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Dieses E-Book entspricht 236 Taschenbuchseiten ... Vera hat ihr gesittetes, monotones Eheleben satt. Als sie einen Zeitschriftenartikel über Baronesse Hanna liest, nimmt ihr Leben eine verruchte und aufregende Wendung. In Hanna findet Vera nicht nur eine Freundin, sondern eine Mentorin, die sie Stück für Stück immer tiefer in die lüsterne Welt von Dominanz und Unterwerfung einführt. In dem als Dominastudio eingerichteten Keller des exklusiven Herrenhauses der Baronesse lernt Vera ihre dominanten Fantasien an männlichen Sklaven auszuleben. Doch wie kann sie diese neuen Erlebnisse in ihre Ehe integrieren, damit ihr Sexleben einen geilen Auftrieb bekommt? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 306
Impressum:
Ich werde dich dominieren, Sklave! Erotischer SM-Roman
von Edyta Zaborowska
Edyta Zaborwska ist 1970 in Schlesien geboren und im Alter von 20 Jahren nach Deutschland übergesiedelt. Es folgten zahlreiche Beschäftigungen, unter anderem im kaufmännischen Management und als klassische Musikerin mit Engagements im In- und Ausland. Bisherige Publikationen:»Flieg mit mir, mein Schwarzer Schwan!« »Der Tanz des Schwarzen Schwans!«»Die Wahrheit hinter der Maske«»Sklave, bis der Tod uns scheidet«
Lektorat: Nicola Heubach
Edyta Zaborwska ist 1970 in Schlesien geboren und im Alter von 20 Jahren nach Deutschland übergesiedelt. Es folgten zahlreiche Beschäftigungen, unter anderem im kaufmännischen Management und als klassische Musikerin mit Engagements im In- und Ausland. Bisherige Publikationen: »Flieg mit mir, mein Schwarzer Schwan!« »Der Tanz des Schwarzen Schwans!« »Die Wahrheit hinter der Maske« »Sklave, bis der Tod uns scheidet«
Originalausgabe
© 2024 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © isn5000 @ 123RF.com © liujunrong @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756171200
www.blue-panther-books.de
Kapitel 1
Was für eine Überraschung: Herzogin Sarah zeigte sich am Freitag zum ersten Mal nach der Geburt ihres Sohnes in der Öffentlichkeit. Die 34-Jährige begleitete ihren Gatten Prinz George zu einem Empfang auf dem schottischen Sommersitz der Familie, wo der Prinz offiziell die Polosaison eröffnete. In einem grünen Blazer des italienischen Edelschneiders Antonio Cerruti, einer cremefarbenen Bluse und einer knallengen Hose präsentierte die Herzogin fünf Wochen nach der Geburt ihren beeindruckend schlanken After-Baby-Body. Sowohl Sarah als auch ihr Gatte wirkten entspannt, als sie sich den begeisterten Pressevertretern …
Als es an der Haustür klingelte, zuckte ich vor Schreck zusammen. War es schon zehn Uhr? Der Heizungsmonteur sollte doch erst um elf kommen! Wo, in Gottes Namen, hatte ich nur meine Haarbürste hingelegt?
Ich warf die Illustrierte auf den Wohnzimmertisch, hastete in das Bad und versuchte, meine zerzausten Haare zumindest einigermaßen in Form zu bringen. Müde Augen blickten mich aus dem mit getrockneten Wasserspritzern übersäten Spiegel an.
Ding-Dong! Zum zweiten Mal klingelte es.
Vielleicht war es aber auch nur der Paketbote, der sich wieder einmal hierher verirrt hatte, weil er die fast identischen Reihenhäuser in der Straße einfach nicht voneinander unterscheiden konnte? Dabei sollte er doch längst wissen, dass er nebenan bei den Watsons zu klingeln hatte, wenn der Absender ein bekannter Online-Schuhhandel war. Megan Watson bekam dauernd neue Stiefel. Angeblich liebte ihr toller Michael sie so sehr, dass es ihm eine Freude war, ihr im Wochentakt neue zu kaufen.
Ich sah missmutig an meinem viel zu großen Fleecepulli hinab. Meine hellblauen Leggings darunter endeten in dunkelblauen Filzpantoffeln mit aufgenähten Blümchenmotiven.
Ding-Dong!
Ich konnte die Haarbürste einfach nicht finden, versuchte, mit der Hand zumindest die gröbsten Unebenheiten zu glätten, und rannte die Treppe zur Haustür hinunter, wo es nun zum vierten Mal klingelte.
»Guten Morgen! Carter Haustechnik! Ich bin wegen Ihrer Heizung da!« Ein freundliches Lächeln strahlte mir entgegen. Es war tatsächlich der Heizungsinstallateur. »Es ist früher geworden, als mit Ihrem Mann telefonisch vereinbart wurde. Aber beim vorhergehenden Kunden ging es schneller als gedacht!«
Mit großen Augen musterte ich den stattlichen, schwarzhaarigen Mittdreißiger. Sicher schlummerten kräftige Muskeln unter dem blauen Monteuroverall, Muskeln, die nur darauf warteten, sich anzuspannen. Seine große und für einen Handwerker ungewöhnlich saubere Hand hielt den Griff eines metallenen Werkzeugkoffers fest umschlossen.
Ich fühlte einen Kloß im Hals und musste unwillkürlich schlucken. Was wäre, wenn in seinem Werkzeugkoffer statt einer Rohrzange nur Sexspielzeug wäre, statt Rohrschellen lederne Handschellen und anstelle des Hammers ein Dildo?
»Mrs Morgan?«
Die in einer Mischung aus Vorsicht und Unsicherheit ausgesprochenen Worte rissen mich aus dem Tagtraum und beförderten mich in die Realität zurück. Ich musste mich zusammenreißen, denn meine Hormone begannen in letzter Zeit immer mehr, verrückt zu spielen. Kein Wunder: Ehefrau, Mutter, die heile Welt einer Reihenhaussiedlung, der tägliche Kampf mit den Nachbarsfrauen um den kürzesten Rasen, das sauberste Auto, den bestverdienenden Ehemann und die klügsten Kinder.
