Herzklopfen auf vier Pfoten - Lori Foster - E-Book

Herzklopfen auf vier Pfoten E-Book

Lori Foster

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Beschreibung

MANN MIT HUND SUCHT FRAU MIT HERZ Du bist neurotisch statt erotisch! Dieser Vorwurf ist zuviel: Maddie setzt Troy kurzerhand vor die Tür und beschließt ihn zu wiederlegen. Zum Beispiel mit Max, von dem es heißt, er sei ein Mann, der die Frauen sehr liebt ... FRÜHLINGSHERZEN: LEIDENSCHAFTLICHES WIEDERSEHEN Nach einer Liebesnacht ließ Bruce die junge Kendra sitzen. Jetzt ist er zurück - genauso umwerfend wie früher. Soll sie ihm noch eine Chance geben? In heißen Frühlingsnächten wird es sich entscheiden... UNTER DEM WEIHNACHTSBAUM IN VIRGIN RIVER Kurz vor Weihnachten steht ein Karton voll winziger Welpen unter dem Christbaum mitten auf dem Dorfplatz in Virgin River. Barbesitzer Jack gewährt den niedlichen Waisenhunden Asyl hinter seinem Tresen, wo sie alsbald im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Vor allem der attraktive neue Tierarzt Nathaniel Jensen schaut auffallend oft vorbei. Und die hübsche Annie McKenzie lässt sich ebenfalls häufiger blicken als streng genommen nötig. Schon bald beginnt es zwischen den beiden heftig zu knistern …

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Lori Foster, Roxanne St. Claire, Robyn Carr

Herzklopfen auf vier Pfoten

Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

Lori Foster

Mann mit Hund sucht Frau mit Herz

1. KAPITEL

Dass Regen und Hagel gegen die Ladentür klatschten, war bei diesem Wetter nichts Verwunderliches. Aber eine Frau?

Mit Volldampf rannte sie gegen die Tür, und Max starrte verdattert auf das lange blonde Haar, das an der nassen Scheibe klebte, und die kleine Nase, die von dem Aufprall und der Kälte draußen stark gerötet war. Obwohl der sintflutartige Regen ihren erbosten Aufschrei dämpfte, vermochte er ihn dennoch nicht zu übertönen.

Cleo fasste eine sofortige Abneigung gegen den Eindringling.

Max eilte um die Theke des Buchladens seiner Schwester und öffnete die Tür. Das weibliche Häufchen Unglück taumelte kraftlos herein. Zuerst dachte Max, die Frau sei angeschossen oder niedergeschlagen worden. In heller Wut stieg er über sie und spähte durch die Regenwand, um zu sehen, ob sonst noch jemand draußen war. Aber es war nichts zu sehen außer dem Regen.

Cleo hörte nicht auf zu knurren, und als Max sich neben die Frau kniete, die nun sehr geräuschvoll stöhnte, sagte er: “Halt die Klappe, du giftiges kleines Biest!”

Die Frau schnappte nach Luft, drehte sich auf den Rücken und versuchte die Augen zu öffnen. Stattdessen stöhnte sie jedoch nur wieder.

“Ich bin verletzt”, erklärte sie, und es klang fast so gefährlich wie Cleos Knurren. “Da brauchen Sie mich nicht auch noch zu beschimpfen.”

“Ich habe nicht …” Max brach ab, als sie ein Auge öffnete. Es war ein ausgesprochen ungewöhnliches Auge, von einem sehr dunklen Blau und gesäumt von dichten dunkelbraunen Wimpern. Es war nur dieses eine Auge, das ihn ansah, nicht einmal beide, aber er empfand ihren Blick wie einen Fausthieb in den Magen.

Cleo kam näher, um die Frau zu beschnüffeln, und stieß ihr leise knurrend die Schnauze ins Gesicht.

“Wo sind Sie verletzt?”, fragte Max, der noch immer nicht verstand, warum die Frau sich gegen die Tür geworfen hatte oder wieso sie immer noch nicht aufgestanden war.

“Überall.” Dieses einzelne offene Auge blickte ihn fest an. “Ich bin fix und fertig, also beleidigen Sie mich wenigstens so lange nicht, wie ich am Boden liege.”

Max fragte sich, ob sie damit sagen wollte, wenn sie aufstünde, könne er es tun. Sie schien damit jedoch keine Eile zu haben.

“Cleo”, erklärte er ein wenig ruhiger, “ist meine Hündin. Sie ist zwar schlecht gelaunt, aber nicht gefährlich. Sie wird Ihnen nichts tun.”

“Ich habe keine Angst vor Hunden.” Selbst in ihrer ungünstigen Position schaffte die Fremde es, über die bloße Vorstellung gekränkt zu wirken. Dann blickte sie missbilligend und immer noch mit nur einem Auge auf Cleo. “Ich will bloß keine nasse Hundeschnauze an der Wange.”

Max verkniff sich ein Grinsen. “Komm her, Cleo. Lass die Dame in Ruhe.” Cleo gehorchte – zum ersten Mal, soweit Max sich entsinnen konnte. Sie kam sofort zu ihm, hörte aber nicht auf zu knurren und die Frau wachsam im Auge zu behalten.

Eine Wasserpfütze hatte sich um die Frau gebildet, und da sie noch immer auf dem kalten Fliesenboden lag und keine Anstalten machte, sich zu erheben, betrachtete Max sie genauer, um nach etwaigen Verletzungen zu suchen. Doch statt Verletzungen entdeckte er einen sehr attraktiven, wenn auch nicht sehr großen Busen unter einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift: “Ich gebe gute Pfirsiche.”

Seine Brauen fuhren hoch. Was, zum Teufel, sollte das bedeuten?

Unter dem inzwischen durchnässten Hemd war ein pinkfarbener Spitzen-BH zu erkennen. Nicht dass Max darauf geachtet hätte. Keineswegs. Er hatte eine Vereinbarung mit Cleo und beabsichtigte, sein Wort zu halten. Rasch strich er mit den Fingern durch Cleos Fell, um es ihr aufs Neue zu bestätigen.

Aber die Hündin wirkte alles andere als beruhigt.

Vielleicht kannte sie ihn besser als er sich selbst.

“Sind Sie okay?”, fragte Max die Frau und zwang sich, den Blick von ihrem nassen T-Shirt abzuwenden. Er musste sich ablenken. Das wäre leichter gewesen, wäre sie aufgestanden.

Etwas übertrieben mühsam, wie ihm schien, öffnete sie nun auch noch das andere Auge und starrte ihn ungläubig an. “Ich sehe zwei von Ihnen”, murmelte sie überrascht. “Das kann doch nur ein Traum sein und nicht die Wirklichkeit.”

“Ein Traum?” Vielleicht fieberte sie. Oder war betrunken.

Vielleicht war sie Material für seine nächste Kolumne. Aber kaum hatte Max daran gedacht, verwarf er die Idee schon wieder. Es war ein bisschen zu weit hergeholt, um glaubwürdig zu sein. Selbst für seine Leserschaft, die bisher alles zu glauben schien, was er zusammenschrieb.

Eine kleine Hand berührte sein Gesicht in einer Geste, die Cleo sofort wieder ärgerlich machte. Aber die Frau achtete nicht auf die Hündin.

“Nun, Sie wissen wahrscheinlich, wie Sie aussehen, schätze ich. Zwei von Ihnen wären … ach, vergessen Sie’s.” Als begriff sie erst jetzt, was sie gesagt hatte, räusperte sie sich. “Ja, ich glaube, ich bin okay.”

Einer Frau wie ihr war Max noch nie begegnet, und das wollte etwas heißen, da er eine Menge Frauen kannte. Tatsächlich kannte er sich so gut aus mit Frauen, dass seine Kolumne ungemein erfolgreich war – die er unter einem Pseudonym veröffentlichte. Nicht einmal seine Familie wusste, dass er sie schrieb.

Sie alle glaubten, er wäre arbeitslos.

Diese Frau war ganz entschieden anders. Sie flirtete, dann zog sie sich zurück – und die ganze Zeit lag sie total durchnässt und auch ansonsten ziemlich derangiert hier vor ihm auf dem Boden.

“Sind Sie sicher?”, fragte er.

“Mein Stolz hat einen nicht wieder gutzumachenden Schaden erlitten”, räumte sie ein. “Aber abgesehen davon werde ich es wohl überleben, denke ich.” Sie richtete sich in eine sitzende Stellung auf und streckte ihre langen Beine aus. Cleo versuchte wieder, sie zu beschnüffeln, aber als die Frau sie mit einem strafenden Blick bedachte, zog sich Cleo winselnd zurück und begann erst wieder zu knurren, als sie in sicherer Entfernung zu der Fremden war.

Max konnte Cleo gut verstehen. Die Augen dieser Frau waren wirklich unglaublich. Nicht die Farbe, Form oder Größe. Aber die Intensität des Blicks.

“Wo ist Annie?”, fragte sie und sah sich im Laden um, als sei sie nicht zum ersten Mal hier.

“Sie kennen meine Schwester?”

“Ich habe Unmengen von Büchern hier gekauft”, erklärte sie, “die ich für meine Arbeit brauche. Annie und ich haben uns recht gut kennengelernt im letzten Jahr. Nun sind wir Freundinnen.” Dann fragte sie: “Warum war die Tür verriegelt?”

Cleo, wieder mutiger geworden, kam näher, und die Frau streichelte sie abwesend. Cleo jaulte und kläffte empört, aber die Frau beachtete ihr Getue nicht, während sie den viel zu kleinen Kopf der Hündin streichelte.

