Love Undercover - Tödlich ist die Erinnerung - Lori Foster - E-Book

Love Undercover - Tödlich ist die Erinnerung E-Book

Lori Foster

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Beschreibung

Der charismatische Barbesitzer Rowdy Yates ist es gewohnt, dass ihm alle Frauen zu Füßen liegen. Als die hübsche Kellnerin Avery Mullins ihn unerwartet abblitzen lässt, ist deshalb sein Interesse erst recht geweckt. Doch Avery hat Gründe, warum sie auf Abstand geht, und die reichen tief in ihre Vergangenheit zurück. Eine Vergangenheit, die Rowdy unbedingt aufdecken will, ohne zu ahnen, dass er sich und Avery dadurch in große Gefahr bringt.

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

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Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Lori Foster bei LYX

Impressum

LORI FOSTER

Tödlich ist die Erinnerung

Love undercover

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Kerstin Fricke

Zu diesem Buch

Rowdy Yates hat in seinem Leben schon ziemlich viel Mist gebaut, vor allem was Frauen angeht. Dabei hat er nie einen Hehl daraus gemacht, dass eine feste Beziehung für ihn nicht infrage kommt und Sex für ihn nur ein Mittel ist, um die Dämonen seiner Vergangenheit wenigstens für einen kurzen Moment zu vertreiben. Doch dann lernt er Avery Mullins kennen, die ihm bei der Renovierung seiner Bar hilft. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen und je besser sie sich kennenlernen, desto mehr merkt Rowdy, dass er für Avery ganz anderes empfindet als für all die Frauen zuvor. Dumm nur, dass Avery von Rowdys Annäherungsversuchen nichts wissen will. Sie lässt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, abblitzen – und das mehr als einmal! Obwohl Rowdy allmählich mit seinem Latein am Ende ist, weigert er sich aufzugeben. Er spürt, dass Avery ähnlich für ihn empfindet! Doch die junge Kellnerin hat Gründe, warum sie Rowdy auf Abstand hält, und die reichen tief in ihre Vergangenheit zurück. Rowdy versucht alles, um herauszufinden, wovor Avery Angst hat – ohne zu ahnen, dass er sie beide dadurch in große Gefahr bringt …

Liebe Leser,

ich bin so froh, dass Sie jetzt Tödlich ist die Erinnerung, Rowdys Geschichte lesen können. Schon in dem Augenblick, in dem er auf den Seiten von Wettlauf mit dem Tod, dem ersten Buch meiner Love Undercover-Reihe, aufgetaucht ist, war er einer meiner Lieblingscharaktere. Rowdy ist durch und durch loyal, ein harter Kerl, gefährlich, dunkel und kantig – aber dennoch sexy und süß und außerdem von einer geheimnisvollen Aura umgeben.

Mir gefiel es, dass er seine Schwester in Wettlauf mit dem Tod um jeden Preis beschützen wollte. Ich fand es auch schön, wie er sich in Vertraue nicht dem Feind mit Alice, der Heldin des Buches, angefreundet hat. Aber vor allem mochte ich, wie Avery, die freche Kellnerin in der Bar, deren Besitzer Rowdy jetzt ist, ihn weitaus mehr als nur auf sexuelle Weise angezogen hat – selbst wenn er versucht, sich dagegen zu wehren.

Diese »angeschlagenen« Alpha-Männer haben durchaus etwas für sich.

Bitte berichten Sie mir doch, was Sie von Rowdy und Avery halten. Ich hoffe sehr, dass Ihnen ihre Liebesgeschichte ebenso gut gefällt wie mir!

Viel Spaß beim Lesen!

Lori Foster

1

Avery Mullins stand zögernd vor dem Eingang der frisch renovierten Bar. So früh am Tag war hinter der verschlossenen Doppeltür aus Glas und Eiche – einer neuen Tür, die erst vor zwei Wochen eingebaut worden war – nur das schwach beleuchtete Innere der Bar zu erkennen.

Sie hatte geholfen, diese Türen auszusuchen.

Frisch gemalte Schilder hingen über den großen Vorderfenstern und priesen die Speisen, zwei Pooltische, Tanzmöglichkeiten und Drinks an. Darüber stand in Neonbuchstaben der Name der Bar: Getting Rowdy. Sie musste immer grinsen, wenn sie das sah, weil sie den Namen vorgeschlagen hatte und er begeistert darauf eingegangen war.

In so kurzer Zeit hatte sich unglaublich viel geändert. Die Bar war von einer gescheiterten, heruntergekommenen Absteige, die vor allem für ihre billigen Drinks und die Möglichkeit, an illegale Drogen ranzukommen, zu einer vielversprechenden, neuen Ausgehmöglichkeit geworden, die immer mehr Publikum anzog. Noch bemerkenswerter war jedoch ihr Aufstieg von der sich abrackernden Kellnerin zur obersten Barkeeperin.

Aus diesem Grund hatte sie in letzter Zeit meist ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen. Dank des Trinkgelds, das sie zusätzlich zu ihrem erhöhten Gehalt bekam, musste sie sich nicht länger mit zwei Jobs abmühen, um über die Runden zu kommen.

Sie hatte ihre Wohnung behalten, die man wohlwollend noch als bescheiden bezeichnen konnte. Um anonym zu bleiben, fuhr sie auch weiterhin mit dem Bus zur Arbeit und wieder nach Hause anstatt mit dem Auto. Aber …

Sie hatte sich verändert.

Bevor sie Rowdy Yates kennengelernt hatte – den Besitzer der Bar, der jetzt auch ihr Boss und außerdem ein unglaublich heißer Kerl war – und von seinem Enthusiasmus mitgerissen worden war, mit dem er aus dieser Kaschemme unbedingt etwas machen wollte, hatte sie … überlebt. Nicht mehr und nicht weniger. Sie war eigentlich nicht unglücklich gewesen. Okay, sie hatte auch nicht wirklich Zeit gehabt, um über so etwas wie Glück oder Unglück überhaupt nachzudenken.

Aber sie hatte ihr Leben auch nicht genossen. Nicht so wie jetzt.

Es gefiel ihr, dass Rowdy sie oft an seinen Entscheidungen in Bezug auf die Bar teilhaben ließ und sie dabei fast wie eine gleichberechtigte Partnerin und nicht nur wie eine Angestellte behandelte. Er hatte natürlich immer das letzte Wort, fragte sie aber immer nach ihrer Meinung. Er war stolz, aber nicht zu dickköpfig, um nicht auf andere zu hören. Stark, aber kein Tyrann. Bei ihm fühlte sie sich wieder wichtig.

Natürlich bemerkte jede Frau, die ihn ansah, seinen Sex-Appeal, und das galt auch für sie.

Sie kamen gut miteinander aus und arbeiteten zusammen, damit die Bar möglichst erfolgreich wurde. Dabei waren sie gewissermaßen Partner, und ihr gefiel der Gedanke, dass sie auch Freunde waren.

Rowdy wollte mehr. Er hatte sein Interesse überdeutlich kundgetan.

Auch wenn er es nicht wusste, erwiderte sie seine Gefühle. Aber … konnte sie sich wirklich auf eine Beziehung mit einem Herzensbrecher wie Rowdy einlassen? Er war ehrlich zu ihr, und sie musste sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, was er wollte, weil er es ihr einfach sagte. Seine Ehrlichkeit konnte manchmal so brutal sein, dass es ihr den Atem raubte.

Er wollte Sex.

Am liebsten mit ihr, aber immer, wenn sie sich weigerte – und bisher hatte sie sich noch jedes Mal geweigert –, dann fand er problemlos irgendwo anders »Gesellschaft«. Wenn sie mit ansah, wie die weiblichen Gäste auf ihn flogen, bezweifelte sie, dass er überhaupt mal eine Nacht allein schlief.

Trotzdem fragte er immer zuerst sie, bevor er zu seiner zweiten Wahl überging – und das waren seine Worte, nicht ihre.

Wer tat denn so was?

Und warum tat er das?

Wenn sie ihm wirklich etwas bedeutete, würde er dann nicht warten, bis sie endlich zugestimmt hatte?

Aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sich Avery eingestehen, dass sie sich die Frage umgekehrt auch stellen konnte. Wenn er ihr wirklich etwas bedeutete, wieso ließ sie ihn dann warten? Nach dem Jahr, das sie hinter sich hatte, stand es ihr durchaus zu, sich auch mal zu amüsieren.

Und mit dem bösen Jungen Rowdy Yates mit seinem umwerfenden Körper, seiner dreisten Art und seiner überaktiven Libido konnte man sich bestimmt ganz hervorragend amüsieren.

Der kühle Oktoberwind fuhr durch Averys Jacke und ließ sie erschaudern, sodass sie abrupt in die Gegenwart zurückgerissen wurde. Tagträume, in denen Rowdy die Hauptrolle spielte, waren bei ihr in letzter Zeit an der Tagesordnung. Es verging nur selten eine Minute, in der sie nicht an ihn dachte.

Vielleicht würde sie ihm an diesem Abend sagen, was sie für ihn empfand, bevor er erneut mit einer anderen abzog.

Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte, schloss Avery die Tür auf. Nur sie und Rowdy hatten einen Schlüssel für die Bar. Es erstaunte und freute sie noch immer sehr, dass er ihr so vertraute. Nie im Leben würde sie etwas tun, um ihn das bereuen zu lassen.