Und ausgerechnet jetzt hatte ich wieder so einen Schub! Ich spürte das Begehren in mir, aus allem auszubrechen, diesen stattlichen Mann durch den Hausflur direkt in mein Ehebett zu ziehen, während mein Gatte sich zur selben Zeit um die Mathekenntnisse seiner Schüler in der Highschool sorgte.
»Mr Carter?«, stammelte ich.
»Nein, mein Name ist Walker, der Junggeselle der Firma Carter Haustechnik«, strahlte er mich an und reichte mir die Hand. »Der Chef lässt sich entschuldigen.«
Puh, welch einen Händedruck der stattliche Mann hatte!
Während ich ihn hereinließ, wagte ich einen Blick auf die Straße. Hinter welchem Fenster steckten sie nur, die neugierigen Hausfrauengesichter meiner Nachbarinnen mit den Namen Miller, Smallwood und McArthur? Hinter welchem Fenster drückt ihr euch die Nase platt, bewundert meinen Besuch, der vielleicht das Tagesthema unserer Hausfrauengemeinschaft wird?
»Wo haben Sie die Heizungsanlage, Mrs Morgan? Im Keller?«
»N…nein, w…wir haben einen Heizungsraum!«, stotterte ich, kaum mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Heizungsraum! Das bedeutete auch Rohre, Eisen, Haken und Schellen … jede Menge Möglichkeiten, den Mann zu fesseln, bis er mich um den erlösenden Orgasmus anbetteln würde.
Blut pulsierte in meinem Kopf.
Hoffentlich konnte er keine Gedanken lesen. Wie peinlich wäre es nur, wenn er wüsste, dass er in meinen Gedanken soeben eine Peitsche zu spüren bekommen hatte. Gut, dass ich voranging, als ich ihn in den Heizungsraum führte. So konnte er zumindest meine Schamröte nicht sehen.
Ob er mir wohl gerade auf den Hintern starrte? Instinktiv spannte ich die Muskeln am Po an, entspannte sie aber in nächsten Moment wieder. Mein Hintern war unter dem übergroßen Pullover sowieso nicht zu erkennen.
»Soll ich Ihnen einen Tee oder Kaffee bringen?«, fragte ich und bewunderte die breiten Schultern, als er sich vor dem Heizungskessel bückte, den Werkzeugkoffer öffnete und eine Pumpenzange hervorholte.
»Dauert nicht lange, bin wohl in zehn oder fünfzehn Minuten fertig.«
Dann eben nicht, dachte ich resigniert und verzog mich in die Küche. Dort setzte ich mich an den Esstisch und blickte zum Herd hinüber, auf dem drei Kochtöpfe auf ihren Einsatz warteten. Kartoffeln, Rindfleisch und Wirsingkohl. Wie immer gab es bei uns heute um halb sechs warmes Essen. Routine einer Ehe.
Ich hatte kein großes Problem damit, dass Nick nur Oberstudienrat geworden war und kein Konrektor. Wenn die Stelle des stellvertretenden Rektors eines Tages frei werden würde, rechnete er sich gute Chancen aus, sagte er beim Abendessen oft zu mir. Schließlich war das Studium unserer beiden Söhne teuer, sündhaft teuer. Es konnte ja nicht Leeds oder Newcastle sein, wo sie studierten. Nein, nachdem bekannt geworden war, dass die jüngste Tochter der McArthurs in den USA studierte, mussten unsere Kinder sich dafür ja ausgerechnet Australien aussuchen. Die Debatte über diese familiäre Dauerbaustelle erspare ich uns heute aber lieber. All das war schon tausendmal durchgekaut worden. Man sollte sich nicht an Themen aufreiben, die mit Diskussionen nicht zu klären waren, so viel hatte ich immerhin in über zwanzig Jahren Ehe gelernt.
Damals war irgendwie alles leichter. Als die Kinder noch klein waren, hatte ich den Haushalt geschmissen, sie zum Sport und zum Musikunterricht gefahren. Auf dem Fußballplatz hatte ich mit den anderen Müttern am Spielfeldrand gestanden und die Jungs angefeuert. Wir waren ein harter Kern von zehn oder zwölf Hausfrauen in Wetterjacken, Cordhosen und Sneakers, im Winter mit Stirnbändern und im Sommer mit bequemen Leinenschuhen gewesen. Unsere Kleidung sollte ja zweckmäßig und nicht elegant sein. Irgendwie war es dann dabei geblieben, und Funktionalität bestimmte auch jetzt noch meine Garderobe. Schließlich wollte man es ja gemütlich darin haben. Hohe Absätze oder kurze Röcke wären da ein Fremdkörper, das Symbol einer fremden Welt irgendwo da draußen, wo die Frauen nicht selbstbestimmt waren, sich nicht über ihr Schaffen oder ihre inneren Werte, sondern über Äußerlichkeiten definierten. Frauen wie wir hatten das nicht nötig. Wir liefen nicht auf solch hohen Modeschuhen! Wozu auch?
Früher saß, nach einem langen Tag mit Hausfrauenstress und Kindererziehung, die Familie beim Abendessen zusammen und Papa erzählte von der Schule, von der Academic Highschool wohlgemerkt. Denn diese sollten gefälligst auch unsere Söhne später besuchen, um danach zu studieren.
Am Abend gehörte Nick mir, dachte ich anfangs, was sich jedoch bald als Irrtum herausstellte! Denn da waren noch seine Unterrichtsvorbereitungen für den kommenden Tag und die Korrekturen.
Und wer meint, dass sich nach fünfundzwanzig Jahren Schuldienst und ohne die sich inzwischen im Studium befindenden Kinder bei uns etwas geändert hätte, der hat sich gründlich geschnitten. Auch der heutige Abend würde genau so sein, wie alle Abende im Jahr: Ich sah fern oder las Magazine, er arbeitete oben in seinem Büro.
»Bin schon fertig!«, hörte ich Mr Walkers Stimme aus dem Heizungsraum.
