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Im Alter von 91 Jahren kommt der demente Witwer Johannes Kehr ins Pflegeheim. Nur: Seine Demenz ist vorgetäuscht. Im Heim hofft Kehr, seine Ruhe zu finden. Aber so einfach ist es nicht. Er beobachtet die schrulligen, nicht selten aggressiven Mitbewohner und die Nachlässigkeit der Pfleger. Seine vorgetäuschte Demenz nutzt er, um Desserts zu stehlen und Gehhilfen unliebsamer Nachbarn zu verstecken. Bald aber wird seine Schauspielerei anspruchsvoller; je vertrauter ihm das Heim wird, desto größer ist die Gefahr einer Enttarnung. Als zufällig seine Jugendliebe Annemarie auftaucht, flackert die alte Zuneigung erneut auf. Ein literarisch feinfühliges Debüt, beobachtungsstark und intensiv.
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Seitenzahl: 196
«Früher oder später passiert es sowieso.» Mit dieser Einsicht in die Notwendigkeit plant Kehr im Pflegeheim das Leben, das ihm nach dem Tod seiner Frau noch bleibt. Zu seiner Tochter hat er keinen guten Draht, seine Enkelin Sophie liebt er, aber sie erwartet ein Kind, und er will sie nicht zu sehr beanspruchen. Im Pflegeheim hofft Kehr seine Ruhe zu finden. Aber so einfach ist es nicht. Er beobachtet die schrulligen, nicht selten aggressiven Mitbewohner und die Bemühungen der Pfleger. Seine vorgetäuschte Demenz nutzt er, um Desserts zu stehlen, Gehhilfen unliebsamer Nachbarn zu verstecken und sich seine Freiheiten herauszunehmen. Bald aber wird seine Schauspielerei anspruchsvoller; je vertrauter ihm das Heim wird, desto größer ist die Gefahr einer Enttarnung. Als zufällig seine Jugendliebe Annemarie auftaucht, flackert die alte Zuneigung erneut auf.
Nagel & Kimche E-Book
Frédéric Zwicker
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Nagel & Kimche
Meinen Eltern und meinem Bruder
Der Verlag dankt dem
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© 2016 Nagel & Kimche
im Carl Hanser Verlag München
Umschlag: Hauptmann & Kompanie, Zürich
Herstellung: Rainald Schwarz
Satz: Gaby Michel
ISBN 978-3-312-01010-3
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Kreutzfeldt digital, Hamburg
1
Komm nur herein, mein Kätzchen, komm herein. Die Tür war wohl offen? Ich habe das Hörgerät nicht eingesetzt. Aber du gehst ohnehin auf leisen Pfoten. Das mag ich an dir. Hunde sind mir zu menschlich mit ihrem Gepolter, Gehechel und Gebell.
Erlaube, dass ich die Tür schließe. Wenn du rauswillst, melde dich. Ich lege mich hin. Heute bin ich müde, weiß der Kuckuck, warum. Ja, komm nur her. Leg dich zu mir. Wie schön du schnurrst, wenn ich dir den Nacken kraule. Lass dich von mir nicht stören. Ich denke und rede vor mich hin. Mein Schlaf kommt nicht so rasch wie deiner, und Denken ist eine gute Beschäftigung. Wo war ich? Selbst wenn der Kopf noch taugt, früher taugte er einfach mehr.
Was man von mir sagen würde. Das hatte ich mir gerade überlegt. Für viele die entscheidende Frage. «Verrückt», würde das Urteil lauten, wenn ich sie unter den Schleier blicken ließe. Einundneunzig Jahre alt, herzlos und verrückt. Aber so weit kommt es nicht. Der Vorhang bleibt unten. Bleibt sitzen, ihr Richter und Henker. Ihr sitzt so bequem. Ich habe das Gericht inzwischen durch die Hintertür verlassen. Aber an Nachschub für die Anklagebank mangelt es euch ja nie.
Ich habe lange zugeschaut. Als ich jung war, sah ich die Leute alt werden und verblassen. Sie entfernten sich scheinbar von mir, es war die Vergänglichkeit, die ich den Menschen ansah. Ich hatte alles vor mir. Mein Leben hatte noch gar nicht angefangen. Später sah ich die Menschen dann zu mir heranwachsen. Ich hatte sie überholt, und sie waren mir auf den Fersen. Und bald fühlte ich mich in die Enge getrieben. Den Weg nach vorn versperrte mir der Tod, der immer unverhohlener auf mich schielte, während er erst sporadisch, bald regelmäßig an die Türen meiner Bekannten klopfte. Er war mir ein altbekannter und doch nicht minder unsympathischer Begleiter.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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