Hochzeit mit Nebenwirkungen - Jennifer Snow - E-Book

Hochzeit mit Nebenwirkungen E-Book

Jennifer Snow

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Beschreibung

Das wird die Hollywoodhochzeit des Jahres! Seit sie selbst vor dem Altar stehengelassen wurde, braucht Hochzeitsplanerin Kate dringend einen beruflichen Erfolg. Wenn da nur nicht der Bruder des Bräutigams wäre. Scott Dillon ist umwerfend attraktiv - und wild entschlossen, die Trauung zu verhindern …

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Seitenzahl: 179

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IMPRESSUM

Hochzeit mit Nebenwirkungen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Jennifer Snow Originaltitel: „Tempting Kate“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY EXTRA HOT & SEXYBand 82 - 2018 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Victoria Werner

Umschlagsmotive: "GettyImages_pvstory"

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733728625

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„In zwanzig Sekunden sind wir auf Sendung.“

Zwanzig Sekunden.

Kate Hartley ließ den Blick über die Kulissen von Today’s Woman gleiten, entdeckte aber keinen Fluchtweg.

Claire Jamison, die Gastgeberin der Talkshow, rückte das Mikrophon am Kragen ihrer hellblauen Bluse zurecht. „Bereit?“, fragte sie, während sie sich das lange rote Haar über die Schulter warf.

Kate zwang sich zu einem zuversichtlichen Lächeln. „Natürlich.“ Sie setzte sich gerader hin und fuhr sich mit den Handflächen über den engen, hellbraunen Rock.

Der Produktionsleiter zählte die Sekunden herunter.

Endlich kam das Signal, dass sie auf Sendung waren. „Willkommen zurück“, sagte Claire. „Vor der Pause haben wir Lario mit seinem Hit When We Were Us gehört. Wir werden ihn gegen Ende unserer heutigen Sendung noch einmal erleben. Nun freuen wir uns, Ihnen unseren nächsten Gast vorstellen zu können – Hollywoods Star-Hochzeitsplanerin Kate Hartley von der Agentur Belle Affairs.“ Claire drehte sich mit einem Lächeln zu Kate herum. „Es freut mich, dass Sie Zeit für uns hatten.“

„Vielen Dank für die Einladung.“ Kate war erleichtert, dass ihre Stimme nichts von den Beklemmungen verriet, die sie zu ersticken drohten.

„Als hätten Sie noch nicht genug mit der Organisation der glamourösesten Hochzeiten Hollywoods zu tun, haben Sie jetzt auch noch ein Buch veröffentlicht.“ Claire hielt das Buch, das vor einer Woche erschienen war, in die Kamera. „Wie Sie ihn vor den Altar bekommen – ein Super-Titel und, wie ich glaube, eine Frage, die viele Frauen beschäftigt. Erzählen Sie uns davon.“

„Unsere Agentur plant Hochzeiten, und das Buch ist eigentlich eine Ergänzung dazu – eine Art Aufwärmübung für kalte Füße.“ Tief durchatmen! Lächeln! „Ob Sie es glauben oder nicht; Männer möchten genauso gern heiraten wie Frauen, sie brauchen nur gelegentlich einen zusätzlichen kleinen Schubs, der sie zum Altar bringt.“

Als ob sie das nicht selbst erlebt hätte!

Kate verdrängte den Gedanken, als sie spürte, wie ihr Lächeln gefror.

Claire nutzte die Gelegenheit, das Thema anzuschneiden, mit dem es Kates Medienberaterin überhaupt erst gelungen war, ihr eine Einladung zur Sendung zu verschaffen: „Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn niemand da ist, der dem Mann zum richtigen Zeitpunkt diesen bewussten Schubs verpasst, nicht wahr?“ Ton und Lächeln signalisierten Mitgefühl, während der Blick die gnadenlose Jägerin nach Promi-Klatsch verriet.

Kate war vorbereitet. Sie nickte. „Das ist richtig. Im vergangenen Jahr ist meine eigene Hochzeit vor dem Traualtar geplatzt.“ Pause. Herzschmerz in den Zügen. Ein leichtes Ich-bin-darüber-hinweg-Lächeln. „Deswegen habe ich das Buch geschrieben: um meinen Leserinnen dieses Schicksal zu ersparen.“ Sie schickte einen stummen Dank an ihre Medienberaterin Alison Dunn. Hätte sie diese Reaktion nicht diverse Male mit ihr geprobt, wäre sie wahrscheinlich an den vielen Lügen erstickt.