Max war so verblüfft, dass er die beiden nur anstarren konnte. Noch niemand außer ihm hatte das feindselige Verhalten der Hündin einfach ignoriert, um ihr ein bisschen Zuneigung zu geben. Max betrachtete die Frau noch einmal, diesmal jedoch mit einer völlig anderen Art von Interesse. Sein Herz schlug schneller.

Er war auf Brautschau, und da seine Braut sich hundertprozentig mit seiner Hündin verstehen musste – schließlich heiratete er der Hündin zuliebe, um Cleo geordnete Familienverhältnisse zu verschaffen und die Liebe und Akzeptanz, die sie nie gehabt hatte –, konnte er nicht umhin, die zarte Freundschaft zu bemerken, die sich hier vor ihm entwickelte. Es erstaunte ihn.

Und wärmte ihm das Herz.

In gewisser Weise stimulierte es ihn sogar. Aber das war schließlich auch kein Wunder. Er hatte schon so lange keinen Sex gehabt, dass es nicht viel erforderte, um ihn zu stimulieren.

Die Frau schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht. “Sind Sie noch da?”

Max lachte. “Entschuldigen Sie. Ich war für einen Moment mit meinen Gedanken ganz woanders.”

“Das habe ich gesehen.” Sie musterte ihn ganz ungeniert und fragte dann: “Was haben Sie hier drinnen gemacht, dass Sie die Tür geschlossen hatten?”

Max erinnerte sich, dass seine Schwester die Ladentür immer offen ließ, eine Angewohnheit, die ihn und Daniel auf die Palme brachte, was vermutlich der Grund war, warum Annie es auch weiterhin tat. Nichts bereitete ihr mehr Vergnügen, als ihre Brüder zu verärgern.

“Annie ist nicht hier, und da der Wind durch die Tür hereinpfiff, habe ich sie geschlossen. Ich dachte, bei diesem Wetter kämen sowieso nicht viele Kunden. Und natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass eine Frau sich dagegenwerfen würde.” Etwas sanfter, denn sie hatte diesen Effekt auf ihn, fügte er hinzu: “Das muss wehgetan haben.”

Sie strich Wasser von ihren Armen und wrang ihr Haar aus. “Ich hätte mich beinahe selbst k. o. geschlagen, aber ich werd’s schon überleben.”

Cleo, die sich noch immer bemühte, furchterregend auszusehen, damit niemand ihre wahre Absicht erkannte, stieß die Hand der Frau mit der Schnauze an, damit sie nicht aufhörte, sie zu streicheln. Max traten fast die Augen aus dem Kopf. “Was machten Sie bei diesem Wetter draußen?”

“Ich brauchte ein Buch. Ich rannte, um nicht nass zu werden, aber ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, gegen eine geschlossene Tür zu prallen.” Plötzlich grinste die Fremde und verdrehte die Augen. Sie sah entzückend aus, sogar mit dem verschmierten Make-up.

Und sie streichelte noch immer seine Hündin.

Und Cleo ließ es sich gefallen.

Max machte es sich ein wenig bequemer auf dem Boden, als die Frau noch immer keine Anstalten machte, sich zu erheben.

Bestrebt, ihr eng anliegendes T-Shirt und ihre ebenso verführerischen langen Beine in den engen nassen Jeans zu ignorieren, fragte Max: “Brauchen Sie einen Arzt?”

“Oh nein. Es geht mir wirklich schon wieder ganz gut.” Wieder grinste sie, um dann hinzuzufügen: “Ich bin Maddie Montgomery.” Zu Cleos Bestürzung reichte sie ihm eine schlanke nasse Hand, an der jetzt Hundehaare klebten.

Max nahm sie – und ließ sie nicht gleich wieder los, als er spürte, wie kalt ihre Finger waren. “Max Sawyers. Sie sind eiskalt.”

“Und Sie sind Annies berüchtigter Bruder.”

“Ihr Bruder ja, der Rest ist fraglich.” Vor allem in letzter Zeit, fügte Max in Gedanken hinzu. Sein Leben als Mönch war kein sehr angenehmes.

Maddie entzog ihm ihre Hand und richtete sich auf. “Wissen Sie, ich habe Geschichten über Sie gehört, bei der einer Frau die Haare zu Berge stehen könnten. Sie sehen anders aus, als ich Sie mir vorgestellt hatte.”

Sie hatte sich ihn vorgestellt? Max ging ins Hinterzimmer, um ein Handtuch zu holen und um sich von der Versuchung zu entfernen. Der Reiz der Jagd ließ sein Herz bereits schneller schlagen. Nach all den Jahren, in denen er seiner Leidenschaft uneingeschränkt gefrönt hatte, handelte er oft vollkommen instinktiv. Er konnte Frauen verführen, ohne es auch nur zu merken, als sei er auf Autopilot eingestellt.

Eine Frau, die Bemerkungen machte über seinen Ruf, lief naturgemäß Gefahr, besagten Ruf aus eigener Erfahrung kennenzulernen. Nur dass er jetzt eine Braut benötigte und nicht nur eine vorübergehende Bettgefährtin. Was bedeutete, dass er langsamer vorgehen und sich mehr Zeit nehmen musste, als ihm lieb war.

Aber eine Bemerkung konnte er sich trotzdem nicht verkneifen. “Wie glaubten Sie denn, dass ich aussehe?” Mit wem sie wohl über ihn gesprochen hatte?

“Keine Ahnung.” Sie war ihm gefolgt. Er hörte das Quietschen ihrer nassen Turnschuhe und das Klicken von Cleos Zehennägeln auf den Fliesen. “Ich dachte, Sie hätten langes Haar, so wie die Models in den Frauenmagazinen. Und Goldkettchen. Ein bisschen gigolomäßig vielleicht.”

Max fand die Beschreibung absurd und schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich zu ihr um und reichte ihr ein Handtuch. “Hier.”

Sie trocknete ihr Gesicht und ihren Hals ab. “Sie sind doch jetzt hoffentlich nicht beleidigt?”

“Eher amüsiert. Und neugierig.” Keine Frau, mit der er je zusammen gewesen war, hätte ihn anders beschrieben als machomäßig, maskulin. Dass er wie ein Gigolo wirke, hatte noch keine behauptet.

Neugierig fragte er nach: “Wer hat denn mit Ihnen über mich geredet?”

“Ihre Schwester hauptsächlich.”

Max fiel fast über seine eigenen Füße. “Annie?” Verdammt, das war leider überhaupt nicht aufregend.

“Ja. Ihre Schwester liebt Sie sehr, und sie ist sehr stolz auf Sie. Aber sie sagt, Sie seien das schwarze Schaf der Familie.”

“Hat sie Ihnen auch gesagt, ich trüge Goldkettchen?”

Maddie lachte. Es war ein hübsches Lachen – natürlich, warm. Cleo starrte sie an, als wäre sie verwirrt, und ihre Lefzen zuckten. “Nein, das hatte ich mir ganz allein gedacht. Annie erwähnte nur, was für ein Casanova Sie sind und dass Frauen Sie unwiderstehlich finden.”

Max nickte. Seine Kolumne wurde von ebenso vielen Frauen gelesen wie von Männern. Und alle überschütteten ihn mit Lob in ihren Briefen. Er kannte sich aus mit Frauen, verstand sie beinahe besser als sie sich selbst.

Was der Grund war, warum seine wöchentliche Kolumne so erfolgreich war. Es war gut, dass niemand wusste, dass er sie schrieb. Die Anonymität kam ihm sehr zustatten, denn er wusste, sonst würden die Frauen ihm keine Ruhe lassen. Es war schlimm genug, dass er einen schlechten Ruf hatte, aber wenn die Frauen auch noch herausfanden, dass er der wöchentliche Ratgeber in Sachen Liebe war …

“Ich habe auch von anderen Frauen etwas über Sie gehört.”

Ihre Bemerkung riss Max aus seinen Überlegungen. “Ach ja?”

Maddie frottierte ihr Haar, während sie sprachen, und schien sich nicht im Geringsten dessen bewusst zu sein, was für einen sexy Anblick sie mit ihren unter dem transparenten T-Shirt deutlich sichtbaren Brüsten bot. Die meiste Zeit hielt Max den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Aber er war auch nur ein Mann, was es ihm unmöglich machte, ihre kleinen harten Brustspitzen vollkommen zu ignorieren. Er konnte gar nicht anders, als sie hin und wieder anzusehen.

“Sie sind ein weit gereister Mann”, behauptete Maddie, “ein außergewöhnlich guter Liebhaber und die Trophäe, die jede Frau gewinnen möchte.”

Ihr Geplänkel entzückte Max. Er wusste nicht so recht, ob sie mit ihm flirtete oder sich über ihn lustig machte, aber sie tat es so, dass ihm beides recht war. Es war eine Art der Annäherung, die ihm völlig neu war.

Er lehnte am Türrahmen, Cleo neben ihm. “Jede Frau?”

Wieder dieses schiefe Grinsen. “Sicherlich. Mir wird schon schwindelig, wenn ich nur in Ihrer Nähe bin. Ihre erotische Ausstrahlung wirft mich beinahe um. Was glauben Sie, warum ich so lange auf dem Boden lag?”

Ein Grinsen unterdrückend, fragte Max: “Weil Sie sich beinahe selbst umgehauen haben?”

“Im Gegenteil. Weil ich die Augen öffnete …”

“Ein Auge.”

“… und die Welt sich drehte, als ich Sie sah. Mir war viel zu schwindelig, um mich aufzurichten.”

Ihre schönen Augen zwinkerten belustigt und hinderten Max daran, zu entscheiden, wie ernst sie ihre Worte meinte.

