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Schlank, groß und so wie er aus den Wellen des Pazifiks steigt, verwirrend sexy! Als Mia D’Angelo den weltberühmten Stararchitekten Adam Chase mit langen Schritten am Strand auf sich zukommen sieht, raubt sein Anblick ihr den Atem. Dabei hat sie Adam nicht aufgespürt, um heiß mit ihm zu flirten, sondern um zu klären, ob er ein guter Daddy für ihre kleine Nichte ist. Besonders heikel: Adam ahnt nichts von seinem Vaterglück! Was Mia daher braucht, ist Zeit … und ihren Verstand! Doch gerade der setzt nach einem verboten sinnlichen Kuss des Womanizers komplett aus …
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Seitenzahl: 208
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Charlene Swink Originaltitel: „The Billionaire’s Daddy Test“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1917 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Susann Rauhaus
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733721312
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Adam Chase hatte das Recht, seine kleine Tochter kennenzulernen.
Das konnte Mia nicht abstreiten, trotzdem blutete ihr das Herz bei dem Gedanken. Einzig und allein ihr verdammtes Gewissen hatte sie heute Morgen zum Moonlight Beach geführt. Ihre Flip-Flops in der Hand, lief sie barfuß durch den Sand. Es war wesentlich kühler, als sie erwartet hatte, und der Nebel, der vom Meer herüberzog, ließ den Strand düster und unheimlich erscheinen.
War das ein Zeichen? War es die falsche Entscheidung gewesen, herzukommen? Mia musste an Rose denken, an ihr unschuldiges kleines Gesicht mit den rosigsten Wangen, die sie je bei einem Baby gesehen hatte. Als die Kleine sie zum ersten Mal angelächelt hatte, war sie nur so dahingeschmolzen.
Rose war alles, was ihr von ihrer Schwester Anna geblieben war.
Mia blickte aufs Meer hinaus. Wie sie gehofft hatte, sah sie plötzlich eine männliche Gestalt, die sich dort draußen durch die Wellen kämpfte. Das musste er sein. Adam Chase, der weltberühmte Architekt. Er wohnte direkt am Strand, war ein Eigenbrötler und ein leidenschaftlicher Schwimmer. Es war also nachvollziehbar, dass er seine Runden am frühen Morgen zog, bevor der Strand voller Menschen war.
Der Wind fuhr durch Mias Haar, und sie hatte plötzlich eine Gänsehaut. Sie fröstelte, zum Teil wegen der Kälte, aber auch wegen der Größe der Aufgabe, die vor ihr lag. Sie hätte schon aus Stein sein müssen, um jetzt keine Angst zu haben.
Schließlich hatte Mia keine Ahnung, was sie ihm sagen würde. Sie hatte es immer wieder geprobt, aber die Wahrheit hatte ihr nicht über die Lippen kommen wollen.
Da sah sie, dass er die Richtung gewechselt hatte und in Richtung Strand schwamm. Sie schluckte, denn sie wusste, dass der Moment gekommen war, den sie so fürchtete. Ihr Zusammentreffen war unvermeidlich, was sie erneut erschauern ließ. In diesem Moment tauchte er aus dem Wasser auf, richtete sich auf und kam mit langen Schritten auf sie zu. Mia konnte den Blick nicht von ihm wenden. Sie musste zugeben, dass die Fotos aus dem Internet nicht geschönt gewesen waren. Er war unglaublich attraktiv – hochgewachsen und schlank, trotzdem muskulös und mit breiten Schultern. Ein Bild von einem Mann!
Er schüttelte den Kopf, die Wassertropfen spritzten in alle Richtungen.
