer. Sie marschierten durch die Benelux-Länder und zogen in die blutige Schlacht gegen den großen französischen Bruder. Voller Überzeugung für ihre Sache. Voller Leidenschaft für ihr Vaterland.

Doch während für seine Kollegen die Überzeugungen der Nationalsozialisten im Vordergrund standen hatte Casper andere Beweggründe um am Krieg teilzunehmen. Er entstammt einer stolzen Familie, die den Traditionen sehr verbunden war. Sein Vater kämpfte im ersten Weltkrieg. Sein Großvater im deutsch-französischen Krieg. Diese Tradition der Familie reicht zurück bis in die Zeiten des Siebenjährigen Krieges unter Friedrich II. von Preußen.

Seine Eltern hatten ihm den Kriegsdienst eigentlich eindringlich verboten. Sie waren nicht damit einverstanden das er in den Krieg zog, dass er das Risiko einging zu sterben. Denn Casper war das einzige Kind von Gunther und Marianne Herold. Und somit war er gleichbedeutend die Zukunft des elterlichen Betriebes. Wie auch der Krieg, so war ebenfalls das Unternehmertum eine Tradition der Familie.

Seit über 100 Jahren gab es die “Bleigießerei und Maschinenfabrik Herold & Sohn”. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist die Familie der größte Arbeitgeber in der kleinen Stadt Löwenstein, vor den Toren Nürnbergs. Über 200 Angestellte und Arbeiter beschäftigt man dort. In der Regel von der Lehre bis zur Rente. Die Familie ist ein Begriff und gehört auch über die Stadtgrenzen hinaus zum fränkischen Geldadel.

Aber Casper hatte schon immer seinen eigenen Kopf und einen starken Willen. Auch das ist Tradition in der Familie Herold. Sonst gäbe es wohl kaum diese beiden Traditionen. 1936 hat er sich der Armee angeschlossen um diese Tradition weiterzuführen. Mit gerade einmal 18 Jahren.

Doch damals hatte er auch nicht vermutet nur vier Jahre später in Paris zu sein.

Doch nun sitzt er hier. Zusammen mit Hajo aus Mühlenbeck und Arnulf aus Erlangen. Für die drei Soldaten sind die Kämpfe bereits vorbei. Zumindest vorübergehend. Das Reich hat den Sieg errungen, die Wehrmacht war erfolgreich. Frankreich hat kapituliert, Paris gehört den Deutschen Besatzern. Die Lage ist angespannt aber ruhig. Einige Einheimische feierten sogar die Eroberung mit den Deutschen. Nutznießer des Augenblicks, die ihr Glück in Vaterlandsverrat witterten.

Die Sonne scheint vom Himmel herab. Es ist ein schöner Nachmittag im sommerlichen Paris. Der Tag könnte nicht schöner sein. Trügerisch schreitet das Leben in der französischen Metropole voran. Zusammen sitzen die drei Soldaten im Café Renard in der Avenue des Champs-Élysées. Sie genießen den friedlichen Moment, die Stille des Augenblicks, die malerische Illusion.

“Hey Herold. Du sollst dich später bei Oberstleutnant Staudigel melden” berichtete Hajo als er zu seinen beiden Kameraden stieß. “Beim Oberstleutnant? Hat er auch gesagt warum”? “Ja. Du hast Post mein Junge”. “Post? Von deiner Freundin zu hause”? “Nein Arnulf, das glaube ich weniger. Wir haben vor meiner Abreise Schluss gemacht”. “Hatte die Kleine Angst du kommst nicht wieder? Oder das sie dir hier die wichtigsten Teile wegschießen”? “Nein Hajo. Unsere Beziehung war schon immer sehr kompliziert. Vielleicht hat mir meine Mutter geschrieben. Wurde ja auch Zeit das sie antwortet”. “Mach mal halblang Casper. Wir haben alle schon seit fast drei Monaten keine Post mehr bekommen. Wahrscheinlich liegt der Postsack irgendwo unter tausend Kisten Patronen und gammeligen Dosenfleisch” meinte Hans-Joachim.

