His Heart - Claire Kingsley - E-Book

His Heart E-Book

Claire Kingsley

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Beschreibung

Wenn Liebe die Antwort ist. 

Brooke Summerlin kennt die Schattenseiten des Lebens nur zu gut. Nach einer Kindheit voller Schmerz glaubt sie, in Liam endlich ihr Glück gefunden zu haben – bis ein tragisches Schicksal alles zerstört ... 

Sebastian McKinney lebt für seinen Sport. Stark, entschlossen und unaufhaltsam, bis eine heimtückische Krankheit ihn beinahe das Leben kostet ... 

Vier Jahre später treffen zwei vom Verlust gezeichnete Menschen aufeinander. Trotz ihrer Verbindung droht Brooke in Trauer zu versinken, während Sebastian alles versucht, sie zu retten – auch wenn er selbst mit den eigenen Ängsten kämpft.  

Doch manchmal überwindet Liebe die Grenzen zwischen Leben und Tod. Die Herzen, die einst liebten, schlagen weiter. Und vielleicht ist es genau diese Liebe, die sie beide retten kann ... 



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Seitenzahl: 514

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Wenn Liebe die Antwort ist. 

Brooke Summerlin kennt die Schattenseiten des Lebens nur zu gut. Nach einer Kindheit voller Schmerz glaubt sie, in Liam endlich ihr Glück gefunden zu haben – bis ein tragisches Schicksal alles zerstört ... 

Sebastian McKinney lebt für seinen Sport. Stark, entschlossen und unaufhaltsam, bis eine heimtückische Krankheit ihn beinahe das Leben kostet ... 

Vier Jahre später treffen zwei vom Verlust gezeichnete Menschen aufeinander. Trotz ihrer Verbindung droht Brooke in Trauer zu versinken, während Sebastian alles versucht, sie zu retten – auch wenn er selbst mit den eigenen Ängsten kämpft.  

Doch manchmal überwindet Liebe die Grenzen zwischen Leben und Tod. Die Herzen, die einst liebten, schlagen weiter. Und vielleicht ist es genau diese Liebe, die sie beide retten kann ... 

Über Claire Kingsley

Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen. Ein Leben ohne Kaffee, E-Reader und neu erfundene Geschichten ist für sie nicht vorstellbar. Claire Kingsley lebt mit ihrer Familie im Pazifischen Nordwesten der USA.

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Claire Kingsley

His Heart

Aus dem Amerikanischen von Katrin Reichardt

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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Widmung

TEIL 1

Kapitel 1: Brooke — Januar. Sechzehn Jahre alt.

Kapitel 2: Sebastian — Februar. Achtzehn Jahre alt.

Kapitel 3: Brooke — Februar. Sechzehn Jahre alt.

Kapitel 4: Sebastian — Februar. Achtzehn Jahre alt.

Kapitel 5: Brooke — Januar. Siebzehn Jahre alt.

Kapitel 6: Sebastian — Januar. Neunzehn Jahre alt.

Kapitel 7: Brooke — Oktober. Achtzehn Jahre alt.

Kapitel 8: Sebastian — Oktober. Zwanzig Jahre alt.

Kapitel 9: Brooke — März. Achtzehn Jahre alt.

Kapitel 10: Sebastian — März. Zwanzig Jahre alt.

Kapitel 11: Brooke — August. Neunzehn Jahre alt.

Kapitel 12: Sebastian — August. Zwanzig Jahre alt.

TEIL 2

Kapitel 13: Sebastian

Kapitel 14: Brooke

Kapitel 15: Sebastian

Kapitel 16: Brooke

Kapitel 17: Sebastian

Kapitel 18: Brooke

Kapitel 19: Sebastian

Kapitel 20: Brooke

Kapitel 21: Sebastian

Kapitel 22: Brooke

Kapitel 23: Sebastian

Kapitel 24: Brooke

TEIL 3

Kapitel 25: Brooke

Kapitel 26: Sebastian

Kapitel 27: Brooke

Kapitel 28: Sebastian

Kapitel 29: Brooke

Kapitel 30: Brooke

Kapitel 31: Sebastian

Kapitel 32: Brooke

Kapitel 33: Sebastian

Kapitel 34: Brooke

Kapitel 35: Brooke

Kapitel 36: Sebastian

Kapitel 37: Brooke

Kapitel 38: Sebastian

Kapitel 39: Brooke

Kapitel 40: Sebastian

Kapitel 41: Brooke

EPILOG

Brooke

NACHWORT

DANKSAGUNG

Impressum

Lust auf more?

Für meine liebe Freundin Stephanie und ihren Partner, der ihr eine neue Chance auf Leben gegeben hat. Und für die Familie des jungen Mannes, der ihr dieses Geschenk gemacht hat. Euer Verlust bricht mir das Herz. Ich bete, dass ihr Liebe und Heilung findet.

TEIL 1

Hoffnung ist ein Traum

an dem die Jungen sich festhalten

nach dem die Alten sich sehnen

den jedoch nur die Gebrochenen verstehen.

~B

Kapitel 1

Brooke

Januar. Sechzehn Jahre alt.

Ich konnte nicht viel mehr tun, als einfach zu überleben.

Genauer gesagt: die Highschool zu überleben. Phoenix unterschied sich kaum von den anderen Orten, an denen ich bisher gewohnt hatte. Ganz egal, wie oft meine Mutter mit mir umzog und wie viele Schulen ich besuchte – sie waren immer gleich. Wurden bestimmt von hierarchischen sozialen Strukturen, die so vielschichtig waren wie das Kastensystem. Jeder wusste, wo er stand, und der einzig sichere Platz war ganz oben.

Was das Gegenteil von der Position war, in der ich mich befand.

Doch der Tag war vorüber, die letzte Stunde zu Ende. Einige der anderen eilten sofort nach draußen, um den Bus zu erwischen oder einfach nur, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dieses Gefängnis von einem Gebäude zu bringen. Andere verweilten in den Gängen, unterhielten sich mit Freunden, schmiedeten Pläne.

Die meisten von ihnen hatten etwas, wo sie hingehen konnten und wo es schöner war als in der Schule. Ihr Zuhause. Sporttraining. Ein Clubtreffen. Einen Nebenjob. Ich nicht. Ich ließ mir Zeit, schlenderte allein zu meinem Spind, den Blick auf den Boden gerichtet. Ich war total unsportlich, und durch die häufigen Schulwechsel war es schwer für mich, an irgendwelchen Aktivitäten teilzunehmen. Ich war zu still, um problemlos Freunde zu finden.

Ich war das sonderbare Mädchen. Schräge Klamotten. Blaue und pinkfarbene Strähnchen in meinen dunkelbraunen Haaren. Im Unterricht saß ich immer ganz hinten und kritzelte in ein Notizheft. Ich war nicht unbedingt schüchtern. Ich hatte es bloß aufgegeben, mich anzustrengen. Es war schwierig, in bereits bestehenden Freundeskreisen einen Platz zu finden, und bis ich es geschafft hatte, zog meine Mom meistens sowieso wieder mit mir um. Deswegen versuchte ich, die sozialen Aspekte des Schullebens auszublenden. Es war Januar, und ich war ein Junior im dritten Highschooljahr. Das bedeutete, dass ich in eineinhalb Jahren meinen Abschluss hatte. Noch achtzehn Monate, bis ich frei wäre. Das war zu schaffen.

Gegenüber von meinem Spind stand eine Gruppe Mädchen auf dem Flur zusammen. Die Mean Girls. Sie trugen diesen Titel mit Stolz. Hinten auf ihren Handyhüllen klebten sogar passende MG‑Sticker. Seitdem ich hergezogen war, hatte ich mich bemüht, ihnen nicht aufzufallen. Es nahm ohnehin kaum jemand Notiz von mir.

Doch aus irgendeinem Grund waren die Mean Girls auf mich aufmerksam geworden. Sie standen dicht beisammen, steckten die Köpfe zusammen, redeten leise miteinander und beobachteten mich dabei. Also gab ich rasch die Zahlenkombination meines Spinds ein, um möglichst schnell wieder von ihnen wegzukommen.

»Ich weiß auch nicht, was sie da für Schuhe trägt«, sagte Karina Bowen, ohne sich zu bemühen, zu verhindern, dass ich es mitbekam.

Ich verkniff es mir, meine Schuhe zu betrachten – abgetragene blaue Converse. Ich wollte nicht zeigen, dass ich ihre Bemerkung gehört hatte.

»Und diese Jeans. Da fehlen mir die Worte«, meinte Harmony Linwood, die zweite Oberzicke gleich nach Karina. Wo die eine war, war auch die andere nicht weit. Die anderen Mädchen schnaubten höhnisch und gaben zustimmende und angewiderte Geräusche von sich. Klickten mit ihren manikürten Fingernägeln. Verdrehten ihre stark geschminkten Augen.

Ich hielt den Blick fest auf meinen Spind gerichtet und stopfte einige Bücher in meinen Rucksack. Ignoriere sie, Brooke. Ignoriere sie einfach.

»Hey, Brooke«, rief Karina. »Du weißt schon, dass es in Laufweite von hier einen Secondhandladen gibt. Würde deinem Look vielleicht guttun. Ist nur ein gut gemeinter Rat, Süße.«

Gekicher. Als hätte sie etwas total Cleveres gesagt.