„Autsch!“ Ein scharfer Schmerz durchfuhr Mia. Sie ließ sich in den Sand fallen und griff nach ihrem Fuß, der heftig blutete. Vorsichtig wischte sie den Sand weg und riss entsetzt die Augen auf, als sie die Verletzung sah. Sie war auf die Scherbe einer zerbrochenen Bierflasche getreten. Wenn sie nicht abgelenkt gewesen wäre …
„Haben Sie sich verletzt?“ Eine tiefe männliche Stimme unterbrach ihre Gedanken. Sie sah hoch und blickte in Adam Chases besorgtes Gesicht.
„Äh, ja, ich fürchte schon“, erwiderte sie und nickte. „Ich habe mich geschnitten.“
„Diese verdammten Kids“, schimpfte er und betrachtete die zerbrochene Flasche. Er nahm Mias Hand und legte sie auf ihren Spann. „Drücken Sie hier und warten Sie kurz. Ich bin gleich wieder zurück.“
„Vielen Dank.“
Mia presste auf ihren Fußrücken, und nach ein paar Sekunden ließ der Schmerz tatsächlich nach. Sie sah dem wegrennenden Adam nach und musste zugeben, dass sein Anblick von hinten genauso vielversprechend war wie von vorn. Lange Beine, ein perfekter Po, ein muskulöser Rücken. Sie seufzte. Das Zusammentreffen mit Adam Chase hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt.
Wenige Minuten später kehrte er mit einem weiß-blauen Frotteehandtuch zurück und kniete sich neben sie. „Ich werde ihren Fuß damit umwickeln. Das wird die Blutung hoffentlich stoppen.“
In diesem Augenblick rollte eine große Welle auf den Strand, und das Wasser umspülte Mias Oberschenkel. Adams Blick glitt über ihre Beine. Mia fiel auf, wie dicht seine Wimpern waren. Ihr Bauch fühlte sich plötzlich ganz heiß an. Sie trug weiße Baumwollshorts und ein türkisfarbenes Top. Nach außen hin hatte sie wie eine normale Strandspaziergängerin wirken wollen. Aber tatsächlich hatte sie heute Morgen eine halbe Stunde damit verbracht, sich zu überlegen, was sie anziehen sollte.
Geschickt wickelte Adam das Tuch um ihren Fuß.
„Sie scheinen zu wissen, was Sie tun“, sagte Mia beeindruckt.
„Kein Wunder, ich habe schließlich drei Jahre lang als Rettungsschwimmer gearbeitet.“ Er sah auf und lächelte sie an. „Ich heiße Adam.“
„Mia.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mia.“
„Äh, ja, mich auch.“
Er war fertig. Der improvisierte Verband war nicht schön, aber zweckmäßig, denn die Blutung hatte aufgehört.
„Wohnen Sie hier in der Nähe?“, erkundigte er sich.
„Nicht direkt. Ich wollte nur einen Morgenspaziergang am Meer machen.“
„Haben Sie noch Sachen dabei?“
„Ja, da hinten.“ Sie zeigte in Richtung Norden. „Bestimmt einen Kilometer entfernt.“
Adam richtete sich auf und rieb sich nachdenklich den Nacken. „Die Wunde muss gereinigt und richtig verbunden werden. Der Schnitt ist ziemlich tief.“
Sie fröstelte. „Okay.“
In diesem Moment rollte eine weitere Welle auf sie zu. Mia versuchte, aufzustehen. „Oh!“ Ihr Fuß brannte höllisch. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht noch lauter zu schreien, und ließ sich in den Sand zurücksinken.
Mitfühlend sah Adam zu ihr hinunter. „Hören Sie, ich weiß, wir haben uns gerade erst kennengelernt, aber ich wohne dort drüben.“ Er zeigte auf eines der größten Häuser am Strand. „Ich verspreche Ihnen, ich bin kein Serienkiller oder so etwas. Aber ich habe Desinfektionsmittel und Verbandszeug im Haus. Bestimmt kann ich Sie schnell verarzten.“
Mia sah sich um. Außer ihnen war der Strand menschenleer. Hatte sie sich nicht genau das gewünscht? Eine Chance, Adam Chase kennenzulernen? Sie wusste natürlich, dass er kein Serienmörder war. Er legte großen Wert auf sein Privatleben, ging selten aus und – das Allerwichtigste – er war Roses Vater.
