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Steve Jobs war einer der innovativsten und erfolgreichsten Unternehmer, die die Welt je hervorgebracht hat. Er war ein Visionär, ein Motivator, ein Antreiber und ein Himmelsstürmer. Zusammen mit Steve Wozniak revolutionierte er die Computerbranche. Später läutete er mit Pixar den Siegeszug des Animationsfilms ein, und nach seiner Rückkehr zu Apple Ende der Neunziger krempelte er auch noch das Musikbusiness um. Was wäre die Welt heute ohne das iPhone, den iPod, das iPad und den Mac? Es hat den Anschein, als wäre alles, was Steve Jobs angefasst hat, zu Gold geworden. Viele würden ihm gern nacheifern, hätten auch gern den richtigen Riecher für die Trends von morgen und dieses Gespür für die Kombination von Design und Funktionalität. Doch wer auf den Spuren des Apple-Genies wandeln will, muss sich zuallererst dessen Denkweise zu eigen machen. Denn Jobs hatte seine ganz eigene Art, die Dinge anzupacken. Und er war der Meinung, dass vor allem Außenseiter und Querdenker die Welt verändern können. Dieses Buch ist ein Leitfaden für alle aufstrebenden Idealisten, die die Menschheit weiterbringen wollen, und für alle, die sich von einem Genie inspirieren lassen wollen. Und wer könnte einem da als besseres Vorbild dienen als der Mann, der nicht nur neuartige technische Geräte, sondern eine Philosophie, einen Lifestyle verkauft hat und damit äußerst erfolgreich war? Daniel Smith gewährt einen Einblick in das Leben und die Karriere der kreativen und geschäftstüchtigen Kultfigur aus dem Silicon Valley. Praktische Ratschläge, wertvolle Tipps, geistreiche Zitate und aufschlussreiche Anekdoten aus dem Apple-Universum weisen einem den Weg zur Selbstverwirklichung. Aber auch aus den Fehlern, die Jobs gemacht hat, kann man etwas lernen. Ergänzt wird das Bild des Virtuosen durch dessen Vorlieben: Welche Bücher hat er gelesen, welche Musik gehört, wer waren seine Vorbilder? Jeder kann sein und denken wie Steve Jobs. Und dieses Buch zeigt auf unterhaltsame, informative und inspirierende Weise, wie das geht.
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Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2014
DANIEL SMITH
Eure Zeit ist begrenzt, also verschwendet sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben. Lasst euch nicht von Dogmen gefangen nehmen – das heißt, gebt euch nicht mit dem zufrieden, was andere Menschen erdacht haben. Lasst den Lärm anderer Meinungen nicht eure eigene innere Stimme übertönen. Und, am wichtigsten, habt den Mut, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen. Die wissen, was ihr wirklich wollt, alles andere ist zweitrangig.
Mit 17 habe ich ein Zitat gelesen, das ungefähr so lautete: »Wenn du jeden Tag so lebst, als sei es dein letzter, wirst du mit großer Sicherheit eines Tages etwas richtig machen.« Das hat großen Eindruck auf mich gemacht, und seitdem habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: »Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich für heute geplant habe?« Und jedes Mal, wenn die Antwort zu viele Tage hintereinander »Nein« war, wusste ich, dass ich etwas ändern musste.
Als Steve Jobs am 5. Oktober 2011 an den Folgen einer Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung starb, wurde diese Nachricht von einer Trauerwelle begleitet, die beispiellos ist in der Geschichte der Wirtschaft und des Handels. Auf der ganzen Welt beherrschte diese Meldung die Nachrichten im Fernsehen und im Radio. Sie dominierte die Titelblätter zahlloser Zeitungen und Magazine und wurde zum Trending Topic auf Twitter. Außergewöhnlich viele Beileidsbekundungen wurden in Internetforen und auf den Seiten sozialer Netzwerke hinterlassen. Allein aus China gab es 35 Millionen Online-Einträge der Anteilnahme. Führende Persönlichkeiten aus der Politik, der Wirtschaft und der Unterhaltungsbranche betrauerten sein Dahinscheiden und bejubelten sein außergewöhnliches Leben. Solche Reaktionen sind normalerweise kulturellen Ikonen wie Prinzessin Diana oder den beliebtesten Musikern und Schauspielern vorbehalten. Dennoch war es nicht überraschend, dass Jobs’ Tod solch ein Echo hervorrief, denn seine Errungenschaften haben unser aller Leben beeinflusst und beeinflussen es noch immer.