Sie begann ihr T-Shirt abzutupfen und blickte an sich hinab. “Ach du liebe Güte!” Schützend hielt sie das Handtuch vor ihre Brüste und funkelte Max entrüstet an. “Sie hätten es mir sagen können!”

Max stellte sich dumm. “Was hätte ich Ihnen sagen können?”

“Dass … dass man alles sieht!”

Er zuckte die Schultern. “Mich hat’s nicht gestört.”

Grollend kehrte Maddie ihm den Rücken zu, schlang das Handtuch um ihren Oberkörper und verknotete es an der Seite wie einen Sarong. Cleo bellte, und es klang alles andere als gut gelaunt.

“Sehen Sie?”, sagte Maddie über die Schulter. “Der Hund findet auch, dass Sie trotz Ihres Rufs höflich genug hätten sein können, mir zu sagen, dass mehr zu sehen war, als ich zeigen wollte.”

“Eigentlich”, erklärte Max, “bellt Cleo nur, weil sie es hasst, wenn man ihr den Rücken zudreht. Sie misstraut Leuten, die das tun.”

“Oh.” Maddie drehte sich halb zu Cleo um, beugte sich zu ihr vor und sagte ernsthaft: “Tut mir leid, Cleo. Aber es war wirklich unhöflich von Max, mir nichts zu sagen.”

Sie entschuldigte sich bei seiner Hündin?

Cleo knurrte.

“Aha!”, sagte Maddie. “Sie ist offenbar auch der Meinung, dass Ihre Manieren sehr zu wünschen übrig lassen.”

“Weil ich Ihnen nicht gesagt habe, dass Ihre Brüste zu sehen waren?” Max beobachtete sie und wartete darauf, dass sie errötete. Sie war viel zu anmaßend für seinen Geschmack.

Stattdessen nickte sie ihm zu. “Genau.”

Ihr Mangel an Verlegenheit enttäuschte ihn.

“Sie hätten es mir sagen müssen. Ein Gentleman macht eine Dame darauf aufmerksam, wenn ihre Schicklichkeit gefährdet ist. Und ein Gentleman zu sein wird Ihren Ruf nicht schmälern, das versichere ich Ihnen.”

“Na schön.” Max senkte den Blick auf ihren wohlgeformten Po in den engen Jeans. “Sie haben einen Riss.”

Sie blickte über ihre Schulter und blinzelte verständnislos. “Ich habe … was?”

“Einen Riss. Im Hosenboden. Ihr Slip, der zu Ihrem BH passt und eigentlich recht hübsch ist, ist durch den Riss zu sehen.”

Sie legte die Hände über ihren Po. Es war ein hübsch gerundeter Po, und ihre Hände reichten nicht aus, um ihn zu bedecken.

“Ich versuche nur, ein Gentleman zu sein”, fügte Max hinzu.

Maddie ging rückwärts zu einem Stuhl in der Sitzecke des Ladens und setzte sich darauf. “Sie haben kein zweites Handtuch, nehme ich an?”

“Nein. Ich kann Ihnen höchstens mein Hemd anbieten.”

Wieder schenkte sie ihm dieses kleine liebenswerte Lächeln. “Nun, das kann ich natürlich nicht ablehnen. Aber noch nicht, bitte. Ich muss für eine Weile noch einen klaren Kopf bewahren, oder zumindest doch, bis ich habe, wozu ich hergekommen bin.”

“Und das wäre?” Max zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. Draußen tobte noch immer das Unwetter. Regen klatschte gegen die Schaufenster, Blitze zuckten über den dunklen Nachmittagshimmel, und Donner grollte.

Die Lichter im Laden flackerten, und Max, Maddie und Cleo schauten auf, um zu sehen, ob sie ausgehen würden. Doch sie blieben an. Cleo machte es sich neben Max bequem und legte ihren Kopf auf seinen Fuß.

Max streichelte zerstreut die Hündin, während er Maddie beobachtete. Sie war wirklich niedlich, obwohl er das anfangs nicht gedacht hatte. Und er plauderte sehr gern mit ihr. Die Dinge, die sie sagte, überraschten ihn – obwohl er das natürlich nie zugegeben hätte.

Es war alles sehr gemütlich und behaglich, bis sie sagte: “Annie sprach mit mir über befriedigende Alternativen zum Geschlechtsverkehr.”

Max wäre fast von seinem Stuhl gefallen. Er sprang aber auf und starrte Maddie empört an, weil er nicht glauben konnte, was er hörte, und weil er so etwas nicht in Verbindung mit seiner kleinen Schwester hören wollte, auch wenn Annie kurz vor der Hochzeit stand. Seine Reaktion erschreckte Cleo, die plötzlich heulte wie ein Wolf.

“Jetzt verstehe ich, wie sie darauf gekommen ist”, murmelte Maddie mit einem Blick auf Max’ feindselige Haltung.

Max fragte sich verblüfft, ob sie vielleicht recht hatte, aber er entspannte sich kein bisschen.

Maddie schüttelte den Kopf und seufzte. “Nun, ich sehe schon, dass Sie nichts darüber wissen.”

Max erstickte fast. “Ha! Ich weiß sogar sehr viel darüber!” Hätte er flüchtigen sexuellen Affären nicht abgeschworen, dann hätte er ihr gezeigt, wie viel er wusste.

“Nein.” Maddie schüttelte den Kopf. “Sie haben keine Ahnung.”

Max spürte, wie das Blut in seinen Nacken stieg. Er fühlte sich in seiner Männlichkeit herausgefordert. In einem Ton, der irgendwo zwischen Drohung und sinnlichem Versprechen lag, sagte er: “Ich kann Ihnen jede Menge Alternativen nennen. Was allerdings die Frage angeht, wie befriedigend sie sind, kommt es vermutlich darauf an …”

Sie lachte ihn tatsächlich aus. “Setz dich, Junge.”

Cleo setzte sich.

Wieder lachte Maddie. “Wenigstens die Hündin gehorcht.”

Max hätte sie erwürgen können. “Nur wenn sie es will, was nicht sehr oft vorkommt.” Dann fügte er hinzu: “Und bei Frauen nie. Cleo hasst Frauen.”

“Mich scheint sie aber nicht zu hassen.”

“Ich weiß. Das ist wirklich seltsam.”

Maddie beugte sich vor, und ihre blauen Augen funkelten vor Belustigung, als sie flüsterte: “Es ist ein Buch, Max.”

“Was ist ein Buch?”

Maddie duftete sehr angenehm, registrierte er. So feminin. Seine Muskeln zogen sich zusammen. Sie war frech und amüsant und witzig … und sie mochte Cleo. Er begehrte Maddie, aber er hatte seiner bockbeinigen Hündin etwas geschworen, und daran musste er sich halten.

“Ich arbeite als psychologische Beraterin in einem Frauenhaus”, erklärte Maddie. “Eins unserer größten Probleme waren bisher ungewollte Schwangerschaften. Aber das ist noch nicht alles. Als ich es Annie gegenüber erwähnte, versprach sie, ein Buch für mich zu bestellen, von dem sie gehört hatte.”

Eine Psychologin, dachte Max bewundernd. Kein Wunder also, dass sie so gut mit Cleo zurechtkam und die Animosität der Hündin so mühelos zu überwinden wusste. Eine erstaunliche Frau, diese Maddie.

Und erstaunlich war auch seine Reaktion auf sie. Er konnte sich nicht entsinnen, je spontan so viel Sympathie und Achtung für eine Frau empfunden zu haben.

Und da dämmerte ihm auch endlich, was sie meinte, und er setzte sich wieder. “Befriedigende Alternativen zum Geschlechtsverkehr”, wiederholte er.

“Ja, das ist der Titel des Buchs.” Maddie biss sich auf die Lippe, und Max dachte, dass sie sich Mühe gab, ihn nicht schon wieder auszulachen. Er war ihr dankbar für ihre Zurückhaltung. Obwohl er natürlich auch gern ihr Lachen hörte.

“Annie hinterließ mir letzte Woche eine Nachricht, das Buch sei da, aber ich hatte bis heute noch keine Zeit, es abzuholen.”

Max fuhr fort, sie interessiert zu beobachten, und fragte sich, warum eine attraktive, intelligente Frau ein Buch benötigte, das sich mit so einem Thema befasste. Sie musste etwa Mitte zwanzig sein. Alt genug also, um sich mit dem Thema auszukennen. Einige solcher Alternativen hatte er sogar selbst erfunden, und das, als er noch ein Teenager gewesen war.

“Sie brauchen dieses Buch also für Ihre Recherchen?”

“Eigentlich mehr als Referenz. Es ist gut, wenn ich meine Informationen und Empfehlungen mit dokumentierten Fakten untermauern kann. Außerdem werden die Erkenntnisse aus dem Buch mir helfen, manche Fragen glaubwürdiger zu beantworten. Trotz meines vierjährigen Studiums, der zweijährigen Spezialisierung auf mein Fachgebiet und meiner zwei Jahre praktischer Erfahrung werde ich immer noch als Anfängerin betrachtet.”

Interessiert fragte Max: “Würden die Frauen Ihre Ratschläge nicht bereitwilliger akzeptieren, wenn sie auf eigenen Erfahrungen basierten?”

Max hoffte, dass sie ihm einen Hinweis darauf geben würde, ob ihre Dreistigkeit von ihrer Erfahrenheit herrührte oder ob es einfach ihrer Art entsprach, so direkt zu sein. Bei Frauen konnte man nie wissen, und er hatte schon vor langer Zeit gelernt, bei Frauen nie etwas vorauszusetzen.

Aber seine Frage sollte sich als Bumerang erweisen.

“Das ist eine großartige Idee! Wie reizend von Ihnen, es mir anzubieten!”

“Aber ich …” Max schüttelte verwirrt den Kopf. “Was soll ich Ihnen denn angeboten haben?”

