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Eine unmögliche Liebe: Die historische Romanze »Highland Passion – Fesseln des Verlangens« von Bestsellerautorin Julia London als eBook bei dotbooks. Als Feinde geboren – zur Liebe bestimmt … Die schottischen Highlands 1818: Die schöne Mared Lockhart ist mit den Geschichten über den bitteren Verrat des Douglas-Clans an ihrer Familie aufgewachsen. Niemanden verachtet sie mehr auf der Welt – doch nun ist die Heirat mit Payton Douglas die letzte Möglichkeit, ihren Clan vor dem Untergang zu bewahren. Mit feuersprühenden Augen schwört die Highlandstochter am Tage ihrer Hochzeit, sich Payton niemals hinzugeben. Aber seine dunkle Blicke lassen sie erzittern – und wecken bald eine verbotene Sehnsucht in ihr: nach seinen starken Armen und leidenschaftlichen Küssen. Als Mared einem erschütternden Familiengeheimnis auf die Spur kommt, muss sie sich entscheiden, wem ihr Herz wirklich gehört … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Liebesroman »Highland Passion – Fesseln des Verlangens« von New-York-Times-Bestsellerautorin Julia London – Band 3 der »Lockhart Clan«-Trilogie. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 492
Über dieses Buch:
Als Feinde geboren – zur Liebe bestimmt … Die schottischen Highlands 1818: Die schöne Mared Lockhart ist mit den Geschichten über den bitteren Verrat des Douglas-Clans an ihrer Familie aufgewachsen. Niemanden verachtet sie mehr auf der Welt – doch nun ist die Heirat mit Payton Douglas die letzte Möglichkeit, ihren Clan vor dem Untergang zu bewahren. Mit feuersprühenden Augen schwört die Highlandstochter am Tage ihrer Hochzeit, sich Payton niemals hinzugeben. Aber seine dunkle Blicke lassen sie erzittern – und wecken bald eine verbotene Sehnsucht in ihr: nach seinen starken Armen und leidenschaftlichen Küssen. Als Mared einem erschütternden Familiengeheimnis auf die Spur kommt, muss sie sich entscheiden, wem ihr Herz wirklich gehört …
Über die Autorin:
Julia London ist eine »New York Times«- und »USA Today«-Bestsellerautorin, bisher hat sie mehr als 30 Romane veröffentlicht. Aufgewachsen in Texas, hat die passionierte Hundebesitzerin viele Jahre in Washington für die amerikanische Regierung gearbeitet. Als sie ihre Liebe zum Schreiben entdeckte, machte sie diese zum Hauptberuf und schreibt seitdem erfolgreich historische Liebesromane sowie Contemporary Romance. Julia London erhielt bereits den »Romantic Times Book Club Award« für den besten historischen Liebesroman und war sechs Mal unter den Finalisten für den begehrten »RITA Award«. Heute lebt sie wieder in Texas.
Mehr Informationen zu Julia London finden Sie unter julialondon.com.
Julia London veröffentlichte bei dotbooks in der »Lockhart Clan«-Trilogie auch:
»Highland Passion – Feuer der Leidenschaft«
»Highland Passion – Sturm der Sehnsucht«
Außerdem erscheint beit dotbooks ihre »Regency Kisses«-Trilogie:
»In den Fesseln des Dukes«
»Gefangen von einem Lord«
»In den Händen des Earls«
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eBook-Neuausgabe Mai 2020
Dieses Buch erschien erstmals 2005 unter dem Originaltitel »Highlander in Love« bei Pocket Books. Die deutsche Erstausgabe erschien 2007 unter dem Titel »Die Geliebte des Highlanders« bei Weltbild
Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2005 by Dinah Dinwiddie
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2007 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Copyright © der Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München
This edition published by arrangement with the original publisher, Pocket Books, a division of Simon & Schuster, Inc., New York.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © Period Images © shutterstock / Targn Pleiades / Maxim Khytra / Anastasiia Veretennikova
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)
ISBN 978-3-96655-257-8
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Julia London
Highland Passion – Fesseln des Verlangens
Lockhart-Clan - Band 3
Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Hartmann
dotbooks.
Für meine überaus schicke Freundin Barbara, die mich nie zu einer meiner nicht gar so schicken Figuren inspirieren könnte, schon gar nicht zu einer mit dem Nachnamen Lockhart und dem entsprechenden Aussehen.
Freitag, 27. Mai
Meine liebe Miss Lockhart,
ich danke Euch für Euren freundlichen Brief vom vergangenen Mittwoch betreffend den angeblichen Fluch, der auf jeder Tochter eines Lockhart lasten soll. Seid versichert, dass ich es für weiter nichts als Unsinn halte. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Mädchen von so beträchtlichem Mut und Witz heiraten kann, wen immer sie will, und sich dabei nicht einmal um den Teufel selbst zu scheren braucht. Genauso wenig glaube ich, dass ein Mann, der um die Hand der Tochter eines Lockhart anhält, und zwar mit der besten Absicht, wenn ich so kühn sein darf, das zu behaupten, das Geringste zu fürchten hat, es sei denn die übliche Gefahr, an seinem großen Ärger über die starrsinnige Art der Lockharts im Allgemeinen zu sterben.
Noch einmal herzlichen Dank, Miss Lockhart, für Eure Sorge um mein Wohlbefinden. Ich freue mich darauf, den Tag unserer Hochzeit festzusetzen.
Hochachtungsvoll,Douglas
Eilean Ros, in den Trossachs, mitten im zentralen Hochland von Schottland
Payton Douglas stand, von Feinden umgeben, mit dem Rücken zur Wand … oder genauer gesagt: zum Kamin. Die Lockharts drangen mit eifrigen Blicken auf ihn ein, und er fragte sich, wie es ihnen gelungen sein mochte, sich Eintritt zu verschaffen, gerade heute, da er ein paar äußerst wichtige Männer aus Glasgow zu Gast hatte. Männer, die zurzeit reichlich angeheitert waren, nachdem sie den starken Whisky gekostet hatten, der hier auf seinem Besitz, Eilean Ros, aus Gerste destilliert wurde.
Doch seine Feinde waren verzweifelt und steckten ihren eigenen Aussagen zufolge tief in der Klemme, denn es hatte sie aus heiterem Himmel getroffen, dass ihr lieber Freund Hugh MacAlister ihnen ihr unbezahlbares Familienerbstück – die goldene Figur eines Untiers mit Augen aus Rubinen – unter der Nase weggestohlen hatte.
Griffin Lockhart, der sich das Untier hatte stehlen lassen, hatte gerade eben leidenschaftlich vorgebracht, dass diese empörende Beleidigung natürlich zum angemessenen Zeitpunkt gerächt werden würde, MacAlisters Tat jedoch im Moment die gesamte Familie Lockhart nahezu ohne einen Penny zurückließ und sie mit der erzwungenen Verheiratung der einzigen Tochter Mared mit dem Mann konfrontierte, der ihnen eine königliche Summe zur Wiederbeschaffung des Untiers geliehen hatte: Payton Douglas.
Mit eben diesem Payton Douglas, der jetzt mit dem Rücken zum kalten Kamin stand und das einzige unangemessen ruhige Mitglied der fünfköpfigen Lockhart-Abordnung in seinem Arbeitszimmer beäugte. Sie saß an seinem Schreibtisch und spielte lässig mit einer Schreibfeder, während Payton stoisch der reichlich windigen Rede ihres Vaters, des Lairds, lauschte. Offen gestanden konnte man in der Gesellschaft von so vielen Lockharts kaum etwas anderes tun als lauschen.
Seine Rede, wohl vorab verfasst, so ließ sich nach der Art vermuten, wie sich Lady Lockharts Lippen synchron mit denen ihres Mannes bewegten, bezog sich darauf, dass Payton, der Sohn von Vorfahren, die in jedem Krieg und jeder Zeit des Aufruhrs kostbares Lockhart-Blut vergossen hatten, ihre einzige Tochter zur Frau nehmen sollte, wie er es in den Verhandlungen um die beträchtliche Summe verlangt hatte, die binnen Jahresfrist zurückerstattet werden musste.
»Aus solchem Stoff sind höchstens Romane!«, rief Lady Lockhart aus.
Hinter ihrem Rücken lächelte ihre Tochter Mared und spielte mit der Feder, als ob der Vergleich sie amüsierte.
»Ehrlich gestanden, Milady, ich habe nie einen Roman gelesen, der dieser verwirrenden Situation gleichkäme«, sagte Payton. »Wollt Ihr mir zu verstehen geben, dass Ihr das im Zusammenhang mit meinem Darlehen getroffene Abkommen nicht einhalten wollt?«
Die Frage wurde mit einer Salve nervösen, hohen Gelächters von den vier dunkelhaarigen Lockharts quittiert, die an dieser kleinen improvisierten Konferenz beteiligt waren: Carson, der alternde Laird des noch verbliebenen Lockhart-Clans, seine schlanke, anmutige Gattin Aila, ihr ältester Sohn Liam, ein kräftig gebauter Soldat, und sein jüngerer Bruder Griffin, ein wenig kleiner und recht umgänglich.
»Natürlich nicht!«, dröhnte Liam im Brustton der Überzeugung. »Aber Ihr versteht doch sicher, dass wir nicht im Traum damit gerechnet haben, derartig von MacAlister betrogen zu werden.«
»Das sagtet Ihr bereits mehrmals. Trotzdem sieht es doch so aus, dass er Euch betrogen hat und Ihr mir ein hübsches Sümmchen schuldet, aye?«
Die vier stehenden Lockharts tauschten verlegene Blicke, während Mared seufzte und auf seinem Schreibtisch die erste Seite eines Buchs aufschlug.
