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Alice Appleton hat einst einen gefährlichen Menschenschmugglerring auffliegen lassen. Seither muss sie Racheakte fürchten und hat deshalb eine neue Identität angenommen. Alles läuft glatt, bis ihr attraktiver Nachbar, der Polizist Reese Bareden, ihrem Geheimnis auf die Spur kommt.
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Seitenzahl: 652
LORI FOSTER
dem Feind
Roman
Ins Deutsche übertragen
Von Katrin Reichardt
Als Detective Reese Baredens Wohnung nach einer Schießerei in Trümmern liegt, kommt es ihm gar nicht so ungelegen, dass er Unterschlupf bei seiner Nachbarin Alice Appleton suchen muss. Die wunderschöne Frau fasziniert ihn schon seit Langem, und das nicht nur, weil sie sich hingebungsvoll um seinen Hund Cash kümmert, wenn Reese beruflich unterwegs ist. Doch je mehr Zeit er mit ihr verbringt, desto größer werden die Rätsel, die Alice ihm aufgibt: Nach außen hin wirkt sie schweigsam, verschlossen und ängstlich, und doch entdeckt Reese ein Arsenal an tödlichen Waffen in ihrer Wohnung. Bald schon ist klar, dass Alice etwas zugestoßen sein muss, vor dem sie sich noch immer fürchtet, etwas, das sie zwingt, zurückgezogen zu leben und niemandem zu vertrauen. Obwohl Alice sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, gelingt es Reese Stück für Stück, die schützenden Mauern, die sie um sich erbaut hat, zu durchbrechen – und er erkennt, welch dunkle Abgründe hinter ihrer scheinbar adretten Fassade lauern. Doch da begeht Alice einen tödlichen Fehler, und die Dämonen der Vergangenheit drohen sie einzuholen. Plötzlich steht nicht mehr nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel …
Sie kam auf ihn zu. Die seidigen Locken ihres babyweichen Haares fielen duftig über ihre Schultern. Ihre großen, braunen Augen blickten unschuldig und doch so wissend. Entschlossen wie immer, wenn sie ihn ansah. Sie lächelte, und dieses Lächeln übte eine unfassbare Wirkung auf ihn aus. Weckte Begierde in ihm, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Lust? Klar, die kannte er. Aber ein derartiges Verlangen hatte er noch nie empfunden.
Nur bei Alice.
Sie war ihm jetzt ganz nah, so nah, dass er ihre Wärme am ganzen Körper spüren konnte. Zärtlich drückte sie ihr Gesicht an seines, rieb mit der Nase über seinen Kiefer, seinen Hals, sein Ohr.
Er stöhnte auf. Laut. Er hörte das Keuchen, konnte jedoch nicht fassen, dass er selbst es ausgestoßen hatte.
Sie hatte ihn doch nur ganz zart berührt.
Am Ohr.
Es grenzte an Wahnsinn, wie schnell sie es schaffte, ihn bis zur Schmerzgrenze zu erregen.
»Reese?«
Er wollte ihren Mund spüren, wandte ihr das Gesicht zu und fühlte ihren Atem. Heiß. Dann ihre Zunge. Feucht.
»Ähm … Reese?«
Sie klang so zögerlich, dass er schmunzeln musste. Er streckte die Hand nach ihr aus und öffnete die Augen.
Seine Hand versank in dichtem Fell, und die ausdrucksstarken Augen, die ihn ansahen, gehörten nicht Alice.
Sie waren nicht einmal menschlich.
Reeses Hund Cash quittierte das Erwachen seines Herrchens mit erfreutem Hecheln, bellte, lief einmal im Kreis – und leckte ihm das Gesicht.
Zum zweiten Mal.
»Verflucht.« Reese versuchte, den feuchten Liebesbekundungen des Hundes auszuweichen und sich gleichzeitig zu orientieren. Der Traum hatte sich so unglaublich real angefühlt. Und es war ein äußerst erfreulicher Traum. Er streckte sich vorsichtig und stellte fest, dass er völlig verkrampft auf einem Sofa lag.
Alices Sofa.
Er hob den Kopf und blickte an sich hinab. Er trug nur Boxershorts und, wie immer beim Aufwachen, spielte sein kleiner Freund die Zeltstange. Hm.
Wo war bloß die Decke geblieben? Ah, da am Boden lag sie, neben der Couch.
Reese stützte sich auf und streckte den Arm aus, als er sie entdeckte. Sie stand direkt vor ihm, am Fuß des Sofas, vollständig angezogen in einer sommerlichen, leichten Hose und einer ärmellosen Bluse, hielt die Hände vor dem Körper verschränkt und, oh ja, ihr weiches, braunes Haar fiel ihr duftig über die Schultern.
Doch nun, da er wach war, wirkte es eher ordentlich und gepflegt wie Alice selbst und nicht sexy verwuschelt wie eben in seinem Traum.
Sie musterte ihn eindringlich, doch der Blick aus ihren alles durchdringenden braunen Augen ruhte nicht auf seinem Gesicht.
Stattdessen starrte sie sehr fasziniert seine Morgenlatte an.
