Hush Little Baby - James Carol - E-Book

Hush Little Baby E-Book

James Carol

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Beschreibung

Nur im E-Book: Die Jefferson-Winter-Chroniken über die Anfänge des genialen Profilers beim FBI. Die zweite Jefferson-Winter-Chronik. In Florida verbreitet der »Sandmann« Angst und Schrecken: Drei Mütter und ihre kleinen Töchter sind in ihren Wohnungen ermordet worden. Gegen alle Regeln fährt die FBI-Profilerin Yoko Tanaka nach Sarasota, um einen jungen Mann um Hilfe zu bitten, der gerade das College abgeschlossen hat: Jefferson Winter. Sie weiß, wenn es jemanden gibt, der den Sandmann finden kann, bevor dieser die nächsten zwei Opfer tötet, ist es Jefferson. Doch der scheint nicht interessiert ... Die zweite Jefferson-Winter-Chronik: Die Vorgeschichte des genialen Profilers aus ›Broken Dolls‹. James Carol, geboren 1969 in Schottland, hat bereits als Gitarrist, Toningenieur, Journalist und Pferdetrainer gearbeitet. Er lebt mit seiner Familie in Hertfordshire

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Seitenzahl: 127

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James Carol

Hush Little Baby

Thriller

Deutsch von Wolfram Ströle

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

1

Yoko Tanaka stand neben ihrem Mietwagen und fragte sich, was zum Teufel sie hier eigentlich machte. Das Restaurant vor ihr sah anders aus als auf den Bildern im Internet, kleiner irgendwie. Das Orange der Fassade schien kräftiger, als sie es in Erinnerung hatte. Aber sie war hier definitiv richtig. Name, Adresse und das Schild mit dem Logo, alles stimmte. Hinter den Fensterscheiben saßen Menschen, die die Lippen bewegten, Gabeln und Gläser zum Mund führten und Kellnerinnen winkten.

Und jetzt? Die Antwort war einfach. Am besten stieg sie wieder in ihr Auto und fuhr weiter nach Tampa. Niemand würde von ihrem Abstecher erfahren. Es wäre richtig, vernünftig. Aber sie tat es nicht. Stattdessen ging sie über den Parkplatz zum Eingang und nach drinnen. Später, als das Unheil seinen Lauf genommen hatte, erinnerte sie sich daran als den entscheidenden Moment.

 

Als Erstes hörte sie die einsamen Töne eines Klaviers. Es kam nicht vom Band, so viel war klar. Livemusik hat eine ganz eigene Ausstrahlung, eine Kraft, die keine Aufnahme erreichen kann. Der Pianist spielte eine Folge von Akkorden, sie erkannte die Melodie. The Wind Cries Mary von Jimi Hendrix. Sie hatte dieses Lied immer geliebt.

Sie zog die Restauranttür hinter sich zu und eine Wolke italienischer Essensdüfte hüllte sie ein und verdrängte jeden Gedanken an Musik. Ihre letzte nennenswerte Mahlzeit war ein hastig hinuntergeschlungener Bagel zum Frühstück an ihrem Schreibtisch in Quantico gewesen, vor zehn Stunden und anderthalbtausend Meilen nördlich von hier. Im Flugzeug hatte sie zwar auch etwas gegessen, aber Flugzeugmahlzeiten konnte man nicht als richtiges Essen bezeichnen.

Der Oberkellner begrüßte sie mit einem Lächeln und führte sie zu einem durch Grünpflanzen abgeschirmten Zweiertisch. Dank der Klimaanlage war es zum Glück angenehm kühl. Mitte September herrschten in Florida tagsüber immer noch Temperaturen von über dreißig Grad, und auch am frühen Abend war es draußen noch drückend heiß.

Drinnen standen, auf drei Ebenen des Gastraums verteilt, etwa dreißig Tische, die meisten davon besetzt. Das Mobiliar war bunt zusammengewürfelt, einheitlich war nur das Material, dunkles Holz. Dazu weiße Wände, ein weiß gefliester Boden und zur Auflockerung jede Menge Bilder und Pflanzen. Überall standen Topfpalmen, und mit rankenden Pflanzen bewachsene Gestelle teilten kleinere Bereiche ab. Die Bilder waren Explosionen in Rot, Gelb und Orange. Gerahmter Sonnenschein.

