Hold me forever - Amy Baxter - E-Book
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Hold me forever E-Book

Amy Baxter

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Beschreibung

Nach einem schweren Schicksalsschlag reist Aria nach Florida, um als Housesitter auf eine Luxusvilla aufzupassen und wieder zu sich selbst zu finden. Als plötzlich Tristan in der Villa auftaucht, ahnt sie nicht, dass ihr neuer attraktiver Mitbewohner ein berühmter Schauspieler ist. Tristan ist fasziniert von der jungen Frau, die ihm unvoreingenommen gegenübertritt. Und auch Arias Herz schlägt höher, sobald er in ihrer Nähe ist. Aber kann sie schon wieder echte Gefühle zulassen?

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Seitenzahl: 354

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Playlist

Widmung

Prolog

1. Tristan

2. Aria

3. Tristan

4. Aria

5. Tristan

6. Aria

7. Tristan

8. Aria

9. Aria

10. Tristan

11. Aria

12. Aria

13. Tristan

14. Aria

15. Tristan

16. Aria

17. Tristan

18. Aria

19. Aria

20. Tristan

21. Aria

22. Tristan

23. Tristan

24. Aria

25. Aria

26.Tristan

27. Aria

28. Aria

29. Aria

30. Tristan

31. Aria

32. Tristan

33. Tristan

34. Aria

35. Tristan

36. Tristan

Epilog

Danksagung

Weitere Titel der Autorin

King´s Legacy – Alles für dich

King´s Legacy – Nur mit dir

King´s Legacy – Halt mich fest

Never before you – Jake&Carrie

Forever next to you – Eric&Joyce

Hold on to you – Kyle&Peg

Someone like you – Scott&Olivia

Always with you – Riley&Tess

Über dieses Buch

Nach einem schweren Schicksalsschlag reist Aria nach Florida, um als Housesitter auf eine Luxusvilla aufzupassen und wieder zu sich selbst zu finden. Als plötzlich Tristan in der Villa auftaucht, ahnt sie nicht, dass ihr neuer attraktiver Mitbewohner ein berühmter Schauspieler ist. Tristan ist fasziniert von der jungen Frau, die ihm unvoreingenommen gegenübertritt. Und auch Arias Herz schlägt höher, sobald er in ihrer Nähe ist. Aber kann sie schon wieder echte Gefühle zulassen?

Über die Autorin

Amy Baxter ist das Pseudonym der Autorin Andrea Bielfeldt. Amy begann ihre Karriere als Selfpublisherin und eroberte dann mit ihren erfolgreichen Romance-Reihen SAN FRANCISCO INK und KING’S LEGACY eine große Fangemeinde. Dank ihres Erfolgs kann sie sich heute ganz dem Schreiben widmen. Zusammen mit ihrer Familie lebt und arbeitet sie in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein.

Amy Baxter

Hold me forever

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Clarissa Czöppan

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München unter Verwendung von Motiven © AnastasiaNess / shutterstock.com; royaltystockphoto.com / shutterstock.com

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0780-0

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Playlist

Chateau – Acoustic | Angus & Julia Stone

Thnks fr th Mmrs | Fall Out Boy

Without Me | Eminem

This Is What It Feels Like | Armin van Buuren, Trevor Guthrie

Kings & Queens | Ava Max

Welcome to the Black Parade | My Chemical Romance

The Chemicals Between Us – Remastered | Bush

Like Toy Soldiers | Eminem

Blinding Lights | The Weeknd

Señorita | Shawn Mendes, Camila Cabello

Symphony (feat. Zara Larsson) | Clean Bandit, Zara Larsson

Close Your Eyes | Felix Jaehn, VIZE, Miss Li

Wishing (If I Had a Photograph of You) | A Flock Of Seagulls

Rebel Yell – Remastered | Billy Idol

Watermelon Sugar | Harry Styles

Courage to Chance | Sia

The Night We Met | Lord Huron

On Hold | Fenne Lily

Let´s Love | David Guetta, Sia

Your Guardian Angel | The Red Jumpsuit Apparatus

Somebody That I Used To Know | Mayday Parade, Vic Fuentes

Scars To Your Beautiful | Alessia Cara

True Colors | Cindy Lauper

Verliere niemals die Hoffnung,

denn jeden Tag geschehen Wunder.

(Unbekannt)

Prolog

»Bleiben Sie stark, Aria.« Doktor Huntington nahm meine Hand und umschloss sie mit seinen riesigen Pranken, während er mich eindringlich ansah.

Ich nickte mit einem Kloß im Hals, der schon seit Anfang seiner flammenden Rede in meinem Rachen feststeckte. Forschend sah er mich aus seinen dunklen Augen an, die hinter einer rahmenlosen Brille lagen. Seine buschigen Augenbrauen würden allmählich grau, ebenso wie sein schütteres Haar, das einen starken Kontrast zu seiner dunklen Hautfarbe darstellte. Und obwohl sein Gemüt in der Regel sonnig und motivierend war, war sein Blick fest und eindringlich. Ich wusste, was er bedeutete: Kämpfe!

»Ich tue, was ich kann«, versprach ich, nachdem ich den Klumpen in meinem Hals heruntergeschluckt hatte, und nickte entschlossen, als seine kräftige faltige Hand sich auf meine Schulter legte.

»Nichts anders habe ich von Ihnen erwartet, Aria.«

»Nichts anderes bleibt mir übrig«, erwiderte ich.

Jetzt war er es, der stumm nickte. Dann trat er einen Schritt auf mich zu, und mit einem unbeholfenen Lächeln breitete er die Arme aus. Ich zögerte keinen Moment, sondern ließ mich hineinfallen. Ich legte meinen Kopf an seine Brust, atmete den Duft von Old Spice ein und spürte den Druck seiner Hände leicht auf meinem Rücken. Dann weinte ich.

1. Tristan

Ein Jahr später

Konnte dieser Tag noch beschissener werden?

Die Wut in meinem Bauch schäumte, während ich mit gesenktem Kopf durch die Menschenmenge im Terminal hetzte, in dem gefühlt aus jedem Lautsprecher eine andere Ansage hallte. Ich presste das Handy fester ans Ohr und hielt die Augen nach dem Weg zur Business-Lounge offen. Es wurde Zeit, aus der Menge zu verschwinden, ich hatte das Glück lange genug strapaziert. Irgendwo musste diese verdammte Lounge doch sein!