Ohne das Licht einzuschalten ging sie durch die dämmrige Bar. Der frühmorgendliche Sonnenschein konnte kaum die Schatten durchdringen. Normalerweise kam sie gegen vierzehn Uhr her, etwa eine Stunde, bevor ihre Schicht begann, um sich fertigzumachen. Heute war sie sowieso in der Stadt unterwegs und musste einen wichtigen Telefonanruf erledigen, und sie hatte ihr Handy neben der Kasse liegen lassen. Aus diesem Grund war sie so früh hergekommen.

Nachdem sie ihr Handy hinter der Bar entdeckt hatte, wo es noch genau an der Stelle lag, an der sie es liegen lassen hatte, wollte sie schon wieder gehen. Doch nach wenigen Schritten hörte sie auf einmal ein Geräusch.

Erschrocken und alarmiert erstarrte Avery und lauschte.

Da! Sie hörte es wieder. Ein leises Rascheln, ein tiefes … Stöhnen?

Sie schluckte schwer. Hatte jemand die Hintertür aufgebrochen? Ein Betrunkener vielleicht oder ein Obdachloser?

Ein Räuber?

Oder Schlimmeres?

Nein. Sie schüttelte den Kopf und verwarf diesen Gedanken. Kein Mensch aus ihrer Vergangenheit würde hier nach ihr suchen. Manchmal konnte sie es noch immer nicht glauben, was für Veränderungen in ihrem Leben vorgegangen waren – Veränderungen, die sie vor allem nicht mehr bereute, seitdem sie Rowdy kannte.

Außerdem hatte Rowdy bei der Renovierung der Bar als Erstes alle Sicherheitsmaßnahmen verbessert und an der Vorder- und Hintertür sowie allen Fenstern, die sich öffnen ließen, robuste Schlösser einbauen lassen. Hier konnte niemand so einfach einbrechen.

Vor ihrer Verwandlung war sie ein richtiger Hasenfuß gewesen. Gut, man hätte es auch als vorsichtig bezeichnen können, aber sie kannte die Wahrheit. Sie hatte sich viel zu lange auf andere verlassen … und das in jeder Hinsicht.

Wenn sie vor einem Jahr ein unbekanntes Geräusch gehört hätte, wäre sie zur Eingangstür zurückgeschlichen und hätte die Polizei gerufen, damit die der Sache nachgehen konnte. Falls es sich als Fehlalarm herausgestellt hätte, tja, dann wäre es ihr ziemlich egal gewesen, dass sie andere damit belästigt hatte.

Aber in dem Jahr, das sie jetzt schon abgetaucht war, hatte sie gelernt, mehr auf sich selbst zu vertrauen und ihre Probleme eigenständig anzugehen. Die Unabhängigkeit hatte ihr ein Gefühl der Freiheit gegeben, daher wollte sie jetzt keinen Rückzieher machen.

So leise wie möglich schlich Avery nun in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und lauschte weiter. Wieder hörte sie ein Stöhnen, das aus Rowdys Büro zu kommen schien. Vielleicht war das Radio an? Oder der Wind bewegte draußen irgendetwas?

Die Bürotür war nur angelehnt, obwohl er sie sonst immer geschlossen hatte. Zwar war sie mutig genug gewesen, sich so weit zu nähern, aber jetzt bekam ihr gesunder Menschenverstand die Oberhand. Für den Fall, dass doch jemand eingebrochen war, wählte Avery vorsichtshalber die Nummer der Polizei und hielt ihren Daumen über der »Wählen«-Taste. Sie schlich sich an der Wand entlang näher und hielt den Atem an, bis sie direkt neben der Tür stand.

»Ja, das ist gut.«

Als Avery Rowdys raue, flüsternde Stimme erkannte, entspannte sie sich. Sie vermutete, dass er telefonierte, möglicherweise mit einer seiner Freundinnen, verdrehte die Augen und trat in den Türrahmen.

Sofort rutschte ihr das Herz in die Hose.

Rowdy saß auf dem großen, gepolsterten Stuhl hinter dem Schreibtisch, umklammerte die Armlehnen, den Kopf in den Nacken gelehnt, und stöhnte wieder, dieses Mal jedoch tiefer und rauer. Avery sah sein Profil, während der große Schreibtisch den Großteil seines Körpers verdeckte – aber nicht den Kopf der Frau, der sich vor ihm auf Höhe seines Schoßes bewegte.

Großer Gott, sie wusste, was sie da machten, selbst ein Idiot würde das begreifen. Eifersucht, Schmerz und Abscheu schnürten ihr die Kehle zu. Avery wäre am liebsten weggegangen, aber stattdessen blieb sie wie angewurzelt stehen.

Sie wollte den Blick abwenden, aber auch das gelang ihr nicht.

Rowdys Körper spannte sich an, und seine Lust zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Dann stieß er ein letztes Stöhnen aus und schien auf einmal zu erschlaffen. Nachdem er tief ausgeatmet hatte, streichelte er über den Kopf der Frau und sagte: »Entspann dich, Süße. Ich bin fertig.«

Großer Gott!

Avery versuchte zu schlucken, aber ihr Mund war wie ausgetrocknet. Sie wollte die Augen schließen, konnte aber nicht einmal blinzeln.

Die Rothaarige, die vor ihm kniete, stieß ein zufriedenes Geräusch aus und stand langsam auf. »Jetzt bin ich dran.«

Oh nein! Das wollte Avery auf keinen Fall mit ansehen. Voller Panik wollte sie sich wegschleichen – doch da knarrte eine Bodendiele.

Rowdys Kopf zuckte herum, und er sah sie im Türrahmen stehen. In seinen hellbraunen Augen, die eben noch zufrieden und ermattet gewirkt hatten, zeigte sich auf einmal ein rasiermesserscharfer Blick. Er richtete sich jedoch weder auf noch nahm er seine große Hand vom Kopf der Frau.

Möglicherweise atmete er auch nicht mehr.

Sie starrten sich zwei schreckliche Sekunden lang an, doch dann riss sich Avery zusammen und stürzte zum Ausgang. Dabei schoss ihr die Röte ins Gesicht, und ihr Herz klopfte wie wild. Bitte mach, dass er mir nicht folgt. Bitte nicht.

Sie hörte Rowdy hinter sich leise fluchen und die Frau schrill auflachen.

Nein, nein, nein. Die Scham ließ Avery bis zum Eingang rennen. Dort blieb sie atemlos und von ihren Emotionen durchgerüttelt stehen und sah über die Schulter zurück.

Niemand folgte ihr. Stattdessen konnte sie hören, wie sich Rowdy und die Frau leise unterhielten.

Auf einmal wallte die Wut in ihr auf, und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Scheiß auf dich, Rowdy Yates!

Sie reckte das Kinn in die Luft, ging nach draußen und weg von dem ersten Mann, für den sie sich seit über einem Jahr interessiert hatte.

Rowdy unterdrückte den Drang, Avery zurückzurufen oder ihr nachzulaufen und mit ihr zu sprechen … Was hätte er ihr auch sagen sollen? Tut mir leid, dass du reingeplatzt bist, als mir gerade einer geblasen wurde? Wohl kaum. Wenn er das auch nur versuchte, würde sie ihn lynchen.

Er konnte ihr die Wahrheit sagen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn du die Frau gewesen wärst. Doch bei diesem idiotischen Gedanken schnaubte er laut.

Avery wusste, dass er sie begehrte. Himmel, er war immer so offen und aufrichtig zu ihr gewesen, dass man beinahe glauben könnte, er wäre von ihr besessen, so dämlich das auch klingen mochte.

Seine zunehmende Unruhe vertrieb die angenehme Entspannung nach seinem Orgasmus. Verdammt, er war Avery keinerlei Rechenschaft schuldig. Sie war seine Angestellte. Punkt.

Das wollte sie doch auch.

Aber was war, wenn sie nicht zurückkam?

Nein, daran wollte er jetzt nicht denken. In der kurzen Zeit, die er sie jetzt kannte, hatte sich Avery als knallharte Frau erwiesen, die unglaublich stolz war und anscheinend einen noch größeren Knacks weghatte als er.

Sie würde zurückkommen, und wenn auch nur, um ihm mit ihrer Missbilligung die Hölle heiß zu machen.

Außerdem liebte sie ihren Job und war sehr gut darin. Er sah auf die Uhr. Was hatte sie so früh überhaupt schon hier zu suchen?

Aber eigentlich war es auch egal, warum sie hergekommen war. Sie hatte ihn gesehen, und das hatte alle Fortschritte, die er bei ihr gemacht hatte, wieder in Luft aufgelöst. Eine Zeit lang schien sie empfänglicher für seine Annäherungsversuche. Zumindest ein wenig.

Vielleicht auch nicht.

Das war bei Avery Mullins schwer zu sagen.

Seit dem ersten Moment, in dem er sie in der Bar gesehen hatte, begehrte er sie. Sie hatte unglaublich schöne rote Haare, eine umwerfende Einstellung und faszinierend viel Energie in ihrem kleinen, verlockenden Körper. Sie war clever, intelligent und aufmerksam.

Und teuflisch sexy, auch wenn sie diese Tatsache leugnete, ebenso wie die, dass sie ihn ebenfalls begehrte.

