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»Mir ist es eine Freude, dieser ersten amerikanischen Ausgabe der zündenden Prosa-Dichtung seiner Mannesjahre, des ›Demian‹ einen Vorspruch der Sympathie und der warmen Empfehlung zu geben.« Diese Einleitung Thomas Manns zu ›Demian: The Story of a Youth‹ erschien 1948 im Rahmen der neuen Ausgabe bei Henry Holt and Company (New York) und basiert in weiten Teilen auf einem Artikel, der im Juni 1947 in der Neue Zürcher Zeitung erschienen war (›Hermann Hesse zum siebzigsten Geburtstag‹). Auf Deutsch wurde der Text im selben Jahr in der Sommer-Ausgabe der Neuen Rundschau veröffentlicht.
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Seitenzahl: 17
Thomas Mann
[Hermann Hesse. Einleitung zu einer amerikanischen Demian-Ausgabe]
Essay/s
Fischer e-books
In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk
Ein volles Jahrzehnt ist vergangen, seit ich zum letzten Mal die Hand Hermann Hesse’s drückte, und wahrhaftig, nach dem Gefühl könnte es sogar noch länger sein, soviel wie unterdessen geschehen ist, – geschehen in der geschichtlichen Welt, geschehen im Drang und Lärm dieser Erschütterungen auch von unserer ungestört arbeitsamen Hand. Die äußeren Vorgänge, das unvermeidliche Verderben des armen Deutschland zumal, haben wir zusammen vorausgesehen und zusammen erlebt – in weiter räumlicher Entfernung von einander, die zeitweise gar keinen Austausch zuließ, aber doch immer zusammen, doch immer in gegenseitigem Gedenken. Unsere Wege überhaupt laufen wohl deutlich getrennt, in gemessener Entfernung von einander durchs geistige Land und laufen doch irgendwie gleich – irgendwie sind wir doch Weggenossen und Brüder, oder confrères, wie ich mit weniger zutunlicher Nuance sagen sollte, denn ich sehe unser Verhältnis gern im Bilde der Begegnung seines Joseph Knecht mit dem Benediktinerpater Jakobus im »Glasperlenspiel«, wo es denn ohne das »Höflichkeits- und Geduldspiel endloser Verneigungen wie bei der Begrüßung zwischen zwei Heiligen oder zwei Kirchenfürsten« nicht abgeht, – ein halb ironisches Zeremoniell chinesischen Geschmacks, das Knecht sehr liebt, und von dem er bemerkt, daß auch der Magister Ludi Thomas von der Trave es meisterlich beherrscht habe.
So ist es nur in der Ordnung, daß wir gelegentlich zusammen genannt werden, und möge es auch auf die kurioseste Weise geschehen, so soll es uns recht sein. Ein namhafter alter {247}