Feminisiert! - Edyta Zaborowska - E-Book

Feminisiert! E-Book

Edyta Zaborowska

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Beschreibung

Lady Michelle war nicht immer die transsexuelle Latinoschönheit, der sich die vorwiegend männliche Kundschaft von Black Swan Manor täglich zu Füßen wirft. Auf einem Spaziergang durch die weitläufigen Parkanlagen und Wälder des herrschaftlichen Anwesens erzählt sie ihrer Freundin Ewa von ihrer langen und schmerzhaften Transformation vom schüchternen Universitätsangestellten Thomas Abbott zu einer verführerischen TS-Domina. Michelles erotisch-bizarre Schilderungen inspirieren Ewa dabei nicht nur zu einem neuen SM-Roman, sondern lassen in ihr auch eine sehr gewagte Idee heranreifen, die vor allem das Leben ihres Ehemannes Henry nachhaltig verändern wird. Dieser Roman enthält auf 236 Seiten neue, anregende Femdom-Geschichten um die Ladys von Black Swan Manor, jenem geheimnisvollen Ort, an dem die weibliche Dominanz über das männliche Geschlecht in allen erdenklichen Facetten ausgelebt wird. Kapitel: 1. Am Swimmingpool, 2. Die Frau im Manne zu erwecken! 3. Am See der Schwarzen Schwäne, 4. Entdeckung der Dominanz! 5. Das Blockhaus, 6. Früher Morgen, 7. Stute und Hengst! 8. Das Frühstück im Wintergarten, 9. Rendezvous mit einer TS Domina, 10. Am Longierplatz, 11. Hannas Sommerpavillon, 12. Das Geschenk der Herrin, 13. Freud und Leid des Ehesklaven! 14. Die -8- Schritte des sexuellen Vorspiels einer Domina, 15. Forced Bisexuality I, 16. Forced Bisexuality II, Epilog

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Edyta Zaborowska wurde 1970 in einem kleinen Dorf in Südostpolen geboren. Ihre Kindheit, Jugend und Erziehung waren geprägt vom Niedergang des Sozialismus und von strenger katholischer Lehre. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Musik und Kunst. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren siedelte sie ohne Kenntnis der deutschen Sprache und gegen den Willen ihrer Familie nach Deutschland aus. Später folgten verschiedene Anstellungen, unter anderem im kaufmännischen Management, sowie musikalische Engagements im In- und Ausland. Feminisiert! ist ihr achtes Werk.

Weitere Informationen unter: http://edytaswelt.jimdo.com/

Ebenfalls von der Autorin erschienen:

Flieg mit mir, mein Schwarzer Schwan!

Der Tanz des Schwarzen Schwans

Die Wahrheit hinter der Maske

Sklave, bis der Tod uns scheidet!

Entdeckung der Dominanz

Das Bildnis der Domina

Lucys Versuchung (Kurzgeschichte)

Inhalt

Am Swimmingpool

Die Frau im Manne zu erwecken!

Am See der Schwarzen Schwäne

Entdeckung der Dominanz!

Das Blockhaus

Früher Morgen

Stute und Hengst!

Das Frühstück im Wintergarten

Rendezvous mit einer TS Domina

Am Longierplatz

Hannas Sommerpavillon

Das Geschenk der Herrin

Freud und Leid des Ehesklaven!

Die -8- Schritte des sexuellen Vorspiels einer Domina

Forced Bisexuality I

Forced Bisexuality II

Epilog

1.

Am Swimmingpool

Für einen kurzen Augenblick fühlte ich mich wie schwerelos.

Der Druck auf das Trommelfell stieg an. In meinem Kopf begann es leise zu summen. Mit einer schnellen Bewegung stieß ich mich vom Beckenboden ab und ließ mich emportragen.

Nach Luft japsend schoss ich durch den wabernden Spiegel der Wasseroberfläche.

Mit ein paar kräftigen Schwimmzügen durchquerte ich den Pool, machte am Rand eine Wende und setzte zu einer weiteren Bahn an. Sonnenlicht brach sich glitzernd auf den kleinen Wellen, blitzte in den winzigen Tröpfchen zwischen meinen Wimpern. Weiter hinten, wo es am Horizont ein wenig dunstig wurde, war der Wald auszumachen, der die weitläufige Parkanlage nach Norden hin abschloss. Von dort aus waren es noch gut zwei Meilen bis zum River Tamar, einer der Flüsse, der die grüne Hügellandschaft von Cornwall durchzog.

In der Mitte des Pools wechselte ich von der Brust- in die Rückenlage. Der Baumbestand und das Grün des Parks waren jetzt aus meinem Sichtfeld verschwunden. Stattdessen blickte ich auf die Rückfront von Black Swan Manor, das sich würdevoll vor mir aufbaute.

Ich verharrte in der Bewegung. Regungslos ließ ich mich auf der kühlen Wasseroberfläche treiben und versank im Anblick der flirrenden, von der Sonne beschienenen Sandsteinfassade. Majestätisch streckte sich der zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbaute Prunksitz der damaligen Earls von Devonshire in den azurblauen Sommerhimmel hinein.

Die zweiflügeligen, in den Innenbereich führenden Terrassentüren waren weit geöffnet. Cremefarbene Fenstervorhänge flatterten in der sommerlichen Brise. Louise, eines unserer Hausmädchen, stöckelte gerade die weiße Marmortreppe zu uns herunter. Longdrinkgläser mit orangerotem Inhalt, einem gebogenen Strohhalm und einer auf dem Rand steckenden Zitronenscheibe standen auf ihrem Tablett. Sex on the Beach! Ziemlich unpassender Name, den man sich für diesen Cocktail aus Wodka, Pfirsichlikör, Zitronensaft, Grenadine, Orangensaft und Ananassaft einst ausgedacht hatte, überlegte ich. Vielleicht wäre Dominatrix favorite wohl besser gewesen, zumindest hier auf Black Swan Manor.