Der Gegensatz zwischen ihrem persönlichen Stolz und ihrer Arbeitseinstellung, vor allem die Tatsache, dass sie sich entschieden hatte, mit ihm zusammenzuarbeiten, faszinierte Rowdy. Er hatte Avery kennengelernt, bevor er die Bar gekauft hatte, als diese noch eine miese Absteige voller Gauner und Verbrecher gewesen war. Bisher war er sich noch nicht sicher, ob sie nicht entscheidend zu seinem Wunsch beigetragen hatte, diese Bar zu besitzen.

Letzten Endes würde er sie schon für sich gewinnen. Er weigerte sich, ein anderes Resultat zu akzeptieren. Aber selbst für ihn sah die aktuelle Situation nicht gerade gut aus.

Die lange, einsame Nacht war zu Ende, daher gab es keinen Grund mehr, mit … Verdammt! Wie hieß sie doch gleich?

Da er Averys Tadel förmlich spüren konnte, auch wenn sie nicht einmal lange genug geblieben war, um ihn auszusprechen, nahm Rowdy die Arme der Frau und zog sie hoch. »Na los, Süße. Der Spaß ist vorbei.«

»Für dich«, beschwerte sie sich und versuchte, auf seinen Schoß zu krabbeln.

»Wenn ich mich nicht irre, warst du bereits zweimal dran.«

»Wenn nicht öfter.« Sie lächelte ihn lasziv und zufrieden an und rieb sich an ihm.

Ihr Haar, das zwar rot war, aber nicht die schöne, natürliche Färbung von Averys hatte, fiel über seinen Arm. Auch sie war zierlich, besaß jedoch nicht die stolze Körperhaltung, die Avery immer an den Tag legte.

Und wenn es um ihre Einstellung ging, dann trennten die beiden Frauen Welten.

Hatte er sich wirklich eingebildet, eine Ähnlichkeit zu erkennen? Wie dumm. Vielleicht war er ja verzweifelt, aber da dieser Gedanke ihm nicht gefiel, verbannte er ihn schnell wieder.

Rowdy hielt die Frau auf Abstand, erhob sich und wandte sich von ihr ab, damit er seine Jeans wieder zumachen konnte. »Es ist schon später, als ich dachte. Zeit, dass du gehst.«

»Wegen ihr?«

Volltreffer. »Nein.«

Sie drückte sich an seinen Rücken und rieb ihre Brüste an ihm. »Mir hat es großen Spaß gemacht.«

Nachdem er Avery gesehen hatte, ließen ihn ihr schmeichelnder Tonfall und ihre Berührungen kalt. »Freut mich zu hören.« Auch wenn er sich wie ein Arschloch fühlte, ging er um seinen Schreibtisch herum zur Tür und wartete dort auf sie, ohne seine Ungeduld zu überspielen.

Sie schmollte, akzeptierte dann jedoch das Unausweichliche. Sich langsam über die Lippen leckend, schlenderte sie auf ihn zu und versuchte, ihn zu küssen, aber als er ihr auswich, ging sie durch den Flur in Richtung Bar.

Rowdy hielt sie am Arm fest und zog sie in die andere Richtung. »Die Hintertür ist näher.« Schließlich bestand durchaus die Gefahr, dass Avery noch vorn wartete, daher wollte er lieber kein Risiko eingehen.

»Hattest du Spaß?«

»Ja, sicher.« Am Vorabend hatte er wie üblich versucht, Avery für sich zu gewinnen, aber wie immer hatte sie ihn in ihrer direkten Art abgewiesen.

Auch wenn er es eigentlich gar nicht gewollt hatte, hatte er mit einer Alternative vorliebgenommen.

»Ich brauche Geld fürs Taxi.«

»Kein Problem.« Die Lady kam nicht aus der Stadt, sondern besuchte hier nur ihre Familie, weshalb sie auch nicht hatten zu ihr gehen können. Rowdy hatte sie aber auch nicht in seiner neuen Wohnung haben wollen … daher war er mit ihr in sein Büro gegangen.

Wie dumm. Warum hatte er sich nicht einfach ein Zimmer mit ihr genommen? Beim nächsten Mal würde er das tun.

Denn da seine Albträume nie lange ausblieben, wusste er, dass es ein nächstes und auch ein übernächstes Mal geben würde.

Er war jetzt neunundzwanzig und hatte den Großteil seines Lebens allein gelebt. Manchmal kehrten jedoch die schrecklichen Bilder von damals wieder und drohten, ihn mit jener Verzweiflung zu ersticken, die er als Junge gefühlt hatte.

Verdammt, wie er seine eigene Schwäche hasste.

Angewidert zog Rowdy das Portemonnaie aus der Tasche und nahm zwei Zwanzigdollarscheine heraus. Da der neue Tag vor ihm lag, wollte er noch ein paar Stunden schlafen. »Reicht das?«

»Danke.« Sie legte ihre manikürten Fingernägel auf das Geld und sagte suggestiv: »Ich bin alle paar Wochen in der Stadt.«

Rowdy schloss die Hintertür auf. »Tut mir leid, Süße, aber ich sagte ja bereits, dass das eine einmalige Sache sein wird.«

»Das muss es aber nicht.«

»Doch.« Seine Gedanken drehten sich bereits um die Dinge, die noch erledigt werden mussten, bevor die Bar aufmachte, und er hielt ihr die Tür auf. »Das muss es.«

»Falls du deine Meinung ändern solltest …«

Er schob sie sanft ins Freie. »Das werde ich nicht.« Sie war eine nette Ablenkung gewesen, mehr aber nicht. Im Moment wollte er sich nur auf die Bar konzentrieren … und auf Avery.

Widerstrebend ging die Frau – aber wenigstens protestierte sie nicht länger.

So lief es bei allen.

Und genau so wollte er es auch haben. Normalerweise. Ungewöhnlicherweise genoss er jedoch Averys Gesellschaft, auch wenn es ihm bisher noch nicht gelungen war, sie ins Bett zu kriegen.

Verdammt, er mochte sie so sehr, dass er sie zur Barkeeperin befördert hatte, sobald der Kaufvertrag für die Bar unterschrieben worden war. Wenn er wollte, dass sie blieb – und es gab nichts, was er mehr wollte –, dann musste er in Zukunft auf Sex im Büro verzichten.

Es sei denn, er schlief mit Avery.

Das war eine verdammt reizvolle Vorstellung.

Im vergangenen Jahr hatte Avery sehr viel über sich gelernt. Sie war stärker, als es ihr je bewusst gewesen war. Entschlossener. Widerstandsfähiger.

Aber sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um vor ihrer Schicht die Bar zu betreten. Sie konnte das dunkle, sinnliche Bild von Rowdy bei diesem unglaublich intimen Akt einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Wie er ausgesehen hatte, was für Geräusche er von sich gegeben hatte. Das war so heiß!

Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie ebenso eifersüchtig wie neugierig war. Da sie keine Vereinbarung getroffen hatten, hatte er sie auch nicht betrogen. Aber sie fühlte dennoch … eine Menge.

Rowdy lebte nach seinen eigenen Regeln. Das musste unglaublich befreiend sein.

Er kümmerte sich um sein Geschäft und akzeptierte seine Verantwortung, aber wenn es um persönliche Beziehungen ging, dann mied er Verpflichtungen und legte stattdessen einen gesunden sexuellen Appetit an den Tag. Sie war nicht mehr so erbärmlich naiv wie noch vor einem Jahr, aber sie wusste, dass ein Kerl wie Rowdy ihren Erfahrungshorizont derart weit überstieg, dass ihr allein bei der Vorstellung schwindlig wurde.

Sie konnte nicht mit ihm spielen, ohne sich die Finger zu verbrennen. Wenn sie sich mit ihm einließ, riskierte sie nur ein gebrochenes Herz.

Daher gab es dummerweise nichts, das sie mit ihm tun konnte – von ihrer Zusammenarbeit einmal abgesehen –, sodass sie den Gedanken an irgendwelche Intimitäten am besten gleich wieder aus ihrem Kopf verbannen sollte.

Jetzt allerdings, wo sie ihn bei seinem Orgasmus beobachtet hatte …

Nein, rief sich Avery zurecht, hör auf, daran zu denken!

Rowdy war nicht einmal da, als sie in die Bar zurückkehrte und alles vorbereitete. Eine Zeit lang hatte sie genug zu tun, um sogar ihre Wut zu vergessen.

Um fünfzehn Uhr, gerade mal eine halbe Stunde, bevor er die Türen aufschließen musste, kam Rowdy hereingeschlendert. Er trug eine ausgeblichene Jeans und ein schwarzes T-Shirt, war frisch geduscht und sah mit seinen noch feuchten Haaren zum Anbeißen aus.

Sie wappnete sich für die unausweichliche betretene Stimmung und das, was Rowdy und sie sich gegenseitig an den Kopf werfen würden.

Doch das geschah nicht.

Rowdy machte sich einfach sofort an die Arbeit. Jones, der neue Koch, und Ella, eine der drei Kellnerinnen, waren ebenfalls schon da, und sie waren alle viel zu beschäftigt, um zu plaudern.

Avery wandte den Blick ab, als Rowdy die Kasse mit kleinen Scheinen und Münzgeld auffüllte. Sie beschäftigte sich woanders, während er die Tagesangebote an die Tafel schrieb. Als er einen letzten Rundgang durch die Bar machte, plauderte sie mit Ella.