Trotzdem wurden meine Wangen heiß, und ich biss mir auf die Innenseite der Lippe. Meine Wut darüber, dass mein gerötetes Gesicht mich, wenn ich mich umdrehen würde, verraten würde, vermischte sich mit der Beschämung, die sie so geschickt zu wecken verstanden.

Wieder flüsterten und kicherten sie.

»Ach, aber sie ist natürlich eine dämliche Lesbe«, sagte Karina. »Das sieht doch jeder. Und das ist wahrscheinlich besser so. Welcher Junge würde sie schon daten?«

Ich konnte ihre Blicke in meinem Rücken spüren, die sich wie glühende Brandzeichen in meine Haut brannten. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

»Hey, Brooke.«

Die männliche Stimme ließ mich zusammenschrecken. Als ich aufsah, stand Liam Harper lässig an den Spind neben meinem gelehnt. Blaue Augen, wuschelige dunkelblonde Haare und ein Lächeln, bei dem ich selbst dann weiche Knie bekommen hätte, wenn ich eine Lesbe gewesen wäre. Was ich aber nicht war. Insbesondere nicht, wenn es um Liam Harper ging.

Aber warum redete er mit mir?

»Ähm, hi.«

Die Mean Girls waren verstummt. Ich merkte, wie Liam kurz zu ihnen hinsah, bevor er den Blick wieder auf mich richtete. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Karina hatte bereits den Flur überquert und trat zu uns.

»Hey, Liam«, sagte sie mit falscher, zuckersüßer Freundlichkeit in der Stimme. »Hast du schon die Ankündigung für das Motto des Valentinsballs gesehen? Hollywood Nights.«

Er runzelte leicht die Stirn. »Hm, ja. Klingt sehr nach dem Motto vom letzten Jahr.«

Sie schaffte es irgendwie, mir einen ultrakurzen bösen Blick zuzuwerfen und gleichzeitig Liam anzublinzeln. Am liebsten hätte ich die Gelegenheit genutzt, um die Flucht zu ergreifen, aber diese ganze Situation war so abstrus, dass ich mich nicht von der Stelle rührte. Warum hatte Liam mich angesprochen?

»Nun, ich glaube, es wird phantastisch werden«, meinte Karina. »Hast du schon eine Begleitung?«

Ich konnte mir ein Augenrollen nicht verkneifen. Sie war so durchschaubar.

»Ja«, erwiderte er.

Sie blickte überrascht drein, und ihr blieb der Mund offenstehen. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. »Tatsächlich? Wen?«

»Brooke«, antwortete er.

Karina war sichtlich verblüfft. »Brooke Summerlin? Du meinst sie?«

Liam sah mich an und schenkte mir ein Grinsen. »Genau. So ist es doch, Brooke, oder?«

Ich starrte ihn verdattert an. Warum machte er das? Aus Mitleid? Oder wartete er darauf, dass ich zustimmte, damit er mir den Boden unter den Füßen wegziehen und mir ins Gesicht lachen konnte? Meine Wangen wurden noch heißer, und ich schluckte angestrengt.

Doch die Aussicht, Karina Bowen in die Augen sehen und ihr eröffnen zu können, dass ich mit Liam Harper auf den Ball gehen würde, war zu verlockend. Wenn das hier ein Streich wäre, würde ich die Demütigung eben riskieren.

»Ja«, sagte ich an Karina gerichtet. »Ich gehe mit Liam hin.«

Liams Lächeln wurde noch breiter. Karina sah so angewidert aus, dass es schon albern wirkte. Man hätte meinen können, sie wäre gerade in einen riesigen Hundehaufen getreten.

»Oh«, sagte sie. Dann warf sie mit einem letzten, vernichtenden Blick auf mich die Haare zurück und ging wieder zu ihren Lakaien.

Die Mean Girls unterstützten ihre Anführerin mit noch mehr fiesen Blicken in meine Richtung, doch ich bemerkte sie kaum. Ich starrte Liam an, in dem Bewusstsein, dass er natürlich nicht wirklich mit mir auf den Ball gehen würde. Es war ausgeschlossen, dass er ausgerechnet mich einladen würde. Aber es war nett von ihm gewesen, sich für mich einzusetzen – und vollkommen unerwartet.

»Wow, das war … ziemlich witzig«, sagte ich und sah den Mean Girls nach, wie sie den Flur hinunterstolzierten.

»Witzig?«, fragte er. »Wieso?«

»Na, wegen Karinas Gesichtsausdruck.«

Er warf einen Blick über die Schulter, als hätte er sie schon wieder vergessen. »Ach so, ja.«

Ich trat von einem Bein aufs andere und fühlte mich ein wenig befangen. Da mein Spind noch offenstand, holte ich meinen Rucksack heraus und hängte ihn mir über eine Schulter, bevor ich die Tür zudrückte. »Ich sollte jetzt wohl lieber gehen.«

»Du wohnst direkt neben mir, oder?«, fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern und bemühte mich, lässig zu wirken. Doch innerlich war ich völlig aus dem Häuschen, weil Liam Harper wusste, dass ich neben ihm wohnte. Selbstverständlich wusste ich genau, wo er wohnte. Er war mir bereits wenige Tage nach unserem Einzug aufgefallen. Allerdings machte mich die Tatsache, dass er in mir seine Nachbarin erkannt hatte, ein wenig sprachlos.

»Ähm, ja, das stimmt«, antwortete ich.

»Aber ich sehe dich dort nur selten.«

»Kann sein.«

»Und, was machst du so die ganze Zeit? Ich meine, wenn ich dich nicht sehe.«

»Keine Ahnung. Ich mache einfach mein Ding. Schule, andere Sachen, du weißt schon.«

»Was für andere Sachen?«, hakte er nach. Er stand noch immer an den Spind gelehnt.

»Ähm«, machte ich linkisch. Redete er tatsächlich noch immer mit mir? »Ich lese viel und höre Musik. Versuche, meiner Mutter aus dem Weg zu gehen.«

»Aha«, sagte er schmunzelnd. »Cool. Du solltest mir noch deine Nummer geben.«

»Wie bitte?«

Er hob die Augenbrauen. »Deine Telefonnummer. Du weißt schon, Zahlen und so? Damit ich dich anrufen oder dir eine Nachricht schicken kann. Ich schätze, ich könnte auch einfach zu dir rüberkommen, wenn ich mit dir sprechen will, aber da ich mit dir auf den Ball gehe, wäre es gut, auch noch andere Kommunikationsmöglichkeiten zu haben.«

Ich blinzelte verdattert. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. »Du tust was?«

»Ich gehe mit dir auf den Ball«, sagte er. »Du hast doch gerade zugestimmt, mich zu begleiten, oder nicht?«

»Schon, aber … Ich dachte nicht, dass du es ernst meinst.«

»Nun ja, doch, das tue ich«, erwiderte er. »Sonst hätte ich nicht gefragt.«

»Oh. Okay, alles klar.« Mein Herz raste. Ich diktierte ihm meine Telefonnummer, die er in sein Handy eintippte, und anschließend gab er mir seine. Ich wunderte mich selbst, dass meine Hände nicht zitterten, als ich ihn bei meinen Kontakten einspeicherte.

Erst als ich seinen Namen auf dem Display anstarrte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich für eine Tanzveranstaltung nichts zum Anziehen hatte, und erst recht kein Geld, um mir ein Kleid zu kaufen. Meine Mutter würde für so etwas auch nichts herausrücken. Klar, für Gras oder Pillen oder Koks – von dem sie glaubte, dass ich nichts wusste – war Geld da. Aber für mich? Keine Chance.

Mann, was für eine Enttäuschung! Doch es war besser, es gleich hinter sich zu bringen, als ihm später absagen zu müssen. »Also, eigentlich weiß ich nicht, ob ich überhaupt gehen kann. Ich meine, ich will schon. Aber der Ball ist in zwei Wochen, und es könnte schwierig für mich werden, so kurzfristig ein Kleid zu finden.«

»Oh«, sagte er geknickt, »das ist blöd.« Dann hellte sich seine Miene auf, und er begann, wieder auf seinem Handy zu tippen. »Weißt du was? Meine Schwester Olivia hat einige Kleider. Sie hat ungefähr deine Größe und wird sie vermutlich kein zweites Mal tragen. Bestimmt leiht sie dir eines davon aus.«

Schon wieder stellte ich fest, dass ich mehr oder weniger sprachlos war. »Ich … Bist du sicher?«

»Klar, ich schicke ihr gerade eine Nachricht«, sagte er tippend. »Da du nebenan wohnst, kannst du einfach bei Gelegenheit vorbeikommen und dir eines aussuchen. Dürfte kein Problem sein.«

»Wow, das ist echt nett. Danke.«

»Keine Ursache. Hey, ich muss jetzt zum Training.« Er lächelte wieder und biss sich dabei sogar ein wenig auf die Lippen. »Bis dann.«

Er ging, und ich sah ihm nach. Betrachtete seine athletischen Schultern, die sich unter seinem Shirt wölbten, seinen süßen Po, der in der Jeans so gut aussah. Ich kam mir vor, als würde ich einen Teenagertraum in einem Young-Adult-Roman leben. War das seltsame, stille Mädchen gerade wirklich von einem der heißesten Jungs der Schule eingeladen worden? Von dem Jungen, auf den Queen Mean höchstpersönlich ein Auge geworfen hatte?