Casper überlegte neugierig wer ihm wohl geschrieben haben könnte. War es sein Vater, seine Mutter? Oder vielleicht doch Sonja, seine Jugendliebe? Egal von wem der Brief stammte, Casper konnte es kaum abwarten ihn zu lesen. Doch Hajo und Arnulf war das ziemlich egal. Sie hatten heute Dienstfrei und waren bereit ihren Sold unter die Leute zu bringen.

“Hey, ein paar Straßen weiter habe ich ein Haus gesehen in dem man sich amüsieren kann”. “Was meinst du damit Arnulf” fragte Casper. “Frauen Casper, Frauen. Nicht jeder hat ein Mädchen daheim. Ich habe schon ewig keinen mehr weggesteckt”. “Du willst in einen Puff” - fragte Hajo. “Genau. Was ist jetzt? Kommt ihr mit”? Während Hans-Joachim von Arnulfs Idee angetan war, verzichtete Casper. Ihn interessierte mehr was der Oberstleutnant für ihn bereit hielt. Seine Neugier war größer als der Wunsch nach bezahlter Zärtlichkeit. “Wir treffen uns zum Abendessen in der Kaserne” mit diesen Worten verabschiedete sich Casper Herold von seinen zwei Kameraden um in die Kaserne zurück zu eilen.

Er und sein Zug waren in einer alten Nervenheilanstalt, rechts der Seine untergebracht. Er schloss sich dem Marsch einer Patrouille an und eilte zurück in die Kaserne. Kaum war er dort angekommen suchte er Oberstleutnant Staudigel auf. Er hatte hier das Kommando in Verwaltungsangelegenheiten. Casper klopfte an die Tür seines Büros. “Eintreten” - rief der Oberstleutnant. “Heil Hitler. Sie wollten mich sehen Herr Oberstleutnant”? “Heil Hitler. Ja, in der Tat. Unsere Feldpost ist endlich aufgetaucht Herold. Hing auf einem Versorgungslaster in den Ardennen fest. Ist das zu fassen? Naja, wie dem auch sei, Sie haben Post”. “Von wem Herr Oberstleutnant”? “Ich bin nicht ihre Gouvernante Stabsfeldwebel Herold. Lesen Sie selbst”. “Jawohl Herr Oberstleutnant”.

Oberstleutnant Staudigel übergab Casper die aufgefundene Post. Und er staunte nicht schlecht. Es war nicht nur ein Brief. Nein, es waren sechs Briefe. Die ersten fünf stammen von ein und derselben Person. Seinem Vater Gunther. Nur der letzte, der sechste, war von seiner Mutter Marianne. Nachdem sich Casper seine Briefe abgeholt hatte verschwand er auf die Stube um die Briefe ganz in Ruhe zu lesen.

Der erste Brief war vom 19. Februar 1940. Der letzte vom 20. Mai. Casper brannte darauf zu erfahren wie es zu hause lief. Wie man wohl in der Heimat den Krieg verfolgte, den großen Sieg über Frankreich? Und was gibt es neues in Löwenstein, was gibt es wohl neues im elterlichen Unternehmen? Casper war ganz aufgeregt. Der erste Brief seines Vaters war gar fünf Seiten lang.

Löwenstein, 19. Februar 1940:

“Mein lieber Sohn,  

seit Wochen habe ich nichts mehr von dir gehört. Funk und Zeitungen berichten uns von euren glorreichen Siegen. Die Wochenschau in unserer Heimat überschlägt sich mit Lobeshymnen und Siegesreigen. Sie sagen Frankreich wird bald fallen…..

…..doch ich schreibe dir nun auch voller Besorgnis. Die hiesigen Behörden haben uns Aufgetragen nun mehr unseren alltäglichen Betrieb aufzugeben. Alle produzierende Unternehmen werden dazu angehalten ihre Produktion auf Kriegs Waren umzustellen. Die Gauleitung teilte uns mit das wir ab April Patronen und Schusswaffen herzustellen haben.

Du weißt das ich diesen Krieg unterstützt habe. Doch hatte ich nie im Sinn Werkzeuge zu schaffen die anderen Menschen das Leben kosten. Was soll ich unserem Herrgott sagen wenn er mich eines Tages fragt wie viel Reichsmark mein Gewissen wert war?