Der Oberkellner zog einen Stuhl heraus und Yoko setzte sich. Er reichte ihr die Speisekarte, zählte die Gerichte der Tageskarte auf und fragte, was sie trinken wolle. Sie war versucht, einen doppelten Whisky zu bestellen, aber dann siegte die Vernunft und sie bestellte eine große Cola. Was mache ich hier eigentlich? Sie hatte sich diese Frage auf dem Flug nach Orlando und der Fahrt nach Sarasota wahrscheinlich hundertmal gestellt, eigentlich ständig, seit der Anruf wegen der Morde von Tampa hereingekommen war. Trotzdem hatte sie noch keine befriedigende Antwort gefunden.

Wenn ihr Chef von ihrem Abstecher nach Sarasota erfuhr, würde er sie in der Luft zerreißen oder, schlimmer noch, feuern. Und das mit Fug und Recht. Scott Hendry glaubte, dass sie in Tampa war und der dortigen Polizei bei der Jagd auf den Sandmann half, und in Tampa glaubte man, dass sie noch nicht da war, weil ihr Flug sich verspätet hatte. Ein einziger Telefonanruf konnte alles auffliegen lassen.

Yoko spekulierte darauf, dass niemand diesen Anruf tätigen würde. Die Polizei in Tampa hatte alle Hände voll zu tun, weil gerade zwei weitere Leichen aufgetaucht waren, und Hendry hatte auch alle Hände voll zu tun, weil in den USA zu jedem beliebigen Zeitpunkt etwa hundert Serienmörder aktiv waren, was bedeutete, dass er ständig zwischen allen möglichen Anfragen jonglieren musste. Die Abteilung des FBI für Verhaltensanalyse hatte schlicht nicht die Mittel, allen Hilfsgesuchen zu entsprechen. Irgendjemand ging immer leer aus. Hendry nannte das die Serienkiller-Lotterie.

Eine Kellnerin brachte die Cola und verschwand wieder. Yoko wischte das Kondenswasser vom Glas und trank einen Schluck. Das Klavier stand auf der tiefsten Ebene, neben der Bar. Es handelte sich um einen schwarz glänzenden Stutzflügel. Der Pianist war erst zwanzig, fast noch ein Kind. Ungepflegte schulterlange Haare und noch ungepflegtere Kleider. Seine Jeans waren abgewetzt und auf seinem T-Shirt war bestimmt das Bild irgendeines legendären Musikers, auch wenn sie die Vorderseite von hier aus nicht sehen konnte. John Lennon oder Jim Morrison, oder sogar Hendrix selbst.

Auf The Wind Cries Mary war Life On Mars gefolgt, ein alter David-Bowie-Song. Der Junge war gerade beim Refrain angelangt, seine Finger hämmerten auf die Tasten und Yoko fühlte sich plötzlich in die Zeit zurückversetzt, als sie den Song das erste Mal gehört hatte. Sie hatte ihr ganzes Geld gespart, das sie für die Arbeit im Laden ihrer Eltern bekam, und dafür das Album Hunky Dory gekauft. Dann war sie nach Hause geeilt, hatte die Platte aufgelegt und andächtig den Liedern gelauscht, von denen eins umwerfender war als das andere. Life on Mars war der Höhepunkt gewesen, ein Klassiker von der ersten bis zur letzten Note.

Der letzte Akkord klang donnernd durch den Raum und der Junge verharrte einen Moment lang mit beseligter Miene. Er hatte die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt, versunken in seine eigene Welt. Ein paar Gäste klatschten höflich. Er öffnete die Augen, hob den Kopf und drehte sich auf seinem Hocker, bis er in Yokos Richtung blickte.

Dann zwinkerte er ihr zu.