Es sah ganz so aus, als wäre es tatsächlich passiert.

Ich widerstand der Versuchung, ein Buch an die Brust zu drücken, gegen meinen Spind zu sinken und verträumt an die Decke zu starren, und rückte stattdessen wieder meinen Rucksack zurecht. Dann holte ich noch einmal tief Luft und ging mit schwirrendem Kopf zum Ausgang.

Doch dabei lächelte ich, zum ersten Mal seit Monaten.

Kapitel 2

Sebastian

Februar. Achtzehn Jahre alt.

Der Lärm des Publikums drang selbst durch die Musik in meinem Kopfhörer. Ich mochte es lieber, wenn es so klang, als wären die Zuschauer weit weg – getrennt von mir. Und nicht, als wäre ich in der riesigen Arena von Tausenden Menschen umgeben.

Ich tigerte unablässig neben der Matte in der Mitte der Halle auf und ab. Es gab nun bloß noch eine. Am Anfang des Wettkampfs waren es noch vier gewesen, auf denen im Lauf des Tages immer vier Matches gleichzeitig stattgefunden hatten. Doch jetzt waren wir beim Finale angekommen. Bei den letzten Runden, in denen sich entscheiden würde, welche Teilnehmer zu Staatsmeistern gekürt werden würden.

In meiner Gewichtsklasse würde ich es sein.

Zugegeben: Mein Gegner Charlie Hall war ein verdammt guter Ringer. Sogar der amtierende Staatsmeister. Als Senior war er natürlich wild entschlossen, seinen Titel zu verteidigen. Wahrscheinlich stand für ihn einiges an Stipendiengeldern auf dem Spiel.

Das galt für uns beide.

Ich hatte seit dem vergangenen Jahr nicht mehr gegen Charlie gerungen. Damals hatte er mich besiegt. Mich in der letzten Runde auf die Matte gelegt und damit aus dem Finale geworfen. Ich war Dritter geworden. Was für einen Junior nicht übel war. Aber heute war für mich nichts anderes als der Staatsmeistertitel akzeptabel.

Es gibt kaum etwas, das einen mehr demoralisiert, als von einem Gegner auf den Rücken gelegt und bewegungsunfähig gemacht zu werden, ihm völlig ausgeliefert zu sein. Ringer sehen muskulös und stark aus, als wären unsere Körper der Schlüssel zum Sieg. Doch das stimmt nicht. Es war der Kopf. Mentale Stärke, Zähigkeit, Ausdauer – das alles brauchte man, um zu gewinnen. Ich hatte schon Jungs besiegt, die größer und stärker gewesen waren als ich. Ältere Jungs mit mehr Erfahrung. Nur weil ich es schaffte, dranzubleiben. Länger durchzuhalten. Mehr zu ertragen.

Niemals aufzugeben.

Ich konnte sehen, dass Charlie sich für unser Match aufwärmte, aber ich ignorierte ihn. Er hatte seine Rituale, ich meine. Was er dort drüben auf der anderen Seite der Arena tat, war unwichtig. Ich war gut vorbereitet. Durch monatelanges Training, unzählige Stunden in der Sporthalle. Durch eine strenge Diät, die mir half, Gewicht zu reduzieren und meine Kraft aufrechtzuerhalten.

Wie ein Tier in einem Käfig lief ich auf und ab, spürte, wie sich meine Muskeln unter meinem dunkelblauen Ringertrikot spannten. Die Heavy-Metal-Musik, die ich immer hörte, um mich zu pushen, dröhnte in meinen Ohren. Der Jubel des Publikums erreichte einen Höhepunkt. Anscheinend hatte gerade ein Match geendet. Aus dem Augenwinkel sah ich Blake, einen meiner Teamkameraden, dessen Arm vom Kampfrichter in die Luft gereckt wurde. Sieg.

Gleich war ich dran.

Der Coach wechselte einen Blick mit mir und nickte mir zu. Wir hatten ein System. Er kannte den Ablauf. Er trainierte mich bereits seit Anfang der Highschool, als ich noch ein selbstgerechter Frischling gewesen war, der es allen hatte beweisen wollen. Ich hatte schon mit fünf Jahren angefangen zu ringen und mich dementsprechend für den Größten gehalten. Diesbezüglich hatte mir der Coach erst mal den Kopf zurechtrücken müssen, aber das hatte mir gutgetan. Mich besser gemacht. Durch sein Training hatte ich alle Erwartungen übertroffen und mich von einem starken Ringer zu einer echten Bestie mit einer fast perfekten Siegesbilanz entwickelt.

Nur eine Niederlage. Gegen Charlie Hall.

Dabei würde es bleiben. Nur eine einzige Niederlage.

Ich nahm die Kopfhörer ab und steckte sie in meine Tasche. Zog den Reißverschluss meines Kapuzenpullovers auf und ließ ihn zu Boden gleiten. Schüttelte meine Arme aus. Sprang einige Male auf den Zehen auf und ab. Mein Kopf war klar und mein Körper locker und bereit.

Der Ansager stellte zuerst Charlie vor. Er trat vor, die Augen auf den Boden gerichtet. Konzentriert. Er ließ sich vom Jubel des Publikums nicht aus der Ruhe bringen. Heute war er gut in Form.

Ich trat ebenfalls vor und gestattete mir einen raschen Blick auf meine Eltern, die einige Reihen weiter oben saßen, genau in der Mitte. Sie waren gleich da gewesen, als die Türen der Halle geöffnet worden waren, um sich einen guten Platz zu sichern. Warteten schon stundenlang dort oben, um mich neun Minuten lang ringen zu sehen – sofern der Kampf über die volle Zeit gehen würde.

Cami saß bei ihnen, den Rücken gerade, die Hände im Schoß verschränkt. Wir waren im Herbst unseres dritten Highschooljahres zusammengekommen. Obwohl es inzwischen bereits die zweite Saison im Ringen war, die sie gemeinsam mit mir erlebte, war sie immer noch nervös.

Ich verdrängte sie alle ebenso schnell wieder aus meinem Kopf. Der Ansager verkündete meinen Namen und den meiner Schule – Sebastian McKinney, Waverly Shell-Rock Highschool –, und die Zuschauer brachen in Jubel aus. Ich ließ ihn an mir vorbeiziehen, nahm ihn kaum wahr. Hier ging es nicht um sie. Es ging um mich, und um das, was ich mit Charlie Hall machen würde.

Die meisten Ringer der höheren Gewichtsklassen waren groß und stark, allerdings auch ziemlich speckig. Aber Charlie und ich nicht. Wir waren beide groß gewachsen und athletisch. Muskulöse Arme, breite Oberkörper, kraftvolle Beine. Das war einer der Gründe dafür, dass wir uns ebenbürtig waren. Wir schleppten beide keine überflüssigen Pfunde mit uns herum, sondern stählten jedes Gramm unserer Körper für unseren Sport.

Ich befestigte das grüne Band an meinem Knöchel. Charlie hatte ein schwarzes, und der Kampfrichter trug die gleichen Bänder an den Handgelenken. Wir traten auf die Matte und stellten uns, mit dem Kampfrichter zwischen uns, gegenüber voneinander auf. Schüttelten uns die Hände.

Das Adrenalin, das durch meinen Körper schoss, ließ mein Herz schneller schlagen. Meine Glieder kribbeln. Mein ganzer Körper vibrierte erwartungsvoll. Das war keine Nervosität mehr. Sondern fieberhafte Spannung. Sie war der Treibstoff, den ich nutzen würde, um das Match durchzuhalten und meinem Körper und meinem Geist Kraft zu geben.

Der Pfiff ertönte.

Einige Sekunden umkreisten wir einander lauernd. Da Charlie ein offensiver Ringer war, wollte ich ihm mit dem ersten Takedown-Versuch zuvorkommen, ihn in die Defensive drängen. Ich verlagerte meinen Schwerpunkt nach unten, sprang auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Oberkörper und presste den Kopf gegen seine Rippen. Er spreizte die Beine nach hinten, aber ich stieß vor und drehte mich, in dem Versuch, um ihn herumzukommen. Er hielt dagegen, doch ich war einen Tick schneller. Ich bekam sein Bein mit der Hand zu fassen und nutzte meinen Vorteil.

Drei Sekunden später lag er auf dem Rücken. Takedown Grün.

Er rollte sich auf den Bauch, aber ich klebte förmlich an ihm. Meine Atmung beschleunigte sich, mein Herz raste und meine Muskeln spannten sich an. Er war stark, seine Konter wirkungsvoll. Ich erwischte wieder sein Bein und versuchte, ihn daran zu hindern, hochzukommen. Er streckte den Arm an meinem Gesicht vorbei und drückte mich weg. Ich spürte den Zug in meinem Nacken, doch ich machte nur noch mehr Druck.

Er fiel bäuchlings auf die Matte, als ich es schaffte, ihm das Bein wegzuziehen. Rasch angelte ich mir seinen Arm und sein Bein und versuchte, ihn wieder auf den Rücken zu rollen. Einen Herzschlag später verlagerte er sein Gewicht, drehte sich und kam hinter mich.