Man muss kein Mac-User, iPod-Süchtiger oder Fan des iPhones sein, um die Auswirkungen seines Lebenswerks zu spüren. Man kann schon sagen, dass keine der eben genannten Institutionen – die Nachrichtenmedien, die Unterhaltungsbranche, das Internet, die Politik und die Wirtschaft – ohne seinen Einfluss heute in der Form existieren würden, wie sie es tun. Denn Jobs stattete nicht nur jede dieser Branchen mit Geräten aus, die die Art und Weise, wie diese arbeiten, verändert haben, sondern veränderte auch die Einstellung der Gesellschaft gegenüber der Technik und die Vorstellungen davon, wie wir Geschäfte machen. Ein Tweet fasste zusammen, wie die Welt von drei Äpfeln definiert wurde: »Dem Apfel, den Eva gegessen hat, dem, der Newton auf den Kopf gefallen ist, und dem von Steve Jobs.«
Bemerkenswert an den Beileidsbekundungen für Jobs war, dass Millionen von Menschen, die ihn niemals persönlich kennengelernt hatten, sich ihm wirklich verbunden fühlten. Sie alle waren Fans von Jobs, der für sie verschiedene Dinge repräsentierte. Für einige war er ganz einfach nur ein Genie: ein Erfinder, ein Vorkämpfer, ein Visionär und jemand, der Grenzen sprengte. Ein Querdenker. Für andere war er eine Inspiration: ein Mann, der eine gute Idee hatte, daraus etwas Großes machte und damit beispiellosen Erfolg hatte. Eine Art moderner P. T. Barnum, der wiederholt mit dem neusten »großartigsten Ding der Welt« auftrat und uns erfolgreich davon überzeugte, dass wir diese Sache unbedingt haben müssen. Für diejenigen, die nicht so entzückt von ihm waren, war Steve Jobs ein Tyrann, eine Ikone des Konsums und ein Plagiator. Alle diese Sichtweisen haben zumindest zum Teil ihre Berechtigung. Er war zwar ein bedeutender Mann, aber nicht unbedingt immer ein guter. Ohne Zweifel war er jedoch ein einzigartiger Mensch.
Zusammen mit Steve Wozniak revolutionierte er die Computerbranche. Das allein hätte gereicht, um ihm eine ansehnliche Fußnote in der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu sichern. Eine Weile sah es tatsächlich so aus, als wäre dies seine große Lebensleistung gewesen. Aber dann gewann er erneut Oberwasser: Ab Mitte der Neunziger krempelte er das Genre des Animationsfilms und die Filmindustrie im Allgemeinen um, indem er Pixar Flügel verliehen hat. Und als das alte Jahrhundert verging und das neue erblühte, leitete er eine Phase fast übernatürlicher Kreativität bei Apple ein. Der iMac belebte die Computerwelt neu, und kurz darauf folgten der iPod, der die Musikindustrie auf den Kopf stellte, das iPad, das unter anderem die Art, wie wir lesen, auf eine Weise veränderte, wie sie vor zehn Jahren noch undenkbar war, und das iPhone, das für viele seiner Besitzer bedeutet, dass sie ihr Leben in der Hosentasche bei sich tragen können.