Elvis würde mich umbringen. Weil ich nicht auf ihn gehört und den Charterflug genommen hatte, den er für morgen gebucht hatte. Weil ich selbst einen Linienflug gebucht hatte, deswegen jetzt auf dem Flughafen von Indianapolis festsaß und immer noch auf der Suche nach der beschissenen Business-Lounge war. Und das alles nur, weil ich es nicht abwarten konnte, Skye Ridley persönlich und vor allem ohne meinen Agenten und Aufpasser Elvis in den Hintern zu treten.

Ich. War. Stinksauer.

»Verdammt! Aua ...« Etwas prallte hart gegen meine Schulter. Ich geriet kurz aus dem Gleichgewicht, hob genervt den Kopf und starrte in ein paar dunkle Augen. In die dunklen Augen einer Frau, die mich erst verstört, dann erbost ansah.

»Ich ... Sorry«, murmelte ich, als sie den Mund öffnete. Vermutlich, um mich anzumeckern. Zurecht, aber dafür hatte ich jetzt weder Zeit noch den Kopf. Ich war voll und ganz auf dieses Telefonat konzentriert. Also trat ich hastig zwei Schritte zurück und rannte im Stechschritt an der Frau vorbei, ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

»Das kannst du dir von der Backe putzen«, wandte ich mich wieder meinem Gesprächspartner zu.

»Aber Tris ... überleg doch mal. Wir zwei wieder vereint. Damit machen wir alle auf einen Streich glücklich«, säuselte Skye am anderen Ende der Leitung. Mir wurde schlecht.

»Hey! Keine Augen im Kopf?«, hörte ich eine verärgerte Stimme mir hinterherrufen, aber ich hob nur entschuldigend die Hand, drehte mich kurz um und zeigte schulterzuckend auf mein Telefon, aus dem Skyes Stimme weiter auf mich einhämmerte.

»Ach komm schon, Tris. Wie ich bereits sagte: Die Spatzen pfeifen es doch schon von -«

»Blöder Penner!«, rief die Frau jetzt laut genug, dass ich es hören konnte. Und jeder andere im näheren Umkreis auch.

»Sorry!«, rief ich halbherzig. Keine Ahnung, ob es bei ihr ankam. Es war mir auch egal. Hauptsache, ich kam hier schnell weg und verursachte keinen Auflauf. Denn nicht nur ich sah sie mit großen Augen an, sondern auch einige Umstehende begleiteten ihre Worte mit Blicken. Schnell senkte ich den Kopf und drehte mich um.

»Was?«, fragte Skye.

Unwirsch schüttelte ich den Kopf. »Es ist mir scheißegal, was deine Spatzen pfeifen. Da mache ich nicht mit! Nein«, zischte ich möglichst beherrscht und drückte mein Smartphone noch fester an mein Ohr. Die Lautsprecherdurchsagen und das Stimmengewirr im Terminal machten die Verständigung nicht einfacher.

»Ist das dein letztes Wort?«, fragte sie, und jetzt klang sie schon weniger schmeichelnd. Etwas Drohendes hatte sich in ihren Tonfall gemischt. Ich presste meine Kiefer hart aufeinander, als ich ein leises Lachen auf der anderen Seite der Leitung hörte. Ich musste ruhig bleiben, auch wenn ich viel lieber ausflippen, auf irgendetwas einschlagen wollte. Ich hatte nur einen kurzen Blick auf die heutige Schlagzeile der Klatschpresse geworfen, aber das hatte mir schon gereicht. Ich wusste also genau, worauf die mir so bekannte Stimme anspielte. Derzeit waren Skye und ich zwei angesagte Schauspieler in der Branche, unsere Gesichter sahen mir seit Wochen von unzähligen Magazinen, Leinwänden und Werbetafeln entgegen. Leider auch in Übergröße hier am Flughafen. Eilig zog ich mir das Cap tiefer ins Gesicht und rückte die Sonnenbrille zurecht. Ich hasste diese Maskerade, aber es blieb mir keine andere Wahl, wenn ich einen Tumult hier vermeiden wollte.

»Es ist doch alles in Ordnung, Tris«, fuhr sie fort, als ich nichts sagte. »Ich habe ein Statement abgegeben, das besagt, dass du mir verziehen hast und zu mir zurückgekommen bist. Die beste Lösung für uns beide. Natürlich kannst du gerne ein Dementi verfassen. Aber wozu?« Die Überheblichkeit in ihrer Stimme machte mich noch wütender.

»Glaub mir, das werde ich tun! Verlass dich drauf«, stieß ich zähneknirschend aus. Auch wenn ich ihr am liebsten mein gesamtes Repertoire an Schimpfwörtern entgegengeschleudert hätte, zwang ich mich, weiterhin ruhig zu bleiben.

»Ernsthaft? Damit machst du nur alles kaputt, Tris«, schob sie mir nun die Verantwortung zu.

»Ach? Jetzt bin ich schuld? Das wird ja immer besser. Und hör auf, mich Tris zu nennen«, spie ich aus. »Wer hat denn wen beschissen? Wer hat denn wen belogen? Nein – bemüh dich nicht. Die Frage war rein rhetorisch«, setzte ich hinterher, während ich die Anzeigetafel nach einem passenden Flug absuchte. Aber alle Flüge waren gestrichen worden. Ausnahmslos alle. Wegen des Sturms war mein Flug nach Indianapolis umgeleitet worden, anstatt nach L.A. durchzufliegen. Und wie es aussah, sollte ich hier erst mal eine Weile festsitzen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte ich nun auch noch Skye mit ihren absurden Vorstellungen einer aufgewärmten Beziehung in den Ohren. Ich hätte nicht übel Lust auf einen Drink. Irgendwo in diesem Abschnitt musste doch diese verfickte Business-Lounge sein.

»Lassen wir unsere Beziehung wieder aufleben«, überging sie meine Worte, als hätte ich sie überhaupt nicht ausgesprochen. »Jetzt, noch bevor die Dreharbeiten für unseren ersten Kinofilm beginnen. Ich schwöre dir, die Fans fressen uns aus der Hand, der Film wird einschlagen wie eine Bombe. Wenn du jetzt dementierst ... wird es böse. Das kannst du mir glauben.«

Mein Blick verengte sich, hinter meinen Schläfen pochte es energisch. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Der Kinofilm sollte ein imposanter Actionfilm von Starregisseur Eric Vanderwall werden. Mein Durchbruch endlich auch in der Kinowelt. Die Verträge dazu waren schon seit Monaten unterschrieben, die Dreharbeiten würden im Herbst beginnen. Schlechte Presse konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Und die würde es geben, wenn ...

