Herrscher der Welt - Günter Dönges - E-Book

Herrscher der Welt E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Einladend, blitzblank und aufgetankt wartete der Buick in der Tiefgarage des Hotels auf seine beiden Fahrer. Er wartete darauf, in die Luft zu fliegen, denn unter der Motorhaube befand sich eine ausreichend starke Sprengladung, um den Wagen in seine Einzelbestandteile zu zerlegen. Diese Ladung, die mit der Zündung gekoppelt war, sorgte auch mit Sicherheit dafür, daß die Wagenbenutzer im günstigsten Falle für einige Monate in einem Krankenhaus zubrachten. »Sieht gut aus, der Schlitten«, meinte Anwalt Rander, der zusammen mit seinem Butler auf diesen Wagen zuschritt. »Ich bin verdammt froh, wenn wir Palm Beach endlich hinter uns lassen können. Diese blutrünstigen Amazonen gehen mir allmählich auf die Nerven.« Mike Rander und Josuah Parker hatten den Lift in der Tiefgarage verlassen und trugen ihr weniges Gepäck zu dem Leihwagen hinüber. Nachdem sie dem »Herrn der Welt« zum zweiten Mal empfindlich auf die Zehen getreten hatten, hielten sie eine schnelle Luftveränderung für äußerst angebracht und gesundheitsfördernd. Der Supergangster Herbert Hallow hatte ihnen vor knapp einer halben Stunde blutige Rache und Vernichtung geschworen. Mochte der größte Teil seiner Amazonen bereits verhaftet worden sein, dieser Gangster verfügte nach wie vor über eine trainierte Privatarmee, die er nun konzentriert auf Mike Rander und Butler Parker ansetzen wollte. Während Josuah Parker die wenigen Gepäckstücke im Kofferraum des Buick verstaute, öffnete Mike Rander bereits die Wagentür und wollte sich ans Steuer setzen. Weder er noch Josuah Parker ahnten zu diesem Zeitpunkt etwas von der eingebauten Sprengladung. Mike Rander hatte bereits den Zündschlüssel in der Hand und wollte ihn ins Zündschloß schieben. Die Zündung der Bombe stand damit unmittelbar bevor. Es war nur noch eine Frage von Sekundenbruchteilen, bis der Wagen auseinanderplatzte. Doch Mike Rander ließ sich ablenken. Durch die Windschutzscheibe beobachtete er einen Stapel ausgedienter übereinandergeschichteter Autoreifen, der plötzlich ins Rutschen kam. Mike Rander dachte sofort an einen Überfall.

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Der exzellente Butler Parker – 106 –

Herrscher der Welt

Günter Dönges

Einladend, blitzblank und aufgetankt wartete der Buick in der Tiefgarage des Hotels auf seine beiden Fahrer. Er wartete darauf, in die Luft zu fliegen, denn unter der Motorhaube befand sich eine ausreichend starke Sprengladung, um den Wagen in seine Einzelbestandteile zu zerlegen. Diese Ladung, die mit der Zündung gekoppelt war, sorgte auch mit Sicherheit dafür, daß die Wagenbenutzer im günstigsten Falle für einige Monate in einem Krankenhaus zubrachten.

»Sieht gut aus, der Schlitten«, meinte Anwalt Rander, der zusammen mit seinem Butler auf diesen Wagen zuschritt. »Ich bin verdammt froh, wenn wir Palm Beach endlich hinter uns lassen können.

Diese blutrünstigen Amazonen gehen mir allmählich auf die Nerven.«

Mike Rander und Josuah Parker hatten den Lift in der Tiefgarage verlassen und trugen ihr weniges Gepäck zu dem Leihwagen hinüber. Nachdem sie dem »Herrn der Welt« zum zweiten Mal empfindlich auf die Zehen getreten hatten, hielten sie eine schnelle Luftveränderung für äußerst angebracht und gesundheitsfördernd. Der Supergangster Herbert Hallow hatte ihnen vor knapp einer halben Stunde blutige Rache und Vernichtung geschworen. Mochte der größte Teil seiner Amazonen bereits verhaftet worden sein, dieser Gangster verfügte nach wie vor über eine trainierte Privatarmee, die er nun konzentriert auf Mike Rander und Butler Parker ansetzen wollte.