2

Jefferson Winter schloss den Klavierdeckel und kam zu ihrem Tisch. Einen Moment lang blickte er nur grinsend auf sie herunter, als wüsste er etwas, das sie nicht wusste. Yoko war diesem Grinsen schon einmal begegnet, in einem Verhörraum der Polizei vor vierzehn Monaten. Damals war sie überzeugt gewesen, er sei ein Serienmörder. Als sie ihn jetzt mit seinen leuchtend grünen Augen vor sich stehen sah, überlegte sie unwillkürlich, ob ihr damaliger Eindruck vielleicht doch richtig gewesen war.

Äußerlich hatte er sich seit ihrer ersten Begegnung kaum verändert. Sein Gesicht war immer noch faltenlos und ohne Makel, die Haut genauso glatt. Doch es gab Unterschiede. Seine Haare waren länger und er wirkte älter, um mehrere Jahre, nicht nur eins. Bei genauerem Hinsehen waren weitere, verstecktere Unterschiede zu erkennen. Wenn man sich das Grinsen wegdachte, bemerkte man eine Härte, die früher nicht da gewesen war. Sie fragte sich, was er in den vergangenen vierzehn Monaten erlebt hatte.

»Special Agent Tanaka. Was verschafft mir das Vergnügen? Sind Sie auf der Durchreise?«

»Nein, Jefferson, bin ich nicht, wie wir beide wissen. Mir war gar nicht klar, dass Sie so gut spielen.«

Er blickte kurz zum Klavier hinüber und wieder zurück. Yoko hatte den Eindruck, dass er etwas rot wurde, aber das war im Kerzenschein und im gedämpften Licht des Raums schwer zu sagen. Einen kurzen Moment lang wirkte er befangen. Dann lächelte er.

»Ihre Mutter war Musiklehrerin«, fuhr sie fort. »Hat sie Sie unterrichtet?«

»Sie haben doch nicht den weiten Weg gemacht, um über meine Familie zu plaudern.«

Winter stellte sein Weinglas auf den Tisch und setzte sich. Er verbrachte einen Moment damit, das Besteck so auszurichten, dass Gabel und Messer genau im rechten Winkel zur Tischkante lagen und der Löffel parallel dazu. Yoko nippte an ihrer Cola und wartete, bis er fertig war.

»Sie haben nicht angerufen«, sagte sie. »Nach dem, was vergangenes Jahr in Maryland passiert ist, habe ich eigentlich fest damit gerechnet. Sie haben damals gute Arbeit geleistet. Das FBI braucht Leute wie Sie.«

Winter zuckte mit den Schultern.

»Im Ernst. Wie Sie uns geholfen haben, Valentino zu schnappen, das war einmalig. Ich habe weder vorher noch danach je etwas Ähnliches erlebt. Ich hätte das nicht geschafft, dabei mache ich diese Arbeit schon eine Ewigkeit.«

»Das klang fast wie ein Kompliment.«

»Es war eins.« Sie nahm wieder einen Schluck Cola und stellte das Glas zurück auf den Tisch. »Glückwunsch übrigens zum besten Prüfungsergebnis in Kriminalpsychologie. Und auch noch ein Jahr früher als vorgesehen. Ich bin schwer beeindruckt.«

Winter hob die Augenbrauen. »Haben Sie mich ausgeforscht, Special Agent Tanaka?«

»Ich tauche aus heiterem Himmel ausgerechnet in dem Restaurant auf, in dem Sie spielen, und Sie müssen das noch fragen? Wissen Sie, wie viele Restaurants es in den Staaten gibt?« Winter wollte etwas antworten, doch sie hob die Hand. »Schon gut, Jefferson, ich will es gar nicht wissen.«

Er grinste und nippte an seinem Weinglas.

Yoko zeigte auf das Glas. »Soweit ich weiß, darf man erst mit einundzwanzig Alkohol trinken.«

»Soweit ich weiß, bin ich laut meinem Ausweis zweiundzwanzig.«

»Und wieviel hat der gekostet?«

»Jetzt mache ich von meinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch, Special Agent Tanaka.« Das Lächeln verschwand. »Also, warum sind Sie hier?«

Statt einer Antwort griff Yoko in ihre Handtasche und holte zwei Tatortfotos heraus. Sie legte sie aufeinander auf den Tisch und schob sie mit den Fingerspitzen zu ihm hinüber. Winter sah sie an, als erwarte er halb, dass sie die Fotos im letzten Moment wieder wegzog, dann griff er danach.

