Ostwind - Zusammen sind wir frei - Carola Wimmer - E-Book
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Ostwind - Zusammen sind wir frei E-Book

Carola Wimmer

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Beschreibung

Für alle Pferdefans – das Buch zum Film

Mika ist stinksauer. Weil sie die Versetzung nicht geschafft hat, heißt es statt Feriencamp nun den Sommer lang zu büffeln – und das ausgerechnet auf dem Pferdegestüt ihrer strengen Großmutter. Doch Mika denkt nicht daran, sich hinter Büchern zu verstecken und sich vom Stallburschen Sam bewachen zu lassen. In der dunkelsten Box des Pferdstalls findet sie den wilden und scheuen Hengst Ostwind. Weder Michelle, die beste Springreiterin am Hof, noch Mikas Großmutter können das gefährliche Pferd bändigen. Magisch angezogen von dem nervösen Tier, schleicht sich Mika trotz aller Warnungen heimlich in den Stall. Das ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft, denn Mika entdeckt dabei ihre wahre Leidenschaft und ganz besondere Gabe: Sie spricht die Sprache der Pferde! Wird sie es schaffen Ostwind zu zähmen?

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Seitenzahl: 137

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Carola Wimmer

Zusammen sind wir frei

Nach dem Drehbuchvon Lea Schmidbauer und Kristina Magdalena Henn

cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

1. Auflage 2013

© 2013 cbj, München

Alle Rechte vorbehalten

Ostwind Film © SamFilm GmbH/Constantin Film Produktion GmbH, Lizenz durch Alias Entertainment GmbH

Fotos (Tom Trambow) & Artwork mit freundlicher Genehmigung der Constantin Film Verleih GmbH/SamFilm/Alias Entertainment

Basierend auf dem Drehbuch von

Lea Schmidbauer und Kristina Magdalena Henn

Umschlaggestaltung: basic-book-design, Karl Müller-Bussdorf

SaS · Herstellung: kw

Satz und Reproduktion: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-09571-0

www.ostwind-film.de

www.cbj-verlag.de

Prolog

Das Pferd tänzelte unruhig auf der Stelle.

Es wollte sich bewegen. Wollte Sonne und Luft. Doch es war gefangen im staubigen Halbdunkel zwischen den schmalen Wänden einer Box.

Verzweifelt machte es einen schnellen Schritt Richtung Tür.

Da näherten sich Schritte.

»Und er ist ihr direkter Nachkomme?«, fragte Maria Kaltenbach, als sie den Stall betrat.

»Er ist Hallas Urenkel«, antwortete Herr Fink. »Er hat definitiv ihre Anlagen. Aber ich verkaufe ihn wirklich ungern«, fuhr er fort. »Er ist unberechenbar. Hat uns bisher nur Schwierigkeiten gemacht.«

Maria Kaltenbach schien die Bedenken nicht zu teilen: »Ach, das haben sie über Halla auch gesagt«, erwiderte sie leichthin. »Ich weiß schon, was ich tue.«

»Das hoffe ich. – Ich lasse den Transporter kommen«, sagte Friedrich Fink und verließ den Stall.

Maria Kaltenbach öffnete den Riegel und trat in die Box. Sie war über sechzig Jahre alt und eine erfahrene Reiterin. In ihrem langen Leben hatte sie schon viele Pferde besessen. Dass der alte Fink Ostwind verkaufen wollte, war ein großes Glück. Nur wenige Pferde hatten ein so talentiertes Springpferd, eine Legende wie Halla im Stammbaum. Sie würde den Hengst schon lehren, ihr zu gehorchen.

Als sie einen Schritt auf das Pferd zu machte, wich es ängstlich zurück und stieß hart gegen die Rückwand.

Maria Kaltenbach ließ sich nicht beirren. »Dann wollen wir mal«, sagte sie.

Doch der Hengst stieg wiehernd auf die Hinterbeine. Dann schlug er seitlich aus. Maria Kaltenbach wurde gegen die Wand der Box geschleudert. Sie schrie vor Schmerz. Die Hufe des Hengstes krachten hart auf den Steinboden.