Reversal Schwarz.

Lange Arme, die nur aus Muskeln bestanden, mühten sich, mich zu beherrschen. Mich zu bewegen. Mich umzudrehen. Ich wehrte mich mit ganzer Kraft. Er versuchte, einen Halbnelson anzusetzen, aber ich konnte mich befreien. Wand mich aus seinem Griff, drehte mich.

Der Pfiff ertönte und beendete die erste Runde.

Wir ließen voneinander ab und standen auf. Ich ging ein paar Schritte, schüttelte die Arme aus. Biss fest auf meinen Zahnschutz. Das Publikum brach wieder in Jubel aus, doch ich konzentrierte meine Gedanken einzig und allein auf das Match. Auf Charlie. Auf den Sieg.

In der zweiten Runde startete ich aus der Bodenlage – auf Händen und Knien. Charlie presste das Ohr an meinen Rücken, hielt mit einer Hand mein Handgelenk umfasst und legte den anderen Arm um meinen Oberkörper. Als der Pfiff ertönte, sprang ich sofort auf. Charlie bekam die Arme um meine Taille. Er war stark genug, um mich seitlich wegzuziehen, wodurch ich Schwierigkeiten bekam, das Gleichgewicht zu halten. Ich drückte gegen seine Hände, um seinen Griff zu lösen, und achtete dabei darauf, meinen Schwerpunkt unten zu halten. Meine Körpergröße mochte einschüchternd wirken, aber wenn ich es nicht rechtzeitig schaffte, mein Gewicht zu verlagern, konnte sie auch von Nachteil sein.

Ich durchbrach seinen Griff, drehte mich und beförderte ihn auf die Matte. Takedown Grün. Er konterte mit einem Reversal und schaffte es, mich von hinten zu beherrschen.

Wir lagen punktemäßig viel zu dicht beieinander. Um zu gewinnen, brauchte ich einen Schultersieg.

Wir kämpften gegeneinander an, schweißüberströmt, so dass unsere Glieder ganz glitschig wurden. Meine Brust brannte vor Anstrengung. Ich hörte den Coach Anweisungen schreien – Beine spreizen, schleudern, drehen, mach Druck, Druck, Druck.

Keiner von uns schaffte es, einen Schultergriff länger als eine Sekunde zu halten. Er versuchte, mich in die Zange zu nehmen, doch bevor er den Griff ansetzen konnte, schaffte ich es, ihn abzuschütteln. Anschließend bekam ich ihn fast in einen Halbnelson, aber er konterte und befreite sich. Wir waren beide hervorragend und in Bestform. So ebenbürtig, dass keiner unserer Zuschauer vorhersagen konnte, wer von uns beiden gewinnen würde.

Doch ich wusste es. Ich würde der Sieger sein.

Der Pfiff ertönte, und wir lockerten unsere Arme und Beine für die dritte Runde. Von nun an zählte mentale Stärke. Wir wurden beide langsam müde. Drei Minuten klingen erst mal nicht nach viel – bis man jede Sekunde damit verbringt, gegen jemanden anzukämpfen, der wild entschlossen ist, einen in die Knie zu zwingen.

Diesmal startete ich aus der Standposition. Ich kniete mich hinter Charlie, legte das Ohr an seinen Rücken. Eine Hand an sein Handgelenk. Den anderen Arm um seinen Oberkörper. Ich sah den Ablauf der Griffe vor meinem geistigen Auge. Spürte die Kraft meines Körpers.

Wieder kam der Pfiff. Charlie würde sich nicht kampflos ergeben. Er versuchte, sich aufzurichten, aber ich bekam seinen Knöchel zu fassen und zog sein Bein nach hinten, während ich mich nach vorne warf. Eine Sekunde lang hatte ich ihn genau da, wo ich ihn haben wollte, doch er war ebenso stark wie ich und rollte sich herum.

Das Rauschen des Blutes in meinen Ohren übertönte den Lärm der Zuschauer. Mein Körper spannte sich, meine brennende Lunge kämpfte um mehr Luft. Wir rangen miteinander wie Gladiatoren, als ginge es nicht nur um einen Titel. Sondern um unser Leben.

Er war stark, aber ich kannte seine Taktiken, wusste noch, wie er mich im vorigen Jahr geschlagen hatte. Er setzte immer auf einen Zangengriff. Ich verhinderte, dass er mich zu packen bekam, konterte ein ums andere Mal. Mittlerweile hatte ich keinen Überblick mehr, wie viele Punkte wir jeweils erzielt hatten, doch ich wusste, dass das Ergebnis noch immer zu knapp war. Ich musste ihn schultern.

Also durchbrach ich wieder seinen Griff und kam in Standposition. Ich setzte ihm langsam zu, brachte ihn aus dem Konzept. Seine Frustration stand ihm ins Gesicht geschrieben. Die Hälfte der Runde war vorbei, und er wurde langsamer. Zeigte Ermüdungserscheinungen.

Ich hätte noch weitere zehn Runden ringen können. Trotz meiner beschleunigten Atmung und meines wild pochenden Herzens durchflutete mich Energie. Freude brandete in mir auf. Fast schon Euphorie. Ich war dicht dran. Ich konnte es schaffen.

Als er zu einem Takedown ansetzte, ließ ich ihn zu. Warf mich herum und glitt zum Reversal hinter ihn. Ich würde ihn nicht nur schultern. Ich würde ihn fertigmachen.

Bevor er kontern konnte, bekam ich seine beiden Arme zu fassen und drehte ihn in eine doppelte Armzwinge ein. Es gibt kaum einen Griff, der schmerzhafter und demoralisierender ist. Ich übte Druck auf seine Schultern aus, presste seinen Rücken auf die Matte, während seine Arme ausgestreckt waren. Er ächzte und versuchte, sich zu befreien. Doch das konnte er unmöglich schaffen – nicht, ohne sich beide Arme auszurenken.

Der Kampfrichter warf sich bäuchlings auf die Matte und fuhr mit der flachen Hand immer wieder darüber. Noch war es kein richtiger Schultersieg. Ich drückte ihn noch fester nach unten, mobilisierte alles, was ich noch an Kraft hatte. Schweiß lief mir übers Gesicht. Meine Muskeln brannten. Meine Brust stand in Flammen, und mein Herz hämmerte gegen meine Rippen.

Klatsch. Die Hand des Kampfrichters schlug auf die Matte. Schultersieg.

Ich ließ los und wich ein Stück zurück, damit Charlie aufstehen konnte. Er rappelte sich auf und schüttelte die Arme aus. Das Blut rauschte mir in den Ohren, pochte an meinen Schläfen. Ich blieb einige Sekunden lang auf der Matte sitzen, um wieder zu Atem zu kommen, alles sacken zu lassen.

Ich hatte gewonnen.

Charlie streckte mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ich nahm sie und erwiderte seinen Blick voller Dankbarkeit. Voller Respekt. Wir schüttelten uns die Hände, und dann kam auch schon der Kampfrichter und ergriff mein Handgelenk. Reckte meinen Arm in die Luft.

Mein Herz wollte einfach nicht langsamer schlagen, und ich atmete immer schneller. Warum tat meine Brust nur so weh? Schwarze Flecken schwebten durch mein Blickfeld, gefolgt von grellen Fünkchen. Ich blinzelte angestrengt, bekam kaum mit, wie der Ansager meinen Namen verkündete. Ich versuchte, im Publikum meine Eltern auszumachen, aber alles war verschwommen.

Plötzlich durchzuckte mich ein Schmerz, als würde mich ein Messer durchbohren. Ein scharfer Schmerz, der durch meine ganze Brust bis in meinen Arm ausstrahlte. Ich schrie auf und presste den Arm an meinen Oberkörper. Der Kampfrichter kam. Eine Hand berührte meinen Rücken. Stimmen, die mich fragten, ob es mir gut ginge.

Der Schmerz war unerträglich. Meine Beine gaben unter mir nach, und ich stürzte zu Boden. Ich konnte nicht denken. Es fühlte sich an, als würde meine ganze Brust in sich zusammenbrechen und mein Herz explodieren.

Dunkelheit brach über mich herein, und ich ließ mich bereitwillig von ihr umfangen. Ich hätte alles getan, damit diese unerbittlichen Schmerzen aufhörten.

Kapitel 3

Brooke

Februar. Sechzehn Jahre alt.

Mein Handy signalisierte vibrierend den Eingang einer Nachricht. Ich biss mir auf die Lippen und spürte ein Kribbeln im Magen. Sie war von Liam.

Liam: Hey, Bee.

Er nannte mich immer Bee. Nicht nur wie den Buchstaben B, sondern ausgeschrieben. Bee. Noch nie hatte mir jemand einen Spitznamen gegeben. Es fühlte sich merkwürdig an.

Ich warf einen Blick auf unser Foto vom Valentinsball. Darauf trug ich ein geliehenes Kleid von seiner Schwester Olivia – es hatte eine eng anliegende, schimmernde silberne Corsage und einen bodenlangen blassrosa Rock. Liam hatte einen geliehenen Smoking an. Wir posierten vor einem knallbunten Fotohintergrund mit einem nachgemachten Hollywood-Schriftzug und einer Unmenge silberner und goldener Sternchen. Es fiel mir immer noch schwer, zu glauben, dass es diesen Abend tatsächlich gegeben hatte. Dass er mich auf den Ball ausgeführt hatte, in diesem Kleid.