“Mit den Frauen zu reden natürlich.” Sie beugte sich vor, und ihr verflixtes Handtuch öffnete sich vorn ein wenig, als sie ihn mit dem Ellbogen verschwörerisch in die Rippen stieß. “Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie wie gebannt an Ihren Lippen hängen würden.”

Max lehnte sich entsetzt zurück und schüttelte den Kopf. “Auf keinen Fall.”

“Sie wollen es nicht?”

“Absolut nicht!”

Maddie blickte ihn düster an und murmelte: “Dann nützt Ihr Rat mir überhaupt nichts.”

Max sah Cleo an, und sie wechselten einen Blick. Merkwürdigerweise war die Hündin still. Cleos Zunge hing seitlich aus dem Maul, und ein Ausdruck lag auf ihrem haarigen Gesicht, der Max’ eigene Verwirrung widerspiegelte. Er räusperte sich unbehaglich. “Nun, Sie könnten es ihnen ja sagen.”

Maddie schien darüber nachzudenken. “Nachdem Sie es mir gesagt haben?”

Er nahm an, dass dies seine Frage hinsichtlich ihrer Erfahrung beantwortete. Vielleicht. Denn sicher konnte er sich bei dieser Frau nicht sein. Aber seine Neugier wuchs mit jedem weiteren Wort von ihr. “Natürlich spreche ich gern mit Ihnen … darüber.”

“Hm. Ich werde darüber nachdenken. Aber jetzt …” Maddie sah sich suchend um. “Wissen Sie zufällig, wo Annie es hingelegt hat?”

“Es?”

Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge. “Sie sind wirklich ein bisschen schwer von Begriff, nicht wahr?”

“Normalerweise nicht.”

Maddie trommelte mit den Fingerspitzen auf die Stuhllehne. “Das Buch, meine ich. Der Grund, warum ich bei diesem miserablen Wetter hergekommen bin.

“Ich werde nachsehen.” In Wahrheit war er sogar froh über die Gelegenheit, seine Gedanken zu sammeln und sich wieder in den Griff zu kriegen. Aber im selben Augenblick, als er sprach, zerriss ein weiteres gewaltiges Donnergrollen die Luft, und die Lichter flackerten und gingen aus.

Max ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. “Oder vielleicht auch nicht.”

Sie befanden sich aber nicht in totaler Finsternis. Da es erst früher Nachmittag war, drang noch ein bisschen Licht durch die dichten dunkelgrauen Wolken. Und dann waren da auch noch die grellen Blitze, die beinahe unaufhörlich am Himmel aufzuckten. Aber das plötzliche Verstummen jeglichen Geräuschs – das Summen der Neonröhren, der Klimaanlage, des kleinen Kühlschranks in dem Hinterzimmer – hinterließ ein beinahe unheimliches Schweigen.

Cleo jaulte und sprang mit einem Satz auf Max’ Schoß. Plötzlich hatte Max Fell in der Nase, in den Augen, und eine feuchte Schnauze presste sich zitternd vor Angst an seinen Hals.

Max schloss die Arme um die keineswegs dünne und kleine Cleo, konnte aber nicht verhindern, dass sein Stuhl umkippte und er zusammen mit seinem Vierbeiner auf dem Boden landete. Cleo knurrte ängstlich.

“Sie ist immer sehr unruhig bei Gewitter”, erklärte Max, “und deshalb hatte ich sie auch heute mitgebracht, aber im Dunkeln fürchtet sie sich ganz besonders.”

Max erwartete Kritik von der Frau. Aber während er Cleo zu beruhigen versuchte, stand Maddie auf und hockte sich neben sie auf den Boden. Ihr Knie stieß dabei an Max’ Kinn.

“Du armes kleines Hundchen. Hab keine Angst.” Cleo winselte und bellte und knurrte, aber Maddie streichelte sie unbeeindruckt weiter.

Ihr Verständnis machte sie Max noch viel sympathischer. Und er konnte sie nun auch wieder riechen – diesen frischen sexy Duft nach Frau und Regen. Er räusperte sich, weil er befürchtete, auf verlorenem Posten zu kämpfen.

Maddie richtete sich auf. “Ich werde die Tür abschließen. Es ist keine gute Idee, den Laden bei einem totalen Stromausfall offen zu lassen.”

Da sie den Riss in ihrer Jeans anscheinend vergessen hatte, konnte Max wieder ihren pinkfarbenen Seidenslip sehen, als sie durch den Raum zur Tür eilte. Sie hätte eigentlich ein absurdes Bild abgeben müssen mit ihrem nassen Haar und dem Handtuch, das sie um die Brust gebunden hatte.

Aber seltsamerweise sah sie sogar sehr verführerisch aus, als sie die vielen Riegel vorlegte und das “Geschlossen”-Schild umdrehte.

Als sie sich wieder zu Max umwandte, lag ein merkwürdiger Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ein Ausdruck irgendwo zwischen Erwartung, Misstrauen und Begierde. Eigenartig, dachte Max.

“Ich schätze, wir sollten jetzt beide lieber heimgehen”, flüsterte sie, ohne den Blick auch nur einen Moment von seinen Augen abzuwenden.

Max richtete sich auf, Cleos zitternden haarigen Körper noch immer schützend in den Armen. “Ja. Ich muss sie nach Hause bringen. Sie wird sich dort sicherer fühlen.”

Maddie biss sich auf die Unterlippe. “Das Problem ist, dass ich mit dem Bus hierhergekommen bin. Und nun …”

“Möchten Sie bei diesem Gewitter und im Dunkeln nicht an einer Bushaltestelle sitzen.”

Sie nickte. “Und mit einem Handtuch um die Brust und einem Riss in meiner Hose. Aber wahrscheinlich wäre es eine Zumutung, wenn ich Sie bitten würde, mich rasch heimzufahren?”

Sie hatte noch immer diesen Blick in ihren Augen, der Max fast wahnsinnig vor Neugier machte. Egal, was er sich sagte, er konnte sie einfach noch nicht gehen lassen. “Natürlich kann ich Sie heimbringen. Kein Problem.”

Und vielleicht würde er dabei ein bisschen mehr über sie erfahren. Falls sie eine geeignete Heiratskandidatin sein sollte, war er es sich schuldig, es herauszufinden.

Ihr Lächeln schien den dunklen Laden zu erhellen. “Danke.”

“Wegen Ihres Buchs …”

“Es wird im Dunkeln sicher schwer zu finden sein. Es sei denn, Sie wüssten, wo Annie es hingelegt hat.”

“Nein. Ich fürchte nicht.” Hundesabber lief über seinen Hals und unter seinen Kragen. Musste Cleo denn immer sabbern, wenn sie nervös war? Aber eigentlich war sie ja immer nervös. Was mit der Grund war, warum sich Max verpflichtet fühlte, ihr geordnete Familienverhältnisse zu verschaffen und ihr die schönen Seiten des Lebens zu zeigen.

Max drückte sie noch fester an die Brust – und sah ein sehr feines, verständnisvolles Lächeln in Maddies Gesicht.

“Ich kann morgen wiederkommen und es mir von Annie geben lassen”, sagte sie so sanft, dass sein Herz schneller schlug.

“Annie wird vielleicht nicht hier sein.” Mit Cleo in den Armen stand Max auf, sah Maddie an und versuchte das Rasen seines Pulses zu ignorieren. “Ich vertrete sie hier, solange sie und Guy mit den Vorbereitungen für ihre Hochzeit beschäftigt sind.”

Maddie runzelte die Stirn und zwang sich dann zu einem Lächeln. “Stimmt, sie heiraten ja, nicht wahr? Das ist wundervoll.” Mit einem bühnenreifen Flüstern fügte sie hinzu: “Guy ist ja auch wirklich ein sehr attraktiver Mann.”

Max machte ein verdrießliches Gesicht, einerseits wegen des Kompliments über einen anderen Mann und andererseits des Standpunkts wegen, den sie nicht verbergen konnte. “Annie heiratet ihn, weil sie einander lieben.”

“Natürlich.”

Max bedachte sie mit einem bösen Blick. “Das klingt skeptisch, und Sie verstehen es nicht mal sehr gut zu verbergen.”

Maddie zuckte unbekümmert mit den Schultern und lächelte sogar noch strahlender. “Ich bin überzeugt, dass sie sehr glücklich miteinander werden. Ich glaube einfach nur nicht an die Ehe.”

Max unterdrückte einen Fluch. “Und würden Sie mir auch erklären, warum?”

“Sicher, warum nicht? Aber lassen Sie es mich auf dem Weg nach Hause tun.” Sie wandte sich ab und vergaß wieder den Riss in ihrer Hose. Aber Max bemerkte ihn. Er hoffte nur, dass ihre Bemerkung über die Ehe nicht ernst gemeint gewesen war, denn sonst würde er sein Interesse an ihr sehr schnell wieder dämpfen müssen.

Und erst recht natürlich sein Begehren.

2. KAPITEL

Er hat eine Hündin, dachte Maddie mit einem wehmütigen Seufzer. Eine fette, hässliche Hündin, die er wie eine Königin behandelt. Ihr Herz pochte schneller, erfüllt von namenlosen Emotionen; plötzlich erschien Max Sawyers ihr nicht mehr nur ausgesprochen attraktiv und sexy, sondern sie hatte zudem auch noch das Gefühl, dass er ein einfühlsamer und sensibler Mann war. Diese beiden zusätzlichen guten Eigenschaften machten ihn noch verführerischer – in gewisser Weise aber auch zu einem Risiko. Sie wollte sich auf keine andere Art und Weise zu ihm hingezogen fühlen als sexuell!