Der Mann hielt mir den Arbeitsauftrag und die geleistete Arbeitszeit vor die Nase. Ich unterschrieb ihn mit Vera Morgan ohne es mir genauer anzuschauen, und dann stand ich wieder allein, inmitten meiner Gedanken an der Haustür des Reihenhauses. Der Monteur war schon wieder in seinen Wagen gestiegen und brauste mit klopfendem Dieselmotor zum nächsten Kunden davon. Ich lehnte mit meiner Schulter am Türrahmen und musste an Nick denken.
Wie lange bestand mein Sex nur noch aus schmutzigen Fantasien, die ich nicht mit Nick, sondern allein in meinen Gedanken auslebte? Auch wenn Nick kaum Humor besaß, würde er mich sicher bei der Frage nach unserem dahinsiechenden Sexleben und meinen in mir schlummernden Träumen auslachen. Ich überlegte, wie ich ein solches Gespräch am besten beginnen konnte. Sollte ich sagen: Ich möchte, dass sich, jetzt wo die Kinder aus dem Haus sind, auch bei uns etwas ändert? Schatz, ich habe da etwas, was ich gern einmal mit dir ausprobieren möchte?
Welche Reaktion würden diese ungewöhnlichen Worte aus meinem Mund bei ihm hervorrufen? Ob ich überhaupt noch einen Zugang zu seinem Innersten finden konnte?
Ich ließ meinen Blick über die ruhige und verlassen wirkende Straße gleiten. Reihenhäuser bildeten beiderseits die eintönige Kulisse für denjenigen, der sich bis hierher an den Rand der Großstadt verirrt hatten. Zwei Fenster, eine Tür, ein Garagentor, ein Zaun und ein schmaler Fußweg zur Haustür. Einzig die Vorgärten unterschieden sich ein wenig voneinander. Vor drei Jahren hatte Nick im Winter ein Vogelhaus aus dem Baumarkt im Vorgarten aufgestellt. Das Häuschen verwitterte zwar inzwischen, sorgte jedoch zumindest für eine gewisse Abwechslung.
In der vergangenen Nacht hatten sich über den gesamten Südwesten von England heftige Sommergewitter entladen. Der blaue Himmel spiegelte sich jetzt in den Straßenpfützen. Vögel zwitscherten und hopsten in den feuchten Zweigen umher. Das kleine Rasenstück vor dem Haus glitzerte nass.
»Stadt und Land und das Meer ist auch nicht weit! Hier haben wir alles!«, hatte ich damals entzückt ausgerufen, als wir das leer stehende Reihenhaus in Plymouth zum ersten Mal besichtigten. Ich war hochschwanger und hatte nicht lange gebraucht, um Nick davon zu überzeugen, dass es genau das richtige Zuhause für uns wäre.
Vielleicht war diese Wohngegend die Ursache unserer Unzufriedenheit. Irgendwie musste dieser Vorstadtmief ja auf das Gemüt schlagen. Etwas Schuld trug ich daher wohl auch selbst an der Misere. Warum konnte ich mich nicht einfach zufriedengeben mit dem, was ich hatte?
Ich hatte meinen Beruf damals für die Erziehung der Kinder aufgegeben, mein eigenes Leben und meine Selbstständigkeit aus den Augen verloren. Ich konnte mich nicht einmal mehr dazu aufraffen, mir eine Arbeit zu suchen. Mein Selbstvertrauen schien im Laufe der Jahre auf der Strecke geblieben zu sein.
Als Kind hatte ich mir immer ein aufregendes, spannendes und ereignisreiches Leben gewünscht. Wo sollte aber nur diese Spannung herkommen? Viel zu lange hatte ich die Langeweile zugelassen. Ich wusste genau, dass ich mitverantwortlich dafür war, dass wir zu dem geworden waren, was wir nie hatten sein wollen: langweilige Spießer!
»Gut, dass vielleicht ab morgen mein neues Leben beginnt!«, murmelte ich hoffnungsvoll-ironisch vor mich hin, schloss die Tür und verdrückte mich in das Schlafzimmer. Ein paar erotische Gedanken und Sex mit einer fremden, gesichtslosen Frau oder mit dem Kundendienstmonteur warteten im Bett auf mich, bis ich in einer halben Stunde den Topf mit dem Rindfleisch anstellen musste.
Ich schlüpfte unter die Bettdecke, zog mir die Leggings und den Slip bis unter die Knie. Ich fuhr mit den Fingern durch mein volles Schamhaar und schloss die Augen. In Anwesenheit der gesichtslosen Frau riss ich dem Monteur den Overall vom Körper und fixierte ihn mit Handschellen am Gaszähler. Während ich an seinen kleinen, dunkelroten Brustwarzen knabberte, spürte ich die zärtlichen Küsse der Frau in meinem Nacken.
Mein Finger kreiste immer schneller auf meiner Klitoris. Als ich den Orgasmus bekam, drückte ich mein Gesicht in das Kissen. Die Wände waren einfach zu hellhörig, und Megan sollte mein Stöhnen nebenan nicht hören.
Kapitel 2
»… sind partielle Differenzialgleichungen mit einer, zwei oder auch drei Unbekannten. Ab jetzt habt ihr genau fünfundvierzig Minuten Zeit«, sagte Nick, worauf zwanzig Schüler gleichzeitig das vor ihnen liegende Papier wendeten und die Matheklausur begannen.
Er streckte seine Beine unter dem Lehrerpult aus, lehnte sich in den Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Langsam wanderte sein aufmerksamer Blick über die Köpfe der konzentriert an der Klausur arbeitenden Schüler. Es war kaum ein Mucks zu hören. Er hoffte, dass es nicht dazu kommen würde, jemandem die Arbeit wegen Schummelns wegzunehmen.
Er senkte seinen Kopf und gab vor, sich auf eine Arbeitsmappe auf dem Tisch zu konzentrieren, linste dabei aber unauffällig zu Miley hinüber, die in der zweiten Tischreihe saß. Sie hatte den Kopf nach vorn gebeugt, fuhr mit der Hand durch ihr langes blondes Haar und schob es dabei hinter die Ohrmuschel. Sie schien konzentriert, hielt das Ende eines Bleistifts zwischen ihren vollen, roten Lippen. Eine Weile beobachtete er sie, verfolgte die Linie ihres Körpers bis zu den Füßen, sah auf die lackierten Fußnägel, die vorn aus den Sommersandalen herausschauten.
