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VERFÜHRT VOM MILLIONÄR von JOSS WOOD Cal braucht dringend einen Ehemann – aber nur auf dem Papier. Und wer wäre ein besserer Kandidat als ihr Sandkastenfreund Quinn, der berüchtigtste Frauenheld der Stadt? Der sexy Millionär gilt jedoch nicht ohne Grund als notorischer Herzensbrecher. Nach all den Jahren verliebt sich Cal plötzlich Hals über Kopf in ihren Ehemann auf Zeit! EIN MILLIONÄR ZUM HEIRATEN? von CATHERINE MANN Noch weiß der sexy Millionär Kyle Landis nicht, warum Phoebe zu ihm gekommen ist: Er ist der leibliche Vater der kleinen Nina, die Phoebe adoptieren und großziehen möchte. Aber Phoebe zögert nicht lange, erklärt ihm die komplizierte Lage und sieht ihm fest in die Augen. "Ich bin hier, um Sie zu bitten, mich zu heiraten." Ob Kyle sich darauf einlässt? WETTE VERLOREN - LIEBE GEWONNEN? von CARA COLTER Jonas Boyden schlägt Krissy eine Scheinverlobung vor, damit er eine dumme Wette gewinnt. Doch je länger sie in Jonas‘ blaue Augen schaut, desto verführerischer erscheint ihr die Idee. Plötzlich geht es nicht um seine Wette, sondern um ihr unschuldiges Herz … VERHEIRATET MIT EINEM MILLIONÄR von BARBARA DUNLOP Elizabeth schwebt im siebten Ehehimmel, als Reed spontan mit ihr verreisen will. Endlich wieder Romantik und Zweisamkeit! Doch nach der ersten Nacht in Frankreich kommt das böse Erwachen. Und Elizabeth entdeckt verräterische E-Mails … HEIßE KÜSSE - KALTES HERZ? von ABBY GREEN Drei, zwei, eins: seins! Für fast eine Million ersteigert Liam einen Kuss der aufregenden Kate. Magisch fühlt er sich zu dem Model hingezogen, das er einst zurückwies. Denn Kate sehnte sich nach mehr, als er ihr geben wollte. Ist er nun bereit, ihr seine Liebe zu schenken? LIEBE AUF DEN ZWEITEN ... KUSS? von ELLIE DARKINS Einst brach der smarte Unternehmer ihr Herz, jetzt steht Jonathan Kinley überraschend vor ihr. Nicht noch einmal wird Rowan ihm ihre Gefühle gestehen. Doch dann erkennt sie hinter seiner perfekten Fassade dunkle Schatten. Können etwa ihre Küsse sein Herz heilen?
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Seitenzahl: 1199
Cover
Titel
Inhalt
Verführt vom Millionär
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
EPILOG
Ein Millionär zum Heiraten?
COVER
IMPRESSUM
Ein Millionär zum Heiraten?
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
EPILOG
Wette verloren – Liebe gewonnen?
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
19. KAPITEL
EPILOG
Verheiratet mit einem Millionär
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
Heiße Küsse – kaltes Herz?
COVER
IMPRESSUM
Heiße Küsse – kaltes Herz?
PROLOG
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
Liebe auf den zweiten ... Kuss?
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
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Contents
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Joss Wood Originaltitel: „Married to the Maverick Millionaire“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA Band 1984 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Maike Claußnitzer
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9783733723804
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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Quinn Rayne joggte über den Parkplatz an der Coal-Harbour-Promenade. Er lief schnell, aber entspannt. Dabei wich er ständig Touristen und Einheimischen aus, die an diesem späten Nachmittag einen Spaziergang auf dem gepflasterten Fuß- und Radweg unternahmen. Die Kopfhörer und die dunkle Sonnenbrille waren eine perfekte Entschuldigung, um alle verbalen und nonverbalen Anwürfe zu ignorieren.
Obwohl er schon seit zehn Jahren im Rampenlicht stand, hatte er sich nie daran gewöhnt, neugierig und manchmal sogar ablehnend gemustert zu werden. Warum konnten sich die Einwohner von Vancouver nicht mal über einen anderen das Maul zerreißen? Es gab sicher jemanden in der Stadt, der ein noch härterer Hund war, als man es ihm nachsagte.
Als er sich dem Jachthafen näherte, drosselte er sein Tempo, bis er schließlich nur noch ging. Er tastete seinen Puls und hielt den Blick auf die Armbanduhr gerichtet. Nach zwei Minuten nickte er zufrieden. Er war zwar kein Eishockey-Profi mehr, aber er war so fit wie eh und je. Ob seine Spieler wohl auch so gut in Form sein würden, wenn sie nächste Woche zum Training zurückkehrten? Er wollte es hoffen.
Quinn joggte zu seiner Jacht. Ihm gehörte einer der besten Liegeplätze mit einem unverstellten Blick auf den Burrard Inlet, links lag der Stanley Park, vor ihm der Grouse Mountain. Auf dem Wasser zu leben war ein größeres Abenteuer, als in einem Haus zu wohnen, und er war weiß Gott abenteuerlustig.
Quinn ging an Bord der Red Delicious und lief die Treppe zum Hauptdeck hinauf, um schnell in den Wohnbereich zu gelangen. Er schob die Tür auf, nahm den Kopfhörer ab und legte ihn mitsamt Mütze und Sonnenbrille auf den eleganten Beistelltisch. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und fragte sich, ob er noch Zeit hatte zu duschen, bevor Mac und Kade vorbeikamen, um ihm von dem Treffen mit Warren Bayliss zu berichten, ihrem Geschäftspartner und Investor.
Bayliss war ein unverzichtbarer Teil ihres Plans, die Mavericks , ihren Eishockeyverein, von der derzeitigen Besitzerin Myra Hasselback zu kaufen. Sie spielte mit dem Gedanken, einem russischen Milliardär den Zuschlag zu erteilen. Quinn war klar, dass irgendetwas nicht stimmen konnte, wenn Bayliss ihn, einen der Partner, von dem Gespräch ausschloss. Und dass diese Schwierigkeiten etwas mit ihm zu tun haben mussten.
Quinn ging in den weitläufigen offenen Wohnbereich und bemerkte sofort die kleine Gestalt in der Ecke seines riesigen Sofas. Eine Tasse Kaffee in der Hand, sah sie aus dem Fenster und genoss das großartige Panorama. Einen Fuß hatte sie unter sich gezogen. Das andere Bein – lang, schlank und sexy – war angewinkelt. Genau so hatte sie an dem Tag, als er sie kennenlernte, am Strand von Sandy Cove gesessen, grinsend, mit einer großen Zahnlücke, ein sechs Jahre altes Energiebündel. Sie war sein Mädchen von nebenan, besser gesagt das Mädchen, das drei Häuser weiter wohnte. Seine Sandkastenfreundin und im Teenageralter seine Vertraute.
Sie spürte, dass er da war, und drehte sich zu ihm. Ihre dunkelroten Locken wippten. Ihre Nase und ihre Wangen waren von Sommersprossen übersät. Jede einzelne war perfekt. Er liebte diese Sommersprossen und hatte sie und ihr Gesicht so vermisst!
Er war sich nicht sicher, ob er sich die Besucherin nur einbildete oder ob sie wirklich vor ihm saß, mit roten Haaren und ohne Make-up, aber so verdammt echt, dass es ihm den Atem verschlug.
„ Red. Was zum Teufel machst du hier?“
Ihr Lächeln traf ihn wie ein Tritt in die Magengrube, und sein Herz machte einen Satz. Callahans tiefgründige dunkle Augen funkelten, als sie aufsprang. Quinn ertappte sich bei einem Lächeln, seinem ersten richtigen Lächeln heute. Er streckte die Arme aus und hob sie schwungvoll hoch. Sie war federleicht. Er wirbelte sie mühelos herum. Der Duft von Wildblumen umgab sie. Er war in ihrem Haar, in dem Quinn sein Gesicht vergrub, auf ihrer warmen glatten Haut, die er unter ihrem Shirt spürte. Ihr lautes Auflachen machte ihm sofort gute Laune. Sie hatte schon immer ein unverschämt freches Lachen gehabt.
Cal Adam war zurück, und seine Welt war wieder in Ordnung.
Die Füße immer noch in der Luft, legte Cal ihm die Hände auf die Schultern und sah ihm in die Augen. „Hi.“
„Auch hi.“
„Du hattest schon immer wunderschöne Augen“, sagte Cal und ließ die Fingerspitzen auf seiner Wange ruhen. „Eisgrün mit einem smaragdfarbenen Ring.“ Sie strich ihm durch den etwas zu üppigen Bart. „Aber der hier gefällt mir nicht. Du versteckst dein Gesicht dahinter. Dabei ist es so sexy!“
Quinn zog sie enger an sich. Sein Unterleib reagierte auf sie, als sie ihm die Beine um die Taille schlang. Ein Bild von ihr – nass und nackt, in genau dieser Haltung – trat vor sein inneres Auge, aber er wischte es weg. Das hier war Cal, seine älteste und beste Freundin. Sie in Gedanken auszuziehen war schräg. Und falsch.
