1,99 €
Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.
Geisterhaft und bleich schien das Mondlicht auf das einsam daliegende Landhaus hinunter. Die Nacht war klar und wolkenlos, aber über dem Land lag eine bedrückende, unnatürliche Stille. Der Wind war vollkommen eingeschlafen, und selbst das Käuzchen, das seit Wochen im nahen Wald nistete und den Bewohnern des Hauses so manche schlaflose Stunde bereitet hatte, war verstummt. Der Mann öffnete lautlos das Tor, blieb einen Moment reglos stehen und ging dann die gewundene Zufahrt zum Haus empor. Der eingeschossige, strohgedeckte Bau im altenglischen Stil lag dunkel und wuchtig vor ihm. Nur über der Tür brannte eine trübe Lampe, die aber kaum ausreichte, mehr als die Umrisse des hölzernen Portals zu erkennen. Wieder blieb der Mann stehen, sah sich aus mißtrauisch zusammengekniffenen Augen um und lauschte auf ein verdächtiges Geräusch. Der Garten erinnerte kaum mehr an die gepflegte, farbenprächtige Anlage, in die seine Besitzer ihn verwandelt hatten. Im bleichen Mondlicht schienen sich die Büsche in dürre, gierig ausgestreckte Spinnenfinger zu verwandeln, und die Äste der uralten Trauerweide neben der Garage erinnerten plötzlich an Arme eines riesigen Kraken, der an Land gekrochen war und geduldig auf ein Opfer lauerte.
"Das Alptraumschloss" erschien erstmals am 28.06.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe "Damona King".
Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 134
Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.
Das Alptraum-Schloss
Ein Damona King Roman
Geisterhaft und bleich schien das Mondlicht auf das einsam daliegende Landhaus hinunter. Die Nacht war klar und wolkenlos, aber über dem Land lag eine bedrückende, unnatürliche Stille. Der Wind war vollkommen eingeschlafen, und selbst das Käuzchen, das seit Wochen im nahen Wald nistete und den Bewohnern des Hauses so manche schlaflose Stunde bereitet hatte, war verstummt. Der Mann öffnete lautlos das Tor, blieb einen Moment reglos stehen und ging dann die gewundene Zufahrt zum Haus empor. Der eingeschossige, strohgedeckte Bau im altenglischen Stil lag dunkel und wuchtig vor ihm. Nur über der Tür brannte eine trübe Lampe, die aber kaum ausreichte, mehr als die Umrisse des hölzernen Portals zu erkennen. Wieder blieb der Mann stehen, sah sich aus mißtrauisch zusammengekniffenen Augen um und lauschte auf ein verdächtiges Geräusch. Der Garten erinnerte kaum mehr an die gepflegte, farbenprächtige Anlage, in die seine Besitzer ihn verwandelt hatten. Im bleichen Mondlicht schienen sich die Büsche in dürre, gierig ausgestreckte Spinnenfinger zu verwandeln, und die Äste der uralten Trauerweide neben der Garage erinnerten plötzlich an Arme eines riesigen Kraken, der an Land gekrochen war und geduldig auf ein Opfer lauerte.
»Das Alptraumschloss« erschien erstmals am 28.06.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe »Damona King«.
Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.
WOLFGANG
HOHLBEIN
Das Alptraum-Schloss
Ein Damona King Roman
BASTEI ENTERTAINMENT
Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Damona King
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler
Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin
E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde
ISBN 978-3-7325-1447-2
Gespensterkrimi von Ryder Delgado
Geisterhaft und bleich schien das Mondlicht auf das einsam daliegende Landhaus hinunter. Die Nacht war klar und wolkenlos, aber über dem Land lag eine bedrückende, unnatürliche Stille. Der Wind war vollkommen eingeschlafen, und selbst das Käuzchen, das seit Wochen im nahen Wald nistete und den Bewohnern des Hauses so manche schlaflose Stunde bereitet hatte, war verstummt.