„Wirklich bewundernswert, wie Sie Ihren Schmerz in etwas Positives verwandelt haben“, sagte Claire. „Sie waren in Maui. Familie und Freunde waren dabei. Der Tag der Hochzeit kam – und der Bräutigam verschwand. Was ist passiert?“

Wüsste sie es, wären die vergangenen zehn Monate vielleicht erträglicher gewesen. „Ich weiß es nicht …“ Kate sah aus den Augenwinkeln, wie Alison, die direkt neben dem rechten Kameramann stand, den Kopf schüttelte.

Mist! Halt dich an die einstudierten Antworten! „Ich bin sicher, ich hätte die Anzeichen der Gefahr erkannt, wenn ich darauf geachtet hätte.“

„Lassen Sie uns über diese Anzeichen reden“, bat Claire. „In dem Buch, das ich natürlich von vorn bis hinten verschlungen habe, …“

Diese Frau hatte sich doch gerade erst vor einer Stunde erklären lassen, worum es überhaupt ging!

„… in dem Buch gibt es mehrere Kapitel darüber, wie man die Signale erkennt, bevor es zu spät ist. Verraten Männer wirklich, dass sie potenzielle Kandidaten für eine Flucht vor dem Altar sind?“

Claire bezog sich auf die zusätzlichen Kapitel, die Kates Redakteurin nach der geplatzten Hochzeit angeregt hatte. Eine Hochzeitsplanerin garantierte die perfekte Hochzeit. Wenn ihre eigene Hochzeit zum Fiasko geriet, war ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt. Drei Jahre hatte sie an dem Buch gearbeitet. Eigentlich hatte es eine Hilfe bei der Planung einer Hochzeit sein sollen. Ein Selbsthilfeprogramm für nervöse Bräute war erst später daraus geworden.

„Die Signale werden natürlich unbewusst gesendet.“ Kate hatte sie bei ihrer Arbeit seit Jahren beobachtet, da aber keiner dieser Männer tatsächlich vor der Trauung verschwunden war, hatte sie sie als harmlos abgetan. Erst als Cooper sie vor dem Altar hatte sitzen lassen, war ihr klar geworden, dass mehr an der Sache dran war als sie zuvor angenommen hatte. „Es gibt viele Gründe dafür, dass ein Bräutigam kalte Füße bekommt. Zum Beispiel Unsicherheit, Angst vor einer Bindung oder schlechte Erfahrungen in der Junggesellenzeit. Ich glaube, dass das Buch die richtigen Tipps gibt, um diesen Gefahren zu begegnen. Und dann steht dem …“ Sie zögerte. „… Happy End nichts mehr im Wege.“

Claire überflog das Inhaltsverzeichnis. „Mein Lieblingskapitel ist das über Männerfreundschaften. Ich glaube, jede Frau stimmt mir zu, dass die größte Gefahr für eine Beziehung der ledige Freund des Mannes ist.“

„Das ist richtig. Männer geben es vielleicht nur ungern zu, aber Freundschaften bedeuten ihnen sehr viel. Wenn ein Mann die Gefahr sieht, einen Freund an eine Frau zu verlieren, kann es durchaus sein, dass er versucht, das Ganze zu hintertreiben und den Bräutigam zu verunsichern.“

„Stünde ich vor einer Hochzeit, dann wäre dieses Buch ein absolutes Muss für mich – denn was ist schon eine Hochzeit ohne Bräutigam?“ Claire lachte kokett.

Kates Gedanken schweiften ab zu der misslungenen Trauung am Strand von Maui. Sie hatte jedes Detail bedacht, um den Tag perfekt zu machen, bis auf eines …

Aber: Wie hätte sie verhindern sollen, dass ihr Bräutigam sie nicht mehr liebte?

„Kate?“

„Entschuldigen Sie, ja, natürlich. Ein Bräutigam gehört nun einmal zur Hochzeit dazu.“ Sie zwang sich zu einem Lachen. Sie hatte es im Laufe der Zeit perfektioniert, für den Fall, dass jemand nach ihrer geplatzten Hochzeit fragte – und das kam bei ihrem Beruf leider öfter vor, als ihr lieb war. Ihre Hoffnung, die Leute würden es vergessen, hatte sich bisher nicht erfüllt.

Das Schlimmste daran war jedoch, dass ihre Auftragslage sich seither drastisch verschlechtert hatte. Es gab sogar das Gerücht, sie bringe Pech. Seufz.