Doch sie war sich seiner Nähe die ganze Zeit überdeutlich bewusst.

Der verdammte Rowdy hingegen tat so, als wäre überhaupt nichts passiert.

Vielleicht war es ja gar keine so große Sache für ihn gewesen. Möglicherweise ging er einfach darüber hinweg, dass sie mitten beim Sex reingeplatzt war.

Er sah mehrmals in ihre Richtung. Avery wusste das, weil sie seine Blicke förmlich spürte. Der Mann hatte eine Art, sie anzusehen, dass es sich fast wie eine heiße Berührung anfühlte.

Im Laufe des Abends kamen immer mehr Gäste, und Averys Anspannung wuchs. Sie hatte erwartet, dass Rowdy sie ansprechen würde, dass er sie zumindest fragen würde, warum sie schon so früh in die Bar gekommen war.

Aber das tat er nicht.

Ging er ihr etwa aus dem Weg? Tja, irgendwann musste er mit ihr reden, doch sie wollte diesen Augenblick so lange wie möglich hinauszögern, da sie noch immer nicht wusste, was sie dann sagen sollte.

Am besten würde sie es einfach so machen wie er und die Sache abtun, als hätte sie nicht die geringste Bedeutung.

Zur Abendessenzeit, als die meisten Gäste hauptsächlich von der speziellen Speisekarte bestellten, nutzte Avery die Gelegenheit, um ihren Arbeitsbereich aufzuräumen. Sie hatte keinen Assistenten, und daher gehörte es zu ihren Pflichten, dafür zu sorgen, dass hinter der Bar jederzeit alles vorrätig war. Aus diesem Grund sorgte sie so oft es ging für Ordnung.

Sie eilte den langen Tresen entlang, hob Strohhalmverpackungen und Servietten auf und wischte Pfützen von verschütteten Getränken weg. Als sie sich wieder zum Spülbecken umdrehte, stieß sie beinahe gegen Rowdy. Erschrocken machte sie zwei Schritte nach hinten und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Was ist?«

Er schien ihren genervten Tonfall zu überhören. »Willst du mich den ganzen Abend ignorieren?«

Sie holte tief Luft, doch das half auch nichts. »Du hast mich doch ignoriert«, stieß sie hervor, ohne nachzudenken.

»Nein.« Er stellte sich vor sie, sodass er ihr den Blick auf die Gäste versperrte. »Aber immer, wenn ich dich ansehe, wird dein Gesicht knallrot, und ich mache mir Sorgen, dass du gleich in Ohnmacht fällst.«

Ja, klar, und jetzt, wo er es erwähnte, stieg ihr gleich wieder das Blut in die Wangen. In der Hoffnung, so Desinteresse auszustrahlen, versuchte sie, ihn mit dem Ellbogen zur Seite zu schieben. Er stand jedoch unverrückbar wie ein Felsblock, daher machte sie hastig einen Schritt um ihn herum. »Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Blödsinn.« Er verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Rücken an die Bar. »Wir müssen darüber reden.«

Sie war kurz davor zu explodieren, und wollte gerade einen Wortschwall loslassen, als ihr Blick von seinem angespannten Bizeps abgelenkt wurde, von dem weichen Baumwoll-T-Shirt, das sich über seiner muskulösen Brust spannte, dem ausgebleichten Jeansstoff über seinem … Schritt.

Mit einem unterdrückten Stöhnen legte sie neue Servietten hin und stellte saubere Gläser bereit, nur um etwas zu tun zu haben – und nicht die Hände nach ihm auszustrecken. »Worüber?«

»Avery«, schalt er sie. »Du weißt genau, was ich meine.«

Ein kleiner Wutausbruch ließ ihre Verlegenheit in den Hintergrund treten. Sie sah sich schnell um, aber es stand niemand in der Nähe, der ihr Gespräch mithören konnte. »Redest du von deinem unangemessenen Verhalten in deinem Büro?«

»Ja.« Er zog einen Mundwinkel zu einem Grinsen hoch. »Genau davon.«

Tja, wenn er so blasiert sein konnte, dann würde sie es ihm nachtun. »Entschuldige, dass ich reingeplatzt bin. Ich hoffe, du hast nicht …«, sie erstickte beinahe an den Worten, »… wegen mir aufgehört.«

»Ich war sowieso fertig … Aber das weißt du ganz genau, nicht wahr?«

Ihre Kehle war wie zugeschnürt.

Er senkte die Stimme, sodass sie nur noch ein heiseres Knurren war. »Schließlich hast du uns ja beobachtet.«

Avery stellte sich empört auf die Zehenspitzen. »Ich war schockiert!«, fauchte sie. »Und eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ihr beide noch stundenlang weitergemacht habt, nachdem ich weg war.«

»Nein.« Sein Humor schien zu verfliegen, und er sah auf einmal sehr ernst aus. »Es tut mir sehr leid, dass du das mitbekommen hast.«

Bevor sie überhaupt wusste, was sie da tat, hörte sie sich sagen: »Aber es tut dir nicht leid, dass du es getan hast, oder?«

Rowdy musterte sie abschätzend, gab ihr jedoch keine Antwort.

Großer Gott. Hastig zog Avery die Tüten mit den Erdnüssen und Salzbrezeln heraus und füllte die Schälchen wieder auf. »Vergiss, was ich gesagt habe. Das geht mich überhaupt nichts an.«

»Ich habe dich gefragt …«

»Ich weiß, dass du das getan hast«, unterbrach sie ihn etwas zu laut und zu schnell. Ihr gespieltes Lachen klang ganz und gar nicht überzeugend. »Und wenn du nicht mich kriegen kannst, dann nimmst du eben eine andere, was?« Irgendeine andere.

So kam sie sich natürlich wie etwas Besonderes vor.

»Avery …«

Sie stellte die Schale so heftig auf die Bar, dass einige Erdnüsse heraussprangen. »Ich hab’s schon verstanden, Rowdy, das kannst du mir glauben.«

»Das bezweifle ich.«

Aus irgendeinem Grund ärgerte sie das noch mehr. Sie stemmte die Hände in die Hüften und starrte ihn mit zornesroten Wangen an. »Du willst Sex. Ständig.«

Er sah sich um, nahm dann ihren Arm und zog sie ein wenig zur Seite. »Könntest du vielleicht etwas leiser reden?«

Da sie schon in Fahrt war, machte sie einfach weiter. »Mit jeder willigen Frau. Wenn ich nicht bereit bin, dann suchst du dir …«

»So ist es doch gar nicht.«

»Ach nein?« Halt einfach die Klappe, Avery. Aber natürlich tat sie das nicht. In Rowdys Gegenwart verlor sie ständig die Selbstbeherrschung. »Wie ist es denn dann?«

Er tat die Frage mit einem Kopfschütteln und einer Gegenfrage ab. »Was meinst du damit, dass du nicht bereit bist?«

Oh, Scheiße.

Er trat etwas näher an sie heran und schien sie mit seinen Blicken förmlich zu durchbohren. »Du hast mich nicht gebeten zu warten, Avery. Nicht ein Mal. Ich habe von dir nichts anderes als ein klares Nein zu hören bekommen.«

Sie sah zu ihm auf – und hätte am liebsten gesagt: Warte.

Als könnte er ihre Gedanken lesen, flüsterte er: »Avery …«, doch dann klingelte auf einmal das Festnetztelefon der Bar und unterbrach Rowdy bei dem, was er gerade sagen wollte.

Sie griff nach dem Hörer, aber er war schneller.

Ohne sie aus den Augen zu lassen, meldete er sich mit: »Rowdys Bar und Grill.« Er hatte den von ihr vorgeschlagenen Namen für die Bar zwar übernommen, sprach ihn jedoch nur selten aus. »Was kann ich für Sie tun?« Dann kniff er die Augen zusammen. »Ja, sie ist hier. Augenblick.« Er reichte ihr den Telefonhörer.

Avery zog die Augenbrauen hoch. »Für mich?«

»Du bist doch Avery Mullins, oder nicht?«

Sie machte so schnell einen Schritt nach hinten, dass sie gegen die Bar stieß. Jemand hatte namentlich nach ihr gefragt? Eine unsichtbare Faust schien ihre Lunge zu zerquetschen. »Wer ist denn dran?«

In Rowdys Augen zeichneten sich Sorge und Misstrauen ab. »Das hat er nicht gesagt.«

Er. Während in ihrem Kopf alles drunter und drüber ging und sie immer besorgter wurde, überlegte Avery, was sie jetzt tun und wie sie reagieren sollte.

Rowdy legte eine Hand auf den Telefonhörer. »Wo ist das Problem?«

Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. Vermutlich war es nur ein Kunde, der eine Frage zur Bar hatte. Der Anrufer konnte ja nicht wissen, dass der Besitzer persönlich ans Telefon gegangen war und ihm auch Auskunft hätte geben können …

Rowdy kam ihr so nahe, dass sie sich beinahe berührten. »Soll ich den Anruf für dich entgegennehmen?«

Er war so groß und so umwerfend männlich, dass er ihren Größenunterschied unabsichtlich nur noch mehr betonte und sie sich noch viel kleiner und verletzlicher fühlte.