Sie hätte Bände füllen können mit dem, was sie nicht über Adam Chase wusste. Und genau deshalb war sie ja auch hergekommen – um herauszufinden, was für ein Mann er in Wirklichkeit war.
Denn schließlich hing Roses Zukunft davon ab.
„Also gut, von mir aus.“
Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass niemand wusste, wo sie war. Rose war bei ihrer Urgroßmutter. Wenn Adam tatsächlich etwas Böses im Schilde führte, würde es lange dauern, bis jemand nach ihr suchen würde.
Doch schon wurde sie von starken Armen hochgehoben. Sie hielt die Luft an. Achtung, Mia. Ihr Puls ging schneller, als er sie fest an sich drückte und über den Strand trug. Instinktiv legte sie die Arme um seinen Nacken.
„Na, geht es so?“, fragte er lächelnd.
Sie nickte nur und sah in seine Augen. Die Iris war grau, mit dunklen Flecken, tief und geheimnisvoll wie ein dunkler Brunnen. Obwohl er ein Fremder war, fühlte sie sich in seinen Armen wohl und geborgen.
„Gut. Das ist der schnellste Weg, Sie ins Haus zu bringen.“
„Danke“, erwiderte sie mit belegter Stimme.
Adam antwortete nicht, er hatte den Blick nach vorn gerichtet. Mia entspannte sich ein wenig, doch dann merkte sie auch, dass ihr Fuß wieder stärker zu schmerzen begann. Ein paar Tropfen Blut fielen in den Sand, und nur mit Mühe unterdrückte sie einen Schrei.
„Tut es sehr weh?“, fragte er besorgt.
„Ja … ziemlich.“ Sie konnte kaum sprechen und hätte sich am liebsten in irgendein Loch verkrochen. Was für eine Art, einen Mann kennenzulernen! Wahrscheinlich würde sie gleich sein wunderbares Haus vollbluten!
„Wirklich?“
„Das Ganze ist mir schrecklich peinlich.“
„Muss es aber nicht sein.“
Mit schnellen, zielgerichteten Schritten strebte er auf das große Strandhaus zu. Je näher sie kamen, desto beeindruckender wurde es. Es war der Beweis für Adams Können als Architekt. Das zeigte sich in den Panoramafenstern, der Beschaffenheit der Stuckarbeiten, den dekorativen Doppelglastüren und dem luftigen Ambiente eines Außenwohnraums mit Blick aufs Meer. Es war eine Veranda, die sich nur ein Milliardär leisten konnte – mit mehreren Kaminen, einladenden Sitzecken, Holzbalken und einem geschmackvollen Steinboden. Mia schätzte die Größe der Terrasse auf das Doppelte ihres Apartments in Santa Monica, und dabei hatte sie bisher nur einen kurzen Blick auf das Haus werfen können. Bestimmt war es innen noch viel prächtiger.
„So, da sind wir“, sagte er, als sie ihr Ziel erreicht hatten.
„Äh, denken Sie, wir könnten hier draußen bleiben?“, fragte sie.
„Natürlich“, nickte er. „Wenn Sie sich draußen sicherer fühlen.“
„Darum geht es nicht.“
„Nein?“
„Ich möchte nur nicht Ihre Teppiche ruinieren.“ Sie machte mit ihrem Friseurladen First Clips zwar guten Umsatz, aber wenn sie in dieser Traumvilla einen Schaden anrichtete, würde sie sich wahrscheinlich auf Jahre hinaus verschulden.
