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Werner war ein junger Masseur, der einen eigenen Massagesalon betrieb. Es war unter der Damenwelt bekannt, und auch ein offenes Geheimnis, dass er in seinem Salon, eine Massage „Happy End“ anbot, die bei den Damen sehr beliebt war. So lernte er eines Tages auch seine Kundin, Eva Torben kennen, die von ihrer Freundin, zu ihrer bevorstehenden Hochzeit, einen Gutschein für eine solche Massage geschenkt bekommen hatte. Er war als Junggesellenabschied gedacht. Schüchtern brachte Eva das Gespräch auf diese Leistung und forderte sie von Werner ein. Danach verloren sich Eva und Werner aus den Augen, denn Eva war inzwischen verheiratet und hatte zwei Kinder. Nach Jahren wurde Werner von Freunden zur Hochzeit eingeladen, und traf dort zufällig wieder auf seine damalige Kundin Eva, die zu den ebenfalls eingeladenen Gästen gehörte. Zaghaft näherten sie sich wieder an und drehten die Zeit zurück. Sie zogen sich auf die Terrasse zurück und hatten sich viel zu erzählen. Eva war inzwischen geschieden. Werner war aufgrund der Pandemie, mit seinem Studio in Konkurs gegangen, in eine andere Stadt gezogen, und hatte seinen Beruf gewechselt. So konnte Eva nach ihrer Scheidung ihn auch nicht auffinden, obwohl sie ihn suchte. Schnell merkten sie auf der Hochzeitsfeier, dass sie auf diese Feierlichkeiten keinen Wert legten, und sie zogen sich auf Werners Hotelzimmer zurück, denn dort hatten sie einige Jahre nachzuholen.
Wie sie diese Jahre nachholten, wie Evas Leben verlief, und was die Zukunft ihnen brachte, das können sie hier selbst erlesen.
Viel Spaß beim Lesen
Sandra Olsen
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Ich betrachtete mich sehr kritisch im Spiegel des großen Hotelzimmers.
Dabei trug ich meinen neuen Anzug, neue Schuhe, ein neues Hemd und eine dazu passende, ebenfalls neue Krawatte.
Ich sah wirklich scharf aus, auch wenn ich es selbst sage, so stimmte es doch.
Freunde hatten mich zu ihrer Hochzeit eingeladen und ich hatte einige dieser Leute, die ebenfalls eingeladen waren, seit drei oder vier Jahren nicht mehr gesehen, und wollte einen guten Eindruck bei ihnen machen, und schließlich war es eine Hochzeit, ich wollte mein Bestes geben und gut aussehen.
Ich sprühte ein wenig mehr Aftershave an mich, als normal war, öffnete die Hotelzimmertür, schritt hinaus und ging in Richtung Aufzug.
Um ehrlich zu sein, war ich mehr als nur ein wenig nervös, und irgendwann wäre ich beinahe aus dem Aufzug wieder gestiegen, um zurück in mein Zimmer zu gehen!
Hatte ich Angst, mich unter all diese Menschen zu begeben, passte ich dazu, würden sie mich ignorieren?
Der Zweifel wuchs immer mehr.
Der Aufzug brachte mich in die entsprechende Etage, in der die Hochzeitsfeier stattfand, und als sich die Türen öffneten, waren die Getränke vor der Zeremonie, in vollem Gange.
Ohne ein Glas Champagner ließen sie keine Person in den Raum.
Als ich mein Glas in der Hand hielt, schritt ich unsicher in den Raum, immer auf der Suche, ob ich jemand von den Gästen kannte.
Ich suchte die Braut und den Bräutigam auf, und nach ein paar Minuten der üblichen Glückwünsche und des allgemeinen Geschwätzes, ließ ich sie zurück, denn die Nächsten drängten schon vor, ich ging, um mit dem Strom anderer Gäste zu plaudern, die bereits ihre besten Wünsche übermittelt hatten, und ging dann in Richtung der sehr belebten Bar entgegen.
Man musste sich schon regelrecht durch die Masse drängeln, um an die Bar heranzukommen.