Grif trat hastig vor und lächelte charmant. »Mit Verlaub, Milord … das Problem ist, dass wir ohne das Untier nicht über die Mittel verfügen, Euer überaus großzügiges Darlehen zurückzuerstatten …«
»Dreitausend Pfund«, erinnerte Payton ihn rasch, »das war mehr als großzügig. Es war nackter Wahnsinn.«
»Aye, ausgesprochen großzügig«, erwiderte Grif und bedachte seine Familie mit besorgtem Blick.
»Aber wir sind einem kleinen Irrtum erlegen«, sagte er und zeigte mithilfe von Daumen und Zeigefinger, wie winzig der Irrtum war.
»Entschuldigt bitte, aber es war kein Irrtum. Euer Vater hat die entsprechenden Dokumente unterzeichnet.«
»Das wohl«, pflichtete Grif ihm bereitwillig bei, »und wir haben Euch Mareds Hand als Sicherheit für Euer Darlehen versprochen, und … Nun, Douglas, wie sie für Euch – oder vielmehr für Eure Reformen – empfindet, ist schlicht und einfach kein Geheimnis«, sagte er vorsichtig und tauschte einen Blick mit seiner Mutter.
»Ich weiß recht gut, wie sie empfindet, Grif«, erwiderte Payton gereizt. In jedem Tal der Loch-Umgebung wusste jeder von Mareds Weigerung, einen Douglas zu heiraten, und von ihrem vehementen Widerstand gegen seine Einführung von Schafen in der Gegend der Lochs. »Es ist kein Geheimnis, dass sie nichts von einem Douglas hält. Eure Schwester ist, wie Ihr bemerkt haben dürftet, nicht eben ein schüchternes Mädchen.«
Mared lachte leise und schlug eine weitere Seite in dem Buch um, das er auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte, Über die Winterproduktion von Wolle und das zeitgerechte Scheren des Na Caorridh Mora, des Großen Schafs.
»Nein«, sagte Grif mit einem leicht finsteren Blick für Mareds Lachen. »Aber Ihr könnt dem Mädchen nicht vorwerfen, dass sie leidenschaftlich für ihre Überzeugungen eintritt.«
Mared hob den Blick aus dem Buch und zog in Erwartung seiner Antwort eine Braue über dem blitzenden grünen Augenpaar hoch.
Er wiederum sah die Lockharts finster an. Genau das war Mareds Problem: Sie war von dieser Horde von Dummköpfen großgezogen worden. Sie alle glaubten – vielleicht Grif ausgenommen, und selbst das war fraglich –, dass die Schafe, die er an die Lochs gebracht hatte, das traditionell von ihrem Vieh beweidete Land verdarben und dadurch das Vieh auf kleinere Weideflächen und geringere Anzahl reduzierten und sie, die Familie, die das größte Ärgernis im ganzen verdammten Schottland war, in die Armut trieben.
In mancher Hinsicht hatten sie recht. Doch Payton war der Meinung, ihr Vieh könne in den Highlands nicht vernünftig grasen und brächte von jeher keinen Profit ein. Verdammte Narren, die Lockharts, die an der althergebrachten Aufsplitterung des Landbesitzes und der Aufzucht von schwerfälligen Rindern festhielten. Und wenn es sie nicht ernährte, verlegten sie sich darauf, Goldfiguren oder anderen Unsinn von ihren englischen Verwandten zu stehlen.
Er dagegen glaubte an ein System, das allen Menschen, die das Land ernähren konnte, gerechten Lohn zubilligte, an Schafherden und, wenn jemand die Neigung dazu verspürte (was bei ihm der Fall war), die Produktion von Whisky. Deshalb drängte es ihn, diesem Unsinn ein Ende zu machen und sich wieder den vier Männern zuzuwenden, die unter Umständen bereit waren, eine beträchtliche Summe in seine Destille zu investieren.
Grif lachte unbehaglich angesichts von Paytons stoischem Schweigen. »Und … und vielleicht hat unsere Mared auch ein Anrecht auf ein kleines bisschen Mitleid, aye?«, versuchte er einen neuen Anlauf. »Schließlich lastet dieser elende Fluch auf ihr« – Mared nickte nachdrücklich dazu – »und wirklich, Douglas, könnt Ihr in aller Aufrichtigkeit ihre Hand als Gattin wünschen, wenn dieser Fluch wie eine schwarze Wolke über ihrem Haupt dräut?«
Payton lachte verächtlich. »Ach, Ihr glaubt doch wohl nicht an diesen alten Fluch! Außer den Kleinpächtern, die Angst vor Elfen und Kobolden haben, glaubt kein Mensch an dieses alte Märchen!«
»Aber Ihr könnt nicht abstreiten, dass keine Tochter der Lockharts je geheiratet hat«, mischte Liam sich eifrig ein. »Vielleicht ist es wirklich wahr, dass keine Tochter eines Lockharts je heiratet, wenn sie nicht in den Bauch des Untiers geschaut hat.«
»Wollt Ihr mich mit Geschichten über a’diabkal einschüchtern?«, fragte er und ignorierte Mareds amüsiertes Lächeln, mit dem sie sich im Sessel zurücklehnte.
Lässig strich sie mit dem Finger über die Kante des Schreibtisches.
»Einschüchtern!«, rief Lady Lockhart und legte Payton beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Nein, nein, Milord, wir wollen Euch nicht einschüchtern. Wir wollen lediglich wegen Mared mit Euch reden.«
Er beherrschte sich und sagte fest: »Offen gestanden, Milady, ich wüsste nicht, warum Mared nicht für sich selbst einsteht. Sie ist doch sonst so wortgewandt.«
»Oh! Wie freundlich von Euch, Sir!«, bemerkte Mared zuckersüß und brach damit zum ersten Mal seit ihrem Eintritt in sein Arbeitszimmer ihr Schweigen.
»Ihr wollt Euch nicht an die Abmachungen wegen des Darlehens halten, ist es das, lass?«, fragte Payton sie direkt.
»Die Lockharts bezahlen ihre Schulden, Sir«, warf Lady Lockhart ein und bedachte Mared mit einem vernichtenden Blick. »Aber wir benötigen mehr Zeit. Nur noch ein bisschen mehr Zeit, um MacAlister zu suchen.«
»Wie viel Zeit?«
»Zehn Monate«, antwortete Lady Lockhart hastig. »Zusätzlich zu den verbleibenden zwei, versteht sich.«
Ein weiteres Jahr? Mit einem gereizten Seufzer strich sich Payton mit der Hand durchs Haar. Er wusste wirklich nicht, was er darauf sagen sollte. Er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte – als Nebensicherheit für das Darlehen hatte er, aufgestachelt von ihrem teuflischen Lächeln an jenem Nachmittag in seinem Salon, Mareds Hand gefordert. Genau wie die Lockharts hatte auch er nie geglaubt, dass es so weit kommen würde. Er war nicht einmal ganz sicher, ob er überhaupt eine Frau wollte. Jetzt sah er sie an. Sie weidete sich offenbar an seinem Unbehagen, und er sagte sich, dass er wohl tatsächlich verrückt sein musste, wenn er diese hier zur Frau begehrte.
Aber so ungern er es auch eingestand, in Wahrheit betete er Mared Lockhart an. Von jeher.
In den vier Monaten seit Grifs Rückkehr nach Schottland hatte sich Payton nicht nach dem Darlehen erkundigt und auch nicht auf Heirat gedrängt.
Aber nachdem inzwischen nur noch knapp zwei Monate von der vereinbarten Zeit blieben – er hatte den Lockharts ein Jahr zur Rückerstattung des Geldes eingeräumt und im Falle von Zahlungsunfähigkeit Mareds Hand verlangt –, wollten sie mehr Zeit?
»Nein«, sagte er entschlossen. »Das könnt Ihr nicht von mir verlangen – ich habe Euch eine beträchtliche Summe zur Verfügung gestellt, die Ihr augenscheinlich vergeudet habt …«
»Doch nicht vergeudet!«, widersprach Grif.
»Was Ihr mit dem Geld gemacht habt, geht mich nichts an, aber Ihr könnt es nicht wie vereinbart zurückzahlen und lasst mir dadurch keine Wahl.«
»Land«, bot Grif hastig an. »Wir können Euch in Form von Land auszahlen.«
Payton überlegte eine Weile. Es war ein plausibles Angebot, aber nicht unbedingt das, was er sich wünschte. Das Land der Lockharts wurde durch den Berg Ben Cluaran von seinem abgetrennt. Wenn er zur Bezahlung der Schulden Land annahm, würde ihnen herzlich wenig für die eigene Landwirtschaft bleiben. Und ihm wäre es nahezu unmöglich, Nutzen aus dem Land zu ziehen, fernab von seinem Besitz, wie es gelegen war, denn die Arbeitskräfte, die zur Bewirtschaftung notwendig wären, würden mehr kosten, als sie einbrachten. Nützlich wäre es nur, wenn er Schafe darauf weiden konnte, und er bezweifelte, dass die Lockharts mit ihrer starrsinnigen Vorliebe für Kühe es gestatten würden.