„Meine Teppiche?“ Er lachte. „Im ganzen Haus gibt es nicht einen einzigen Teppich, das versichere ich Ihnen. Wir können also gern hineingehen.“
„Na gut, wie Sie meinen.“
Er trat durch die Eingangstür in ein weiträumiges Foyer mit einem Marmorboden, der in einer freistehenden Wendeltreppe mündete. Mia war überwältigt. Mit einer solchen Opulenz hatte sie nicht gerechnet. Aber war es das umwerfende Haus oder der Eigentümer, der sie so aus der Fassung brachte? Sie warf ihm einen scheuen Seitenblick zu. Adam hatte ungewöhnlich breite Schultern, seine feuchte Haut glänzte bronzefarben, und noch immer hielt er sie auf den Armen.
Mia spürte, wie aufregend die Situation war, was sie ihre Beschämung vergessen ließ.
Er trug sie die Treppe hinauf.
„Wohin gehen wir?“
„Der Erste-Hilfe-Kasten ist im Badezimmer. Leider ist Mary gerade einkaufen, sonst hätte ich sie gebeten, ihn runterzubringen.“
„Mary? Ihre Freundin?“
Er sah sie flüchtig an. „Nein, meine Haushälterin.“
„Oh.“ Natürlich.
„Wohnen Sie schon lange hier?“
„Lange genug.“
„Das Haus ist wunderschön. Haben Sie es selbst eingerichtet?“
„Ich hatte Hilfe dabei“, sagte er ausweichend, ohne unhöflich zu sein.
„Tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache. Sie haben bestimmt Besseres zu tun, als für mich die Krankenschwester zu spielen.“
„Wie ich bereits sagte, ich bin ein guter Rettungsschwimmer.“
Ja. Ja, das konnte man wirklich sagen.
Im Badezimmer setzte Adam die verletzte Frau vorsichtig auf den Badewannenrand. Sie hatte grüne mandelförmige Augen mit langen, dichten Wimpern. Soweit er erkennen konnte, war sie nicht geschminkt. Und das hatte sie auch nicht nötig. Ihre Schönheit war ganz natürlich, ihr Gesicht schien von innen zu leuchten. Ihr Mund war herzförmig, die Haut weich wie Seide. „Warten Sie kurz. Ich will mir nur schnell etwas überziehen und meine Brille holen.“
Er holte ein T-Shirt aus seinem Schlafzimmer, setzte sich die Brille auf und kehrte ins Badezimmer zurück. Aus dem Glasschränkchen holte er alles, was er zum Verarzten brauchte: Verbandsmull, Desinfektionsmittel und eine Heilsalbe.
„So, jetzt kann’s losgehen. Sind Sie bereit?“
Sie nickte. „Ja.“
Behutsam entfernte er das Tuch von ihrem Fuß. „Ich möchte mir die Wunde erst einmal näher anschauen.“
„Es ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie sich so um mich kümmern.“
„Kein Problem.“
„Was machen Sie eigentlich beruflich?“
Er studierte weiterhin aufmerksam ihren Fuß. „Ich, äh, bin selbstständig.“
„Ich frage auch nur, weil das Haus so toll ist.“
„Danke.“
„Sind Sie und Mary die Einzigen, die hier wohnen?“
„Ja, meistens. Mia, könnten Sie jetzt den Fuß ein bisschen heben und hier auf den Rand der Badewanne legen? Dann kann ich besser sehen.“
„Sicher doch.“
Adam half ihr, den Fuß zu heben. Dabei fielen ihm ihre Beine ins Auge – lang und schlank wie die einer Tänzerin.
„Sind Sie auf die University of California gegangen?“, fragte sie nun und zeigte auf sein Shirt mit dem Logo.
„Ja, die ersten beiden Semester.“ Er betrachtete ihren Fuß und fragte sich, was ihn zögern ließ. Schließlich hatte er drei Jahre lang als Rettungsschwimmer gearbeitet und in dieser Zeit mehr als einmal erste Hilfe leisten müssen. Aber irgendetwas irritierte ihn an dieser schönen jungen Frau.
