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Kommt Ihnen Ihr Leben manchmal vor wie eine endlose Tretmühle, durch die Sie sich Tag für Tag nur hindurchschleppen? Ahnen Sie jedoch, dass es in dieser konsumorientierten, schnelllebigen Leistungsgesellschaft auch noch etwas Anderes geben muss, etwas, das all dem, was Sie tun, einen wirklichen Sinn gibt? Wünschen Sie sich nichts sehnlicher als eine Möglichkeit, sich Sinnhaftigkeit, Glück, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit zu verschaffen – und zwar zuverlässig, langfristig und ganz konkret umsetzbar? Dann sollten Sie Ihr Ikigai finden – und dabei ist dieses Buch der perfekte Begleiter! Ikigai ist eine japanische Lebensweisheit, die übersetzt etwa so viel wie "das, wofür es sich zu leben lohnt" bedeutet und eigentlich ist es viel mehr als das: Es ist Philosophie, Anleitung zum Glücklichsein, Rezept für Ruhe und vollständige Ausgeglichenheit und das praktisch anwendbare Geheimnis eines langen, frohen Lebens. Und das Beste daran: Auch Sie können mit den Prinzipien des Ikigai Schritt für Schritt die Kunst der Lebenszufriedenheit erwerben und dieser sorgfältig erstellte Ratgeber zeigt Ihnen ganz genau, wie das zu schaffen ist. Zahlreiche Gedankenimpulse, praktische Anwendungsbeispiele und wissenschaftlich fundierte Hintergrundinformationen machen Sie in kürzester Zeit zum Ikigai-Experten und geben Ihnen die Möglichkeit, Ihr Leben endlich selbst so zu gestalten, wie Sie es sich wünschen! Ganz gleich, ob Sie spirituell interessiert sind und vielleicht bereits erste Yoga-Erfahrungen gesammelt haben oder ob lebensphilosophische Fragen für Sie völliges Neuland sind – wenn Sie den Wunsch haben, in Ihrem Leben konkrete und sofort umsetzbare Veränderungen zu bewirken, die Sie langfristig glücklich und zufrieden machen sollen, dann ist dieses Buch Ihnen ein einfühlsamer und kompetenter Begleiter auf Ihrem Weg.
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Seitenzahl: 172
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Ikigai
Der Wegweiser zum Glücklichsein
Wie Sie mit Hilfe der japanischen Philosophie den Sinn des Lebens finden, Ihrer Bestimmung ab sofort folgen und Ihre Passion endlich leben können
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Yuto Tanaka hat den Weg des Glücks gefunden. Die japanische Philosophie Ikigai hat Millionen Menschen zu einem besseren Leben verholfen. Damit jeder diese Weisheiten im Taschenformat bei sich haben kann, schrieb Tanaka seinen praxisnahen Ratgeber, der mittlerweile in mehreren Sprachen verfügbar ist.
Als virtuell existierender Autor und Teil des Metaverse, vereint er das geballte Wissen dutzender Experten und Informationsquellen in einer Person. Erschaffen durch die Plattform Books-World, besitzt er die Fähigkeit Wissen und Praktiken aus Jahrzehnten zusammenzufassen und in leicht verständlichen Ratgebern zu verpacken, die weltweit begeistern.
Lassen auch Sie ihr Leben, wie bereits Tausende vor Ihnen, durch Tanakas „Wegweiser zum Glücklichsein“ zum Positiven verändern.