Der Mann öffnete lautlos das Tor, blieb einen Moment reglos stehen und ging dann die gewundene Zufahrt zum Haus empor. Der eingeschossige, strohgedeckte Bau im altenglischen Stil lag dunkel und wuchtig vor ihm. Nur über der Tür brannte eine trübe Lampe, die aber kaum ausreichte, mehr als die Umrisse des hölzernen Portals zu erkennen. Wieder blieb der Mann stehen, sah sich aus misstrauisch zusammengekniffenen Augen um und lauschte auf ein verdächtiges Geräusch. Der Garten erinnerte kaum mehr an die gepflegte, farbenprächtige Anlage, in die seine Besitzer ihn verwandelt hatten. Im bleichen Mondlicht schienen sich die Büsche in dürre, gierig ausgestreckte Spinnenfinger zu verwandeln, und die Äste der uralten Trauerweide neben der Garage erinnerten plötzlich an Arme eines riesigen Kraken, der an Land gekrochen war und geduldig auf ein Opfer lauerte.
Der Mann unterdrückte ein Stöhnen. Trotz der kalten Nacht glänzte seine Stirn vor Schweiß, und als er die Hand aus der Tasche zog und sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht wischte, zitterten seine Finger. Nur mühsam riss er sich von dem grausigen Anblick los und ging weiter auf das Haus zu. Der Weg wand sich zwischen blühenden Sträuchern und sorgfältig gepflegten Blumenrabatten hindurch, aber dafür hatte der Eindringling keinen Blick. Er erreichte die Tür, streckte die Hand nach dem Klingelknopf aus und zögerte.
Sein Herz begann zu rasen. Wieder glitt seine Hand in die Jackentasche. Seine Finger tasteten über das glatte, kühle Metall, und so etwas wie Angst kroch in seiner Kehle empor. Er keuchte, zog die Hand zurück und wandte sich ruckartigum. Seine Bewegungen wirkten starr und puppenhaft, als hätte er seinen Körper kaum noch unter Kontrolle und müsse sich zu jeder Handlung mühsam zwingen.
Er machte einen Schritt vom Haus weg, blieb stehen und starrte mit schreckgeweiteten Augen auf den Garten hinab. Aber er sah weder die Blumen noch den dunklen Zierteich, sondern einzig das formlose Grauen und die namenlosen Scheußlichkeiten, die sich in den Schatten eingenistet hatten und nur darauf warteten, über ihn herzufallen.
Nein! Er musste es tun. Er hatte keine Wahl. Er war kein Ungeheuer, und die Menschen in diesem Haus waren seine Freunde, aber wenn er jetzt wegginge, würde ihn Schlimmeres erwarten als der Tod. Er musste Larians Befehle ausführen, und alles würde gut werden.
Langsam wandte er sich um, hob die Hand und presste den Daumen auf die Klingel. Drinnen im Haus schlug ein Gong an. Das Geräusch drang nur gedämpft durch das zollstarke Holz der Tür, und er drückte noch einmal auf den Knopf, und noch einmal und noch einmal, so lange, bis hinter einem der schmalen Fenster im Dachgeschoss Licht aufflammte und schlurfende Schritte auf der Treppe hörbar wurden.
Neben dem kleinen Notlicht über der Tür flammte eine zweite, stärkere Lampe auf. Der Mann hob geblendet die Hand vor die Augen und trat einen halben Schritt zurück, In der Tür öffnete sich eine schmale Klappe, und ein dunkles Augenpaar spähte misstrauisch zu dem nächtlichen Besucher hinaus.
»Was in drei Teufels Namen ...«, murmelte eine verschlafene Stimme. »Henry! Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«
Der Mann nickte. Er brauchte sich nicht zu verstellen, um seiner Stimme einen gequälten Klang zu geben.
»Ich weiß es, Mister Harrods. Es ist mitten in der Nacht, und ... und ... Sie haben sicher schon längst geschlafen. Aber es ist wichtig. Bestimmt, sonst würde ich nicht so spät stören. Bitte, lassen Sie mich reinkommen, nur einen Moment, und ich erkläre Ihnen alles.«
Der Mann hinter der Tür zögerte sichtlich. Offenbar war ihm nicht wohl dabei, jemanden mitten in der Nacht in sein Haus einzulassen. Aber er kannte den Besucher, und es schien wichtig zu sein. Die Klappe wurde geschlossen, und Augenblicke später hörte man das Geräusch eines Riegels, der langsam zurückgeschoben wurde. Dann schwang die Tür mit leisem Quietschen nach innen.