Als ich es geschafft hatte, bestellte ich ein Getränk und während ich darauf wartete, dass es eingeschenkt wurde, sah ich mich unsicher im Raum um.
Dabei hatte ich das ungute Gefühl, alle Augen schauten auf mich, aber es war unbegründet, niemand schien mich zu bemerken.
Durch Zufall sah ich Eva in einer Ecke des großen Raumes, mit ein paar anderen Damen zusammen zu stehen, und miteinander schwatzen.
Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen, sie trug ein enges schwarzes Kleid, und sie hob sich von der Menge der anderen Frauen ab, ihr Stil und ihre Schönheit leuchteten, wie ein Leuchtfeuer.
Wäre ich gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass sie da sein würde, fragte ich mich.
Mein Puls sagte ja, aber mein Verstand sagte Nein, und trotzdem konnte ich meine Augen von ihr nur schwer abwenden.
Mein Kopf war voller Gedanken, voller Zweifel, voller Erinnerungen, es waren Erinnerungen, die auch sehr schön waren.
Eva und ich, nach all der Zeit, im selben Raum, war es Schicksal oder Zufall?
Ich kann es nicht erklären, aber als meine Augen sie erblickten, ihr Kopf sich drehte und wir uns direkt ansahen, fragte ich mich, ob sie meine Augen gespürt haben könnte?
Es gibt so etwas, das war mir bekannt, aber wie es zustande kommt, das kann sich niemand erklären.
Es ist schon oft passiert, man schaut einen Menschen an und plötzlich schaut er zurück, ohne dass vorher, ein Kontakt stattgefunden hat.
Und so war es hier, es gab einen kurzen Moment des Augenkontakts, mein Herz flatterte, mein Puls raste und meine Gedanken kehrten zurück, zu einer Zeit vor drei Jahren, als die Dinge noch so ganz anders gewesen waren, so sehr, sehr viel anders.
Ich wiederholte in meinen Gedanken, mit hoher Geschwindigkeit, unser erstes Treffen und unser letztes Zusammensein.
Dabei erinnerte ich mich an die Gespräche, die wir früher hatten, erinnerte mich an die letzte Umarmung, den letzten Kuss, das letzte Mal, als ich sie in meinen Armen gehalten hatte und an das letzte Mal, als wir uns stundenlang geliebt hatten.
Ich fühlte mein Herz sinken und fragte mich, ob sie mit jemanden hier auf der Hochzeit ist, mit dem sie verheiratet ist, war sie überhaupt noch verheiratet?
Dachte sie jeden Tag an mich, so wie ich an sie immer noch dachte und von ihr träumte?
Der Barkeeper durchbrach meinen Tagtraum, indem er mir sagte, mein Getränk sei fertig und ich sollte es mir schmecken lassen.
Ich drehte mich unwillkürlich, um ihm zu danken, und als ich mich wieder zurückdrehte, war der Platz leer und Eva war gegangen.
Stumpfsinnig starrte ich auf das Getränk und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte, ihr nachlaufen, sie suchen?
Mein Kopf war jetzt voller Gedanken, soll ich austrinken und auch einfach gehen, oder soll ich bleiben.
Ist sie gegangen, hatte sie die gleichen Sorgen und Zweifel gehabt wie ich?
Dann fühlte ich den Druck eine Hand auf meinem Arm und sie war neben mir, ich sah sie an, lächelte, wusste nicht so recht, was ich sagen, oder was ich am besten tun sollte.
„Hi Werner, es ist lange her“, sagte sie.
Ihre Augen bohrten sich in meine, und dann küsste sie mich ganz sachte auf die Wange.
Es war ein freundschaftlicher Kuss, so sah es wenigstens aus, aber dieser Kuss brachte eine Flut von guten und schlechten Erinnerungen zurück und diese füllten meine Gedanken.
Mein Herz flatterte noch einmal heftig und ich küsse dann auch ihre Wange.
Der Geruch ihres Parfums berauschte mich.
All dies brachte mich zurück, in eine glückliche Zeit, vor etwas mehr, als drei Jahren, als ich noch meinen Massagesalon hatte und sie, als meine Kundin zu mir kam.