Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist - Nortrud Boge-Erli - E-Book

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist E-Book

Nortrud Boge-Erli

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Beschreibung

Maylin liebt Leander und er liebt sie. Nur ist sie erst 13 und er schon 18 Jahre alt. Maylins Eltern sind deshalb strikt dagegen. Aber Maylin lässt sich nicht vorschreiben, wen sie liebt! Als Leander nach Italien aufbricht, fährt sie heimlich mit …

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Seitenzahl: 68

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Inhalt

Titel

Impressum

1. Mister Wollschaf

2. Dattelkern

3. Spionage

4. Ertappt

5. Überraschung

6. Sommerferien

7. Verschlafen

8. Eltern

9. Leanders Entschluss

10. Pia und das Internet

11. Heimlich

12. Jippi

13. Heidiland

14. Sternennacht

15. Passfahrt

16. Italia

17. Mario und Gina

18. Gesucht

19. Livorno

20. Galileo Galilei

21. Fliegen und Abstürzen

22. Liebe

Autoreninformation

Als Ravensburger E-Book erschienen 2013 Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH. © 2013 Ravensburger Verlag GmbH Covergestaltung: Miriam Weber unter Verwendung eines Fotos von Jess Yu/ fotalia.com Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN978-3-473-47282-6www.ravensburger.de

1. Mister Wollschaf

Dein Name ist Leander.

Pia hat es herausgefunden.

Ich hätte mich nie getraut. Nie.

Pia traut sich.

Sie hat dich bei den Mofaständern abgefangen, als du gerade den Helm aufsetzen wolltest.

„Hey, Mister Wollschaf, wie heißt ’n du in echt?“, hat sie mit ihrer kratzigen Stimme gedröhnt.

Du hast dich umgedreht, den Motorradhelm lässig in der Hand und hast gelacht.

„Wollschaf? Wer? Meinst du mich?“

„Die Haare!“

„Ach so!“ Mit der freien Hand hast du dir die weißblonden Locken aus der Stirn gestrichen.

Ich hab es genau gesehen.

Ich war ja nur ein paar Meter weit weg.

Hab so getan, als müsste ich mein Fahrrad aufpumpen.

Aber ich hab natürlich durch meine langen Haare geguckt.

Du siehst supersüß aus.

Braune Arme, trainierte Muskeln und ein Waschbrettbauch unterm engen weißen Muskelshirt.

„Und warum willst du das wissen?“, hast du gefragt.

Du hast gegrinst und dein Freund Ali, der grad dazukam, hat Pia so von oben bis unten angeguckt, wie Jungs eben gucken.

„Meine Freundin will das wissen!“, hat Pia geantwortet.

Peinlich war das, superpeinlich.

„Wie heißt denn deine Freundin?“

Pia hat den Kopf geschüttelt.

„Nee, Junge, erst du!“

„Echt scharf, die Kleine!“, hat Ali gesagt und laut gelacht.

Er hat natürlich Pia gemeint.

Aber du, du hast nur ein bisschen spöttisch gesagt: „Okay. Ich bin der Leander.“

„Und sie heißt Maylin.“

„Die kleine Süße dort drüben, ist die das?“

Mehr hab ich nicht gehört.

Ich bin aufs Rad und losgerast.

„Warum bist du abgehauen, Maylin?“

Pia hat mich natürlich angeknatscht, sobald wir allein waren.

„Wenn er was von mir will, kann er mich selbst fragen!“

„Ich denk, DU willst was von IHM.“

„Schon, aber nicht so, Pia. Trotzdem danke!“

Und ich hab sie lieb gedrückt, damit sie nicht mehr ärgerlich ist.

Sie hat mir ja wirklich was Gutes getan.

Leander.

2. Dattelkern

So hat es angefangen. Ich hab ihn „Mister Wollschaf“ genannt.

Ich war total verknallt.

Pia hat natürlich gemerkt, dass mit mir was nicht stimmt. Pia kennt mich seit ewig.

In der Pausenhalle hat sie ihre hellgrauen Augen in meine tiefsten inneren Gedankengänge gebohrt und den Kopf geschüttelt.

„Was guckst du denn andauernd zu Ali und seinen Kumpels rüber?“

Sie hat mich in die Rippen gestupst.

„Hey, Maylin, komm mal aus den Wolken!“

Und Pia hat sich vor mich gestellt, dass ich ihn und die anderen Jungs nicht mehr sehen konnte.

Ich hab in meinen Pausenapfel gebissen und gekaut. Und ich bin wahrscheinlich genauso rot geworden wie der Apfel. Ich hab nur was von Wollschaf gemurmelt.

„Mister Wollschaf? Meinst du den mit den blonden Locken?“

Leander ist für mich wie aus dem Nichts aufgetaucht. Dabei ist er nicht neu an der Schule, nur ein paar Klassen über mir.

Pia sagt, sie hat ihn schon früher bei den Jungs aus Alis Clique gesehen.

„Der hat die Haare ganz kurz gehabt und dunkel gefärbt. Borsten steif mit Gel nach oben.“

Sie lacht spöttisch. Sie zieht ihre eigenen Haare am Oberkopf in die Höhe und lacht noch mehr. „Der sah vielleicht blöd aus!“

Im letzten halben Jahr hat sich auch bei mir ganz viel verändert.