„Adam?“
Er sah sie an, und plötzlich fiel ihm auf, dass sie ungewöhnlich viele Fragen stellte für jemanden, der gerade einen Unfall gehabt hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Reporterin versuchte, sich in sein Leben zu schleichen und ihn zu interviewen. Aber bestimmt nicht Mia. Vielleicht machte er sie ja auch nur nervös.
„Darf ich Ihren Fuß reinigen?“
Sie errötete. „Nur zu!“
Er ließ warmes Wasser in die Wanne laufen. „Sagen Sie mir, wenn es zu sehr wehtut.“
Sie nickte mit zusammengepressten Lippen und beobachtete, wie er ihren Knöchel umfasste und warmes Wasser darüberlaufen ließ. Dann nahm er einen Waschlappen, träufelte antibakterielle Seife darauf und säuberte die Wunde. „Die gute Nachricht ist, dass die Blutung aufgehört hat.“
„Prima. Dann muss ich mir ja wenigstens keine Sorgen mehr um Ihre Möbel machen.“
„Wenn das Ihre geringste Sorge ist …“ Er lachte. „Keine Angst. Übrigens glaube ich nicht, dass die Wunde genäht werden muss. Der Schnitt ist doch nicht so tief, wie es im ersten Moment aussah. Trotzdem befürchte ich, dass Sie in den nächsten ein, zwei Tagen mit dem Gehen Schwierigkeiten haben werden. An Ihrer Stelle würde ich zum Arzt gehen.“
Sie erwiderte nichts.
Er tupfte die Wunde mit Desinfektionsmittel ab, bevor er schließlich Salbe auftrug.
„Alles in Ordnung?“ Er hob den Kopf, ihr Gesicht war direkt vor ihm. Ihre Blicke trafen sich, und er schluckte. In diesen wunderschönen grünen Augen hätte er meilenweit schwimmen können.
Sie zögerte einen Moment. „Mir … geht’s gut.“
Es war ganz still im Haus, sie waren allein. Adam hielt ihren Knöchel sanft umfasst. „Das … freut mich. Ich bin auch gleich fertig.“
Ihm blieb nicht verborgen, dass Mia seine linke Hand und den Ringfinger betrachtete. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Prima.“
Noch nie war er glücklicher darüber gewesen, Single zu sein, als in diesem Augenblick.
Nachdem Adam sie verarztet hatte, hatte Mias Magen laut gegrummelt. Es war ihr ein bisschen peinlich gewesen, aber er hatte nur gelächelt und sie eingeladen, mit ihm zu frühstücken. Sie hatte natürlich nichts dagegen gehabt, denn so konnte sie noch ein bisschen Zeit mit ihm verbringen.
Eins stand fest – der Gesprächigste war er nicht. Aber er hatte sich als guter Samariter erwiesen und war ihr am Strand sofort zu Hilfe gekommen.
Jetzt saß sie in einem Sessel auf der Terrasse, das Bein hochgelegt. Adam hatte neben ihr Platz genommen, und gemeinsam betrachteten sie den Pazifik, der sich vor ihnen ausstreckte.
Die düstere Atmosphäre, die am Morgen geherrscht hatte, löste sich auf, als die Sonne durch die Wolken brach. Die Wellen rauschten, und die weißen Vorhänge der Terrassentüren wehten im Wind, während Mia Kaffee aus einer goldumrandeten Tasse trank. Es war alles ein bisschen dekadent – bis auf Adam, der trotz seines Aussehens und seines Reichtums einen ziemlich bodenständigen Eindruck machte. Nur leider blieb er immer noch ziemlich wortkarg.
„Sie sind also Friseurin?“, fragte er.