Als Louise die auf Sonnenliegen am Pool dösenden Ladys, die kaum Notiz von ihr nahmen, bedient hatte, machte sie einen braven Knicks. Dann verschwand sie mit einem auffälligen Wackeln ihres in einem süßen Zofenkleidchen steckenden Hinterteils. Eine Weile war noch das markante Klacken der hohen Pfennigabsätze auf dem Marmor zu vernehmen, bis es immer leiser wurde und dann ganz verstummte. Jetzt war nur noch das zu dieser Zeit allgegenwärtige Vogelgezwitscher zu hören.

Das Wasser umschmeichelte meine Haut mit einer angenehmen Kühle und ich entschied mich, noch ein wenig im Pool zu bleiben. Mein Sklave sollte sich gefälligst in Geduld üben. Ich warf einen Blick zu meiner Freundin Michelle, die ihre Sonnenliege verlassen und einen Gartenstuhl direkt an den Beckenrand geschoben hatte. Verspielt plätscherten ihre Füße im Wasser. Eine Weile haftete mein Blick an ihren schönen Fesseln mit den rot lackierten Fußnägeln. Wie oft mögen sie schon von demütigen Verehrern geküsst worden sein, fragte ich mich und blickte wieder auf die imposante Fassade von Black Swan Manor.

Zwei identische Gebäudeflügel erstreckten sich zu jeder Seite. Sie endeten in markanten Türmen, die zu Stein gewordene Zurschaustellung von Einfluss und Reichtum der damals hier residierenden Earls. Bei starkem Wind war das Flattern der Flaggen auf den beiden kegelförmigen Turmspitzen bis hier unten zu hören. Ein Schwarzer Schwan auf weißem Hintergrund zierte den an den Rändern vom Wind zerfetzten Flaggenstoff. Der Schwarze Schwan war mehr als nur ein normales Wappentier. Er war der bildliche Ausdruck dessen, was Baronesse Hanna und ihre Ladys – zu denen auch ich gehörte – hier auslebten: die weibliche Vorherrschaft über das männliche Geschlecht.

Bei diesem Gedanken legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht und mein Blick wanderte die Fassade bis ganz nach unten zu dem aus grau-braunen Natursteinen gemauerten Souterrain, wo die Fensteröffnungen nur knapp über dem Erdboden lagen. Das eigentliche Geheimnis des Hauses lag aber noch darunter. Ein Stockwerk tiefer und vor neugierigen Blicken geschützt, verbarg sich im Kellergeschoss das Herz des Anwesens. Dort befanden sich ein gut ausgestattetes Foltergewölbe, eine Gummiklinik, Verhörräume, eine Kapelle mit Beichtstuhl und die Kerkerzellen, in denen sich solvente Kunden für eine oder mehrere Nächte einmieten konnten. Hier durften unsere Klienten Rollen einnehmen, die ihnen im normalen Leben verwehrt blieben. Bei uns verwandelten sich hochnäsige Politiker in demütige Sklaven, die sich für Peitschenhiebe mit Stiefelküssen bedankten. Berühmte Profisportler verkleideten sich als menschliche Ponys, die den Sulky der Ladys zogen. Versnobte Adelige wurden zu Babys, die in rosa Gummiwindeln pinkelten. Und knallharte Geschäftsmänner ließen sich hier in feinfühlige Transvestiten umwandeln.

Kurzum: Bizarrer Sex, Erotik, ein ordentlicher Schuss Perversion, Bisexualität, Sadismus und Dominanz waren zum unverrückbaren Teil des Lebens und Denkens auf Black Swan Manor geworden und bestimmten unseren Alltag. Gleichzeitig war Black Swan Manor aber auch ein lohnendes Geschäftsmodell der umtriebigen Baronesse Hanna, der Eigentümerin des Anwesens und den dazu gehörenden Ländereien.

In Rückenlage glitt ich langsam und nur von den Bewegungen meiner Füße angetrieben in Richtung Beckenrand, ließ mir dabei Bauch und Gesicht von der Sonne bescheinen. Im Moment sah es nicht danach aus, dass noch eines der heftigen Gewitter aufkommen könnte, welche die Spätnachmittage der letzten Tage bestimmt und für einen ordentlichen Wachstumsschub der Pflanzen im Park gesorgt hatten. Der Wetterbericht mit der Vorhersage: „Ein von den Azoren hereinziehendes Hochdruckgebiet, siebenundzwanzig Grad, nachts Temperaturen um achtzehn Grad, null Prozent Regenwahrscheinlichkeit“, sollte wohl tatsächlich einmal recht behalten, freute ich mich und warf einen prüfenden Blick nach hinten, wo im Schatten eines Sonnenschirms mein Sklave kniete. Hinter ihm stand Zoe, unser zweites Hausmädchen. Sie hielt den Mann wie einen Hund an einer Leine. Schon kurz nach dem Mittagessen hatte Zoe den Auftrag bekommen, ihn für eine Session vorzubereiten und zu mir zu bringen. Seit fast einer Stunde kniete der knapp dreißigjährige, nur mit einem Lederstring bekleidete Mann jetzt schon dort und wartete darauf, dass ich ihm meine Aufmerksamkeit schenkte. Eine schwarze, eng anliegende Ledermaske umspannte sein Haupt. Erst gestern war er zusammen mit einem frischen Schwung Sklaven angekommen und war mir bei der ersten Beschau wegen seiner schlanken Figur und des attraktiven Aussehens sofort aufgefallen. Da hatte ich meiner Freundin Hanna zugeflüstert, dass meine besondere Aufmerksamkeit ihm gelten sollte.