Mir passierte nicht oft etwas Schönes, und ich wusste, dass ich diesen Abend niemals vergessen würde.

Ich: Hey. Was gibt’s?

Seit dem Ball hatten Liam und ich hin und wieder Zeit miteinander verbracht – und uns sehr viele Nachrichten geschickt. Er schrieb mir morgens vor der Schule, stellte sich dabei oft ans Fenster, um mir von nebenan zuzuwinken. Abends schrieben wir uns ebenfalls, manchmal nur ein oder zwei Nachrichten, manchmal aber auch stundenlang und hielten uns gegenseitig bis spät in die Nacht wach.

In der Schule sahen wir uns auch, und er scheute sich nicht, mit mir zu reden. Meine niedere soziale Stellung interessierte ihn anscheinend nicht. Doch da herrschte immer Trubel und es waren andere Leute dabei. Er war nett zu mir, und dank ihm war zur Schule zu gehen hundertmal erträglicher geworden, aber ich lebte für seine Textnachrichten.

Im Erdgeschoss krachte es, gefolgt von gedämpften, erhobenen Stimmen. Ich wollte gar nicht wissen, was meine Mutter und ihr Freund Paul dort unten trieben. Womöglich hatte einer von ihnen ganz banal etwas fallen gelassen. Normale Menschen ließen hin und wieder etwas fallen, nicht wahr? Oder vielleicht waren sie auch sturzbetrunken und taumelten wie Vollidioten durchs Haus.

Mein Handy vibrierte wieder, als Liams nächste Nachricht einging, doch ich lief zur Tür, legte mich auf den Bauch und schnüffelte durch den Türspalt. Es roch leicht nach Zigarettenrauch, wie immer. Aber kein widerlich-süßer Grasgeruch. Mist.

Hätten sie gekifft, wären sie entspannt gewesen – vielleicht sogar fröhlich. Betrunken bedeutete rührselig und höchstwahrscheinlich auch wütend. Wenn sie tranken, stritten sie sich immer. Aber sie konnten genauso gut eine Mischung aus billigem Bier und irgendetwas anderem, das sie in die Finger bekommen hatten, intus haben. Sie bemühten sich halbherzig, ihre Drogen vor mir zu verstecken, aber ich war nicht blöd. Und wenn sie irgendwelche Sachen miteinander mischten, war es immer am schlimmsten. Ich wusste nie, was dabei herauskommen würde. Zornig oder halb weggetreten? Fröhlich oder manisch? In der vergangenen Woche hatte meine Mutter im Rausch – keine Ahnung, was sie genommen hatte – alle Wände im Erdgeschoss pfirsichfarben gestrichen.

Es sah potthässlich aus, doch sie war der Ansicht, noch nie eine bessere Idee gehabt zu haben.

Ich stand auf, wischte meine Jeans ab und nahm mein Handy.

Liam: Kannst du was unternehmen?

Ich biss mir auf die Lippen und starrte das Handy an. Konnte ich? Manchmal war es einfach, sich raus zu schleichen. Wenn Mom und Paul high genug waren, bemerkten sie mich gar nicht. Mom konnte allerdings auch sauer werden, und wenn das der Fall war, wurde sie gemein. Das Risiko bestand immer.

Aber wenn Liam sich mit mir treffen wollte, war es mir das wert.

Ich: Ich versuche es mal. Wir treffen uns draußen.

Ich ließ Liam nie zu mir kommen, sondern überlegte mir immer einen Vorwand, um ihn draußen zu treffen. Selbst am Abend des Balls. Olivia hatte mich eingeladen, rüberzukommen und mich mit ihr gemeinsam fertig zu machen, und ich hatte die Gelegenheit sofort beim Schopf gepackt. Ich wollte nicht, dass Liam mitbekam, wie ich lebte – wollte nicht, dass er erfuhr, wo ich wirklich herkam.

Ich schnappte mir meine Jacke und schlich mich nach unten. Der Gestank von kaltem Zigarettenrauch und Moder lag in der Luft. Wir lebten in einer netten Gegend mit hübschen Häusern. Auch unser Haus war bei unserem Einzug gepflegt gewesen. Doch inzwischen nicht mehr – zumindest nicht im Inneren.

Die Treppe führte direkt hinunter ins Wohnzimmer, und von dort aus war es nicht mehr weit bis zur Haustür. Ich musste es nur schaffen, sie unbemerkt zu erreichen.

Im Wohnzimmer war nichts von den beiden zu sehen, bloß die üblichen Müllberge. Aschenbecher. Leere Bier- und Softdrinkdosen. Essensverpackungen. Hin und wieder sorgte ich für Ordnung, aber das letzte Mal war schon ein Weilchen her.

Aus der Küche im hinteren Teil des Hauses drangen Stimmen an mein Ohr. Von meinem Standpunkt am Fuß der Treppe konnte ich sie nicht sehen. Dafür hatte man von der Küche perfekt die Haustür im Blick.

Ich holte tief Luft. Ich musste es einfach riskieren.

Vorsichtig, um auf nichts zu treten, was Lärm verursachen könnte, schlich ich auf Zehenspitzen zur Tür. Man hätte denken können, dass meine permanent weggetretene Mutter das Knistern einer Süßigkeitenverpackung überhaupt nicht mitbekommen hätte, doch sie hatte die verblüffende Fähigkeit, immer zu hören, wenn ich mich im Haus bewegte.

»Nein!« Beim Klang der Stimme meiner Mutter verkrampfte sich mein Rücken schmerzhaft.

»Komm schon, Babe«, bat Paul. Er sprach undeutlich. »Gehen wir nach oben.«

Kichern. Stöhnen.

O Gott. Entweder spurtete ich jetzt auf der Stelle zur Haustür, oder aber ich zog mich schleunigst wieder nach oben zurück und setzte Kopfhörer auf. Zu hören, wie meine Mutter und ihr Freund besoffen Sex hatten, gehörte zu den grässlichsten Augenblicken in meinem Leben. Und es passierte viel öfter, als ich es zugeben wollte.

Also kam nur die Haustür infrage. Ich eilte zu ihr hin und schickte mich an, sie zu öffnen.

»Brooke!«

Wieder Moms Stimme. Ich erstarrte mit der Hand am Türknauf.

»Wo zum Teufel willst du hin?«, verlangte sie zu wissen.

»Nach draußen.«

»Vergiss es«, entgegnete sie. »Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«

»Ja.«

»Du kannst nicht einfach so weggehen.« Sie taumelte auf mich zu. »Ich bin deine Mutter, Brooke.«

Ich verstand nicht, weshalb sie das Bedürfnis verspürte, mich derart oft daran zu erinnern, wer sie war. Schon mein ganzes Leben lang bekam ich es zu hören – Ich bin deine Mutter. Sie warf mit dem Wort um sich, als wäre es ein Titel, als wäre Mutter gleichbedeutend mit Königin. Zumindest, wenn sie nüchtern genug war, um meine Anwesenheit zu registrieren.

»Ich weiß, Mom«, sagte ich und bemühte mich, demütig zu klingen. Ich merkte, dass sie schwankte zwischen mich loswerden zu wollen und mir eine Strafe dafür aufzubrummen, dass ich ohne ihre Erlaubnis die Haustür hatte öffnen wollen.

Paul hielt sich im Hintergrund, die Augen halb geschlossen, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. Ich schätzte, ich konnte von Glück sagen, dass er mich in Ruhe ließ – das galt übrigens für alle Lebensgefährten meiner Mutter. Keine Ahnung, ob sie dafür Sorge trug oder ob sie sich irgendwie immer Typen aussuchte, die kein Interesse an ihrer minderjährigen Tochter hatten. Sie war bereits mit einigen miesen Kerlen zusammen gewesen. Es hätte also deutlich schlimmer kommen können.

Doch es hatte auch keiner von ihnen jemals versucht, sie aufzuhalten, wenn sie mir gegenüber handgreiflich wurde.

»Wo willst du hin?«, fragte sie noch einmal.

»Nur nach draußen, Mom«, antwortete ich. »Vielleicht mache ich einen kurzen Spaziergang.«

»Was? Es wird schon dunkel. Mit wem triffst du dich?«

Scheiße. Ich wollte ihr nichts von Liam erzählen. Wenn sie zu der Auffassung gelangte, dass etwas zwischen uns lief, würde sie mir verbieten, ihn zu sehen, egal, wie oft ich ihr auch versichern würde, dass wir nur gute Freunde wären. Seitdem er mit mir auf den Ball gegangen war, hatte sie ein wachsames Auge auf mich, als würde sie jeden Moment damit rechnen, dass ich verkündete, ein Kind zu erwarten.

Sie war versessen darauf, sicherzustellen, dass ich mich nicht schwängern ließ, als wäre es der wichtigste Maßstab für ihren elterlichen Erfolg, mich vor Erreichen des Erwachsenenalters nicht fortzupflanzen. Seit meinem elften Geburtstag warnte sie mich bereits vor den Gefahren, die von den Jungs ausgingen. Seltsam, das ausgerechnet aus dem Mund einer Frau zu hören, die eigentlich ständig irgendwelche Männer bei sich wohnen hatte. Trennte sie sich von einem, verliebte sie sich binnen weniger Tage erneut bis über beide Ohren und schleppte einen weiteren Volltrottel an.