Nick bemerkte ein sachtes, kaum wahrnehmbares Ziehen im Lendenbereich und spannte in einem Reflex die Unterleibsmuskeln an. Er hielt die Luft an und zwang sich dazu, sich wieder auf die Arbeitsmappe vor ihm zu konzentrieren. Er blickte auf das Papier und versuchte vergeblich, den Sinn der darauf stehenden Worte zu erfassen. Unauffällig legte er die Hand an seinen Schritt und fühlte durch den Stoff der Hose seinen erigierten Penis. Verstohlen sah er hoch, zu Miley.
Das Herz klopfte ihm bis an den Hals, denn ihr Blick war starr auf ihn gerichtet. Sie grinste, schob ihren Oberkörper vor und atmete so tief ein, dass sich der Stoff ihres weißen T-Shirts über ihren Brüsten spannte.
»Lick my Toes!«, las er die verschnörkelte Aufschrift, die sich um ihre Brüste straffte. Fast anmaßend wurde ihr Grinsen, als sie demonstrativ in ihre Schultasche griff und ein Smartphone herausholte. Leise raschelten die vielen dünnen Metallarmbänder, die sie um ihre Handgelenke trug. Er sah schwarz lackierte Fingernägel, als sie das Gerät einschaltete. Nick spürte, dass sich langsam aber unaufhaltsam eine Spannung in seinem Körper ausbreitete. Seine Unruhe verstärkte sich, Neugierde, aber auch eine unbestimmte Furcht durchzog seine Gedanken. Was war auf dem Display ihres Handys zu sehen?
Er musste es ihr wegnehmen! Aber dann würde er ihr schaden. Das A Level, die Qualifikation zum Studium an einer Universität, würde für sie in unerreichbare Ferne rücken.
Sein Herz schlug immer stärker.
Er biss sich auf die Unterlippe und sah zum Fenster hinaus.
***
Nick hatte das Ende der Schulstunde mehr herbeigesehnt als jeder andere im Raum, und als es endlich klingelte, fiel ihm ein riesiger Stein vom Herzen. Rasch standen die Schüler auf und gaben beim Hinausgehen die Klausur bei ihm ab. Erwartungsvoll blickte er Miley an, bettelte innerlich um ein Wort, einen Blick oder nur um eine Geste von ihr.
Sie verließ als Letzte der Schüler den Raum, legte ihre Klausur im Vorbeigehen jedoch schweigend und ohne ihn direkt anzusehen, auf das Pult.
»Nein, du bist es nicht wert, meine Aufmerksamkeit zu erhalten!«, las er in ihren kühlen Augen, deren Blickkontakt er so herbeisehnte.
Als sie den Raum durch die Tür verließ, wanderte sein Blick zuletzt an ihrem langen Haar herab über ihren Po und die schlanken Beine, die in enge, schwarze Glanzleggings gehüllt waren.
Dann war sie verschwunden. Das Stakkato ihrer Absätze hob sich deutlich von den anderen Geräuschen aus dem Schulflur ab.
Schon bald wird sie eine richtige Dame wie ihre Mutter sein, überlegte er und spürte wieder dieses Kribbeln im Unterleib. Welch eine attraktive und hochmütige Frau war ihre Mutter damals gewesen, als er sie zu den Elternsprechstunden empfangen hatte!
Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Vier Jahre? Fünf? Jetzt lag ihr schöner Körper nach einem viel zu schnellen Krebstod, dem Zerfall und der Verwesung ausgeliefert in kühler Friedhofserde. Traurige Dinge, die hoffentlich noch weit entfernt waren, dachte er mit Schaudern. Auf seltsame Weise machte ihn das glücklich, denn er fühlte sich noch jung und kräftig. Vielleicht war er sogar für die Tochter noch attraktiv genug?!
Seine Stimmung stieg bei diesen Gedanken an. Er lächelte und nahm den Klausurenstapel, stieß ihn einige Male auf die Tischplatte, sodass alle Blätter ordentlich übereinanderlagen, und verstaute sie in seiner Aktentasche.
Er bemerkte, dass sein Magen knurrte.
Sicher würde Vera wie jeden Freitag Rindfleisch und Wirsingkohl für ihn gekocht haben. Irgendwie freute er sich, nach Hause zu kommen. Es war doch gut, eine Frau zu haben, die so lieb für einen sorgte.
Kapitel 3
»Warum hatte ich nur vergessen, den Installateur darum zu bitten, nach der Dunstabzugshaube zu sehen?«, fluchte ich leise vor mich hin.
Auch ein noch so weit geöffnetes Küchenfenster konnte diese unerträglichen Gerüche von gekochtem Kohl nicht aus der Küche vertreiben.
Ich öffnete die Terrassentür im Wohnzimmer, um für Durchzug zu sorgen. Vom Haus nebenan hörte ich das Hundegebell, das den Tagesrhythmus hier in der Siedlung bestimmte. Hunde wie Bouncer, Whisper, Easy oder Sunny nahmen immer dann die Plätze in den leeren Heimen ein, wenn Tobi, Marc, Heather oder Jessica die Familie in Richtung Studium, Arbeit oder Ehe verlassen hatten. Den jüngeren, nachgezogenen Paaren dienten die Hunde hingegen für die Zeit als Ersatzkinder, bis sich eigener Nachwuchs eingestellt hatte.