***

„Wo sind die anderen?“, fragte ich Michelle und schaute zu den Sonnenliegen. Sie waren nicht mehr besetzt. Hatte ich tatsächlich so lange über unsere neue Heimat hier im südenglischen Cornwall sinniert, ohne zu bemerken, dass sie ins Haus verschwunden waren?

„Nur noch wir zwei sind hier“, klärte Michelle mich auf. „Vera und Seiyoua ziehen sich für eine Gruppenerziehung im Studio um. Aimée und Hanna empfangen gleich zwei neue Kunden und Venus muss sich auf eine anstehende Klausur vorbereiten.“

Ich hielt mich am Handlauf der Beckenleiter fest und nickte in Richtung unseres Kunden, der noch immer reglos im Schatten ausharrte.

„Wo wollen wir mit ihm spielen?“, fragte ich.

„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Hast du einen Vorschlag?“, kam Michelles Gegenfrage.

Als ich aus dem Becken stieg, wackelte ich einen kurzen Moment in einem Gefühl aus Leichtigkeit und Erschöpfung.

„Das Wetter soll ja so bleiben! Nehmen wir die alte Blockhütte im Wald und bleiben über Nacht dort?!“, schlug ich halb fragend vor und gab ihr zu verstehen, dass ich vorher noch schnell den nassen Bikini ausziehen und unter die Dusche wolle, mich unbedingt noch schminken müsse, meine Haare zurechtmachen, mir was Passendes anziehen und ….“

„Was mindestens ein oder zwei Stunden dauern wird!“, unterbrach mich meine Freundin mit einem süffisanten Lächeln und gab Zoe den Auftrag, ihr etwas frisches Obst zu bringen.

„Und was mache ich derweil mit ihm, Herrin?“, erwiderte Zoe in einer unnatürlich hohen Tonlage und mit einer abwertenden Geste in Richtung des Sklaven. Unsere beiden Zofen ließen kaum eine Gelegenheit aus, den Sklaven zu zeigen, dass sie in der Rangordnung am Hof über ihnen standen.

Zoe bekam von Michelle daraufhin zur Antwort, dass sie das Objekt am vorgesehenen Fixierholz neben der Bank fesseln möge. Dabei wies sie mit der Hand auf die Parkbank im Schatten einer großen Akazie. Sie wolle sich die Zeit bis zu meiner Rückkehr mit Lesen vertreiben und hätte ihn dort im Blick.

Die etwa achtzig Zentimeter hohen Pfeiler aus massivem Eichenholz – wir nannten sie Fixierhölzer – befanden sich an unterschiedlichen Stellen des Außenbereichs und waren mit Hilfe von Betonsockeln fest im Erdreich verankert. Hier konnten wir unsere Kunden wie Hunde anbinden, wenn wir einmal beide Hände frei haben mussten, oder uns ganz einfach die Lust danach stand, sie auszupeitschen. Auch banden wir sie dort fest, wenn sie uns überdrüssig wurden. Dabei konnte es schon einmal vorkommen, dass wir sie vergaßen und sie die ganze Nacht an solch einem Balken verbringen mussten.

Zoe zog daraufhin einmal ruckartig an der Hundeleine und stöckelte in Richtung der auf einem Rasenstück stehenden Akazie, in deren Halbschatten die Bank stand. Der Sklave, in seinem bürgerlichen Leben war er Physiotherapeut aus Colwyn Bay im Norden von Wales, verstand das Signal sofort. Brav folgte er dem Zug der Hundeleine, die an einer um seinen Hals befindlichen Metallmanschette befestigt war. Der junge Waliser war ein Neukunde und hatte sich in dieser Woche erstmals in unsere dominanten Hände begeben. Draußen in der Welt der Normalität hieß er Terence Burns. Bei uns war er schlicht und einfach Nummer 5231. Mit einem schwarzen Eddingstift hatte Aimée ihm die vier Zahlen kurz nach seiner Ankunft und für alle gut sichtbar auf den Rücken geschrieben.

„Ich sag in der Küche Bescheid, dass man uns noch einen Korb packen soll!“, schlug ich vor, während ich mich abtrocknete. Dann beeilte ich mich, endlich ins Haus zu kommen.

Auf dem Weg zu meinem Wohnbereich – er lag wie alle Gemächer der Ladys im oberen Stockwerk von Black Swan Manor –, machte ich mir Gedanken über meine Garderobe. Da die Temperaturen in den Abendstunden und der Nacht kaum sinken sollten, fiel meine Wahl auf ein leichtes, signalrotes Sommerkleid. Ein Slip konnte heute im Schrank bleiben. Es war schließlich warm genug.

Und wer weiß, was oder wen ich heute noch an mich heranlassen würde …

***

Fast zwei Stunden später, die Sonne stand schon im Südwesten, kehrte ich zurück.

Michelle hatte es sich auf der Bank im Schatten der Akazie gemütlich gemacht. Die Beine ganz an sich herangezogen, las sie in einem alten Schmöker und aß einen Apfel. Ab und an kritzelte sie mit einem Bleistift Notizen in einen kleinen Block.

Eine Weile sah ich ihr zu. Sie war in ihrer Arbeit so vertieft, dass sie mich überhaupt nicht bemerkte. Die Körperhaltung des Sklaven hatte sich hingegen kaum verändert. Der arme Kerl saß noch immer im Gras neben der Parkbank. Seine Hände waren nach hinten gefesselt und die Halsmanschette war fest mit dem Fixierholz hinter ihm verbunden. Offenbar wollte Michelle beim Lesen ihre Ruhe haben: Der Mann hatte einen Knebel im Mund und die Augenöffnungen seiner Ledermaske waren mit Blenden abgedeckt. Eine fast leere Flasche Mineralwasser neben ihm zeigte mir aber, dass sie ihn wohl ab und an etwas zu trinken gegeben hatte.