Maria Kaltenbach klammerte sich an seine Mähne, seinen Hals. Doch Ostwind riss sie einfach mit sich fort. Immer wieder schlug sie hart gegen die Wand, bis sie ohnmächtig zu Boden fiel.

Ostwind war nicht mehr zu halten. Er galoppierte die Stallgasse entlang in Richtung Licht, der Freiheit entgegen.

1. Kapitel

Ohne Halt ging es über eine Sommerwiese Richtung Horizont. Die Landschaft rauschte in atemberaubendem Tempo vorbei. Ein grasendes Reh erschrak, ein Hase sprang fort. Ein Flusslauf kreuzte ihren Weg. Mit einem Satz ging es über ihn hinweg, über ihr nur das grenzenlose Blau des Himmels. Es war ein unbekanntes Gefühl maßlosen Glücks …

… Mika öffnete die Augen. Das Blau war verschwunden. Statt in endlose Weite, blickte sie nur in die müden Gesichter derer, die mit ihr die überfüllte U-Bahn teilten. Eine graue Betonwand ratterte an ihr vorbei. Nichts als öde Realität. Seufzend zog sich Mika ihre Mütze tiefer in die Stirn. Vielleicht konnte sie den schönen Traum noch einmal zurückholen? Schnell schloss sie die Augen.

»Hey! Aufwachen!«, hörte sie da die Stimme ihrer besten Freundin. »Ab morgen kannst du träumen. Dann sind Sommerferien!«

Im nächsten Moment quetschte sich Fanny auch schon neben Mika auf den engen Sitz. Fanny war Mikas engste Vertraute, liebenswert und immer voller Tatendrang. Ohne sie wäre Mikas Leben wohl ziemlich langweilig. Für die Sommerferien hatten sie eine gemeinsame Reise in ein Feriencamp geplant.

»Genau. Freiheit, wir kommen!«, sagte Mika. Ihre Stimme klang dabei aber alles andere als überzeugt. Denn vor den Sommerferien lag noch die Zeugnisvergabe. Mika gehörte nicht zu den fleißigsten Schülerinnen. Ganz im Gegenteil. Sie war stinkend faul. Ihre Versetzung hing am seidenen Faden.

»Hey, keine Sorge«, sagte Fanny und legte Mika den Arm um die Schulter. Sie wusste, was ihre Freundin dachte. »Du stehst genau auf der Kippe … ich hab’s nachgerechnet!«

Mika nickte.

»Und er hat gesagt, dass es gut aussieht«, fügte Fanny hinzu.

Auch Mika hatte die Noten überschlagen. Ja, eigentlich sah es sogar ganz gut aus. Sie lächelte. »Stimmt«, gab sie zu und wischte ihre Sorgen beiseite. Es würde schon alles gut gehen.

In diesem Moment entdeckte Fanny ein paar feuerrote Strähnen, die unter Mikas Mütze hervorlugten. Fanny guckte erschrocken und zog mit einem schnellen Griff ihrer Freundin die Mütze vom Kopf. Mikas ehemals schönes goldblondes Haar leuchtete in einem feurigen Rot! Fanny starrte mit aufgerissenen Augen auf die Haare: »Was ist das denn?!?«

Mika hatte mit einer solchen Reaktion schon gerechnet. Aber es war ihr egal. Ihr gefiel die Farbe. Die U-Bahn hielt und Mika schnappte sich ihre Mütze. »Typveränderung«, sagte sie ohne weiteren Kommentar und sprang aus der U-Bahn.

»Typ Pavianarsch?«, rief Fanny Mika hinterher. Dann schulterte sie kopfschüttelnd ihre Tasche, um Mika zu folgen.

Aber Mika hatte sich bereits durch die Menschenmassen geschlängelt, denn sie hatte es eilig. So schnell wie möglich wollte sie raus aus dem Bahnhof, hinauf an die frische Luft. Endlich wieder unter freiem Himmel! Sie klappte ihr Kickboard aus und rollerte los. Fanny stürzte ihr schwer beladen hinterher.