Annie hätte ihr mehr über ihn erzählen sollen. Sicher, sie hatte gesagt, er sähe gut aus, aber sie hatte vergessen zu erwähnen, was für eine faszinierende Ausstrahlung er hatte. Und sie hatte gesagt, er sei ein Abenteurer, aber ein echter Abenteurer schaffte sich wohl kaum einen Köter wie Cleo an.

Annie hatte gesagt, Max sei perfekt – und darin hatte sie auch recht. Bis auf die Tatsache, dass er zu perfekt war.

Maddie betrachtete sein Profil, während er fuhr. Die Scheibenwischer arbeiteten auf höchster Stufe, um die Windschutzscheibe frei zu machen, aber es war dennoch beinahe nichts zu sehen durch den Regen. Und der Pick-up erbebte unter Donnerschlägen.

Doch Maddie merkte kaum etwas davon. Dieser Mann war zu attraktiv, um ihn mit Worten zu beschreiben. Allein der Gedanke an seine Erfahrung und all die aufregenden Dinge, die er sie lehren konnte … Maddie erschauerte, was aber nichts mit der Kälte zu tun hatte, sondern nur mit Max. Dass sie sich zu ihm hingezogen fühlen würde, hatte sie erwartet, aber sie hatte nicht damit gerechnet, ihn vom ersten Augenblick an so sehr zu mögen.

Trotz ihrer Schüchternheit wollte Maddie so nahe wie möglich neben Max sitzen, und sie hatte sich auch vorgenommen, es zu tun. Doch nachdem sie durch den Regen zu seinem Wagen gelaufen waren, überließ Max sie sich selbst und schnallte Cleo in einem Hundekorb direkt zwischen ihren Sitzen an. Wann immer Maddie sich vorbeugte, um Max besser zu sehen, knurrte Cleo. Die Hündin war schon so verängstigt durch das Unwetter, dass Maddie es nicht über das Herz brachte, das arme Tier noch mehr zu verunsichern.

Sie konnte Cleo in gewisser Weise gut verstehen. Ihre defensive Haltung erinnerte Maddie an das Verhalten der Frauen, die sie beruflich betreute, weshalb sie der Hündin großes Mitgefühl entgegenbrachte. Nicht dass Cleo Maddies Mitgefühl gebraucht hätte – schließlich hatte sie Max, der sie offenbar am liebsten in Watte gepackt hätte.

Cleo beobachtete sie misstrauisch und zog hin und wieder wie in einer stummen Drohung ihre Lefzen hoch. Aber Maddie dachte, dass dies vermutlich nur ihre Art zu sprechen war, da das Tier bisher noch nicht ernsthaft versucht hatte, ihr wehzutun.

Cleo war einer der hässlichsten Hunde, die Maddie je gesehen hatte. Mit ihrem gelblichen, mit Braun und Weiß durchsetzten Fell, dem viel zu kleinen Kopf für ihren korpulenten Körper und den stämmigen Beinen sah sie aus wie ein misslungenes wissenschaftliches Experiment – wie eine Kreuzung zwischen einem Hund und einem Hängebauchschwein oder wie ein haariger Ballon mit Kopf und Füßen.

“Warum ist Ihre Hündin so angriffslustig?”, fragte Maddie, als Cleo erneut die Zähne bleckte.

Max warf Maddie einen Blick zu, richtete ihn dann aber sofort wieder auf die Straße, die inzwischen wie eine einzige große Pfütze aussah. “Wer auch immer sie vor mir hatte, hat sie offenbar nicht gut behandelt.”

Maddie nickte verständnisvoll. Die Hündin wehrte lieber alle Annäherungen ab, als jemandem zu vertrauen und zu riskieren, erneut verletzt zu werden – ähnlich wie Max, der die Welt bereiste und nach Dingen suchte, die er zu Hause offenbar nicht finden konnte. Als Annie ihr von Max’ Faible fürs Reisen erzählt hatte, hatte sie natürlich begonnen, über ihn nachzudenken.

Ihre spezielle Ausbildung und Erfahrung machten es ihr leichter, andere zu verstehen. Sich selbst zu verstehen war nicht ganz so leicht gewesen. Erst durch Hinweise ihrer Freunde war sie auf das Offensichtliche gestoßen – dass sie nur deshalb so fest entschlossen war, sich mit speziellen erotischen Kenntnissen zu rüsten, damit kein Mann sie je wieder aufgrund ihrer Unerfahrenheit demütigen oder ihre Naivität ausnutzen könnte.

Als sie nun sah, wie liebevoll Max Cleo behandelte, wurde ihr ganz warm ums Herz. Doch obwohl sie wusste, dass sie Gefahr lief, sich in Max zu verlieben, hielt sie ihren Plan auch weiterhin für gut. “Wie lange haben Sie sie?”

“Ich fand sie vor etwa einem Monat. Sie lag mitten auf der Straße, und ich dachte, sie sei”, er senkte die Stimme und buchstabierte, “t-o-t.”

Trotz des schrecklichen Bildes, das er ihr schilderte, musste Maddie ein Lächeln unterdrücken. “Buchstabieren kann Ihre Hündin wohl nicht?”

“Nur ein bisschen”, erwiderte Max ernsthaft. “Es gibt einige Worte, die ich nicht sagen, andeuten oder buchstabieren kann, ohne dass sie vollkommen verrücktspielt.”

“Zum Beispiel?”

“Ein Wort für die Prozedur, bei der man einen Stoff injiziert bekommt, der einen zukünftig gegen eine bestimmte Krankheit immun macht, falls Sie wissen, was ich meine. Oder wie das Wort für den Spezialisten, der diese Prozedur durchführt.”

“Ah, sie hasst also Tierärzte?”

Cleo jaulte. Offenbar hatte Maddie ein ihr bekanntes Wort benutzt.

“Allerdings”, bestätigte Max.

“Wie kriegen Sie sie dann hin?”

“Indem ich französisch mit ihr spreche.” Mit einem mutwilligen Grinsen fügte er hinzu: “Alle Frauen mögen es, wenn man ihnen süße Nichtigkeiten in Französisch zuflüstert. Es macht sie … weicher.”

“Ich spreche kein Französisch, und falls ein Mann mir ’süße Nichtigkeiten’ zuflüstert, möchte ich verdammt noch mal verstehen, was er sagt”, gab Maddie gereizt zurück.

Sie begriff nicht ganz, warum Max lachte. Seine Reaktionen verwirrten sie, sie wusste nie, ob er lachte, weil er sie schrullig fand oder sympathisch.

“Früher hasste sie auch das Baden”, bemerkte Max. “Aber inzwischen hat sie sich daran gewöhnt.”

Bei dem Wort “Baden” spitzte die Hündin die Ohren und bellte. Max lachte und strich Cleo über den Kopf.

“Soll ich fragen?”

Er grinste boshaft, sagte aber nur: “Cleo liebt vor allem schöne frisch riechende Schaumbäder.”

Ein weiteres schrilles Kläffen.

Auch Maddie lächelte, entzückt von Max und seiner ungewöhnlichen Hündin. Was machte es da schon, wenn die Dinge nicht ganz so liefen wie geplant? Annie hatte nichts von einem Hund im Laden gesagt, aber vielleicht hatte sie es nur nicht gewusst. Vielleicht hatte Max Cleo wirklich nur wegen des Gewitters mitgebracht.

Der unvorhergesehene Riss in ihren Jeans und die Transparenz ihres durchnässten T-Shirts hatten jedenfalls sein Interesse geweckt.

Sie räusperte sich, als sie sich der Straße näherten, in der sie wohnte, und sagte: “Ich würde Sie gern für Ihre Bemühungen entschädigen und zum Abendessen einladen.”

Max warf ihr einen weiteren raschen Blick zu. Seine Augen waren so dunkel und so eindringlich, dass sie erneut erschauerte.

“Nicht heute Abend.” Er antwortete langsam, als suchte er nach einer Ausrede – oder weil er vielleicht gar nicht wirklich ablehnen wollte. Maddie war sich nicht sicher, hoffte aber auf das Letztere. “Ich muss Cleo nach Hause bringen, damit sie sich beruhigen kann.”

“Genau. Meine Wohnung ist sehr ruhig”, beharrte Maddie. “Wozu wollen Sie noch weiter mit Cleo durch dieses Gewitter fahren, wenn Sie hereinkommen, es sich gemütlich machen und etwas essen können? Und vielleicht hört das Gewitter unterdessen auf.”

Max wirkte unentschlossen, und deshalb beschloss Maddie, ihr Glück bei Cleo zu versuchen. Sie beugte sich zu ihr vor und fragte leise: “Und du, Cleo? Würdest du nicht gern hereinkommen?”

Cleo schien sehr verärgert über diese Invasion in ihre Privatsphäre. Sie knurrte drohend und fletschte ihre spitzen kleinen Zähne.

“Na bitte”, sagte Maddie unbeeindruckt. Sie war sicher, dass Cleos Reaktion diesmal auf Eifersucht basierte. Aber Maddie hatte Pläne für den Abend und dachte nicht im Traum daran, sie von einer besitzergreifenden Hündin durchkreuzen zu lassen. “Die Idee gefällt ihr.”

Max lachte. “Sie scheinen wirklich keine Angst vor ihr zu haben.”

Maddie zuckte mit den Schultern. “Ich glaube, ich verstehe sie. Ihre Abneigung gegen mich ist nicht halb so groß wie ihre Furcht, mich vielleicht sogar zu mögen.”

“Ich habe fast zwei Wochen gebraucht”, gestand Max, “um wenigstens so weit ihr Vertrauen zu gewinnen, dass ich sie streicheln konnte.”