»Wenn du das tust, Skye, wirst du es bitter bereuen.« Ich riss mir das Handy vom Ohr und beendete die Verbindung. Gleich darauf tippte ich die Nummer meines Agenten Elvis ein. Niemals würde ich mich auf Skyes Machtspielchen einlassen. Aber bei Elvis ging nur noch die Mailbox ran. »Fuck!«, fluchte ich erneut und war kurz davor, das Teil gegen eine Wand zu werfen. Normalerweise war ich kein aggressiver Mensch, aber in diesen Minuten war ich unglaublich wütend. Doch bevor ich tatsächlich etwas Dummes tun konnte, sprach ich ihm drauf, dass er mich unbedingt zurückrufen sollte. Gerade hatte ich aufgelegt, da tippte mir jemand von hinten auf die Schulter.

Oh nein, bitte nicht auch das noch!

Während ich mich langsam umdrehte, setzte ich mein Foto-Lächeln auf, um Autogrammwünschen oder Bitten nach Selfies mit mir möglichst souverän zu begegnen. Auch, wenn mir das gerade gar nicht passte. Ich war schließlich Profi.

Dunkle, schmale Augenbrauen schossen in die Höhe, als mich ein abschätziger Blick traf. Ich vergrößerte mein Blickfeld und erkannte die Frau wieder, die ich vor einer Minute nur ein paar Meter zuvor angerempelt hatte.

»Oh ... Oh Mann, sorry«, entschuldigte ich mich nochmals und hob abwehrend die Hände. »Das ist eigentlich nicht meine Art, aber ...«

»Aber einfach abhauen war gerade einfacher?« Ihre Worte waren schneidend, gleichzeitig aber auch herausfordernd.

»Ja. Nein. Ich ...« Ich war verwirrt, hatte ich mich doch auf das Abwimmeln von einem Fan eingestellt.

»Du bist mir einen Kaffee schuldig«, gab sie wie selbsterklärend wieder. »Meiner hat nach deinem Rempler das Zeitliche gesegnet.« Jetzt zeigte sie auf ihren schwarzen Parka, der bei genauerem Hinsehen einige braune Flecken aufwies. Ein weiterer Scan ergab schwarze Boots, dunkelgrüne Skinny Jeans und ein graugrünes T-Shirt unter dem Mantel. Sie war schlank, wenn nicht sogar zu schlank, was aber unter dem Parka nicht eindeutig zu erkennen war. Gut einen Kopf kleiner als ich, mit kurzen dunklen Haaren sah sie ein wenig zu mir auf. Abwartend den braunen großen Rucksack geschultert und eine Mischung aus Neugier und Ungeduld in ihrem Blick.

»Das ... sorry«, wiederholte ich mich. »Ich zahle selbstverständlich die Reinigung«, bot ich ihr an, während mein Blick wieder zurück zu ihren Augen wanderte.

»Die Reinigung ist mir egal. Aber mein Kaffee ist es nicht. Das war ein Mocca-Latte, verdammt«, gab sie zurück und holte mich in die Gegenwart zurück. »Weißt du, wie lange ich dafür in der Schlange gestanden habe?«

»Du bist mir deswegen nachgelaufen?«, fragte ich perplex, weil sie noch immer kein Wort über meinen Bekanntheitsgrad verloren hatte. »Wegen eines Mocca-Latte?«

Sie lächelte zuckersüß, und mir fiel eine winzige, kaum sichtbare Lücke zwischen ihren Schneidezähnen auf. »Nein. Das habe ich gemacht, weil mir dein Hintern so gut gefallen hat.«

»Was?« Ich musste sie anstarren wie ein Alien, denn plötzlich legte sich ein verlegenes Grinsen auf ihr Gesicht. Und auf ihren Wangen zeigte sich eine niedliche Röte.

»Natürlich wegen des Kaffees. Weswegen sonst?« Sie schlug die Augen nieder, und mir fielen ihre Wimpern auf, die nicht so lang und dicht waren, wie es der Modetrend gerade verlangte. Ganz offensichtlich legte sie keinen besonderen Wert auf Trends.

»Ich ...« Irritiert trat ich einen Schritt zurück. Wusste sie wirklich nicht, wer ich war, und würde weiterziehen, wenn ich ihr den Kaffee ersetzt hatte? Oder tat sie nur so und würde in einem geeigneten Moment ein Handy aus dem Off ziehen und über mich herfallen, um es dann Sekunden später mit ihren Followern zu teilen? Das hatte ich so schon mehrfach erlebt. »Du weißt nicht, wer ich bin, oder?«

Sie verzog ihr Gesicht fragend und scannte mich daraufhin wie in Zeitlupe. Einmal runter, einmal wieder rauf. »Wieso? Sollte ich? Ist dein Hintern irgendwie bekannt oder so?« Als ich nichts sagte – weil mir darauf einfach nichts einfiel, obwohl ich normalerweise alles andere als auf den Mund gefallen war –‍, legte sie den Kopf schief und runzelte ihre sonst glatte Stirn. »Bist du vielleicht berühmt oder so?« Sie kniff die Augen etwas zusammen, so als könnte sie dadurch besser erkennen, wen sie vor sich hatte. »Du könntest Model sein, stimmt. Für Unterwäsche vielleicht? Aber Glück sei Dank – auch dann würde ich dich nicht kennen.«

Bis zu diesem Moment hatte ich die Luft angehalten, alle Muskeln angespannt, bereit, die Flucht anzutreten. Jetzt atmete ich geräuschvoll mit einem lauten Lachen aus. »Ja, klar. Für Unterwäsche«, feixte ich. Ich hatte mich immer gerne über die Kollegen lustig gemacht, die sich für Magazine auszogen. Angebote waren genügend vorhanden, aber das Letzte, was ich tun würde, wäre, mich in Unterwäsche für irgendwelche Magazine ablichten zu lassen. Aber ... für den Moment war das wirklich witzig. Und hilfreich.

Ich sah, wie ihr Blick kurz auf meinen Schritt fiel.

»Quatsch.«

»Kein Quatsch. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Job«, schwindelte ich so ernst es mir möglich war.

Sie schlug die Hände vors Gesicht und linste dann zwischen zwei Fingern hervor.

»Und wenn?« Ich grinste sie an. Diese Begegnung amüsierte mich.

Ihre Hände, die Nägel waren kurz und unlackiert, sanken herab. Mir fiel auf, dass sie keinen Schmuck trug.

»Ach, eigentlich wäre es mir egal, aber ... Dann hätte ich wenigstens mal was zum Angeben.« Sie zwinkerte mir keck zu.