Dehydrierung stellte sich bei unseren Sklaven bisweilen als ein echtes Problem dar. Einige von ihnen übertrieben es und nahmen kaum oder überhaupt keine Flüssigkeit zu sich, um ihre Leidensfähigkeit zu demonstrieren oder um uns zu gefallen. Wir mussten daher – ähnlich wie in der Tierhaltung – stets darauf achten, dass unser Vieh genug zu trinken bekam. Der Grund war ganz einfach: Was konnten wir mit einem Sklaven anfangen, der uns wegen Flüssigkeitsmangels schon bei der ersten Belastung aus den Latschen kippte?

Erst als ich ganz nah an Michelle herangetreten war, bemerkte sie mich.

Erschrocken schaute sie auf.

Jedes Mal, wenn sie mich so ansah, konnte ich dahinschmelzen. Brauner Teint, die vollen, kirschroten Lippen, schneeweiße Zähne und ebenso weiße Augäpfel mit fast nachtschwarzen Pupillen! Eine dunkle, kaum zu bändigende Haarmähne legte sich wie Schokoladensoße über ihren Nacken und den Rücken.

Michelle war pure Verführung!

Als sie aufstand, überragte sie mich um fast einen halben Kopf. Sie trug eine bronzefarbene Stoffhose und ein weißes, bauchfreies Tanktop, das die üppigen Brüste nur annähernd verdeckte. Deutlich zeichneten sich die Brustwarzen und zwei stramme Nippel darunter ab. Auf einen BH konnte sie getrost verzichten. Die Silikonimplantate trotzten jeglichen Gesetzen der Schwerkraft, was übrigens auch den Po betraf, der ebenfalls mit Silikon in Form gebracht worden war und für feste Rundungen sorgte.

„Wow! Das Warten haben sich gelohnt, Ewa! Du siehst gut aus. Und erst der Stoff deines Kleids. Wie herrlich der fällt und gleichzeitig die Kurven betont“, sagte sie und lächelte mich an.

Sie schlüpfte in ihre Espadrilles und machte eine schnelle Bewegung. Für einen kurzen Augenblick befürchtete ich ernsthaft, dass die nur von einer Kordel gehaltene Hose über die Hüften rutschte und ihr Penis zum Vorschein kam.

Michelle Descartes war nicht immer diese vor Lebensfreude strotzende Latinoschönheit gewesen. Es war kaum zu glauben, aber einst war sie ein schüchterner und unauffälliger wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität in London und hörte auf den ziemlich einfallslosen Namen Thomas Abbott. Als dieser sich vor der offiziellen Eröffnung von Black Swan Manor bei Hanna als Probekunde bewarb, erkannte sie schnell die weiblichen Wesenszüge an dem androgynen Mann. Auf seltsame Weise hatte er während seines weiteren Kerkeraufenthaltes dann etwas in ihr geweckt, was man wohl am besten als eine bizarre Mischung aus Herausforderung, Geschäftssinn, Experimentierfreude, Sehnsucht, sowie Streben nach dem Exklusiven bezeichnen konnte.

Hanna und ihre Liebhaberin Aimée hatten ein leichtes Spiel mit dem damals aufgrund seiner masochistischen Neigungen einfach zu manipulierenden Wissenschaftler. Mit Zuckerbrot und Peitsche, lustvoller Folter und spielerischen Zwang wurde Abbott an die in ihm steckende Frau herangeführt und ihm damit der Weg zur Transsexualität geebnet. Schließlich stimmte er eines Tages sogar operativen Eingriffen zu. Heute ist unsere exotische Transe eine der Attraktionen unseres Etablissements und in der Lage, für Menschen jeder Geschlechtsidentität sexuelle Lust oder auch romantische Gefühle zu entwickeln.

Doch Hanna benötigte den einstigen Sprachwissenschaftler Thomas Abbott auch für ein ganz anderes Anliegen. Er sollte, sobald er als Lady Michelle ein fester Bestandteil unseres inneren Zirkels geworden war, in der Bibliothek von Black Swan Manor alte Familienaufzeichnungen sichten und mit seinen akademischen Kenntnissen in ein modernes Englisch umschreiben. Seit dem hatte Michelle so manche Frivolität, aber auch Perversität vergangener Epochen in der unübersichtlichen Bibliothek aufgestöbert und vor dem Vergessen bewahrt. Dank ihr wissen wir, dass spätestens seit dem Jahr 1840 hier mit schöner Regelmäßigkeit die weiblichen Bewohnerinnen die dominante Rolle gespielt und mitunter ein äußerst strenges Regiment über ihren Gatten, den Gästen und das Hauspersonal geführt haben.

Mein Finger zeigte auf das aufgeklappte, auf der Bank liegende Buch und die handschriftlichen Notizen, die sie sich während des Lesens gemacht hatte.

„Ist es wieder einer der alten Schinken aus der Bibliothek?“

„Ja, ich werde dir vielleicht noch was davon vorlesen. Ist ganz interessant, was ich da gefunden habe. Aber lass uns endlich losgehen. Wenn wir noch lange warten, ist es schon dunkel, bevor wir überhaupt an der Blockhütte sind! Wie ich sehe, hast du auch einen Picknickkorb packen lassen“, antwortete sie, während sie unseren Sklaven vom Fixierholz befreite und ihm den Mundknebel abnahm. Dieser freute sich sichtlich darüber, dass er endlich seine unbequeme Körperhaltung verlassen konnte und etwas zu trinken bekam. Seine Gelenke knackten beim Aufstehen und er reckte und streckte die Beine, atmete dabei mehrfach erleichtert auf. Wir beachteten ihn nicht weiter und ließen ihn gewähren. Schließlich stand ihm noch ein anstrengender Abend bevor.