Dabei hatte sie diese Gefühle eigentlich tief in ihrem Inneren vergraben wollen.

»Nein.« Sie war eine unabhängige erwachsene Frau, und es war Zeit, dass sie sich auch so verhielt. Sie nahm ihm den Telefonhörer aus der Hand und sagte mit nur einem Hauch von Vorsicht in der Stimme: »Hallo?«

Die eiskalte Stille war lauter als ein Schrei.

Ihr Herz klopfte wie wild. Die Art, wie Rowdy sie musterte, machte die Sache auch nicht besser. Noch einmal sagte sie: »Hallo?«, dieses Mal etwas lauter.

Dann hörte sie ein leises Lachen, und die Leitung war tot.

Aus ihrer Sorge wurde ausgemachte Panik.

»Avery?«

Von jetzt an musste sie noch viel vorsichtiger sein. Sie konnte nicht mehr allein zum Bus gehen und musste auf das Schlimmste vorbereitet sein, wenn sie ihre Wohnung betrat.

»Okay, das reicht jetzt.« Rowdy packte ihre Schultern. »Sag mir sofort, was los ist.«

Es gab keinen Grund, Rowdy in ihre absurde Vergangenheit einzuweihen. »Es ist alles in Ordnung.« Er konnte ohnehin nichts daran ändern, und selbst wenn, hätte sie es nicht zugelassen.

Sie war auch sehr gut allein klargekommen, bevor sie Rowdy begegnet war.

Da er sich nun mal nicht binden wollte, würde sie auch weiterhin hervorragend ohne ihn ihr Leben bestreiten.

»Ach ja? Strangulierst du aus diesem Grund noch immer den Telefonhörer?« Er nahm ihn ihr ab und hielt ihn sich ans Ohr.

»Er hat aufgelegt.« Avery drehte sich um, da sie noch mehr Erdnüsse und Brezeln auffüllen musste. Als sie fertig war, stand Rowdy immer noch da. Er wartete. Vielleicht hatte sie ihn ja falsch verstanden. »Er hat wirklich nach mir gefragt, und nicht nur darum gebeten, die Barkeeperin zu sprechen?«

»Nein, er hat gefragt, ob Avery Mullins zu sprechen wäre.«

Tja … Das war übel. Daran gab es nicht viel zu deuteln, sondern sie musste vom Schlimmsten ausgehen.

Jemand hatte sie gefunden.

Rowdy nahm ihren Arm und drehte sie sanft zu sich herum. »Du arbeitest für mich.«

»Im Ernst? Das wusste ich ja noch gar nicht.«

Er kniff die Augen zusammen und sah sie wütend an. »Jetzt spiel hier nicht den Klugscheißer.«

»Okay. Ja, ich arbeite für dich.« Sie liebte ihren Job, daher sollte sie sich jetzt lieber um die Gäste kümmern, anstatt zu schmollen. »Wenn du mir jetzt aus dem Weg gehen würdest, könnte ich meine Arbeit auch tatsächlich erledigen.«

Er musterte ihr Gesicht, begriff, dass sie sich nicht umstimmen ließ, und stöhnte verzweifelt auf. »Bleib nach Feierabend noch etwas länger. Ich würde gern mit dir reden.«

Sie machte den Mund auf und wollte sich schon weigern, doch er kam ihr zuvor, bevor sie etwas sagen konnte.

»Es hat mit der Arbeit zu tun.« Er sah sie noch immer schlecht gelaunt an. »Ella wird auch da sein.«

Oh. Na dann … »Ich kann nur bis zwei Uhr dreißig bleiben.« Danach fuhr kein Bus mehr, und sie wollte sich keine teure Taxifahrt leisten.

Er nickte. »Es wird nicht lange dauern.«

»Okay.«

Er hielt noch immer ihren Arm fest und strich mit dem Daumen über ihre Haut. »Ist wirklich alles in Ordnung?«

Aaaah. Rowdy hatte seine Fehler, aber er war auch so mitfühlend und besaß einen starken Beschützerinstinkt.

Außerdem besaß er eine stärkere maskuline Ausstrahlung, als es erlaubt sein sollte.

»Auf jeden Fall.« Sie bemühte sich, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, und hatte nicht vor, jetzt einen Rückschlag hinzunehmen.

Eine Stimme sagte auf viel zu vertraute Weise: »Rowdy!« Sie drehten sich beide um, um zu sehen, wer das gesagt hatte.

Zwei Blondinen und eine Brünette winkten ihm zu, aber weit und breit war keine Rothaarige zu sehen. Sie verschränkte die Arme und schob die Unterlippe vor. »Falls du wieder dein Büro benutzen willst, solltest du dieses Mal lieber die Tür abschließen.«

Rowdy berührte ihr Kinn und drückte es nach oben. »Wir unterhalten uns nach der Arbeit.«

»Über die Arbeit«, fügte sie hinzu, aber er war schon losmarschiert, ging um die Bar herum und begrüßte die drei Frauen.

Der Mond und eine flackernde Straßenlaterne erhellten die Umgebung. Der kalte Wind drang durch seinen Mantel. Er schlug den Kragen hoch und entfernte sich vom Münztelefon, wobei seine Schritte auf dem Kies knirschten. Die Zufriedenheit, die er spürte, hätte ihn beinahe laut auflachen lassen.

Jetzt hatte er sie.

Avery Mullins hatte vielleicht geglaubt, sie wäre untergetaucht, aber wenn man ihm genug bezahlte, konnte er jeden aufspüren – oder das dunkelste Geheimnis aufdecken. Es hatte ein Jahr gedauert, aber schon bald würde alles vorbei sein.

Er konnte es kaum abwarten, sie wiederzusehen. Alle wären froh, wenn sie an ihren angestammten Platz zurückkehrte. Er würde nie wieder so unvorsichtig sein. Sie hatten sich beide gewaltig verrechnet: Er hatte ihren Einfallsreichtum unterschätzt und sie seine Entschlossenheit.

Demnächst würde er sein Bankkonto an ihre Cleverness anpassen.

Schon bald hätte er alle Fehler beseitigt. Avery würde ihn nie wieder zum Narren halten.

2

Avery biss die Zähne aufeinander und versuchte, die drei zu ignorieren. Doch das war unmöglich. Die Frauen, die Rowdy umschwärmten, waren hübsch, sexy und willig. Wenn Rowdy mit ihnen in sein Büro ging, dann würde sie … was? Kündigen? Wohl kaum.

Sie könnte sie ja einfach mit kaltem Wasser bespritzen. Bei diesem Gedanken beäugte sie das Sodawasser unter der Bar. Das war durchaus eine Option.

Doch während sie auf Kunden wartete, löste sich Rowdy von den Frauen und musste danach andere abwehren, die sich ihm an den Hals warfen. Dabei war er höflich zu allen, mehr jedoch nicht.

Nicht, dass es von Bedeutung war, rief sie sich ins Gedächtnis. Zumindest nicht für sie.

Er hob den Kopf und bemerkte, dass sie ihm missmutig hinterherblickte. Daraufhin zwinkerte er ihr zu, grinste kurz und kümmerte sich dann weiter um die Gäste.

Da sie erst vor ein paar Wochen eröffnet hatten, war sich Rowdy für keinen Job zu schade, er behielt den Überblick über alle Bereiche und mischte sich jeden Abend unter die Gäste. Die Männer genossen das lässige Ambiente in der Bar, aber Avery vermutete, dass die Frauen vor allem wegen Rowdy und nicht nur wegen der anderen Angebote der Bar herkamen.

Es hatte eine Weile gedauert, die Bar neu einzurichten. Der Großteil der Möbel musste repariert werden, und manches tauschte Rowdy gleich ganz gegen Secondhandmöbel aus. Um Geld zu sparen, hatte er viele Arbeiten selbst übernommen, die Wände gestrichen, die Böden und Fenster geschrubbt und dafür gesorgt, dass alles glänzte und so sauber wie nur möglich war.

Avery war vorbeigekommen, wann immer es ihr möglich war, um an seiner Seite zu arbeiten … und sich nur noch mehr in ihn zu verlieben.

Sie wusste nicht genau, was genau sie an Rowdy so anziehend fand, aber vom ersten Tag an war sie seinem recht rauen Charme verfallen. Dazu kamen sein attraktives Gesicht und sein kräftiger, muskulöser Körper, die ihn zu einem wahren Augenschmaus machten.

Aber es war sehr viel mehr als nur seine körperliche Erscheinung. Rowdy lächelte, als würde er alle ihre Geheimnisse kennen, und sah sie an, als wären sie bereits intim miteinander gewesen. Er strotzte nur so vor Selbstsicherheit und ging jeden Tag mit Furchtlosigkeit und Wagemut an.

Sie wusste, dass er sich Mühe gab, es zu verbergen, aber in der Art, wie er das Leben anging, war auch etwas äußerst Feinfühliges und Aufmerksames – sowohl sich selbst als auch anderen Menschen gegenüber.

Als Rowdys Schwester Detective Logan Riske geheiratet hatte, war Rowdy der Schwager eines Polizisten geworden. Avery musste grinsen, als sie an seine Reaktion darauf dachte. Im Grunde genommen traute er der Polizei kein bisschen. Aber nach allem, was sie gesehen hatte, kam er sowohl mit Logan als auch mit Detective Reese Bareden, Logans Partner, gut aus.