Maddie wurde die Kehle eng vor Rührung, als sie das hörte. Impulsiv schlang sie die Arme um die Hündin und drückte sie an sich. Sowohl Max als auch Cleo schienen vollkommen verdattert.

“Nun”, sagte Maddie, “jetzt liebt sie Sie aber.”

War Cleo misshandelt und im Stich gelassen worden wie die Frauen, mit denen Maddie arbeitete?

Max unterbrach ihre Gedanken. “Warum sind Sie eigentlich so gegen die Ehe?”

Maddie blinzelte erstaunt. “Das ist aber ein abrupter Themenwechsel.”

“Sie sehen aus, als würden Sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen”, entgegnete er achselzuckend. “Ich kann heulende Frauen nicht ausstehen.”

“Ich heule nie.” Maddie wischte sich über die Augen. “Ich habe nichts gegen die Ehe. Ich habe nur keine Eile, mich an jemanden zu binden. Ich habe es schon mal versucht, und es war sehr demütigend.”

Max horchte auf. “Demütigend? Wieso?”

“Wollen Sie das wirklich hören?” Sie hatte die Frage kaum gestellt, als sie ihn auch schon bitten musste, bei der nächsten Kreuzung abzubiegen. In wenigen Minuten würden sie vor ihrer Wohnung sein. Entweder gewann sie jetzt sein Interesse, oder es würde sich vielleicht nie wieder eine Möglichkeit ergeben.

Max bog ab und sagte: “Ja, das würde ich gern hören.”

Maddie atmete tief ein und bemühte sich, nicht zu erröten. “Eines Tages kam ich früher heim und fand meinen Verlobten gefesselt und splitternackt auf meinem Bett, während eine Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, ihn mit einer Feder kitzelte.”

“Soll das ein Scherz sein?”, fragte Max mit erstickter Stimme.

“Halten Sie hier. Dies ist das Gebäude, in dem ich wohne.” Maddies Wangen glühten bei der Erinnerung an jenes demütigende Erlebnis. “Nein, ich fürchte, es ist kein Scherz. Es war eine sehr lange zitronengelbe Feder.”

“Und was haben Sie getan?”

Maddie lächelte. Wenn er neugierig genug war, konnte sie sich das zunutze machen. “Kommen Sie herein”, schlug sie mit einem hinterhältigen kleinen Lächeln vor. “Dann erzähle ich es Ihnen.”

“Sagte die Spinne zu der Fliege.”

Maddie grinste vielsagend. “Haben Sie Angst, Sie könnten aufgefressen werden?”

Seine Augen verdunkelten sich noch mehr. “Das ist eine reichlich zweideutige Bemerkung, nicht?”

“Ich bin überrascht, dass Sie das überhaupt merken, nach Ihrer selbst eingestandenen Verwirrung in Bezug auf sexuelle Dinge.”

Er biss die Zähne zusammen. “Das klingt wie eine Herausforderung.”

“Ist es auch.” Annie hatte Maddie versichert, es sei möglich, einen Mann auch gegen seinen Willen zu verführen. Bei Annie jedenfalls hatte es geklappt! Guy hatte ihr jahrelang widerstanden, doch kaum war sie allein mit ihm gewesen und hatte mit ihm tun können, was sie wollte …

Maddies Puls beschleunigte sich bei der Vorstellung, mit Max tun zu können, was sie wollte. Sobald sie ihn in ihrer Wohnung hatte, würde sie ihre Pläne in die Tat umsetzen.

Max hielt in ihrer Einfahrt und stellte den Motor ab. Cleo war überhaupt nicht glücklich darüber, und ihr Verdruss richtete sich natürlich gegen Maddie. Das dichte Fell an Cleos Kopf sträubte sich. Maddie strich es wieder glatt, ohne sich von Cleos Knurren einschüchtern zu lassen.

Während dieser improvisierten Fellpflege lächelte Maddie unablässig. Oder wurde aus einem Lächeln ein anzügliches Grinsen, wenn man solch begehrliche Gedanken hegte? Aber wie hätte sie an anderes denken können, solange Max neben ihr saß? Er duftete gut, das war sogar über den Geruch der nassen Hündin wahrzunehmen. Und er sah gut aus. Sein dunkles Haar klebte an seinem Nacken, sein feuchtes Hemd betonte die beeindruckenden Muskeln an seiner Brust und seinen Schultern …

Er war erstaunlich nett für einen Casanova, sanft und einfühlsam mit Cleo und geduldig auch mit Maddie selbst.

Max lächelte, als er sah, wie albern Cleo mit ihrem in der Mitte gescheitelten Fell aussah. Dann seufzte er ergeben. “Also gut, Maddie, was gibt es Gutes zum Abendessen?”

Maddie, die an etwas völlig anderes dachte, hätte beinahe “Max” gesagt, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Ihre Gedanken rasten, als sie aus dem Wagen stieg, während Max Cleos Gurt löste und sie dann an die Leine nahm. “Wie wäre es mit Hähnchen? Das geht ziemlich schnell.” Danach konnten sie zu wichtigeren Dingen übergehen.

“Hähnchen also.”

Cleo bellte, und es klang ausnahmsweise einmal zustimmend. Ihr Vokabular ist erstaunlich vielseitig, fand Maddie. “Für dich werden wir aber die Knochen entfernen müssen, Cleo. Ich möchte nicht, dass du erstickst.”

Max, der Cleo auf den Arm genommen hatte, hielt verwundert inne. “Sie wollen auch Cleo füttern?”

Entsetzt, dass er etwas anderes für möglich hielt, sagte Maddie: “Ich würde sie doch nicht beim Essen zusehen lassen!”

“Und Sie wollen sich sogar die Mühe machen, die Knochen zu entfernen?”

Maddie schauderte. “Können Sie sich vorstellen, wie es aussehen würde, wenn sie an einem Hühnerknochen würgt?” Wieder erschauerte sie. “Das ist kein hübsches Bild.”

Max lächelte, und bevor Maddie wusste, was geschah, begann er laut zu lachen.

“Was ist?” Sein Lachen hatte einen merkwürdigen Effekt auf sie. Es wärmte sie bis in die Zehenspitzen und löste ein angenehmes Kribbeln in ihr aus. Sie ging über den Parkplatz zum Eingang voran, während Max Cleo trug, anstatt sie laufen zu lassen. Cleo sah aus, als sei es etwas ganz Alltägliches für sie, von Max herumgetragen zu werden.

“Maddie.”

Seine Stimme klang so sanft und bezwingend, dass Maddie ein heißer Schauer über die Haut lief. Wenn er das mit einem einzigen Wort erreichen konnte, was würde er dann erst mit seinen Händen und seinem Mund alles bei ihr bewirken?

“Sind Sie sicher, dass Sie nicht an einer Heirat interessiert sind?”

Maddie winkte nur ab, als sie sich nach Max umblickte und sein mutwilliges Lächeln und das sexy Funkeln seiner dunklen Augen sah. Alles, was seine Schwester ihr erzählt hatte, schien darauf hinzudeuten, dass er ein überzeugter Junggeselle war und nicht die Absicht hatte, daran etwas zu ändern.

Laut Annie konnte Max sich nicht retten vor den Frauen, die ihm nachstellten. Trotzdem war er noch ungebunden. Und das besagte viel.

“Oh, ich könnte mir vorstellen, dass ich einmal eine gute Ehefrau sein werde”, entgegnete sie leichthin. “Aber bis dahin wird noch sehr viel Zeit vergehen.”

“Na schön, heiraten wollen Sie also nicht. Aber was wollen Sie?”

Maddie zuckte mit den Schultern. “Begreifen, was so aufregend an einer gelben Feder ist. Was Sex so faszinierend macht.” Sie atmete tief ein. “Erotische Erfahrungen sammeln.”

Plötzlich herrschte Stille hinter ihr; sie hörte keine Schritte und kein Atmen mehr. Selbst Cleo war mucksmäuschenstill. Dann holte Max sie wieder ein. Aber er sagte kein Wort mehr.

Als sie ihre Tür im ersten Stock erreichte, war ihr bewusst, dass Max die übergewichtige Cleo die Treppe hinaufgetragen hatte und trotz der Anstrengung nicht einmal schneller atmete. Er schien erstaunlich fit zu sein. Sie konnte es kaum erwarten, einen genaueren Blick auf seinen beeindruckenden Körper zu erlangen.

“Wir sind da”, erklärte sie und hoffte, dass es nicht zu triumphierend klang. Sie trat ein und wartete, bereit, sofort die Tür zu schließen, sobald er eingetreten war, und ihm den Rückzug zu versperren.

Aber Max zögerte auf der Schwelle. “Ich dachte gerade, es wäre vielleicht besser, vorher rasch noch einmal mit Cleo Gassi zu gehen. Wir möchten doch nicht, dass sie Ihre Wohnung beschmutzt.”

Versucht er jetzt schon zu entkommen?, fragte sich Maddie alarmiert. Und dabei hatte sie noch gar nichts ausprobiert! Vielleicht war sie zu aufdringlich gewesen und hätte nicht erwähnen sollen, dass sie Erfahrungen in puncto Sex sammeln wollte.

Aber dann sagte Max: “Sie sollten Ihre nassen Sachen ausziehen. Wir sind in etwa fünf Minuten wieder da.”

Etwas von der Spannung wich von ihr. “Gut. Ich lasse die Tür offen.”

Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. “Sobald ich zurück bin, können Sie mit dem Erklären anfangen.”

Er ließ es wie eine Drohung klingen, aber Maddie war nur froh, dass er versprach, zurückzukommen.