Jobs’ größte Errungenschaft in seiner bemerkenswerten Karriere war es, das Nerdige in etwas verwandelt zu haben, was stylish und sexy ist. Er sprach den Nerd in uns allen an und gab uns das Gefühl, vom Spirit eines Ned Kelly erfüllt zu sein. Er hatte auch begriffen, dass er ein paar Fehler machen würde, eben weil er sich mit Innovationen beschäftigte. Obwohl er ein Perfektionist war, akzeptierte er das – solang jede noch so kleine Erkenntnis dazu benutzt wurde, beim nächsten Mal bessere Ergebnisse zu erzielen. In seinen Worten klang das so: »Wenn man Neuerungen einführt, macht man manchmal Fehler. Es ist das Beste, sie schnell zuzugeben und seine anderen Innovationen zu verbessern.«
Allen Tätigkeiten von Jobs lag der Glaube daran zugrunde, die einfachen Dinge richtig hinzubekommen. Natürlich hatte er erkannt, dass Produkte emotionale Reize ausüben müssen, davon zeugen Anmerkungen, die er im Jahr 2000 gegenüber dem Magazin Fortune gemacht hat: »Wir haben dafür gesorgt, dass die Schaltflächen auf dem Bildschirm so gut aussehen, dass ihr sie ablecken wollen werdet.« Aber er wusste auch, dass man ein Produkt so geschmeidig und unwiderstehlich aussehen lassen kann, wie man will, das aber nichts nützt, wenn es nicht funktioniert. 2003 sagte er: »Es geht nicht nur darum, wie es aussieht und sich anfühlt. Design ist, wie etwas funktioniert.« Als Erfinder von eine Ära prägenden Must-haves war Steve Jobs aber nicht einfach nur ein Regelbrecher, der alles zu Gold machte, was er anfasste, sondern vielmehr jemand, der die geltenden Regeln völlig außer Kraft setzte. Er war ein Mann, der seinen eigenen Worten zufolge vorhatte, »eine Delle ins Universum zu schlagen«, er wollte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach dieser Rechnung war er ein phänomenaler Erfolg. Sehen wir uns also an, was er gesagt und getan hat – Dinge, die oft bewundernswert waren, manchmal aber auch nicht. Beginnen wir unsere Reise in den Kopf dieser bemerkenswerten Person.
•1955 Steve Jobs wird geboren und von Paul und Clara Jobs adoptiert.
•1971 Jobs lernt Steve »Woz« Wozniak kennen.
•1976 Apple wird gegründet und der Apple I wird zum ersten Mal präsentiert.
•1977 Der Apple II kommt heraus.
•1978 Jobs’ Freundin, Chrisann Brennan, bringt eine Tochter namens Lisa zur Welt.
•1980 Apple wird zu einem börsennotierten Unternehmen, dessen Wert auf 1,78 Milliarden Dollar geschätzt wird.
•1982 Die Zeitschrift Time ernennt den Personal Computer zur »Maschine des Jahres« und hebt Jobs als den Mann hervor, der »die Tür aufgetreten und den Personal Computer hereingelassen hat«.
•1984 Der Apple Macintosh wird eingeführt.
•1985 Jobs verlässt Apple und gründet NeXT.
•1986 Jobs kauft The Graphics Group von George Lucas. Das Unternehmen wird später in Pixar umbenannt.
•1987 Steve Wozniak arbeitet nicht mehr Vollzeit bei Apple, um anderen Interessen nachgehen zu können.
•1988 NeXT bringt seinen ersten Computer heraus.
•1989 Pixars Tin Toy gewinnt den Oscar für den besten animierten Kurzfilm.
•1991 Jobs heiratet Laurene Powell und sie bekommen einen Sohn namens Reed.
•1995 Pixar veröffentlicht Toy Story. Der Film erhält einen Sonder-Oscar für den ersten computeranimierten Spielfilm und spielt allein in den USA fast 200 Millionen Dollar ein. Powell bringt eine Tochter namens Erin zur Welt.
•1996 Apple kauft NeXT und Jobs übernimmt eine Beratertätigkeit für Apple.
•1997 Jobs kehrt zu Apple zurück und wird vorübergehender Geschäftsführer.
•1998 Powell bringt eine Tochter mit dem Namen Eve zur Welt.
•2000 Jobs verkündet, dass er zum permanenten Geschäftsführer werden wird.
•2001 Die ersten Apple Stores werden eröffnet und der iPod wird vorgestellt.
•2002 Pixars Die Monster AG gewinnt einen Oscar für den besten Song.
•2003 Der iTunes Music Store wird eingeführt.
•2004 Jobs wird wegen Bauchspeicheldrüsenkrebs behandelt. Pixars Findet Nemo gewinnt den Oscar als bester animierter Film.
•2005 Pixars Die Unglaublichen gewinnt einen Oscar als bester animierter Film und einen für den besten Tonschnitt.
•2006 Pixar wird von Disney gekauft, wodurch Jobs einen Platz im Verwaltungsrat von Disney erhält. Apple stellt das MacBook vor.
•2007 Apple Computer Inc. wird in Apple Inc. umbenannt. Das iPhone wird vorgestellt.
