6,99 €
Der Traum vom Pferd
Als Leonie sich den Knöchel bricht, bedeutet das nicht nur das Aus für ihre Karriere als Eiskunstläuferin. Sie muss auch das Sportinternat verlassen und zurück in ihre Heimatstadt, wo ihr die neuen Mitschüler einen Neuanfang schwer machen. Der Zufall führt sie auf den benachbarten Pferdehof, wo sie auf Hope trifft. Sie spürt sofort, dass sie und das Pferd eine besondere Verbindung haben, doch die Besitzer verbieten ihr den Umgang mit dem Tier …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 177
Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House
1. Auflage 2015
© 2015 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House, München
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Almut Schmidt
Umschlagabbildung: Mädchen/Gesicht: bürosüd,
Pferd, Reiterin, Landschaft: Chev Wilkinson/Getty Images, bürosüd
Umschlaggestaltung: bürosüd, München
SaS · Herstellung: AJ
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
ISBN 978-3-641-17780-5
www.cbj-verlag.de
Prolog
Das harte Licht der Trainingslampen tauchte die Eisfläche in ein unwirkliches Blau. Leo fröstelte. Die Halle war trotz Februarkälte kaum beheizt. Aber es war Wettkampfzeit, das hieß: Einzeltraining noch vor der ersten Schulstunde, auch wenn ein plötzlicher Blizzard die Erde einfrosten sollte.
Leo glitt in die Mitte des Eises und probierte eine kleine Pirouette. Ihre Beine fühlten sich an, als hätte sie Bleigewichte an den Füßen. Vielleicht lag es an der Grippe in der letzten Woche? Leo versuchte, ihre Schwäche zu ignorieren. Sie stieß sich mit den Kufen hart ab, wechselte die Richtung und glitt im weiten Bogen Richtung Bande.
Hier, ganz am äußeren Rand der Eisfläche, hielt sie für einen Augenblick inne, dann nahm sie mit kraftvollen Schritten Anlauf für den schwierigsten Sprung ihrer Kür, den doppelten Axel. Sie hatte ihn schon mehrere Hundert Male gesprungen, zuletzt so gut, dass sie sich für die Junior-Meisterschaften qualifiziert hatte.
Doch heute war alles anders. Kaum in der Luft, verlor Leo das Gleichgewicht. Im letzten Moment gelang es ihr, halbwegs sicher zu landen. Doch sie musste sich mit den Händen abfangen, um nicht vornüber auf das harte Eis zu schlagen.
»Leonie! Wir sind hier doch nicht bei den Anfängern!«, schallte eine scharfe Stimme. Sie gehörte einer zierlichen Frau mit dicker Brille, die hinter der Bande stand. »Mit dieser Einstellung brauchst du gar nicht erst anzutreten! Reiß dich zusammen, es gibt genügend andere Mädchen, die liebend gern deinen Platz hätten!« Ihr Atem verwandelte sich in der Kälte in eine schnaubende Dampfwolke.
Leo musste nicht hinsehen. Sie wusste, dass ihre Trainerin, Frau Dr. Fleischhauer, die Stirn in kratertiefe Falten zog.
Leo richtete sich auf. In ihren Schläfen pochte das Blut. Mit einem kurzen Nicken zeigte sie, dass sie verstanden hatte. Sie atmete tief durch, glitt zurück zur Bande und lief erneut an, diesmal schneller, energischer. Mit weit ausgestreckten Armen holte sie sich zusätzlich Energie. Der Sprung trug sie weit nach oben – in die erste Drehung, in die zweite …
Doch dann wurde Leo für eine Sekunde schwarz vor Augen. Sie verlor die Kontrolle, konnte den Schwung nicht mehr lenken und schlug mit dem Knie voran auf das unnachgiebige Eis. Leo fühlte einen spitzen Schmerz, als habe man ihr ein Messer ins Knie gerammt. Instinktiv versuchte sie sich aufzusetzen. Doch der Schmerz war zu groß. Sie sank zurück und blieb mit geschlossenen Augen liegen.