Er tätschelte ihre straffen Rundungen. „Gut, dass du ein bisschen zugenommen hast, seit ich dich zuletzt gesehen habe.“ Das war fast zwei Jahre her. Damals hatte sie mit einem Magen-Darm-Virus, das sie sich in Panama eingefangen hatte, im Krankenhaus gelegen. Cal hatte wie ein Skelett ausgesehen.
Sie lächelte und küsste ihn kurz auf die Lippen. Quinn sehnte sich nach mehr. Er hätte gern herausgefunden, ob ihr Mund wirklich so weich war, wie er sich anfühlte – und tatsächlich so sündhaft, wie er aussah. Was war nur mit ihm los? War er mittlerweile so ein Playboy, dass jede Begegnung mit einer Frau im Schlafzimmer enden musste? Sogar mit Cal?
Cal zappelte und reckte die Füße zum Ahornparkett. Quinn ließ sie los. Sie strich sich eine Locke hinters Ohr. „ Red Delicious ? Das ist ein komischer Name für ein Boot.“ Sie klimperte theatralisch mit den Wimpern. „Oder hast du es etwa nach mir benannt?“
Er grinste. „Träum weiter. Nein, das ist Zufall.“
„Spaß beiseite: Es ist wunderschön“, sagte Cal und sah sich um.
Quinn folgte ihrem Blick. Die klaren Linien der Fünfundsechzig-Meter-Jacht wurden von der minimalistischen Einrichtung in kühlem Weiß, Grau und Beige wiederaufgenommen. Manchmal war ihm die Atmosphäre fast ein wenig zu nüchtern …
„Aber es braucht etwas Farbe. Ein paar Kunstdrucke und bunte Kissen“, fuhr Cal fort, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Obwohl sie sich so lange nicht gesehen hatten, dachten sie immer noch dasselbe. „Und es ist größer als deine letzte Jacht. Wie viele Leute können hier schlafen?“
„Zehn auf dem Unterdeck. Die Kapitänskajüte liegt im Heck und hat einen begehbaren Kleiderschrank und ein Wellnessbad. Im Bug ist auch noch eine große Kajüte. Zwei kleinere mittschiffs. Es gibt auch noch eine gemütliche kleine Lounge … Da sehe ich fern, um mich zu entspannen. Zwei Decks, eines vor dem Hauptschlafzimmer und dann noch ein Freizeitdeck mit Whirlpool.“
„Beeindruckend. Das möchte ich alles sehen! Wann hast du es gekauft?“
„Etwa vor einem Jahr.“ Quinn strich Cal übers Haar. Ihre Locken ringelten sich um seine Finger. Der Duft ihres Shampoos stieg ihm in die Nase, und er fragte sich, wann Cals Haar so seidig geworden war. So verdammt mädchenhaft. Cal steckte die Hände in die hinteren Taschen ihrer eng anliegenden Jeans und drückte den Rücken durch. Das weiße Seidenshirt spannte sich über ihren kleinen straffen Brüsten. Quinn bemerkte, dass sie einen Pushup-BH mit Spitzenbesatz trug.
Verlegen rollte er die Schultern. Es reicht, Rayne.
Er rieb sich den Nacken, ging durch den Wohnbereich zur Küche und öffnete den Side-by-Side-Kühlschrank. Hoffentlich kühlte die eisige Luft seine lüsternen Gedanken etwas ab.
„Wasser?“, fragte er.
Cal schüttelte den Kopf. „Nein danke.“
Er schlug die Kühlschranktür zu und öffnete die Wasserflasche, die er sich genommen hatte.
„Wie geht es deinem Dad?“, fragte er, als ihm einfiel, warum sie wahrscheinlich in der Stadt war.
„Ganz gut. Die Bypassoperation ist erfolgreich verlaufen. Ich bin direkt vom Flughafen zum Krankenhaus gefahren. Er war wach und hat schon Pläne gemacht. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen. Er kann es gar nicht abwarten, wieder zu arbeiten.“ Er sah ihren Augen die Besorgnis an. „Die Ärzte sagen, dass er sich ein paar Monate lang schonen muss. Das regt ihn furchtbar auf.“
„Er ist doch gerade erst operiert worden! Die Stiftung geht schon nicht unter, nur weil er nicht da ist.“
Die Adam Foundation war die finanzstärkste Wohltätigkeitsorganisation in Kanada. Sie speiste sich aus dem Reichtum mehrerer Generationen von Cals Vorfahren. Mit dem Geld leisteten Cal und wechselnde Ehrenamtliche weltweit Hilfe zur Selbsthilfe.
Cal biss sich auf die Lippen. „Er braucht jemanden, der die Stiftung leitet, bis er wieder auf den Beinen ist.“
„Und dieser Jemand bist du?“, fragte Quinn und ärgerte sich darüber, wie freudig erregt er auf einmal war. Er und Cal lebten seit Ewigkeiten nicht mehr in derselben Stadt. Sie wieder hier zu haben würde eine sehr nette Abwechslung sein.
„Vielleicht“, antwortete Cal wenig begeistert. „Das müssen wir erst noch besprechen.“
Quinn runzelte die Stirn und fragte sich, warum Cal der Stadt, in der sie beide aufgewachsen waren, gemischte Gefühle entgegenbrachte. Vancouver war schön, interessant und vielfältig, aber Cal kam nur nach Hause, wenn es absolut unumgänglich war. Vielleicht lag es daran, dass ihr Mann ums Leben gekommen war, als sein Kleinflugzeug vor vier … nein, vor fünf Jahren nördlich der Stadt gegen einen Berg geprallt war.
Sie hatte in derselben Woche geheiratet, in der sie vierundzwanzig geworden war. Es war wegen ihrer Ehepläne zu einem heftigen Streit gekommen. Quinn hatte ihr laut und wortreich versichert, dass sie den Verstand verloren hatte, und war damals weder bei ihrem Geburtstag noch auf ihrer Hochzeit gewesen.
„Weiß die Presse schon, dass du zu Hause bist?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. Wie er brachte Cal den Medien eher Hass als Hassliebe entgegen.
„Jeder weiß es. Die Reporter waren am Flughafen und im Krankenhaus.“
„Von wo bist du eigentlich gekommen?“ Es war ein paar Monate her, dass sie sich gesprochen hatten, und obwohl sie sich regelmäßig Mails schrieben, hatte er vergessen, wo sie zuletzt gewesen war. Cal war gewissermaßen die Feuerwehr der Familienstiftung: Sie wechselte von Projekt zu Projekt und reiste an jeden Ort, an dem sie gebraucht wurde. Sie konnte in einer Woche in Lateinamerika und in der nächsten schon im Fernen Osten sein. Cal sammelte Vielfliegermeilen wie Politiker Stimmen.
„Aus Lesotho. Dort habe ich an einem Projekt gegen die Bodenerosion gearbeitet.“ Cal nickte zur Kücheninsel hinüber, wo sein Festnetztelefon und sein Handy lagen. „Dein Handy hat geklingelt, dann auch das Telefon. Mac hat auf den Anrufbeantworter gesprochen. Er sagt, dass er mit Wren und Kade auf dem Weg hierher ist, um die heutige Katastrophe mit dir zu besprechen.“ Sie legte den Kopf schief und kniff die bildschönen blauschwarzen Augen zusammen. „Was hast du nur schon wieder ausgefressen?“
Quinn hörte Macs und Kades schwere Schritte auf der Außentreppe und zuckte die Schultern. „Wie sagt man so schön, Red? Eigentlich wollte ich nur spielen …“
Er begrüßte Wren, die PR-Leiterin der Mavericks , und seine Freunde, die zugleich seine Geschäftspartner waren, und bot ihnen allen einen Platz an. Während er Kaffee kochte, umarmten seine Freunde Cal und fragten, wie es ihr ging. Es spielt keine Rolle, wie selten sie sie sehen, dachte Quinn. Cal fügte sich automatisch wieder nahtlos in sein Leben ein und wurde akzeptiert, weil Mac und Kade wussten, dass Cal hinter ihm stand, genau wie sie beide.
Quinn brachte allen Kaffeebecher und seufzte, als er ihre düsteren Mienen sah. Normalerweise nahm er ihre Sorgen auf die leichte Schulter. Mac und Kade hatten ständig Angst, dass er auf seiner Jagd nach dem Adrenalinkick ums Leben kommen würde. Aber es gefiel ihm nicht, wie frustriert, ja verärgert sie heute wirkten. Seine Freunde und Wren waren stinksauer. Nicht unbedingt auf ihn, aber auf die Situation, in die er geraten war.
Er geriet in so einige Situationen .
Zum Teufel . Quinn fuhr sich mit den Fingern durchs schweißnasse Haar und drehte es sich im Nacken zu einem Knoten zusammen. Da wären wir wieder.
„Mach dir auch einen Kaffee. Du wirst ihn brauchen“, schlug Mac vor, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
„Den kann ich kochen“, bot Cal an.
Quinn wusste ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen, schüttelte aber den Kopf. „Danke, Red, das mache ich schon.“
Er strich sich über den dichten Bart, als er um die Insel herum zur Kaffeemaschine ging. Er holte seinen Lieblingsbecher, stellte ihn unter die Tülle und drückte den Knopf für einen Espresso. Die Maschine gurgelte und spuckte das Koffein aus. Quinn drückte den Kopf gleich noch einmal. Whiskey wäre ihm lieber gewesen, aber ein doppelter Espresso musste reichen.