„Nochmals vielen Dank dafür, dass Sie heute bei uns waren, Kate.“

„Es war mir ein Vergnügen.“ Das Lächeln fiel ihr jetzt leicht, weil sie froh war, das Interview hinter sich gebracht zu haben. Publicity dieser Art war wichtig für den Verkauf des Buches und auch für die Zukunft ihrer Agentur. Sie musste sich wieder einen Namen machen, aber sie wusste nicht, wie oft sie eine solche Tortur ertragen konnte.

Zehn Monate waren vergangen seit jenem grauenvollen Tag von Maui. Sie hatte gelernt, es lässig abzutun, aber es hatte ihr das Herz gebrochen. Und ihr Geschäft geschädigt. Zwei Dinge, die sie Cooper Jennings niemals verzeihen würde.

Später am Nachmittag steckte Janet den Kopf zu Kates Büro herein. „Liz Sheffield ist da.“

Kate war sich nicht sicher, welches Gefühl überwog. Erleichterung darüber, dass die Frau zurückgekommen war, oder Horror vor einer problematischen Kundin. Noch nie hatte sie so viel Energie in einen Auftrag investiert. Offenbar hatte der Vorschlag, den sie der Frau gemailt hatte, ihr zugesagt.

Liz Sheffield war die Inhaberin von HighRes Media, einem Multimedia-Unternehmen aus Beverly Hills. Sie produzierte Film-Trailer für einige der größten Studios in Hollywood sowie Präsentationen für digitales Marketing und Websites für Firmen in ganz Kalifornien. Sie war bestens vernetzt und hatte einen großen Freundeskreis. Freunde, die sich glamouröse, teure Hochzeiten leisten konnten. Diese Mund-zu-Mund-Propaganda war genau das, was Kate brauchte, um den Ruf ihrer Agentur wiederherzustellen. „Okay, geben Sie mir drei Minuten, und dann schicken Sie sie herein“, bat sie ihre Assistentin.

Kate ließ die Flipflops in der untersten Schublade des Mahagoni-Schreibtisches verschwinden und streifte ihre Stilettos über. Sie war knapp einen Meter achtzig groß und brauchte die zusätzliche Höhe eigentlich nicht, aber in den Schuhen fühlte sie sich irgendwie selbstsicherer. In letzter Zeit brauchte ihr Ego jede Unterstützung, die es bekommen konnte. Sie knöpfte die graue Kostümjacke zu und fuhr sich kurz mit der Hand über das dunkle Haar, das ihr offen über die Schultern fiel.

Rasch nahm sie ein Exemplar ihres Buches aus dem Karton, den sie von ihrem Verlag bekommen hatte, und legte es gut sichtbar auf den Tisch. Dabei wischte sie rasch den Staub fort. Als das Geschäft im vergangenen Jahr eingebrochen war, hatte sie den wöchentlichen Reinigungsdienst abbestellt – eine notwendige Sparmaßnahme, die aber nicht verhindern konnte, dass sie jetzt drei Monatsmieten für dieses Luxusbüro in einem Hochhaus im Zentrum der Stadt im Rückstand war. Wenn nicht bald ein paar neue Aufträge hereinkamen, konnte sie die Agentur nicht mehr halten.

Die Vorstellung, wieder von zu Hause aus zu arbeiten, wie sie es zu Beginn ihrer Tätigkeit gemacht hatte, erschien ihr wie ein großer Schritt zurück. Ein Schritt, zu dem sie nicht bereit war.

Sie setzte sich wieder und tat so, als konzentriere sie sich auf den Bildschirm. Die Tür ging auf, und Janet bat Liz, einzutreten. Kate erhob sich sofort und ging um den Tisch herum, um sie zu begrüßen. „Liz, hi! Wie schön, Sie wiederzusehen.“

„Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich hatten.“ Die zierliche Blondine rückte ihre große Tasche über der Schulter zurecht – ein neues Modell von Prada aus der Frühjahrskollektion, das Kate vor einer Woche sehnsüchtig in einem Schaufenster bewundert hatte. „Janet sagte schon, dass Ihr Terminkalender in dieser Woche voll ist, aber ich musste Sie heute einfach sprechen.“

Janet war tatsächlich in dem Glauben, dass Kate so viel zu tun hatte wie immer. Sie wusste nicht, dass sich hinter den ‚Terminen außer Haus‘ oft einfach stressabbauende Schuhkäufe verbargen. Kate konnte es sich nicht leisten, Janets Vertrauen zu verlieren. Ihre Assistentin war perfekt im Umgang mit den Kunden, aber Tatsache war, dass Kates Terminkalender schon viel zu lange viel zu große Lücken aufwies. Und der Frühling – die Hochzeitssaison – war weitgehend gelaufen. Nun setzte sie alle Hoffnungen auf die Sheffield-Dillon-Hochzeit.