Na toll. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, mit seinem Hund herumzuknutschen. Wenn er sich jetzt unter der Decke versteckte, machte er alles noch schlimmer. Er geriet nur selten in derart unangenehme, schwierige Situationen. Zumindest in Bezug auf Frauen.
In seinem Job als Detective passierte es dagegen häufiger, dass ein Krimineller ihn in die Enge trieb – allerdings trug Reese bei diesen Gelegenheiten selten Boxershorts und kämpfte in der Regel auch nicht mit einem Ständer.
Alice war so vieles – eine Nachbarin, ein Rätsel, ein Ärgernis und auf ihre ganz eigene, subtile Art eine Sexbombe.
Dem heißen Traum nach zu urteilen war sie derzeit zudem das Ziel seiner entfesselten Fantasien.
Er räusperte sich. »Hier oben, Alice.« Sie sah gehorsam auf. »Dankeschön. Würdest du jetzt bitte so freundlich sein und dich umdrehen? Nicht meinetwegen, denn ich bin sowieso schon bloßgestellt, aber da du schon ganz rot anläufst, bin ich nicht sicher, ob …«
»Aber natürlich.« Schnell wandte sie ihm den Rücken zu. Sie stand ganz steif da und wirkte verunsichert.
Ihr glänzendes rehbraunes Haar reichte ihr bis knapp über die Schultern.
»Tut mir leid.« Sie marschierte hastig und ein wenig wackelig zu der offen stehenden Tür, die auf ihre kleine Veranda führte und durch die eine schwüle Augustbrise hereinströmte, die mit Alices wunderschönem Haar spielte.
In Anbetracht der hitzigen Gedanken, die ihn plagten, wäre es ihm zwar lieber gewesen, sie hätte die Klimaanlage eingeschaltet, aber die Wohnung gehörte nun mal Alice, und da sie so großzügig gewesen war, ihn auf ihrem Sofa schlafen zu lassen, durfte er sich nicht beklagen. Zumindest nicht all zu sehr.
»Wie spät ist es eigentlich?« Reese setzte sich auf und griff nach der Decke, doch Cash hatte sich bereits darauf niedergelassen. Der Hund stellte die pelzigen Ohren auf und sah seinen Besitzer hoffnungsvoll an. Reese schmunzelte.
Schließlich schaffte er es doch, die Decke unter dem Hund hervorzuziehen, und nachdem er sich damit bedeckt hatte, klopfte er auffordernd neben sich auf die Couch. »Komm her, mein Junge.«
Der Hund sprang mit überschwänglicher Begeisterung auf. Sie beide hatten bereits eine gute Bindung zueinander aufgebaut, obwohl Reese aufgrund eines Undercovereinsatzes, den er und seine Kollegen gerade erfolgreich abgeschlossen hatten, bisher nur wenig Zeit mit seinem Hund hatte verbringen können.
»Es ist kurz nach eins.«
Und sie hatte ihn nicht geweckt? Wie lange schlich sie denn schon durch ihr eigenes Apartment?
Und wie lange hatte er hier ohne Decke gelegen?
Eigentlich hatte er einen leichten Schlaf. Entweder war er wirklich völlig weggetreten gewesen oder sie war … sehr leise gewesen.
Das störte ihn ebenso wie weitere Eigenschaften, die er an Alice bemerkt hatte und die ihm Magenschmerzen bereiteten. Ihre stetige Wachsamkeit, gepaart mit der ständigen Vorsicht, die sie an den Tag legte, ließen in seinem Kopf die furchtbarsten Ideen aufkeimen.
Und dann war da auch noch ihr gestriger Auftritt, als sie mit einer fetten, geladenen Waffe in der Hand am Tatort aufgetaucht war.
»Cash war schon seit einigen Stunden nicht mehr draußen. Ich habe versucht, mich mit ihm an dir vorbeizumogeln, aber er hat dich bemerkt, weil du ein … Geräusch gemacht hast.«
»Ach, ein Geräusch?« Angesichts des sinnlichen Traums war das durchaus vorstellbar.
»Cash hat sich auf dich gestürzt und …«
»Ich dachte, das wärst du.« Reese bemerkte, wie sich ihre Schultern noch mehr versteiften, und fügte schamlos hinzu: »Ich hatte nämlich einen ziemlich erotischen Traum.«
Sie drehte sich nach ihm um, riss die Augen verdattert auf, blickte kurz auf seinen Schoß, der inzwischen von dem zusammengeknüllten Laken bedeckt war, und sah ihn dann direkt an. »Was willst du damit sagen?«
»Ich hatte einen Traum von dir und mir«, erläuterte er. »Mann, und er hat sich vielleicht real angefühlt.« Reese kraulte Cash das flauschige Kinn. »Du warst mir ganz nah. Ich habe deinen Atem gespürt.«
»Meinen Atem?« Alice war empört.