Während Josuah Parker die wenigen Gepäckstücke im Kofferraum des Buick verstaute, öffnete Mike Rander bereits die Wagentür und wollte sich ans Steuer setzen. Weder er noch Josuah Parker ahnten zu diesem Zeitpunkt etwas von der eingebauten Sprengladung. Mike Rander hatte bereits den Zündschlüssel in der Hand und wollte ihn ins Zündschloß schieben.

Die Zündung der Bombe stand damit unmittelbar bevor. Es war nur noch eine Frage von Sekundenbruchteilen, bis der Wagen auseinanderplatzte.

Doch Mike Rander ließ sich ablenken.

Durch die Windschutzscheibe beobachtete er einen Stapel ausgedienter übereinandergeschichteter Autoreifen, der plötzlich ins Rutschen kam.

Mike Rander dachte sofort an einen Überfall. Er dachte an gewisse Amazonen des Supergangsters Herbert Hallow und an die seltsamen, mörderischen Methoden dieser reizenden, attraktiven Damen.

Da die Wagentür noch geöffnet war, ließ er sich prompt vom Sitz fallen und rollte hinunter auf den Zementboden. Gleichzeitig stieß er einen lauten Warnruf für seinen Butler aus.

Doch auch Josuah Parker hatte das Zusammenrutschen des Reifenstapels bereits mitbekommen. Hinter dem Kofferraum des Buick ging er sofort in Deckung und zog sicherheitshalber seinen alten, vorsintflutlichen Colt, der wie ein Stück verrostetes Eisen aussah.

Während Anwalt Mike Rander hastig hinüber zu seinem Butler robbte, beobachtete Josuah Parker den Reifenstapel. Nachdem er umgestürzt war, tat sich dort nichts mehr. Die erwarteten Schüsse blieben aus. Der Überfall fand einfach nicht statt.

»Komische Geschichte!« flüsterte Mike Rander seinem Butler zu, »daraus soll einer schlau werden!«

»Wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich mir die Reste des Reifenstapels einmal aus der Nähe ansehen.

»In Ordnung, ich gebe Ihnen Feuerschutz, aber passen Sie auf! Ich rechne mit einem faulen Trick!«

Josuah Parker tat das auch. Dementsprechend war auch seine Vorsicht, als er sich dem Reifenstapel näherte. Er nutzte jede noch so geringe Deckung geschickt aus. Es dauerte daher fast eine Minute, bis er die Reifen erreicht hatte.

Den Colt schußbereit in der Hand haltend, benutzte er den linken Arm als Greifer. Damit schaufelte und zerrte er einige Reifen zur Seite, bis er plötzlich einhielt und sich dann auf die Zehenspitzen stellte.

Er erkannte die Umrisse einer Gestalt. Und diese Gestalt produzierte jetzt ein unterdrücktes, schnaufendes Stöhnen. Josuah Parker griff nach den Füßen dieser Gestalt. Dabei registrierte er, daß sie gefesselt waren. Er zog die Füße zu sich heran und mußte sich anstrengen, bis er die gesamte Gestalt in das schwache Licht der Deckenbeleuchtung gezerrt hatte.

»Meiner bescheidenen Ansicht nach muß es sich hier um den Garagenwärter handeln, Sir«, rief er seinem bereits näherkommenden, jungen Herrn zu, »aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen ist der Mann gefesselt worden.«

»Und noch geknebelt dazu«, stellte Mike Rander fest und nahm den gefesselten und geknebelten Mann näher in Augenschein, während sein Butler bereits damit beschäftigt war, den Garagenwärter loszubinden. Als auch der Knebel entfernt worden war, holte der etwa 55jährige, schmächtige Mann tief Luft und schüttelte sich.

»Beinah’, beinah’ wär’ ich erstickt«, keuchte er dann und lehnte sich erschöpft gegen die Wand, »dieser verdammte Gauner!«

»Von welchem Gauner belieben Sie zu sprechen?« erkundigte sich der Butler in seiner höflichen, oft umständlichen Art.