Er schüttelte den Kopf und sah den Laird an. »Ihr habt meinen Bedingungen zugestimmt, Lockhart. Ich fordere Euch auf, den Hochzeitstermin festzulegen.«
Plötzlich erlosch Mareds Lächeln. Sie klappte das Buch zu und sah, wie jeder andere in diesem biederen Raum, ihren Vater an. Carson rieb sich nachdenklich das Kinn und seufzte matt. »Dann legen wir den Termin auf Jahr und Tag nach Gewährung des Darlehens fest«, sagte er nach einer Weile.
»Carson!«, schrie Lady Lockhart auf.
»Ach, mo ghraidb, er hat recht, und du weißt es! Wir haben den Darlehensbedingungen zugestimmt, auch Mared …«
»Unter beträchtlichem Druck, Vater!«, fiel Mared ihm ins Wort.
»Aye, mag sein«, sagte er und wandte sich ihr zu. »Trotzdem, du hast zugestimmt. Wir wussten alle, es bestand die Möglichkeit, dass Grif keinen Erfolg hatte, und jetzt müssen wir zu unserem Wort stehen, Tochter. Auch du.«
Lady Lockhart rang nach Luft.
»Es ist zu spät, Aila«, sagte Carson mürrisch. »Was bleibt ihr denn anderes übrig? Douglas ist der einzige Mann im
Kirchspiel, der nichts auf Feen und Kobolde gibt und bereit ist, sie zu heiraten!«
Das beschwichtigte weder Lady Lockhart noch Mared. Beiden flackerte Mordlust in den Augen.
»Ihr braucht nicht um Euer Wohlergehen zu fürchten, lass«, versicherte Payton leise. »Bei meiner Ehre, ich werde Euch stets gut behandeln.«
»Ach, wie könnt Ihr Euch so verstellen?«, wollte sie wissen. »Die Douglas’ und die Lockharts sind seit Hunderten von Jahren eingeschworene Feinde!«
»Ihr versteht offenbar nicht, Payton Douglas!«, erklärte Lady Lockhart mit Nachdruck. »Wir fürchten nicht um Mareds Wohlergehen, sondern um das Eure.«
Sie sagte es so ernst, das Payton unwillkürlich lachen musste. »Ich fürchte sie nicht«, versicherte er amüsiert. »Ihr habt also nichts zu befürchten, denn sie kann mir nichts antun«, sagte er und lachte erneut über Mareds finsteren Blick.
Sie war aufgesprungen, stand mit unversöhnlich vor ihrer schlanken Mitte verschränkten Armen hinter dem Schreibtisch. »Ich werde Euch nicht heiraten, Payton Douglas.«
»Mared!«, fuhr Lady Lockhart auf.
Doch Payton lachte leise und überlegte, dass es vielleicht ein Spaß sein würde, ihr Feuer in seinem Bett zu bezwingen. »Aye, Ihr werdet, Mared. Und da es nichts weiter zu besprechen gibt, entschuldigt Ihr mich jetzt bitte. Ich habe Gäste«, sagte er und schritt mit einem knappen Nicken an die Adresse dieser unmöglichen Lockharts aus dem stickigen Zimmer. Innerlich lächelte er bei der Vorstellung, Mared in seinem Bett zu haben.
In jener Nacht war Mared hoch oben in ihrem Zimmer über dem Atelier im alten Turm fleißig bei der Arbeit.
Ihr Wille war noch längst nicht gebrochen.
Ihrer Familie fiel nichts zu ihrer Rettung ein, zum Teufel mit ihnen allen, doch sie selbst würde nicht müßig sein.
Gleich jetzt, in der Stille der Nacht in ihren zugigen Gemächern im noch zugigeren alten Schloss, schrieb Mared beim Licht einer einzigen Kerze Briefe, während alle anderen schliefen.
Der erste war an Miss Beitris Crowley gerichtet, die Tochter des Advokaten in Aberfoyle. Mared hatte Freundschaft mit ihr geschlossen, hatte unter angeregtem Geplauder lange Spaziergänge am Ufer des Loch Ard gegenüber von Eilean Ros unternommen und ihre Eignung zur künftigen Lady Douglas eingeschätzt.
Aye. Zur künftigen Lady Douglas.
Mared war zu dem Schluss gekommen, dass der verhasste und höchst widerwärtige Laird Douglas, wenn sich ihm eine charmante Alternative zu ihr selbst bot, die lächerlichen Bedingungen für die Gewährung des Darlehens vielleicht vergaß und eine Frau zur Gattin nahm, die gemäß Temperament und Benehmen besser zu ihm passte. Das hatte sie ihm bereits vorgeschlagen; er hatte gelacht und erwidert, dass jede Frau, ob alt oder jung, dick oder dünn, reich oder arm, gemäß Temperament und Benehmen besser zu ihm passen würde als sie, und nach diesen Worten schien er sich für seinen eigenen Witz auch noch zu bewundern.
Mared war entschlossen, es ihm zu beweisen, ob mit Beitris’ Hilfe oder ohne sie. Beitris war, so viel hatte sie schon bemerkt, schrecklich schüchtern, besonders in der Gesellschaft des Laird Douglas. Sie hatte ihm Beitris mindestens ein Dutzend Mal zugeführt, und das Mädchen hatte noch nicht einmal einen Kuss eingeheimst. Er machte ihr Angst. Natürlich tat er das – er war nun mal eine Kreatur, die offensichtlich aus dem Loch gekrochen war.
»Er ist unglaublich groß, nicht wahr?«, hatte Beitris Mared eines Nachmittags, als sie ihm »zufällig« in Aberfoyle begegnet waren, mit ängstlicher Stimme gefragt. Diese Wirkung hatte der Mann anscheinend auf alle Frauen in der Umgebung der Lochs, wie Mared nicht entgangen war.
Du darfst nie, schrieb sie an Miss Crowley, vergessen, dass höfliche Gespräche dich nicht allzu weit bringen. Ein Mann möchte gern wissen, dass du gut über ihn denkst und ihn mehr schätzt als die anderen. Vergiss auch nicht, dass ein Mann gern Gelegenheit hat, galant zu sein, und du musst ihm diese Gelegenheit verschaffen, denn sich selbst überlassen sind Männer selten klug genug, von sich aus eine Gelegenheit zu suchen. Vielleicht könntest du in seiner Gesellschaft dein Taschentüchlein fallen lassen oder mit deinem Sonnenschirm kämpfen und ihm gestatten, dir zu Hilfe zu kommen …
Mared mochte Beitris wirklich, aber manchmal erschien sie ihr einigermaßen begriffsstutzig, was das Flirten anging. Wie Mared vermutete, hatte ihr noch nie jemand offen den Hof gemacht.
Was nicht hieß, dass jemand Mared schon einmal offen den Hof gemacht hätte. Es gab in der Umgebung der Lochs keinen Mann, der keine Angst vor ihr hatte angesichts des verdammten Fluchs, der auf ihr lag, doch sie hatte die vielen farbenfrohen Romanzen ihres Bruders Griffin verfolgt, der in unterschiedlichem Maße und mit unterschiedlichem Erfolg, wie sie sagen hörte, so ziemlich jedes Mädchen rund um die Lochs ins Bett hatte locken wollen, bevor er nach London ging und mit einer Frau zurückkam. Dadurch war sie einigermaßen versiert in der Kunst des Werbens – zumindest versierter als Beitris.
Sie beendete ihre an Beitris gerichteten Unterweisungen und versiegelte den Brief mit einem Tropfen Wachs. Dann biss sie die Zähne zusammen und griff erneut nach der Feder.
An den Ehrenwerten Laird Douglas, den größten Herrscher im ganzen Land …
Vielleicht ein wenig dramatisch, doch es störte sie wenig. Sie schrieb weiter, bat um die Ehre, seiner Cousine Sarah Douglas einen Besuch abstatten zu dürfen, die den Klatschbasen in Aberfoyle zufolge nach Eilean Ros gekommen war, um dort den Sommer zu verbringen.
Mareds Augen wurden schmal, als sie den Brief ein letztes Mal durchlas. Befriedigt sah sie, dass ihr Brief nichts weiter verriet als die angemessene Höflichkeit, versiegelte ihn ebenfalls, legte ihn behutsam auf ihren Frisiertisch und blies die Kerze aus. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlüpfte sie ins Bett.
Die Abmachungen waren ihr herzlich gleichgültig. Sie würde diesen Mann nicht heiraten.
Wie sollte sie denn auch? Eine Heirat käme dem Eingeständnis ihrer Niederlage gleich, und dazu war sie nicht bereit. Außerdem lebte in ihr noch ihr Traum, nach Edinburgh zurückzugehen. Es war der Traum, der sie während der letzten paar Jahre aufrecht gehalten hatte.
Vor etwa zehn Jahren hatte sie vierzehn Tage in Edinburgh verbracht, bevor das Familienvermögen sich zu verflüchtigen begann. Die Stadt war zauberhaft für sie gewesen, brodelnd von Menschen und Künsten, und Mareds Eindruck war, dass jeden Abend eine Soiree oder ein Fest stattfand. Und das Beste war, dass in Edinburgh kein Mensch von alten Flüchen wusste oder an sie glaubte. Man behandelte sie wie einen Menschen. Nicht wie hier in den Lochs, wo alle sie als eine Art Hexe betrachteten.
Während ihres kurzen Aufenthalts dort hatte sie sogar ein paar potenzielle Verehrer gehabt, und sie war überzeugt, dass sich in Edinburgh ihr ganzes Leben wandeln würde.