Ich erblickte Abbigail Osborne, die in diesem Moment auf dem Wanderweg an unserem Hintergrundstück vorbeijoggte und dabei zu mir herüberwinkte. Ich grüßte lächelnd zurück. Die Mittvierzigerin aus der Hausnummer zwei, dem ersten Haus vorn rechts, war seit fünf Jahren geschieden. Ihr Mann, ein leitender Finanzbeamter, war damals auffällig oft auf Dienstreisen gewesen. Als Abbigail einmal wegen einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus musste, versuchte ihr gemeinsamer Sohn, den Vater telefonisch auf der auswärtigen Dienststelle zu erreichen. Dort hatte man allerdings keine Kenntnis davon gehabt, wo Mr Osborne momentan wäre. Mr Osborne hätte doch Urlaub für eine Woche eingereicht, klärte der Mitarbeiter den ahnungslosen Jungen auf. Das Ende vom Lied war, dass der untreue Mann die Urlaubswoche mit einer Mitarbeiterin aus seiner Abteilung auf seiner Motoryacht in Schottland verbracht hatte. Schon kurz danach war das Ehepaar getrennt, und Abbigail hatte sich einen schwarzen Königspudel angeschafft, der ihr nun kläffend und mit seinem kurzen Puschelschwanz wedelnd hinterherhechelte.
Ich blickte der sportlichen Frau so lange hinterher, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war. Wie mir ihre Nachbarin Maude Harper aus der Hausnummer vier vor einigen Monaten verraten hatte, würde der Hund sogar bei ihr auf dem Bett schlafen, weil Abbigail in der Nacht zu viel Angst hätte. Wie ekelhaft, dachte ich. In manchen Fällen war es doch besser, einen Ehemann zu haben.
Wie mochte wohl Abbigails Sexualleben aussehen? Angeblich hätte sie seit der Scheidung keine Beziehung mit einem Mann gehabt, obwohl ihr Sohn so darauf gedrängt hatte. Nun wohnte sie jedenfalls ohne Mann und Sohn, dafür aber mit einem Königspudel in dem viel zu groß gewordenen Reihenhaus. Ihr schrecklicher Trainingsanzug aus rosa-glänzendem Ballonstoff würde gewiss nichts dazu beitragen können, dass sich an diesem Zustand auf absehbare Zeit etwas änderte.
Ich setzte mich auf das Wohnzimmersofa und griff nach einem Hausfrauenmagazin. Es würde mir ein klein wenig von der unbekannten Welt der Reichen und Schönen da draußen ins heimische Wohnzimmer holen. Ich konnte mich aber nicht so recht darauf konzentrieren und überflog die Berichte, ohne deren Inhalt richtig zu erfassen:
Sandra Bullock will sich nach der Scheidung ganz ihren Kindern widmen; eine deutsche Schauspielerin wurde beim Ladendiebstahl in Los Angeles erwischt; die Skandalbaronesse Hanna von Nordgründen ist nach einer langen Zeit der Abwesenheit wieder in die Öffentlichkeit getreten; eine Prinzessin aus Jordanien wurde bei einer Shoppingtour in der Bond Street in London gesehen; die Modedesignerin Carla Lucretti stellt ihre Kollektion für das kommende Frühjahr vor.
Als ich das Drehen des Hauschlüssels an der Eingangstür hörte, legte ich die Illustrierte beiseite.
***
»Ein vorzügliches Essen hast du wieder gezaubert, meine Liebste. Ist es in Ordnung, wenn ich jetzt ins Arbeitszimmer gehe und dort noch einige Sachen für die Schule erledige? Ich muss noch die Matheklausuren von heute korrigieren. Wir reden vielleicht später weiter, wenn es nicht zu lange dauert.«
Ich antwortete Nick mit einem knappen »Ja!«, ohne dass ich es wirklich so meinte. Am liebsten hätte ich es verneint und zu ihm gesagt: »Bleib hier, wir müssen einfach mehr miteinander reden! Ich möchte mehr von dir hören, ich will wissen, was dich bewegt und dir alles von mir erzählen!«
Stattdessen sah ich dabei zu, wie er den Stuhl vom Tisch abrückte und aufstand.
»Ich habe jetzt wirklich zu tun und muss nach oben. Bis nachher!«, sagte er wie zur Bestätigung meiner Gedanken und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
Dann war er auch schon aus dem Esszimmer, und ich hörte ihn die knackende Treppe nach oben zum Arbeitszimmer gehen.
Ich blieb sitzen, legte die Ellenbogen auf den Tisch und stützte das Kinn in die Hände. Nick war heute anders als sonst, überlegte ich, während ich auf die leeren Schüsseln und Teller vor mir starrte. Er hatte nervös gewirkt und die ganze Zeit unklare Antworten auf meine Fragen gegeben. Irgendwie waren bei dem eben geführten Gespräch unsichtbare Schatten zwischen uns aufgestiegen, die ich mir nicht erklären konnte. Wie Schemen schienen sie neckisch zwischen uns auf dem Tisch getanzt zu haben, um mich – oder uns – zu anstößigen Aussagen zu provozieren, als sollten wir von verpassten Möglichkeiten und unseren Träumen erzählen. Stattdessen redete ich aber nur von harmlosen Wünschen, stellte Fragen, bekam mehrdeutige Antworten, aus denen ich nicht wirklich schlau wurde.
Natürlich war mir nicht entgangen, dass es an der letzten Aufrichtigkeit zwischen uns gefehlt hatte. Und so kam es, dass ich zu übertreiben begann. Ich hatte ihm beim Mittagessen von dem Installateur von heute Vormittag erzählt, hatte maßlos meine Anziehung auf den stattlichen Handwerker übertrieben, dabei innerlich über die leichte Regung von Eifersucht gelächelt, die ich in Nicks Gesicht ausgemacht hatte. Doch er war zurückhaltend geblieben, hatte nur etwas von einer Schülerin angedeutet, ohne meine weiteren Fragen dazu zu beantworten. Dann war er schon aufgestanden und wollte in sein Arbeitszimmer gehen.
Ob er mir etwas verheimlichte?
Ein wenig genervt über mein eigenes Verhalten begann ich, den Esstisch abzuräumen.
Natürlich war wieder alles anders gelaufen als geplant. Ich hatte mich erneut nicht zu erzählen getraut, was mich wirklich bewegte, nicht getraut, ihm zu sagen, dass wir drastische Veränderungen benötigten, ich wieder eine Arbeit aufnehmen musste und dass ich verdammt einsam inmitten dieser allgegenwärtigen Nachbarschaft war.