Mika hatte das Schulgebäude fast erreicht, als plötzlich direkt neben ihr die Bremsen eines Autos quietschten. Mit bleichem Gesicht sah sie sich unvermittelt der Kühlerhaube eines blitzblank geputzten Ford Mustangs gefährlich nahe. Das Cabriolet gehörte Herrn Lessing, ihrem Klassenlehrer, der gerade auf den Lehrerparkplatz hatte einbiegen wollen. Er hatte dafür einige Lehrergehälter hinblättern müssen.

»Mika! Pass doch auf!«, schimpfte er.

Mika kam nun wieder voll zu sich. »Wie bitte?«, platzte es aus ihr heraus. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie hätte tot sein können! Und dieser Schnösel machte sich Sorgen um sein dämliches Angeber-Auto? Mika stemmte die Arme in die Hüften und wollte gerade zu einer empörten Rede ansetzen, als Fanny angeschnauft kam. Schützend schob sie sich vor Mika und deutete Herrn Lessing gegenüber eine beschwichtigende Vorfahrtsgeste an. »Bitte nach Ihnen!«

Herr Lessing lächelte knapp und stieg aufs Gas, während Fanny Mika einen strafenden Blick zuwarf. Mika verstand: Jetzt bloß keinen Ärger einhandeln! Und damit hatte Fanny sicherlich recht.

Als Herr Lessing in der letzten Stunde in der Klasse herumging und die Zeugnisse verteilte, zog sich die Zeit für Mika unerträglich in die Länge. Herr Lessing hatte allerdings keine Eile. Er machte bei der Zeugnisvergabe bei jedem Schüler aufmunternde oder kritische Bemerkungen und trat erst ganz zuletzt an Fannys und Mikas Tisch.

»Eine schöne Leistung. Weiter so«, lobte er Fanny und reichte ihr das Zeugnis. Dann wandte er sich Mika zu, die ihn hoffnungsvoll ansah.

Herr Lessing hob die Stimme. »Mika, Mika, Mika. Man sagt zwar, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, aber in deinem Fall ist er wohl auf einem anderen Kontinent gelandet.«

Dann überreichte er Mika mit einem Gesichtsausdruck, der Sorge ausdrücken sollte, ihr Zeugnis.

Mika begriff: Sie war tatsächlich sitzen geblieben. Entgegen aller Rechnerei und Zusagen.

»Aber, aber … Sie haben doch gesagt, es sieht gut aus für mich«, stammelte sie.

Herr Lessing lächelte wie eine Hyäne vor der Fütterung. »Das nennt man Ermessensspielraum«, sagte er mit einer gewissen Genugtuung.

Mika glühte vor Zorn. Was für eine ekelhafte Willkür! Was sollte sie jetzt tun? Auch Fanny fühlte sich hilflos. Sie war in sich zusammengesunken wie ein Schluck Wasser.

In diese stille Verzweiflung hinein läutete die Schulglocke und beendete das Schuljahr. Die Klasse stürzte hinaus, fröhliche und unbeschwerte Sommerferien in Aussicht.

Auch Herr Lessing nahm seine Tasche und verließ mit federndem Schritt den Raum. Mika und Fanny taumelten hinterher. Im Treppenhaus setzten sie sich frustriert auf die Stufen.

Mika fühlte sich wie eine unrettbare Versagerin.

Fanny nahm Mikas Zeugnis und studierte es sorgfältig. »Immerhin! Ne Drei in Religion!«, rief sie schließlich aufmunternd und ließ das Papier sinken.

Mika löste sich aus ihrer Erstarrung. »Wenn ich wenigstens irgendwas könnte«, sagte sie traurig.

»Hey, du kannst doch ganz viel!«, widersprach Fanny tröstend.

Mika horchte auf. »Was denn?« Ihre Stimme klang hoffnungsvoll.

Fanny überlegte. »Also …«

»Ja?«

»Ähhh … ähhh …«, machte Fanny und suchte angestrengt nach einer Antwort.

Mika ließ den Kopf hängen. »Danke. Fühl mich schon viel besser«, sagte sie resigniert.

»Ich bin halt nicht so spontan«, entschuldigte sich Fanny.