„Na, wie ist das Treffen mit Warren gelaufen?“, fragte er und drehte sich um.
Direkt wie immer zeigte Mac auf Cal. „Vielleicht sollten wir das lieber im kleinen Kreis besprechen.“
Cal stand sofort auf, aber Quinn schüttelte den Kopf. „Was ich weiß, darf auch sie wissen. Ich vertraue ihr.“
Mac nickte und rieb sich das Kinn, während Cal sich wieder hinsetzte. „Deine Entscheidung.“
„Warren ist alles andere als begeistert von dir und spielt mit dem Gedanken, den Deal platzen zu lassen.“
Quinn hielt sich an der Granitplatte der Kücheninsel fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er fühlte sich, als wäre eine zwölf Meter hohe Welle unter dem Bug der Jacht hindurchgebrandet. „Was?“
„Und warum?“, fragte Cal. Sie wirkte so schockiert wie er. „Was hat Quinn getan?“
„Geht es um das Interview, das Storm gegeben hat?“, fragte Quinn.
„Unter anderem“, bestätigte Kade.
Quinn nippte an seinem Kaffee und sah aufs Wasser hinaus. Vor ein paar Tagen hatte er in aller Frühe erfahren, dass die Frau, mit der er drei Wochen lang zusammen gewesen war, einen Monat nach der Trennung mit unappetitlichen Details ihrer Affäre an die Öffentlichkeit gegangen war. Storm hatte der Welt unter Tränen im Frühstücksfernsehen erzählt, Quinn sei gefühlskalt und habe sie ständig betrogen. Deshalb brauche sie nun eine intensive Therapie.
Sie hatte verdammt überzeugend geklungen, aber nichts davon stimmte.
Er hatte Storm von Anfang an klar gesagt, dass er nicht auf eine feste Beziehung aus war, doch sie hatte aus ihrer flüchtigen Affäre ein Drama gemacht. Storms Interview war reine Eigenwerbung, ein Trick, damit ihr zugegebenermaßen wunderschönes Gesicht weiter die Titelseiten zierte.
„Komm, Quinn, setz dich“, sagte Kade und zeigte mit dem Fuß auf einen Sessel. Quinn ließ sich auf den Sessel fallen und lehnte den Kopf an. Sein Blick huschte von Kade und Mac zu Cal. Aus ihren Augen, die genau dieselbe Farbe wie sein mitternachtsblaues Motorrad hatten, sprachen Sorge und Mitgefühl.
„Das ist nur die neueste Negativschlagzeile von vielen, und Warren befürchtet, dass es so weitergeht. Er hat uns unverblümt gesagt, dass die Mavericks sich nicht noch mehr vernichtende Meldungen leisten können, und dass es dabei immer um dich geht.“
„Will er, dass ich aus der Partnerschaft aussteige?“, fragte Quinn. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals.
„Er hat es angedeutet.“
Quinn fluchte. Die Mavericks , Macs und Kades Partner zu sein, all das machte einen Großteil dessen aus, was er war. Die Mannschaft zu trainieren war seine Leidenschaft, sein Beruf, sein Lebensinhalt. Er brannte dafür.
Aber um die Mavericks zu übernehmen, brauchten sie Bayliss. Er war ihre Eintrittskarte zu besseren Sponsorenverträgen. Er hatte Medienkontakte, von denen sie nur träumen konnten und die sie benötigten, um die Mavericks als Marke zu stärken. Aber ihr Investor glaubte, dass Quinn ein Schwachpunkt war.
Zumteufelverdammtermist.
Quinn sah Cal an. Sie ließ sich von ihrem Barhocker gleiten, um sich auf seinen Sessel zu setzen und ihm den Arm locker um die Schultern zu legen. Er war so froh, dass sie wieder in der Stadt war, froh, dass sie hier war. Er brauchte selten irgendjemanden, aber jetzt gerade brauchte er sie. Ihre bedingungslose Unterstützung, ihren Humor, ihre Bodenständigkeit.
Er sah Wren an. „Hat er recht? Schade ich den Mavericks ?“, fragte er. Seine Stimme war von Natur aus tief, jetzt aber vor Anspannung besonders rau.
Wren warf einen Blick auf den Zeitungsstapel, der neben ihr lag. „Du trägst jedenfalls nicht zu ihrem guten Ruf bei.“ Sie verschränkte die Hände auf dem Tisch und beugte sich vor. Ihr Gesicht wirkte ernst. „Im Grunde folgen alle Berichte über dich in letzter Zeit demselben Muster. Die Journalisten fallen über dich her wie ein Rudel tollwütiger Wölfe.“
Quinn runzelte die Stirn. „Na super.“
„Leider haben sie auch keinen Grund, dich mit Samthandschuhen anzufassen. Vor ein paar Wochen hättest du fast einen Fotografen überfahren“, sagte Wren.
Quinn hob die Hände. „Das war ein Unfall. Gewissermaßen.“
Wren fuhr fort: „Alle sind sich einig, dass es Zeit wird, dass du erwachsen wirst. Dass deine … Abenteuer nur noch peinlich sind. Dass es langweilig ist, dich jeden Monat mit einer anderen Frau zu sehen. Manche Journalisten gehen sogar noch einen Schritt weiter und fragen, wann du wohl Kades und Macs Vorbild folgst und eine Familie gründest. Was witzig und interessant war, als du Anfang zwanzig warst, wirkt jetzt nur noch, als ob du dich gehen lässt.“
Quinn verzog das Gesicht. Aua. Das ist hart.
Nicht so hart, wie zu wissen, dass er nie eine eigene Familie haben würde, aber …
Ach komm, Rayne, hör auf damit! Du weißt schon seit fünf Jahren, dass du unfruchtbar bist, und hast dich damit abgefunden. Eigentlich willst du doch auch gar keine Familie, oder? Grübel nicht länger, sondern schau nach vorn!
Kade hob eine Zeitung hoch. Quinn sah, dass jemand, vermutlich Wren, einen Teil des Texts unterstrichen hatte.
Kade las die vernichtenden Worte laut vor:
Insidern zufolge steht der Deal zum Kauf der Mavericks zwischen Quinn Rayne, Kade Webb, Mac McCaskill und ihrem Investor, dem milliardenschweren Industriellen Wayne Bayliss, kurz vor dem Abschluss. Obwohl Bayliss als konservativ gilt, schlägt Rayne nach wie vor über die Stränge. Als Trainer brillant und erfolgreich, ist er seinen Spielern privat kein Vorbild. Sein Liebesleben ist eine Lachnummer. Offenbar können nicht mal seine Partner ihm ins Gewissen reden.
Kade und Mac musterten ihn unverwandt. Er wusste es zu schätzen, dass sie ihn direkt ansahen.
„Ist es das, was ihr mir sagen wollt?“, fragte er heiser.
Kade tauschte einen Blick mit Mac und sagte dann: „Das letzte Jahr war für uns alle stressig. Es ist so viel passiert: Vernons Tod, die Partnerschaft mit Bayliss, der geplante Kauf der Mannschaft …“
„Ihr habt euch verliebt und Familien gegründet“, ergänzte Wren.
Kade nickte. „Auch ohne Negativschlagzeilen ist die Situation schon kompliziert genug. Du musst dich für uns, die Mavericks , zusammenreißen.“
Quinn starrte an die Decke. Er wollte widersprechen, über die unfairen Vorwürfe schimpfen, alles leugnen. Stattdessen senkte er wieder den Kopf und schaute Cal an, die immer noch auf der Sessellehne saß und nachdenklich guckte.
„Du bist so still, Red. Was meinst du?“
Cal biss sich auf die Unterlippe. Sie ließ den Kopf zur Seite sinken und seufzte tief. „Ich weiß, wie wichtig es euch ist, die Mannschaft zu kaufen, und ich glaube, du würdest alles tun, um dafür zu sorgen, dass ihr es schafft.“ Sie zog die Nase kraus. „Vielleicht musst du wirklich eine ruhigere Kugel schieben. Keine ständig wechselnden Dates, keine Extremsportarten mehr …“
Das Klingeln eines Handys unterbrach sie.
Cal sprang auf. „Entschuldige, das ist meins. Vielleicht ist es das Krankenhaus.“
Quinn nickte. Cal beugte sich vor, um ihre Tasche aufzuheben, und er blinzelte, als der Jeansstoff sich straff über ihre perfekt geformten Kurven spannte. Er schluckte. Sein Mund war staubtrocken.
Quinn rieb sich den Nacken. Statt über Red und ihren schönen Körper nachzudenken, sollte er seine Aufmerksamkeit lieber seiner Karriere widmen. Er musste Bayliss überzeugen, dass er ein unverzichtbarer und wertvoller Bestandteil des Teams war, kein Risikofaktor. Dafür musste er die Medien loswerden oder zumindest dafür sorgen, dass sie sich auf etwas Positiveres an ihm konzentrierten. Aber das war leichter gesagt als getan.