»Kommen Sie schon rein, Henry«, sagte Harrods. Sein Gesicht wirkte verschlafen und alles andere als gut gelaunt, aber er trat beiseite und wartete, bis Henry an ihm vorübergegangen war, ehe er die Tür wieder schloss und sorgfältig den Riegel vorschob.
»Gehen wir in die Bibliothek«, murrte er, »und Sie können mir Ihr Leid klagen. Aber seien Sie um Himmels willen leise. Das Personal schläft, und ich möchte auch nicht, dass meine Frau aufwacht«
Gebückt schlurfte er vor seinem Gast durch die großzügige Eingangshalle, Öffnete die Tür und schaltete das Licht in der Bibliothek ein.
Das Rasiermesser in der Hand seines Besuchers bemerkte er erst, als es zu spät war...
***
Mike Hunter gähnte herzhaft, ohne sich die Mühe zu machen, die Hand vor den Mund zu halten. Seine Augen wirkten müde, und in der schwachen Innenbeleuchtung des Wagens glänzte seine Haut wächsern und ungesund.
»Soll ich dich ablösen?«, fragte Damona zum dritten Mal in der letzten halben Stunde, und wie schon die beiden Male zuvor schüttelte Mike den Kopf und murmelte etwas, das sich wie »ist ja nicht mehr weit« oder so ähnlich anhörte.
Damona ließ sich seufzend in die Polster des Chevrolets zurücksinken. Sie hatten den Wagen in Edinburgh gemietet, weil keiner von ihnen übergroße Lust verspürt hatte, noch eine Nacht in einem unpersönlichen Hotel weitab von zu Hause zu verbringen. Normalerweise hätten sie den Weg – auch in einem anderen Wagen als dem Porsche, den sie normalerweise fuhren – bis King’s Castle hinauf in drei, höchstens vier Stunden geschafft. Aber der Highway nach Westen war wegen Bauarbeiten gesperrt worden, und als Mike nach einem Blick auf die Landkarte großspurig erklärt hatte, er würde eine Abkürzung nehmen, hatte das Unglück gewissermaßen seinen Lauf genommen. Natürlich hatten sie sich prompt verfahren, und aus den vier Stunden waren sechs geworden, und sie waren immer noch mehr als eine Stunde von zu Hause entfernt.
»Wirf mal einen Blick auf die Karte«, sagte Mike halblaut. »Wenn mich mein Orientierungssinn nicht völlig im Stich lässt, dann müsste das dort vorne Saint Anns sein.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Häuser eines kleinen Ortes, der an der Straße vor ihnen sichtbar geworden war. »Danach müsste Karghill kommen, und fünf Meilen weiter stoßen wir wieder auf die Hauptstraße. Dann geht’s ab nach Hause. In die Heia«, fügte er in wesentlich erfreuterem Ton hinzu.
Damona klappte das Handschuhfach auf und nahm die Karte hervor. »Es ist Saint Anns«, sagte sie, nachdem sie eine Weile mit dem Finger über die Karte gefahren war und angestrengt versucht hatte, die winzige Schrift darauf zu entziffern.
»Wusste ich’s doch«, nickte Mike zufrieden. »Direkt hinter dem Ort zweigt eine schmale Straße nach Westen ab. Wenn wir der folgen, sparen wir glatte drei Meilen.«
»Das wirst du hübsch bleiben lassen«, sagte Damona in gespieltem Zorn. »Einer deiner famosen Abkürzungen haben wir es zu verdanken, dass wir immer noch hier hocken, statt uns längst vor einem gemütlichen Kaminfeuer auf King’s Castle zu räkeln.«
»Ist ja schon gut«, sagte Mike kleinlaut. Er schaltete herunter, nahm Gas weg und ließ den schweren Wagen nahezu lautlos über die kopfsteingepflasterte Hauptstraße rollen. Natürlich wusste er, dass Damonas Worte nicht so ernst gemeint waren, wie sie sich anhörten. Aber nach zwei Wochen im Ausland freuten sie sich beide auf ein paar Tage Faulenzen auf King’s Castle.