Mika seufzte tief. Sie war nun also tatsächlich eine Sitzenbleiberin. So etwas hatte es in ihrer Familie sicherlich noch nie gegeben. Denn ihre Eltern waren leider blitzgescheit. Sie genossen als Professoren der Physik internationales Ansehen und waren auf Fachtagungen und Kongressen begehrte Gastredner. Mikas Sommerferien wollten sie nutzen, um von Kongress zu Kongress zu reisen. Schon seit Wochen war nichts anderes mehr Thema.

Mika warf Fanny einen vorsichtigen Seitenblick zu. »Das Feriencamp kann ich jetzt bestimmt knicken«, sagte sie.

Fanny reagierte entsetzt. »WAS?? Nein!! Das ist gemein! Darauf freuen wir uns seit Monaten!!«

Traurig sah Mika zu Boden. Schlimmer kann es jetzt eigentlich nicht mehr kommen, dachte sie – als plötzlich ein merkwürdiger Geruch in ihre Nase drang. Sie schnupperte. Was roch denn hier so … nach Feuer?

Entsetzt entdeckte Mika ihr brennendes Zeugnis in Fannys Händen. Ihre Freundin hatte es kurzerhand angezündet!

Fanny verzog keine Miene. »Wie bedauerlich. Es gab einen Brand im Lehrerzimmer, deshalb gibt’s die Zeugnisse dieses Jahr erst nach den Ferien«, erklärte sie pragmatisch.

Schnell versuchte Mika nach dem Zeugnis zu greifen. Doch Fanny hatte es bereits aus dem Fenster geworfen. Das brennende Papier schwebte langsam in die Tiefe außerhalb ihrer Sichtweite.

»Spinnst du?«, fuhr Mika ihre Freundin völlig entgeistert an.

Aber nun wurde Fanny sauer. »Was!?«, rief sie. »Ich hab wenigstens Lösungen! Und jetzt geh ich packen – mit dir oder ohne dich!« Wütend zog sie ab. Auch das noch!

»Fanny!«, rief Mika matt. Jetzt fühlte sie sich gänzlich verlassen.

Müde und todunglücklich trottete Mika die Treppe hinab. Doch als sie das Schulgebäude verließ, wurde sie augenblicklich wieder hellwach. Das durfte nicht wahr sein! Mika traute ihren Augen kaum: Denn ihr Sitzenbleiberzeugnis war nicht einfach schadlos verglüht. Genau genommen war so ziemlich das Gegenteil der Fall: Vom lauen Wind in sanften Abwärtsschrauben getragen, war es ausgerechnet auf der Rückbank eines Mika gut bekannten Oldtimer-Cabriolets gelandet, das auf dem Lehrerparkplatz parkte und hatte den dort liegenden Aktenstapel in Brand gesetzt.

Voller Entsetzen beobachtete Mika, wie Herr Lessing, nach Hilfe rufend, um sein qualmendes Auto sprang.

Mika schloss die Augen – konnte es noch schlimmer kommen?

2. Kapitel

Mit klopfendem Herzen ging Mika nach Hause. Am besten totstellen, die Decke über den Kopf ziehen und einfach nicht da sein!

Doch kaum war sie ungesehen in ihr Zimmer gehuscht, klingelte es auch schon. Mikas Mutter, Elisabeth Schwarz, öffnete lächelnd die Wohnungstür. Davor standen zwei uniformierte Polizeibeamte mit ernsten Mienen. Einer hielt wortlos eine Klarsichttüte hoch, in der ein verkohltes Eckchen Zeugnis zu sehen war. »Mika Schw…«, stand deutlich lesbar auf dem Papierrest. Das Lächeln auf Elisabeths Gesicht versiegte.

Was folgte, war ein langes und ernstes Gespräch hinter der geschlossenen Wohnzimmertür. Als die Polizisten endlich wieder gegangen waren, wurde Mika von ihrer Mutter mit frostigen Worten ins Wohnzimmer zitiert. Mika hatte sich noch nie so allein gelassen gefühlt. Trotzig setzte sie sich aufs Sofa.