Kaum war er wieder auf der Treppe, rannte sie in ihr Bad und durchwühlte ihren Kleiderschrank nach etwas Passendem zum Anziehen. Keine superengen Jeans mehr, beschloss sie, weil sie nicht noch einmal einen Riss riskieren wollte. Ihre Kleider zu zerreißen war nicht Teil ihres Plans gewesen. Gegen eine geschlossene Tür zu rennen natürlich auch nicht. Also musste sie versuchen, zu retten, was zu retten war.

Da es Ende April noch ziemlich kühl werden konnte, entschied sie sich schließlich für ein langärmliges cremefarbenes Baumwollkleid. Es war wadenlang, betonte aber ihren wohlgeformten Po und ihre Brüste. Auf dem Oberteil waren eine malvenfarbene Rose und die Worte “Voll erblüht” zu sehen. Und auf dem Rücken konnte man “Frisch gepflückt” lesen.

Maddie lief zum Spiegel und erschrak, als sie ihr zerzaustes Haar sah. Sie hätte nicht sagen können, wer schlimmer aussah – sie oder Cleo. Rasch nahm sie einen Kamm und versuchte in Rekordzeit, ihr widerspenstiges Haar wenigstens einigermaßen in den Griff zu kriegen.

Sie hörte, wie die Eingangstür sich öffnete und wieder schloss. “Maddie?”

“Ich komme gleich.” Rasch entfernte sie ihr ruiniertes Make-up und beschloss, auf neues zu verzichten. Sie hatte gehört, bei richtig gutem Sex geriete man ins Schwitzen. Und da es mit Max bestimmt sehr gut sein würde, wäre Make-up also wahrscheinlich sowieso zwecklos.

Bemüht, verführerisch und sexy auszusehen, tänzelte sie aus dem Schlafzimmer zu Max, der an dem großen Panoramafenster in ihrem Wohnzimmer stand. Er und die Hündin waren jetzt noch nasser als vorher. Cleo bemerkte Maddie zuerst und regte sich so auf bei ihrem Anblick, dass sie nicht nur kläffte, sondern auch wie wild an ihrer Leine zerrte.

Max versuchte die Hündin zu beruhigen. “Cleo.” Dann sah er Maddie und vergaß schlagartig, was er hatte sagen wollen.

Cleo beruhigte sich, wenn auch nicht gerade sehr bereitwillig. Beinahe trotzig sprang sie auf Maddies alte geblümte Couch und streckte sich auf den Kissen aus. Selbst als ihre Augen schon geschlossen waren, hörte sie nicht auf zu knurren.

Max räusperte sich. “Tut mir leid. Ich schicke sie natürlich sofort herunter …”

“Lassen Sie sie liegen.”

“Sie ist nass.”

Maddie zuckte mit den Schultern. “Die Kissenbezüge kann man waschen.” Maddie sah die Hündin an, die vollkommen erledigt war von ihrer Wut und ihrer Angst vor dem Gewitter. Selbst in ihrem erschöpften Zustand bleckte sie noch leise knurrend die Zähne.

Ihr Anblick griff Maddie ans Herz. Leise, um Cleo nicht zu stören, fragte sie: “Meinen Sie, ihr ist kalt? Ich könnte ihr eine alte Decke holen.”

Max sah leicht verwirrt aus, als er zu Maddie hinüberging. “Sie hat genug eigenes Fell, das sie warm hält.” Max blieb etwa einen Schritt vor Maddie stehen – nahe genug, um ihn zu berühren, dachte sie. Sie bemühte sich, ihre Hemmungen zu unterdrücken und an all das zu denken, was sie heute Nacht vielleicht noch lernen würde. Nie wieder würde ein Mann sie mit seinen sexuellen Vorlieben überrumpeln – wie etwa gelben Federn oder so. Sie sah Max’ Mund an, um zusätzlichen Mut zu schöpfen, trat ein wenig näher, legte die Hände um sein Gesicht und presste den Mund auf seine Lippen.

Gar nicht schlecht, dachte sie und grinste im Stillen über ihr anfängliches Zögern. Er fühlte sich sogar noch besser an, als sie erwartet hatte. Er schmeckte nach Erfahrung, nach Fleisch gewordener Sünde, nach einem Mann, der wusste, was er tat. Einem Mann, der Frauen liebte und seinen Hund.

Maddie wartete auf Max’ leidenschaftliche Reaktion. Auf die überwältigende Lust, die ihn erfassen würde. Auf seine sexuellen Instinkte, die ihn übermannen würden. Ihr Exverlobter hatte immer gesagt, Männer seien nur bis zu einem gewissen Punkt imstande, sexuellen Reizen zu widerstehen, und genau das sei der Grund, warum er sie betrogen habe.

Deshalb wartete sie.

Und spürte plötzlich, dass Max lächelte.

Verdammt! Maddie öffnete die Augen, um ihn anzusehen. Abgesehen davon, dass er alles andere als überwältigt schien von Leidenschaft, sah er zudem auch noch so aus, als lachte er sie aus.

Max’ erster Gedanke war, dass Maddie so gut wie nichts vom Küssen verstand, und sein zweiter, wie weich ihre Lippen waren. Sein dritter, dass die Hölle los sein würde, wenn Cleo erwachte.

Cleo mochte es gar nicht, wenn Frauen ihn anfassten.

Andererseits war die Tatsache, dass sie sich in einer fremden Wohnung zum Schlafen hingelegt hatte, ein Zeichen dafür, dass sie sich ziemlich wohlfühlte bei dieser fremden Frau, was Max ziemlich wunderte. Wenn Maddie doch nur nicht so gegen die Ehe gewesen wäre!

Max hielt still, ein bisschen überrascht, ein bisschen amüsiert und auch ein klein wenig erregt. Er erwiderte Maddies Kuss nicht, aber er schob sie auch nicht fort. Er lächelte nur und dachte, wie draufgängerisch sie war.

Zwischen zwei Atemzügen fragte Maddie: “Was ist?”

Erregung und Verlangen klangen in ihrer leisen Stimme mit. Es war eine hochwirksame Mischung. Max umfasste ihre Schultern und schob Maddie weit genug zurück, um Atem holen zu können. “Oh, Sie wollten, dass ich mich beteilige?”

“Nun …” Sie schien verunsichert. “Ja.”

Er konnte gar nicht anders, als sie anzufassen und zu streicheln. Für eine so offenherzige, couragierte Frau war sie überraschend unerfahren. “Meine Schwester hat Ihnen wohl von ihren erstaunlichen Verführungstechniken vorgeschwärmt?”

Maddie nickte.

Es war beinahe lachhaft, aber er hätte nicht einmal ein Kichern herausbekommen, so eng war seine Kehle plötzlich vor Verlangen. Es war, als ob ein Blinder einen Lahmen führte. “Warum, Maddie?”

“Warum was?”

“Warum versuchst du mich zu verführen?”

Sie blinzelte unsicher. “Vielleicht, weil ich dich begehre?”

“Du bist nicht sicher?” Max bemühte sich, ihren weichen Körper an seinem zu ignorieren, während er zu begreifen versuchte, was eigentlich los war. Trotz ihres aufreizenden Verhaltens schien Maddie ihm keine Frau zu sein, die mit Männern ins Bett ging, die sie kaum kannte. Nicht, dass er sie gut gekannt hätte. Aber er wusste genug. Sie hatte gesagt, sie sei verlobt gewesen, und er hatte bereits gesehen, was für eine warmherzige, verständnisvolle Frau sie war. Sie behandelte Cleo mit der gleichen Zuneigung wie er.

Max kniff die Augen zusammen. Allmählich hatte er das Gefühl, die ganze Sache wäre von Anfang an geplant gewesen.

“Ich bin mir sicher.” Sie nickte zur Bekräftigung. “Ich begehre dich.”

Er fühlte sich verpflichtet, aufrichtig zu sein. “Ich kenne mich sehr gut mit Frauen aus, Maddie.”

Ihre Lippen teilten sich. “Das hoffe ich.”

Sie sah so verdammt entschlossen aus, dass Max sie schüttelte. “Was ich meinte, du kleine Intrigantin, ist, dass ich weiß, wann Frauen Komplotte schmieden. Und du hast etwas vor, Maddie.”

Wenn einer seiner Leser ihn in exakt der gleichen Situation um Rat gebeten hätte, hätte er ihm empfohlen, schnurstracks zu verschwinden. Doch leider war Max nur gut darin, Ratschläge zu erteilen, aber nicht, sie zu befolgen.

Maddie zuckte mit den Schultern. “Dich zu verführen, wie du selbst schon sagtest.”

Max war noch immer skeptisch. “Und das ist alles?”

Sie brachte ihn vollkommen aus der Fassung, als sie freimütig erwiderte: “Warum hätte ich sonst bei einem solchen Wetter unterwegs sein sollen? Ich hatte die ganze Sache sorgfältig geplant. Na ja, nicht alles. Ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, gegen eine geschlossene Tür zu rennen und vor deinen Füßen zu landen, noch dazu mit einem Riss in meiner Jeans. Ich dachte bloß, bei diesem Regen würde ich im Laden festsitzen und du würdest mir anbieten, mich heimzufahren …”

“Und wir würden genau dort enden, wo wir sind?”

“So ähnlich. Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dich inzwischen schon ausgezogen in meinem Bett zu haben.”

Max zwang sich zu einem Lachen – einem tiefen, herzhaften Lachen, um seine männliche Überlegenheit zu demonstrieren und sein Verlangen zu überspielen. “Aber deine Pläne schlugen fehl?”

“Ich wollte dich persönlich kennenlernen. Nach all den wunderbaren Geschichten, die Annie mir über dich erzählt hat, hatte ich das Gefühl, dich schon zu kennen. Jedenfalls wusste ich, dass ich dich wollte. Und deshalb darf ich mich wohl nicht beklagen.”