1. Kapitel
Auf Krücken humpelte Leo zu ihrem Internatszimmer. Als sie die Tür öffnete, kam ihr der Raum mit den zwei Betten, den zwei Schränken und Tischen sonderbar fremd vor. Als hätte sie hier die letzten zwei Jahre gar nicht gewohnt.
Aber vielleicht lag es auch an ihr. Vielleicht war mit dem Zimmer alles in Ordnung – nur sie war mit ihrem Gips, der bis hinauf zum Oberschenkel reichte, und den Krücken zu einem Fremdkörper im Sportinternat geworden.
Leo humpelte zum Kleiderschrank, zerrte den großen Koffer herunter und warf ihn aufs Bett. Um sie herum war alles still. Nur vom nahen Sportplatz kamen vereinzelte Rufe und Pfiffe. Leo war froh, jetzt allein zu sein. Das Abschiednehmen fiel ihr schwer – obwohl sie seit vielen Tagen auch Enttäuschung verspürte. In den ersten vier Wochen nach dem Unfall hatten die Mädchen aus ihrer Klasse noch regelmäßig Grüße und Genesungswünsche geschickt und sie im Krankenhaus besucht. Aber mit der Zeit war der Kontakt immer spärlicher geworden. Sogar ihre engsten Freundinnen schienen sie vergessen zu haben. Leo hatte lange gebraucht, bis sie begriffen hatte, dass das Wesentliche, das sie und ihre Freundinnen in den gemeinsamen Jahren verbunden hatte, das Schlittschuhlaufen gewesen war. Und das war nun vorbei.
Seufzend öffnete Leo den Schrank und nahm ihre Hosen, T-Shirts und Pullover heraus, die sie Schicht um Schicht im Koffer verstaute.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Trixie, Leos Zimmergenossin, stürmte herein. Als sie Leo sah, blieb sie einen Moment erschrocken stehen. Doch schnell hatte sie sich wieder gefasst. »Puh, mit dir habe ich gar nicht gerechnet. Du bist raus aus dem Krankenhaus!«, sagte sie lächelnd.
Leo war ebenfalls erschrocken. Doch auch sie wollte es nicht zeigen. »Wurde mir da allmählich zu langweilig«, erwiderte sie und grinste schief.
Trixie umarmte Leo unbeholfen und setzte sich dann auf ihr Bett. Ihr Blick wanderte zu Leos Koffer. »Frau Fleischhauer hat gemeint, du gehst«, sagte sie. »Du verlässt die Schule?«
Leo schluckte und drehte sich rasch Richtung Schrank. Trixies unverblümte Frage trieb ihr die Tränen in die Augen.
»Die Ärzte glauben, dass ich nie wieder richtigen Sport machen kann«, antwortete Leo und griff nach einem Stapel Unterhemden im Wäschefach. »Und für Nicht-Sportler ist auf einem Sportinternat kein Platz. Du weißt schon: lange Warteliste und so.«
»Und was machst du jetzt?«, fragte Trixie.
Leo zuckte mit den Schultern. Ihr Blick wanderte zum Fußboden. Für einen Augenblick schwiegen die Mädchen.
»Ich muss gleich los zum Training«, sagte Trixie schließlich und ging zu ihrer Tasche, die gepackt neben ihrem Schreibtisch stand. Sie druckste einen Moment herum, bevor sie weitersprach. »Ich bin aufgerückt für die Meisterschaften. Jetzt, wo du wegfällst …«
»Ah, ja klar«, erwiderte Leo und fühlte sich plötzlich schwer wie ein Stein. »Herzlichen Glückwunsch!«
Trixie sah verlegen zu Boden. Es war offensichtlich, wie unangenehm ihr die Situation war. »Soll ich dir noch mit dem Koffer helfen?«, fragte sie.