Wie schaffte Megan von nebenan es nur, mit Michael einen so verständnisvollen Mann zu haben, fragte ich mich deprimiert. Nicht nur, dass er ihr dauernd neue Schuhe kaufte, nein, er sollte auch noch ein guter Zuhörer sein und ihr Sexleben sollte sich fortwährend auf Höchstniveau bewegen. Nicht selten konnte ich mich persönlich davon überzeugen, denn unser Bad grenzte an ihr Schlafzimmer – und ich hatte ihr Stöhnen schon oft genug durch die viel zu dünnen Wände mitbekommen.
Nach dem Abräumen warf ich einen prüfenden Blick auf die Küche. Alles hatte seine Ordnung und war sauber, das Geschirr war im Spüler verstaut und die Töpfe standen abgewaschen und abgetrocknet im Schrank. Ich löschte das Licht und nahm mir vor, noch in den Garten zu gehen. Zu viele Gedanken, die sich einfach nicht mehr ordnen ließen, schwirrten mir durch den Kopf. Ich schloss die Terrassentür von innen und nahm den Weg über die Vordertür um das Haus herum.
Ich wollte die Terrassentür nicht offen lassen, solange Nick oben vor dem PC saß und in seine Arbeit vertieft war. Eine Einbruchserie vor einigen Jahren hatte uns in dieser Beziehung vorsichtig werden lassen. Innerhalb von vier Wochen hatte es damals vier Einbrüche über nicht verschlossene Terrassentüren gegeben. Beim letzten Einbruch hatte es am zweiten Weihnachtstag die Familie Stanley aus der Hausnummer achtzehn erwischt. Sie waren auf Weihnachtsbesuch bei ihrem Sohn gewesen, der nach seinem Studium eine Anstellung als Assistenzarzt in London bekommen hatte. Die Diebe hatten das gesamte Haus durchsucht, und den ganzen Stolz der Familie gestohlen: die Münz- und Briefmarkensammlung von Mr Stanley. Sie war in den letzten drei Generationen zusammengetragen worden und umfasste angeblich die gesamten britischen Münzen und Briefmarken seit 1904, dem Geburtsjahr von Grandpa Stanley. Seit drei Jahren stritt man nun vor Gericht, nicht mit den Einbrechern, sondern mit der Versicherung. Diese hatte für die Sammlung nur dreitausend Pfund als Entschädigung angeboten, was den Stanleys viel zu wenig war. Diese bezifferten den Wert der Sammlung auf mehrere Hunderttausend Pfund.
Noch unerträglicher war aber wohl das, was Maude Harper mir einige Wochen später im Vertrauen erzählt hatte: Die Täter hätten auch die BHs von Ms Stanley gestohlen. Obendrein hatte man auf ihre Unterwäsche onaniert. Einer hatte sogar sein Geschäft im Ehebett verrichtet. Seitdem schliefe sie nur noch im Zimmer ihres Sohnes.
Es wurde schon langsam dunkel. Ich durchquerte unseren Garten und sprang über den Graben, der das Grundstück nach hinten zum Wanderweg abgrenzte. Schön aufpassen! Wegen des gestrigen Gewitters war das Wasser darin alles andere als nur ein Rinnsal! Die hügeligen Wiesen glänzten und funkelten in der klaren Luft. In der Ferne machte ich die Umrisse von Hillary Sofen aus der Hausnummer 36 aus, die sich mir näherte und die ich wegen ihrer Affektiertheit nicht besonders mochte. Ich hatte keine Lust, mir wieder anzuhören, dass sie mit einem Professor Blablabla zu einer Vernissage gewesen wäre oder gemeinsam mit Dr. Sowieso eine Kunstgalerie eröffnet hätte. Ich versteckte mich daher hinter einem Baum und wartete, bis sie an mir vorbei war. Ich nutzte die Zeit, um mir auszumalen, wie ich Nick nochmals am besten ansprechen könnte.
Während Hillary Sofen mit ihren beiden angeleinten Airedale-Terriern an meinem Versteck vorbeischlenderte, bemerkte ich ein abgedunkeltes Licht im Wohnzimmer von Megan und Michael. Neugierig sprang ich über den Graben und schlich im Schutz der Dämmerung heimlich auf ihr Grundstück, wagte einen Blick durch einen Spalt zwischen den heruntergelassenen Rollos.
Mein Herz begann zu rasen, als ich in einer Mischung aus Spannung, schlechtem Gewissen und Erregung beobachtete, was dort geschah.
Michael zog Megan in diesem Moment zu sich auf die Ledercouch – sanft, aber bestimmt, mit einer Hand in ihrem Nacken und der anderen um ihre Hüfte. Wie in Zeitlupe sank sie auf ihn und schwenkte dabei ihr Becken. Ich erkannte deutlich die Erektion in seiner Hose. Sie spreizte die Beine, und er schob ihren Rock nach oben, bis über ihre Hüften. Nur noch das glänzende Material ihres Slips trennte sie von der Beule in seiner Stoffhose. Während sie ihn küsste und sich ihre Taille zärtlich von ihm streicheln ließ, kreiste ihr Becken und massierten ihre Hände seine offene Brust. Ganz offensichtlich war sie stark erregt, schien vor Lust zu pulsieren. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich die Kleidung auszuziehen, trug jetzt sogar die Stiefel, die sie mir in der vergangenen Woche präsentiert hatte.
Kaufte Michael ihr deshalb so oft neue Stiefel?
Er griff mit beiden Händen in ihr volles Haar und hielt ihren Kopf, während sie sich auf ihm bewegte. Dann warf sie den Kopf nach hinten und ließ ihn mit geschlossenen Augen kreisen. Seine Hände glitten über ihre Schultern nach unten und knöpften ihre Bluse auf. Seit wann besaß meine Nachbarin und einzige Freundin eine Satinbluse und einen Lederrock, fragte ich mich, als sich die Hände sanft in ihre geöffnete Bluse schoben. Mir fiel das schwarze, im Schein der Lampe matt glänzende Material ihres BHs auf.