•2008 Das MacBook Air wird eingeführt. Pixars Ratatouille gewinnt den Oscar als bester Animationsfilm.
•2009 Jobs verkündet, dass er sich wegen gesundheitlicher Probleme eine sechsmonatige Auszeit nimmt. Das Magazin Fortune ernennt ihn zum Geschäftsführer des Jahrzehnts. Pixars WALL-E gewinnt den Oscar als bester animierter Film.
•2010 Das iPad wird vorgestellt. Apple erreicht einen Umsatz von 65 Milliarden Dollar mit einer Gewinnspanne von 14 Milliarden. Die Firma läuft Microsoft den Rang als teuerstes Technologie-Unternehmen der Welt ab. Pixars Oben gewinnt einen Oscar als bester Animationsfilm und einen für die beste Filmmusik.
•2011 Der Wert von Apple wird auf 376 Milliarden Dollar geschätzt, womit das Unternehmen kurzzeitig zum teuersten der Welt wird. Pixars Toy Story 3 gewinnt einen Oscar als bester animierter Film und einen für den besten Song. Der Streifen wird zum umsatzstärksten Animationsfilm aller Zeiten und spielt weltweit über eine Milliarde Dollar ein. Am 24. August tritt Jobs als Geschäftsführer von Apple zurück. Am 5. Oktober stirbt er.
I.
1.
SEI EIN AUSSENSEITER
Obwohl er vermögend war und an der Spitze der Unternehmenswelt stand, schaffte es Steve Jobs erstaunlich gut, nicht einfach ein weiterer reicher weißer Mann mittleren Alters im Anzug zu werden. Er besaß das verblüffende Talent, seine Kunden davon zu überzeugen, dass sie nicht einfach nur die Taschen eines multinationalen Konzerns füllten. Stattdessen brachte er einen dazu, zu glauben, dass man seine eigene Individualität und Kreativität zum Ausdruck brachte, wenn man Apple-Produkte kaufte. Die Botschaft schien wie folgt zu lauten: Schließt euch dem Team Jobs und einer Armee von Außenseitern an, die Mauern einreißen.
Wie hat er das geschafft? Ganz einfach, Steve Jobs glaubte wirklich, dass er ein Außenseiter war.
EIN HOLPRIGER START
Seit seiner Geburt am 24. Februar 1955 verlief Steve Jobs’ Leben abseits des Pfades der Normalität. Sein in Syrien geborener Vater, Abdulfattah John Jandali, und seine jugendliche Mutter, Joanne Schieble, waren damals noch Studenten. Joannes Vater war nicht gerade begeistert vom Verhältnis seiner Tochter, und so wurde ihr Baby sofort nach der Geburt zur Adoption freigegeben – allerdings zogen sich die zugedachten Adoptiveltern wieder zurück. Und so wurde Steve von Clara und Paul Jobs aufgenommen, einem netten Paar, das zwar nur begrenzte Mittel, aber viel Liebe zu verschenken hatte.
EIN GLÜCKSTREFFER
Steves Start ins Leben war zwar holprig, aber dass er bei den Jobs landete, war ein erster großer Glückstreffer für ihn. Sie waren fest entschlossen, alles für ihren Schützling zu tun, insbesondere planten sie seinen Collegebesuch, obwohl sie selbst nicht studiert hatten. Sie sparten nicht nur an allen Ecken und Enden, um ihm ein Studium zu ermöglichen, Paul Jobs gab auch seine Leidenschaft für Apparate, Geräte und Maschinen aller Art an Steve weiter. Als begeisterter Autofan verbrachte Paul viel Zeit damit, alte Fahrzeuge zu reparieren und diese dann weiterzuverkaufen. Als Steve alt genug war, brachte ihm sein Vater bei, wie man eine Maschine auseinandernahm und wieder zusammenbaute. Er ahnte damals noch nicht, dass sich dies einmal als unbezahlbar erweisen würde.
AUSBILDUNG
Steves Familienleben war relativ stabil, aber außerhalb seines Zuhauses kultivierte er seinen Außenseiterstatus. Obwohl er ein schlaues Kerlchen war, hatte er in der Schule Probleme mit der Disziplin. Einmal plante er zum Beispiel, für eine Abschlussklasse ein Banner auszurollen – das er hilfreicherweise unterschrieben hatte –, auf dem ein wenig schmeichelhaftes Handzeichen zu sehen war. Als er in die Pubertät kam, verstärkte sich das Gefühl, nicht dazuzugehören, noch, und er entwickelte sich zu einem Teenager voller Komplexe und mit strähnigen Haaren – was an und für sich nicht ungewöhnlich ist, aber Steve änderte sich auch auf dem College nicht.