Als Cal durch die Glastür auf das kleinere Deck hinaushuschte, gestand er sich ein, dass das Begehren, das er plötzlich empfand, eine zusätzliche Schwierigkeit war, auf die er liebend gern verzichtet hätte.
„Callahan Adam-Carter? Bitte bleiben Sie in der Leitung, Mr. Graeme Moore möchte Sie sprechen.“
Cal runzelte die Stirn und fragte sich, wer Graeme Moore war. Sie warf einen Blick zurück in die Lounge und dachte, dass die drei Mavericks unglaublich sexy waren. Sportlich, muskulös, weltmännisch. Und da Quinn als Einziger noch Single war, wunderte es sie nicht, dass die Presse sich auf ihn konzentrierte. Zu einem anständigen Frühstück gehörte in Vancouver neben Kaffee auch der neueste Klatsch und Tratsch über die beliebtesten Eishockeystars der Stadt.
Im Laufe der Jahre war Quinns blondes Haar nachgedunkelt. Heute war es karamellfarben, aber seine Augen – diese glänzenden eisgrünen Augen unter langen dunklen Wimpern und dichten Augenbrauen – waren noch genau wie früher. Sein zu langer dunkelblonder Bart und seine Frisur gefielen ihr nicht unbedingt, aber sie verstand, warum die weibliche Bevölkerung von Vancouver auf ihn abfuhr. Er wirkte äußerst maskulin und schien von einem Hauch von Gefahr umgeben zu sein, der keine Frau unberührt ließ. Sie beobachtete nun schon ihr Leben lang, wie er Frauen um den Verstand brachte, und wusste, dass er ein richtig heißer Typ war.
Als sie ihn vorhin umarmte, war ihr aufgefallen, dass sich ihr Herzschlag beschleunigte, und tief unten hatte etwas in ihr pulsiert. Interessant. Nachdem sie sich fünf Jahre lang nicht im Geringsten zu irgendjemandem hingezogen gefühlt hatte, kehrte ihre Sexualität endlich zurück. Dass sie so auf Quinn reagierte, war wohl darauf zurückzuführen, dass sie schon lange nicht mehr so nahe bei einem attraktiven Mann gewesen war. Oder bei irgendeinem Mann.
Es hatte nichts zu bedeuten. Er war schließlich Quinn. Quinn! Der Junge, der versucht hatte, im Badezimmer Frösche zu züchten. Er hatte Cal gnadenlos aufgezogen und sie dennoch gegen andere Schüler verteidigt, die sie gemobbt hatten. Für sie war er nicht der beste Eishockeytrainer der NHL, der wilde Adrenalinjunkie, dessen Eskapaden Wasser auf den Mühlen der Klatschpresse waren, oder auch nur der durchtrainierte Playboy, der mit Supermodels und geltungssüchtigen Schauspielerinnen ausging.
Er war einfach nur Quinn und schon knapp zwanzig Jahre lang ihr bester Freund.
Eigentlich eher achtzehn Jahre lang. Ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit und während ihrer Ehe hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Erst nach Tobys Tod hatten sie wieder Kontakt zueinander aufgenommen.
„Mrs. Carter, ich freue mich, Sie endlich zu erreichen.“
Mrs. Carter? Cal wurde flau im Magen, und der Kaffee kam ihr wieder hoch. Sie schluckte.
„Ich habe zahlreiche Nachrichten an Ihre E-Mail-Adresse bei Carter International geschickt, aber Sie haben sie nicht beantwortet“, fuhr Moore fort.
Cal zuckte die Schultern. Seit Toby gestorben war, beachtete sie Mails an diese Adresse nur noch selten – na gut, nie. „Das tut mir leid. Wer sind Sie?“
„Toby Carters Anwalt. Ich rufe Sie wegen seines Erbes an.“
„Warum denn? Alle Erbschaftsangelegenheiten sind doch seit Jahren geklärt“, sagte Cal und runzelte die Stirn.
Moore schwieg eine ganze Weile. Dann sagte er: „Ich habe nach der Beerdigung sein Testament verlesen, Mrs. Carter. Erinnern Sie sich an den Tag?“
Nein, eigentlich nicht. Ihre Erinnerungen an Tobys Tod und sein Begräbnis waren von einem Nebel umgeben, den sie nicht durchdringen konnte und wollte.
„Ich habe Ihnen eine Mappe gegeben und Sie gebeten, das Testament noch einmal zu lesen, wenn Sie sich stärker fühlen“, fuhr Moore fort, als sie nicht antwortete. „Das haben Sie nicht getan, oder?“
Cal verdrängte die Übelkeit, die in ihr aufstieg, wann immer sie von Toby sprach, und zwang sich nachzudenken. Nein, sie hatte das Testament nicht noch einmal gelesen. Wahrscheinlich lag die Mappe immer noch im Arbeitszimmer in Tobys bis heute leer stehendem Haus.
„Warum rufen Sie mich an, Mr. Moore?“
„Um Sie daran zu erinnern, das Mr. Carters Erbe die letzten fünf Jahre geruht hat. Mr. Carter wollte, dass Sie alles erben, wollte seinen Reichtum aber nicht mit Ihrem künftigen Mann teilen. Sein Testament legt fest, dass Sie sein Erbe antreten können, wenn Sie nach seinem Tod fünf Jahre lang nicht geheiratet haben.“
„Was?“
„Die Erbschaft umfasst zahlreiche Bankkonten, seine Immobilien hier und in Übersee und seine Anteile an Carter International , daneben auch seine Kunst-, Möbel- und Edelsteinsammlungen. Insgesamt wird der Wert des Erbes auf zweihundert Millionen Dollar geschätzt.“
„Ich will es nicht! Geben Sie es seinen Söhnen.“
„Das Testament kann nicht geändert werden. Nur wenn Sie vor dem Jahrestag seines Todes heiraten, verfällt Ihr Anspruch auf Mr. Carters Erbe. Dann wird es zu gleichen Teilen zwischen seinen beiden Söhnen geteilt.“
Toby, du Dreckskerl! „Also muss ich innerhalb von vier Monaten heiraten, um dafür zu sorgen, dass seine Söhne erben, was ihnen in moralischer Hinsicht ohnehin zusteht?“, fragte Cal und spürte, dass sie Herzklopfen bekam.
„Genau.“
„Wissen Sie, wie bescheuert das ist?“
Moore bat sie noch einmal, seine Mails zu lesen, und beendete dann das Gespräch. Cal schloss die Augen, atmete tief ein und flutete ihre Lunge mit Luft, um die Panik zu unterdrücken. Alles, was Toby gehört hatte, war befleckt, von derselben düsteren, herrischen und besitzergreifenden Energie durchdrungen, die er unter seinem charmanten und kultivierten Auftreten verborgen hatte.
Cal kniff die Augen zu und versuchte, sich nicht an die erbarmungslose Häme zu erinnern, ihre Verwirrung, die Verzweiflung. Er war seit fünf Jahren tot und doch immer noch in der Lage, sie in Panik zu versetzen, sie an sich zweifeln zu lassen, ihre hart erkämpfte Unabhängigkeit in Verunsicherung zu verwandeln. Sie konnte nicht seine Erbin sein. Sie wollte nichts haben, was ihm gehört hatte.
Um ihren Mann auch seelisch loszuwerden, durfte sie an nichts gebunden sein, was einmal ihm gehört hatte. Sie würde den Erstbesten heiraten, um sein verseuchtes Vermächtnis abzuschütteln.
Cal drehte sich um, als sie hörte, wie die Tür zur Lounge aufgeschoben wurde, und sah Quinn vor sich stehen. Sie setzte ein Lächeln auf und hoffte, dass er genug mit seinem eigenen Drama zu tun hatte, um zu bemerken, dass sie jetzt selbst die Hauptrolle in einem spielte.
Quinn runzelte die Stirn. Offenbar machte ihn irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck stutzig. „Alles in Ordnung?“, fragte er, während er ihr bedeutete, wieder hereinzukommen.
Cal nickte und ging zurück in die Lounge. „Abgesehen davon, dass ich einen Ehemann brauche, geht es mir gut.“ Sie blickte in schockierte Gesichter und winkte ab. „Schlechter Witz. Achtet gar nicht auf mich. Na, habt ihr eine Lösung für euer Problem parat? Irgendeine Idee, um Quinns Ruf zu retten?“
Wren beugte sich vor, schlug die Beine übereinander und verschränkte nachdenklich die Hände über den Knien. „Ich wünschte, es wäre kein Witz, Cal. Wenn Quinn dich heiraten würde, wäre das hervorragende PR für ihn.“
Mac und Kade lachten. Quinn verschluckte sich fast, aber Cal zog nur die Augenbrauen hoch und sah Wren auffordernd an.
„Du bist für die PR Gold wert, Callahan. Du bist eine wahre Märchenprinzessin, das einzige Kind deines steinreichen Vaters und der Primaballerina der Royal Canadian Ballet Company , einer der besten Tänzerinnen weltweit. Du hast Toby Carter geheiratet, der vor den dreien hier der begehrteste Junggeselle von Vancouver war. Die Öffentlichkeit liebt dich, obwohl du selten in der Stadt bist.“
Konnte sie das? Sollte sie es wagen? Es wäre eine schnelle und praktische Lösung.