Reese nickte eifrig und fragte sich, wann sie wohl begreifen würde, auf was er hinauswollte. »Du hast dich an meinem Ohr gerieben, und ich habe deine heiße Zunge gefühlt …«
Alice wich abrupt zurück, stolperte und fiel beinahe durch das Fliegengitter vor der Verandatür. Reese kassierte einen bitterbösen, vorwurfsvollen Blick. Alice überprüfte rasch die Tür. Nachdem sie sich versichert hatte, dass das Gitter nicht aus der Führungsschiene gesprungen war, räusperte sie sich. »Ich würde dich niemals …« Sie rang erfolglos nach den richtigen Worten.
»Ablecken?«
Zu Reeses Verblüffung schwieg sie, doch ihr Mund – und ihre Miene – entspannten sich.
»Nicht? Schade.« Er tätschelte Cash, was den Hund dazu animierte, ihn mit noch mehr ungestümen Liebesbezeugungen zu überschütten. »Offenbar hatte Cash damit kein Problem.«
Endlich verstand sie. »Oh.« Um ihre Lippen spielte ein Lächeln. »Du hast Cashs Versuche, dich aufzuwecken, gespürt und gedacht …?«
»Allerdings. Ein fantastischer Start in den Tag. Ich meine, ich habe ihn schon gern, aber …« Reese musterte Alice. »So gern nun auch wieder nicht.«
»Er ist absolut hinreißend!«
»Aber sicher.« Obwohl Reese den Hund noch nicht lange besaß und sich auch nie als Tierfreund bezeichnet hätte, freundeten er und Cash sich immer mehr miteinander an – dank Alices Hilfe. »Ich möchte nur nicht, dass du meine Reaktion von vorhin missverstehst«, erklärte er mit einem Nicken auf seinen Schoss.
Obwohl sie die Hand vor den Mund schlug, konnte er sie lachen hören.
Ihr Lachen war genauso betörend wie ihr Lächeln, und Reese konnte spüren, wie sich sein kleiner Freund unter der Decke wieder zu regen begann. »Wenn du so weitermachst, kriege ich das überhaupt nicht mehr unter Kontrolle.«
Diesmal wich sie nicht zurück, errötete noch nicht einmal, sondern schalt ihn lediglich. »Also, Reese, darüber spricht man doch nicht.«
»Aber peinlich muss es einem auch nicht sein.« Obwohl es ihm trotzdem unangenehm war. Wieso übte Alice nur eine derartige Wirkung auf ihn aus – und auf seinen Körper? »Nicht, dass ich deine Attraktivität kleinreden will, aber das passiert morgens den meisten Männern.«
»Beim Aufwachen meinst du?«
»Ja, man nennt es Morgenlatte, oder in diesem Fall wohl eher Nachmittagslatte.«
»Verstehe.« Sie neigte den Kopf und musterte ihn. »Als du heute Morgen an meine Tür geklopft hast, warst du allerdings hellwach, vollständig angezogen und kamst gerade von der Arbeit zurück.«
Außerdem hatte ihn die Aussicht, Zeit mit ihr alleine zu verbringen, in höchste Erregung versetzt. Doch er wusste, dass er ihr das – zumindest vorerst – besser nicht beichten sollte, und rieb sich nur müde die Augen.
»Aber selbst da hattest du …«, fuhr sie schelmisch fort, »ähm …«
Sie darüber reden zu hören, half auch nicht gerade. Reese fing ihren Blick ein. »Eine Erektion.«
»Genau«, erwiderte sie und nickte etwas zu sachlich. »Da hattest du ebenfalls eine.« Obwohl ihre blasse Haut deutlich Farbe bekam, wandte sie den Blick nicht ab. »Du hast mir versichert, ich müsse mir deswegen keine Sorgen machen.«
»Ich weiß, was ich gesagt habe.« Herrgott, wie gern er sie geküsst hätte. Bei jeder anderen Frau wäre er nicht so zurückhaltend gewesen.
Er kannte Alice noch nicht lange, aber durch das wenige, was er bisher über sie wusste, war ihm klar, dass überstürztes Handeln nicht angebracht war. Dank des Fiaskos vom gestrigen Abend hatte sie die Risiken, die sein Job mit sich brachte, bereits hautnah kennengelernt.
Es passierte nicht jeden Tag, dass Mörder und Gangster, genau die Verbrecher, gegen die er ermittelte, vor seiner Haustür auftauchten – und dass er sich von ihnen auch noch überrumpeln ließ, geschah zum Glück noch seltener. Aber gestern, da hatte er wirklich eine Riesenschlappe eingesteckt – und Alice hatte es geschafft, sich mitten hineinzumanövrieren.
Vielleicht hatte er deshalb von ihr geträumt. Sie hatte für Reese auf den Hund aufgepasst, während er und sein Partner sich auf die Jagd begeben hatten, und als gestern dann plötzlich die Kacke am Dampfen gewesen war, hatte sie geistesgegenwärtig den Ernst der Lage erkannt und Verstärkung gerufen.
Hinter ihrer zurückhaltenden, steifen Fassade verbargen sich ein feines Gespür, Mut und Gerissenheit. »Ich werde dir niemals Anlass zur Sorge geben.«
»Okay.«
Sie war wirklich die eigentümlichste Frau, die ihm jemals begegnet war, was ebenfalls eine Erklärung für die unerklärliche Heftigkeit der Reaktionen sein konnte, die sie bei ihm hervorrief. »So, das nimmst du mir also einfach ab?«
»Ich weiß, dass du ein ehrenhafter Mann bist.«
Die kluge Alice. Natürlich hatte sie recht – er war in der Tat ehrenhaft, insbesondere in Bezug auf Frauen. Aber wie konnte sie sich seiner Absichten so sicher sein, obwohl sie ihn erst so kurze Zeit kannte?
