Horribile Dictu - Vincent Kleemayer - E-Book

Horribile Dictu E-Book

Vincent Kleemayer

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Beschreibung

Fortsetzung - XmasNovel - Schlussteil Wer wird den Psychoterror in der P & P - Villa überleben?

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Horribile Dictu

TiteleiKapitel 11 Finis-PassusKapitel 12 Part APart BPart CKapitel 13 Part APart BPart CKapitel 14 Part APart BPart CKapitel 15 Part APart BPart CKapitel 16 ExodusImpressum

Titelei

HORRIBILE DICTU

Ein Gabenkorb der Wahrheit: 

F I N A L E

von

Vincent Kleemayer

Kapitel 11 Finis-Passus

Der Weihnachtsmann richtet sich auf, fuchtelt gestenreich mit seinen Armen, die  locker in rot-weiß umrandeten Ärmeln stecken.

»Seit einer gefühlten Ewigkeit beobachte ich Euch. Ich sehe, wie ihr euch voreinander versteckt, ich muss erkennen, dass euer Privatleben mit Lügen gespickt ist. Doch heute bringe ich jedem zu seinem netten Weihnachtsfest die Wahrheit. Das ist es, was ich für Euch in meinem Gabenkorb habe. Ich werd Euch als Geschenk gründlich die Leviten lesen! Jeder muss  verstehen ─ «  Boris unterbricht sich einen Augenblick, wischt sich die Stirn trocken. 

Ein nervöses Lachen entfährt Frau Würzemühls Kehle. Der hat doch auch schon einen im Tee, denkt Doktor Heckmesser. 

»Wo war ich stehengeblieben? Ja, eure Wahrheiten«, fährt Huckesteyn fort, »sind drei an der Zahl, jeder versteht mich?... Ich hab es satt, ich hab es mehr als satt, dieses Leben, das wir uns zurechtgepfuscht haben! Unser Leben ist nichts als Lug und Trug! Belügt euch gegenseitig ─ so lautet das erste Gebot... Wenn ich nur an die heuchlerischen Grimassen denke, die ich wieder und wieder machen musste, als ich noch ein Zahnrad der Gesellschaft war! Wozu? Wozu so tun, als glaubten wir die Lügen, die wir uns übereinander erzählen? 

Geld, Macht, Sex ─ das sind unsere wahren Beweggründe für alles... in unterschiedlicher Gewichtung, zugegeben. Dennoch ist es, als wäre es so ziemlich das Gleiche, derselbe Stoff: Sex wird zu Geld, Geld zu Macht, Macht zu Sex... dann wieder von vorn, ein Turnus, die genialste Erfindung des Teufels. All das jedenfalls, sage ich Euch, ist der Stoff aus dem die Lügen sind. Die Kohle ist der Beweggrund, wenn Sie der anonyme Erpresser sind; und auch der Geschmack an der Macht, ja mit Sicherheit genießt er Macht, wenn die Supermarkt-Bosse seinetwegen zittern wie Espenlaub... Die Moneten interessieren einen auch, wenn man sexuelle Dienste gegen regelmäßige Banküberweisungen bietet, aber der Tanz ums gold'ne Kalb nützt auch der Person, die im eigenen Betrieb Geld wäscht... Und immer wieder oktroyiert Eros sein stupides Gesetz, herrscht über unser würdeloses Dasein mit unverbrüchlichem Zepter. 

Geld, Sex, Macht ─ das ist das apokalyptische Bermudadreieck, in dem eure humanistischen Vorsätze untergehen. Eure Amnesty International-Gruppen und eure Peta-Vereine, NaBu wie Human Rights Watch, eure Attac-Spendengelder, euer Respekt vor Mutter Natur, selbstlose Verpflichtungen im Allgemeinen, eure Leidenschaft für Musik oder die Malerei... elendige Bande von Heuchlern...«  Auf einmal hält Huckesteyn inne und betrachtet den Zeigefinger, der vor seinem Gesicht hin- und herwedelt. Neigt den Kopf mit einer Gebärde der Überraschung, um ihn genauer zu betrachten, als würde er jetzt erst entdecken, dass es sein Fingerglied ist. Er brummt irgendwas, lässt sich in einen Stressless-Sessel fallen, steckt den Revolver unter den Mantel und lacht verlegen. 