»Aber du willst jetzt kein Foto von meinem Hintern machen, um deine Erzählungen zu untermauern, oder?«

Jetzt schmunzelte sie. »Eigentlich keine schlechte Idee. In Unterwäsche oder in Jeans ...«

Ich schnappte nach Luft und winkte ab. »Nee, nee, das kannst du dir gar nicht leisten.«

»Ist dein Hintern so viel wert? Sorry. Ich ... das war ...« Ihre Wangen tauchten sich in tiefes Puterrot, und ich sah ihr an, dass sie sich nichts mehr wünschte, als im Boden zu versinken.

Ich legte den Kopf schief. »Unangemessen? Stimmt.« Das sie rot wurde, war echt niedlich.

»Sorry, tut mir echt leid.« Sie hob abwehrend ihre Hände. »Dein Hintern ist bestimmt jeden Cent wert, aber ...« Ihre Augen weiteten sich. »Also ... gut, ich werd dann mal. Bevor ich noch mehr Blödsinn von mir gebe ... Und beim nächsten Mal – einfach die Sonnenbrille absetzen und Augen auf, okay? Sieht hier drinnen eh albern aus und schützt vor Zusammenstößen mit Personen wie mir.« Sie verzog kurz beschämt ihr Gesicht, dann zuckte sie mit den Schultern, hob halbherzig grüßend noch mal die Hand und drehte sich um, um zu gehen.

Wow. Was war das denn? Ich starrte ihr hinterher.

Die ist ja süß.

Ja. Süß, aber überhaupt nicht dein Typ.

Richtig. Außerdem völlig verpeilt. Aber – und das war das Beste an der ganzen Sache – sie wusste absolut nicht, wer ich war. Es kam so selten vor, dass mich Fremde wie einen normalen Menschen behandelten. Das hatte irgendwie gutgetan und dem beschissenen Tag doch noch etwas Positives verliehen.

»Hey«, setzte ich mich in Bewegung. »Hey«, rief ich noch mal, und kurz bevor ich sie erreicht hatte, hielt sie an und drehte sich zu mir um.

»Ja?« Sie sah mich aus ihren dunklen Augen aufmerksam an. Und als ich nichts sagte, grinste sie. »Na? Hat’s dem Hintern die Sprache verschlagen?«

Ich schluckte, nickte und grinste nun ebenfalls. »Was ist denn jetzt mit dem Kaffee?«

»Ist schon gut. Ich hatte ja schon«, sagte sie und zeigte auf ihren Mantel, auf dem der Fleck nur langsam verblasste.

»Nein, lass mich das wiedergutmachen. Wir könnten den Mantel in eine Reinigung bringen, sicher gibt es hier irgendwo eine Schnell-Reinigung, und in der Zeit einen Kaffee oder auch einen Mocca-Latte trinken«, schlug ich vor.

»Dein Ernst?«

»Ja, wieso denn nicht?«

»Ich kenne dich nicht.«

»Ich dich auch nicht, aber das kann man ja ändern.« Sie sah mich immer skeptischer an. »Und so wie es aussieht, hängen wir ja doch noch ’ne Weile hier fest.« Die Anzeigetafeln, die vor den Zugängen zu den Gates von der Decke hingen, zeigten alle noch dasselbe.

Gestrichen.

Gestrichen.

Gestrichen.

Sie seufzte und starrte auf die Anzeigen. »Da hast du vermutlich recht.« Dann zuckte sie die Schultern und verzog ihren Mund zu einem kleinen Lächeln. »Okay, warum nicht. Aber der Mantel ... da, wo ich hinfliege, gibt es eine Waschmaschine. Eine Reinigung ist also nicht nötig, danke.«

»Sicher?«

»Ja. Sicher. Mocca-Latte klingt allerdings nach einem guten Deal. Vor allem, wenn du bezahlst.« Sie lächelte mich herausfordernd an und diesmal auch, ohne rot zu werden.

»Das ist der Sinn der Wiedergutmachung.«

»Prima.« Sie schlug den Coffeeshop vor, in dem sie auf dem Weg ihren Mocca gekauft hatte, aber ich hatte etwas Besseres im Sinn.

»Lass uns in den Business-Bereich gehen, dort haben wir bequemere Sessel, besseren Service und Ruhe. Und du kannst deinen Mocca-Latte aus einem echten Glas statt aus einem Pappbecher trinken.«

»Business-Bereich«, echote sie langsam und grub ihre Zähne für einen kurzen Moment in ihre Unterlippe. Ein nicht jugendfreier Gedanke blitzte durch meinen Kopf, den ich schnell wieder verwarf. »Na ja, klar. Als Unterwäsche-Model ...« Sie bedachte mich mit einem schiefen Seitenblick. »Du nimmst mich nicht auf den Arm?«

In was habe ich mich da nur reinmanövriert?

Kurz war ich davor, ihr die Wahrheit zu sagen. Weil ich die Erfahrung gemacht hatte, dass Unwahrheiten einem irgendwann immer um die Ohren flogen. Immer. So wollte es das Gesetz. Aber ich entschied mich dagegen.

»Sag's nicht weiter, okay?« Ich zuckte mit den Schultern. Unterwäsche-Model war immer noch besser als die Wahrheit.

Sie stimmte zu, und nach wenigen Metern – endlich! – fand ich den Wegweiser, den ich vorher verzweifelt gesucht hatte. Kurz darauf betraten wir die Lounge. Ich scannte mein Ticket ein und suchte uns den letzten freien Platz in der hintersten Ecke. Nachdem wir es uns beide auf dem einen Ledersofa gemütlich gemacht hatten, ich einen Kaffee für mich und einen Mocca-Latte für sie und dazu noch ein paar Sandwiches bestellt und sie ihren Parka ausgezogen hatte, nahm ich zögernd meine Sonnenbrille ab.

»Ja, ist besser ohne«, kommentierte sie das und sah mir in die Augen. »Du hast hübsche Augen, die solltest du nicht verstecken«, sagte sie, und tatsächlich wurde sie dabei erneut ein bisschen rot.

»Danke«, erwiderte ich schlicht. Ich fixierte sie, achtete auf jede Regung in ihrem Gesicht, aber da tat sich nichts. Zumindest nichts, was darauf schließen ließ, dass sie mich erkannte. »Deine sind auch ziemlich hübsch.«

Sie winkte ab. »Ach, ein Allerweltsbraun. Hat fast jeder. Genaugenommen neunzig Prozent der Weltbevölkerung.« Sie waren nicht einfach nur braun. Es war eine Mischung aus Karamell und Espresso und Schokolade. Bittersweet schoss es mir durch den Kopf.

»Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass man Komplimente auch einfach so annehmen kann?«, fragte ich sie.