Mehr noch als ihr Zusammenstoß mit Kirgal-Chan und Zarangar hatte die Aufgabe, das festgefahrene Flughafen-Projekt im Nildelta wieder auf Vordermann zu bringen, an ihren Kräften gezehrt, und sie waren beide, wie man so schön sagt, urlaubsreif. Nur dass ein Urlaub bei der derzeitigen angespannten Geschäftslage des King-Konzerns einfach nicht drin war. Selbst wenn von diesem Augenblick an alles gut ging – der Milliarden-Dollar-Konzern, zu dem sich das King-Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt hatte, hatte Federn lassen müssen, und sie mussten sich schnellstens nach neuen Märkten umsehen, wenn die Entwicklung des Geschäftes nicht um zehn Jahre zurückgeworfen werden sollte. Und gerade im Moment brauchte Damona Geld – vielleicht mehr als je zuvor. Denn mit Zarangar war ein Feind aufgetaucht, der mindestens ebenso viel vom Wirtschaftsleben verstand wie sie, der, wenn auch geschwächt, so doch immer noch ein mächtiges Wirtschaftsimperium hinter sich hatte und der diese Machtmittel rücksichtslos einzusetzen verstand.
Damona schob die bedrückenden Gedanken mit einem Seufzen zur Seite. Sie hatte später Zeit genug, sich mit diesen Problemen zu befassen. Im Moment wollte sie nichts als nach Hause und mindestens drei Tage lang gar nichts tun.
Mike fluchte plötzlich leise, nahm den Fuß vom Gas und begann, den Wagen sanft abzubremsen.
»Was ist los?«, fragte Damona.
Statt einer Antwort deutete Mike mit einer Kopfbewegung nach vorn. Am Ende der Straße stand ein schwarzer Streifenwagen, und daneben warteten gleich drei Polizisten, von denen einer mit einer Taschenlampe winkte und eindeutige Gesten zum Anhalten machte.
»Auch das noch!«, maulte Mike.
Damona grinste. »Hast du vielleicht die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet?«, fragte sie. »Oder gibt es hier jemanden, von dem ich bisher nichts wusste? Wenn du irgendwelche Alimente zu zahlen hast, dann tu es und fahr weiter.«
Mike warf ihr einen giftigen Blick zu. »Sehr witzig«, sagte er. »Wirklich sehr witzig. Ha, ha.« Er lenkte den Wagen an den linken Straßenrand, kurbelte das Seitenfenster herunter und sah dem Streifenbeamten mit einer Mischung aus Resignation und Ungeduld ins Gesicht. »Ja?«
»Constabler Metheson, Sir, einen schönen guten Abend.«
»Na ja, gut ...«, knurrte Mike, raffte sich aber dann doch zu einem halbherzigen Lächeln auf und fragte: »Was kann ich für Sie tun, Constabler?«
»Nur eine Routinekontrolle, Sir. Wenn ich um Ihre Papiere bitten dürfte.«
»Selbstverständlich«, sagte Mike. Er löste seinen Sicherheitsgurt, zog seine Brieftasche hervor und reichte dem Constabler Ausweis, Führerschein und die Papiere des Mietwagens. Währenddessen ging einer der beiden anderen Polizisten langsam um den Wagen herum, leuchtete mit einer Taschenlampe ins Innere und untersuchte sehr genau Reifen, Nummernschild und Kofferraumdeckel. Damona begann die ganze Sache sehr sonderbar vorzukommen. Nach einer normalen Verkehrskontrolle sah das jedenfalls nicht aus.