Sie war mit sechzehn mit mir schwanger geworden und hatte mir oft erzählt, inwiefern dadurch ihr Leben ruiniert worden war. Vielleicht war ihre Strenge in Bezug auf Jungs ein Zeichen dafür, dass ich ihr etwas bedeutete. Andererseits stärkte es nicht gerade mein Selbstbewusstsein, zu hören zu bekommen, dass ich ein Fehler gewesen war.

Doch wenn ich sie anlügen und sie mich anschließend mit Liam erwischen würde, konnte es noch viel schlimmer werden. Ich drehte mich zu ihr um, damit ich ihre Augen sehen konnte. Sie waren glasig und blutunterlaufen, aber da ihr Blick klar war, schien sie nicht völlig besoffen zu sein. Desiree Summerlin war nie ganz nüchtern – in der Vergangenheit hatte es Zeiten gegeben, in denen sie keine Drogen genommen hatte, doch die waren nie von langer Dauer gewesen. Wenn man von einer Drogensüchtigen großgezogen wurde, lernte man, die verschiedenen Rauschzustandsgrade zu unterscheiden. Wenn sie kurz vor der Besinnungslosigkeit war, konnte ich so ziemlich alles sagen, ohne dass sie sich hinterher daran erinnerte. Im Moment war ihr Blick allerdings zu wach, und in diesem Zustand würde sie es merken, wenn ich log.

»Liam«, sagte ich. »Aber, Mom, wir sind nur gute Freunde. Wir machen nichts Verbotenes.«

Bevor ich begriff, was los war, traf ihre Hand schon mein Gesicht. Die Ohrfeige schmerzte zwar ein wenig, doch Mom war zu wacklig, um richtig fest zuzuschlagen. Ich bewegte mich mit dem Schlag, duckte mich seitlich weg und hielt die Arme schützend über den Kopf, für den Fall, dass sie noch nicht fertig war.

»Sei nicht so frech«, schimpfte sie. »Weißt du nicht, dass ich nur dein Bestes will? Ich bin deine Mutter. Ich lasse nicht zu, dass aus dir eine Schlampe wird, die für jeden Jungen, der sie anlächelt, die Beine breitmacht.«

»Das bin ich doch auch nicht, Mom«, sagte ich und behielt die Arme weiterhin über dem Kopf. »Ich bin noch immer Jungfrau.«

»Lügnerin«, fauchte sie, spuckte das Wort förmlich aus.

»Ehrlich, Mom«, beharrte ich. »Ich schwöre es dir.«

Schritte bewegten sich die Treppe hinauf. Vermutlich hatte Paul langsam genug davon, zuzusehen, wie seine Freundin ihre Tochter verdrosch.

»Warte mal, wo willst du denn jetzt hin?«, fragte Mom.

»Nach oben«, antwortete Paul. »Komm schon, Desiree.«

»Pass bloß auf«, warnte mich Mom. »Wenn du dir nun dein Leben versaust, werde ich dir nicht helfen. Dann sitzt du allein auf der Straße, hast du mich verstanden?«

Am liebsten hätte ich gefragt: Versprochen? Aber ich hielt den Mund.

Sie ging nach oben, stolperte die ersten Stufen hinauf. Ich wartete, bis sie außer Sicht war, ehe ich, so leise, wie ich konnte, aus der Tür schlüpfte.

Frische Luft. Der Wind in meinem Gesicht. Die Abendluft schien eine reinigende Wirkung zu besitzen, als könne sie etwas von dem Schmutz abwaschen, in dem ich lebte. Meine Wange brannte und meine Haut fühlte sich heiß an, aber es würde vermutlich kein Bluterguss zurückbleiben. Wenigstens kam ich für ein Weilchen aus dem Haus.

Ich lief rasch die Auffahrt hinauf und um die Ecke. Liam lehnte ein Stück weiter an einem Zaunpfosten.

»Da bist du ja, Bee«, begrüßte er mich. »Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt.«

»Nein, ich … musste mich bloß mit meiner Mutter auseinandersetzen.«

Er grinste schief. »Ist nicht weiter wild. Ich habe eine Idee. Gehen wir.«

Er nahm meine Hand, und als ich spürte, wie er seine Finger zwischen meine schob, schlug mein Herz höher. Wir liefen zu seinem Haus und über die Einfahrt zu seinem Pick‑up. Als er mir die Beifahrertür öffnete, warf ich einen schnellen Blick in Richtung der beleuchteten Fenster im Obergeschoss unseres Hauses. Wenn ich dabei erwischt wurde, wie ich mit ihm wegfuhr, würde ich Ärger bekommen.

Egal. Ich musste einfach hoffen, dass mich niemand sah.

Wir fuhren durch die Stadt und legten einen Zwischenstopp bei einem Schnellrestaurant ein, um uns Cheeseburger und Pommes zum Mitnehmen zu holen. Dann fuhr Liam eine lange, zweispurige Straße entlang, die sich durch die Wüstenhügel schlängelte.

»Wo bringst du mich hin?«, fragte ich. »Ich habe den Eindruck, dass wir entweder zu einer geheimen Partylocation unterwegs sind oder dass du mich ermorden und meine Leiche verstecken willst.«

Er lachte. »Weder noch. Es gibt hier draußen eine coole Stelle, die ich dir zeigen möchte. Ohne Partys oder Morde.«

Liam bog von der Straße ab. Der Truck wirbelte Staub auf. Der Hügel vor uns stieg steil an, bevor er sich oben abflachte. Dort hielt er an und parkte den Wagen auf einer offenen Fläche.

»Komm.« Er stieg aus und nahm die Tüte mit Essen mit.

Ich folgte ihm zum Heck des Trucks. Wir kletterten beide auf die Pritsche, setzten uns und lehnten uns an die Radkästen. Er griff in die Tüte und gab mir einen Cheeseburger.

»Danke.«

»Keine Ursache«, erwiderte er. »Hast du schon mal nach oben gesehen?«

Ich hob das Gesicht zum Himmel und keuchte. Außerhalb der Stadt, abseits der hellen Lichter, war der Himmel eine endlose schwarze, mit Sternen gesprenkelte Fläche. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viele Sterne gesehen.

»Wow«, sagte ich. »Das ist wunderschön.«

»Ja«, stimmte er mir zu. »Es klingt vielleicht albern, aber ich komme gern nachts her. Es ist so still, und die Aussicht ist unübertroffen.«

»Es ist phantastisch.« Ich wickelte meinen Burger aus. »Und, bringst du all deine Freundinnen hierher?«

»I wo«, entgegnete er. »Ich habe noch nie jemanden hierher mitgenommen.«

Ich sah ihm in die Augen. »Wirklich nicht?«

»Wirklich nicht«, antwortete er. »Hör mal, ich weiß, dass mich nur, weil ich trainiere, alle mit den Sportskanonen in einen Topf werfen. Und, ja, einigen von diesen Jungs geht es nur darum, jede zu vögeln, die sie kriegen können. Aber, na ja, das ist einfach nicht mein Ding.«

»Das habe ich auch nicht gedacht«, versicherte ich ihm. »Du scheinst nicht so zu sein wie diese anderen Jungs.«

»Nicht wirklich«, sagte er. »Ich bin mit vielen von ihnen befreundet, und sie sind okay. Aber ich interessiere mich einfach für andere Dinge.«

»Für was zum Beispiel?«

Er zuckte mit den Schultern. »Bücher. Ich lese gern, und die anderen finden das merkwürdig. Und ich möchte reisen. Es gibt auf der Welt so viele tolle Orte, aber ich soll mich damit zufriedengeben, Körbe zu werfen und Pizza zu essen?«

»Da hast du recht«, sagte ich lachend. »Darf ich dich etwas fragen?«

»Klar.« Er biss von seinem Burger ab.

»Warum hast du mich auf den Ball eingeladen?«

Er kaute erst zu Ende, ehe er antwortete. »Du bist mir aufgefallen, als du eingezogen bist, und ich habe dich in der Schule gesehen. Ich fand dich faszinierend. Ich hatte dich schon vorher ansprechen wollen, aber ich hatte nie den Mut dazu gefunden.«

Ich lachte. »Weshalb brauchtest du Mut, um mit mir zu sprechen?«

»Na ja, du wirkst eher unnahbar. Du bist so still, und du scheinst mit niemandem zu reden.«

»So bin ich nicht mit Absicht.«

»Ja, das weiß ich jetzt«, sagte er. »Ich hätte dich schon viel früher um eine Verabredung bitten sollen.«

Meine Wangen wurden ganz warm, und ich war froh über die Dunkelheit der Nacht. »Und warum ausgerechnet der Ball?«

»Ich hatte das nicht geplant oder so. Ich habe mitbekommen, wie fies Karina zu dir war, und war deswegen stinksauer«, erwiderte er. »Ich habe dich immer morgens gesehen, wie du aus dem Haus gekommen bist, oder ab und zu in der Schule auf den Gängen, und du hattest etwas an dir. Ich war neugierig. Und ich dachte mir, dass das meine große Chance ist. Wenn ich dir im gleichen Zug auch noch Karina vom Hals schaffen konnte – umso besser.«

»Nochmals danke dafür.«

»Keine Ursache. Außerdem sind solche Mädchen wie Karina alle gleich«, sagte er. »Letztes Jahr war ich eine Weile mit Christy Robertson zusammen. Was ich anfangs echt toll fand. Die anderen Jungs waren beeindruckt, dass ich sie mir geangelt hatte. Aber sie war langweilig. Wir hatten überhaupt nichts gemeinsam – nichts, worüber wir reden konnten. Ich wollte nicht noch einmal mit so jemandem zusammen sein, aber es kam mir vor, als wären alle Mädchen unserer Schule genauso wie sie. Bis du aufgetaucht bist.«

»Ich bin immer die, die anders ist.«

»Das ist etwas Gutes«, versicherte er mir.