Er studierte sie lange. Zuerst musterte er das eine etwa eine halbe Minute, dann legte er das andere darauf und betrachtete es. Die Fotos stammten vom zweiten Tatort. Das darauf abgebildete Mädchen war nicht viel älter als sechs oder sieben. Es sah aus, als schlafe es. Die Mutter war Anfang dreißig und ganz zweifellos tot.

Die Kellnerin kehrte zurück. Sie blieb neben Winter stehen, blickte auf das Foto hinunter und lächelte. »Süßes Mädchen. Wenn sie schlafen, sehen sie immer so lieb aus.«

»Hm.« Winters Blick war immer noch unverwandt auf das Foto gerichtet.

Das Lächeln der Kellnerin verging und sie wandte sich Yoko zu. »Haben Sie schon etwas gefunden?«

»Ich brauche noch einen Moment.«

»Nehmen Sie die Linguine mit Meeresfrüchten«, sagte Winter, ohne den Blick zu heben. »Sie sind das Beste, was es hier gibt.«

Yoko blickte die Kellnerin fragend an und die nickte. »Gut, dann nehme ich die Linguine.«

»Vorspeise?«

»Nein danke.«

»Ich nehme auch die Linguine, Molly«, sagte Winter, den Blick weiter auf das Foto geheftet.

»Alles klar.«

Molly warf ihm ein schüchternes Lächeln zu und ging. Sie war auf unaufdringliche Weise hübsch und wirkte sympathisch. Ungefähr so alt wie Winter, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Trotzdem wirkte er viel älter. Das Leben war für alle hart, aber ihm hatte es besonders übel mitgespielt. Wie wurde man nur damit fertig, der Sohn eines Serienmörders zu sein?

»Sie mag Sie, wissen Sie.«

»Wer? Molly?« Winter blickte von den Fotos auf und Yoko antwortete mit einem Nicken.

»Haben Sie nicht gemerkt, wie sie Sie angesehen hat? Dumme Frage, natürlich nicht. Sie waren ja beschäftigt.«

Winter sagte zunächst nichts, sondern sah Molly nach, die durch den Gastraum ging und in der Küche verschwand. »Meinen Sie?«

»Ganz sicher. Sie steht auf Sie, Jefferson.«

Winter schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Doch, glauben Sie mir.«

Wieder ein Kopfschütteln, dann schob er die Fotos zurück, mit den Fingerspitzen, genau wie Yoko es getan hatte. »Viel Glück mit Ihrem Fall, Special Agent Tanaka.«

Eine Weile saß Yoko nur da und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Sie hatte nicht den weiten Umweg gemacht und so viel riskiert, um jetzt unverrichteter Dinge zu gehen. Wenn sie an den Fall Valentino zurückdachte, erinnerte sie sich vor allem daran, wie sie in einem Schlafzimmer gestanden und langsam zu einer Musik getanzt hatten, die nur sie beide hören konnten. Sie hatte damals so getan, als sei sie die Leiche, und er hatte so getan, als sei er Valentino. Es war faszinierend gewesen und ziemlich gruselig. Genau deshalb war sie jetzt hier. Als sie von seinen Fähigkeiten gesprochen hatte, waren das keine leeren Worte gewesen.

Winter brach schließlich das Schweigen. »Ich interessiere mich für so was nicht mehr. Tja, sieht aus, als hätten Sie die Reise umsonst gemacht.«

Yoko schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht.«

3

Winter griff nach seinem Weinglas, lehnte sich zurück und nahm einen Schluck, ohne Yoko aus den Augen zu lassen. Er trank Weißwein, keinen Rotwein, stellte sie fest. Es war nur eins von hundert Details, die ihr seit dem Betreten des Restaurants aufgefallen waren. Wie zum Beispiel, dass er sich seit ein paar Tagen nicht rasiert hatte oder dass das Weiß seiner Augen rot geädert war. Mit dem T-Shirt hatte sie auch recht gehabt. John Lennon in Hamburg, grüblerisch, intensiv und unglaublich jung.