Mit Picknickkorb hatte Michelle das gemeint, was ich in der Hand hielt. Hanna hatte vor einiger Zeit mehrere Flechtkörbe angeschafft, welche wir bei Outdoorsessionen mittlerweile als unentbehrlich ansahen. In ihnen konnte das verstaut werden, was die Herrin für solche Gelegenheiten benötigt. Unseren jetzigen Tragekorb hatten Zoe und Louise gemäß meinen Wünschen mit einer Flasche Rotwein, zwei Gläsern, Mineralwasser, etwas Käse, Baguette, Oliven, Weintrauben und einigen unverzichtbaren SM-Instrumenten und Sextoys gefüllt.

Als Michelle das rechte Handgelenk des Sklaven von der Handschelle befreite, gewährte sie ihm ein paar Sekunden, um auch die Arme – die mittlerweile seit knapp drei Stunden auf dem Rücken gefesselt waren – zu strecken. Danach befestigte sie die Hundeleine an seinem Hals und drückte ihm den Korb in die Hand.

Wieso sollten wir den schweren Korb tragen, wenn wir jemanden wie Terence Burns hatten?

„Den trägst du! Und dann gehst du immer geradeaus, bist du ein Richtungssignal bekommst! Wir bleiben dicht hinter dir, 5231!“

Mit diesen Worten gab Michelle ihm einen Stoß gegen die Schulter.

Er reagierte nicht.

„Er hat von Zoe Ohrenstöpsel verpasst bekommen!“, lachte ich und schnallte unserem Sklaven wieder den Knebel um. „Er kann durch die Maske weder sehen, noch vernünftig hören, noch sprechen!“

„Den trägst du für uns, und dann gehst du solange geradeaus, bist du ein Richtungssignal von uns bekommst! Wir bleiben immer hinter dir! Hast du mich verstanden, 5231?“, wiederholte Michelle in einem weitaus lauteren Ton.

Der um einen Teil seiner Sinne beraubte Mann hatte nun verstanden. Er nickte zweimal hektisch und bewegte sich, die linke Hand nach vorne gestreckt, Schritt für Schritt über den zentralen Hauptweg des Parks vorwärts. Schon nach kurzer Zeit lief er einigermaßen sicher auf dem schnurgeradeaus führenden Kiesweg.

Ich nahm das Ende der Hundeleine in die Hand und folgte Michelles Beispiel, als sie eine Reitgerte aus dem Picknickkorb fischte. Fest umklammerten meine Finger den mit champagnerfarbenen Nappaleder bezogenen Griff. So verfügte ich über die passenden Mittel, ihn zum Blockhaus zu manövrieren.

„Damit fühle ich mich gleich besser!“, konstatierte ich fröhlich, schob mir die Sonnenbrille in die Haare und ließ die Gerte einmal durch die Luft sausen. „Irgendwie kompletter fühle ich mich mit diesem wundervollen Instrument!“

„Vielleicht könntest du ein paar der alten Geschichten, die ich mittlerweile fast im Wochentakt in der Bibliothek entdecke, für einen deiner Romane gebrauchen, Ewa? Es sind einige interessante Sachen dabei“, wechselte Michelle das Thema.

„Ganz sicher kann ich das! Ich habe nur noch kein wirkliches Konzept dafür, wie ich diese alten Beschreibungen in eine Handlung einbauen kann, die über zweihundert Romanseiten geht! Außerdem ist mir im Moment mehr nach einer in der Gegenwart spielenden Geschichte.“

„Hast du schon einmal an eine Kurzgeschichtensammlung gedacht? Vielleicht könntest du die als Anthologie verfassen. Hanna wird sicher nichts dagegen haben, wenn wieder ein Buch über Black Swan Manor entsteht. Es ist ja eine gute Werbung für unser Haus.“

„Daran habe ich auch schon gedacht. Aber auch Kurzgeschichten würde ich am liebsten in einer in sich abgeschlossenen Rahmenhandlung sehen“, antwortete ich und korrigierte die Laufrichtung des Mannes vor uns ein wenig nach links, um einen mittig auf dem Weg stehenden Springbrunnen zu umkreisen. Dazu hielt ich die Spitze der Reitgerte an seine Schulter und drückte sie nach links, gab ein dazu analoges Signal mit der Hundeleine.

„Aufpassen, 5231!“, sagte ich so laut, dass er es hoffentlich verstand.

Fast sah es aus, als würde sich die grinsende Fratze des auf der Spitze des Brunnens thronenden, wasserspeienden Satyrs über uns lustig machen, als wir diesen umschifften. Der Sklave schlug dabei mit der Hüfte gegen den Rand des Wasserbeckens und stöhnte seinen Schmerz in den Gummiball seines Knebels hinein.

„Das Problem ist immer der Anfang“, erklärte ich. „Der Rest kommt dann eigentlich ganz von alleine beim Schreiben. Manchmal entwerfe ich stundenlang eine Idee, um sie dann einfach in den Papierkorb zu schmeißen. Ich will ja nicht gleich mit einer Sexszene anfangen. Zu romantisch verklärt soll es aber auch nicht beginnen. Stell dir vor, ich schreibe schon zu Anfang so etwas wie: `Der von der See kommende Wind berührt meine Haut und umschmeichelt sie so sanft, als wären es deine Hände. Hände aus Wind! Mich sanft berührende Fingerspitzen malen Kreise auf meinen Bauch und um meinen Busen. In deinen blauen Augen spiegelt sich mein Gesicht, dass von Liebe spricht. Ohne Angst falle ich in deine Arme. Du fängst mich auf und unsere nackten Körper berühren sich. Unsere Münder vereinigen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss.`

„Das ist alles andere als das, was wir unter Zärtlichkeiten verstehen!“, bekam ich als Reaktion auf die schwülstige Prosa zu hören.