»Verzeihen Sie die Frage«, sagte Metheson nach einer Weile, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, Mike seine Papiere zurückzugeben, »aber Sie sind Mister Hunter, Mister Mike Hunter, wohnhaft in King’s Castle, Marnockfearn, richtig?« »Richtig«, sagte Mike geduldig. »Soweit ich mich erinnern kann, steht das auch in meinen Papieren.«
Metheson zeigte sich von der Spitze nicht im Mindesten beeindruckt. »Und der Wagen, den Sie fahren, ist ein Chevy.« »Auch richtig«, erwiderte Mike gepresst. »Ich bewundere Ihre Kenntnisse, Constabler.«
»Ist das Ihr Wagen?«
»Er gehört einer Autovermietung«, sagte Damona rasch, ehe Mike Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. Sein Gesichtsausdruck signalisierte ihr deutlich, wie dicht er davor war, aus der Haut zu fahren. »Wir haben ihn heute Nachmittag in Edinburgh gemietet.«
»Aber warum steht dann in den Papieren VW Rabbit, Baujahr 1982?«, fragte Metheson scheinheilig.
»Was?«, machte Mike. »Lassen Sie sehen!« Er grapschte nach den Papieren, aber Metheson trat gedankenschnell einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Mister Hunter, aber ich muss Sie und Ihre Begleiterin bitten, auszusteigen.«
»Mike wollte auffahren, aber Damona legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. »Tu, was er sagt«, flüsterte sie. »Es kann sich nur um eine Verwechslung handeln. Sie wird sich rasch aufklären. Bitte, mach keinen unnötigen Ärger.«
Mike brummte irgendetwas, stieß die Tür so heftig auf, dass Metheson sich durch einen weiteren eiligen Schritt in Sicherheit bringen musste, und stieg aus dem Wagen.
»Lassen Sie sehen«, verlangte er noch einmal. »Das kann nur eine Verwechslung sein. Dass das hier kein Volkswagen ist, sehen Sie doch wohl auch?«
Metheson lächelte, aber es war nicht viel Humor in seinem Lächeln. »Das kann ohne weiteres sein, Mister Hunter«, sagte er. »Wir werden das überprüfen. Ein Anruf bei der Autovermietung sollte genügen. »Aber ich muss Sie schon bitten, sich solange zu gedulden, bis sich die Angelegenheit geklärt hat.« Er trat an Mike vorbei, zog den Zündschlüssel des Chevy ab und schlug die Tür zu.
»Müssen wir Sie jetzt zur Wache begleiten, oder dürfen wir auf der Straße warten – nur aus Routine?«, fragte Mike sarkastisch, nachdem Damona ebenfalls ausgestiegen und um den Wagen herumgekommen war.
»Wir haben hier leider keine Wache«, antwortete Metheson. »Saint Anns ist nur ein kleiner Ort. Selbstverständlich können Sie hier bleiben, wenn Sie wollen. Aber es ist kühl, und ich würde vorschlagen, dass Sie mich begleiten und bei mir warten, bis ich telefoniert habe. Meine Küche ist wärmer als die Straße«, fügte er mit überraschender Freundlichkeit hinzu.
Mike überlegte einen Augenblick und nickte dann wütend. »Von mir aus«, sagte er. »Aber ich verlange eine Erklärung.« »Selbstverständlich.« Metheson ließ die Papiere in seiner Rocktasche verschwinden, wechselte ein paar halblaute Worte mit seinen beiden Kollegen und sah Mike auffordernd an. »Können wir?«
Es war nicht weit. Sie gingen vielleicht fünfzig Meter die Straße hinab, bogen in einen Seitenweg ein und standen schon wenige Augenblicke später vor einem kleinen, schmucken Einfamilienhäuschen. Metheson schloss die Tür auf, machte eine einladende Handbewegung und wartete, bis seine beiden unfreiwilligen Gäste an ihm vorüber in die kleine, gemütliche Wohnküche gegangen waren.
»Ich lasse Sie einen Moment allein«, sagte er dann. »Ich werde rasch telefonieren. Vielleicht klärt sich ja alles auf.«
Sie hörten, wie er über den Flur in ein anderes Zimmer ging und eine Nummer auf dem Telefon wählte.
Mike setzte sich und begann nervös mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte zu trommeln. »Verstehst du, was hier vorgeht?«, murrte er.