Nein, sie würde Payton Douglas nicht heiraten und nicht bis ans Ende ihrer Tage in den Lochs bleiben, wo ihr Leben so scheußlich eingeschränkt wurde. Jedes Wort, das sie öffentlich äußerte, musste wohlüberlegt sein, jeder Weg, den sie einschlug, abergläubischen Augen verborgen bleiben. Es würde eine helle Freude sein, in Edinburgh zu leben. Es würde eine Freude sein, einfach nur zu leben!
Mit den Gedanken an Edinburgh schlief Mared ein. Doch sie träumte, dass sie an den Ufern von Loch Ard spazieren ging, in der Gesellschaft eines jungen Mannes mit goldenem Haar, der sie anlächelte und ihr Küsse raubte. Sie gingen, bis sie auf eine aufgebrachte Menschenmenge stießen. Als Mared näher heranging, um zu sehen, was der Grund für den Aufruhr war, erkannte sie, dass die Leute einer Hinrichtung beiwohnten.
Sie blickte zu den Galgen auf und erkannte erschrocken die erste Lady of Lockhart, die Schöne, die alles für die Liebe geopfert hatte. Die Hände waren ihr auf den Rücken gefesselt, und sie kniete vor dem Richtblock.
Neben ihr stand ihr Geliebter, Livingstone, eine Schlinge um den Hals.
Mared sah voller Grauen zu, wie der Henker den Geliebten der Lady hinrichtete. Als er zu ihrer Seite hing, drückten sie das Haupt der Lady of Lockhart auf den Block. Der Henker hob das Beil, und sie schrie: »Fuirich do mi!«
Warte auf mich …
Das Beil sauste nieder, und das Haupt der Lady of Lockhart fiel zu Boden und rollte Mared vor die Füße. Mared schrie und sah sich nach ihrem Verehrer um, doch sie war plötzlich allein. Ihr Schrei allerdings hatte die Aufmerksamkeit der Menge auf sie gelenkt, und sie wandten sich ihr zu, erkannten die Tochter der Lady Lockhart in ihr. Die Verfluchte, sagten sie. Ausgeburt des Teufels, dem Teufel zu eigen.
»Die Tochter eines Lockharts wird nicht heiraten, bevor sie in den Bauch des Untiers geschaut hat!«, fauchte eine alte Frau sie an, und die Menge wiederholte in monotonem Singsang, dass sie in den Bauch des Untiers sehen musste, und kam immer näher.
Schreiend rannte Mared davon; die mordlustige Menge folgte ihr auf den Fersen. Sie rannte bis zum Fluss, wo die Menge sie bedrängte, bis Mared hineinstürzte. Das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen, und sie sank auf den schlammigen Boden, versuchte verzweifelt, sich von ihren Kleidern zu befreien. Aber sie konnte den Atem nicht anhalten und war dem Ersticken nahe.
Keuchend fuhr Mared in ihrem Bett hoch, die Hände an der Kehle, die Laken zerwühlt. Ihre Stirn war nass von Schweiß.
Sie hielt den Atem an, holte dann ein paar Mal tief Luft und löste sich bedächtig aus dem Bettzeug. Unsicher stand sie auf, ging zum Kamin, um die Glut zu schüren, und wartete darauf, dass ihr Herz aufhörte, so wild zu hämmern.
Der Traum hatte sie aufgewühlt. Wie immer.
Payton Douglas würde sie nicht hier festhalten. Sie wollte nicht gefangen sein in einem Land, in dem sie verachtet wurde. Sie würde von den Lochs nach Edinburgh fliehen, und nichts würde sie aufhalten.
Nachdem der Hochzeitstermin nun feststand, hielt Payton es für klug, Mared beizustehen, damit sie sich ins Unvermeidliche schickte und sich nicht so sehr verkauft, sondern eher bewundert fühlte. So unternahm er es, ihr den Hof zu machen … genauso unverdrossen, wie sie sich bemühte, sich nicht den Hof machen zu lassen.
Er hatte ihr Dutzende von schottischen Rosen geschickt, versehen mit Briefchen, die seine Bewunderung zum Ausdruck brachten. Außerdem hatte er ihren Brüdern und ihrem Vater zwei Flaschen des ersten Gersten-Whiskys geschickt, der auf seinem Land destilliert wurde. Und er hatte pflichtschuldigst und mit ausgesuchter Höflichkeit jeden einzelnen ihrer Briefe beantwortet, die auf einer Ecke seines Schreibtisches einen stetig wachsenden Stapel bildeten.
Seine Cousine, Miss Sarah Douglas, erzogen in Frankreich und nun in Edinburgh wohnend, war nach Eilean Ros gekommen, um ihm bei der Suche nach einem Ersatz für seine alte Hauswirtschafterin, Miss Craig, zu helfen, die vor Kurzem nach langen Jahren treuer Dienste gestorben war. Seit ihrer Ankunft hatte Sarah mit einigem Ärger sein mühevolles Werben um Mared beobachtet. Auch jetzt, da sie auf dem Rücken ihres kleinen Fuchses an seiner Seite seine Ländereien inspizierte, schmollte sie. »Ich verstehe nicht, warum du dir das antust«, beschwerte sie sich bei Payton, der seinen großen braunen Hunter ritt.
»Warum? Ich bin kein junger Spund, Sarah. Ich bin zweiunddreißig Jahre alt. Wenn ich einen Erben für das Vermögen der Douglas’ hinterlassen will, muss ich mich ranhalten.«
»Ja, aber bitte mit einer anderen. Vielleicht wäre es klüger, diese hier für die Position der Hauswirtschafterin vorzusehen. Letztendlich ist sie zumindest besser als die Dummköpfe und Trampel, mit denen wir bisher gesprochen haben.«
Payton bedachte seine Cousine mit einem strengen Blick. »Du sprichst von der künftigen Lady Douglas, Sarah, also sei höflich. Sie hat hier in den Lochs kein leichtes Leben, und sie ist vielleicht nicht so zart und empfindsam wie du, hat aber trotzdem Anspruch auf deine Hochachtung.«
Sarah zuckte die Achseln. »Mag sein, dass sie Anspruch auf meine Hochachtung hat, aber ich verstehe nicht, wieso sie so viel Hochachtung von dir verdienen sollte. Nun mal ehrlich, Payton – du willst sie heiraten? Sie ist eine Lockhart!«
Payton verbiss sich ein Lächeln. Mared Lockhart hatte vielleicht nicht seine Hochachtung verdient, doch seinen Respekt hatte sie sich schon vor Jahren verdient. »Es ist an der Zeit, diese alten Fehden zu vergessen. Sie haben keine Bedeutung für die Gegenwart oder die Zukunft.«
Und außerdem hatte Mared Lockhart etwas an sich, was ihn schon seit Langem reizte, schon als sie noch Kinder waren. Er erinnerte sich, wie er ihr als Junge die Süßigkeiten, die sie in der kleinen Hand hielt, entrissen hatte. Mared weinte nicht, und sie lief auch nicht zu ihrer Gouvernante. Nein, Mared schlug ihn nieder, einen Jungen, der ganze vier Jahre älter war als sie. Sie stieß ihn in die Disteln, stürzte sich auf ihn und drosch auf ihn ein, bis ihr Bruder Liam sie zurückriss.
Und als er anfing, sich für das schöne Geschlecht zu interessieren, da waren es Mareds Aufblühen und die kleinen Knospen ihrer Brüste, die ihn in seinen jugendlichen Träumen heimsuchten. Schon damals sehnte er sich danach, sie zu berühren.
Doch erst Jahre später, als er ein junger Mann und Mared zu einer schönen, aber unberührbaren Frau – dank eines verdammten Fluchs, der offenbar ein Eigenleben entwickelt hatte – herangewachsen war, verliebte er sich in sie. Schuld daran war ihr unbezähmbares Temperament.
Da hatte er mittlerweile bemerkt, wie die misstrauischen Pächter ihre Türen verschlossen, wenn sie vorüberging, hatte gehört, wie sie ihre Kinder ermahnten, ihr aus dem Weg zu gehen. Er wusste, dass ein Großteil der Einwohner von Aberfoyle hinter ihrem Rücken tuschelten und sie auf Gesellschaften mieden. Obwohl die meisten Menschen in der Umgebung der Lochs sie wie eine Ausgestoßene behandelten, hatte er gelernt, ihre Würde angesichts einer derartigen Ignoranz zu achten.
Seine Liebe zu ihr hatte er an einem Abend vor fast sieben Jahren erkannt, an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag, als er sie zum ersten Mal küsste.
Es war eine unbeherrschte Tat gewesen, der nackte Wahnsinn … doch in jenem Augenblick hatte er gespürt, wie ihr straffer Körper auf ihn reagierte, gespürt, wie sie ihm entgegenkam …
Und dann hatte sie ihn in die Lippe gebissen.
Aye, bei dieser folgenschweren Gelegenheit war Paytons Begehren erwacht.
Mared Lockhart war, zumindest für ihn, der einzige Farbklecks in einer grauen Welt, der einzige schimmernde Hinweis auf Leben in einer bäuerlichen Existenz. Die unauslöschliche Flamme, die an jenem schwülen Sommerabend vor sieben Jahren in ihm aufloderte, war nicht verloschen, sondern brannte noch immer hell für die einzige Frau in Schottland, die ihn, Laird Payton Douglas von Eilean Ros, nicht schätzte.