Cal raffte allen Mut zusammen, setzte ein strahlendes Lächeln auf und wandte sich an Quinn. „Na, was meinst du? Wollen wir heiraten?“
Cal rief Quinns Freunden einen Abschiedsgruß zu und schloss die Schiebetür. Sie ging durch den Hauptsalon am großen Esstisch vorbei und blieb an der Treppe stehen, die unter Deck zu den Kabinen führte. Dorthin war Quinn verschwunden, nachdem sie die Bombe hatte platzen lassen, aber nicht ohne ihr zu sagen, dass ihr Vorschlag alles andere als witzig und absolut unpassend war.
Sie hatte es durchaus ernst gemeint, und das hätte sie ihm gern sofort erklärt. Aber Cal kannte Quinn und wusste, dass er etwas Zeit allein brauchte, um sich zu sammeln. Die brauchte sie auch. Sie ging in die Küche zurück und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, öffnete den Verschluss und trank einen Schluck direkt aus der Flasche. Obwohl sie noch keinen ganzen Tag wieder in Vancouver war, fühlte sie sich schon, als würde sie ersticken.
So ging es ihr immer, wenn sie hier war. Die Stadt, die sie als Kind, Teenager und junge Frau geliebt hatte, erdrückte sie jetzt.
Cal verzog das Gesicht. So schön Quinns neue Jacht auch war, sie wollte nicht hier sein. Es fiel ihr schwer, die Anonymität hinter sich zu lassen, in der sie sich nach Toby eingerichtet hatte. Aber ihr Vater brauchte sie, und weil er alles war, was ihr von ihrer Familie geblieben war, hatte sie den ersten Flug nach Hause genommen.
Cal hielt sich die kalte Flasche an die Wange und schloss die Augen. Außerhalb von Vancouver war sie Cal Adam und nicht Callahan Adam-Carter, Tobys junge Frau aus gutem Hause. Von der Ehefrau, die sie einmal gewesen war, hatte sie sich mittlerweile so weit entfernt wie ein Politiker von der Wahrheit. Die Einwohner ihrer Heimatstadt wären schockiert gewesen zu erfahren, dass sie für eine knapp dreißigjährige Witwe, die unter dem Blick der Öffentlichkeit aufgewachsen war, mittlerweile ziemlich normal war.
Sie hatte sich ihre Freiheit, Unabhängigkeit und Individualität hart erarbeitet. Es war nicht leicht gewesen. Sie war die Witwe eines Multimillionärs und das einzige Kind eines der reichsten Männer des Landes und einer Ballett-Ikone. Ihr bester Freund war der bekannteste Playboy der Stadt.
Dem sie gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte. Verrückt!
Doch in einem kleinen klaren Teil ihres Gehirns war das alles absolut schlüssig, und in den vergangenen Jahren hatte sie gelernt, auf diese innere Stimme zu hören.
Vor allem wäre es für Quinn ein guter Schachzug, sie zu heiraten. Sie war hübsch und stammte aus der besten Gesellschaft. Die Reporter und Fotografen liebten sie. Sie war so selten in der Stadt, dass alles, was sie tat oder sagte, garantiert Schlagzeilen machen würde. Dank ihr verkauften sich Zeitungen, ob online oder Print. Eine Hochzeit mit ihr würde ein deutliches Zeichen setzen, dass Quinn sein Leben ändern wollte.
Denn niemand, noch nicht einmal der legendäre Casanova Quinn Rayne, spielte Spielchen mit Callahan Adam-Carter. Außerdem machten ihr Vater und Warren Bayliss viele Geschäfte miteinander. Bayliss würde es nicht wagen, Cauleys Schwiegersohn aus dem Deal mit den anderen beiden Mavericks auszuschließen.
Und was sie selbst betraf …
Wenn sie keinen Anteil an Tobys Erbe wollte, musste sie heiraten, daran führte kein Weg vorbei. Und um sich selbst und ihre Freiheit zu schützen, musste sie einen Mann heiraten, zu dem sie ehrlich sein konnte. Sie kannte Quinn und vertraute ihm. Er hasste es, eingeengt zu werden, und hielt sich deshalb an den Grundsatz „Leben und leben lassen“. Er war genau der Typ Mann – der einzige Typ Mann –, der für sie infrage kam.
Quinn würde sie emotional nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Sie kannte ihn schon ihr Leben lang und hatte ihn immer nur als Freund gesehen. Der kleine Funke, den sie vorhin gespürt hatte, war eine Ausnahme und nicht der Rede wert. Ihn zu heiraten war der einfachste Ausweg aus ihrer heiklen Situation.
Wenn sie Quinn dazu bringen konnte, in die Ehe einzuwilligen, würde sie aber nur auf dem Papier bestehen. Zwischen ihnen würde sich nichts ändern. Es würde eine reine Zweckgemeinschaft sein, ein Trick, eine zeitlich begrenzte Lösung für ihre Probleme. Ihre Freundschaft würde bestehen bleiben.
So musste es sein. Alles andere kam nicht infrage.
Aber das galt natürlich nur, wenn sie Quinn dazu bringen konnte zuzustimmen.
Hatte Cal den Verstand verloren? War ihr Gehirn noch in … Wo war sie doch gleich gewesen? In diesem winzigen afrikanischen Land, dessen Namen er vergessen hatte. Egal. Was zum Teufel dachte sie sich bloß?
Ihr offenbar ernst gemeinter Antrag hatte Quinn so aus der Fassung gebracht, dass er sie angeschrien und seinen Freunden gesagt hatte, er würde jetzt duschen gehen. Er hatte gehofft, dass einige Zeit allein unter den kraftvollen Strahlen der beiden Duschköpfe ihn beruhigen würde.
Es war das entspannendste Duschsystem der Welt, hatte sein Architekt ihm versprochen. Entspannend? Dass er nicht lachte!
Er war einfach nicht für Ehe und Familie geschaffen. Selbst zu der Familie, in die er hineingeboren war, gehörte er ja kaum noch. Und nun schlug Cal vor, zusammen mit ihm eine eigene zu gründen?
Sie musste verrückt sein.
Aber wenn sie das war und er sich gar nicht vorstellen konnte, sie zu heiraten, warum versetzte der Gedanke daran ihn dann in freudige Erregung? Warum wünschte er sich manchmal, wenn er müde oder gestresst war, jemanden zu haben, zu dem er nach Hause kommen konnte? Eine Familie, die ihn von der Belastung ablenkte, der jüngste und unerfahrenste Trainer der Liga zu sein? Und vor allem: Warum hatte er, wenn er Kade und Mac mit ihren Frauen sah, den Eindruck, dass ihm etwas fehlte?
Er konnte unmöglich neidisch sein, entschied er, griff nach dem Shampoo und kippte sich schwungvoll zu viel in die hohle Hand. Er fluchte, als das meiste davon herunterlief. Den Rest rieb er sich wild ins lange Haar und in den Bart und fluchte gleich noch einmal, als der Schaum ihm in den Augen brannte. Er drehte die Düsen so weit auf, wie es ging, und ließ das Wasser auf seinen Kopf, sein Gesicht und seine Schultern prasseln. Ehe, Familie, Kinder – alles unmöglich. Vor Jahren hatte er bei einer Routinekontrolle vom Mannschaftsarzt und von einem Spezialisten erfahren, dass seine Blutwerte darauf hinwiesen, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von fünfundneunzig Prozent unfruchtbar war. Sie hatten ihm weitere Tests vorgeschlagen, aber die Mühe hatte Quinn sich nicht gemacht. Damals hatte es ihn nicht allzu sehr gestört, und er war schnell darüber hinweggekommen. Das musste er jetzt auch schaffen. Und zwar sofort. Wann wirst du endlich erwachsen, Rayne?
Das Leben seiner Freunde änderte sich, und deshalb musste sich auch seines ändern. Quinn schimpfte weiter vor sich hin. So unfair es auch sein mochte, seine Affäre mit Storm, seine riskanten Abenteuer und die Lässigkeit, mit der er alles außer dem Training der Mannschaft anging, hatten dem Ruf der Mavericks geschadet. Bayliss wollte ihn nicht mehr dabeihaben. Wenn Kade und Mac sich hinter Quinn stellten und Bayliss als Investor absprang, würde die Witwe Hasselback das Team höchstwahrscheinlich an Chenko verkaufen. Und daran würde Quinn schuld sein.
Seine Mannschaftskameraden, seine Freunde, seine Brüder, hatten das nicht verdient.
Er hatte keine Wahl. Er würde sein Lotterleben aufgeben, aufpassen, was er sagte, es insgesamt ruhiger angehen lassen und der Presse nichts mehr liefern, woraus sie ihm einen Strick drehen konnte. Mac und Kade, seine Spieler, die Fans – alle wollten, dass er ein Kaninchen aus dem Hut zauberte, und das würde er auch tun. Aber wie lange würde es dauern, bis die Medien ihn in Ruhe ließen? Drei Monate? Sechs? Er konnte sich benehmen, solange er musste, aber das hieß dann auch: keine Frauen.
Keine Frauen. Nach der komplett durchgeknallten Storm war er darüber eigentlich ganz froh. Die neue Eishockeysaison begann bald. Bei all den Spielerwechseln, Fitnesschecks und Trainingseinheiten würde er ohnehin kaum Freizeit haben. Er konnte eine Pause vom schönen Geschlecht vertragen.