Das konnte sie eben nicht.
Er hatte einen Streuner aufgenommen – einen Hund, nach dem sie inzwischen ganz verrückt war. Was hieß das schon? Reese war höflich, wohlerzogen, kleidete sich ordentlich und hatte sich mit der Zeit ebenfalls eine anständige Fassade zugelegt. Im Grunde bedeutete das überhaupt nichts, und sie sollte das eigentlich wissen.
Andererseits hatte sie bereits bewiesen, dass sie über gute Instinkte verfügte.
Instinkte, wie man sie sich normalerweise an vorderster Front erwarb.
Nachdem sie ihm gestattet hatte, auf ihrer Couch zu schlafen, hatte er sich eigentlich vorgenommen, die gemeinsame Zeit mit ihr für ein eingehendes Gespräch zu nutzen. Seine extreme Neugier stand seinem immensen Verlangen kaum nach.
Doch nachdem sie das Sofa für ihn hergerichtet und er sich gesetzt hatte, hatte ihn die Erschöpfung übermannt. Zu einer Unterhaltung war es nicht gekommen.
Vorhin zumindest.
Doch nun hatten sie alle Zeit der Welt – oder zumindest den Rest des Tages – zur Verfügung. »Alice …«
»Ich sollte besser mit Cash Gassi gehen. Schon wieder.« Sie lächelte den Hund liebevoll an. »Wir wissen ja beide, dass er nicht allzu lange aushalten kann.«
Sie hatte ein wunderschönes, liebevolles Lächeln – wenn sie denn einmal lächelte, was nicht gerade häufig vorkam. Sie selbst schien das allerdings nicht zu wissen. Herrgott, wenn der Hund und das Gemetzel in seinem Apartment nicht gewesen wären …
Bei dem Gedanken an eben jenes Fiasko, aufgrund dessen er nun auf Alices winziger Couch und nicht in seinem breiten Bett lag, stöhnte Reese auf.
Alice ließ einen Augenblick von Cash ab. »Alles okay?« Sie kam etwas näher. »Wurdest du gestern verletzt?«
»Mir geht es bestens.« Vom Frust einmal abgesehen. Nach langwierigen Ermittlungen hatte in seiner Wohnung gestern eine Art Massenauflauf aus Kollegen, Verdächtigen und Gangstern stattgefunden. Blutrünstigen Gangstern, derart widerwärtigen, dass ihre Seelen bestimmt schwarz und verkrüppelt waren.
Rowdy Yates, vorgeblich ein »wichtiger Zeuge« – was sich im Nachhinein als kompletter Blödsinn herausgestellt hatte –, hatte sich der verordneten Schutzhaft entzogen und stattdessen in Reeses Apartment herumgeschnüffelt. Alice bemerkte ihn, begriff sofort, dass er nichts Gutes im Schilde führte, und alarmierte Reese. Er eilte in die Wohnung, und bereits wenige Minuten nach seinem eigenen Eintreffen tauchte dort auch noch unerwartet Reeses Vorgesetzte auf.
In einem Augenblick der Unachtsamkeit schafften schließlich zwei widerwärtige, kriminelle Subjekte, sie alle zu überrumpeln. Mit der Waffe im Anschlag hielten sie Rowdy in Schach, während sie ihn und seine Vorgesetzte dazu zwangen, sich mit Handschellen an Reeses Bett zu fesseln – eine besonders unangenehme Lage, denn Reese und seine Chefin gerieten im Berufsalltag häufig aneinander. Lieutenant Peterson reagierte ebenfalls wenig begeistert und widersetzte sich zudem allen Versuchen von Reeses Seite, sie zu schützen.
Anstatt den Zeugenschutz zu nutzen, hatte Rowdy sein Leben aufs Spiel gesetzt. Er war zwar durchaus gewitzt, was der Einbruch in Reeses Wohnung bewies, aber gegen zwei Bewaffnete, die es auf ihn abgesehen hatten, standen seine Chancen schlecht. Und nach Rowdy wären er und der Lieutenant dran gewesen.
Ohne Alices Hilfe hätte es in seiner Wohnung am Ende sicher nicht nur eine Leiche gegeben.
Verdammt, eine war auch schon schlimm genug. Es war gar nicht so einfach, den Tod wieder aus dem Teppich zu bekommen oder von den Vorhängen und den Wänden zu entfernen.
Glücklicherweise hatte die kluge Alice den Ernst der Lage richtig erfasst und Reeses guten Freund Detective Logan Riske zu Hilfe gerufen. Logan verfügte über ganz besondere, todbringende Fähigkeiten, wie sie nur die wenigsten besaßen, und schließlich war es ihm gelungen, die Oberhand zu gewinnen – allerdings wurde er dabei von einer Kugel am Arm getroffen.