»Nein, lass mal. Meine Mutter kommt gleich, sie ist unten und spricht noch mit dem Direx und Frau Fleischhauer.«
»Okay, dann geh ich mal!« Trixie öffnete die Tür. »Ich ruf dich an, bestimmt!«
»Ja, mach das«, sagte Leo lahm. Im nächsten Moment war Trixie auch schon verschwunden, die Tür knallte hinter ihr zu.
Plötzlich wollte Leo nur noch weg. Hastig riss sie den Rest ihrer Sachen aus dem Schrank und stopfte sie in den Koffer. Zum Schluss schmiss sie ihre Schlittschuhe auf die Klamotten. Dann klappte sie den Deckel zu und zerrte am Reißverschluss. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie kriegte den Koffer nicht zu. Wütend riss Leo ihn wieder auf, nahm die Schlittschuhe und warf sie in den Papierkorb. Als sie das Zimmer verließ, drehte sie sich nicht einmal mehr um.
2. Kapitel
»Warte! Ich wäre doch gekommen«, rief Leos Mutter, Eva Pollinger, als sie sah, wie ihre Tochter sich mit dem schweren Koffer auf der Treppe abmühte. Rasch eilte sie Leo entgegen und nahm das Gepäck, um es die letzten Stufen hinunterzutragen. »Warum musst du immer so ein Dickkopf sein?«
»Du hast so lange gebraucht«, antwortete Leo nur und fasste ihre Krücken fester, um durch die Eingangshalle Richtung Ausgang zu humpeln.
»Ich habe noch mit deinem Direktor gesprochen«, sagte Leos Mutter. »Herr Friedrichsen war so nett!«
»Der wollte bestimmt nur mit dir flirten«, antwortete Leo genervt. »Alle Männer wollen mit dir flirten.«
Leos Mutter schüttelte belustigt den Kopf. Aber Leo wusste, dass sie recht hatte. Eva Pollinger war eine außergewöhnlich hübsche Frau. Die meisten Männer schienen nicht anders zu können, als auf peinliche Weise um sie herumzuzwitschern.
»Leonie, erzähl nicht immer so einen Quatsch«, widersprach Leos Mutter. »Frau Dr. Fleischhauer war auch sehr, sehr nett. Sie hat gesagt, dass sie dich richtig gerne mochte. Du glaubst nicht, wie sie dich in den höchsten Tönen gelobt hat. Dass du es weit hättest bringen können …«
»Ja, hätte«, unterbrach Leo ihre Mutter. Musste sie denn noch weiter Salz in ihre Wunde streuen? »Können wir jetzt über etwas anderes reden?«
Leos Mutter blieb stehen und schüttelte verständnislos den Kopf. Aber Leo bemerkte es nicht. Sie war schon weiter Richtung Parkplatz gehumpelt. Sie konnte es nicht erwarten, von hier wegzukommen. Ungeduldig öffnete sie die Beifahrertür und quetschte sich mit den Krücken auf den Sitz. Doch ihre Mutter stieg noch nicht ein, sondern sah sich wehmütig um. Hinter ihnen lag das Gelände mit dem Sportplatz, weiter hinten die Eishalle mit dem langen, flachen Dach. Leos Mutter seufzte. »Ich glaube, das ist der traurigste Tag in meinem Leben«, sagte sie schließlich und sah Leo an.
Leo war noch immer gereizt. »In deinem Leben?«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
Leos Mutter schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht«, korrigierte sie sich selbst. »Der Tag, als dein Vater uns verlassen hat, war der traurigste.«
Leo biss sich auf die Lippen und schwieg. Sie wartete, bis ihre Mutter eingestiegen war und den Wagen gestartet hatte. Erst als sie das Schulgelände hinter sich gelassen hatten, konnte Leo sich etwas entspannen und sank tiefer in den Sitz. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie ihre Mutter mit einer steilen Sorgenfalte auf der Stirn den Wagen Richtung Autobahn lenkte. Plötzlich hatte Leo den Impuls, ihre Mutter zu trösten. Leo wusste, wie viel es ihr bedeutet hatte, dass sie das Internat besuchte. Nachdem Leos Vater verschwunden war, hatte sie ihre ganze Freizeit in Leo investiert. Bevor Leo die Aufnahmeprüfung für das Sportinternat Glasstein geschafft hatte, hatte ihre Mutter sie permanent herumgefahren, vom Training in der nahen Eishalle zum Leistungszentrum, vom Ballett zu Wettbewerben. Sie hatte ihr Kostüme genäht und ihre letzten Cent dafür gegeben, damit Leo mit dem Eiskunstlaufen Erfolg hatte.