»Donner, Blitz und Teufelsrochen, was wir hier zusammenkochen! Nun ja, sagen wir, so lautet die Predigt des Weihnachtsmannes. Immer ruhig, kein Grund zum Flennen. Tu mal Eis drauf, lieber Alfred«, rät er dem Buchhändler, der sich den Schmerz aus dem Handrücken massiert.

»Soll ich schnell welches holen?«, bietet Pamela an und deutet Richtung Küche. 

»Okay, bring ein Becher Eiswürfel und mach gleich noch etwas Kaffee, danke.«

Kaum ist die Hausherrin außer Sehweite, legt Sarina ihre Linke auf die Sparbüchsen-Grazie und reicht sie dem Gourmetkoch.

»Bitte, für dich«, spricht sie zum dicken Ringo, »ich bin ziemlich sicher, dass diese Dame zu dir gehört.«

Kapitel 12 Part A

Egal wie bitter die Pille auch war, die sie zu schlucken hatte: einen ─ gewiss angebrachten! ─ Gang zur Psychologin schlug ihr Stolz stets in den Wind. Sarina zieht es vor, die Vergangenheit im Elternhaus zu verdrängen. Über den Tag, während der kurzweiligen Stunden an der Uni, gelingt ihr dies auch einigermaßen. Aber wer vermag es, in den Nächten seine Träume zu lenken? Und da tauchen sie häufig auf ─ die verhassten Figuren ihrer jungen Vergangenheit... 

Der Vater war Inhaber wie Chef einer Autowerkstatt auf dem Lande. Die Auftragslage war über die kälteren Monate des Jahres einwandfrei, aber in den Ferienzeiten ging das Geschäft nur schleppend bis gar nicht. Und dann, wenn die Kundschaft tagelang ausblieb und einem die Sonne bei 35 °C  die Wangen versengte ─ dann schlug sein Laster dermaßen durch, dass der Schaitan wie's Christkindchen neben ihm wirkte. Im Bierrausch torkelte er, auf Gott und die Welt schimpfend, durch seine Werkstatt; nachmittags kippte er sich noch den ein oder anderen Weinbrand hinter die Binde. Hochprozentiges vermischt mit Frustrierung steckte seine Seele in Brand. Er musste doch Kredite tilgen ─ wie soll das machbar sein, ohne die nötigen Umsätze?! 

Und plötzlich tauchte an jenen Ferientagen doch mal ein Kunde auf, der eine umfangreiche Inspektion an einem älteren BMW-Modell wünschte. Tja, solcherlei Gelegenheit zur signifikanten Umsatzsteigerung wurde nicht selten in den Sand gesetzt,zumal die Werkstatt wie eine Spelunke für staatlich geförderte Versager stank, und einem lallenden Automechaniker eben nicht jedermann volles Vertrauenentgegenbringt. 

Den Frust über eine vergraulte Kundschaft ließ er beim Abendbrot an seiner ─ kaum geschätzten und deshalb Schlaftabletten abhängigen ─ Ehefrau heraus. Einmal warf der jähzornige Vater ihrer Mutter Uta eine fingerlange Metallschraube an den Hinterkopf. Die Platzwunde musste vom Notarzt genäht werden, und die kleine Sarina wurde von wiederholten Angstattacken überrollt, die ihr zwei Unterrichtstage plus einen Badeausflug mit der Klasse versauten. Und das alles bloß wegen einem nach Bockbier stinkenden Suffkopf, der von einer herzlichen Vaterrolle so viel Ahnung hatte, wie ein Pflugochse von nachhaltiger Agrarwirtschaft. Das Einzige, was der Vater ─ wenn nüchtern ─ beherrschte, war das Kitten von Karossen und Reparieren von Motoren, Getrieben sowie den restlichen Innereien unter der Blechhaube. Aber er taugte weder zum Familienmensch noch als Vorbild für heranwachsende Generationen.