Im anschließenden, minutenlangen Chaos war Reeses Schlafzimmer fast vollständig zerstört worden. Am Ende schafften er und seine Kollegen es, einen der bewaffneten Männer und einen Wachposten, der sich vor der Eingangstür zu Reeses Apartmenthaus postiert hatte, festzunehmen.
Der übelste Verbrecher, der Reese jemals untergekommen war, starb an einem Genickbruch. Er würde nie wieder eine Bedrohung darstellen.
Reese musterte Alice abermals. Nach dem Handgemenge, kurz nachdem Reese von den Handschellen befreit worden war, war Alice plötzlich mit einer schweren Waffe in ihrer schmalen, zarten Hand aufgetaucht.
Sie besaß eine gute Menschenkenntnis, genauso wie er selbst – und er war sich hundertprozentig sicher, dass seine zugeknöpfte, meist schweigsame, scheue, ängstliche und verflucht erotische Nachbarin eben jene Waffe mit tödlicher Präzision eingesetzt hätte.
Diese Erkenntnis erfüllte ihn mit Entsetzen und steigerte gleichzeitig sein Interesse an ihr und ihrer Vergangenheit ins Unermessliche. So viele offene Fragen. Er wusste, dass Alice ein gutes Händchen für seinen Hund hatte und dass er sie mochte. Und dass er sie verflucht gern flachgelegt hätte.
Doch ihre Beziehung war so dermaßen seltsam, dass er bisher noch nicht einmal ihren Nachnamen kannte. Sie hieß Alice … so und so.
Verrückt.
Sie rückte noch ein wenig näher – genau wie in seinem Traum. »Du hast da blaue Flecken.«
Reese folgte ihrem besorgten Blick und entdeckte nun ebenfalls die hässlichen Blutergüsse an seinem Handgelenk, Überbleibsel seiner Bemühungen, sich von den Handschellen zu befreien – seinen eigenen verfluchten Handschellen.
»Ist nicht schlimm.« Nie zuvor hatte er sich so hilflos gefühlt wie in den Minuten, in denen er ans Bett gefesselt ausharren musste, in der Gewissheit, dass sein eigenes Versagen womöglich andere das Leben kosten würde. Nie wieder würde er sich derart überrumpeln lassen.
Das eine Mal war mehr als genug.
Alice zauderte. »Hast du noch andere Verletzungen?«
Sein Stolz hatte einiges abbekommen, weil er sich so einfach hatte übertölpeln lassen. »Nein.« Er wollte alles so schnell wie möglich hinter sich lassen.
Sie akzeptierte es und verzichtete darauf, ihn zu bemuttern. »Wie geht es deinem Freund?«
»Logan? Der ist Detective, genau wie ich.«
»Das habe ich mir gedacht. Als ich ihn gestern sah, wusste ich sofort, dass er sauber ist.«
Sauber? Sie sagte häufig merkwürdige Dinge. »Genauso wie du wusstest, dass von den anderen Gefahr ausging?« Alice hatte geahnt, dass es sich bei den Männern, die im Haus aufgetaucht waren, nicht um Freunde handelte. Sie war nicht nur scharfsinnig, sondern fürchtete sich – Gott sei Dank – auch nicht davor, zur Tat zu schreiten.
»Ja.« Sie erwiderte seinen Blick ungerührt. »Normalerweise kann ich das gut beurteilen.«
Aber wie? Das hätte Reese zu gern gewusst. Schließlich liefen Verbrecher nicht mit einem Schild um den Hals durch die Gegend – leider, denn das hätte seinen Job bedeutend vereinfacht.
Bei seiner Arbeit als Detective hatte er es schon mit so vielen zwielichtigen Gestalten zu tun gehabt, dass er mit der Zeit eine Art sechsten Sinn für sie entwickelt hatte. Er bemerkte Dinge, winzige Kleinigkeiten, die anderen entgingen.
Was war in Alices Leben vorgefallen, dass auch sie über diese Fähigkeit verfügte? »Logan geht es gut. Hast du Pepper auch schon kennengelernt?«
»Ja, sie ist bei mir in der Wohnung geblieben, während Detective Riske dir zu Hilfe kam.«
»Nenn ihn ruhig Logan – sicherlich würde er auch selbst darauf bestehen.« Reese musste wieder an den Augenblick denken, als er bemerkt hatte, dass Logan angeschossen worden war. Logan hatte sich von der Wunde nicht aufhalten lassen, bis der hohe Blutverlust ihn schließlich in die Knie gezwungen hatte. »Er ist zu Hause bei Pepper. Sicher erholt er sich gut und wird ordentlich verwöhnt.«
Dank Alices schneller Auffassungsgabe lebten Reese und seine Freunde noch – und ein mieser Typ, der in allen möglichen dreckigen Geschäften, inklusive Menschenhandel, seine Finger im Spiel hatte, war tot.
Reese bedauerte einiges, was am gestrigen Tage vorgefallen war, doch für diesen Abschaum verspürte er keinerlei Mitleid.