Und jetzt war, durch Leos Schuld, alles vorbei.
Vorsichtig streckte Leo ihre Hand aus und streichelte sanft über den Arm ihrer Mutter.
»Alles wird gut«, sagte Leo.
Eva Pollinger nickte. »Das Wichtigste ist jetzt, dass du positiv denkst und dich nicht hängen lässt. Es ist alles schon schwer genug!«
Leos Laune verdüsterte sich bei den Worten ihrer Mutter sofort wieder. Aber sie sagte nichts.
»Und versuche, auf der neuen Schule bald Freunde zu finden«, fuhr Leos Mutter mit ihren Ratschlägen fort.
Leo schnaufte kaum hörbar und starrte angestrengt nach vorn. »Wird gemacht«, sagte sie.
3. Kapitel
Das fremde Klassenzimmer war noch leer, als Leo eintrat. Sie suchte sich einen Platz in der letzten Reihe und beobachtete, wie nach und nach ihre neuen Mitschüler eintrudelten. In die ersten zwei Reihen setzte sich eine Gruppe nahezu gleich gekleideter Mädchen. Sie unterhielten sich aufgeregt, unterbrachen aber sofort ihr Gespräch, als ein hochgewachsenes Mädchen in den Klassenraum trat. Es hatte langes rotes Haar, das sich in Hunderten Löckchen kräuselte. Sie sah toll aus, fand Leo. Die Mädchen machten der Rothaarigen sofort Platz, sodass sie augenblicklich der Mittelpunkt der Gruppe war.
»Entschuldige, da sitze ich eigentlich«, sagte plötzlich eine helle Stimme neben Leo. Überrascht sah Leo auf und griff nach ihren Krücken.
Als das Mädchen Leos Gipsbein bemerkte, rief sie abwehrend: »Nein! Kein Problem! Ich setz mich einfach einen Platz weiter, da sitzt niemand, kein Problem!«
Leo musterte aus den Augenwinkeln das Mädchen, das nun umständlich neben ihr Platz nahm. Es hatte eine kindliche Schultasche auf dem Rücken, und auf seinem Pullover prangte ein Pony aus Glitzersteinchen. Als es seine Hefte und Bücher auf dem Tisch platzierte, sah Leo, dass jeder Gegenstand mit einem Pferdemotiv bedruckt war. Sogar auf dem Radiergummi, den sie sich neben ihrer Federmappe zusammen mit Lineal und Bleistift bereitlegte, sprang ein Einhorn über einen Regenbogen. Also kein richtiges Pferd, aber trotzdem.
Pünktlich mit dem Klingeln kam der Klassenlehrer herein und warf krachend einen Stapel Bücher vorne auf das Lehrerpult. Als er seinen Blick der Klasse zuwandte, entdeckte er Leo.
»Ah, da haben wir ja unsere Eisprinzessin!«, rief er und gab ihr ein Zeichen, nach vorne zu kommen. Im selben Moment bemerkte er seinen Fehler und schüttelte belustigt den Kopf. »Nein, schon gut!«, rief er und blätterte in seinem Notizbuch.
Leo hatte das Gefühl, dunkelrot anzulaufen.
»Leonie Pollinger«, las er ihren Namen aus seinem Büchlein vor, während er zu ihrem Tisch kam. »Willkommen bei uns – so mitten im Schuljahr.«
Leo wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Aber offensichtlich erwartete er von ihr auch keine Antwort.