Er hatte das Budget seiner Eltern bis zum Äußersten strapaziert, um einen Platz am Reed College in Portland, Oregon, zu bekommen – einer Uni, die für ihre geisteswissenschaftliche Ausrichtung bekannt ist. Dort erlangte Jobs bei seinen Kommilitonen den Ruf eines Campusfreaks. Er stürzte sich in die Gegenkultur, die Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger in Amerika Einzug hielt, experimentierte mit Drogen, erkundete seine spirituelle Seite und arbeitete auf einer Apfelplantage. Letzten Endes brach er sein Studium dann ab.
EXPERIMENTE
Jobs las Bücher über Ernährung, die ihn dazu inspirierten, Frutarier zu werden. Frutarismus ist eine extreme Form des Veganismus, bei der man sich lediglich von Obst, Nüssen und Samen ernährt. Da er dazu neigte, sich für neuzeitliche Essgewohnheiten zu begeistern – später sagte er bescheiden zu seinem Biografen Walter Isaacson: »Ich ernähre mich nur von Blättern, die von Jungfrauen im Mondschein gepflückt wurden« –, aß er phasenweise nur bestimmte Lebensmittel, zum Beispiel Äpfel oder Karotten. Dann wieder waren Entschlackungen und Fastenkuren an der Tagesordnung.
Jobs glaubte sogar, dass seine Ernährung seinen Körpergeruch in Schach halten würde, aber das stimmte nicht – eine Tatsache, auf die ihn seine Kollegen zum Anfang seiner Karriere aufmerksam machen mussten.
DIE KARRIERELEITER
Selbst als er bei Atari ins Berufsleben einstieg, machte Jobs, was er wollte. Abgesehen davon, dass er oft nicht gut roch, weigerte er sich auch, seine langen Haare zu pflegen, und anfangs lief er im Büro auch sehr leger angezogen und normalerweise barfuß herum. Er kostete Apple in den Anfangstagen eine Investition, weil er bei einem Meeting auftauchte und umgehend seine nackten Füße auf den Schreibtisch des Mannes legte, mit dem er sachlich verhandeln wollte. Außerdem entwickelte er eine Vorliebe für spontane Fußbäder, bei denen er seine Füße in die Toilettenschüssel stellte und spülte.
Jobs konnte sich als abseits des Establishments darstellen, weil er genau dort stand. Bis an sein Lebensende glaubte er aus vollem Herzen daran, dass er ein Außenseiter war und erst aus dieser Position heraus seinen einzigartigen Blick auf die Dinge entwickeln konnte. Man muss sich nicht den Bauch mit Beeren vollschlagen oder auf Deo verzichten, um ein Außenseiter zu sein, aber in einer Welt, in der man normalerweise unter dem Druck steht, sich anpassen zu müssen, ist Jobs’ Leben ein gutes Beispiel für die Vorteile, die es hat, seinen Außenseiterstatus auszuleben.
2.
GEH DEINEN EIGENEN WEG
Da er sich als Individualist empfand, entwickelte Jobs seine eigene Lebensphilosophie. Während einige der Exzentrizitäten seiner Jugend (und in einigen Fällen auch seines späteren Lebens) dem Betrachter als absichtlich überspannt und sogar ein wenig ausschweifend erscheinen können, kam ihm seine Bereitschaft, sich auf neue und unkonventionelle Ideen einzulassen, in seinem Berufsleben zugute.
Es ist recht vielsagend, dass Jobs sich für das Reed College entschieden hat. Er ging nicht wie viele seiner Altersgenossen auf die University of California oder besuchte eine preiswertere staatliche Hochschule. Trotz der finanziellen Belastung für seine Eltern – wir erinnern uns, sie hatten geschworen, ihn aufs College zu schicken – wollte er unbedingt das Reed College besuchen, das für seine unbekümmerten Studenten und Freidenker bekannt war.