Alice legte den Kopf schief. »Sind Logan und Pepper ineinander verliebt?«
»Er ist auf jeden Fall in sie verliebt.« Obwohl ihm das gar nicht ähnlich sah, hörte er sich auf einmal geschwätzig weiterplappern. »Dadurch wurde die ganze Ermittlung noch viel verrückter. Als Cop verliebt man sich bei einem Undercovereinsatz nicht in seine wichtigste Zeugin.«
»Warum denn nicht?«
»Beispielsweise wegen der Komplikationen, die das mit sich bringt. Wenn man emotional zu sehr involviert ist, wird es schwierig, rational zu denken.«
»Auf mich wirkte er nicht gerade gefühlsduselig. Sobald ich ihm meinen Verdacht mitgeteilt hatte, handelte er, ohne zu zögern. Er schob Pepper in meine Wohnung, bereitete sich so gut wie möglich auf den Einsatz vor und ermahnte uns – überflüssigerweise –, die Tür verschlossen zu halten.«
»So wie ich Pepper kenne, war sie davon sicher sehr begeistert.«
Sie schmunzelte über seine sarkastische Bemerkung. »Eigentlich war sie die meiste Zeit ziemlich still und angespannt. Du weißt, dass Pepper ebenfalls in deinen Freund verliebt ist?«
Alice schien sich dessen so sicher, dass Reese nur mit den Schultern zuckte. »Kann sein.«
»Rowdy ist ihr Bruder?«
»Ja.« Reese streckte sich und verspürte sogleich ein unangenehmes Stechen in der Schulter. Er zuckte zusammen und rieb sich den Nacken.
Es entging ihm nicht, wie Alice dabei seinen Bizeps bewunderte. Ein schönes Gefühl. Er ließ den Arm noch einen Augenblick länger oben, bis er schließlich begriff, wie albern das wirken musste.
Verdammt noch mal, sie schaffte es, ihn auf völlig unkonventionelle Art immer wieder um den Finger zu wickeln, ohne es überhaupt zu wollen. »Du kennst Rowdy?« Er konnte sich nicht entsinnen, dass die beiden einander vorgestellt worden wären, aber er hatte ja auch alle Hände voll zu tun gehabt.
»Flüchtig.« Alice musterte aufmerksam seine Brust, dann seinen Bauch.
Seine Muskeln spannten sich unter ihrem Blick.
»Bei Rowdy war ich mir nicht sicher. Anfangs kam er mir nicht geheuer vor, weshalb ich dich auch gleich angerufen habe, als er hier herumschlich. Aber er ist nicht so skrupellos wie die anderen. Ich habe den Eindruck, als wäre sein Leben ein ständiger Drahtseilakt zwischen der Legalität und seinen eigenen Moralvorstellungen.«
Die Beschreibung passte perfekt auf Rowdy. »Wahrscheinlich«, entgegnete Reese beeindruckt.
»Und Lieutenant Peterson?«
Obwohl Alice erst mitten im wildesten Durcheinander zu ihnen gestoßen war, hatte sie doch ganz genau registriert, wer in dieser Angelegenheit die Schlüsselfiguren waren. »Als ich sie zum letzten Mal gesehen habe, war sie gerade damit beschäftigt, jeden zusammenzustauchen, der ihr in die Quere kam, und Befehle zu bellen wie ein General.« Er schüttelte den Kopf. »Sie mag zwar klein sein, aber sie herrscht über ihre Untergebenen mit eiserner Hand.«
»Ich fand sie sympathisch.« Schon wieder starrte Alice in seinen Schoß.
»Das habe ich mir gedacht.« Reese setzte sich auf. »Ich brauche ein bisschen Koffein, um mein Gehirn auf Touren zu bringen. Wie wäre es, wenn ich mit Cash eine Runde drehe und du in der Zeit Kaffee kochst?«
Der Hund, der in der Zwischenzeit fast eingedöst war, sprang begeistert auf und war sofort hellwach.
»Wenn es das ist, was du willst.«
Es entsprach nicht mal annährend seinen eigentlichen Wünschen, aber vorerst würde er sich damit zufriedengeben. »Danke.« Er wartete, doch da sie keine Anstalten machte, zu gehen, sondern ihn unverwandt anstarrte, zog er schließlich schulterzuckend die Decke von seinem Schoß und stand auf.
Beim Anblick von Reeses großem, muskulösem Körper sog Alice scharf die Luft ein. Dann floh sie regelrecht in die Küche. Reeses Vermutung, er hätte sie in Verlegenheit gebracht, traf durchaus zu. Zumindest ein bisschen.
Doch da war noch so viel mehr als nur simple Scham. Etwas, das sie seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.
Und sie genoss dieses Gefühl in vollen Zügen.
Sie holte zweimal tief Luft, ehe sie nach ihm rief. »Ich brauche ungefähr zehn Minuten.«
Als er endlich antwortete, stand er dicht hinter ihr. »Das passt sehr gut.«
Verblüfft drehte sie sich um und ließ vor Schreck beinahe die Kaffeekanne fallen.