Aber heiraten würde er nicht. Das war doch bescheuert. Außerdem hatte Cal bloß einen Witz gemacht. Sie hatte einen schrägen Sinn für Humor.
Quinn stellte die Düsen ab, schnappte sich ein Handtuch und schlang es sich um die Hüften. Er spazierte aus dem Badezimmer und blieb wie angewurzelt stehen, als er Cal mit einer Bierflasche in der Hand auf seinem riesigen Doppelbett sitzen sah.
„Fühl dich wie zu Hause“, sagte er sarkastisch zu ihr.
„Wir sollten heiraten“, antwortete sie. Ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit.
Er kannte diesen Blick. Cal hatte ihr Ich-meine-es-absolut-ernst-Gesicht aufgesetzt. „Mein Gott, Cal! Spinnst du?“
Kann schon sein.
Cal sah zu, wie Quinn in seinem begehbaren Kleiderschrank verschwand und die Tür hinter sich zuschlug. Sie wartete darauf, dass er sich wieder hervorwagte. Sie musste ihm in die Augen sehen, um ihm klarzumachen, wie ernst sie es meinte.
Lieber Gott, der Mann hat einen Sixpack, dass einem die Tränen kommen … Beherrsch dich, Callahan Adam! Du hast Quinn schon früher in nicht mehr als einem Handtuch gesehen – und sogar ganz nackt. Das sollte dich nicht auf dumme Gedanken bringen! Los, konzentrier dich.
Zu heiraten war eine brillante Lösung für ihre Probleme, aber sie würde ihn erst überzeugen müssen. Die Hochzeit würde ihr helfen, einen ganzen Fliegenschwarm von Schwierigkeiten mit einer magischen Klappe zu erschlagen. Das musste Quinn nur noch einsehen …
Die Tür schwang auf, und Quinn kam heraus. Jetzt trug er eine gerade geschnittene Sporthose und ein langärmliges T-Shirt. Er hatte die Ärmel aufgekrempelt. Die Muskeln an seinen Unterarmen traten hervor. Er hatte sich die Haare aus dem Gesicht gekämmt, sah aber immer noch finster drein.
Cal saß im Schneidersitz mitten auf dem Bett und klopfte neben sich auf die Tagesdecke. „Lass uns reden.“
„Aber wehe, du nimmst noch einmal das Wort ‚heiraten‘ in den Mund.“ Quinn setzte sich auf die Kante des Sessels in der Ecke und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Seine Miene war so finster wie die Nacht, die draußen gerade anbrach. Cal sah ihm an, dass er nicht in Stimmung war, über ihren spontanen Antrag zu reden. Wenn sie ihn jetzt bekniete, würde er sich weigern, und sie würde Tobys schmutzige zweihundert Millionen erben.
Aber da sie selbst ziemlich stur war, wusste sie, dass die beste Art, mit Quinn zurechtzukommen, darin bestand, den taktischen Rückzug anzutreten und sich dem Problem aus einer anderen Perspektive zu nähern.
Sie rieb sich mit der Faust die Augen. „Das war ein wirklich verrückter Nachmittag. Und kein toller Tag. Vor einer Viertelstunde habe ich mit dem Arzt meines Vaters gesprochen.“
Quinns Gereiztheit wich Besorgnis. Er beugte sich vor und war sofort ganz Ohr. Das war einer seiner liebenswertesten Charakterzüge: Wenn man mit ihm befreundet war und ihm sagte, dass man in Schwierigkeiten steckte, zählte für ihn nichts anderes mehr. „Und? Wie geht es ihm?“
„Er hat schrecklich ausgesehen. So alt.“ Cal stellte ihre Bierflasche auf dem Nachttisch ab. Ihr Vater würde schon wieder gesund werden, redete sie sich ein, als Panik in ihr aufzusteigen drohte. Der Bypass war erfolgreich gelegt worden. Er brauchte nur Zeit, sich zu erholen. „Der Arzt sagt, er muss sich drei Monate freinehmen. In der Zeit darf er keinen Stress haben. Er hat meinem Vater empfohlen, in eine sehr exklusive private Rehaklinik in der Schweiz zu gehen.“
„Aber?“
„Mein Vater macht sich Sorgen um die Stiftung. Es kommt ja bald eine Wohltätigkeitsveranstaltung nach der anderen: der jährliche Maskenball, der Halbmarathon, die Kunstauktion. Der Arzt sagt, wenn ich will, dass mein Vater wieder gesund wird, muss ich jemanden finden, der seine Verpflichtungen übernimmt.“
„Es gibt nur einen Menschen, dem er gestatten würde, in seine Fußstapfen zu treten“, sagte Quinn und lehnte sich zurück.
„Mich.“
„Du bist eine Adam, Red, und dein Vater war immer der Meinung, dass nur ein Adam der Stiftung vorstehen kann. Ich weiß, wie er dir einmal beim Abendessen einen dreißigminütigen Vortrag darüber gehalten hat. Wie alt waren wir da? Fünfzehn?“
Cal lächelte. „Vierzehn.“
„Also leitest du die Stiftung für ihn?“
„Wie könnte ich das nicht?“, antwortete Cal. „Es sind nur drei Monate. Drei Monate habe ich auch schon beim Hausbau in Costa Rica verbracht, nach dem Erdbeben in Haiti oder damals im Flüchtlingscamp im Sudan. Ständig helfe ich Fremden, und ich möchte auch meinem Vater helfen, doch ich will eigentlich nicht in Vancouver bleiben. Aber wenn ich es doch tue, kann ich auch dir helfen. Wenn du mich heiratest, rettet das deinen Ruf.“
Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie über sein entsetztes Gesicht gelacht.
„Ich opfere meine Freundschaft mit dir keinem PR-Gag“, sagte Quinn in einem Ton, als würde er verkünden, dass er keine Gefangenen machte.
Nur wenige Leute wussten, dass dieser Anstand ein entscheidender Teil von Quinn war. Er war eigenwillig, aber er achtete immer darauf, dass sein Verhalten niemandem schadete. Seine Integrität war auch der Grund dafür, dass sie kein Wort von dem glaubte, was seine Ex über ihre Beziehung behauptete. Quinn spielte keine Spielchen. Er log nicht. Und er machte nie Versprechungen, die er nicht halten konnte. Unter keinen Umständen.
„Ich kann meinen Ruf retten, ohne dass mir jemand dabei hilft.“
Cal widersprach nicht. Quinn konnte alles schaffen, wozu er entschlossen war. „Natürlich, aber es geht viel schneller, wenn du mich helfen lässt. Für alle Welt bin ich das gute Mädchen, und du bist der böse Bube. Ich führe ein produktives Leben und lasse mich nie in peinlichen Situationen erwischen.“ Wie langweilig das klang. „Ich bin ein Vorbild für jede andere stinkreiche Erbin.“
„Wie toll für dich“, murmelte Quinn unbeeindruckt.
„Ich weiß. Ich klinge schrecklich, oder?“ Cal rümpfte die Nase. „Aber dein Ruf könnte es vertragen, etwas aufpoliert zu werden. Die Verhandlungen über die Zukunft der Mannschaft drohen zu scheitern, und deine Position im Verein steht auf dem Spiel. Die Fans sind nervös. Die neue Saison geht bald los, sie müssen hinter dir als Trainer stehen und dir vertrauen. Wahrscheinlich tun sie das im Moment nicht.“
Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. Sie hatte ihn gekränkt, und das tat ihr leid. Sein Beruf bedeutete ihm alles, und ihre Worte trafen einen wunden Punkt.
„Wenn wir verheiratet wären, würden alle denken: ‚He, jetzt ist er mit Callahan zusammen, und wir wissen doch, wie bodenständig sie ist. Vielleicht sind wir zu hart mit ihm ins Gericht gegangen.‘ Vielleicht glauben sie auch, dass deine Eskapaden gar nicht so schlimm waren, wenn ich bereit bin, mich auf dich einzulassen. Ganz gleich, was sie in unsere Beziehung hineininterpretieren, es ist sicher positiv.“
Quinn runzelte die Stirn. „Warum denn gleich heiraten? Wir könnten doch einfach eine Beziehung haben?“
Cal brauchte eine Minute, um sich eine sinnvolle Antwort darauf einfallen zu lassen. „Wenn wir nur so tun, als hätten wir eine Beziehung, dann wirkt es vielleicht, als ob ich nur eine in der langen Reihe von Frauen wäre, mit denen du schläfst, bis du genug von ihnen hast. Nein. Du musst ernst genommen werden, und was ist ernster als eine Ehe?“
Quinn sah sie an. „Der Tod? Ist das nicht dasselbe?“
„Es wäre ja nicht für immer, Quinn.“
„Und wäre es nur eine gespielte Ehe, oder heiraten wir wirklich?“
Cal dachte darüber nach. „Gespielt wäre einfacher, aber irgendein mutiger Journalist würde das überprüfen, und wenn herauskommt, dass alles nur Lug und Trug ist, fliegt uns die Sache um die Ohren. Wenn wir es machen, dann auch richtig.“
„Toll.“
Cal ignorierte seinen Sarkasmus. „Wir bleiben etwa ein Jahr lang verheiratet. In der Öffentlichkeit tun wir so, als wäre es eine echte Ehe. Hinter verschlossenen Türen sind wir weiterhin beste Freunde. Wenn der Kauf der Mavericks in trockenen Tüchern ist, gehen wir nach und nach wieder getrennte Wege. Nach einer Weile lassen wir uns scheiden und behaupten, dass wir Freunde bleiben, was ja auch zutrifft.“
Quinn kniff die Augen zusammen. „Das ist ein irrer Plan, Red. Warum willst du das tun?“
Das ist der Haken an der Sache, dachte Cal. Ohne detaillierte Erklärung würde er nicht verstehen, warum sie auf so viel Geld verzichten wollte. Sie würde erläutern müssen, dass es ihre Seele beschmutzen würde, Tobys Geld anzunehmen, und Quinn würde fragen, warum. Sie konnte ihm nicht gestehen, dass der weltläufige, kultivierte, charmante und bis über beide Ohren in seine junge Braut verliebte Toby zum Monster geworden war.