Verblüfft sah sie mich an. »Nein. Nicht wirklich«, gab sie erstaunt zu.

»Solltest du aber. Deine Augen sind wirklich hübsch.«

Sie öffnete den Mund. Um ihn gleich darauf wieder zu schließen. Doch dann lächelte sie vorsichtig. »Danke.« Sie wandte sich von mir ab, und statt mich genauer unter die Lupe zu nehmen, schenkte sie der Lounge ihre Aufmerksamkeit und stieß im Anschluss einen leisen Pfiff aus. »Ich sollte auch Model für Unterwäsche werden.«

Keine schlechte Idee, schoss es mir durch den Kopf, aber ich behielt diese Worte lieber für mich.

Schwarze Ledersofas und passende Sessel standen um kleine Tische gruppiert, mit genügend Abstand zu der nächsten Sitzgruppe. Alle waren besetzt mit Reisenden in Anzügen und Businesskleidung, mit Aktenkoffer neben ihren Füßen oder geschäftig auf ihren Laptops tippend. Leise Loungemusik klang aus versteckten Lautsprechern, Kellner in schwarzer Uniform brachten wie leise Schatten Getränke und Snacks an die Tische. Hier war es tausendmal angenehmer als im mittlerweile völlig überfüllten Terminal, in dem unzählige Reisende wegen des Sturms festsaßen. Das Risiko, erkannt zu werden, war minimal. Und selbst wenn – hier würde man mich in Ruhe lassen. Durch die bodentiefen, immer noch mit Regentropfen bedeckten Fenster war der Blick auf das Rollfeld frei, und ich sah die Maschinen im Halbdunkel unbewegt an ihren Gangways stehen, an denen der Sturm noch immer rüttelte. So schnell würde sich hier niemand wegbewegen.

»Ich kenne immer noch nicht deinen Namen«, stellte ich fest, nachdem eine Bedienung uns die Bestellung gebracht hatte.

Sie verzog spöttisch ihre Lippen. »Mehr, als dass du Model für Unterwäsche bist, dein Hintern sündhaft teuer zu sein scheint und du deshalb Zugang zur Business-Lounge hast, weiß ich von dir auch nicht.«

Ich lachte auf. »Touché.« Sie hatte echt Humor. Und sie schien auch keinen Wert darauf zu legen, mehr aus meinem Model-Leben zu erfahren. Was hieß, dass ihr Ruhm und Geld nicht wichtig waren. Oder – dass sie das für normal hielt.

Sie schmunzelte, und mir fiel auf, wie voll ihre natürlich roten Lippen waren. »Aria. Mein Name ist Aria.« Dann griff sie sich ein Sandwich und biss hinein. »Hmmm, guuuut!«

»Tr... Äääälvis«, kriegte ich noch so eben die Kurve. Sicher war sicher. Ich griff ebenfalls nach einem Sandwich und musste ihr recht geben. Das war nicht übel, und mein Magen dankte es mir.

»Elvis?« Aria prustete leise, aber unterdrückte ein Auflachen oder versteckte es hinter ihrer vorgehaltenen Hand, als sie meine Miene sah. »Ernsthaft? Du heißt Elvis?«

Ich spürte die steile Falte zwischen meinen Augenbrauen. »Was hast du gegen den Namen?« Mir war auf die Schnelle nichts anderes eingefallen, als den Spitznamen meines Agenten ins Spiel zu bringen. Normalerweise gab es für Szenen wie diese auch ein Drehbuch.

»Na, ich kenne nur den einen Elvis. Und so siehst du nun wirklich nicht aus. Nicht, dass du nicht gut aussiehst. Du siehst sogar sehr gut aus. Dass du Model bist, kommt ja nicht von ungefähr, oder? Also versteh mich nicht falsch ... Aber eben nicht wie Elvis«, stammelte sie und verdrehte die Augen, bevor sie sich mit ihrer Hand gegen die Stirn fasste. »Ich hab’s echt drauf, oder?«

Ich nickte zustimmend. »Wenn du Flirten meinst, ja. Darin bist du ein absoluter Profi.«

»Ich hab’s geahnt.« Ein gequälter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, und sie zuckte mit ihren schmalen Schultern, bevor sie sich ihre Hände an einer Serviette abwischte und einen Schluck Mocca-Latte trank. Als sie dabei ihre hübschen Lippen spitzte, ging schlagartig die Fantasie mit mir durch. Erschrocken über mich selbst wandte ich den Blick hastig ab und starrte auf ihre Beine. Auch nicht besser. Ich schloss die Augen und rieb mir darüber, um mich abzulenken. Was hatte sie noch gesagt? Ach ja ... Elvis.

»Meine Eltern waren seine größten Fans«, antwortete ich schließlich mit einem Schulterzucken und fuhr mir durch meine dichten dunklen Haare, die viel zu lang geworden waren. Vorsichtig wagte ich es, sie wieder anzusehen. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und hielt das Glas mit beiden Händen fest, so, als wollte sie ihre Finger daran wärmen.

»Oh, okay«, sagte sie lachend und zeigte dann nach draußen. »Und wie kommt es, dass dein ... du hier in Indianapolis gestrandet bist?«

»Meine Maschine nach L.A. wurde wegen des Sturms umgeleitet. Und du? Was hat dich hierher verschlagen?«, lenkte ich von mir ab. Ich hatte es mir schon längst abgewöhnt, mehr als nötig über mich und mein Leben preiszugeben. Mittlerweile war ich Meister darin, Gespräche umzulenken. Auch diesmal klappte es.

»Äh, lass mich überlegen ... Der Sturm vielleicht?«

»Nein? Wirklich? Du auch?«

Sie lachte. »Ich will nach Florida.«

»Florida ist toll. Warst du schon mal da?«

Sie lehnte sich im weichen Leder zurück. Ob ihre bewusst war, wie sexy ihre Pose gerade war? »Nein, das ist das erste Mal.« Sie strich sich mit zwei Fingern den Pony aus der Stirn. Nein, ich war mir sicher, sie hatte keine Ahnung.

»Und was machst du da?«, wollte ich wissen, wobei ich mich räuspern musste, weil meine Stimme kratzig wurde.

Sie schien kurz zu zögern, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. »Urlaub«, antwortete sie einen kurzen Moment später.

»Von was?« Im Kreuzverhör war ich echt gut.

»Ich ... bin Fotografin.«

»Fotografin?« Damit hätte ich nun gar nicht gerechnet.

»Wieso erstaunt dich das?«

»Ich weiß nicht. Ich hätte damit nur nicht gerechnet.«

»Was passt denn deiner Meinung nach besser zu mir?«

»Du solltest vor der Kamera stehen. Als Model«, fand ich.