Allein der Gedanke daran entlockte ihm wieder ein leises Lachen.
»Warum lachst du?«, erkundigte sich Sarah.
»Ich weiß es selbst nicht«, sagte er fröhlich und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Weg, der breiter werdend um eine Gruppe von Eichen führte, bevor Eilean Ros in Sicht war.
Sein Besitz war nicht unbedingt das, was der Name, Insel der Rosen, vermuten ließ, doch er befand sich auf einer Landzunge, das in den Loch Ard hineinragte. Es war ein prachtvolles Haus, im Schutz von schottischen Tannen zweihundert Jahre zuvor vom fünften Laird Douglas erbaut. Als Paytons Vater, der neunte Laird Douglas, es erbte, hatte er davon geträumt, am Fuß der Highlands einen Palast zu errichten, und begann mit aufwendigen Renovierungsarbeiten. Er starb, bevor sie durchgeführt waren.
Nach seinem Tod war Payton der Laird und hatte die Renovierung zu Ende geführt. Er hatte dem Haus einen zusätzlichen Flügel hinzugefügt, und jetzt verfügte es über vierzehn Schlafräume, drei Salons, über mehr Wohnzimmer, Speisezimmer und Ateliers, als Payton zählen mochte. Es war tatsächlich ein Highland-Palast. Keine andere Wohnstatt in Schottland war so prunkvoll.
Und keine andere Wohnstatt in Schottland war, wie Payton glaubte, so leer wie seine.
Immer wieder schritt er durch die Flure seines Heims und hörte nichts außer dem Widerhall seiner Schritte auf den Stein- und Holzböden. In ihm war der beinahe verzweifelte Wunsch, diese Leere mit Lachen und Stimmen und Wärme zu füllen. Als seine Brüder in die Welt hinauszogen – Lachlan nach Indien, Padraig nach Amerika –, blieb er als der einzige Douglas und Erbe von Eilean Ros zurück, durch seinen Status als Erstgeborener dazu verpflichtet, die Familienpflichten und den Namen weiterzutragen. Es war, wie er inzwischen wusste, in mancherlei Hinsicht ein Kreuz, das er zu tragen hatte. Sein Leben war ein ziemlich einsames.
Als er und Sarah jetzt um die Eichengruppe herumritten, sahen sie das Haus in seiner ganzen Größe … und den Esel, der im Schatten einer Eiche angepflockt war, neben einem eindeutig uralten Karren.
»O nein«, seufzte Sarah und betrachtete den Karren mit finsterer Miene. »Ich kann nicht glauben, dass sie darin gekommen sind.«
»Sei höflich, Sarah«, warnte Payton und trieb sein Pferd zum Trab an.
Mared und ihre zwölfjährige englische Nichte Natalie standen unter einem mächtigen Porträt der achten Lady Douglas, Laird Douglas’ Urgroßmutter, während ein paar Dienstboten umherhuschten und unter den wachsamen Augen des Butlers Beckwith den Raum für die Teestunde vorbereiteten.
»Ihr Gatte hat unseren Urgroßvater in einem Duell getötet«, flüsterte Mared Natalie zu und sah sich über die Schulter hinweg verstohlen nach Beckwith um.
»In einem Duell?«, hauchte Natalie, und ihre blauen Augen leuchteten auf.
»Aye. Sie sind ein erbärmlicher Haufen, die Douglas’. Vergiss das niemals, lass. Der Gatte von der da hat unseren Urahn zum Duell gefordert, nur weil er sich verliebt hatte.«
Natalie blickte mit offenem Mund auf.
»Ich nehme an, Ihr habt ihr alles wahrheitsgemäß berichtet, Miss Lockhart.« Payton Douglas’ Stimme dröhnte hinter ihr, und Mared wie auch Natalie zuckten zusammen. Sie hatten ihn beide nicht über den Wilton-Teppich herankommen gehört.
Mared schlug die Hand aufs Herz. »Diah, Sir! Gebt doch bitte acht. Ihr hättet uns zu Tode erschrecken können!«
Er lächelte dreist, beugte sich vor und sah sie aus seinen schiefergrauen Augen eindringlich an. »Ihr habt dem Mädchen doch die wahre Geschichte erzählt, oder?«
Gut. Ihr Urgroßvater hatte die Frau auf dem Porträt geliebt. Aber ehrlich, die arme Frau war in einer grauenhaften Ehe gefesselt. – Wer konnte es einem Lockhart verdenken, wenn er ihr in ihrem tristen Dasein ein bisschen Glück bescheren wollte? »Aye, natürlich«, sagte sie, versank mit einem frechen Lächeln in einem für sie äußerst untypischen Knicks und blickte keck zu ihm auf. »Bezweifelt Ihr das?«
Er umfasste ihren Ellenbogen, um sie aufzuheben, und dort verweilte seine Hand, während sein Blick sich gleichgültig in das Dekolletee ihres Kleids versenkte. »Wenn es um Euch geht, lass, dann zweifle ich sogar an meinem eigenen Verstand.«
Dann machte sie wohl irgendetwas absolut richtig. Es lockte ein befriedigtes Lächeln auf ihre Lippen, und sie legte den Arm um Natalie, zog sie an ihre Seite und befreite sich von der Hand an ihrem Ellenbogen. »Ihr erinnert Euch doch an unsere Miss Natalie?«
Natalie versank in einem perfekten Knicks. »Wie geht es Euch, Milord?«, fragte sie mit englischem Akzent.
Mit einem charmanten Lächeln ergriff Douglas Natalies Hand und beugte sich tief über sie. »Ausgezeichnet«, sagte er und küsste die kleine Hand. »Es ist mir ein Vergnügen, ein so schönes Mädchen auf Eilean Ros begrüßen zu dürfen.«
Natalie strahlte. Aye, so war Payton Douglas, nicht wahr? Immer höflich und charmant. Doch dann wandte er sich wieder Mared zu und maß sie von Kopf bis Fuß, mit einem Blick, der sie glauben ließ, er sähe sie nackt von oben bis unten, und einem Lächeln, das ihr das Kleid von den Schultern streifen wollte.
»Darf ich bemerken«, sagte er leise, »dass ich mich nicht erinnere, wann ich Euch das letzte Mal mit so fröhlichen Farben angetan sah … und sogar mit Schleifen«, fügte er hinzu und zog verwundert eine Braue hoch.
Also wirklich, konnte eine Frau nicht einmal ein hübsches, wenn auch geliehenes gelbes Tageskleid tragen, ohne die gesamte Gegend in Verwunderung zu versetzen? »Ich erinnere mich auch nicht, Milord«, erwiderte sie schnippisch, »denn ich weiß nicht einmal mehr, wann ich Euch das letzte Mal gesehen habe.« Sie lächelte, zufrieden mit ihrem eigenen Witz, und bevor er etwas sagen konnte, wies Mared auf Beitris.
Beitris, blond und zierlich, saß schön anzusehen wie ein Bild auf einem der Queen-Anne-Stühle längs den seidenbespannten Wänden und hatte die Hände im Schoß verkrampft. »Welch ein Glück, dass ich Miss Crowley aus Aberfoyle fortlocken konnte, nicht wahr?«, fragte Mared mit großer Gebärde. »Ich weiß wohl, dass Ihr sie ins Herz geschlossen habt, und wollte Euch eine Freude machen, Sir, indem ich Euch noch einmal den Genuss ihrer Gesellschaft verschaffe.«
»Offen gestanden, Ihr verschafft mir seit einiger Zeit übermäßig oft den Genuss von Miss Crowleys Gesellschaft«, sagte er, durchquerte jedoch im nächsten Augenblick mit einem herzlichen Lächeln den Raum. Seine Beine waren lang und kräftig in Wellington-Stiefeln und eng anliegender Wildlederhose.
Mared hatte keine Lust, ihn zu betrachten … und konnte doch nicht anders. Er trug keine Jacke, keine Weste, sondern nur ein schlichtes weißes Leinenhemd. Sein goldbraunes Haar wuchs in den Kragen. Wäre sie eine Frau gewesen, die sich für das äußere Erscheinungsbild eines Mannes interessierte, was auf sie nun weiß Gott nicht zutraf, wäre ihr nichts anderes übrig geblieben, als ihn ziemlich attraktiv zu finden.
Beitris, das arme Schätzchen, war eindeutig dieser Meinung, denn sie schmolz auf ihrem mit Seide bezogenen Stuhl fast in sich zusammen. Sie versuchte, den Laird nicht anzusehen, doch sie konnte einfach nicht anders, denn Douglas war unter anderem ein äußerst imposantes Mannsbild.
Beitris sprang hastig auf, als er vor ihr stand. »Milord, danke, dass Ihr uns empfangen habt.«
Er ergriff ihre Hand und beugte sich darüber. »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Miss Crowley.« Er berührte mit den Lippen ihre Fingerknöchel, und Beitris’ heller Teint verfärbte sich rosig.
»Payton! O weh, du hast dich nicht einmal umgekleidet, um unsere Gäste zu empfangen?«
Das war Miss Douglas, eine schlanke, blonde Frau, die neben ihrem Vetter winzig aussah. Sie betrat das Zimmer in einem teuren Reitkostüm.