Originale Zweitauflage 2021
Copyright © by Yuto Tanaka & Books-World
Independently published | ISBN: 9798532807204
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Inhalt
Lebenskunst japanisch angehaucht
Grundsätze der japanischen Psychologie
Die vier Bereiche des Ikigais
Jeden Tag ein bisschen näher: Wie Sie Ikigai im Alltag praktizieren können
Ikigai und Yoga – Zwei Mittel, ein Weg
Die Wissenschaft hinter Ikigai
Wie ein Dorf gemeinschaftlich die 100 knackte
Das ganz persönliche Ikigai-Workbook nur für Sie
Die Grundlagen des Ikigai
Das kleine Träume-Journal
So bleiben Sie in Bewegung auf der Suche nach Ihrem Ikigai
Die besten Übungen zur Meditation und Achtsamkeit
Achtsamkeit
Meditation
So können Sie das Moai-Konzept auch in Ihrem Alltag nutzen
Mehr Selbstfürsorge und weniger Stress – Ihr kleiner Ratgeber zu einem entspannteren Alltag
Wie das Kikubari-Prinzip Ihnen ganz praktisch weiterhelfen kann
Abschließende Worte
Begriffsverzeichnis
Quellen
Z
eit ist Geld und Geld haben wir nicht: Das scheint das gängigste und mitunter beliebteste Lebensmotto unserer (westlichen) Gesellschaft zu sein. Wer viel und hart arbeitet, wird später erfolgreich und glücklich – mit dieser vielversprechenden Erfolgsstrategie wird jeder seit frühester Kindheit vertraut gemacht. Früher oder später erweist sich jedoch, dass diese magische Formel nicht unbedingt so effektiv funktioniert, wie man sich das anfangs vorgestellt hat. Die “Arbeite-hart-lebe-gut” Strategie wird seit Jahrzehnten immer wieder bedenkenlos praktiziert und allerseits als vermeintliches Erfolgsgeheimnis hochgepriesen.
Praktisch gesehen, haben viele von uns unser ganzes Leben der harten, langwierigen Arbeit gewidmet in der Hoffnung, eines Tages endlich finanziell abgesichert sein zu können. Der Mensch von heute ist sich ganz sicher, dass einem erfüllenden Leben nur noch materieller Wohlstand zugrunde liegen kann. Ob dies in der Realität wohl wirklich so zutrifft?
Im Laufe der Zeit hat sich unser aller Leben offensichtlich gewandelt. Ob dieser Wandel nun positiv oder negativ ausgefallen ist, lässt sich nicht verallgemeinern. Jedoch soll mittlerweile jedem klar geworden sein, dass sich der Wohlfühl-Trend eindeutig in Richtung Spiritualität umgekehrt hat. In letzter Zeit haben immer mehr Menschen eingesehen, dass ein wohlhabendes und sicheres Leben eben nicht die universelle Antwort auf die zutiefst philosophische Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz sein kann. Fakt ist: Was für uns Menschen aus dem globalen Westen einen modischen Spiritualitätstrend darstellt, ist in weiten Teilen der östlich geprägten Welt längst überfällig. Aus der populären Kultur wissen wir ganz allgemein, dass östliche Gesellschaften nach ganz anderen Prinzipien als unsere materiell dominierte und ergebnisorientierte Gesellschaft funktionieren. Und genau deswegen unterscheidet sich unsere Lebenswelt drastisch von dieser anderer Kulturen und Völker.
Wenn wir uns einmal die Weltregionen anschauen, in denen ein großer Teil der Bevölkerung eine höhere Lebenserwartung als die weltweit durchschnittliche aufweist, können wir feststellen, dass Japan ganz oben an der Spitze der Langlebigkeit steht. Dabei hat es das Land im Jahr 2020 nicht mal auf einen der oberen Plätze des OECD Better-Life-Index für die Länder mit der höchsten Lebensqualität geschafft. Entgegen manchen Erwartungen belegte Japan letztes Jahr den 25. Platz von den insgesamt 40 Plätzen des OECD Rankings, womit das Land in Sachen Lebensqualität etwas schlechter als der Durchschnitt in der Befragung abgeschnitten hat.
Schauen wir uns nun mal die Lebenszufriedenheit in Norwegen und Japan an: Laut dem World Happiness Report der UN belegte Norwegen 2020 den 5. von insgesamt 153 Plätzen, wohingegen Japan auf dem weniger prestigevollen 62. Platz gelandet ist. Wichtig ist hier jedoch anzumerken, dass sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenszufriedenheit an überwiegend ökonomischen Kriterien wie Einkommen, Mietkosten und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf gemessen werden.
Doch selbst wenn ein allgemeiner Zusammenhang zwischen der Lebensqualität und der Lebenszufriedenheit festgestellt werden konnte, sind die Gründe für die Langlebigkeit bestimmter Landsmänner bzw. Landsfrauen noch lange nicht zufriedenstellend erforscht worden.