Casper ist von den Zeilen seines Vaters beunruhigt. Der elterliche Betrieb wurde aufgefordert sich mit seinem Knowhow und seinen Ressourcen an der Rüstung für das Reich zu beteiligen. Dies ist ein sehr lukratives Geschäft, doch wiegt die moralische Bürde schwer für Menschen die ein Gewissen haben. Gunther Herolds erster Brief dreht sich ausschließlich um die Rüstungsanweisung. Und Casper möchte unbedingt wissen was im zweiten Brief steht.

Löwenstein, 04.März 1940:

“Mein lieber Sohn. Ich hoffe dir geht es gut. Und das mein letzter Brief dich erreicht hat. Ich habe der Gauleitung mitgeteilt das wir uns nicht an der Rüstung beteiligen werden. In einem Brief des Wirtschaftsministeriums wurde uns daraufhin mitgeteilt, das die Anweisung der Gauleitung keine Bitte war.

Dein Onkel Walter wurde von der Gestapo in Gewahrsam genommen und von der Gauleitung verhört. Seit seiner Rückkehr ist er wie ausgewechselt. Tag und Nacht versucht er mich von der Notwendigkeit zu überzeugen der Gauleitung gegenüber einzulenken. Er scheint ein ganz anderer Mann zu sein. Vielleicht hat mein Bruder Walter Recht. Doch möchte ich nicht Kugeln herstellen die Menschen töten. Ich möchte kein Blut an den Händen haben. Weder deutsches noch französisches.

Gunther Herolds zweiter Brief ist deutlich kürzer. Darin beschreibt er wie die Regierungsvertreter Druck auf ihn und seinen Betrieb ausüben. Während sich Gunther Herold gegen die Rüstung sträubt, ist sein Bruder Walter weit aufgeschlossener. Casper macht sich ebenso wie sein Vater große Sorgen über diese Entwicklung.

Über diese können nur die anderen Briefe letzten Endes Aufschluss geben. Doch bevor Casper damit beginnen kann den dritten Brief zu lesen, ertönen die Alarmglocken. Die Männer machen sich bereit zum Gefecht, Soldaten rennen durch die Flure. Es ist kein heilloses Durcheinander. Jeder Soldat kennt seine Aufgabe genau und weiß was er zu tun hat.

Als Casper mit einer Truppe anderer Soldaten auf gepanzerten Wagen in die Stadt fährt versuchen sich die Männer zu informieren. “Was ist los Oberstabsfeldwebel” fragt einer von ihnen ihren Vorgesetzten. “Unruhen in der Innenstadt Männer. Wir sorgen für Ordnung”. Die Soldaten starren sich mit ernsten Mienen in die Augen. Niemand von ihnen hat Lust ihr Leben erneut zu riskieren. Oder andere Menschen zu töten. Die Stimmung ist angespannt, denn die Männer wissen das sie heute Nacht sterben können. Doch noch bevor die Männer ihren Einsatzort erreichen, werden sie in die Kaserne zurückbeordert.

Die Soldaten in der Stadt haben eine Straßensperre errichtet. Sie unterrichten den Oberstabsfeldwebel über das aktuelle Geschehen. “Die Lage sei bereits wieder unter Kontrolle heißt es”. Doch Casper ist sich da nicht sicher. Während die Anspannung aus den Gesichtern der anderen Soldaten weicht, steigt Caspers Besorgnis. Immer wieder sind Schüsse zu hören. Jedoch scheint es kein Gefecht zu sein. Keine wilde Schießerei. Es sind immer wieder gleichmäßige, einzelne, oder gebündelte Schüsse.

Einzelne Schrei schneiden sich ihren Weg durch die Nacht. Verunsichert und fragend blicken sich die Soldaten an. Die Nacht scheint ruhig zu sein, so friedlich und schön. Die Sterne leuchten hell über Paris als der Panzerwagen über die Champs-Élyssee zurück Richtung Kaserne fährt. Nur die Gewehrschüsse passen nicht in das harmonische Bild.