Sie schafft es immer noch, mich zu überraschen, dachte Max verstimmt. “Also wolltest du das Buch eigentlich gar nicht?”

“Natürlich will ich es. Es klingt sehr interessant.”

Max stöhnte.

Maddie beugte sich vor und berührte mit ernster Miene seine Schulter. “Aber dich kennenzulernen war mir wichtiger als das Buch.”

Max strich sich mit der Hand über die Stirn. “Um mich zu verführen?”

“Ja.”

Viele Frauen hatten das schon versucht, aber noch keine hatte sich gegen eine Tür geworfen, war klatschnass geworden im Regen oder hatte versucht, mit seiner Hündin Freundschaft zu schließen.

Es war das Letztere, was ihn mehr beeindruckte als alles andere. Sie war genau das, was Cleo brauchte – ein weiterer Mensch, der sich um sie kümmerte und ihr das Gefühl vermittelte, geliebt zu werden. Doch Maddie hielt nichts von der Ehe. Was für eine vertrackte Situation! Eine Frau, die ihm gefiel, die Sex mit ihm wollte und seine Hündin liebte, und Max sah sich gezwungen, sie abzuweisen, weil sie nicht an einer dauerhaften Beziehung interessiert war. Welch eine Ironie des Schicksals!

“Du könntest praktisch jeden Mann haben”, begann Max. “Du bist sehr attraktiv …”

“Vielen Dank.”

“Und hast einen hübschen Körper.”

Sie strahlte ihn an.

“Warum also ausgerechnet ich?”

Maddie trat einen Schritt näher. “Weil du nicht bloß irgendein Mann bist, Max, sondern ein Mann mit Erfahrung und mit einem eindrucksvollen Ruf. Ich war mein Leben lang anständig, und du siehst ja, was es mir gebracht hat. Einen Mann, dem abartige erotische Spielchen lieber waren als ich! Ich möchte lernen.”

“Ich sage es dir wirklich nur sehr ungern, aber so abartig sind Federn gar nicht.”

“Du hast nicht gesehen, wo sie ihn mit der Feder gekitzelt hat!”

Max hüstelte und beschloss, die letzte Bemerkung zu übergehen. “Du willst mich also tatsächlich benutzen, um Erfahrungen zu sammeln?”

Sie nickte und sah ihn mit einem entwaffnend aufrichtigen Lächeln an.

Die Idee hätte jedem gesunden Mann reizvoll erscheinen müssen – wieso empfand Max sie dann also als kränkend?

“Und nur, weil dein Verlobter dich betrogen hat?”

“Es war entsetzlich demütigend. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, und stammelte und stotterte nur.” Maddie schauderte es bei der Erinnerung.

Ihr missmutiger Ton entlockte Max ein Lächeln. “Und was hast du noch getan?”

Sie schnaubte ärgerlich. “Zu meiner Beschämung muss ich zugeben, dass ich bloß dastand und ihn anstarrte. Dann kreischte die Frau, schnappte sich ihren Mantel und lief weg.”

“Einfach so?”

Maddie nickte. “Sie ließ die Feder liegen. Troy befand sich, wie du dir wahrscheinlich vorstellen kannst, in einer äußerst ungünstigen Stellung.”

Das war ein Bild, das Max genießen konnte. Und dieser treulose Dummkopf hatte schließlich auch gar nichts anderes verdient. “Wie lange hast du ihn leiden lassen?”

Maddie errötete.

“Maddie?” Max beugte sich vor, um ihr prüfend ins Gesicht zu sehen. Es stimmte, er kannte sie noch nicht sehr lange. Aber er war sich dennoch ziemlich sicher, dass Maddie trotz ihrer mangelnden Erfahrung mit derartigen Situationen eine Möglichkeit gefunden hatte, es dem Kerl heimzuzahlen. “Na komm schon. Du kannst es mir doch ruhig sagen.”

Sie räusperte sich. “Ich bin zum Dinner ausgegangen.”

Max grinste anerkennend.

“Und danach war ich im Kino”, fuhr sie etwas kleinlaut fort.

Lachend fragte Max: “Und welchen Film hast du gesehen?”

“Ich weiß es nicht mehr. Ich habe kaum darauf geachtet, sondern eigentlich die ganze Zeit nur überlegt, wie ich Troy aus meiner Wohnung kriegen könnte.” Sie blickte Max aus großen blauen Augen an. “Ich überlegte, ob ich eine Freundin anrufen und sie bitten sollte, ihn loszubinden, aber dann dachte ich, Guy würde sicherlich verärgert sein, wenn ich Annie …”

“Nein! Das wäre wirklich keine gute Idee gewesen.”

“Ich weiß. Und dann dachte ich, ich müsste einfach erwachsen genug sein, um selbst damit zurechtzukommen. Also fuhr ich heim. Kaum betrat ich meine Wohnung, begann Troy mich zu verfluchen und zu bedrohen, und so ging ich in die Küche und holte ein großes Fleischermesser.”

“Du hast ihn doch nicht …?” Max sah ihr mutwilliges Lächeln und entspannte sich.

“Zu Tode erschreckt? Na klar. Aber er verdiente es nicht besser. Sein Fluchen ging in Betteln über. Doch sobald ich seine rechte Hand befreit hatte und er merkte, dass er nicht mehr in Gefahr war, wurde er gleich wieder unverschämt.”

Max entdeckte einen merkwürdigen Ausdruck in ihren Augen. Natürlich hatte diese Geschichte sie schwer in ihrer Eitelkeit gekränkt. Sanft berührte er ihr Kinn. “Was hat er gesagt?”

“Das typische Gefasel eines Mannes, der viereinhalb Stunden nicht auf die Toilette konnte. Er gab mir die Schuld an allem.” Sie zuckte mit den Schultern. “Ich sei nicht sexy genug, zu naiv, zu prüde und so weiter.”

Max ballte die Fäuste und wünschte, ein paar Minuten mit dem Kerl allein zu sein. Kein Wunder, dass Maddie ihre Sinnlichkeit erproben wollte. “Ich hoffe, du hast das nicht ernst genommen.”

Sie schüttelte den Kopf. “Er war ein Mistkerl, und das habe ich ihm auch gesagt. Ich verstehe nicht, wie er überhaupt den Nerv hatte, mir die Schuld zu geben.” Maddies Gesicht war gerötet, sie sprach ganz unwillkürlich lauter, und Cleo gähnte. Nach einem liebevollen Blick auf die Hündin senkte Maddie ihre Stimme wieder. “Ich beschloss, das Ganze als eine Art Omen zu betrachten.”

Max war sehr beeindruckt von ihrer Stärke. Er hegte nicht mehr den geringsten Zweifel, dass sie eine ganz ungewöhnlich interessante Frau war. “Als Omen? Inwiefern?”

“Troys Fauxpas war so etwas wie ein Wink des Schicksals, dass ich meinen Horizont erweitern muss, bevor ich daran denke, mich zu binden. Ohne Erfahrung ist es kein Wunder, dass ich eine so schlechte Partnerwahl getroffen habe. Ich meine, es erfordert schließlich Übung, zu erkennen, was man wirklich will. Und mit mehr Erfahrung könnte ich auch die Frauen besser beraten, mit denen ich arbeite, und würde über bessere Voraussetzungen verfügen, mit den Männern umzugehen, die ich in Zukunft kennenlerne.”

“Verstehe.” Es gefiel Max ganz und gar nicht, sie sich mit anderen Männern vorzustellen. “Und nun willst du also mit mir üben?”

Maddie lächelte erfreut. “Ja! Du wirst der Erste sein, bei dem ich mir die sprichwörtlichen Hörner abstoße.”

Max kam ein Gedanke. “Wirst du deinem Verlobten erzählen, was du tust?”

“Nein, wieso? Außerdem ist Troy nicht mehr mein Verlobter. Er ist mein Ex. Was ich tue oder nicht, geht ihn überhaupt nichts an.”

“Bist du sicher, dass du ihn nicht nur eifersüchtig machen willst?” Ich könnte es ihr nicht einmal übel nehmen, dachte Max, hoffte aber, dass sie nicht mehr an diesem Narren hing.

“Nun, das könnte ich auf jeden Fall! Ich meine, sieh dich doch nur an.” Ihr Blick glitt wie eine sinnliche Berührung von Max’ Brust zu seinen Knien. “Du würdest jeden Mann eifersüchtig machen.”

“Na vielen Dank.”

Maddie schüttelte sich. “Aber das ist es nicht, was ich vorhabe. Warum sollte ich? Ich bin doch keine Idiotin. Troy kann sich so viel mit Federn kitzeln lassen, wie er will, solange ich es nicht miterlebe. Er interessiert mich nicht mehr.”

Max sah, dass sie es ernst meinte.

“Aber”, fügte sie hinzu, “falls du befürchtest, es könnte zu einer Auseinandersetzung mit ihm kommen, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich würde nie zulassen, dass er dich belästigt, das verspreche ich.”

Max fühlte sich in seinem Stolz verletzt. “Ich habe keine Angst vor einer Konfrontation mit ihm, und ich brauche ganz bestimmt nicht dich, um mich zu beschützen.” Er dachte nicht im Traum daran, sich den Kopf über irgendeinen idiotischen Federfetischisten zu zerbrechen.

Maddie tätschelte ihm wieder beruhigend die Brust und seufzte. “Ich verstehe. Du bist ein Liebhaber, kein Kämpfer.” Ihre warme kleine Hand, die ihn jetzt zu streicheln begann, machte ihn fast wahnsinnig. “Aber da das alles ist, was ich von dir will, ist das ohnehin kein Thema.”