Er lehnte keine zwei Meter entfernt in der Küchentür, ohne Hemd und barfuß. Er hatte sich eine verknautschte Hose übergezogen, jedoch nur den Reißverschluss geschlossen und den Knopf offen stehen lassen. Die Hose hing tief auf seinen Hüften und gab den Blick auf seinen straffen Bauch frei und die zarte Linie dunkelblonder Härchen, die in seinen Boxershorts verschwand.
Oh Mann. Die Hose half zwar, viel richtete sie jedoch nicht aus. Er sah trotzdem noch unglaublich fantastisch aus.
»Hier oben, Alice«, meinte Reese resigniert und seufzte.
Alice sagte kein Wort und schaffte es wider Erwarten tatsächlich, den Blick von seinem Körper loszueisen und ihm ins Gesicht zu sehen. Wenn Reese weiterhin so ungeniert halb nackt durch die Gegend lief, würde sie wohl noch einige Ermahnungen kassieren.
Aber Hand aufs Herz: Welche Frau würde ihn nicht anstarren?
Schon beim allerersten Mal war ihr sein umwerfender Körperbau aufgefallen. Die Vergangenheit hatte zwar Spuren bei ihr hinterlassen, aber blind war sie deswegen noch lange nicht.
Es hatte sie größte Mühe gekostet, sich trotzdem weiterhin zurückzuhalten, durch ihn hindurchzusehen und sein freundliches Lächeln und seine höflichen Worte zu ignorieren.
Aber als sie ihn dann mit dem Hund gesehen hatte und wie geduldig er mit Cash umgegangen war, da war es um sie geschehen gewesen, und sie hatte ihr Herz an ihn verloren. Reese war über einsfünfundneunzig groß, wirkte jedoch trotzdem nicht schlaksig, sondern hatte einen durchtrainierten Körper, und auch seine Kraft war unübersehbar. Trotzdem behandelte er Cash mit großer Behutsamkeit.
Und gestern, als er nicht nur geradezu heldenhaft eine hochgefährliche Situation gemeistert, sondern sich auch noch um seinen verletzten Freund gekümmert hatte … Herrje, unfassbar, dass ihm überhaupt irgendjemand widerstehen konnte.
Schon vollständig angezogen verschlug ihr der Anblick von Detective Reese Bareden den Atem. Doch halb nackt? Da verlor sie vor Verlangen nach ihm schier den Verstand.
Seine grünen Augen glitzerten amüsiert. »Stark bitte.«
»Was?« Oh Gott, sie hatte ihn schon wieder mit den Augen ausgezogen. Sie schluckte angestrengt und versuchte, sich zusammenzureißen.
»Den Kaffee.«
»Ach so.« Wie hatte sie das nur vergessen können? Sie umklammerte die Kaffeekanne mit beiden Händen und zwang sich zu einem Lächeln. »Wird gemacht.«
Sein Lächeln verwandelte sich in Besorgnis. »Alice, was ist los?«
»Nichts.« Sie konnte ihm ja schlecht gestehen, dass er einer der beeindruckendsten Männer war, die ihr jemals begegnet waren – und das wollte schon etwas heißen, denn sie hatte schon einige wirklich bemerkenswerte Männer in ihrem Leben kennengelernt.
Männer aus ihrer Vergangenheit. Gute Männer, die sich mutig dem Bösen entgegengestellt hatten.
Schon bei dem Gedanken allein verkrampfte sie sich und verschloss automatisch ihre Gedanken …
»Alice?«
Seine tiefe, sanfte Stimme riss sie aus den finsteren Erinnerungen. Ihr rasendes Herz schlug wieder langsamer, ihre Muskeln lockerten sich. Sie stieß angespannt die Luft aus und bemühte sich, gelassen zu klingen. »Ja?«
»Du und ich, wir werden uns heute unterhalten.«
Es klang beinahe wie eine Drohung. Allerdings kannte sie sich mit Drohungen aus, und Reese machte ihr keine Angst. Überhaupt keine. »Ja, das werden wir.«
Er schien über ihre prompte Zustimmung verwundert zu sein. Hatte er damit gerechnet, dass sie sich weigern oder in die Defensive gehen würde?
Sie musste sich eingestehen, dass sie ihre eigenen Reaktionen manchmal selbst nicht vorauszusehen vermochte. Böse Erinnerungen führten ein gewisses Eigenleben und tauchten immer dann auf, wenn sie am wenigsten damit rechnete.
Bisher hatte sie generell versucht, Männern aus dem Weg zu gehen. Dass sie sich zu Reese hingezogen fühlte, war definitiv nicht geplant.
Sie würde sich gern mit ihm unterhalten. Weshalb sollte sie sich zieren? Die Informationen, auf die er aus war, würde er sowieso nicht aus ihr herausbekommen, denn die konnte sie absolut niemandem anvertrauen. Sie würde ihm gerade so viel verraten, dass seine Neugier befriedigt war.
Zumindest vorerst.
Cash zerrte, ungehalten über die Verzögerung, an der Leine. Dieser goldige Hund, fast noch ein Welpe, hatte die unangenehme Angewohnheit, auf den Boden zu pinkeln, wenn er aufgeregt war oder neugierig oder wenn er Gassi geführt werden musste … Im Grunde war ihm eigentlich jeder Anlass recht.