Ich lachte kurz auf und nickte, entgegnete ein wenig übertreibend:

„Ich kann mich kaum mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal mit Henry ganz normalen Sex hatte. Du weißt schon, dieses Rein-Raus-Spiel! So ganz nackt, ohne Latex oder Leder! Ohne High Heels, SM und ohne den Schwarzen Schwan in mir läuft nichts mehr!“

Mit Henry hatte ich meinen Ehemann gemeint, oder besser gesagt: meinen Ehesklaven. Er genoss als mein langjähriger Lebenspartner gewisse Privilegien, die herkömmliche Sklaven und zahlende Kunden auf Black Swan Manor nicht besaßen. So durfte er sich zum Beispiel fast im gesamten Gebäude und auf den Ländereien frei bewegen und jedes Auto aus unserem Fuhrpark benutzen. Manchmal – wenn mir danach war – durfte er sogar das Bett mit mir teilen. Normalerweise hatte er aber in seinem eigenen, spartanisch eingerichteten Zimmer im Angestelltenbereich zu schlafen oder durfte die Nacht im Sklavenkäfig verbringen, der sich in meinem Schlafzimmer befand. Auch wenn ihm mein Herz gehörte und ich ihm gegenüber die Liebe einer Eheherrin zu ihrem Ehesklaven verspürte, hatte er für seine Stellung einen nicht unerheblichen Tribut zu erbringen. Schon vor der Hochzeit habe ich ihm daher die Bedingungen unserer Ehe aufdiktiert. Sein Erspartes und die monatlichen Einnahmen aus Arbeit hatte er an mich zu überschreiben. Ihm blieb lediglich ein Taschengeld, über dessen Höhe ich entschied. Absoluter Gehorsam, sowie ein ausgeprägter Masochismus und Demut waren Pflicht. Ebenso hatte er als mein unterwürfiger Ehesklave die von mir bevorzugten Spielarten des SM zu akzeptieren: Spanking, Plugs, Fixierungen, Crossdressing, Cock Ball Torture, Cuckhold, Natursekt, Total Power Exchange, Lack, Latex und Leder – also ein breites Programm. Ich behielt mir vor, es zu erweitern, wenn mir der Sinn danach stand. So war es mir eine Herzensangelegenheit, ihm eines Tages einmal die Wonnen der Bisexualität erfahren zu lassen. Noch zierte er sich in dieser Beziehung und hatte moralische Bedenken. Doch wusste ich, dass ich über die Mittel und Wege verfügte, ihm auch diese Spielart näher zu bringen. Meine Motivation in dieser Beziehung war jedenfalls ziemlich hoch.

Henry hatte es gewiss nicht leicht mit mir. Oft trat ich ihm gegenüber herrisch, arrogant und unnahbar auf. Nein, eine normale Ehe führten wir beide ganz gewiss nicht! Aber wenn ihn jemand nach seiner Meinung wegen unseres bizarren Beziehungsmodells fragen würde, dann weiß ich, dass seine Antwort nur wie folgt lauten kann:

„Ich bin der glücklichste Sklave der Welt!“

Und ich verspreche hoch und heilig, dass diese Antwort von mir nicht antrainiert worden ist!

„Du spinnst!“, werde ich mit gespielter Empörung angelacht und aus meinen Gedanken gerissen.

Ich verpasste dem vor uns torkelnden, barfüßigen Sklaven mit der Reitgerte einen saftigen Hieb auf die linke Schulter, was ihn veranlasste, sich nicht noch weiter zur Seite in die Rosenbeete zu bewegen. Er quittierte es mit einem gequälten Stöhnen.

„Ja, natürlich brauche ich ab und an auch einmal einen guten Fick. Und dafür ist Henry ja auch zu gebrauchen. Hinterher sag ich ihm gerne, dass mir der Sex mit ihm noch immer am meisten Spaß macht. Du glaubst nicht, wie seine Augen dann vor Freude strahlen!“, feixte ich.

Michelle seufzte.

„Ich fühle mich seit einer Woche untervögelt. Es wird mal wieder Zeit für mich! In der letzten Zeit war nichts Anständiges dabei!“

„Was ist mit ihm? Ich finde ihn süß!“

Die Spitze meiner Reitgerte wies auf den vor uns trottenden 5231.

„Er ist ganz hübsch, ist aber nicht wirklich mein Typ!“, entgegnete sie, sagte dann etwas zögerlich: „Du könntest mir ja Henry mal ausleihen!“

Kurz schien es mir, dass ich einen sehnsüchtigen Unterton aus ihren Worten herausgehört hätte. Ich antwortete, dass ich ihn durchaus einmal ausborgen könne, warf ihr dabei einen verschmitzten Blick zu.

„Mal sehen, was uns der Tag noch bringt, Michelle. Er kehrt sowieso erst morgen aus London zurück.“

Mit jedem ihrer Schritte hoben und senkten sich die Brüste unter ihrem Top. Provozierend drückten sich die festen Nippel durch den dünnen Stoff. Außerdem schien mir, dass sie unter ihrer locker sitzenden Hose überhaupt keinen Slip trug, denn immer wieder schlug die Eichel ihres Penis von innen gegen den luftigen Stoff.

Sie schien meine Gedanken bemerkt zu haben und schmunzelte mich an.

„Scheiße, ich krieg ja schon ´nen Steifen, wenn wir nur übers Ficken sprechen!“

***

Wir hatten den Waldrand erreicht. Von hier waren es noch eine knappe halbe Stunde Fußweg bis zum Black Swan Lake und der Blockhütte. Black Swan Lake war nicht mehr als ein größerer Teich mit einer von Buschwerk zugewachsenen Insel in der Mitte, einem kleinen Sandstrand und einem Bootssteg. Seinen Namen hatte er von den in England normalerweise überhaupt nicht beheimateten cygnus atratus, den schwarzen Trauerschwänen, die hier am See seltsamerweise immer wieder gesichtet wurden.