»Sarah, gestatte, dass ich deine Bekanntschaft mit unserer Nachbarin Miss Lockhart auffrische.«
Mared und Natalie knicksten und erkundigten sich höflich: »Wie geht es Euch, Miss Douglas?«
»Recht gut. Danke, Miss Lockhart.«
Bildete sie es sich nur ein, oder vernahm sie einen Hauch von Missbilligung in der Stimme der vornehmen Frau aus Edinburgh?«
»Und Miss Crowley«, fügte Payton hinzu. »Und natürlich Miss Natalie Lockhart«, sagte er mit einem neuerlichen warmen Lächeln für das blondschopfige Mädchen.
Miss Douglas nickte dem Kind zu und fächelte sich mit großer Geste. »Bitte, nehmt Platz, meine Damen. Der Tee wird in Kürze serviert. Ich hoffe, Ihr verzeiht unsere unangemessene Kleidung«, fügte sie hinzu und warf einen tadelnden Blick auf Paytons Leinenhemd und Wildlederhose. »Wir sind gerade von einem Ausritt im Park zurückgekehrt und haben Euch nicht so pünktlich erwartet«, sagte sie und nahm auf dem Diwan Platz, dessen pralle Samtpolster sehr neu aussahen. Oder vielmehr, Miss Douglas belegte den gesamten Diwan mit Beschlag, indem sie sich direkt in die Mitte setzte und zu ihren Seiten keinen Platz mehr ließ.
Beitris hockte sich zaghaft auf die dazugehörige Polsterbank. Als Natalie sich neben sie setzen wollte, dirigierte Mared sie rasch zu einem Stuhl um, sodass der Platz neben Beitris frei blieb.
Jetzt standen nur noch sie und Payton und sahen einander über den Raum hinweg an.
Wieder ließ er sein verteufelt charmantes Lächeln aufblitzen, dieses Lächeln, das ihre Haut kribbeln ließ, und wies höflich auf den Platz neben Beitris.
Mareds Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, und sie setzte sich neben Natalie.
Paytons Schmunzeln wurde breiter, doch er tat Mared den Gefallen, nahm neben Beitris Platz und legte die Arme auf die Rückenlehne der Polsterbank, woraufhin Beitris natürlich errötete und den Blick in den Schoß senkte.
»Ich weiß nicht mehr, ob ich schon erwähnte, dass Miss Crowley just in diesem Frühjahr von ihren Studien in Edinburra zurückgekehrt ist«, sagte Mared schlau und warf einen verstohlenen Blick in Miss Douglas’ Richtung. »Ihr Vater ist Advokat in Aberfoyle.«
»Ach ja?«, fragte Miss Douglas gleichmütig und betrachtete ihren Fingernagel. »Ich könnte mir vorstellen, dass ein Advokat in einem so kleinen Dorf wie Aberfoyle recht überflüssig ist. Dort findet sich doch keine nennenswerte Zahl an Hauswirtschafterinnen.«
»Euer Vater ist sicherlich entzückt über Eure Heimkehr, Miss Crowley«, sagte Payton. »Ich möchte wetten, urplötzlich bekommt er ständig Besuch von allen Junggesellen der Stadt, nicht wahr?«
Beitris erglühte so heftig, dass Mared fürchtete, sie könnte in Ohnmacht sinken. Aye, und das wäre herrlich. Wenn sie ohnmächtig wurde, müsste Payton sie wiederbeleben … Fall in Ohnmacht, Beitris!
Beitris fiel nicht in Ohnmacht. Sie piepste lediglich: »Ich, äh … Ich weiß nicht, Sir.«
»Aber es ist so, denn Miss Crowley ist vielseitig gebildet«, mischte sich Mared fröhlich ein. »Sie spielt hinreißend auf dem Pianoforte, sie spricht fließend französisch, und an den linken Ufern der Lochs ist sie sehr bekannt für ihre Künste im Bogenschießen.«
Payton sah Mared flüchtig an. Seine grauen Augen blitzten belustigt. »Höchst eindrucksvoll. Ich persönlich empfinde Bildung – wie auch die Fähigkeit, mit Pfeil und Bogen umzugehen – äußerst attraktiv bei Frauen.«
»Ah, der Tee«, sagte Sarah und erhob sich anmutig von ihrem Platz, als ein Diener unter dem Adlerauge Beckwiths mit einem großen, schweren Silbertablett, beladen mit Teegeschirr aus feinstem Porzellan und einer Platte mit Biskuits – die auf Talla Dileas ein regelrechtes Festmahl dargestellt hätten –, das Zimmer betrat.
»Ich würde sehr gern Näheres über Eure Studien hören, Miss Crowley«, fuhr Douglas fort. »Ich sage immer, dass die Bildung unserer Frauen dieses Land weiterbringen würde, denn nur durch Bildung sind Reformen und natürlicher Fortschritt möglich. Ihr seid sehr lobenswert.«
Das war derartiger Unsinn, dass Mared einen ungläubigen Aufschrei in der Kehle ersticken musste, woraufhin nur ein sehr undamenhaftes Schnauben zu hören war.
»Entschuldigt bitte, Miss Lockhart, sagtet Ihr etwas?«, fragte Payton mit dem Hauch eines Lächelns.
Natalie missverstand Mareds ungläubiges Schnauben als einen Ausdruck von Kummer und sagte rasch und ziemlich laut: »Miss Lockhart ist ebenfalls gebildet! Auf Talla Dileas gibt es Unmengen von Büchern!«
»Ich wusste gar nicht, dass du so versessen auf die Bildung von Mädchen bist, Payton«, bemerkte Miss Douglas und wies Beckwith an, den Tee einzuschenken.
»Nicht? So ist es aber durchaus. Ich kann Unwissenheit im Allgemeinen nicht ertragen, ganz gleich bei welchem Geschlecht. Unwissende Menschen setzen die alten Traditionen fort und behindern den natürlichen Fortschritt des Landes.«
Lächerlich!
Mared konnte nicht mehr an sich halten, denn für diesen Mann bedeutete Fortschritt die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat. Pächterhäuschen überall in der Loch-Region standen leer, weil die Leute auf der Suche nach Arbeit nach Glasgow oder noch weiter nach Süden abwanderten. »Meiner Meinung nach hängt es davon ab, was man unter Fortschritt versteht, Milord«, sagte sie. »Vermutlich denkt Ihr, Fortschritt bestünde darin, Pächter fortzujagen, um Schafe züchten zu können, während traditionsgemäß Viehzucht und Landwirtschaft allen Menschen Wohlstand gebracht haben, aye?«
»Wohlstand!« Er lachte fröhlich, als hätte ein Kind eine amüsante Dummheit geäußert. »Ich kann es kaum als Wohlstand bezeichnen, wenn eine Familie auf ihrem Land nicht genug anbauen kann, um Essen auf den Tisch zu bringen. Nein, Miss Lockhart«, sagte er jovial, »wahrer Fortschritt besteht in der Aufklärung der Menschen. Wenn die alten Traditionen nicht mehr reichen, müssen wir neue Wege zum Wohlstand finden. Gemeinsam.«
»Und sie spielt sehr hübsch auf dem Pianoforte und spricht Französisch, wenn auch mit leichtem Akzent«, beteuerte Natalie verzweifelt.
»Aye, deine Tante ist sehr vielseitig begabt, lass«, sagte Payton lächelnd.
Oh, wie gern hätte sie ihm eins auf die verdammten Ohren gegeben! »Wirklich, Milord, möchtet Ihr Miss Crowley mit diesem leeren Gerede über Fortschritt langweilen?«, fragte Mared heiter.
»Aber nein!«, widersprach Beitris ruhig. »Das ist doch recht interessant.«
»Miss Crowley hatte Gelegenheit, ins Ausland zu reisen«, fuhr Mared entschlossen fort, ohne Beitris’ Einwand zu beachten. »Nicht wahr, Beitris?«
»Nun ja … Ich hatte tatsächlich die Gelegenheit, Frankreich zu besuchen.«
»Frankreich. Ich liebe Frankreich«, bemerkte Miss Douglas lebhaft. »Habt Ihr den Besuch genossen?«
»Das kann ich nicht behaupten«, sagte Beitris und stellte, urplötzlich auf unerklärliche Weise redselig geworden, ihre Teetasse ab. »Auf der Überfahrt hatten wir raue See, und in den vierzehn Tagen in Paris habe ich mich nicht vollständig davon erholt. Und dann folgte die Heimreise – ich bin immer noch recht schwach.«
Jetzt stellte sie sich auch noch als viel zu schwach für einen virilen Mann wie Payton dar. »Miss Crowley, Ihr seid zu bescheiden«, mischte Mared sich eiligst ein. »Ihr seht doch aus wie das blühende Leben.«
»Miss Lockhart ist, seit sie so alt war wie ich, nicht einen einzigen Tag krank gewesen«, versicherte Natalie laut.
»Höchst bemerkenswert«, sagte Douglas und zwinkerte Natalie zu. »Aber ich glaube, deine Tante unterscheidet sich von uns gewöhnlich Sterblichen dahingehend, dass sie über eine eisenharte Konstitution verfügt.«
»O nein!«, wehrte Mared mit einem süßen Lachen ab. »Das liegt allein an der Luft der Highlands! Sie ist nicht verdorben durch den Rauch aus Fabrikschloten, als Folge der Art von Fortschritt, die man in Glasgow genießt.«
Darüber lachte Payton schnaubend. »Touche«, sagte er und neigte sich über seine Teetasse. »Gut gegeben. Hier in den Lochs können wir alle sicher sein, dass der Mangel an Fortschritt immerhin unserer Gesundheit dienlich ist.«
Uuuh, wie er sie ärgerte! Der Mann war stur wie das verdammte Maultier der Lockharts! Plötzlich setzte sie ihre Teetasse ab und erhob sich. »Gestattet Ihr, Sir, dass ich Natalie das Porträt eines weiteren verstorbenen Douglas’ zeige?«, fragte sie zuckersüß und wies auf das riesige Porträt seines Großvaters an der gegenüberliegenden Wand. »Ich hatte meinen Bericht über die Geschichte unserer Familien noch nicht ganz beendet.«
»Wie Ihr wünscht, Miss Lockhart«, antwortete er freundlich.