War das etwa ebenfalls Leder?
Megan zuckte zusammen, als er den Verschluss ihres Büstenhalters ertastete und dann öffnete. Der BH rutschte an ihrem Oberkörper hinunter, und nur Sekunden später fanden seine Finger ihre Nippel. Er zog und drückte sie, bis Megan den Mund öffnete, nun offenbar stöhnte und sich auf seinem Schoß aufrichtete.
Verlegen drehte ich mich weg und atmete durch, wollte wieder nach Hause. Aber meine Beine versagten mir den Dienst. Irgendetwas hielt mich hier fest. Meine Kehle schnürte sich zusammen und mir wurde warm. Erneut spähte ich durch den Spalt im Fenster, spürte dabei eine immer stärker aufkommende Hitze im Unterleib.
Megan warf sich in einer ekstatischen Bewegung nach vorn und küsste ihren Mann. Ich sah zwei Zungen, die sich spielerisch miteinander vereinigten.
In diesem Moment bemerkte ich meine Hand in meiner Hose, unbewusst hatte sich der Mittelfinger in den Schritt geschoben. Die wohlige Wärme meiner feuchten Grotte umschloss ihn, und sanft begann ich, mit meiner Klitoris zu spielen. Während Megans Becken sich immer wieder in neuen Rhythmen, mal schneller, mal langsamer, auf Michaels Unterleib bewegte, leckte ich jetzt in Gedanken ihre roten Nippel. Schließlich küsste ich auch Michael zärtlich, setzte mich auf sein Gesicht und ließ mich von seiner geschickten Zunge verwöhnen. Und während Megan und ich in gleichmäßigen Wogen unsere Becken auf ihm kreisen ließen, umarmten wir uns gegenseitig. Ich fühlte ihre kurzen, dunkelbraunen Haare zwischen meinen Fingern, als ich über ihren Kopf streichelte. Sie griff nach ihrem BH und drückte mir das von ihren Brüsten noch warme Körbchen gegen Wange und Mund. Das weiche Leder schmiegte sich an meine Gesichtshaut. Beinahe lechzend sog ich den Duft des BHs und ihres soeben daraus hervorgeholten Busens ein.
Unwillkürlich schluckte ich, stöhnte laut auf, als mein Finger noch ungestümer über meinen Kitzler fuhr.
Dann war ich wieder bei ihnen auf dem Sofa. Ich atmete schneller, zog meine Freundin zu mir heran. Zum ersten Mal in meinem Leben küsste ich eine Frau, spürte ihre warmen Lippen auf meinen, schmeckte ihren Speichel und die weiche Zunge, die sich mit meiner vereinigte. Nun atmete ich durch die Nase, roch ihre Haut und das Körbchen des BHs, das sie weiter an mein Gesicht gedrückt hielt. Megan und ich vereinigten uns, wurden zu einer Zelle der Intimität und nutzten Michael unter uns nur dazu, um den ersehnten Orgasmus zu erlangen. Meine wahren Empfindungen spielten sich aber hier oben ab, hier bei meiner Freundin. Ihr Geruch, die Berührungen ihrer Haut, der Geschmack ihres Mundes und ihr BH stimulierten mich und gaben meiner Seele die lang ersehnte Wärme und Geborgenheit.
Unvermittelt keuchten wir gemeinsam vor Lust.
Michael war seiner Bestimmung nachgekommen und besorgte uns gleichzeitig einen unvorstellbar heftigen Orgasmus. Megan und ich waren leidenschaftlich und hemmungslos, wir stöhnten unsere Höhepunkte aus uns heraus, voneinander getrennt, aber doch als Einheit.
Und während ihr Oberkörper erschlafft auf Michael hinabsank, drückte ich meine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Ich war wieder von ihrer Intimität ausgeschlossen, gehörte nicht mehr dazu. Kein Ton war durch das uns trennende Fensterglas zu hören, als sie ihm etwas ins Ohr hauchte und dabei am Ohrläppchen knabberte. Deutlich erkannte ich aber eines: Das war die Leidenschaft, die in ihren Augen brannte.
Ich atmete tief ein, drehte mich um und blickte über den Rasen auf die Wiesen. Der Mond war inzwischen aufgegangen und hüllte die sanft geschwungenen Hügel der Umgebung in einen silbrig-blauen Glanz. Nichts war zu hören. Ich lehnte meinen Rücken gegen die Hauswand und ließ mich nach unten sacken. Eine Zeit lang blieb ich so auf dem Rasen meiner Nachbarn sitzen, bemerkte die Feuchtigkeit, die durch den Stoff der dünnen Leggings an meinen Po kroch. Fast unmerklich pochte noch das Blut in meiner Vagina, die Vibrationen des gerade erlebten Höhepunkts wurden nach und nach schwächer und verstummten dann ganz.
Eine Spannerin! Wie tief war ich nur gesunken!
Ich schloss die Augen und wünschte mir, in der Geborgenheit von Megans Armen einzuschlafen, um danach nie wieder aufzuwachen.
***
Schon zehn Minuten später stand ich in unserem Schlafzimmer vor dem geöffneten Kleiderschrank. Die vom feuchten Rasen am Hosenboden durchnässten Leggings hatte ich zuvor ausgezogen und in eine Ecke geschmissen. Meine Füße waren – nachdem ich auf dem Rückweg an der Grabenkante ausgerutscht war und bis zu den Knien im Wasser gestanden hatte – eiskalt. Trotzig und wütend wanderten meine Augen über die im Schrank befindliche Wäsche:
Ein enger Rock? Fehlanzeige!
Lederrock? Erst recht Fehlanzeige!
Satinbluse? Totale Fehlanzeige!
Stiefel? Abgesehen von uralten blau-weißen Moonboots für den Winter ebenfalls Fehlanzeige!
Pumps mit hohen Absätzen? Undenkbar!
Keine Spur von Reizwäsche, Negligés, einem Tangaslip oder zumindest von einem Slip mit Spitzeneinsatz. Solch ein erotischer Leder-BH, von dessen stimulierender Wirkung ich nach dieser verdammt realen Vorstellung vor Megans Wohnzimmerfenster nun eine Ahnung bekommen hatte, lag vollkommen außerhalb jeglicher Überlegung.