Das konnte sie niemandem anvertrauen.
„Wenn mir die High-Society-Welt meines Vaters zu viel wird, kann ich mich gut dahinter verstecken, Teil eines Paars zu sein. Dann kann ich Einladungen zu Cocktailpartys und Events ablehnen und muss nicht mit heiratswilligen Männern ausgehen. Aber ich brauche eben einen guten Vorwand, um niemanden zu kränken.“ Sie lächelte breit. „Mein neuer Ehemann wäre die perfekte Ausrede.“
Quinn schloss die Augen. „Du machst mir einen Heiratsantrag, um dich vor deinen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu drücken? Weißt du, wie bescheuert das klingt?“
Das stimmte. „Klar, aber es verhindert, dass ich verrückt werde.“
Quinn wirkte nicht überzeugt. Er starrte den Teppichboden an. „Was passiert, wenn wir wirklich heiraten und du dann jemanden triffst, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen willst?“
Sie würde nie mehr richtig heiraten. Kein Mann sollte je wieder so viel Macht über sie und ihr Leben haben. Sie hatte sich einmal verbrannt, versengt, verkohlt – noch einmal würde sie nicht mit dem Feuer spielen. Quinn zu heiraten war einfach ein Täuschungsmanöver, und es würde sich nichts ändern, nicht wirklich. Sie hatten alles zu gewinnen und wenig zu verlieren.
„Darum mach dir mal keine Sorgen“, sagte Cal. „Wir nehmen einfach die Zitronen, die das Leben uns gibt …“
„Wenn du jetzt davon anfängst, Limonade zu machen, erwürge ich dich“, warnte Quinn sie grollend. So klang seine Stimme absolut sexy.
Cal grinste. „Keine Angst! Wenn das Leben mir Zitronen gibt, zerstückele ich sie, und sie landen im Tequila.“ Sie streckte die Beine aus. „Na, Rayne, wie sieht es aus? Heiraten wir?“
Er stand auf und reckte sich. Der Saum seines T-Shirts rutschte hoch und ließ seine straffen Bauchmuskeln sehen, die jede Frau auf dumme Gedanken bringen konnten. Wie den, daran zu knabbern und sich weiter nach unten vorzuarbeiten …
Cal schloss die Augen und schnappte nach Luft. Hatte sie eben wirklich gerade davon geträumt, Quinn genau da zu küssen? Sie wartete darauf, sich zu schämen, aber nichts passierte. Stattdessen fragte sie sich immer noch, wie gut sich seine Muskeln und seine männliche Haut unter ihren Händen und ihrer Zunge anfühlen würden.
Sie musste weg aus dem Schlafzimmer. Sofort. Bevor sie etwas Dummes tat und ihn auf den Mund küsste. Ihre Libido stahl sich nicht sanft zu ihr zurück, sondern kam schreiend auf einem weißen Hengst angaloppiert.
Vielleicht war es doch nicht die schlaueste Idee, Quinn zu heiraten. Sie musste einen Rückzieher machen, ihm sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte.
„Okay. Tun wir’s einfach“, sagte Quinn. „Lass uns heiraten.“
Verdammt. Zu spät.
Drei Wochen später …
Cal stolperte gähnend die Treppe hinauf, die Augen noch halb geschlossen und das Gehirn im Schlafmodus. Durch die offene Tür drang eine kühle Brise. Sie rieb sich die Arme und überlegte, ob sie einen Bademantel über ihr dünnes Hemdchen und ihre Shorts hätte ziehen sollen. Sie beschloss, dass es Zeit für Kaffee wurde.
Sie erhaschte einen Blick auf das silbrige Funkeln der Morgensonne, die auf dem Meer tanzte. Vielleicht würde sie doch nicht wieder ins Bett gehen. Stattdessen konnte sie sich draußen auf dem Deck ansehen, wie der neue Tag erblühte.
„Morgen.“
Cal schrie auf, wirbelte herum und schlug sich die Hand vor die Brust. Quinn stand in der Küchenecke, eine Boxershorts tief auf den schmalen Hüften, das lange Haar im Nacken zum Pferdeschwanz gebunden. Oh Gott. Er war so gut wie nackt, und ihr Blick huschte über die breite Fläche aus männlichen Muskeln. Seine Schultern wirkten heute breiter, seine Arme kräftiger, der Waschbrettbauch war ausgeprägter denn je. Sie schaute – zugegebenermaßen langsam – auf und sah ihm ins Gesicht. Sie bekam Herzklopfen, als ihr klar wurde, dass sein Blick auf ihren Beinen ruhte und sich ganz langsam nach oben bewegte. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen steif wurden, als er ihren Busen betrachtete. Als sie sich dann in die Augen sahen, glaubte sie, heißes Verlangen in seinem Gesicht aufblitzen zu sehen. Aber es verschwand so schnell wieder, dass sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte. In den letzten fünf Jahren hatte sie schließlich kaum noch Erfahrungen mit Männern gemacht.
Meine Libido hat sich genau den falschen Zeitpunkt ausgesucht, dachte sie. Es war eine ganz eigene Art von Hölle, seinen falschen Ehemann zu begehren.
„Möchtest du Kaffee?“, fragte Quinn und drehte ihr den Rücken zu. Cal hörte, dass seine Stimme noch rauer als sonst war, und bekam eine Gänsehaut. Von hinten sah er fast so gut aus wie von vorn: durchtrainiert, mit muskulösen Schultern. Zwischen seinem gebräunten Rücken und den schwarzen Boxershorts lagen ein paar Zentimeter weißer Haut.
Cal legte sich die Hand an die Stirn. Sie zwang sich, daran zu denken, dass sie ihn schon halb vergammelte Pizza hatte essen sehen, dass er ein Ekel war, wenn er einen Kater hatte, und absolut nicht singen konnte. Sie redete sich ein, dass sie ihn nicht einmal ansatzweise begehrte und dass ihr bestimmt nur so warm war, weil sie Fieber bekam.
Ihre Libido lachte sie einfach aus.
„Red, Kaffee?“
Quinns Frage riss sie aus ihren Gedanken, und es gelang ihr, Ja zu sagen. Sie verschränkte die Arme und spürte unter den Fäusten ihre harten Brustwarzen. Verdammt, sie musste sich dicker anziehen. Sie konnte nicht halbnackt hier herumlaufen. Cal sah in Richtung Wohnzimmer und entdeckte eine leichte Decke auf einem der Sofas. Sie ging schnell durchs Zimmer, um sie sich um die Schultern zu legen, und fühlte sich sofort ruhiger, als hätte sie die Kontrolle zurückgewonnen.
So konnte sie sich nicht mehr die Kleider vom Leib reißen und in der Küche über ihn herfallen …
„Bitte schön.“
Cal lächelte Quinn zum Dank an, als er einen Kaffeebecher auf den Küchentresen stellte. Sie hielt die Decke vor der Brust zusammen und streckte die freie Hand unter ihrem improvisierten Umhang hervor, um sich den Becher zu nehmen. Dankbar nippte sie daran und seufzte. Der Kaffee schmeckte toll.
„Ich bin überrascht, dass du schon so früh auf den Beinen bist“, sagte Quinn, während er sich selbst Kaffee eingoss.
„Ich konnte nicht schlafen“, antwortete Cal.
Quinn zeigte auf die kurze Treppe, die aufs Oberdeck führte. „Lass uns rausgehen. Das ist ein schöner Platz, um den Tag zu beginnen.“
Auf dem Deck setzte Cal sich auf die nächstgelegene kastenförmige Sitzbank, stellte den Becher auf die hölzernen Planken und schlang die Arme um ihre angezogenen Beine. Sie sah sich nach Quinn um und beobachtete, wie er mit dem Becher und einem Apfel in den Händen die Treppe heraufkam. Er hatte ein schwarzes Kapuzenshirt übergezogen. Cal wusste nicht, ob sie darüber enttäuscht oder erleichtert sein sollte.
Quinn setzte sich neben sie, stellte seinen Becher neben ihren und biss in den Apfel. Eine ganze Weile schwiegen sie und sahen zu, wie die Sonne höher stieg. Auf der einen Seite warfen die Berggipfel das Licht zurück, auf der anderen die Wolkenkratzer.