»Beinah’ wär’ ich erstickt!« wiederholte der Mann noch einmal keuchend.

»Das sagten Sie bereits, wenn ich Sie höflichst daran erinnern darf«, gab der Butler zurück. »Sie sprachen von einem Gauner. Können Sie diesen Mann möglicherweise näher beschreiben?«

»Das war’n Monteur«, kam die Antwort. »Der Bursche kam einfach so ’runter in die Garage und fragte nach dem Leihwagen. Ja, der, der da hinten steht. Und als ich ihm Bescheid gesagt hatte, hat er mir ein Ding mit dem Schraubenschlüssel verpaßt!«

»Eine wenig vornehme Art, eine Unterhaltung zu beenden«, stellte der Butler mißbilligend fest. »Können Sie sich erinnern, wie dieser Monteur aussah?«

»Wie’n Playboy«, erwiderte der Garagenwärter und fühlte vorsichtig nach seinem Hinterkopf, auf dem, deutlich sichtbar, eine Beule zusehends anschwoll. »Der Kerl war vielleicht dreißig Jahre alt, schlank, groß und sah verdammt gut aus. Gar nicht wie’n Monteur, obwohl er ’nen Overall trug. Ja, und dann seine Zähne. Wie ’ne Reklame für ’ne Zahnpasta. Und so ein Gauner schlägt mich einfach nieder. Können Sie das verstehen?«

»Vielleicht«, antwortete der Butler und sah seinen jungen Herrn warnend an.

»Das muß Joe Claron gewesen sein«, stellte Mike Rander fest, »aus Langeweile ist er bestimmt nicht hier unten in der Tiefgarage gewesen, Parker.«

»Ich erlaube mir, Ihnen beizupflichten, Sir! Und aus Langeweile, um bei Ihrer Formulierung zu bleiben, Sir, hat er sich auch nicht nach dem Leihwagen erkundigt!«

»Eben!« Mike Rander zündete sich eine Zigarette an. »Ich wette, Hallow hat sich wieder eine Überraschung einfallen lassen. Gut, daß wir den Mann noch entdeckt haben!«

»Wenn Sie erlauben, Sir, würde ich mich zu gern einmal mit dem Buick beschäftigen.«

»Aber passen Sie höllisch auf, Parker. Sie wissen doch, daß Hallow und seine Leute sehr erfinderisch sind!«

Parker nickte, lüftete zusätzlich seine schwarze Melone und legte sich den Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm. Steif und gemessen schritt er dann zurück zum Buick, um ihn eingehend zu inspizieren. Er glaubte schon zu wissen, wo er nach Überraschungen zu suchen hatte …

*

Die wirklich sehr nette, ältere Dame wirkte auf den ersten und zweiten Blick hin ausgesprochen hilflos.

Sie stand neben ihrem schon etwas angejahrten Wagen und sah resigniert unter die geöffnete Motorhaube. Doch sie interessierte sich keineswegs für die Panne, sondern ausschließlich für das kleine Funksprechgerät, das neben dem Motorblock stand. Dieses Funksprechgerät hatte ihr gerade mit quäkender Stimme verkündet, daß die beiden Herren Rander und Parker unterwegs waren.

Die Dame, die auf den ersten und zweiten Blick hin ausgesprochen hilflos wirkte, sah auf den dritten Blick hin erstaunlich faltenlos und jung aus. Aus nächster Nähe war deutlich zu erkennen, daß sie sich ihr Alter im wahrsten Sinne des Wortes nur aufgeschminkt hatte. Diese Tarnung paßte zudem ausgezeichnet zu dem Schrotgewehr, dessen Lauf abgesägt war. Was hätte eine wirklich alte Dame auch schon mit solch einem Schießeisen anfangen sollen.

Die nur scheinbar ältere Dame hatte ihren Wagen an einem taktisch sehr günstigen Punkt abgestellt. Die Straße machte hier einen leichten Bogen, dessen Innenseite mit dichten Sträuchern und Büschen bestanden war. Im Anschluß daran stand der angejahrte Wagen und forderte förmlich zur Hilfsbereitschaft auf.