Mia schüttelte den Kopf. „Der Laden gehört mir zwar, aber ich schneide selbst keine Haare. Das machen meine beiden Mitarbeiterinnen.“ Dabei ließ sie es bewenden, ohne genauer zu erläutern, dass First Clips ein Friseursalon für Kinder war. Die Friseurinnen trugen Kostüme. Die kleinen Mädchen saßen während des Schneidens auf Prinzessinnenthronen und die Jungs auf Raketen. Danach bekamen sie zur Belohnung Diademe oder Weltraumbrillen geschenkt. Mia war sehr stolz auf ihr Geschäft. Anna, die Friseurmeisterin gewesen war, hatte die Idee gehabt und weiterentwickelt, während sie selbst sich um die Finanzen gekümmert hatte. Allerdings hatte sie nicht vor, Adam zu viel über ihr Business zu erzählen, denn dann würde er vielleicht schnell darauf kommen, dass sie nicht die harmlose Strandspaziergängerin war, die sie zu sein vorgab.
In diesem Augenblick brachte seine Haushälterin Mary, eine Frau um die sechzig, mehrere Platten mit pochierten Eiern, krossem Speck, frischem Brot und verschiedenen Arten von Gebäck.
„Vielen Dank“, sagte Mia. „Der Kaffee schmeckt großartig.“ Adam hatte ihn selbst aus der Küche geholt.
„Mary, das ist Mia“, stellte er vor. „Sie hatte heute Morgen einen Unfall am Strand.“
„Oje.“ Besorgt betrachtete die Haushälterin ihren bandagierten Fuß. „Geht es Ihnen jetzt besser?“
„Auf jeden Fall, und das habe ich Adam zu verdanken. Ich bin auf eine zerbrochene Flasche getreten.“
Mary schüttelte den Kopf. „Diese dummen Kinder … sie hängen immer am Strand herum, wenn es dunkel wird.“ Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. „Bitte, entschuldigen Sie. Ich finde nur, sie sollten nicht trinken oder Drogen nehmen oder was immer sie dort machen. Adam hat schon öfter gesagt, dass man sie verhaften lassen sollte.“
„Stimmt.“ Er nickte, obwohl Mia nicht den Eindruck hatte, dass er von dieser Idee wirklich so überzeugt war. „Oder ich werde ihnen eine Lektion erteilen.“
„Wie denn?“, erkundigte sich Mary.
„Ich habe da so ein paar Ideen.“
„Klingt gut“, erwiderte die Haushälterin. Mia hatte den Eindruck, dass sie in Adams Leben eine wichtige Rolle spielte. „Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.“
„Ja, mich auch.“
„Danke, Mary“, sagte Adam. „Das Essen sieht großartig aus wie immer.“ Mary verschwand wieder in die Küche, und er zeigte auf die Speisen. „Legen Sie los! Ich weiß, dass Sie Hunger haben.“ Seine Lippen zuckten verdächtig.
Das ließ sich Mia nicht zweimal sagen. Sie belud sich ihren Teller mit Eiern und Brot. Den Speck und das Gebäck rührte sie nicht an, während Adam sich von allem ein bisschen nahm.
„Sie haben gesagt, Sie seien selbstständig. Was machen Sie denn genau?“
Er bestrich eine Scheibe Brot mit Butter. „Ich entwerfe Dinge.“
„Was denn für Dinge?“, hakte sie nach. Der Mann redete wirklich nicht gern über sich.
Er zuckte die Achseln. „Häuser, Ferienanlagen, Villen.“
Mia lehnte sich zurück und überlegte. „Bestimmt reisen Sie viel.“
„Nein, nicht wirklich.“
„Dann arbeiten Sie von zu Hause aus?“
„Ist doch nicht schlimm, oder?“
„Überhaupt nicht. Ich bin zurzeit auch ziemlich viel zu Hause.“ Seit sie sich um Rose kümmerte, hatte sie eigentlich nur noch Zeit für ihre Arbeit und das Baby. Aber das war okay für sie. Wenn sie daran dachte, dass sie Rose irgendwann einmal abgeben musste, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Sie wusste einfach nicht, ob sie das schaffen würde. Adam kennenzulernen war der erste Schritt dahin, und es war fast ein bisschen zu viel für sie. Warum konnte er kein Loser sein? Oder unattraktiv? Und warum fühlte sie sich nur so zu ihm hingezogen?