»Du kommst also vom Sportinternat, Disziplin Eiskunstlauf«, fasste der Lehrer zusammen. »Ich hoffe, dass es dir bei uns nicht zu langweilig wird. Wir konzentrieren unseren Ehrgeiz hier mehr auf Kopfarbeit … Also, alle bitte die Bücher aufschlagen, Seite 54.« Mit diesen Worten überreichte er Leo das Mathematikbuch und ging zurück zur Tafel.
Einige Schüler, auch die Mädchen aus den ersten Reihen, starrten Leo unverblümt an. Erst nach und nach richteten sie ihre Blicke wieder nach vorne. Nur Leos Sitznachbarin starrte weiter. Als Leo sich ihr fragend zuwandte, grinste sie breit. »Ich bin Bea«, flüsterte sie. »Und ich bin Leo«, flüsterte Leo zurück. Das Mädchen nickte übertrieben heftig, um zu zeigen, dass es verstanden hatte. »Okay!«, flüsterte es noch einmal.
Leo war froh, dass Bea das Gespräch nicht im Unterricht fortsetzen wollte. Aber an der Art, wie sie aufgeregt neben ihr auf dem Stuhl herumrutschte, ahnte Leo, dass sie vor Neugier platzte. Kaum klingelte es zur ersten Pause, klappte Bea auch schon ihr Buch zu und wandte sich mit weit aufgerissenen Augen an Leo.
»Und du bist wirklich Eiskunstläuferin?«, fragte sie begeistert.
»Leider ist mir was dazwischengekommen«, antwortete Leo und deutete auf ihr Bein. »Gebrochene Kniescheibe«, schob sie erklärend nach.
Bea wurde blass. Leo fürchtete, sie könnte jeden Augenblick vom Stuhl kippen. »Aua, das will ich mir gar nicht vorstellen!«, rief sie, und ihre Augen wanderten hektisch durch den Klassenraum, als würde sie den Notausgang suchen. »Das tut mir so leid!«, meinte sie schließlich und fasste sich mit beiden Händen ans Knie, als hätte sie selbst Schmerzen.
»Was tut dir leid?« Das Mädchen mit den roten Haaren und zwei seiner Freundinnen waren vor Leos Tisch getreten. Verächtlich betrachteten die drei Leos Sitznachbarin. »Tut es dir leid, dass du schon wieder so einen hässlichen Pullover trägst?«
Die Mädchen kicherten. Leo klappte die Kinnlade runter. So etwas Gemeines hatte sie noch nie erlebt! Doch Bea blieb still und senkte nur verlegen den Kopf. Noch bevor Leo etwas sagen konnte, wandte sich das Mädchen an sie. »Echt blöd, dass du hier hinten sitzen musst. Willst du in der großen Pause mit uns in die Cafeteria gehen?«, fragte sie überfreundlich.
Leo klappte die Kinnlade noch ein Stück tiefer. Dann fasste sie sich endlich. »Nein, danke!«, erwiderte sie knapp.
Das Lächeln im Gesicht des Mädchens gefror. Offenbar hatte es in seinem Leben noch nicht viele Absagen erhalten.
»Dann halt nicht«, sagte es schließlich schnippisch und wie auf Kommando drehten sich alle drei gleichzeitig um und kehrten zu ihren Plätzen zurück.
Leo sah den Mädchen kopfschüttelnd nach. »Wer ist das denn?«
»Charlene Schönbrunn«, flüsterte Bea.
»Kann es sein, dass sie ziemlich daneben ist?«, fragte Leo.
»Ja, schon. Aber ich wünschte, ich wäre wie sie«, erwiderte Bea mit verträumtem Blick.
Leo sah Bea entgeistert an. »Wieso das denn? Arrogante Ziegen gibt es doch schon genug!«
»Nein, ich mein das anders«, verbesserte sich Bea erschrocken. »Charlene kann reiten! Ihre Freundinnen, Tessa und Bibi, können auch reiten, aber Charlene kann richtig gut reiten.«
Leo war verwirrt. »Kannst du denn reiten?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits ahnte.
Bea senkte den Kopf. »Nein, leider nicht.«