Einen nennenswerten Lichtblick gab es jedoch in ihrer Kindheit, respektive frühen Jugend: Theo. Ein fideler Junge aus der Nachbarschaft mit dem Mut eines Samurai. Sie verbummelten unzählige Frühlings- wie Sommernachmittage zusammen; verweilten außerhalb des Dorfes bei Gewälde und Karpfenteichen. Cowboy- und Indianerfilme inspirierten sie zum Bogenschießen. Ein ergrauter Förster namens Robert half ihnen beim Zusammennageln eines Baumhauses, ihrer sogenannten Agenten-Zentrale; das war wohl die James-Bond-Phase. Freilich, die Natur war eine unerschöpfliche Quelle tolldreister Abenteuer. Sie spielten mit Walkie-Talkies, jagten imaginäre Bösewichte, sammelten allerlei Steingut, horteten es in einem löchrigen Reisekoffer hoch zu Baume und wachten darüber wie ein Juwelier über seinen Diamantenschmuck.

Dann gab es ─ dem Himmel sei Dank ─ auch noch mehrere Badeseen in der Provinz, die es mit einem orangefarbenen Paddelboot (Theo hatte es vom großen Bruder "geliehen") zu durchschippern galt; war das die Piraten-Phase? Jedenfalls stach sie tierisch gern als kesse Piratenbraut verkleidet in See. Und einmal hatte sie Skipper Theo für ihren Heldenmut (ein toter Barsch musste für eine Minute auf ihrem blanken Bauch liegen) mit einem Kuss belohnt. Ihr erster Kuss im Leben! Nie wird Sarina diesen "Goldrausch-Nachmittag" vergessen. Theo ─ er war ihr Cäsar und sie war seine verehrte Calpurnia. Treue Gefährtin in zahlreichen Prüfungen, die es für Jungs und Mädels vom Dorf zu bestehen gilt.

Zwischen Abitur und Studiumsbeginn machte sie leider eine gräuliche Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. 

Es war unmittelbar nach dem Musikfestival "Rock am Ring". Weil der Škoda eines Zechbruders den Geist aufgab, wollte Sarina per Anhalter nach Hause fahren. Ein arglistiger Lkw-Fahrer bot ihr eine Mitfahrgelegenheit für 'nen Appel und 'n Ei an. Okay, klingt super, is gebongt! Aber als die Sonne unterging, angebliche Pinkelpause@Raststätte, fing der Gorilla (so in etwa seine Statur) ohne Genehmigung damit an, beharrlich an ihrem Minirock herumzufummeln. Und aus beharrlich wurde grob, aus grob wurde barbarisch!

Zu ihrem unbezahlbaren Glück schlummerte der Retter ─ vom Triebtäter unbemerkt ─ in ihrer Handtasche: Pfefferspray aus Polen! Seit dieser Schreckensstunde auf einem Rastplatz nahe Essen, ist sie kein zweites Mal per Daumen irgendwohin kutschiert.

Zum Studium hin zog Sarina von zu Hause aus. Ihre Eltern konnten sie hinsichtlich dieser Big Decision kreuzweise ─ endgültig! Und endlich Start des vielversprechenden Stadtlebens. Gleich im ersten Semester hat sie ihre aktuelle beste Freundin kennengelernt ─ Franka. Tochter von Alfred und Annette Trohnick. Franka ist es auch, die den Jammer um ihr primitives Elternhaus kennt.

Um das Studium unter möglichst wenig Entbehrungen meistern zu können, arbeitet Sarina auf Mini-Job-Basis in der Buchhandlung. Aber ist das die ganze Wahrheit? Neulich hat sie ihrer Freundin anvertraut, wie sie ohne die pekuniäre Unterstützung aus Family-Kreisen eine schicke Wohnung behausen, obendrein Gebühren fürs Fitness-Studio und die Sitzungen bei der Kosmetikerin bezahlen kann.    

»Der Schlüssel hierfür ist Ringo«, hat sie zu Franka am Telefon gesagt. »Ich reite alle drei, vier Wochen für etwa 20 Minuten auf seinem Schweinebauch herum ─ mit Gummi selbstverständlich. Und immer in bequemen Hotelbetten, hörst du?«

Frank ist baff gewesen: »Du vögelst mit diesem alten Lustmolch? Unbelievable! Krass, du bist ja eine... Wenn ich daran denke: dem Chefkoch seine klebrige weiße Soße in deinen schönen Haaren, hm, ich weiß nicht, Süße.«