»Kann sein. Aber es verkompliziert auch alles. Ich bin so ein Klischee – das seltsame, ruhige Mädchen, das mit niemandem redet, sondern nur andauernd in ihrem Notizheft herumkritzelt.«

»Aber du machst das gut«, sagte er mit einem Anflug von Belustigung in der Stimme. »Wirklich, du hast es richtig drauf. Blaue und pinkfarbene Strähnchen im Haar. Zerrissene Jeans. Vielleicht solltest du dazu noch schwarzen Lippenstift benutzen. Um den Look zu vervollständigen.«

Ich musste lachen. »Lieber nicht. Die Farbe steht mir nicht besonders.«

»Was kritzelst du da eigentlich ständig in diese Notizhefte?«, wollte er wissen.

»Na ja, eine Menge unterschiedliche Sachen«, sagte ich. »Manchmal einfach bloß Gedanken. Oder Gedichte. Dinge, die ich gern laut sagen würde, es aber nicht kann.«

»Würdest du mir etwas davon vorlesen?«

»Oh, ich …« Ich biss mir auf die Lippen. »Ich weiß nicht recht.«

»Na los«, beharrte er. »Ich habe dir mein geheimes Plätzchen gezeigt. Ich habe dir sogar gestanden, dass ich hierherkomme, um mir die Sterne anzusehen. Kannst du dir vorstellen, wie mich die anderen fertigmachen würden, wenn sich das herumspräche?«

Ich musste wieder lachen und wunderte mich, wie leicht es mir fiel, in seiner Gesellschaft zu lachen und zu lächeln. Noch nie hatte ich mich bei einem anderen Menschen so wohlgefühlt. »Okay, na schön.«

Ich sprang vom Truck und holte meine Tasche aus der Fahrerkabine. Als ich wieder auf die Pritsche kletterte, kribbelte mein Magen vor Aufregung.

»Ich habe diese Sachen eigentlich noch nie jemandem vorgelesen.« Dann zog ich mein Tagebuch heraus – bei dem es sich einfach nur um ein billiges, spiralgebundenes Notizheft handelte, das klein genug war, dass es in meine Tasche passte – und blätterte es durch, auf der Suche nach einer Stelle, die ich laut vorlesen könnte, ohne mich dabei in Grund und Boden zu schämen.

»Sei ehrlich: Da drin gibt es unzählige Seiten, auf denen mein Name steht, umgeben von rosa Herzchen«, sagte er.

»Das hättest du wohl gern«, entgegnete ich.

Er grinste.

»Okay. Das hier ist bloß … kein richtiges Gedicht, aber etwas Ähnliches. Vielleicht könnte eines daraus werden, keine Ahnung.« Tief Luft holen. »Die Luft brennt in meinen Augen, macht sie trocken und rau. Schmerzt, wenn sie über meine Zunge in meine Kehle schlüpft. Merken sie denn nichts? Aber nein. Sie sind zu betäubt. Weggetreten, die Haut schlaff und leblos. Die Augen leer. Sie fühlen nichts, während ich alles fühlen muss. Ich ertrinke in einem Meer aus Emotionen, die ich nicht kontrollieren und die niemand sonst sehen kann. Nach außen bin ich Glas. Glatt. Ruhig. Im Inneren bin ich ein Sturm.«

Ich zögerte einen Moment und hielt den Blick auf die Seite gerichtet, denn ich fürchtete mich vor dem, was ich sehen würde, wenn ich ihn ansah. Er rutschte ein wenig näher zu mir und legte die Hand auf mein Knie.

Ich hob das Kinn, und schon drängte er sich an mich, presste die Lippen auf meine. Meine Lider schlossen sich flatternd, während sich sein Mund sanft, so sanft bewegte. Schließlich legte er die Hände um mein Gesicht, und seine Zunge berührte meine Lippen. Mit wild hämmerndem Herzen kam ich ihm entgegen, berührte schüchtern seine Zungenspitze mit meiner. Funken rasten durch meinen Körper, und er zog mich an sich. Ich öffnete mich ihm, und unsere Zungen umschlangen sich in unseren warmen Mündern. Noch nie zuvor hatte ich etwas Vergleichbares empfunden.

Langsam lösten wir die Lippen voneinander und hielten inne, die Gesichter eng beieinander.

»Ich wollte dich schon lange küssen«, sagte Liam, dessen Hände noch immer an meinen Wangen lagen.

»Das war mein erster Kuss«, platzte ich heraus, bevor ich mich bremsen konnte. Oh nein, warum hatte ich das gesagt?

Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. »Ernsthaft?«

»Ja. Ich weiß, das ist ziemlich lahm.«

»Nein, es ist überhaupt nicht lahm«, widersprach er. »Das gehört zu den tollsten Dingen, die ich jemals gehört habe. Ich finde es großartig, dass ich der erste Junge bin, den du geküsst hast.«

Ehe ich etwas erwidern konnte, küsste er mich noch einmal. Innig und langsam. Es war berauschend, und das Gefühl, wie sein Mund sich mit meinem vereinte, verdrängte alles andere. All die Belastungen, Ängste und Sorgen, die ich in mir trug, lösten sich in diesem Augenblick in nichts auf.

Es gab nur noch uns, wie wir uns unter den Sternen küssten.

Kapitel 4

Sebastian

Februar. Achtzehn Jahre alt.

Wenn ich noch länger im Krankenhaus bleiben müsste, würde ich durchdrehen.

Seit meinem Zusammenbruch bei der Staatsmeisterschaft war eine Woche vergangen. Die Ärzte wussten immer noch nicht, was mit mir passiert war – oder zumindest nicht, weshalb es passiert war. Ich hatte ein Kammerflimmern erlitten, was ein hochtrabender Begriff dafür war, dass mein Herz aufgehört hatte, richtig zu funktionieren. Irgendeine Störung der elektrischen Impulse, wodurch meine Herzkammern sich nicht mehr zusammengezogen hatten, um Blut zu pumpen, sondern nur noch – vollkommen wirkungslos – gezuckt hatten. In dem Augenblick, als ich auf der Matte gelandet war, hatte ich nicht mehr geatmet, und mein Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Später hatte ich erfahren, dass der Coach sofort herbeigeeilt war und mit der Wiederbelebung begonnen hatte. In der Arena war ein automatischer Defibrillator vorhanden gewesen, den zu meinem Glück auch jemand gefunden hatte. Dort auf der Matte, wo ich gerade das wichtigste Match meines Lebens gewonnen hatte, vor fünfzehntausend Ringsportfans, meinen Eltern und meiner Freundin, war mein Herz mittels eines Elektroschocks wieder in Gang gesetzt worden.

Zumindest so weit, dass ich nicht gestorben war.

Danach war ich mit dem Rettungshubschrauber ins Universitätskrankenhaus der U of I, der University of Iowa, gebracht worden, wo ich die Nacht auf der Intensivstation verbracht hatte. Von alledem wusste ich nichts mehr. Ich erinnerte mich bloß noch daran, dass ich gewonnen hatte, dann an den Schmerz und schließlich, wie ich in einem Krankenhausbett aufgewacht war und keine Ahnung gehabt hatte, was zum Teufel geschehen war.

Sie hatten gefühlt unendlich viele Tests mit mir gemacht. Blutuntersuchungen. Röntgenbilder der Brust. EKGs. Ultraschalluntersuchungen. Doch nach wie vor konnte sich niemand erklären, weshalb mein Herz plötzlich aufgehört hatte zu schlagen.

Ich war achtzehn und körperlich in Topform. Der beste Ringer in Iowa, einem Staat, in dem Ringen das Größte war. Ich ernährte mich gesund. Hatte nie Drogen genommen und trank kaum Alkohol. Ich war nicht mal dehydriert gewesen. Nach dem Wiegen hatte ich ausreichend getrunken gehabt. Aber aus irgendeinem Grund war mein Herz durchgedreht und ich um ein Haar gestorben.

Meine Eltern kamen jeden Tag. Da unser Heimatort Waverly fast zwei Stunden entfernt lag, übernachteten sie in einem nahe gelegenen Hotel. In den ersten Tagen war ich dankbar gewesen, sie bei mir zu haben. Im Krankenhaus aufzuwachen und zu erfahren, dass mein Herz stehen geblieben war, war beängstigend gewesen.