Cal hatte ganz vergessen, wie wunderschön Vancouver sein konnte. Während sie hier saß und die Wärme spürte, die Quinns großer Körper ausstrahlte, genoss sie die Stille. Als sie beschlossen hatten zu heiraten, hatten sie sich selbst mitten in einen Wirbelsturm katapultiert. Die Medien, die Stiftung und die neue Eishockeysaison ließen ihnen seit ihrer schnellen Hochzeit in Las Vegas kaum eine ruhige Minute. Und obwohl sie in die Gästekabine auf seiner Jacht gezogen war, sah sie Quinn kaum.
Vielleicht lag das daran, dass er meist schon weg war, wenn sie aufwachte. Wenn sie wusste, dass er abends zu Hause sein würde, ging sie aus, um selbst nicht da zu sein.
Cal hatte den heimlichen Verdacht, dass Quinn ihr genauso aus dem Weg ging wie sie ihm, und fragte sich warum. Sie kannte ihre eigenen Gründe: Ihr war es lieber, wenn er nicht merkte, dass sie ihn begehrte und dass sie viele Nächte damit verbrachte, sich auszumalen, wie es wohl wäre, mit ihm zu schlafen. Sie wollte die Situation nicht noch komplizierter und peinlicher machen, als sie es ohnehin schon war.
Cal hob ihren Becher an die Lippen. Der Diamant an ihrem Verlobungsring blitzte im Morgenlicht auf. Mit seinen zehn Karat war der Ring bestimmt noch aus dem Weltall zu sehen.
„Wie läuft es so?“, fragte Cal Quinn, als sie bemerkte, wie müde er aussah. „Wir haben uns nicht mehr gesprochen, seit wir vorgestern zusammen bei der Kunstausstellung waren.“
„Und da haben wir mehr mit der Presse geredet als miteinander“, sagte Quinn.
Cal schüttelte angewidert den Kopf. „Ich hatte ja damit gerechnet, dass meine Rückkehr ein gewisses Interesse wecken würde, aber es ufert wirklich aus. Und wenn ich allein unterwegs bin, werde ich ständig gefragt, wo du bist.“
„Und was sagst du?“
„Dass du nackt zu Hause sitzt und darauf wartest, dass ich dich vernasche“, witzelte Cal.
Quinn lachte nicht. Stattdessen blitzte etwas Unbeschreibliches in seinen Augen auf.
Cals Mund wurde trocken. Sie winkte ab und versuchte, sich zu fangen. „Ich sage ihnen, dass wir beide viele Termine haben und dass du arbeitest.“
„Das stimmt ja auch. Ich tue kaum etwas anderes, als zu arbeiten. Die Saison hat gerade erst begonnen.“
„Ich habe gesehen, dass du ein paar neue Spieler im Kader hast. Taugen sie etwas?“
„Wenn sie nichts taugen würden, wären sie nicht dabei“, antwortete Quinn. „Ich nehme ja vielleicht nicht viel ernst, aber die Mannschaft ist mir heilig.“
Cal zog die Augenbrauen hoch. Er klang gekränkt. Normalerweise war Quinn entspannt, tolerant und charmant. Wenn er gereizt reagierte, überraschte sie das immer. Aber sie hatte Verständnis dafür, dass er frustriert war. Quinn kam nie gut damit zurecht, wenn er das Gefühl hatte, in seiner Freiheit eingeschränkt zu sein. Wren, das PR-Genie der Mavericks, hatte jedes Detail ihrer falschen Ehe sorgfältig geplant, von den angeblich durchgesickerten Fotos ihrer schnellen Hochzeit bis hin zu ihren gemeinsamen Auftritten bei gesellschaftlichen Anlässen. Dass jemand so viel Kontrolle über sein Privatleben hatte, musste Quinn ja verrückt machen.
„Es ist ja nicht für immer, Quinn. Du bist mich bald wieder los.“
Quinns weiße Zähne blitzten unter seinem Bart. „Süße, als du noch auf der anderen Seite der Welt warst, habe ich über Skype mehr von dir zu sehen bekommen als jetzt, obwohl du auf meiner verdammten Jacht wohnst. Allerdings ist das in gewisser Hinsicht auch gut so.“
Keine zehn Pferde konnten sie dazu bringen nachzuhaken, was die kryptische Äußerung zu bedeuten hatte. „Vielleicht müssen wir beide uns als Freunde wieder näherkommen. Wir müssen uns erinnern, dass wir gern zusammen waren, bevor dieser ganze Wahnsinn losgegangen ist. Nehmen wir uns doch Zeit füreinander.“ Wenn es ihnen gelang, ihre Freundschaft neu zu beleben, würde vielleicht auch dieses lächerliche Bedürfnis verfliegen, ihn zu berühren und an ihm zu knabbern. Sie konnte es nur hoffen. „Wann passt es dir?“
Quinn runzelte die Stirn und dachte nach. „Heute Abend habe ich schon etwas vor. Morgen gehe ich mit potenziellen Sponsoren etwas trinken. Donnerstag ist Pokerabend.“
Der allmonatliche Pokerabend war Kade, Mac und ihm heilig. Sogar Brodie, Kades Verlobte, hatte die strikte Anweisung erhalten, ja nicht vor Freitagmorgen ihr Baby zu bekommen.
Männer.
„Freitag?“, fragte Quinn und richtete seine betörenden Augen wieder auf ihr Gesicht. Wie sie diese Augen liebte …
„Aber am Freitag ist doch der Maskenball der Adam Foundation .“
Quinn schnitt eine Grimasse. „Und ich muss wohl dabei sein?“
„Ich bin die Gastgeberin, und du bist mein Ehemann!“
„Wenn alle maskiert sind, merkt doch ohnehin keiner, ob ich da bin“, protestierte Quinn.
„Ja, es werden haufenweise über eins neunzig große durchtrainierte Männer mit langen blonden Haaren und Bart da sein. Komm schon, Quinn, du weißt schon lange von dem Termin. Ich habe dir letzte Woche eine Mail geschickt, um dich daran zu erinnern. Hast du schon eine Maske?“
Quinn sah sie nur an.
Cal seufzte. Natürlich hatte er keine. „Überlass das mir.“
„Schlicht, schwarz, so klein wie möglich“, grummelte Quinn. „Ich will nicht wie ein Idiot aussehen.“
„Bei einem Maskenball geht es darum, so gut wie möglich verkleidet zu sein. Nicht zu wissen, wer hinter der Maske steckt, gehört doch zum Spaß daran“, wandte Cal ein. Da sie im Voraus gewusst hatte, dass der Maskenkauf eine Qual für ihn sein würde, hatte sie schon eine schlichte schwarze Maske besorgt, die drei Viertel seines Gesichts verdecken würde. „Entspann dich. Ein schlichter schwarzer Smoking und die Maske. Das ist alles.“
Quinn stieß einen Laut aus, der nach einem leidenden Nashorn klang.
Cal klopfte ihm auf die Schulter. „Quinn, es ist ein Maskenball, keine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt.“
Quinn zupfte sie am Pferdeschwanz. „Und was trägst du?“
Cal sah in ihre leere Kaffeetasse und fragte sich, ob sie ihm von dem Kleid erzählen sollte, das sie in einer winzigen Boutique in Gastown entdeckt hatte. Lieber nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Mut haben würde, es anzuziehen. Es war ein Wahnsinnskleid, aber nicht das, was Freunde und Bekannte erwarten würden. Die Leute würden sich nach ihr umsehen und über sie reden. Wahrscheinlich nicht nur Gutes. Aber eines würde allen klar sein: Callahan Adam-Carter war mit ihrem Mann gestorben, aber Cal Adam – oder Cal Adam-Rayne – war wieder in der Stadt. „Ich weiß es noch nicht“, sagte sie ausweichend.
„Egal, was du anziehst, du siehst bestimmt fantastisch aus. Das tust du immer.“
Cal senkte den Kopf und wurde rot. Es war kein leeres Kompliment. Quinn war überzeugt von dem, was er sagte. Er glaubte es wirklich. So albern es war, diese bedingungslose Akzeptanz bedeutete ihr alles.
„Wann müssen wir denn zum Ball los?“, fragte Quinn.
Cal hob sein Handgelenk an, um einen Blick auf seine High-Tech-Uhr zu werfen. Sie würde zu ihrem Meeting zu spät kommen, wenn sie sich nicht bald in Bewegung setzte. „Wir treffen uns dort. Ich muss früher da sein, um alles zu überprüfen. Du kannst gern später kommen. Fahr doch mit Mac und Kade hin. Ich muss jetzt los.“ Cal beugte sich zur Seite, um ihn auf die Wange zu küssen.
Sie sog seinen Duft ein und war sofort ruhiger. Sein Arm unter ihren Fingern war straff vor Muskeln. Ihr bester Freund bestand nur aus Wärme und gebändigter Kraft. Sie sahen sich in die Augen, und ein Gefühl, das sie nicht kannte, durchzuckte sie. Quinn senkte den Blick zu ihrem Mund, und sie berührte mit der Zungenspitze ihre Oberlippe.