„Kein Problem. Es freut mich, dass Janet Sie noch unterbringen konnte.“ Sie deutete einladend auf den großen Ledersessel vor ihrem Schreibtisch, während sie betont unauffällig einen Blick auf die Uhr warf. „Ich habe noch ein paar Minuten vor dem nächsten Termin.“ Ein paar Minuten, ein paar Wochen, ein paar Monate – wer konnte es wissen? „Mein Vorschlag hat Ihnen gefallen?“

„Sehr.“

Gott sei Dank. Sie ließ sich ihren inneren Jubelschrei nicht anmerken, als sie mit einem professionellen Lächeln sagte: „Das freut mich. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, dass Ihr großer Tag in den Händen einer weniger engagierten Hochzeitsplanerin läge.“ Und sie konnte wirklich eine Menge Engagement aufbringen, denn die einzige andere Hochzeit, die im Moment ihre Aufmerksamkeit verlangte, war die ihres Bruders, aber die löste gemischte Gefühle in ihr aus. Sie freute sich für ihren bindungsscheuen Bruder Chase und seine Verlobte, aber sie durfte gar nicht darüber nachdenken, dass er und Hayley sich ausgerechnet bei ihrem Hochzeits-Fiasko kennen- und lieben gelernt hatten.

„Unsere Pläne haben sich allerdings etwas geändert …“, begann Liz.

So war es immer. Bräute wussten eigentlich nie so richtig, was sie wollten. „Okay, dann wollen wir doch mal sehen …“ Sie zog die Mappe unter einem Stapel anderer Mappen hervor, die nur mit Stoffmustern und Tortenfotos gefüllt waren.

„Wir möchten den Termin auf den nächsten Monat vorziehen.“

Oh Gott! „Wann im nächsten Monat?“

„Am letzten Wochenende im Mai, vor dem Memorial Day … Wir möchten in Big Bear heiraten.“

Wieso wollten die Leute immer unbedingt an einem Wochenende heiraten, an das sich ein Feiertag anschloss? Diese Termine waren immer kritisch. Die Gäste gaben ungern ihre langen Wochenenden auf. Hatte Liz vergessen, wie kalt und feucht es gerade zu dieser Zeit immer war? In Big Bear, Kalifornien, war es sicher noch schlimmer. Das Zentrum des Bergsports, zwei Autostunden von Los Angeles entfernt, lag zweitausend Meter über dem Meeresspiegel und war bekannt für seine langen Winter. „Ich dachte, Sie wollten eine Juli-Hochzeit im schönen Napa-Valley …“ Sogar vier Monate wären knapp gewesen für die Vorbereitung des rauschenden Festes, das Liz Sheffield vorschwebte. Sechs Wochen waren unmöglich.

Ganz abgesehen davon hatte sie sich bereits viele Details für die Hochzeit im Weinbaugebiet ausgedacht, die sie der zukünftigen Braut präsentieren wollte. Weinberge boten das perfekte Ambiente für Sommer-Hochzeiten und kamen auch bei den Gästen gut an – und somit bei weiteren potenziellen Kunden. Big Bear fiel dagegen ziemlich ab.

„Derek fährt im Juni zu Dreharbeiten nach Griechenland. In der Woche nach dem Memorial Day.“

„Könnten Sie die Hochzeit vielleicht ein wenig nach hinten verschieben? Oder könnte er zu einem Termin im Juli herüberkommen?“ Alles war besser, als die Hochzeit vorzuziehen und sich dafür ausgerechnet den kältesten Teil Kaliforniens auszusuchen.

Diese Hochzeit sollte ihre bisher beste werden. Ihr großes Comeback als Hochzeitsplanerin. Sie wollte beweisen, dass sie trotz ihrer privaten Katastrophe immer noch die beste Adresse war, um diesen besonderen Tag zu planen. Die Gäste von Liz Sheffield waren ihre Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Die Hochzeit war zu wichtig für sie, als dass sie etwas hätte überstürzen dürfen.

Liz spielte mit dem Prada-Logo ihrer Tasche. „Wir möchten nicht warten.“

Im Klartext: Sie wollte sich diesen Mann so schnell wie möglich sichern. Vorzugsweise bevor er nach Griechenland fuhr, um dort mit einer Reihe von sexy Schauspielerinnen zu drehen. Das konnte Kate nachvollziehen. Nicht dass sie glaubte, ein Ring am Finger könne Affären verhindern. Schließlich waren sie hier in Hollywood!