Ob er einmal verheiratet gewesen war? Hatte er viele Freundinnen? Oder schlechte Gewohnheiten wie Drogen-, Spiel- oder Sexsucht? Alle möglichen Dinge schossen Mia durch den Kopf, aber nichts schien richtig zu passen. Das war allerdings auch kein Wunder, denn schließlich kannte sie ihn noch gar nicht. Sie musste einen Weg finden, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
Rose war die Mühe wert.
Rose war … alles wert.
„Sie werden nicht allein zurückgehen können“, sagte Adam.
Mia betrachtete ihren Fuß, der noch immer auf dem Stuhl lag. Das Frühstück war vorbei, und sie spürte, wie ihr Herz heftig zu pochen begann. Würde sie einen Panikanfall bekommen? Sie wusste, dass sie mehr Zeit brauchte. Bis jetzt hatte sie noch nicht viel über Adam herausgefunden, außer dass er viel Geld hatte und sich mit erster Hilfe auskannte. Ihr Fuß fühlte sich schon viel besser an. Aber sie hatte noch nicht probiert aufzutreten, denn er hatte sie auf die Terrasse getragen.
„Was soll ich machen? Ich habe keine andere Wahl.“
Adam lehnte den Kopf zur Seite und betrachtete sie. „Ich habe ein Auto.“
Mia schüttelte den Kopf. „Nein danke. Ich habe schon genug Ihrer Zeit in Anspruch genommen.“
Sie zog den Fuß zurück und versuchte, aufzustehen. „Sie haben schon genug …“ Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Sie biss die Zähne zusammen und wollte sich an der Tischkante festhalten, doch im nächsten Moment war Adam bei ihr und fasste sie an den Schultern.
„Sehen Sie, ich wusste es. Sie können noch nicht laufen.“
Mia sah ihn kläglich an. „Vielleicht haben Sie recht.“
Er nickte und hob sie erneut hoch, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte.
„Das scheint ja langsam zur Routine zu werden“, bemerkte sie trocken.
„Es ist halt notwendig.“
„Tun Sie immer das, was notwendig ist?“
„Ich versuche es wenigstens. Können wir los?“
„Ja.“
„Halten Sie sich gut fest.“
Das tat sie. Sie hielt sich an ihm fest … und genoss es.
Adam trug Mia einen langen Flur entlang, an dessen Ende sich wie von Geisterhand eine Tür öffnete. Sie betraten einen großen kreisrunden Raum, in dem ein Rolls-Royce stand. Alles wirkte wie in einem Showroom und zeigte überdeutlich den Unterschied im Leben von Adam Chase und Mia D’Angelo.
Mit offenem Mund sah sie sich ehrfürchtig um. Auf einer Empore hing eine Reihe von Kunstwerken, den restlichen Teil der Wände schmückte ein Mosaik.
„Adam, Sie haben ja eine eigene Schatzkammer.“
Seine Lippen zuckten, er sah sich nachdenklich um. „Das hat noch niemand so ausgedrückt.“
„Wie viele Menschen haben diesen Raum denn schon gesehen?“
„Nicht sehr viele.“
„Aha, dann ist es also wirklich Ihre Schatzhöhle, die Sie vor anderen geheim halten.“
„Die Idee dazu kam mir, als ich das Haus entworfen habe, und sie hat mich von da an nicht mehr losgelassen.“
„Ich verstehe nicht viel von Kunst, aber diese Galerie ist phänomenal. Sind Sie Kunstsammler?“
„Nicht direkt. Allerdings verehre ich Schönheit in jeder Form.“ Sein Blick verharrte länger auf ihrem Gesicht, bewundernd und nachdenklich. Mias Nacken fing an zu kribbeln, ihr wurde plötzlich ganz heiß. Das war auch kein Wunder, denn schließlich trug ein äußerst attraktiver Mann sie auf seinen Armen. Doch sie war nicht hier, um mit ihm zu flirten oder irgendwelchen Fantasien nachzuhängen. Sie musste ihm Informationen entlocken, nicht mehr und nicht weniger.