Dort schickte er sich an, herauszufinden, wer er war. Er probierte die bewusstseinsverändernde Droge LSD aus. Später meinte er, dass dies zu den prägendsten Erfahrungen seines Lebens gehörte. Er saß mit Freunden zusammen, sinnierte über den »Sinn des Lebens« und entwickelte sich zu einem klassischen Hippie, der gegen den Vietnamkrieg war, Bob Dylan liebte und spirituelle Bücher las, vor allem alles, was versprach, die Geheimnisse des Zenbuddhismus zu ergründen.
Vorhersehbarerweise forderte dieser Lifestyle seinen Tribut und beeinflusste Jobs’ Noten. Zum Ende des ersten Semesters brach er sein Studium ab. Das muss seine Eltern schwer getroffen haben, und sicher knackste es auch das Selbstbewusstsein von Jobs an, der ihnen so viel abverlangt hatte, damit er studieren konnte. Der Studienabbruch erwies sich jedoch als wichtiger Schritt auf seinem Weg ins Erwachsenenleben, genauso wie sein nächstes Abenteuer – ein Rucksackurlaub in Indien.
Die Reise, die er zu großen Teilen zusammen mit einem Studienfreund unternahm, half ihm dabei, erwachsen zu werden. Jobs ließ sich die Haare schneiden, litt unter starken Magenproblemen, lernte einen Guru kennen oder auch zwei und amüsierte sich königlich. Nach ein paar Monaten kehrte er nach Kalifornien zurück. Er hatte sich vielleicht nicht »selbst gefunden«, aber diese intensive Erfahrung verstärkte seine Begeisterung für den Zenbuddhismus, über den er viel gelesen hatte. Jobs zufolge hatte er »die Macht der Intuition und der Weisheit, die auf Versuchen aufbaut« kennengelernt. Das heißt, dass er in Übereinstimmung mit der Zen-Lehre persönliche Erfahrungen zunehmend mehr schätzte als intellektuelle Erkenntnisse.
Die Bereitschaft, seinem Bauchgefühl zu folgen, während andere aus Vernunftgründen einen anderen Weg eingeschlagen hätten, hob ihn später in der wettbewerbsorientierten Technologiebranche von anderen ab.
EXKURS: WAS STEVE JOBS GELESEN HAT
Ein kurzer Blick in Jobs’ Bücherregal eröffnet einem seine wichtigsten Inspirationen und seine persönliche Philosophie. Er war auf jeden Fall belesen. Platon gehörte zum Beispiel zu Jobs’ Lieblingsschriftstellern. Vielleicht beeindruckte ihn an diesem zu den Gründungsvätern der westlichen Philosophie gehörenden Mann die gleichzeitige Leidenschaft für die Geistes- und die Naturwissenschaften.
Er mochte auch König Lear von William Shakespeare, einen Klassiker, der eine lebhafte Darstellung dessen ist, was schiefgehen kann, wenn man die Kontrolle über sein Imperium verliert. Diese Geschichte ist natürlich für jeden aufstrebenden Firmenboss faszinierend. Außerdem war er ein Fan von Herman Melvilles Moby Dick, der wohl bedeutendsten Betrachtung der menschlichen Seele in der amerikanischen Literatur. Die Poesie von Dylan Thomas beeindruckte ihn wegen ihrer bemerkenswerten neuen Formen und ihres volksnahen Ansatzes. Vielleicht gefiel ihm auch, dass Thomas als ziemlich wild galt – ein Ruf, den er sich auf die harte Tour bei einer Reihe von Literaturreisen in die Vereinigten Staaten erworben hatte.
Es folgt eine Auswahl an anderen Schlüsselwerken, die Jobs gelesen hat:
•Die Öko-Diät: Wie man mit wenig Fleisch gut ißt und die Natur schont von Frances Moore Lappé, im Original zum ersten Mal 1971 erschienen. Ein Bestseller, in dem der Leser ermutigt wird, sich so zu ernähren, dass es für ihn und die Umwelt gut ist. Das Buch inspirierte Jobs dazu, Vegetarier zu werden.
•Sei jetzt hier von Richard Alpert (1971). Ein Hauptwerk der Hippiebewegung, das sogar George Harrison zu einem Song mit dem Titel Be Here Now inspirierte. Ram Dass (zu dem Alpert später wurde) geht im Detail auf seine Theorien bezüglich Spiritualität, Meditation und Yoga ein.
•Autobiographie eines Yogi