Mittlerweile ist es stockdunkel als die Männer in die Kaserne zurückkehren. Noch weiß niemand was genau in der Stadt passiert ist. Es gibt Gerüchte, doch die Informationen müssen deswegen noch lange nicht stimmen. Die Stimmung im dunklen, engen Bau der alten Nervenheilanstalt ist beklemmend. Schreie sind zu hören. Es herrscht Hochbetrieb im Lazarett. Auf dem Flur kommt Arnulf Casper entgegen. Arnulf ist blutverschmiert, von oben bis unten ist er übersät mit Blutflecken und Resten von menschlichen Gedärmen.

“Arnulf, was ist passiert”!? “Diese Hurensöhne haben uns Angegriffen! Diese feigen Franzosen”! “Wer hat euch Angegriffen”? “Milizen, was weiß ich. Keine regulären Truppen”. “Was ist genau passiert Arnulf”? “Wir waren im Haus D´Amour. Zusammen mit vier anderen Kameraden. Sie kamen durch den Hintereingang. Es war die Hölle. Zuerst explodierte eine Granate in einem der Zimmer. Dann stürmten bewaffnete Männer herein. Es war ein Gemetzel”. “Wie viele Opfer gibt es”?

Arnulf hört Caspers Frage kaum. Seine Ohren sind fast taub durch den Lärm der Kämpfe. Und er kann seine Gedanken kaum ordnen. Zu präsent sind die Bilder der sterbenden Kameraden und unschuldigen Zivilisten vor seinem geistigen Auge. “Drei Kameraden, fünf oder sechs der Mädchen und zwei Franzosen”. “Dann habt ihr sie erwischt”? “Ja, zwei von ihnen. Aber es waren wohl mehr”. “Wo ist Hajo? Hat es ihn erwischt”?

“Hajo, Hajo ist auf der Krankenstation glaube ich. Es geht ihm nicht gut”.

Casper legt Arnulf die Hand auf die Schulter. “Ruh dich aus. Mehr können wir heute nicht tun”. “Die Kameraden haben es schon erledigt”. Casper blickt Arnulf viel fragend an als er sich erschöpft zur Ruhe legt. Und die Soldaten auf den Fluren und in den Zimmern tratschen über die heutige Nacht. Wie immer gibt es viele Gerüchte, Halbwahrheiten und Geschichten. Was davon stimmt oder nicht, lässt sich nur schwer feststellen. Doch das ist heute nicht von Belang für Casper. Er möchte nach Hajo sehen und schreitet schnurstracks zu den Verletzten.

Kaum ist er im Lazarett angekommen überkommt ihn ein grausiger Schauer. Er sieht die blutverschmierten Körper seiner Kameraden. Nicht alle von ihnen stammen aus dieser Kaserne. Doch waren es keine drei Opfer wie Arnulf berichtet hatte, sondern acht. Gut die Hälfte von ihnen war tot, oder kurz davor es zu sein. Casper packte eine der emsigen Krankenschwestern am  Arm. “Ich suche Hans-Joachim Keller. Wo ist er”? “Liegt ganz hinten links. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe Soldat”. Die junge Frau reißt sich los um weiter ihrer Arbeit nachzugehen und die Ärzte zu unterstützen die Versuchen den übrigen Männern das Leben zu retten.

Schreie voll Schmerzen und Leid erfüllen den großen Raum. Es herrscht eine gespenstige Atmosphäre. Und obwohl es eine warme Sommernacht ist, kommt es Casper vor als wäre es eiskalt. Mit langsamen und bedächtigen Schritten nähert er sich dem Bett hinten links. Der Mann auf dem schmalen Metallbett bewegt sich keinen Millimeter. Casper Herold blickt in das Gesicht eines zerfetzten Kadavers, oder zumindest was davon übrig ist. Das es sich dabei wirklich um Hans-Joachim handelt verrät ihm nur die Armbanduhr die an der angebrannten Leiche hängt.

Casper betrachtet seinen Kameraden von oben bis unten, in all seinen Facetten. Er blickt auf die Überreste seines Freundes und begreift was es bedeutet Krieg zu führen. Immer wieder musste er an die geschmiedeten Pläne denken von denen Hajo ihm erzählt hatte. Und während er in Erinnerungen schwelgte roch er das angebrannte,