Eine kurze Pause trat ein.

„Hast du Lust, mir ein wenig mehr von deiner Transformation von einem unscheinbaren Universitätsmitarbeiter zu einer exotischen Shemale zu erzählen?“

„Willst du darüber ein neues Buch schreiben?“

„Vielleicht kein ganzes Buch. Eher ein paar Kurzgeschichten. Ich glaube, deine Transformation als solche und die damit verbundene Bewusstseinsveränderung ist in meinem Roman „Das Bildnis der Domina“, in der du ja die Hauptfigur warst, ein bisschen kurz gekommen.“

Michelles dezent geschminkte Augen kniffen sich zusammen. Sie schien nachzudenken.

„Soweit ich mich erinnern kann, hast du in dem Buch die Szenen mit mir, Aimée und Adam in der Dusche und die mit mir und Hanna vor dem Kamin in der Bibliothek beschrieben!“

„Sowie eine Klinikszene mit dir, Hanna und Aimée und den beiden anderen Probekunden!“

„Das alles hat mein Leben innerhalb kurzer Zeit vollkommen auf den Kopf gestellt!“, sagte Michelle nachdenklich und zog im Vorbeigehen ein paar Blätter von einem in den Weg hineinragenden Birkenzweig. „Wie bunt und wie vielfältig mein Leben seit dem geworden ist.“

Da wir mittlerweile durch den Wald spazierten, hatte 5231 es ein bisschen einfacher. Statt auf Kieswegen bewegten sich seine nackten Füße auf weichem Sand.

„Aimée und Hanna hatten eine Vision, einen Wunsch den sie sich mit mir erfüllen wollten“, erklärte Michelle. „Und ich war ein williger Sub, der von seinem eintönigen Leben die Nase voll hatte. Ohne sie würde ich wohl noch immer in meiner kleinen Zweizimmer-Küche-Bad-Mietwohnung in Epping wohnen und jeden Tag mit dem Bus und der Tube eineinhalb Stunden zur Arbeit fahren, um mich dort mit Verwaltungsbelangen, knappen Haushaltsbudgets, einer fehlgeschlagenen Hochschulpolitik, faulen Studenten und unfähigen Kollegen herumzuärgern. Nach der Arbeit würde ich wieder eineinhalb Stunden zurückfahren, zu Hause aus der Mikrowelle essen und dann zwei Stunden vor der Glotze verbringen. Danach würde ich ins Bett gehen, onanieren und einschlafen!“

„Aber trotzdem ist die Transformation nicht ohne Komplikationen verlaufen?“, erkundigte ich mich.

„Zuckerbrot und Peitsche! Oder carrot and stick, wie wir hier in England sagen. Hanna und Aimée beherrschen als eingespieltes Team diese Erziehungsmethode bis zur Perfektion. Hanna reichte das Zuckerbrot, während Aimée mir die Peitsche gab. Kaum ein masochistischer Mann kann dieser bittersüßen Versuchung widerstehen! Sie haben in mehreren Schritten das Innere von Thomas Abbott komplett nach außen gekehrt, damit die Michelle in ihm aufblühen konnte. Nach jedem Schritt wurde die Schrauben aus Bestrafung und Belohnung, Schmerz und Zuwendung, Demütigungen und Zärtlichkeiten stärker angezogen. Soll ich davon erzählen?“

Schnell holte ich mein Smartphone aus der Handtasche.

„Kann ich das aufnehmen?“, fragte ich. „So vergesse ich nichts und kann es später in Ruhe zu Papier bringen.“

Dann erzählte Michelle mir einen der ersten Schritte, die Hanna und Aimée vollzogen, um die die Frau aus Thomas Abbott herauszukitzeln.

2.

Die Frau im Manne zu erwecken!

Aufgewühlt blickte Thomas Abbott auf die geschlossene Tür, durch die Madame Aimée und die Baroness soeben das Zimmer verlassen hatten. Noch kurz hatte er das dumpfe Schlagen ihrer Absätze auf dem Teppich des Korridors vernommen. Dann war es langsam leiser geworden, um schließlich ganz zu verstummen.

Fast als wolle er nichts verändern, setzte er sich behutsam in einen Sessel und sah sich um. Es war zwar nicht die erste Nacht, die er hier verbringen durfte, jedoch konnte er noch immer nicht glauben, welch einen Aufstieg er innerhalb kürzester Zeit gemacht hatte.

Seine Blicke wanderten forschend hin und her. Sie schweiften über das dezente Muster der Tapeten und über die modernen Möbel, die in einem spannenden Kontrast zu dem antiken Kamin und den filigranen Stuckarbeiten der Zimmerdecke standen. Alles wäre von einem Innenarchitekten eingerichtet worden, hatte er gestern von der Frau Baronesse erfahren. Auch die Elektronik konnte sich sehen lassen: CD-Player, Dockingstation, Soundbar, TV, Laptop, Smartphone und Tablet – ein genauerer Blick hatte ihm verraten, dass es alles hochwertige Markenprodukte waren. Zwei aufregende, erotische Kunstdrucke mit Fetisch- und SM-Motiven schmückten die Wände.

Zu gerne hätte er jetzt einen Apfel aus der Obstschale genommen, alles erkundet, aber er wagte es nicht. Zu aufgeregt war er noch immer und zu schweißfeucht waren seine Handflächen. Sollte dies wirklich sein neues Zuhause werden? Einem Sklaven stünde dieser Luxus nicht zu, sagte er sich und versuchte sich so zu beruhigen. Also beschloss er, zunächst im Sessel zu bleiben und zu warten, bis die Herrinnen zurückkommen würden. Schließlich hatte man es ihm so anerzogen, überlegte er, als sein Blick langsam nach rechts zum riesigen Doppelbett schweifte.