Doch während die Tage verstrichen waren – und wir noch immer keine eindeutigen Antworten bekommen hatten –, hatte ich die Anwesenheit meiner Eltern zusehends eher anstrengend als tröstlich empfunden. Ich wusste, dass sie es gut meinten, und ich konnte ihnen nicht verdenken, dass sie sich Sorgen machten. Ich war ihr Sohn. Aber die Sorgenfalten, die sich in die Stirn meiner Mutter gruben, schienen von Tag zu Tag tiefer zu werden, und mein Dad lief permanent nervös im Zimmer auf und ab. Inzwischen gingen sie mir total auf die Nerven.

Jedes Zwicken und Zwacken in meiner Brust alarmierte mich, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, um sie nicht noch mehr zu beunruhigen. Aber ich wusste einfach nicht, ob mein Herz noch einmal stehen bleiben würde. Bis die Ärzte uns sagen konnten, weshalb es passiert war, rechnete ich insgeheim damit, eines Abends einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen.

Für den heutigen Tag war eine weitere Untersuchung angesetzt – ein Eingriff, der uns, nach Ansicht der Ärzte, die eindeutigen Antworten liefern sollte, die wir brauchten. Zu wissen, dass ich ein Kammerflimmern erlitten hatte, genügte nicht. Wir mussten wissen, warum.

Und das bedeutete offensichtlich, dass die Ärzte ein Stückchen von meinem Herzmuskel abschnippeln würden.

Sie bezeichneten es als Myokardbiopsie. Sie würden ein winziges Loch in meinen Hals schneiden und einen Katheter durch ein Blutgefäß bis zu meinem Herzen führen. Das klang absolut grauenvoll, aber wenn es nötig war, um herauszufinden, was mit mir nicht stimmte, würde ich es schon irgendwie aushalten.

»Wie geht’s dir, Seb?«, erkundigte sich Dad. Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen bei der Tür.

»Ganz gut.« Ich sah zu Mom. Sie saß auf einem Stuhl beim Kopfende meines Bettes. Ich fand es furchtbar, sie so bedrückt zu sehen. Doch sie hatte miterlebt, wie ihr Sohn zusammengebrochen war. Wie sein Herz versagt hatte. Das konnte eine Mutter nicht einfach so wegstecken.

»Es geht mir gut«, sagte ich. »Mom, sieh mich an. Ich bringe das hinter mich, und dann werden sie uns schon sehr bald sagen können, dass alles in Ordnung ist und wir aufhören können, uns Sorgen zu machen.«

Sie hob den Kopf, und ich konnte ihr ansehen, dass sie mir gern geglaubt hätte. Aber sie tat es nicht.

»Hast du sicher keine Schmerzen?«, fragte sie.

»Nö«, antwortete ich. »Alles bestens.«

Dr. Senter, eine Kardiologin, kam ins Zimmer und erläuterte uns noch einmal den Eingriff. Während sie sprach, nickte ich eifrig, obwohl ich eigentlich bereits wusste, was auf mich zukam. Meine Eltern stellten noch einige Fragen, und ehe ich’s mich versah, wurde ich schon durch den Flur in einen Eingriffsraum geschoben.

Grelle Lichter leuchteten über mir, und eine Menge medizinische Gerätschaften standen herum – etwas, das aussah wie eine Kamera, und eine ganze Reihe Bildschirme.

»Hi, Sebastian«, begrüßte mich eine Ärztin mit einem beruhigenden Lächeln. Sie senkte das Bett ab, bis ich flach auf dem Rücken lag. »Ich werde dir ein leichtes Beruhigungsmittel geben, damit du dich besser entspannen kannst, aber ich werde dich nicht unter Vollnarkose setzen.«

»Bitte nicht zu viel«, sagte ich. »Ich mag es nicht, wie ich mich von dem Zeug fühle.«

Sie sah mich mit erhobenen Augenbrauen an. »Du bist ziemlich groß. Und es ist wichtig, dass du stillhältst. Das könnte jetzt etwas brennen.«

Das Beruhigungsmittel floss durch den intravenösen Zugang, und gleich darauf breitete sich ein leichtes Brennen in meiner Hand aus. Um ruhig zu bleiben, konzentrierte ich mich auf einen Punkt an der Decke und atmete tief ein und aus. Binnen weniger Sekunden tat das Medikament seine Wirkung. Meine Glieder fühlten sich plötzlich zu schwer an, um sie zu bewegen, und mir wurde ein wenig schwindelig. Ich blickte träge blinzelnd zur Decke auf, konzentrierte mich weiter auf dieselbe Stelle.

Um mich herum wurde es geschäftig. Ich nahm undeutlich wahr, dass die Ärztin etwas sagte und die Gerätschaften vorbereitet und eingestellt wurden. Als mein Hals örtlich betäubt wurde, piekste die Nadel ein wenig, aber ich war zu schläfrig, um mir darüber Gedanken zu machen.

»Okay, Sebastian, wir werden jetzt beginnen«, verkündete jemand. »Bleib so still liegen, wie du kannst.«

Obwohl mein Hals örtlich betäubt war, tat es weh. Sehr weh. Ich atmete ein und aus, zwang mich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich würde nicht an den Einschnitt an meinem Hals denken, oder an den Katheter, der durch mein Blutgefäß geschoben wurde. Ich würde nicht an die kleine Vorrichtung denken, die gleich eine Gewebeprobe von meinem Herzen einsammeln würde.

Ich starrte an die Decke, versuchte, alles um mich herum auszublenden. Konzentrierte mich. Atmete einfach nur ein und aus. Richtete meine Augen fest auf diesen einen Punkt.

Es ging nicht gerade schnell. Ich war es gewohnt, mental herausgefordert zu werden – das gehörte zum Ringen dazu. Doch dieser Eingriff forderte mich auf eine Art, mit der ich nicht gerechnet hatte. Sie arbeiteten, bewegten irgendwelche Dinge, redeten, betrachteten die Bildschirme, justierten, setzten neu an. Es dauerte fast eine Stunde, bis sie endlich fertig waren und eine Schwester eine Kompresse an meinen Hals drückte, um die Blutung zu stillen.

Trotz des Beruhigungsmittels war mein ganzer Körper verkrampft, meine Muskeln starr. Mein Kopf war benebelt, was es mir erschwerte, meine üblichen Tricks anzuwenden, um ruhig zu bleiben.

Als ich in mein Zimmer zurückgebracht wurde, erhoben sich meine Eltern, als hätten sie befürchtet, dass ich nicht wiederkommen würde.

»Er wird noch ein Weilchen müde sein«, erklärte jemand. »Sie sollten ihn sich ausruhen lassen.«

Ich nahm undeutlich wahr, dass meine Eltern sich von mir verabschiedeten. Dass meine Mutter sich über mich beugte, um mich auf die Stirn zu küssen. Dass mein Vater etwas sagte, von dem ich wusste, dass ich mich später nicht mehr daran erinnern können würde. Dann dämmerte ich langsam weg.

Als ich aufwachte, war mein Zimmer leer und mein Hals schmerzte stark. Ich meinte, genau zu spüren, welchen Weg der Katheter von dem Einschnitt an meinem Hals bis in meine Brusthöhle genommen hatte. Stöhnend versuchte ich, mich bequem hinzulegen, aber es funktionierte nicht.

Eine Schwester kam kurz herein, um nach mir zu sehen, und als sie wieder ging, spähte hinter dem Bettvorhang ein vertrautes Gesicht hervor.

»Charlie?«, fragte ich.

»Hey, McKinney«, sagte er.

Charlie Hall kam herein. Sein bulliger Körper sah in seinen normalen Klamotten – eine Schuljacke der Iowa City West Highschool und dazu ein T‑Shirt und verwaschene Jeans – vollkommen unscheinbar aus. Er trug die dunkelblonden Haare kurz geschnitten. Allerdings hatte ich schon gesehen, dass er sie außerhalb der Saison manchmal etwas wachsen ließ.

»Was machst du denn hier?«, fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«

»Danke«, sagte ich. »Eigentlich weiß ich es nicht genau. Wir warten noch auf einige Untersuchungsergebnisse. Willst du dich setzen?«

»Klar«, antwortete er und nahm auf einem der Stühle Platz, die neben dem Bett standen. »Sie haben eine E‑Mail an alle Familien rausgeschickt, die bei der Staatsmeisterschaft dabei gewesen sind. Allerdings stand da nicht viel drin, nur, dass du irgendwelche Probleme mit dem Herz gehabt hättest und jetzt zur Behandlung oder so hier wärst.«

»Bisher hat kaum eine Behandlung stattgefunden.« Ich hob die Hand mit dem Zugang. »Ich bekomme einen Haufen Drogen. Aber sie wissen erst, was sie unternehmen können, wenn sie herausgefunden haben, wodurch das Ganze ausgelöst wurde.«

»Mann, das ist heftig«, sagte er. »Hör mal, du hast einen tollen Kampf abgeliefert. Du hattest diesen Sieg verdient. Das alles tut mir leid.«

»Danke.«

»Wie lange musst du noch hierbleiben?«, wollte er wissen.

»Ich weiß es nicht«, entgegnete ich. »Das hängt wahrscheinlich davon ab, was sie finden.«

»Hättest du etwas dagegen, mir deine Nummer zu geben?« Er zog sein Handy hervor. »Nur, na ja, damit wir in Kontakt bleiben können. Dann kannst du mich auf dem Laufenden halten.«

»Klar.« Ich gab Charlie meine Nummer.