Über Rowdys Vergangenheit wusste sie so gut wie nichts, aber man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass er ein hartes Leben geführt hatte, sich auf der Straße auskannte und wusste, wie man überlebt. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass er einige Zeit auf der falschen Seite des Gesetzes gestanden hatte, und dafür sprach auch sein Misstrauen gegenüber der Polizei.

Da sie gerade Gläser spülte, bekam Avery nicht mit, dass Rowdy zu ihr hinter die Bar kam, und so prallte sie gegen ihn, als sie sich umdrehte.

Dieser Kerl! »Was schleichst du dich immer so an mich heran?«

»Ich hab mich nicht angeschlichen.« Mit vielsagendem Blick schlüpfte er an ihr vorbei. »Ich fülle Getränke nach.«

»Oh. Danke.« Avery versuchte, sich durch Small Talk abzulenken, um nicht an die kompromittierende Situation denken zu müssen, in der sie ihn am Morgen erwischt hatte. »Ganz schön was los heute.«

»So langsam läuft der Laden.« Er musterte sie kurz von oben bis unten. »Wie hältst du dich?«

Avery erstarrte. »Wie meinst du das?«

»Du hast selbst gesagt, dass viel los ist. Brauchst du Hilfe?«

Oh. Reiß dich zusammen, Avery. Rowdy war es völlig egal, dass sie ihn in dieser intimen Situation gesehen hatte, und das sagte viel über ihn aus. »Ich werde schon damit fertig. Alles kein Problem.«

»Sag mir Bescheid, wenn es dir zu viel wird.« Er nahm das Tablett und ging zurück zu den Tischen. »Ich löse dich gleich mal ab, damit du Pause machen kannst.«

»Okay.« Als sie sah, wie sich seine Muskeln anspannten, während er das Tablett trug, krümmten sich ihr lustvoll die Zehen. Das passierte ihr öfter, wenn sie ihn anschaute.

Doch die vielen Gäste verhinderten, dass sie sich ihren Tagträumen hingeben konnte. Sie mochte es, wenn so viel Betrieb war, da sie dann alles um sich herum vergaß. Sie fand einen Rhythmus und verlor sich in ihrer Arbeit. Das war gewissermaßen ihr Zen.

Als es wieder etwas ruhiger wurde, entdeckte sie Rowdy im hinteren Teil der Bar, wo er sich in eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern und einer Frau einmischte. Ein Stuhl wurde umgeworfen. Die Stimmen wurden lauter.

Bevor die Sache aus dem Ruder laufen konnte, hatte Rowdy wieder alles unter Kontrolle. Die Männer beruhigten sich. Rowdys Ausstrahlung gab allen zu verstehen, dass man sich lieber nicht mit ihm anlegen sollte. Die Frau stürmte wütend aus der Bar, und keiner der beiden Männer machte Anstalten, sie aufzuhalten.

Mit einem schiefen Grinsen sah Avery zu, wie Rowdy den Stuhl wieder hinstellte, wobei sie daran denken musste, wie er nach Feierabend aussah, wenn sie in der Bar aufräumten. Wie sich sein Bizeps anspannte, wenn er etwas Schweres hob. Wie sich seine Oberschenkel bewegten, wenn er sich vorbeugte. Wie seine Bauchmuskeln aussahen, wenn er sich den Schweiß von der Stirn wischte und sein T-Shirt dabei hochrutschte.

Die unverhohlene Freude auf seinem Gesicht, wenn er eine Aufgabe beendet hatte.

Zwar war es Rowdy unangenehm gewesen, doch er hatte sich auch von seiner neuen Familie und seinen Freunden helfen lassen. Sie zusammen zu sehen war anfangs sehr ungewohnt gewesen.

Mit seinen ein Meter dreiundneunzig fand sie ihn fast schon übergroß. Sein Schwager Logan war nur wenige Zentimeter kleiner, ihr gemeinsamer Freund Reese noch etwas größer und Logans Bruder Dash etwa genauso groß wie Rowdy. Abgesehen von ihrer körperlichen Erscheinung waren die Männer allerdings völlig unterschiedlich.

Als Polizisten waren Logan und Reese von Natur aus wachsam und ernst. Rowdy übertraf sie jedoch noch, er hatte eine noch aufmerksamere, vielleicht sogar erwartungsvolle Art an sich. Die Detectives entspannten sich auch mal, Rowdy hingegen gab seine Wachsamkeit nie auf.

Logans Bruder Dash besaß eine Baufirma. Soweit Avery wusste, war er sehr stolz auf seine Arbeit, aber nach Feierabend interessierte er sich nur noch fürs Vergnügen. Und er konnte Frauen problemlos um den Finger wickeln.

Aber auch in der Hinsicht war ihm Rowdy überlegen. Ihn schien ständig ein Hauch von Gefahr zu umwehen, der sich in seiner Erscheinung, seinem Aussehen, seiner Haltung und seinen Fähigkeiten niederschlug.

Auch in seinem Erfolg bei Frauen.

Sie hatte den Eindruck, dass Rowdy entweder arbeitete oder die Gesellschaft einer Frau genoss. Insgesamt wirkte er unermüdlich und schien entschlossen zu sein, die Bar erfolgreich zu führen. Wenn sie nach Hause ging, blieb er noch und war meist schon da, wenn sie zur Arbeit kam.

Heute … Okay, er war da gewesen. Wirklich früh sogar. Blieb er häufiger über Nacht in der Bar? Hatte er schon andere Frauen in seinem Büro beglückt?

Ella kam mit einer Getränkebestellung zu ihr. »Krise abgewehrt«, meinte sie und bezog sich darauf, wie Rowdy den Streit geschlichtet hatte. »Er ist schon ein Teufelskerl, was?«

»Er macht gute Arbeit«, stimmte ihr Avery zu.

Mit ihren vierunddreißig Jahren war Ella acht Jahre älter als Avery. Im Gegensatz zu ihr trug die Kellnerin immer hochhackige Schuhe und ein tief ausgeschnittenes Oberteil, und sie hörte nie auf zu lächeln. Sie flirtete ständig, nannte die Gäste »Süßer« oder »Schätzchen« und fasste sie auch gern an. Nicht zu intim natürlich, zumindest nicht während der Arbeit. Aber sie kam ihnen gern nahe.

Bei einigen Frauen wäre diese Art sehr klischeehaft rübergekommen, nicht jedoch bei Ella, die dafür viel zu ernst und zu mitfühlend war und ihre Aufmerksamkeiten wirklich ehrlich meinte.

Während sie eine Locke ihres langen, dunkelbraunen Haars um einen Finger wickelte, beugte sich Ella über die Bar, um Avery beim Einschenken des Whiskeys zuzusehen. »Was glaubst du, worum es bei der Besprechung nachher geht?«

Avery zuckte mit den Achseln. »Rowdy hat nichts weiter gesagt, also wer weiß?«

»Jones hofft darauf, dass er endlich Hilfe in der Küche bekommt. Der arme Schnuckel arbeitet sich jeden Abend halb tot.«

Avery hätte den schlanken, durchtrainierten Mittsechziger nie im Leben »Schnuckel« genannt, aber sie musste Ella recht geben, dass er alle Hände voll zu tun hatte. Jones war ebenso wie Ella ein fröhlicher Typ. Er trug sein langes, immer grauer werdendes Haar als Pferdeschwanz, hatte mehr Tattoos, als Avery zählen konnte, und fluchte beim Kochen wie ein Kesselflicker, vor allem an den Abenden, an denen richtig viel los war.

Die Kellnerinnen gingen ihm zur Hand, wann immer sie Zeit dafür fanden, aber das kam nicht besonders häufig vor. Rowdy hatte gehofft, drei Kellnerinnen Vollzeit weiterbeschäftigen zu können, aber nur Ella hatte das Angebot angenommen. Die anderen beiden, die beim Poledance jede Menge Trinkgeld bekommen hatten, waren nicht begeistert von Rowdys Entscheidung gewesen, die Stange abzubauen, arbeiteten jetzt nur noch halbtags und verdienten die restliche Zeit in einem Klub ihr Geld.

»Ich bezweifle, dass es was mit der Küche zu tun hat, wenn er erst nach Feierabend mit uns sprechen will.« Da die Renovierungen immer noch nicht abgeschlossen waren, hielt Rowdy häufiger Besprechungen ab. Wenn es um den Koch gegangen wäre, hätte er sie vor der Arbeit zusammengetrommelt, da die Küche um dreiundzwanzig Uhr schloss.

»Ist ja auch egal. Er bezahlt uns gut, wenn wir länger bleiben müssen, daher macht es mir nichts aus.« Ella schnappte sich ihr Tablett. »Rowdy ist echt ein Teufelskerl.«

Ja, da hatte sie recht. Und er war ein Riesenmacho.

Und sexbesessen.

Ella marschierte mit wackelnden Hüften davon.

Selbst ohne Stange bekam Ella sehr viel Trinkgeld. Aber es war auch viel los, daher konnte sich selbst Avery nicht beklagen.

Um ein Uhr verkündete Rowdy, dass sie bald schließen würden, und Avery war bereits hundemüde. Rowdy hatte sie zweimal abgelöst, damit sie eine Pause machen konnte, aber sich selbst keine Ruhe gegönnt.