Sie kicherte belustigt. »Also, da habe ich echt schon bessere Anmachen gehört.«

»Und wenn das gar keine Anmache war?«

»Dann habe ich mit Anlauf das nächste Fettnäpfchen genommen.«

Nein. Sie war absolut nicht mein Typ.

Nein. Ich hatte wichtigere Dinge zu tun, als zu flirten.

Und nein –ich hatte keine Ahnung, warum ich es dennoch tat.

»Das war kein Fettnäpfchen«, ließ ich sie wissen.

Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, als sie mich über den Rand ihres Kaffeebechers hinweg irritiert ansah. »Du bist echt verpeilt«, sagte ich. »Aber irgendwie niedlich.«

»Niedlich? Super. Genau das, was eine Frau hören will. Du hast es ja genauso drauf wie ich.«

»Dann sind wir jetzt quitt«, befand ich und ärgerte mich über meine plumpe Art. Ich hatte das so gar nicht sagen wollen, es war mir einfach so rausgerutscht. Ihre Art war niedlich, ja. Aber da war noch mehr. Sie war kein Topmodel, hatte nicht die top Maße, und auch ihre braunen Augen waren nicht unbedingt das, was man Rehaugen nannte und was Fotografen reihenweise scharf machte. Sie wirkten vielleicht sogar ein bisschen traurig. Letztlich war es auch egal. Ich sollte nicht mit ihr flirten, das würde nur nach hinten losgehen.

»Das sind wir wohl«, unterbrach sie meine Gedanken und warf mir ein knappes Lächeln zu.

»Und wohin nach Florida fliegst du?«, lenkte ich das Thema in eine ganz andere Richtung.

»Auf die Keys«, antwortete sie zögernd.

»Die sind eine Reise wert.«

»Du warst schon mal da?«

»Einige Male. Willst du ein paar Tipps?«

»Warum nicht«, sagte sie und beugte sich interessiert vor, als ich ihr ein paar Ausflüge und Aktivitäten empfahl, die sie unbedingt ausprobieren oder von denen sie die Finger lassen sollte. »Lass dich nicht von den Guides übers Ohr hauen. Es gibt einige schwarze Schafe unter ihnen.«

Wir aßen auch die anderen beiden Brote auf und fachsimpelten dabei noch eine Weile über die Vorzüge Floridas, von denen ich eine Menge kannte, da ich dort aufgewachsen war und ein Haus besaß. Aber davon erzählte ich nichts. Ich wollte nicht, dass sie zu viel von mir wusste, und lügen wollte ich auch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns wiedersahen, war verschwindend gering. Ich hatte keine Zeit, keine Lust und auch keine Nerven, mich auf etwas einzulassen. Und sei es noch so unverbindlich. Ich konnte nicht wissen, an welcher Ecke die nächsten Paparazzi warteten, um mich und mein Leben bloßzustellen. Und die Personen, mit denen ich mich abgab. Skye hatte etwas ins Rollen gebracht, was ich nicht mehr stoppen konnte. Es war besser, wenn ich jetzt allein blieb.

Wenn Aria herausfand, wer ich wirklich war, dann würde ich schon längst außer Reichweite sein. Dann konnte sie vor ihren Freundinnen damit angeben, mit mir zusammen im Sturm festgesessen zu haben.

»Ich hätte nicht gedacht, dass der Abend noch so angenehm verlaufen würde«, sagte sie nach einem versteckten Gähnen. Es war mittlerweile fast Mitternacht und auch mir steckte die Müdigkeit in den Knochen. Der Tag hatte früh angefangen und war anstrengend gewesen. Dazu kam Skyes Alleingang gegenüber der Presse und dass ich jetzt hier festsaß und nichts gegen ihre Lügen tun konnte. Das war der Grund, warum ich mit dem Flug nicht bis morgen hatte warten wollen.

»Es freut mich zu hören, dass du dich gut amüsiert hast«, antwortete ich.

Sie lächelte. »Das habe ich. Und ich hoffe, ich habe dich nicht gelangweilt.«

»Keineswegs. Das mit dem Kaffee auf deinem Mantel tut mir auch gar nicht mehr leid«, gab ich leise lachend zu.

»Mir auch nicht ...« Arias Augen wurden immer kleiner. Ich bat eine der Bedienungen um eine Decke und ein Kissen. Aria bedankte sich, zog ihre Boots aus und kuschelte sich mit Kissen und Decke in ihre Ecke des Sofas. »Und was ist mit dir?«, murmelte sie fragend.

»Alles okay«, flüsterte ich und widerstand dem Drang, ihr übers Haar zu streichen.

Ich kannte diese Frau erst seit wenigen Stunden und wusste im Prinzip überhaupt nichts von ihr. Und dennoch hatte sie es in der kurzen Zeit geschafft, mir mit ihrer offenen, leicht verpeilten Art näherzukommen als die meisten Frauen, die ich kannte. Das war verrückt.

Eine Minute später klingelte mein Telefon und unterbrach meine Gedanken. Elvis. Mein Agent. Endlich.

»Entschuldige mich kurz«, wandte ich mich an Aria, die mit halb geschlossenen Augen nur etwas Zustimmendes murmelte, stand auf und nahm das Gespräch an.

»Sag mal, wo zum Teufel steckst du?«, fuhr er mich an, noch bevor ich etwas sagen konnte.

»Indianapolis.«

»Und hättest du auch die Güte, mir zu erklären, was du da machst?«

Kurz fasste ich den Verlauf der letzten Stunden zusammen. Elvis stöhnte nur ins Telefon. Wie ich vorausgesehen hatte, war er alles andere als begeistert.

»Tristan Hall und Skye Ridley wieder vereint«, wiederholte ich dann die Schlagzeile, mit der ich heute schon mehrfach konfrontiert worden war. »Skye hat das einfach über meinen Kopf hinweg entschieden. Deswegen bin ich in den Flieger gestiegen. Verdammt, Elvis! Wie konnte das passieren?«

Ich hörte das tiefe Seufzen am anderen Ende. »Das ist eine gute Frage, die ich dir leider nicht beantworten kann. Du kennst Skye. Sie macht, was sie will. Aber fuck! Hättest du nicht bis morgen warten können? Was, wenn man dich dort erkennt? Du hast niemanden bei dir. Wie bescheuert muss man sein ...«

»Mehr hast du dazu nicht zu sagen?« Zornig schnaubte ich ins Handy. »Das hier hätte nicht passieren dürfen!«, zischte ich wütend. Ja, ich ließ meine Wut an ihm aus, obwohl er wenig dafür konnte. Aber er war mein Agent und meine Wut prallte an ihm ab wie ein Ball an einem Pfosten. Elvis kannte mich lange genug, um mit meinen Ausbrüchen umzugehen.