Glücklicherweise vereinfachten die Holzfußböden in ihrer beider Wohnungen die Reinigung deutlich.
Reese sah sie noch einmal eindringlich an, nickte und führte den Hund aus der Küche. Alice blickte ihm bewundernd nach. Sein ungekämmtes blondes Haar und der etwas dunklere Bartschatten machten ihn nur noch attraktiver. Überall arbeiteten straffe Muskeln, in seinen Schultern, seinem Rücken, seinen starken Armen und den noch kraftvolleren Beinen …
Er öffnete die Tür.
Alice verschlug es den Atem. »Willst du etwa so nach draußen gehen?«
Er blickte an sich herab und zuckte gleichmütig mit den Schultern, als sähe er diesen Körper, der den Verkehr zum Erliegen und Herzen zum Schmelzen bringen konnte, überhaupt nicht. »Warum denn nicht?«
Der Mann war nahezu nackt! Er hatte sich noch nicht einmal die Hose zugeknöpft. »Das ist … unanständig.«
»Geht ja ganz schnell.« Er vergewisserte sich noch einmal, dass er sich nicht aussperrte, und verschwand nach draußen.
Alice stand eine halbe Ewigkeit gedankenverloren herum, ehe ihr wieder einfiel, dass sie ja noch Kaffee kochen sollte.
Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, einmal einen Mann in ihrer Wohnung zu haben, vor allem keinen knackigen Polizisten, und schon gar nicht über Nacht. Kein Wunder, dass sie etwas neben der Spur war.
Als sie den Kaffee aufgesetzt hatte, dämmerte ihr, dass Reese bestimmt auch gern etwas essen würde. Es war eigentlich Zeit fürs Mittagessen, doch Reese hatte bisher noch nicht einmal gefrühstückt.
Gut möglich, dass gestern auch noch sein Abendessen ausgefallen war. Seine Polizeiarbeit hatte ihn buchstäblich bis nach Hause verfolgt, und sie bezweifelte, dass er seitdem Gelegenheit gehabt hatte, sich ein wenig zu entspannen und etwas zu essen. Ein Mann seiner Größe brauchte bestimmt eine Menge Nahrung.
Am gestrigen Tag war es hoch hergegangen: Böse Jungs tauchten auf, gefolgt von den guten. Schüsse und Verhaftungen, Rettungssanitäter und eine Leiche … Alice schlang zitternd die Arme um den Oberkörper.
Dieses Spiel auf Leben und Tod hatte auch sie selbst schwer mitgenommen. Reese auf ihrer Couch zu wissen gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, wie es ihr keine Waffe vermitteln konnte. Auch Cash in der Nähe zu haben beruhigte sie ein wenig. In Gegenwart anderer Menschen fühlte sie sich noch immer unbehaglich, doch Tiere waren so unvoreingenommen und freundlich, dass sie ganz automatisch Trost bei ihnen suchte.
Reese ahnte nicht, welch großes Geschenk er ihr damit gemacht hatte, sie als Cashs Hundesitterin auszuwählen. Erst, nachdem sie sein Angebot angenommen hatte, hatte sie begriffen, welchen Unterschied die Gesellschaft eines lebendigen Wesens doch machte.
Sie seufzte, bemerkte, dass bereits einige Minuten verstrichen waren, und beschloss, Reese einfach zu fragen, was er essen wollte.
Sie nahm die Schlüssel und schloss hinter sich ab. Nie im Leben würde sie in Bezug auf ihre Sicherheit Risiken eingehen. Auf dem Weg nach draußen warf sie einen Blick hinauf zu Reeses Wohnungstür. Kein dramatisches Absperrband, wie man es aus Filmen kannte, verwehrte den Zutritt. Reese hatte gestern erzählt, dass seine Kollegen es trotzdem lieber sähen, wenn er sich noch eine Weile vom Apartment fernhielte, bis sie Spuren gesichert, Fotos gemacht und das, was immer auch sonst sie noch dort drinnen taten, erledigt hatten. Alice hatte keine Ahnung, was die Polizei in solch einem Fall unternahm. Abgesehen von Reese war ihr bisher noch nie ein guter Cop begegnet.
Sie hatte einige zwielichtige Typen gekannt, die eine Polizeimarke getragen hatten, doch die Ehrenhaftigkeit, die eigentlich ebenfalls unerlässlich für diesen Beruf war, hatte ihnen gefehlt. Gestern hatte sie einige gute Cops getroffen.
Wie man sie von den Bösen unterschied, hatte sie auf schmerzhafte Art und Weise lernen müssen.
Bei dem Gedanken an die Geschehnisse des Vortages bekam sie feuchte Hände. Reese hatte sich zwar nur an sie gewandt, weil seine Wohnung demoliert worden war, aber eigentlich war Alice jeder Vorwand recht, unter dem er bei ihr blieb. Nach außen hin gab sie sich tapfer, doch in Wirklichkeit fand sie die Vorstellung, alleine sein zu müssen, unerträglich.
Wie so oft in ihrem Leben schob sie alle schlimmen Erinnerungen beiseite und stieg die Stufen zu den Glastüren hinab, die nach draußen führten.
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