Einige Autofahrer hatten bereits angehalten und ihre Hilfe anbieten wollen. Die nette, ältere Dame hatte sich in allen Fällen auf einen bereits angeforderten Abschleppwagen herausgeredet. Sie wartete auf einen ganz bestimmten Wagen. Und sie wartete darauf, die Schrotladung auf zwei ganz bestimmte Männer abfeuern zu können.

Sie wunderte sich eigentlich kaum darüber, daß der Buick in der Tiefgarage nicht in die Luft geflogen war. Sie kannte schließlich Mike Rander und Josuah Parker. Sie hatte sich mit diesen beiden Männern schon oft genug auseinandergesetzt und bisher immer Niederlagen einstecken müssen. Sie wußte um die Gefährlichkeit und Cleverness dieser beiden Gegner. Doch diesmal wollte sie triumphieren! Diesmal wollte sie sich für gewisse Dinge rächen!

Durch ein starkes Glas suchte sie den Highway ab. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Buick auftauchte. Aus dem Funksprechgerät kamen laufend Standortpositionen des Wagens, der von einem Mitarbeiter der netten älteren Dame beschattet wurde.

Dann war es soweit!

Weit hinten auf dem Highway kam der Buick heran. Er fuhr nicht besonders schnell. Der Fahrer schien sehr viel Zeit zu haben. Der Buick minderte sofort die Fahrt, als die nette, ältere Dame neben ihren Wagen trat und hilfesuchend winkte. Wenig später war der Buick heran und rollte langsam auf den angejahrten Wagen der eigenartigen Dame zu.

Ein junger, sportlich aussehender Mann von etwa achtundzwanzig Jahren stieg aus dem Wagen. Er war mittelgroß, schlank und wirkte ungemein sympathisch. Er erinnerte etwas an den amerikanischen Filmschauspieler Alan Ladd. Oder auch an Richard Widmark. Das kam ganz auf den Betrachter an. Er warf seine angerauchte Zigarette weg, zog den Hut und rief mit freundlicher Stimme, ob er helfen könnte.

»Der Motor!« rief die ältere Dame hilflos zurück, »ich fürchte, er streikt!«

»Das werden wir gleich haben«, meinte der nette, junge Mann, und ging langsam auf den Wagen zu. »Überschätzen Sie aber nur ja nicht meine technischen Kenntnisse, Madam!«

»Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich mich einschalten«, schlug ein zweiter Mann vor, der allerdings recht eigenartig wirkte. Er stieg ebenfalls aus dem Wagen und wirkte wie der Empfangschef einer seriösen Begräbnisanstalt. Er war etwas übermittelgroß, schlank und trug einen pechschwarzen Anzug. Auf seinem markanten Kopf saß eine Melone, die er jetzt höflich lüftete. Über seinem linken Unterarm hing ein altväterlich aussehender Regenschirm, dessen dunkelbrauner Bambusgriff fast kokett wirkte. Dieser Mann, dessen ausdrucksloses Gesicht an das eines raffinierten Pokerspielers erinnerte, schritt würdevoll wie ein Diplomat auf den angejahrten Wagen zu.

»Der Motor!« sagte die nette, ältere Dame noch einmal und deutete zusätzlich auf die geöffnete Haube. Dann trat sie etwas zur Seite und blieb neben der geöffneten Wagentür stehen. Während die beiden Männer sich bereits über den angeblich streikenden Motor beugten, fingerte die so nett aussehende Dame nach dem Schrotgewehr.

Sie benahm sich dabei äußerst geschickt und fachmännisch. Sie schien solch ein Schießinstrument nicht zum erstenmal in ihrem Leben in der Hand zu haben. Vorsichtig beugte sie sich zurück und richtete die abgesägten Läufe auf die beiden Männer, die sich noch immer intensiv um den angeblich streikenden Motor kümmerten.

Sie quiekte allerdings überrascht und spitz auf, als plötzlich vor ihrem Gesicht eine schwarze Melone auftauchte. Diese schwarze Melone zischte an ihrer Nase vorbei und traf mit ihrer Kante den Oberarm der schießlüsternen, älteren Dame.