Als Paradebeispiel hierfür dienen die Einwohner der japanischen Insel Okinawa, auch “Insel der Hundertjährigen” genannt. Es ist mittlerweile bekannt, dass bestimmte Faktoren wie das Klima, Ess- bzw. Schlafgewohnheiten, Bewegung und der allgemeine Lebensstil eine wichtige Rolle für die Gesundheit und somit auch für die Langlebigkeit spielen. Doch wie sieht es mit spirituellen bzw. geistigen Faktoren aus? Obwohl Japan formal nicht mal zu den Top 10 Ländern mit den glücklichsten Menschen gehört, weisen die Menschen aus Okinawa ein überdurchschnittlich hohes Maß an Lebenskraft und Lebensfreude auf. Es wird gemutmaßt, dass dahinter nichts anderes als eine einfache Lebensweisheit steht.
Diese trägt den Namen Ikigai und bedeutet so viel wie “Lebenswert”.
Die Praktizierenden beschreiben Ikigai als eine Lebensphilosophie, die stark auf das “Hier und Jetzt” und die Entfaltung des Selbst fokussiert ist. Das eigene Ikigai zu finden ist nicht leicht - vielmehr handelt es sich dabei um einen Prozess, am Anfang dessen der menschliche Wunsch nach Vollkommenheit steht. Das persönliche Ikigai kann schließlich jahrelang erkundet werden, bevor man sich endlich seiner einzigartigen Berufung bewusst wird. Wer aber das persönliche Ikigai erst einmal für sich selbst entdeckt hatte, hat laut der japanischen Lebensphilosophie den individuellen Lebenssinn begriffen und einen eigenen Platz in der Welt gefunden.
U
m den eigentlichen Sinn hinter dem Ikigai-Konzept verstehen zu können, müssen wir erstmal ein paar Grundsätze der japanischen Psychologie kennenlernen, die uns die generelle Denkweise und Lebenseinstellung der Japaner verraten werden. Ins philosophische Konzept des Ikigais fließen jeweils verschiedene kulturelle und zum Teil auch religiös-weltanschauliche Aspekte, die schließlich in die Gesamtgestalt des Ikigais und die gesellschaftliche Vorstellung darüber münden.
Vorweg muss erwähnt werden, dass die allgemeine japanische Lebensphilosophie und die entsprechende Landespsychologie eng miteinander verwoben sind. Die Japaner leben in einer Gesellschaft, in der jeder einzelne ein eigenes Gesicht, also ein festes öffentliches Selbstbild hat, welches es zu wahren gilt. Für einen Japaner gibt es wahrscheinlich nichts schlimmeres, als das eigene Gesicht zu verlieren. Doch was heißt das eigentlich und warum ist dieser Verlust so schwerwiegend? Wenn man sich die jüngste Geschichte Japans anschaut, wird einem klar, dass Zusammenhalt einen wichtigen Stellenwert innerhalb der japanischen Gesellschaft einnimmt.
Ähnlich wie die Deutschen, haben auch die Japaner den Wiederaufbau ihres Staates nach dem Zweiten Weltkrieg dem starken innergesellschaftlichen Zusammenhalt zu verdanken. Natürliche Katastrophen wie Erdbeben und Tsunamis, die aufgrund der geografischen Lage Japans relativ häufig eintreten, haben in der neueren Geschichte Japans ebenfalls zur Verstärkung der gesellschaftlichen Kohäsion beigetragen. Solche Kohäsionsprozesse haben im Laufe der Geschichte einen erheblichen Einfluss auf die Herausbildung der kollektiven Erziehung ausgeübt. Somit haben sich persönliche Werte wie Beherrschung, Zügelung, Disziplin, Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft in der Erziehung durchgesetzt, die dem Individuum zur Entfaltung eines gesellschaftskonformen Charakters verhelfen sollten.