Er stieg auf die Plattform, auf der der Rolls-Royce stand, und öffnete die Autotür.
„Was haben Sie vor?“
„Ich werde Sie nach Hause fahren.“
„In diesem Wagen? Wie soll das gehen? Ich meine, der gehört doch zu Ihrer Galerie, oder? Außerdem gibt es hier ja gar keine Türen, soweit ich sehen kann.“
„Stimmt. Aber es gibt einen Aufzug.“
„Wirklich? Wo denn?“
„Wir stehen darauf. Darf ich bitten?“
Er bettete sie auf den Rücksitz, dabei stieg ihr sein verführerisch männlicher Duft in die Nase.
„Kommen Sie mit dem Sicherheitsgurt zurecht?“
„Natürlich.“
Während sie sich den Gurt anlegte, ging Adam um den Wagen herum und nahm hinterm Steuer Platz. „Sind Sie bereit?“
„Wofür?“
„Keine Angst. Wir fahren jetzt nach unten.“
Er drückte einen Knopf auf einer Fernbedienung. Es hörte sich an, als würde ein Flugzeug landen. Die Plattform begann sich zu bewegen, und über ihr schloss sich die Decke. Nach ein paar Minuten landeten sie in einer zweiten Garage auf ebener Erde, in der noch drei andere Autos standen. Es war die erstaunlichste Talfahrt, die Mia je erlebt hatte.
Verwundert betrachtete sie den Jaguar, den Jeep und einen kleinen Sportwagen.
„An Autos mangelt es Ihnen hier jedenfalls nicht.“
Adam zündete den Motor und drückte erneut auf die Fernbedienung. Die Garagentür öffnete sich, Sonnenschein flutete herein.
„Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Fahrt, Mia.“
Welche Alternative hatte sie? Adam war nicht der Mann, der sein Herz auf der Zunge trug. Wieder einmal musste sie an die letzten Worte ihrer sterbenden Schwester denken. Mia hatte ihre Hand gehalten, während Anna sie flehend angeschaut hatte.
„Adam Chase, das ist der Name des Kindsvaters. Wir haben nur eine einzige Nacht miteinander verbracht. Er ist Architekt. Mehr weiß ich nicht. Du musst ihn finden!“
Anna hatte mehr Affären gehabt als sie. Doch inzwischen war Mia klar, warum ihre Schwester so wenig über den Mann wusste, der der Vater ihres Kindes war.
Sie betrachtete Adams Profil, während er den ersten Gang einlegte. Er hatte hohe Wangenknochen, nachdenkliche graue Augen und ein ausgeprägtes Kinn. Sein sonnengebleichtes Haar war kurz geschnitten, und er trug keinen Ring am Finger. Ob er eine Freundin hatte? Vielleicht sogar drei? Bestimmt wirkte er unwiderstehlich auf Frauen. Und doch sagte ihr Instinkt etwas anderes – etwas, was sie nicht benennen konnte. Deshalb musste sie die Zeit mit ihm auch möglichst ausdehnen. Sie brauchte mehr Informationen über ihn, bevor sie auch nur daran denken konnte, ihm Rose zu überlassen.
Und vielleicht wollte er ja auch gar kein Baby.
Das war ein schrecklicher Gedanke!
„Dann fahre ich Sie jetzt nach Hause. Wo wohnen Sie?“, fragte er.
„Nein, bitte bringen Sie mich nur zu meinem Wagen. Er steht nicht weit von hier.“
Adam nickte skeptisch. „Wie Sie meinen. Wo haben Sie ihn denn abgestellt?“
„Neben der Rettungsstation Nr. 3“
„Alles klar.“