Daraufhin quiekte die Dame erneut, riß die beiden Hähne durch und wurde durch den Rückstoß aus dem Gleichgewicht gebracht. Während die Schrotladungen hinauf zum Himmel stiegen, landete die ältere Dame auf ihrer Kehrseite und vollführte so etwas wie eine Rolle rückwärts.

»Falls ich Sie unnötig erschreckt haben sollte, bitte ich mein Mißgeschick entschuldigen zu wollen«, sagte der Butler und deutete eine leichte, knappe Verbeugung an.

Die ältere Dame wollte antworten, doch eine Möwe hinderte sie daran. Diese Möwe war von einigen Schrotkörnern erwischt worden und für einen kurzen Moment aus der Fluglage gekommen. Sie schoß wie ein Sturzbomber hinunter auf die Schützin, klatschte ihr ins Gesicht, rappelte sich hoch und stob dann mit einer Art Kavalierstart wieder hinauf in die Lüfte.

»Ihre Schießkünste sind erstaunlich, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf«, redete Butler Parker weiter, »dennoch sollten Sie vielleicht zukünftig einen regulären Schießstand frequentieren, die Gefahr einer Verletzung dürfte dadurch wesentlich geringer sein.«

Die angeblich ältere Dame stand ächzend auf und rieb sich die Kehrseite. Was nicht weiter verwunderlich war, denn sie hatte sich auf einen spitzen, zackigen Stein gesetzt.

»Der Motor ist vollkommen in Ordnung«, meldete Mike Rander von der Wagenhaube her, »aber wir nehmen Sie selbstverständlich gern mit, Madam. Sie brauchen nur in unseren Wagen einzusteigen.«

»Ich … ich … eh …!« Mehr vermochte die angeblich ältere Dame nicht zu sagen. Wütend und traurig zugleich starrte sie auf das Schrotgewehr mit den abgesägten Läufen.

»Wenn ich Ihnen vielleicht in den Buick hineinhelfen darf, Madam?« sagte Parker, seine Hilfe anbietend. Dann faßte er nach dem Oberarm der Dame und führte sie auf den Buick zu, obwohl die ältere Dame damit nicht sonderlich einverstanden zu sein schien. Gegen Parkers Höflichkeit kam sie selbstverständlich nicht an. Bevor sie lautstark protestieren konnte, saß sie bereits im Fond des Buick, während Mike Rander neben ihr Platz nahm.

Parker übernahm das Steuer, ließ den Wagen anrollen und steuerte hinüber auf den Highway. Weder ihn noch Anwalt Mike Rander schien das Schrotgewehr und der damit verursachte Zwischenfall berührt zu haben. Beide Männer taten so, als sei überhaupt nichts passiert.

»Ich schlage vor, wir unterhalten uns mal in aller Ruhe«, sagte Mike Rander und bot der älteren Dame eine Zigarette an. »Die Hartnäckigkeit und Rachesucht Ihres Chefes, Miss Holcomb, ist schon bewundernswert. Ich bin direkt gespannt, was er sich noch einfallen lassen wird. Na ja, was es auch sei, auch Sie werden das dann richtig genießen können. Zusammen mit uns! Freuen wir uns also auf die nächste Überraschung!«

Judy Holcomb, fünfundzwanzig Jahre alt, normalerweise rothaarig, etwas füllig, aber durchaus attraktiv aussehend, wußte, daß man ihre Maske längst durchschaut hatte.

Sie schluckte nur.

Und sie dachte an die nächste Überraschung, die Herbert Hallow, der Supergangster, der sich »Herr der Welt« nannte, bereits eingefädelt hatte. Sie fand, daß ihre Überlebenschancen von Minute zu Minute rapide sanken …

*

Der schnelle Hubschrauber stand über einem kleinen Wäldchen fast auf der Stelle. Der Pilot und sein Fluggast konnten den Highway erstaunlich gut einsehen. Wie auf einer Breitleinwand rollten die Wagen heran und verschwanden dann hinter der sanften Biegung des kleinen Wäldchens.