Als gesellschaftskonform wird übrigens die Fähigkeit angesehen, die eigenen Gefühle und Emotionen zugunsten des hierarchisch organisierten kollektiven Wirs auf spirituelle Art und Weise zu kanalisieren und diese nicht öffentlich preiszugeben. In diesem Sinne wird auch das Ertragen von Leid als helden- bzw. tugendhaft angesehen - ähnlich sieht es mit der Tüchtigkeit aus. Diesen beiden Werten liegt allerdings ein hoher gesellschaftlicher Leistungsdruck zugrunde, der mindestens seit Anfang des industriellen Zeitalters im 19. Jahrhundert in Japan nachgewiesen werden kann.
Sie sehen also, dass das Individuum ein festes Selbstbild hat, das nach außen getragen und somit ständig auf die Öffentlichkeit projiziert wird. Das eigene Gesicht, mit dem der Einzelne in der Gesellschaft dasteht, wird also streng gewahrt - wird nur einmal Schwäche bzw. Emotion gezeigt, hat das Individuum eine Störung der gemeinschaftlichen Ordnung verursacht.
Somit gilt das Gesicht des Einzelnen als verloren - man hat seinem gesellschaftlichen Image einen dauerhaften Schaden zugefügt. Dadurch ist das Ich, das zum Zusammenhalt bzw. zur Optimierung der Gesellschaft beitragen sollte, verloren gegangen. Der sozial ausgerichtete und kollektivtaugliche Charakter der Japaner soll außerdem verhindern, dass andere Mitglieder der Gesellschaft ihr Gesicht verlieren. Damit das Gegenüber sein Gesicht nicht verliert, muss sich das Individuum an bestimmte, zum Teil auch strenge Regeln im Umgang mit anderen halten.
Ein Beispiel hierfür wäre das Auspacken von Geschenken: Während es in unserer westlichen Kultur als durchaus angemessen gilt, Geschenke in der Gegenwart der Schenkenden auszupacken, wird in Japan häufig darauf verzichtet, damit keine Emotionen wie Überraschung oder Enttäuschung versehentlich zum Vorschein kommen. Wenn dies passiert, droht einem (oder unter Umständen sogar beiden) der Gesichtsverlust.
An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass zwischen der Volkspsychologie europäischer und asiatischer Kulturen ein fundamentaler Unterschied besteht: Während in Europa die Kultur der Schuld (das heißt des Bereuens, des Vergessenmachens etc.) weit verbreitet ist, ist in Asien die Kultur der Scham (in diesem Fall also des emotionalen Rückzugs und des damit verbundenen Gesichtwahrens) etwas durchaus Übliches.
Übrigens ist in dieser Kultur der Scham das japanische Honne-Tatemae-Prinziptief verwurzelt. Darin zeigt sich noch ein weiterer Unterschied zwischen der europäischen und der asiatischen Kultur: Während für Europäer die Abgrenzung zwischen Privatem und Beruflichem besonders wichtig ist, achten Asiaten vor allem auf die Abgrenzung zwischen den authentischen Gefühlen, Wünschen und Träumen so wie diese im Inneren gespürt werden (Honne) und so wie diese in der Öffentlichkeit gesellschaftskonform dargestellt werden müssen (Tatemae).
Diese kategorische Abgrenzung hat mit der Unterscheidung zwischen dem “wahren” und “öffentlichen” Gesicht eines jeden Menschen zu tun. Je nachdem, mit wem man kommuniziert, muss eine andere Maske aufgesetzt werden. Interessant ist, dass dieses Maskenkonzept mit einem gemeinsamen religiösen Menschenbild zu tun hat. Sowohl im Buddhismus als auch im Daoismus ist die Annahme verbreitet, dass der Mensch selber herausfinden muss, wie er sich heilen und befreien darf. Damit ist auch gemeint, dass jeder für sich alleine lernen muss, die eigenen Emotionen zu bewältigen. Denn in der Öffentlichkeit gibt es keinen Platz für Emotionen - stattdessen achtet man im Umgang mit seinen Mitmenschen auf Zurückhaltung, gegenseitigen Respekt, Gleichgewicht, Mäßigkeit und Vertrauen. Es ist daher naheliegend, dass ein sehr großer Wert auf die Meinung von Familienangehörigen und der Gesellschaft insgesamt gelegt wird. Der Japaner identifiziert sich mit der gesellschaftlichen Gruppe, der er angehört und sieht sich eher als Teil eines festes Ganzes.