Sie schüttelte den Kopf. Offenbar hatte sie zu viel Zeit mit der Verlobten ihres Bruders verbracht. Hayley war Scheidungsanwältin. Im Gegensatz zu ihr sollte Kate in ihrem Beruf auf das Happy End setzen. Sie überlegte, wie sie Liz den neuen Termin ausreden und sie dennoch dazu bringen konnte, den Vertrag zu unterschreiben.

„Wenn Sie glauben, Sie schaffen das nicht …“, begann Liz.

Kate winkte hastig ab und bemühte sich um ein warmes Lächeln. „Natürlich schaffen wir das“, versicherte sie Liz. „Ich wollte nur sehen, ob Sie sich sicher sind. Schließlich wollen wir, dass es der schönste Tag Ihres Lebens wird – so wie Sie es sich immer erträumt haben.“

„Ich bin mir sicher.“ Liz nickte nachdrücklich, bevor sie zögernd hinzusetzte: „Sind Sie sich denn sicher, dass es in der kurzen Zeit machbar ist?“

„Selbstverständlich.“ Wie, wusste sie nicht, aber sie musste es schaffen.

„Vielen Dank, Kate.“ Die Frau war sichtlich erleichtert. Die Braut Liz verschwand, und die Geschäftsfrau Liz setzte ganz nüchtern die Unterschrift unter den Vertrag von Belle Affairs.

Kate atmete auf. Ihr blieben genau sechs Wochen, um ein Wunder zu wirken. Kurz entschlossen ließ sie den vorgetäuschten Termin fallen. „Okay. Sehen wir mal, was es für Veranstaltungsorte in Big Bear gibt …“ Das konnte problematisch werden. Dort gab es eigentlich nur Blockhütten und Anglershops. Sie unterdrückte ein Schaudern.

Liz unterbrach sie. „Wir haben schon etwas.“

Kate wand sich innerlich. Big Bear war ein Traum für Wintersportler, aber kaum der richtige Ort für eine elegante Hochzeit im Stile Hollywoods. Falls dieser Veranstaltungsort, der Liz vorschwebte, holzvertäfelte Wände hatte, musste sie die Reißleine ziehen. Diese Hochzeit sollte nicht ihr letzter Sargnagel sein, sondern den Beweis erbringen, dass sie immer noch die Beste in diesem Job war.

„Hier ist die Karte von Scott. Ihm gehört das West Mountain Resort.“ Liz klang angespannt.

Entweder hatte sie etwas gegen diesen Scott oder aber gegen die Adresse. Ihr Ton verriet, dass der Ort nicht unbedingt ihre Idee gewesen war. Der Sache wollte Kate später auf den Grund gehen. Zuerst einmal musste sie sich einen optischen Eindruck von dem Ganzen verschaffen. Sie rief Google auf und gab den Namen ein.

„Oh, verschwenden Sie keine Zeit“, bat Liz hastig. „Das Hotel hat keine Website.“

„Ich verstehe nicht …“ Fassungslos registrierte Kate, dass die Suche nicht einen einzigen Treffer ergab. „Wie kann ein Hotel keine Website haben?“

„Sie haben gerade erst im Herbst neu aufgemacht …“

„Meine Website war schon online, noch bevor ich überhaupt eine Gewerbeanmeldung hatte.“ Sie drehte die offensichtlich selbst ausgedruckte Visitenkarte mit den perforierten Rändern zwischen den Fingern. Scott Dillon – Inhaber und eine Telefonnummer für Reservierungen. Mehr stand nicht darauf. Nicht einmal eine E-Mail-Adresse? Großer Gott, Scott! Sie gab ihm gerade einmal ein Jahr. Höchstens.

„Scott ist ziemlich altmodisch. Er macht alles auf seine Weise“, erklärte Liz und rollte mit den Augen. „Meine Firma ist dabei, eine Website für ihn zu entwickeln, aber es ist nicht ganz einfach.“

Okay, damit war also klar: Liz hatte ein Problem mit Scott. „Liz, haben Sie dieses Hotel schon gesehen?“

Die zukünftige Braut schüttelte den Kopf.