Nach der gestrigen Session in der Gummiklinik, in der er erstmals die Macht der weiblichen Erotik aus eigener Sicht erfahren hatte, war sein Schlaf so fest wie seit Jahren nicht mehr gewesen. Bei diesen Erinnerungen fühlte er einen Kloß im Hals. Zu sehr hatten die Session in der Klinik und das Verwandeln in eine feminine Gummipuppe etwas in ihm verändert. Erstmals hatte er eine Ahnung davon bekommen, wie berauschend die Macht selbst ausgeübter, femininer Dominanz sein kann.

Von draußen drang ein Stimmengewirr durch das Fenster herein. Deutlich vernahm er den harten, osteuropäischen Akzent von Herrin Ewa, die offenbar jemandem etwas befahl. Kurz danach war eine andere Stimme zu hören – mit asiatischem Akzent. Das konnte nur Herrin Seiyoua sein. Sicherlich trainierten sie gerade die anderen beiden Probekunden unten im Hof. Harold und Gary, ein Staatsanwalt aus Edinburgh und ein Investmentbanker aus einem kleinen Ort in der Nähe von Canterbury. Wie er waren beide um die dreißig Jahre alt. Gute zwei Wochen hatte er gemeinsam mit ihnen unten im Kerker verbracht, wo vor allem in der Nacht die Zeit lang werden konnte. Oft hatten sie da durch die Gitterstäbe miteinander geredet und ihre mit den Herrinnen gemachten Erfahrungen ausgetauscht. Dabei war sogar so etwas wie eine vertraute Bekanntschaft entstanden.

Als er ein spitzes, hämisches Lachen hörte, siegte seine Neugierde. Er stand auf und ging zum Fenster, drückte die Stirn gegen die Scheibe und sah zum Hof hinunter. Adam – er war der Pferdeknecht und Leibwächter der Baronesse – war gerade damit beschäftigt, Gary und Harold vor einen Sulky zu spannen.

Ponyplay!

Ganz augenscheinlich waren die beiden vor der kleinen Kutsche angespannten Männer voll in ihrer Rolle als Pony aufgegangen. Sie scharrten mit den Hufen und wippten mit ihren Pferdekopfmasken. Ledernes Zaumzeug war ihnen um den Hals, Oberkörper und Kopf gebunden worden. Sie wirkten sichtlich aufgebracht und Adam hatte trotz seiner unglaublichen Körperkraft alle Hände voll zu tun, die beiden menschlichen Pferde zu beruhigen. Mehrfach schlug Herrin Seiyoua daraufhin heftig mit der Peitsche auf ihre Tiere ein, was diese schließlich zur Ruhe brachte. Das animalische Verhalten der beiden Männer wirkte aus dieser erhöhten Perspektive fast schon grotesk. Im Wissen, dass auch er sich bis vor einigen Tagen kaum anders verhalten hätte, schüttelte er den Kopf, sehnte sich aber auch ein wenig nach Strenge, die für ihn so etwas wie Ordnung bedeutete. Als Sklave wusste er, wem er sich unterzuordnen hatte und sein Leben und Denken war geregelt.

Was würde ihn in seiner neuen Stellung erwarten?

Die in einen roten Ledermantel gekleidete Japanerin nahm die Zügel fester in die Hand. Sie zupfte an ihren schwarzen Handschuhen und gab den Ponys das Startsignal. Als sie lostrabten, wippten ihre Schwänze auf und ab. Analplugs mit einem Schweif aus dunklem Rosshaar! Auch er hatte so einen schon tief in sich spüren dürfen.

Erst langsam, dann mit zunehmender Strecke Fahrt aufnehmend, zog das ungewöhnliche Gespann davon und ließ Adam und Ewa zurück. Eine kurze Weile sahen sie der Kutsche noch hinterher und verschwanden danach im Haupteingang des Herrenhauses.

Sein Blick folgte dem Gefährt, bis es im Wald verschwunden war. Das neue Zuhause bot einen wunderbaren Blick über den Park und den dahinter liegenden Wald, der sich in der flirrenden Luft des ungewöhnlich warmen Herbsttages verlor. Abbott konnte sich nach zwei Wochen des Sklavenlebens im Keller an diesem Spätnachmittag kaum an dem herbstlichen Panorama sattsehen und genoss den Ausblick.

Etwas mutiger geworden, bewegte er sich vom Fenster weg und öffnete die Tür, hinter der sich das Bad befand, eine weitere führte zu einem Ankleideraum mit einem begehbaren Kleiderschrank.

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Flur.

„Wie ich sehe, hast du dich schon in deinem neuen Zuhause umgesehen!“

Mit diesen Worten betrat die Baronesse den Raum. In ihrem Schlepptau folgte Claire, die junge Kammerzofe des Hauses.

Das Herz klopfte ihm schlagartig bis an den Hals. Unbewusst rieb er sich die feuchten Handflächen an der Hose ab und blickte verlegen auf den Boden.

„Du scheinst verwirrt!“, lachte die Baronesse und kam ganz nah zu ihm. „Seit gestern hat sich einiges verändert für dich!“

„Es … es ist tatsächlich noch alles … sehr wirr, Frau Baronesse“, kam es nach einer Weile aus ihm heraus. Nervös sah er zu Claire hinüber, die die Tür hinter sich zuzog und offenbar auf eine Anweisung der Herrin wartete. „A … alles … alles ist plötzlich anders als vorher“, schob er stotternd nach.