Endlich war der letzte Gast aus der Tür und Rowdy schloss hinter sich ab. Alle versammelten sich im Pausenraum. Sobald Avery und Ella am Tisch saßen, sagte Rowdy: »Es tut mir sehr leid, Ella, aber wir werden Uniformen einführen.«

»Warum tut es dir leid, Schätzchen?« Ella verschränkte ihre langen Beine. »Ich habe schon früher eine Uniform bei der Arbeit getragen. Einige waren sogar recht niedlich.«

»So was meine ich nicht.« Rowdy legte die schwarzen Unisex-T-Shirts auf den Tisch, auf die in Neongelb der Name der Bar gedruckt war. »Nichts Heißes, Ella. Ich möchte, dass alle das T-Shirt und Jeans tragen.« Er nahm eine Schürze aus einer Tüte. »Und so eine.«

Avery beäugte die schwarze, zweckmäßige Schürze, auf der dasselbe Logo prangte wie auf dem T-Shirt. »Mir gefällt es.«

Ella verzog erschrocken das Gesicht.

»Ihr bekommt jeweils drei davon. Wenn ich könnte, würde ich euch für jeden Wochentag ein Set geben, aber vorerst müsst ihr damit auskommen.«

»Du wirst toll darin aussehen, Ella«, versicherte Avery ihrer Kollegin. »Das wird noch viel verlockender sein, da sich alle Männer fragen werden, was du darunter verbirgst.«

»Das ist nicht dasselbe.« Sie entdeckte ihre Größe, zögerte, legte die Shirts dann zurück und nahm die nächstkleinere Größe. »Ich kann nur hoffen, dass ich dadurch nicht weniger Trinkgeld kriege.«

»Das bezweifle ich«, erwiderte Rowdy, »da die Kunden dich lieben. Aber ich werde dir trotzdem eine Gehaltserhöhung geben. Du bekommst einen Dollar mehr die Stunde.«

Daraufhin lächelte sie sofort wieder. »Wirklich?«

»Der Laden läuft besser, als ich erwartet habe, und du hast wirklich hundert Prozent Einsatz gezeigt.«

»Ach, du bist wirklich der Beste!« Ella ließ die Shirts fallen, sprang auf und umarmte Rowdy enthusiastisch.

Er war offensichtlich froh über ihre Reaktion und erwiderte ihre Umarmung, wobei er sie hochhob und ihr einen Kuss auf den Kopf drückte.

Als sie seine erleichterte Miene sah, begriff Avery, dass er vermutlich mit einem Streit gerechnet hatte.

Über Ellas Kopf hinweg trafen sich ihre Blicke, und er schob die Kellnerin langsam ein wenig von sich weg.

Glaubte er etwa, sie wäre eifersüchtig auf Ella? Nein. Sie wusste, dass Rowdy Ella als Angestellte zu schätzen wusste und sonst keine Hintergedanken hatte.

Ella sah ihn strahlend an. »Gibt es sonst noch was, Schätzchen?«

»Nein. Das war alles.« Er steckte ihre Shirts und Schürzen in eine Tüte. »Bitte sehr.«

»Danke.« Ella gab ihm lautstark einen Kuss auf die Wange, streichelte ihm einmal über die Brust und ging mit ihrer neuen Arbeitskleidung in Richtung Hintertür.

Avery konnte von ihrem Stuhl aus durch den Pausenraum und die Küche bis zur Hintertür sehen. Sie bemerkte, dass Rowdy wartete, bis Ella draußen war, und sich dann zu ihr umdrehte. »Eine hätten wir«, murmelte er.

»Hast du dir wegen ihr Sorgen gemacht?«, fragte Avery grinsend.

»Ein wenig.« Er ließ seine Schultern kreisen und rieb sich den Nacken. »Ich mag Ella. Sie arbeitet hart und hat eine gute Einstellung. Sie beschwert sich nie und lächelt die Kunden immer an. Aber mal ehrlich, sie muss wirklich nicht so offenherzig rumlaufen.«

»Und ich dachte, das würde dir gefallen.«

»Woanders vielleicht. Aber wir versuchen, nicht so eine Bar zu sein.«

Da begriff sie endlich. »Die Uniformshirts sind also deine Art, Ellas Freizügigkeit einzuschränken, ohne ihre Gefühle zu verletzen?«

Er zuckte mit den Achseln. »Es schien mir klüger zu sein, als ihr zu sagen, dass ihr Ausschnitt zu tief ist.«

Avery lachte. »Gerissen.« Sie nahm ein T-Shirt in die Hand und sah sich das Logo genauer an. »Das gefällt mir. Lässig und klassisch gleichzeitig.«

»Und es passt gut zu deinen Jeans.«

Da sie zur Arbeit immer Jeans trug, war sie dankbar, dass er daran gedacht hatte. »Danke. Und nur, damit du es weißt: Wenn du irgendeine alberne Uniform ausgepackt hättest, in der man entweder lächerlich aussieht oder als würde man Fetischmode tragen, hätte ich mich geweigert, sie anzuziehen.«

»Das dachte ich mir.« Rowdy beobachtete sie, wie sie sich drei Shirts und Schürzen aussuchte. »Anscheinend machst du das genaue Gegenteil von Ella.«

»Wie meinst du das?«

»Du nimmst eine größere Größe, während sie eine kleinere genommen hat. Du versteckst deine Figur, Ella bringt ihre zur Geltung. Aber damit haben wir dann vermutlich ein Gleichgewicht.«

»Ich verstecke doch gar nichts.« Doch in der Tat hatte sie schon vor einer ganzen Weile aufgehört, sich auffällig zu kleiden. »Hinter der Bar wird es manchmal stressig, da muss ich mich frei bewegen können. Bequemlichkeit ist mir da wichtiger als alles andere.«

»Avery?«

Sie faltete die Shirts zusammen. »Hmm?«

Da er weder aufgestanden war noch den Tonfall geändert hatte, war sie überrascht, als er fragte: »Warum warst du heute so früh hier?«

Sie hielt inne und wurde von den Erinnerungen überwältigt.

Rowdys tiefes, raues Stöhnen.

Sein angespannter Gesichtsausdruck, als er kam.

Peinlich berührt wich sie seinem Blick aus und fummelte an den Kleidungsstücken herum. »Ich hatte gestern mein Handy liegen lassen.«

Rowdy beugte sich langsam vor und verschränkte die Arme auf der Tischplatte. »Du hättest es auch einstecken können, als deine Schicht anfing.«

Stattdessen war sie eher hergekommen und hatte ihn bei seinen Spielchen im Büro erwischt. »Ich musste vor der Arbeit noch jemanden anrufen.«

»Ach ja? Wen denn?«

Sie hatte beim besten Willen nicht vor, ihm zu verraten, dass sie einen Termin beim Frauenarzt hatte machen wollen, um sich die Pille verschreiben zu lassen … weil sie wollte, dass er mit ihr seine Spielchen trieb.

Allerdings auf keinen Fall im Büro. »Das ist unwichtig.«

Er machte schon wieder eine finstere Miene. »Deinen Freund?«

Avery stutzte. »Wie in aller Welt kommst du denn auf die Idee?«

»Dich hat vorhin ein Mann angerufen. Triffst du dich mit ihm?«

»Ich … Nein. Der hatte sich vermutlich verwählt oder so was.« Hoffte sie zumindest. Sie tat die Frage mit einer Handbewegung ab, gab jedoch zu: »Ich habe keinen Freund.«

Erst nach einer langen Pause hakte Rowdy leise nach: »Wirklich nicht?«

Da sie es nicht noch einmal wiederholen wollte, sah sie auf die Uhr, die an der Wand hing. »Ich muss jetzt los, sonst verpasse ich meinen Bus.«

Er musterte sie noch einmal und stand dann gleichzeitig mit ihr auf. »Deinen Bus?«

»Hast du etwa gedacht, ich gehe zu Fuß?«

»Nein, aber ich bin davon ausgegangen …« Er schüttelte den Kopf. »Ich fahre dich nach Hause.«

»Nein, das wirst du nicht tun.« Es fiel ihr schon schwer genug, nur mit ihm zusammen im Pausenraum zu sein, aber in einem engen Wagen wäre die Versuchung einfach zu groß. »Danke für das Angebot.«

»Verdammt, Avery, das ist auch für mich eine schwierige Situation«, sagte er gereizt.

Für ihn? »Das soll doch wohl ein Witz sein, oder?«

Er biss die Zähne aufeinander. »Ich wünschte, du hättest das heute nicht gesehen.«

»Dann sind wir ja schon zwei.«

»Aber es ist nun mal passiert«, erklärte er, »und ich denke, wir sollten darüber reden.«

Oh nein, sie würde nicht zulassen, dass dieser intime Tonfall und seine entschlossene Miene sie umstimmten. »Ich bin nicht deine Mutter, Rowdy. Und glaube mir, selbst ohne die Peepshow heute wusste ich über deinen … überaktiven Geschlechtstrieb Bescheid. Ich hatte nur nicht erwartet, bei der Arbeit damit konfrontiert zu werden.«

»Das war vor der Arbeit und eine Ausnahme.«

Der hatte ja Nerven! »Willst du mir etwa erzählen, dass so was noch nie passiert ist?«

»Doch, natürlich schon.«

Ihr Magen zog sich zusammen … bis er weitersprach.