Mared schenkte dem verdammten Maultier ein gewinnendes Lächeln und schritt hocherhobenen Hauptes davon, eilig gefolgt von Natalie.
Am anderen Ende des Zimmers angelangt, hörte sie ihn sagen: »Ihr hattet noch nicht das Vergnügen, unsere Gärten zu betrachten, Miss Crowley. Darf ich sie Euch zeigen?«
»Oh«, würgte Beitris hervor. »Bitte!«
»Cousine Sarah, willst du uns begleiten?«
»Nein, danke, Payton. Ich habe die Gärten oft genug gesehen.«
Mared hörte, wie seine festen Schritte und Beitris’ leicht schwebende sich entfernten, bis sie im Zimmer nicht mehr zu hören waren. Mared legte die Hand auf Natalies Schulter und wies sie stumm an, sich zu Miss Douglas zu setzen.
Natalie, Gott segne das Kind, nahm auf der Stelle ihren Posten ein. »Wart Ihr schon einmal in England?«, fragte sie und begann, von London zu erzählen, während Mared vorgab, die zahlreichen Porträts von im Grunde viel zu vielen Douglas’ zu betrachten, und sich dabei verstohlen dem Fenster näherte, um durch die dicke Bleiverglasung hinaus in den Garten zu spähen.
Aha, da gingen sie. Ihre Gestalten wirkten ein wenig verzerrt, doch Mared konnte sie sehen, Seite an Seite, Beitris’ Hand in seiner Ellenbogenbeuge – oder war es ihr Sonnenschirm? – und sein Kopf dem ihren zugeneigt. Sie spazierten gemächlich, und Beitris sah immer wieder zu ihm auf, und Mared stellte sich vor, wie sie unter seiner ungeteilten Aufmerksamkeit erstrahlte. Am Ende des langen Weges, so weit entfernt, dass Mared nichts mehr deutlich erkennen konnte, senkte Payton Douglas den Kopf und küsste Beitris.
Mared glaubte zumindest, dass er sie küsste. Sie waren so weit entfernt, dass sie nicht völlig sicher sein konnte, aber andererseits … Nein. Sie war sicher. Er hatte Beitris geküsst.
Das war ein Anlass zum Feiern! Ihr Plan ging wunderbar auf – und warum es ihr den Magen zusammenkrampfte, das wusste sie nicht, und es war ihr auch gleichgültig. Abrupt wandte sie sich vom Fenster ab und gesellte sich beglückt lächelnd wieder zu Natalie und Miss Douglas.
Als Payton und Beitris zurück waren – er mit einem breiten Lächeln, Beitris hochrot im Gesicht –, geleiteten er und seine Cousine die drei Gäste hinaus.
Er half Beitris auf die schmale Bank des Karrens, während der Pferdebursche den Esel einspannte, und Natalie kletterte auf die Ladefläche. Mared langte als Letzte bei dem Karren an – sie hatte Probleme mit ihrer gerüschten Haube, denn sie trug das verdammte Ding so selten und als sie rechts neben den Karren trat, wartete Payton dort auf sie und half ihr höflich beim Aufsteigen.
Mit leicht gerunzelter Stirn legte Mared zögernd ihre Hand in seine, und unverzüglich schloss er seine Finger um sie. Fest. Besitzergreifend. Glühend heiß schoss es ihr durch Arm und Schulter, was sie dermaßen beunruhigte, dass sie hastig einstieg und ihre Hand losriss, um sich vom Pferdeburschen die Zügel reichen zu lassen.
Erst dann traute sie sich, zu ihm hinabzublicken. Er sah zu ihr auf, in seinen grauen Augen glomm etwas Tiefes und sehr Gefährliches. »Einen schönen Tag noch, Miss Lockhart. Und vielen Dank dafür, dass Ihr uns Miss Crowley und Natalie mitgebracht habt. Es war ein höchst angenehmer Nachmittag.«
»Das ist gern geschehen«, entgegnete sie fröhlich, während ihr Herz hämmerte. »Und jetzt müssen wir uns auf den Weg machen. Einen schönen Tag noch!« Sie ließ die Zügel auf den Rücken des Esels klatschen, und das Tier setzte sich so eifrig in Bewegung, dass Payton Douglas keine Zeit zum Reagieren blieb. Als der Karren plötzlich anfuhr, riss er den Mann um, und einzig der Aufschrei seiner Cousine machte Mared auf den Unfall aufmerksam.
Trotz Sarahs Beteuerungen, dass er sein Leben einbüßen hätte können, war Payton nicht verletzt. Der Sturz hatte ihm den Atem genommen und den Stolz geknickt, sonst war er wohlbehalten.
Ziemlich streng riet er Mared allerdings, das Lenken des Esels jemandem zu überlassen, der etwas geschickter mit den Zügeln umgehen konnte.
Doch bevor er mithilfe seiner Cousine und des Pferdeburschen davonhumpelte, hatte er noch Angst in Mareds waldgrünen Augen glimmen gesehen, die Angst vor diesem verdammten Fluch, und er sagte schneidend: »Ich weiß, was Ihr denkt, lass, und Ihr denkt falsch!«
Seine Zurechtweisung brachte ihm einen finsteren Blick ein, und sie stieg wieder auf den Karren und fuhr von dannen.
Payton schlief schlecht in jener Nacht, träumte von altertümlichen Flüchen und grausigen Unfällen und von Mareds grünen Augen.
Doch am nächsten Morgen war er wieder der Alte und setzte seine Werbung um Mared unbeirrt fort. Im Lauf der folgenden Tage schickte er ihr noch mehr Blumen und lachte, als er ihrem Antwortbrief entnahm, dass die Highland-Besenheide bei ihr einen merkwürdigen Ausschlag ausgelöst hatte. Er sandte ihr eine Einladung zum Reiten auf Eilean Ros, doch unter Berufung auf ein frisch gebrochenes Bein lehnte sie ab. Und als er schließlich über den Ben Cluaran ritt, Besuch auf Talla Dileas machte und die Familie bei einem Rasenspiel störte, bei dem Mared mit ihrem auf wundersame Weise geheilten Beinbruch mitwirkte, ließ sie sich dazu herab, ihrem Vater zu gehorchen und ihn an ihrer Seite mitspielen zu lassen. Und dann schwor sie bei ihrer Ehre, sie hätte die schwere Kugel nicht absichtlich auf seine Schuhspitze fallen lassen.
Aye, Payton tat sein Bestes, verdammt, um dem ungebärdigen Mädchen den Hof zu machen, doch immer wieder stieß er auf Miss Crowley, praktisch jedes Mal, wenn er sich umdrehte. Und immer war sie in Mareds Gesellschaft, die es sich zur Gewohnheit machte, sie allein zu lassen – und zwar schnell. Er sah die zwei in der Kirche, auf der Straße, beim ceilidh, einer Versammlung in Aberfoyle, auf der die Leute aus dem Dorf und von den umgebenden Lochs zusammen musizierten und tranken und klatschten.
Erst kürzlich hatte er Miss Crowley und Mared beim Zuckerbäcker getroffen, wo er stets einkehrte, wenn er sich in Aberfoyle aufhielt, denn er hatte einen unüberwindlichen süßen Zahn. Auf Mareds Drängen, laut und klar für jeden zu hören, kaufte er eine Süßigkeit für Miss Crowley, wobei es ihm größte Genugtuung bereitete, nicht auch etwas für Mared zu erstehen, für dieses nervtötende kleine Weibsstück.
Auch am folgenden Tag begegnete er Miss Crowley, als er seine Braunen beim Schmied abholen wollte. Sie ging über die Straße, neben Mared, die, wie er feststellte, seit Kurzem erstaunlich viel Zeit in Aberfoyle verbrachte.
»Was für ein glücklicher Zufall«, sagte Mared mit einem strahlenden Lächeln, und dann plötzlich: »Oh!«, als ihr das wichtige Anliegen einfiel, das sie überhaupt erst nach Aberfoyle geführt hatte. Sie huschte davon wie eine Ratte vom sinkenden Schiff und ließ Payton allein mit Miss Crowley.
Im Grunde mochte Payton Miss Crowley. Nachdem sie ihre Angst vor ihm abgelegt hatte, stellte er fest, dass sie ein sehr nettes Mädchen war, und er genoss ihre Gesellschaft – aber auf eher freundschaftliche Weise. Das reichte nicht, um sie für alle Ewigkeit zu heiraten, wie Mared es sich augenscheinlich wünschte. Er hatte das Gefühl, dass Miss Crowley ihm vergleichbare Gefühle entgegenbrachte. Offen gestanden, sie zeigte im Grunde viel mehr Interesse für den Sohn des Schmieds als für ihn.