Sie sollten sich für einen Veranstaltungsort entscheiden, ohne ihn je in Augenschein genommen zu haben? Ausgeschlossen! „Wieso haben Sie sich dafür entschieden?“ Kate warf die Karte beiseite. „Nur, weil er zur Familie gehört?“

„Er ist Dereks Bruder, und Derek möchte ihn unterstützen.“ Liz rollte erneut die Augen. Sie sah das offensichtlich anders als ihr Zukünftiger.

Kate zögerte. Sie hatte zwei Möglichkeiten. Sie konnte sich wortreich darin ergehen, dass es am Hochzeitstag doch in erster Linie um die Braut ging und Liz sich daher nicht damit abfinden sollte … Oder aber sie konnte dieses Geschenk des Schicksals annehmen und hoffen, dass sich das Haus in eine perfekte Hochzeitskulisse verwandeln ließ – zumindest für die Fotos. Ihr blieb wirklich keine Zeit, sich noch groß nach einer anderen Adresse umzusehen, schon gar nicht für dieses lange Wochenende.

„Okay, dann werden wir das Hotel nehmen.“ Sie würde einfach diesen Scott anrufen und ihn bitten, ihr ein paar Infos und Fotos zu schicken. Vielleicht gelang es ihr mit Hilfe eines Teams von Dekorateuren, wenigstens einen Raum so herzurichten, dass Liz damit glücklich war. Schließlich bestand ihr Geschäft darin, Träume wahr werden zu lassen.

„Ich weiß, es ist total anders als das, was wir bisher geplant haben …“ Liz wirkte nervös.

Ach, wirklich?

„Aber ich möchte Derek wirklich gern heiraten … So schnell wie möglich.“

Ja, das hatte Kate inzwischen begriffen. Sie strich Liz beruhigend über die Hand. Ruhe auszustrahlen war eine der vorrangigsten Aufgaben einer Hochzeitsplanerin. „Machen Sie sich keine Sorgen, alles wird perfekt sein.“

Zumindest hatten sie einen willigen Bräutigam.

2. KAPITEL

Scott Dillon betrachtete die Reservierungen des laufenden Monats. Das Hotel war gerade einmal zu vierzig Prozent belegt. Und die folgenden Sommermonate sahen nicht besser aus. Er verstand es nicht – das Fünf-Sterne-Haus, das er vor einem Jahr renoviert und neu eröffnet hatte, lag direkt in Big Bears größtem Ski-Gebiet. Die Gäste schwärmten von den Vorzügen seines Hauses, und die Zeitschrift Traveler’s Weekly bezeichnete sein West Mountain Resort als das beste Hotel weit und breit.

Wieso hatte er so viel Leerstand? Die anderen Häuser der Gegend mussten sogar Reservierungswünsche abweisen. Das brachte ihm zwar noch ein paar Buchungen ein, war aber letztlich unbefriedigend. Bei dieser Auslastung war abzusehen, wann er das Hotel schließen musste.

Das Telefon klingelte. Die Leitung für die Reservierungen.

Wo steckte Cameron? Wahrscheinlich war sie irgendwo im Haus. Vor einigen Wochen war er gezwungen gewesen, etlichen Angestellten zu kündigen. Es gab einfach nichts für sie zu tun, ganz abgesehen davon, dass auch kein Geld hereinkam, um die Gehälter zu zahlen. Die verbliebenen Mitarbeiter mussten jetzt die Aufgaben der anderen mit übernehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie genug hatten und sich etwas anderes suchten.

Das Telefon klingelte noch einmal.

Cameron hatte ihm verboten, ans Telefon zu gehen, weil ihm die nötige Kundenfreundlichkeit abging, aber er konnte nicht einfach danebenstehen und einen potenziellen Gast verlieren. Mit einem tiefen Seufzer meldete er sich. „Hallo … Ich meine: Vielen Dank, dass Sie im West Mountain Resort anrufen. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Sie brauchen eine Website“, ertönte die Stimme einer Frau.

Super. Jemand wollte ihm etwas andrehen! Eben deswegen hatte er seine direkte Durchwahl nicht auf die Visitenkarten setzen lassen, die Cameron unbedingt für ihn machen wollte. „Das ist ja eine merkwürdige Art, ein Verkaufsgespräch zu beginnen“, knurrte er. „Ich bin nicht interessiert.“ Er wollte schon auflegen, als das Lachen der Frau ihn einhalten ließ.

„Ich bin weder eine Designerin für Websites, noch will ich Ihnen etwas verkaufen. Es ärgert mich nur, dass Ihr Haus keinerlei Informationen online hat für Menschen, die gern bei Ihnen absteigen möchten.“