„Meine kleine Maylin verwandelt sich gerade von der schnuckeligen Raupe in einen wunderschönen Schmetterling!“, hat Papa beim Sonntagsfrühstück behauptet.

Aber das will ich gar nicht hören. Auch wenn es vielleicht stimmt. Seit Pia und ich jeden Abend über die Felder joggen, hab ich endlich abgespeckt. Juhu!

Und Mama hat mich so angeguckt und gemeint:

„Es ist eine schöne Zeit, wenn der Dattelkern keimt! Jeder, der fällt hat Flügel …1

Das ist aus einem Gedicht von Ingeborg Bachmann, ich les es mal mit dir zusammen, Marie-Helene.“

Wir heißen auch Bachmann. Also derselbe Nachname. Aber natürlich sind wir nicht mit der Dichterin verwandt. Die lebt schon lange nicht mehr, hat Mami gesagt. Seit ich denken kann, hat sie mir Gedichte und Geschichten vorgelesen. Vielleicht denke ich mir darum selber so gern Geschichten aus.

Jetzt sind es welche von Leander und mir.

Lauter „Was-wäre-wenn“-Geschichten:

Was wäre, wenn ich ihn plötzlich ganz allein in den Feldern treffen würde? Ohne Pia.

Nur ich und mein Fahrrad. Und er kommt mir auf seinem Roller entgegen.

Der Weg ist breit genug. Wir könnten aneinander vorbeifahren. Aber wie auf Kommando halten wir. Steigen nicht ab.

Er schaut mich mit seinen blaugrünen Augen an. Wir stehen voreinander, halten die Lenker fest und es ist … es ist einfach magisch.

Oder was wäre, wenn wir uns am Sonntag auf der Gartenschau begegnen? Er mit seinen Kumpels und ich mit meinen Freunden. Und die ganzen Beete und Pflanzen um uns herum.

Wir lassen die anderen weitergehen.

Sie merken es nicht. Wir sprechen kein Wort. Leander spürt, was ich denke. Und umgekehrt ist es genauso.

Plötzlich sitzen wir ganz allein in einem Pavillon. Und umarmen uns.

Was wäre, wenn er mich küsst?

Ganz zärtlich.

Es wäre WOW!

Bisher hab ich Leander leider nie allein getroffen. Es ist in Wirklichkeit nichts, aber auch gar nichts Aufregendes passiert.

Nur im Pausenhof gucke ich ihn heimlich an.

Manchmal, morgens, trödle ich extra bei den Fahrradständern. Pia nervt dann und drängelt, damit wir nicht zu spät zum Unterricht kommen.

Leander düst immer erst in letzter Minute zum Stellplatz der Roller. Ich höre das Geräusch, das sein Roller beim Bremsen macht, aus hundert anderen heraus!

Manchmal klappt es und wir sind noch bei den Rädern. Dann wird es ein super Tag für mich.

Am Dienstag war so ein Tag.

Ich hab mich umgedreht und ihm zugenickt.

So ganz beiläufig.

Als ob er mich nicht wirklich interessiert.

Er hat zwar geguckt, aber nichts gesagt.

Dafür ein bisschen mit drei Fingern gewunken.

Den Rest der Woche war Regenwetter.

Wir konnten nicht auf den Hof hinausgehen und die Schüler vom Real- und Hauptschulzweig haben eigene Pausenhallen. Und darum habe ich ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen!

1 Abdruck aus „Das Spiel ist aus“ in: Ingeborg Bachmann: Werke, Bd. 1. Gedichte © 1978 Piper Verlag GmbH, München mit freundlicher Genehmigung des Piper Verlags.

3. Spionage

Es ist Samstag und die Sonne scheint endlich wieder.

„Also los, Maylin, sei kein Feigling“, krächzt Pia. Sie ist erkältet und ihre Stimme klingt noch rauer als sonst. Aber sie ist unternehmungslustig wie immer.

„Ali hat mir verraten, wo Mister Wollschaf wohnt. Ist ganz schön weit draußen in so ’nem Kaff.“

„Och, ich weiß nicht, Pia. Was soll ich denn dort?“

„Ich weiß es aber! Du bist ja schon voll auf Entzug, weil du ihn drei Tage lang nicht mehr im Pausenhof anstarren konntest.“

Pia hustet und zieht den Schal mit den türkisfarbenen Bommeln enger um den Hals.

Fast alle in der Klasse husten und schniefen.

Mich hat es zum Glück nicht erwischt.

Aber ja, es stimmt, ich vermisse Leander total.

Und neugierig bin ich auch, wie er wohl wohnt.

Also gut. Ich geb nach und schwinge mich aufs Rad.

Es ist warm. Haufenwolken segeln am Himmel.

Wir fahren vorbei an knallgelben Rapsfeldern und seidengrünem Getreide, das sich wie Wasser wellt. Wahnsinn!

Und der Wind duftet nach tausend Kräutern.

Wir lassen die Siedlung mit den ostereierbunten Fertighäusern hinter uns. Pia und ich wohnen am Stadtrand. Unsere Eltern haben damals gleichzeitig gebaut. Seither sind wir Nachbarn.

Und beste Freundinnen.

Der Weg führt bergauf.

Ich keuche hinter Pia her. Trotz ihrer Erkältung tritt sie wie ein Radprofi in die Pedalen.

Kunststück mit den langen Beinen!

Ich schalte in den ersten Gang und gebe mein Bestes.