Das empfand er als großes Glück, denn er wollte nicht, dass Miss Crowley unter Mareds albernen Spielchen zu leiden hatte.
An einem Morgen, der nach zwei Tagen heftiger Regenfälle klar und blau anbrach, sattelte ein rastloser Payton seinen großen braunen Hunter Murdoch, pfiff Cailean, einen seiner besten Schäferhunde, herbei und machte sich auf den Weg, um nach seinen Schafen zu sehen.
Er ritt langsam; Murdochs Hufe warfen schwere Erdklumpen vom sumpfigen Boden auf, als sie langsam den Ben Cluaran umrundeten. Selbst Cailean hörte auf, vor und dann wieder hinter Murdoch herzulaufen, wie es Hütehunde zu tun pflegen, und trottete müde neben ihnen her. Hoch über ihnen, auf Hügeln, die in Grün- und Goldtönen bis zum Himmel aufragten, sah Payton als kleine weiße Punkte seine Schafe, die so hoch an den Abhängen grasten, wie ein Tier nur konnte.
In einer oder zwei Wochen würde er sie hinuntertreiben. Der Trick bei der Schafhaltung war, dass man sie von einem Ort zum anderen bewegen musste, damit sie das Gras nirgends bis auf die Narbe abweideten.
Als Payton die Mündung des Gien Ard erreicht hatte, wandte er sich bachaufwärts in einen kleinen Spalt zwischen den Hügeln hindurch und führte Murdoch an eine Stelle, wo er aus dem schnell fließenden Bach saufen konnte.
Er fand eine grasbewachsene Uferstelle, saß ab und kniete sich neben sein Pferd, um ebenfalls zu trinken.
Währenddessen vernahm er ein ominöses dumpfes Geräusch, als etwas neben ihm zwischen Bäumen und Felsbrocken den steilen Abhang herabstürzte. Noch in der Hocke blickte Payton über die Schulter zurück und sah einen mächtigen Felsbrocken auf sich zu poltern. Unverzüglich war er auf den Füßen, packte Murdochs Zügel und zog ihn mit sich. Der Felsbrocken traf gegen einen Baum, sprang ein Stückchen nach rechts und stürzte genau an der Stelle, wo Payton getrunken hatte, in den Bach.
Cailean trottete herbei, um an dem Felsbrocken zu schnuppern, doch Payton konnte sich nicht rühren, konnte nur mit hämmerndem Herzen auf den Stein starren. Das Ding war so groß wie sein größter Widder. Wäre Payton nicht so rasch ausgewichen, hätte das verdammte Ding ihn getroffen und wahrscheinlich getötet.
»Mi Diah!«
Die Stimme kam von oberhalb; Payton stöhnte auf und drehte sich um, die Hände in die Hüften gestützt.
»Seid Ihr verletzt?«, rief Mared und eilte behände die Schafstrift hinunter auf ihn zu. Ihre beiden Hunde liefen voraus. Sie trug einen Korb in der Hand, ihr grün und blau kariertes Schultertuch, ihr arisaidh, flatterte hinter ihr her, das lange schwarze Haar trug sie offen unter einem alten Strohhut.
Sie sprang vom letzten Felsabsatz hinunter auf den Weg am Bach, hielt inne und starrte auf den Felsbrocken, bevor sie sich mit angsterfülltem Blick Payton zuwandte. »Ist Euch etwas geschehen?«
»Mir ist nichts geschehen; ich wurde nicht getroffen!«, sagte er mürrisch. »Was soll das? Warum stoßt Ihr derartige Felsbrocken den Hügel hinunter? Ihr hättet mich umbringen können!«
»Ich habe ihn nicht gestoßen!«, rief sie empört. »Ich weiß nicht, wieso er abgestürzt ist!«
Payton schnaubte verächtlich.
»Bei meiner Ehre! Der Boden ist ziemlich aufgeweicht, der Stein hat sich vielleicht gelockert …« Ihre Stimme versagte, und sie furchte die Stirn angesichts seiner düsteren Miene. »Wirklich, wenn ich versucht hätte, Euch umzubringen, hätte ich es auf so langsame, schmerzhafte Weise getan, dass jeder Zweifel an meiner Täterschaft ausgeschlossen gewesen wäre. Ich habe den verdammten Felsbrocken nicht angerührt!«
Er konnte nicht anders; er musste ihr glauben. – Mared war eine impertinente, respektlose und nervtötende Frau, aber sie war, so weit er es beurteilen konnte, keine Kriminelle. Er seufzte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und musterte den Felsbrocken, während Cailean zu Mared trottete und seinen Kopf unter ihre Hand schob. Sofort hockte sie sich nieder und streichelte den Hund unter Lächeln und Gurren, ohne die Zungen und Schwänze ihrer eigenen Hunde zu beachten, die um sie herumhechelten.
Payton beobachtete sie ratlos. Sie war eine solche Schönheit mit ihrem langen schwarzen Haar, wenn sie in den Hügeln über den Lochs wanderte, wie sie es so oft zu tun pflegte, in einem Gewand von der Farbe des Heidekrauts, eng unter dem Busen gegürtet und an Halsausschnitt und Saum bestickt. Auf der Brust trug sie eine angelaufene luckenbooth – eine Brosche. Diese legte Zeugnis ab über den Reichtum, über den die Lockharts vormals verfügten, und ihr matter Überzug verwies auf all das, was sie verloren hatten.
»Hübscher Hut«, bemerkte er trocken.
Lachend erhob sich Mared. »Er hat früher mal Vater gehört.« Noch einmal blinzelte sie in Richtung des Felsbrockens, um ihn dann neugierig zu mustern. »Und, seid Ihr verletzt?«
Er schüttelte den Kopf.
»Es ist dieser Fluch, wisst Ihr«, bemerkte sie nüchtern. »Ihr mögt glauben, es seien lediglich Unfälle.« Sie lächelte. »Aber es sind Warnungen, an Euch, lad. – Lasst ab von diesen albernen Heiratsabsichten.«
Er lächelte. »Dieser Fluch existiert nicht, Mared.« Er betrachtete ihren Korb. »Was habt Ihr da?«, fragte er und schlug die Reitpeitsche in seine Hand, während er näher rückte, um genauer nachzusehen. »Es werden doch nicht wieder einmal Beeren von meinen Brombeerbüschen sein?«
Mared schob sich eine Beere in den Mund und nickte unbeeindruckt.
»Ihr solltet auf meinem Land keine Beeren pflücken, ohne mich zu fragen, lass«, sagte er und bediente sich aus ihrem Korb.
»Ich tu’s nie wieder, denn sie sind nicht mehr so süß wie in den vergangenen Jahren. Habt Ihr dazu beigetragen, dass sie jetzt so sauer sind?«, fragte sie und spähte unter der Hutkrempe hervor zu ihm auf. »Habt Ihr sie womöglich mit Eurem Lächeln beglückt?«
»Wenn die Beeren, die Ihr auf dieser Seite des Bergs stehlt, Euch nicht Zusagen, solltet Ihr vielleicht lieber auf dem Land der Sorleys wildern«, schlug er freundlich vor. Er bezog sich auf den alten Sorley, der sein Tal mit eiserner Knute regierte und den Diebstahl seiner Beeren niemals dulden würde, ganz gleich, wie wild sie wuchsen und wie hübsch die kleine Diebin war.
»Aye, aber jedermann weiß, dass Sorleys Beeren nicht so groß sind wie Eure, Laird«, sagte sie und warf sich noch ein paar Brombeeren in den Mund.
Payton zog angesichts ihrer Unverfrorenheit eine Braue hoch, doch Mared kaute in aller Seelenruhe und forderte ihn mit festem Blick heraus. Gebieterisch hob er die Peitsche und schob mit der Spitze eine dicke schwarze Haarsträhne über ihre Schulter zurück. »Und was treibt Euch an einem so schönen Tag um? Hetzt Ihr gesetzwidrig die Schafe der Douglas’? Wollt Ihr ganz allgemein ein bisschen Unheil stiften?«
»Schafe! Was gehen mich Eure paar kleinen Schäfchen an?«, fragte sie mit einem gewinnenden Lächeln in den Mundwinkeln und Grübchen in den Wangen. »Wenn Ihr es unbedingt wissen wollt, ich war bei Donalda.«
»Donalda!« Payton stöhnte auf. Donalda war eine alte Frau und lebte tief im Tal. Manche behaupteten, sie hätte Zauberkräfte. Andere sagten, sie wäre die beste Heilerin in den Highlands. Wieder andere, unter ihnen auch Payton, sahen in ihr weiter nichts als eine alte Hexe. »Warum? Leidet Ihr an einer Krankheit, die kein ausgebildeter Arzt heilen kann?«
»Ja.« Sie lachte und reichte ihm noch eine Handvoll Brombeeren. »Sie nennt sich Heiraten.«
Unwillkürlich musste er lächeln. »Und wie will Donalda diese grauenhafte Krankheit heilen? Sie wird mich mit einem Fluch belegen, nicht wahr?«
»Sie hat mir ein Fläschchen gegeben«, sagte Mared, hielt das winzige Gefäß hoch, das an einer Schnur um ihren Hals hing, und bewegte es hin und her. »Ich soll es, wenn die Zeit reif ist, zur Anwendung bringen, um Euch die Augen zu öffnen.«
»Um mir die Augen zu öffnen? Aber, lass, ich kenne die Wahrheit seit eh und je. Ihr solltest niemals daran zweifeln.«