Die beiden Männern an Bord gehörten nicht zur Verkehrsüberwachung der Staatspolizei. Flugstreifen dieser Art führten nämlich grundsätzlich keine Napalmbomben mit sich. Und zwei dieser bösartigen Sprengstoffkanister standen zwischen den Füßen des Fluggastes. Sie warteten nur darauf, auf einen ganz bestimmten Wagen abgeworfen zu werden.

Joe Claron, einer der engsten Mitarbeiter des Supergangsters Herbert Hallow, war dieser interessierte Fluggast. Er rechnete im Grunde nicht damit, noch eingreifen zu müssen. Er kannte die Qualitäten seiner Kollegin Judy Holcomb und konnte sich kaum vorstellen, daß sie als alte Dame keinen Erfolg gehabt hatte.

Doch dann sah er den Buick unten auf dem Highway. Er war nicht zu verwechseln, dafür hatte er in seiner Rolle als Monteur in der Tiefgarage des Hotels gründlich gesorgt. Auf dem Dach des Buick war ein deutlich sichtbares Kreuz angepinselt worden, dessen Farbe im Licht der Sonne fluoreszierte. In diesem Wagen befanden sich die beiden verhaßten Gegner, die dem »Herrn der Welt« bisher solche Schwierigkeiten bereitet hatten.

»Wir sind dran«, sagte Joe Claron über die Bordsprechanlage zu seinem Piloten, »warten wir, bis der Wagen im Wäldchen verschwindet. Dann tief ’runter! Alles weitere übernehme ich!«

Der Pilot nickte. Er hatte gut verstanden. Er gab den beiden Männern unten im Buick nicht die geringste Chance. Er wußte einmal um seine Erfahrungen als Hubschrauberpilot, zum anderen kannte er die Wirkung einer Napalmbombe.

Der Buick näherte sich dem kleinen Wäldchen. Der Hubschrauber ging etwas höher und beschrieb einen Bogen, um den schnell näherkommenden Buick mit tödlicher Sicherheit angreifen zu können. Um diesen kleinen Bogen zu beschreiben, mußte er sich etwas abfallen lassen. Für wenige Minuten verlor Joe Claron dadurch die Sicht auf den Wagen, in dem seine beiden Opfer saßen.

Claron dachte in diesen Minuten keineswegs an seine Kollegin Judy Holcomb. Er hatte jetzt andere Sorgen. Er wollte alle bisherigen Pannen gründlich ausbügeln. Er wollte seinem Chef Hallow zeigen, wie gut er war, wie sehr man sich auf ihn verlassen konnte. Gelang es ihm, Mike Rander und diesen verdammten Butler Parker umzubringen, dann war seine Stellung restlos gesichert.

»Achtung!« rief der Pilot, der sich schon wieder dem Highway näherte, »gleich packen wir’s!«

Joe Claron hatte bereits die Tür des Hubschraubers geöffnet. Er entsicherte die erste Bombe und schob sie hart an den unteren Rand der Tür. Durch einen schnellen und kräftigen Fußtritt konnte er den Kanister dann später präzise nach unten auf die Straße befördern und sie in eine tödliche Flammenhölle verwandeln. Es interessierte Claron überhaupt nicht, daß dabei möglicherweise völlig unschuldige Touristen gefährdet wurden. Hauptsache, Rander und Parker wurden endgültig ausgeschaltet …

Der Buick fuhr nicht mehr. Das sah Claron auf den ersten Blick. Der Wagen stand hart am Rand der Straße und schien eine Panne zu haben. Die Motorhaube war geöffnet. Über den freigelegten Motor beugten sich zwei Gestalten. Claron konnte sie zwar nicht mit letzter Sicherheit erkennen, doch für ihn war es klar, daß es sich nur um Mike Rander und Josuah Parker handelte.

»Tiefer! Noch tiefer!« stieß Joe Claron hervor, »der erste Anflug muß bereits klappen!«

Der Pilot verstand sein Handwerk.

Er brachte den Hubschrauber genau über die Waldschneise, durch die der breite Highway führte. Dann nickte er Joe Claron kurz und energisch zu.

Claron verabreichte dem Kanister einen kräftigen Fußtritt.