Wir hatten uns während meiner Schauspielausbildung kennengelernt. Elvis war frisch gebackener Assistent des Casting Directors an der Hochschule gewesen und wir hatten uns über die Jahre hinweg angefreundet. Als es mit meiner Karriere steil bergauf ging, kündigte er seinen Job an der Schule und wurde mein persönlicher Assistent. Und mein bester Freund. Und letztlich wurde Elvis dann mein Agent. Kurz darauf begann der gebürtige Nathaniel Galimore, sich Elvis zu nennen. Wegen seiner Liebe zum King of Rock ’n’ Roll. Und weil er meinte, jeder solle einen Künstlernamen haben. Jeder, außer ich. Mir gefiel mein Name, und ich wollte ihn nicht ändern.

»Sorry. Ich weiß, dass sie eine miese Bitch ist.«

»Also? Irgendwelche Ideen, wie wir sie umstimmen können?«

»Rede eben noch mal mit ihr.«

»Genau das habe ich ja vor! Und dann will ich, dass sie endlich aus meinen Leben verschwindet.«

»Wie soll das gehen, Tris, hm? Du kannst sie nicht rauskicken. Du hast einen Vertrag unterschrieben.«

»Als wüsste ich das nicht«, schnaubte ich.

»Du hast zwei Möglichkeiten.«

»Die da wären?«, blaffte ich, aber auch das prallte an Elvis einfach ab. Ich stand am Fenster und verfolgte die Regentropfen auf ihrem Weg an der Scheibe.

»Entweder verträgst du dich mit ihr, spielst mit und gaukelst der Fanbase eine aufgewärmte Beziehung mit ihr vor, oder –«

»Oder?« Ich wusste jetzt schon, dass mir das Oder besser gefallen würde.

Unbeeindruckt sprach er weiter. »Oder du dementierst das Ganze und die Schlammschlacht beginnt. Denn eine öffentliche Zurückweisung wird Skye sich nicht gefallen lassen. Du weißt ja, wie sie ist.«

Darauf hatte ich nichts zu erwidern, denn was Elvis sagte, stimmte. Leider.

Skye Ridley war der Erfolg ganz offensichtlich zu Kopf gestiegen und sie hatte sich vom netten Mädchen von nebenan in ein durchtriebenes Miststück verwandelt. Sie ging mittlerweile über Leichen, und wenn sie ein Ziel hatte, dann hatte sie auch einen Plan, wie sie es erreichte. Der Buschfunk war in Gang gesetzt, und das war wieder einmal ihr Verdienst. Ich war stinksauer.

Seit zwei Monaten waren wir kein Paar mehr, und es reichte mir voll und ganz, wenn ich ihr Gesicht – auch oft genug neben meinem – in den Medien sehen musste, in deren Aufmerksamkeit sie sich seit unserer Trennung nur zu gerne sonnte. Solange sie mich dabei in Ruhe gelassen hatte, war es mir egal gewesen. Das hatte sich jetzt geändert. Jetzt hatte sie einen Alleingang hingelegt und mich der Meute zum zweiten Mal zum Fraß vorgeworfen. Das würde ich nicht einfach so hinnehmen.

»Überleg dir gut, was du tust«, bat Elvis mich.

»Da gibt es nichts zu überlegen.«

»Dann pass wenigstens auf dich auf.«

Ich versprach es ihm, beendete das Gespräch, steckte das Handy weg und drehte mich um. Dann atmete ich tief durch und warf einen Blick auf Aria, die mittlerweile ihre Augen geschlossen hatte. Sie sah so entspannt aus, und auch verletzlich, wie sie so zusammengerollt da lag. Vielleicht sollte ich ihr meine Telefonnummer geben?

Tristan, lass es!

Stimmt. Ich sollte es lassen. Es wäre verrückt.

Resigniert setzte ich mich zu ihr auf das Ledersofa. Das weiche Leder gab sofort unter mir nach. Aria rührte sich nicht, auch nicht, als ich ihren Fuß anstupste. Sie war eingeschlafen. Also erlaubte ich mir, auch für einen kurzen Moment die Augen zuzumachen, um zur Ruhe zu kommen.

»Mr. Hall?« Ich schreckte auf und öffnete die Augen wieder. Eine der Bedienungen stand wie aus dem Nichts vor mir und sah mich an. »Ihre Maschine steht bereit.«

»Wie spät ist es?«, fragte ich und sah zu Aria rüber, die unter ihrer Decke vergraben lag und tief und fest schlafen zu schien.

»Zwei Uhr fünfundzwanzig«, nannte die Angestellte mir die Uhrzeit. »Der Sturm hat sich gelegt. Ihre Maschine steht bereit, das Boarding beginnt jeden Moment ...«

»Shit. Danke.«

»Natürlich, Mr. Hall.« Sie entfernte sich mit einem Lächeln.

Noch einmal sah ich zu Aria rüber. Schade. Gerne hätte ich sie näher kennengelernt.

Leise, um sie nicht zu wecken, erhob ich mich und griff meine Tasche. Mit einem letzten Blick verabschiedete ich mich stumm. Ich hatte keine Zeit für Bekanntschaften mit Fremden. Ich hatte ein Leben, in dem für so was wie Normalität kein Platz war.

2. Aria

»Ja dann ... Willkommen in Cape Coral.« Penelope überreichte mir mit einem Lächeln den Schlüssel der größten und imposantesten Luxusimmobilie, die ich je gesehen hatte. Die Diamanten an ihren schlanken Fingern glitzerten deutlich stärker als das stumpfe Metall, das ich nun endlich in meinen Händen hielt. Aber es war für mich so viel mehr wert als alle Edelsteine der Welt.

»Danke.«

Penelope Garcia war eine rassige Schönheit mit schwarzen Haaren, gebräunter Haut, endlos langen Beinen, Silikonbrüsten, falschen Fingernägeln und aufgespritzten Lippen. Aber sie war auch die Top-Maklerin der oberen Zehntausend in Florida. Und vor ihrem Willkommen fehlte das herzlich, deswegen hielt ich mich zurück und lächelte einfach nur starr vor mich hin. Etwas, das ich bereits seit Beginn des Treffens mit ihr vor gut einer Stunde tat.