Winter trank seinen Wein, und sie saß einfach da und wartete, dass er die Geduld verlor, dass er seine Ablehnung wiederholte. Notfalls würde sie den ganzen Abend warten. Er tat, als interessiere ihn das alles nicht im Mindesten, aber das war nur Fassade. Ihr Essen kam und sie sagten beide abwesend »Danke«. Yoko nahm ihre Gabel und begann zu essen. Winter aß nicht, er blickte nur unverwandt über den Tisch. Sie begann ihre Bissen zu zählen und war bei fünf angelangt, als er endlich sprach.

»Kein Interesse.«

»Natürlich nicht. Deshalb haben Sie auch die Fotos angestarrt, als hätten Sie noch nie etwas so Interessantes gesehen.«

Sie zählte weitere sieben Bissen ab.

»Kein Interesse.«

Sie zeigte mit der Gabel auf seinen Teller. »Essen Sie, bevor es kalt wird, Jefferson. Sie sind immer noch viel zu mager.«

»Sie hören mir nicht zu. Ich sagte, ich habe kein Interesse.«

Yoko legte die Gabel mit einem Seufzer auf den Teller. Obwohl sie es vorsichtig tat, klirrte das Metall lauter auf dem Porzellan als beabsichtigt. »Sie beteuern das ein bisschen zu nachdrücklich.«

Winter starrte sie nur an und Yoko seufzte wieder. Dann holte sie die Fotokopien aus ihrer Tasche und legte sie auf die Tatortfotos, die Schrift so, dass Winter sie lesen konnte. Die Briefe, die wie Erpresserbriefe aus ausgeschnittenen Buchstaben zusammengesetzt waren, hatten im flackernden Kerzenlicht etwas Unheimliches.

»Es gibt insgesamt fünf Briefe. Drei wurden an ein Sheriff Department geschickt, zwei an die Polizei und Kopien von allen fünfen an die FBI-Abteilung für Verhaltensanalyse. In allen steht in etwa dasselbe. ›Ihr Trottel hättet den Mörder schon längst fangen können. Warum steht ihr nur da wie die Vollidioten und dreht Däumchen?‹ Ich habe das jetzt in meinen eigenen Worten zusammengefasst.«

»Was hat das mit mir zu tun?«

»Dazu kommen wir gleich.« Yoko verstummte und aß wieder eine Gabel Pasta. Sie ließ sich Zeit dabei und spülte mit einem Schluck Cola nach. »Gut, die Polizei bekommt ständig verrückte Briefe, vor allem bei Ermittlungen, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, insofern ist das nicht ungewöhnlich. Der große Unterschied ist, dass diese Briefe, wenn man die Beleidigungen mal beiseitelässt, Vorschläge enthalten, wie man den Mörder fangen könnte. Auch das ist nicht ungewöhnlich, jeder hat da seine Meinung dazu. Nur dass diese Vorschläge tatsächlich nützlich waren.«

Sie blickte über den Tisch. Winter saß mit zusammengepressten Lippen da und schwieg. Kein Eingeständnis, kein Protest.

»In den ersten beiden Briefen wurde das übersehen, weil niemand sie ernst nahm. Dass sie bei den Ermittlungen hätten helfen können, stellte sich erst heraus, nachdem die Verbrecher gefasst waren. Daraufhin wurden die letzten drei Briefe ernster genommen. Alle drei verhalfen den Ermittlern zu Einsichten, die insgesamt eher nützlich als hinderlich waren. Ich sage nicht, dass sie entscheidend zur Lösung der Fälle beitrugen, aber sie gaben zumindest Hinweise in die richtige Richtung.«

Winter versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Yoko sah, wie seine Gesichtsmuskeln zuckten. Ganz offensichtlich fiel es ihm schwer zu verhindern, dass seine Mundwinkel nach oben gingen. Er aß eine Gabel Pasta, um es zu verbergen, doch es gelang ihm nicht ganz.

»Sie haben dazu nichts zu sagen?«