Stattdessen blickte ich auf graue Stoffhosen, ausgebeulte Jeans, braune und beige Cordhosen, Jogginganzüge, jede Menge zusammengelegter Leggings mit Blumenmustern, Sweatshirts, einen dicken Shetlandpullover, viel zu große Damenblusen, Sneakers, Gesundheitssandalen und ausgelatschte Turnschuhe.
Ich streckte die Arme aus und ließ mich rückwärts aufs Bett fallen. Es hatte sich in unserer Ehe um den Begriff »Schlafstelle« oder »Ort der Ruhe« wahrlich verdient gemacht.
Trübselig starrte ich an die Zimmerdecke. Entweder war ich ein Fall für den Modeberater, den Psychiater, für die Polizei oder für die Schlagzeilen der Tageszeitung geworden, als ich mir eine Überschrift ausmalte: »Drei Jahre nach der Einbruchsserie wird die Reihenhaussiedlung an der Old Woodlands Road erneut vom Verbrechen heimgesucht. Schlecht gekleidete Spannerin schreckt Liebespaare auf!«
Eigentlich traf diese Überschrift den Nagel genau auf den Kopf und umschrieb in diesen beiden Sätzen passend meine derzeitige Situation.
Mit einem Ruck war ich wieder hoch und stand erneut mit skeptischem Blick von dem Kleiderschrank. Wann war ich zum letzten Mal in meinem Leben wirklich elegant gekleidet gewesen? Wir müssen doch in den letzten Jahren einmal zu einer Hochzeit, einem Ball oder einem Empfang eingeladen worden sein, fragte ich mich brummig. Hektisch schob ich sämtliche Bügel zur Seite und fand ganz in der Ecke ein blaues Abendkleid. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich es zuletzt vor über zehn Jahren bei der Silberhochzeit der Tuckers aus der Hausnummer sieben getragen. Ich warf es aufs Bett, entledigte mich des roten Fleecepullis mit der Aufschrift »Connecticut University« und sah mich im Spiegel an: trockene Haare, die jetzt zum Zopf gebunden waren, etwas zu blasse Haut, dafür aber noch – trotz meiner mehr als vierzig Lebensjahre – schlank und mit festem Busen. Na wenigstens etwas, freute ich mich.
Schließlich fand ich sogar noch einen schwarzen BH und einen schwarzen Baumwollslip. Besser als nichts. Schwarze Baumwollunterwäsche war schließlich attraktiver als weiße Baumwollunterwäsche! Ich zog sie über und ging zur Schminkkommode, die ich von Großmutter geerbt hatte, um mir ein Make-up aufzulegen. Ich setzte einen Schminkstift an meinem rechten Auge an, zögerte jedoch, den ersten Strich zu ziehen.
Wie sah überhaupt ein wirklich erotisches Make-up aus? Schnell lief ich nach unten, wo auf dem Wohnzimmertisch die Frauenzeitschriften lagen. Im Vorbeigehen sah ich aus den Augenwinkeln den schmalen Lichtschein, der aus dem Spalt der angelehnten Tür des Arbeitszimmers drang. Nick schien noch über den Korrekturen zu sitzen.
Mit einem Stapel Illustrierter kehrte ich zurück. Darin standen neben Promiberichten und Kochrezepten vor allem auch Schmink- und Modetipps.
Beim Durchblättern nach der Kosmetikseite blieb ich plötzlich bei einem Artikel hängen:
Ein neues Leben der BaronesseHanna von Nordgründen in England?
Deutsche Skandalbaronesse erstmals nach dem Tod ihres Gatten wieder in der Öffentlichkeit
Baronesse Hanna von Nordgründen … Das ist nicht nur der Name einer Frau aus einem alten deutschen Adelsgeschlecht. Baronesse Hanna … Das ist eine lebendige Projektion der verschiedensten Leidenschaften, aber auch unterdrückter sexueller Wünsche. Seit die 35-Jährige Anfang Juli, vier Jahre nach dem Tod ihres Gatten Baron Ludwig, auf einem Empfang der US-Botschaft in London erstmals wieder einen öffentlichen Auftritt hatte, überboten sich Tag für Tag spektakuläre Meldungen über die Frau, die als einstige Skandalbaronesse die Presse jahrelang in Atem hielt.
Baronesse Hanna … Ein schillerndes Leben in Latex und Leder
Ihr Fall lässt die tiefsten Sehnsüchte vieler Menschen wieder aufleben: die Freiheit, seine sexuellen Träume auszuleben und andere daran teilhaben zu lassen.
Um das besser verstehen zu können, müssen wir vier Jahre in der Zeit zurückgehen. Der damals unheilbar an Krebs erkrankte deutsche Baron Ludwig von Nordgründen erkannte in Anbetracht seines bevorstehenden Todes die Leere, die sein von Materialismus, Macht und Einfluss beherrschtes Leben umgab und heiratete daraufhin die fast zwanzig Jahre jüngere Domina Hanna F. aus Bremen, überschrieb ihr danach nahezu sein gesamtes Vermögen. Baronesse Hanna, die neue Herrin auf dem in Norddeutschland gelegenen Schloss Nordgründen stieg darauf kometenhaft zu einem Star und Liebling der Presse auf, zeigte sich in gewagten Garderoben aus Latex und Leder in der Öffentlichkeit, während Ludwig zum Vergnügen der europäischen Klatschpresse seine Bestimmung in der Rolle ihres demütigen Ehesklaven fand. Nach dem Krebstod von Ludwig wurde es still um die einst so schillernde Baronesse. Während einige zu wissen meinten, dass Hanna mit ihrem Sohn, der neun Monate nach dem Tod ihres Gatten geboren wurde, in den USA untergetaucht wäre, behaupteten andere Quellen, dass sie gemeinsam mit ihrem französischen Hausmädchen und ihrem Leibwächter eine Mansardenwohnung im Zentrum von Paris bezogen hätte.
Neue Pläne