»Gut, dann lasse ich Sie mal mit diesem Schmuckstück allein.« Ich meinte, ein ernüchtertes Seufzen zu vernehmen, aber konnte mich auch irren. Wahrscheinlich sogar irrte ich mich. Frauen wie Penelope Garcia seufzten nicht. Schon gar nicht in Anwesenheit von Fremden. Ich wagte sogar so weit zu gehen, dass Frauen wie sie nicht mal ansatzweise einen Grund hatten zu seufzen.

»Sie sind wirklich ein Glückspilz«, setzte sie hinterher. Es sah fast so aus, als wollte sie einfach nicht gehen. Was ich sogar ein wenig verstehen konnte. Das Haus war gigantisch. Ich war wirklich ein Glückspilz. Zumindest in dieser Hinsicht.

»Ja, das stimmt«, presste ich hervor, während ich versuchte, die Maske der Höflichkeit aufrechtzuerhalten.

»Wie gut, dass Sie Zeit hatten, als Mr Walker abgesprungen ist ...« Sie schüttelte verhalten den Kopf, an ihrer schwarzen Haarpracht verrutschte kein Haar. Empathielose Schnepfe, schoss es mir durch den Kopf. Mr Walker ist nicht einfach abgesprungen. Er ist gestorben. Aber ich verkniff es mir, sie darauf hinzuweisen.

»Sie können sich einhundert Prozent auf mich verlassen, Penelope. Ich werde mich um alles kümmern.«

Sie nickte mit aufeinandergepressten Lippen. »Dafür sind sie hier.« Eine Kampfansage.

»Natürlich.« Ich nickte erneut und holte mein Handy aus der Tasche meiner Jeans. Penelopes Augen weiteten sich.

»Ihnen ist doch aber klar, dass Sie keine Fotos machen dürfen?«, fragte sie mit einem schneidenden Unterton.

»Ja. Natürlich nicht. Ich wollte nur –«

»Mir ist egal, was Sie wollen«, unterbrach sie mich. »Der Vertrag beinhaltet gewisse Klauseln. Unter anderem eine Verschwiegenheitsklausel. Die sollten Sie sich vielleicht noch einmal in Ruhe durchlesen. Keine Fotos und kein Wort nach draußen über die Villa oder ihren Besitzer. Ist das klar?«

»Ich habe –«

»Genug geplaudert.« Erneut fiel sie mir ins Wort. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, sondern noch andere Termine. Also, keine Fotos.« Sie unterzog mich noch einer abschätzigen Musterung und schnalzte unverblümt mit der Zunge. Wäre bis dahin noch nicht klar gewesen, was sie von mir hielt – jetzt stand es außer Frage.

Ohne ein weiteres Wort des Abschieds machte sie auf ihrem halsbrecherischen Absatz kehrt und rauschte mit eleganten Schritten aus der geöffneten Tür. Vor der Villa wartete ihre schwarze Limousine mit den getönten Scheiben, und kaum dass sie eingestiegen war, fuhr sie auch schon vom Hof, und das Tor mit den eisernen Flügeltüren schloss sich automatisch, als ich den Schalter an der Tür betätigte, so, wie Penelope mich angewiesen hatte. Als das Grundstück mit dem Schließen des schweren Tors zu einer Festung wurde, drückte ich die Haustür ins Schloss und lehnte mich mit dem Rücken gegen das dicke Holz.

»Penelope Garcia«, sagte ich und schnalzte nun ebenfalls mit der Zunge. »Danke für diese wundervolle Idee.«

Mit dem iPhone statt meiner Nikon hielt ich meinen Rundgang durch die Villa nun Bild für Bild fest. Ohne den Einwand der Star-Maklerin wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, aber jetzt war der Samen in der Erde und die Idee geboren. Ich brauchte Futter für mein Reisetagebuch, das ich angefangen hatte zu führen, kaum, dass ich mit meinem Rucksack, der alles beinhaltete, was ich noch besaß, die Grenze von Texas hinter mir gelassen hatte.

Kurz übermannte mich der Schmerz, doch ich atmete ihn weg und sog den Geruch der hoheitsvollen Villa und damit den Beginn meines neuen Lebens tief in mich auf. Ich wollte mich in Zukunft nur noch an die schönen Erinnerungen klammern, nicht mehr an das, was wehtat. Das hatte ich lange genug getan und gelitten wie ein Hund. Damit war jetzt Schluss. Und deswegen sprach ich mir selbst Mut zu und beschloss, dieses luxuriöse Haus nun auf eigene Faust zu erkunden. Und Fotos davon zu machen.

Ich begann im Eingangsbereich, der mit dem hellgrauen Marmorboden, der weißen Steinwand und der hohen Decke unglaublich hell und lichtdurchflutet war. Er wurde von einem Billardtisch dominiert, der mich herausfordernd anzusehen schien. Ich tätschelte den roten Bezug und ließ im Vorbeigehen meine Finger darübergleiten. Bilder von bunten, rollenden Kugeln über grünen Stoff flammten vor meinen Augen auf, das Klacken aneinanderknallender Kugeln hallte mit einem gewaltigen Echo in meinem Kopf wider. Hastig verneinte ich.

»Später«, murmelte ich und lichtete den Tisch mit meinem Smartphone ab. Ich knipste den Kamin in der Wand, vor dem eine mit weißem Leder bezogene Bank stand, bevor ich mich für einen Moment daraufsetzte, die Augen schloss und das Haus auf mich wirken ließ. Ich spürte Kälte. Einsamkeit. Und dann, ganz plötzlich, fühlte ich mich beobachtet.

Hastig riss ich die Augen auf und drehte mich um. Und starrte direkt in ein Paar schwarzer Augen, die mich eindringlich unter die Lupe nahmen. »Wow!«, stieß ich aus, erhob mich und ging langsam auf das riesige Porträt zu, das an der gegenüberliegenden Wand hing. Es war mir vorher gar nicht aufgefallen. Und das, obwohl es mindestens zwei mal zwei Meter groß war. Ein Frauengesicht, umrahmt von langem blondem Haar, fotografiert aus nächster Nähe, in Schwarz-Weiß und vor einem dunklen Hintergrund perfekt in Szene gesetzt. Mein geschultes Fotografenauge erkannte sofort, dass der Kollege sein Handwerk verstanden hatte. Es war wunderschön, doch die Härchen auf meinen Armen stellten sich auf, und im ersten Moment wusste ich nicht, ob aus Angst oder Bewunderung. Die Frau darauf sah wirklich, wirklich gut aus, keine Frage. Sie wirkte mysteriös, aber irgendwie auch ... bedrohlich. Ich trat ein paar Schritte zurück, um ein Foto von dem Foto zu machen. Dann setzte ich meinen Weg fort.