»Aber nicht hier.«

»Aber ich rede doch davon, dass es hier passiert ist!«, fauchte Avery.

»Ach ja?«

Inzwischen war sie so verwirrt, dass ihr beinahe die Worte fehlten. »Ich wollte damit nicht andeuten, dass du nie … dass du nochnicht …« Nein, sie konnte es nicht aussprechen, damit er sich daran ergötzte. Sie richtete sich auf. »Ich bin noch nie einem schamloseren Menschen begegnet.«

Er verzog voller männlicher Arroganz den Mund. »Dann war es nur der Ort, worüber du dich so aufgeregt hast?«

»Ich rege mich nicht auf!«

Als sie lauter wurde, zog er eine Augenbraue hoch.

Avery holte tief Luft, um sich ein wenig zu beruhigen, und sagte leiser: »Was du in deiner Freizeit machst, geht mich nichts an.«

»Das war meine Freizeit – Zeit, die ich gern mit dir verbracht hätte, aber du hattest ja keine Lust dazu.«

Daraufhin ließ Avery die Shirts fallen und stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist also deine Entschuldigung?«

Er trat näher an sie heran. »Entschuldige, Süße, aber ich brauche keine Entschuldigung.« Zärtlich strich er ihr eine Locke, die ihr aus dem Pferdeschwanz gerutscht war, hinter das Ohr. »Ich bin ein erwachsener Mann, das ist meine Bar, und ich hatte nicht damit gerechnet, dass so früh jemand auftaucht, am wenigsten du.«

»Na, großartig!« Sie riss die Shirts wieder an sich und wollte nur noch weg. »Dann hätten wir das ja geklärt.«

Rowdy hielt sie am Arm fest. »Warte.« Sie wollte sich schon losreißen, bis er sagte: »Komm schon, Avery, gib mir die Chance, es dir zu erklären.«

Das war keine kluge Entscheidung, da ihre Entschlossenheit mit jeder Sekunde weiter sank, aber sie hielt dennoch inne.

»Okay, dann raus damit.« Hoffentlich hatte er eine gute Erklärung.

Andererseits wäre ihr das Gegenteil vielleicht sogar lieber.

Um einen Augenblick zum Nachdenken zu haben, nahm Rowdy Avery die Kleidungsstücke ab und warf sie wieder auf den Tisch. Da sie jetzt so störrisch – und so unglaublich süß – aussah, hätte er sie lieber gegen die Wand gedrängt und wäre seinen Instinkten gefolgt, anstatt nur mit ihr zu reden.

Aber er konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie darauf reagieren würde.

Er strich sich mit einer Hand über den Nacken und überlegte, was er ihr sagen und welche Worte er wählen sollte.

Avery verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Ich wäre dann so weit.«

»Lass mir einen Augenblick Zeit, ja?« Er lehnte sich mit der Hüfte an die Tischplatte und musterte Avery. »Es ist dir vermutlich nicht klar, aber ich habe mich noch nie einer Frau offenbart. Außer meiner Schwester zumindest. Aber selbst Pepper habe ich nur einen groben Überblick gegeben, ohne ins Detail zu gehen, wann, wo und mit wem ich Sex hatte.«

Avery ging schon wieder an die Decke. »Das musst du mir auch nicht erzählen.«

»Ich denke schon, aber die Tatsache, dass du hier arbeitest, macht es nicht einfacher.«

Als er schwieg, reckte sie trotzig das Kinn. »Wieso das?«

Rowdy hatte noch nie ein Problem damit gehabt, einfach auszusprechen, was ihm auf der Seele lag, und auch jetzt sah er keinen Grund dafür, die Sache komplizierter zu machen, als sie war. »Ich bin verdammt heiß auf dich, Avery, und das weißt du.«

Ihr stand der Mund offen. »Großer Gott. Du bist so …«

»Aber als dein Arbeitgeber«, unterbrach er sie, »könnte ich möglicherweise zu weit gehen, wenn ich nicht aufpasse.«

Sie lachte auf. »Ist das dein Ernst, Rowdy? Das nennst du aufpassen?«

Zum Teufel damit. Er strich mit den Fingerknöcheln über ihre Wange und ihren Hals entlang. »Ich will dich. Und zwar ständig.« Selbst wenn ich mit anderen Frauen zusammen bin. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und zog sie ein Stückchen an sich heran. »Und das wird sich so schnell auch nicht ändern.«

Sie wurde ein kleines bisschen sanfter. »Das sah mir heute Morgen aber ganz und gar nicht danach aus«, konterte sie.

Als er bemerkte, dass er sie dadurch verletzt hatte und sie nun versuchte, das mit Sarkasmus zu übertünchen, schüttelte er den Kopf. »Nein, Süße, da liegst du falsch.«

Sie presste die Lippen aufeinander. »Dann war deine Geliebte also …«

»Du bringst da was durcheinander. Ich habe keine Geliebten. Das, was du da gesehen hast, war Sex, nichts weiter.«

»Großer Gott.« Sie drückte die Hände gegen seine Brust, schien ihn aber nicht wegstoßen zu wollen. »Ich will das nicht hören.«

»Sie wusste Bescheid.« Rowdy hielt sie weiter fest. »Ich rede nicht um den heißen Brei herum, und sie war völlig damit einverstanden.«

Ihre blauen Augen wurden vor Wut dunkler, und ihre Stimme klang auf einmal heiser. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum du mir das erzählst.«

Weil mir wichtig ist, was du von mir denkst. Rowdy legte eine Hand in ihren Nacken, damit sie bei ihm blieb. »Ich habe das Gefühl, dass du mich mit ihr gesehen und das persönlich genommen hast.«

»Da spricht wohl dein Ego.«

Rowdy wusste, dass er einen Nerv getroffen hatte, senkte den Kopf und strich mit der Nase über ihr Haar. »Du denkst, ich hätte dich zurückweisen wollen oder so etwas.« Er atmete ihren Duft ein und verspannte sich am ganzen Körper. Himmel, wie sie ihn erregte …

»Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich denken soll«, flüsterte Avery.

»Denk doch mal drüber nach, statt Nein lieber Ja zu sagen.«

Sie schlug ihm mit ihrer kleinen Faust in die Rippen.

Grinsend zog Rowdy sie an sich. Nach dem langen Arbeitstag fühlte es sich gut an, sie im Arm zu halten. »Darf ich dich nicht necken?«

»Auf gar keinen Fall.«

»Okay.« Er küsste sie auf die Schläfe und beugte sich dann nach hinten, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Nein, ganz im Ernst. Es tut mir leid, wenn ich dich auf irgendeine Weise verletzt habe. Das war nie meine Absicht, das musst du mir glauben.«

Sie sah zu ihm auf, und ihre blauen Augen waren ganz groß und sanft, während sie die Hände in sein T-Shirt krallte und sich an ihm festhielt. »Warum hast du es dann getan?«

Zumindest rannte sie nicht weg, sagte sich Rowdy. Sie klang sogar viel vernünftiger, als er es gehofft hatte. »Ich wollte sie nicht in meiner neuen Wohnung haben, und zu ihr konnten wir auch nicht gehen.«

Endlich schob ihn Avery wütend von sich weg. Ihre Augen blitzten. »Du Arsch!«

Vorsichtshalber machte Rowdy einen Schritt nach vorn und lehnte sich an den Türrahmen, aber sie versuchte nicht, davonzustürmen.

Sie ging nur auf die andere Seite des Tisches – wo er nicht mehr an sie herankam. »Das habe ich nicht gemeint. Ja, ich bin überrascht, dass du so was hier in der Bar machst. Aber ich wollte wissen …« Sie schüttelte den Kopf. »Ach, vergiss es.«

Nein, so einfach kam sie nicht davon. »Warum ich überhaupt mit ihr zusammen war?«

Nach langem Zögern nickte sie einmal kurz.

Er wollte nicht ins Detail gehen und seine Fehler auflisten, aber sie sollte auch nicht wutentbrannt nach Hause laufen. Kurz erwog er, sich eine Geschichte auszudenken, die sie ihm abkaufen würde, aber ihm war klar, dass er sie nicht anlügen konnte.

Was er in ihren wunderschönen Augen sah, berührte ihn tief.

Sie wünschte sich, dass er eine gute Entschuldigung hatte, damit sie ihm aus gutem Grund verzeihen konnte.

Um die Dämonen zu vertreiben, die ihn heimsuchten, hatte er jede Nacht wilden Sex. Er musste immer völlig ausgelaugt sein, und im Allgemeinen war er das auch.

Zumindest bevor er Avery kennengelernt hatte.

Aber als sie ihm jetzt so nah war, sie alleine waren und er diesen Blick in ihren Augen sah, hatte er das Gefühl, dass er einen ganzen Monat enthaltsam gelebt hatte.

Er würde ihr einen Teil erzählen, das musste reichen. »Die Frauen sind schon immer auf mich geflogen.«

»Das ist mir bereits aufgefallen.«

Schon an dem Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten, lange bevor er die Bar gekauft hatte, war Avery Zeuge geworden, wie er Frauen aufgerissen hatte. Das war nichts, worauf er besonders stolz war, aber er versuchte auch nicht, es zu verbergen. Er war ein erwachsener Mann und schlief gern mit Frauen.