Der gemeinsame Nutzen hat in der Gesellschaft oberste Priorität, wohingegen der eigene Nutzen häufig im Namen des Gemeinwohls geopfert wird. Diese einzigartige Gruppenmentalität ist ein typisches Merkmal der japanischen Gesellschaft und deswegen muss das Individuum sein äußeres Bild mit besonderer Fürsorge pflegen. Es wird also von jedem Einzelnen erwartet, dass er sich von klein auf mit den Regeln dieses schwierigen Maskenspiels vertraut macht. Im Erwachsenenalter muss man dieses schon perfekt beherrschen, damit die Eingliederung in die streng durchorganisierte Gesellschaft reibungslos für das Individuum verlaufen kann.
Was die Gründe für die strenge Abgrenzung zwischen dem Benehmen im Privaten und im Öffentlichen angeht, sind Forscher der Meinung, dass dies auf die hohe Bevölkerungsdichte innerhalb des Inselstaates zurückzuführen sein könnte. Da viele Menschen auf sehr engem Raum zusammenleben müssen, ist es unentbehrlich, dass verschiedene (und auch für jeden einzelnen geltende) Regeln zur Vorbeugung von Konflikten und Spannungen kollektiv erarbeitet und ausgehandelt werden. Diese klaren Benimmregeln sollen für die Wahrung eines friedvollen Miteinanders sorgen.
Obwohl in der europäischen Kultur keine derart strengen Regeln für den Umgang mit unseren Mitmenschen existieren, lässt sich hier eine Parallele zum sogenannten Maskenball des Ostens ziehen: Während die Menschen in Japan zwischen dem “wahren” und dem “öffentlichen” Gesicht unterscheiden, täuschen Europäer manchmal Offenheit in der Gesellschaft vor, wobei sie häufig an der Oberfläche bleiben. Allgemein kann man sagen, dass es sehr viele historische Gründe für diese strikte Unterscheidung zwischen dem “wahren” und dem “öffentlichen” Selbst in Japan gibt. Ein tiefergehender Grund dafür ist die Einführung des zentralistisch organisierten Staates unter der Führung des Tennos (Kaisers) in der Mitte des 7. Jahrhunderts.
Der sogenannte Ritsuryo-Staat wurde damals nach chinesischem Beispiel gegründet, damit Streitereien zwischen verschiedenen lokalen Sippenführern beendet werden konnten. Dabei bedeutet “Ritsu” so viel wie “Strafrecht”, wohingegen “Ryo” für “Verwaltungsrecht” steht.
Im zentralistisch gelenkten Ritsuryo-Staat kam zum ersten Mal der Geist des Konfuzianismus zum Ausdruck. Der Ritsuryo-Staatsform lag die konfuzianische Grundannahme zugrunde, dass sich die gesellschaftliche Ordnung aus den Unterschieden zwischen den Ständen im Staat (Bauern, Händlern, Kriegern etc.) und ihren standesspezifischen Verhaltensnormen ergibt. Und damit das Volk trotz seiner vielen Unterschiede überhaupt zentral regiert werden konnte, musste dies nach einem sogenannten Verhaltenskodex erfolgen.
Später im 12. Jahrhundert wurde das Ritsuryo-System vom Militärsystem des Shogunats (Generalissimus) bzw. vom Verhaltenskodex der Samurai (Mitglieder des Kriegerstandes) ersetzt. Da sich der Verhaltenskodex der Samurai bis zum 19. Jahrhundert bewährt hat, genießen bis heute selbst informelle Verhaltensregeln ein sehr hohes Ansehen innerhalb der japanischen Gesellschaft. Im Hinblick auf die lange Tradition der Verhaltenskodizes in Japan ist es erstaunlich festzustellen, dass das Honne-Tatemae-Prinzip erst in der Nachkriegszeit an Bedeutung gewann. Interessant ist außerdem, dass ein ähnliches Prinzip auch in der chinesischen Kultur existiert, wobei da die Rede von “Innen-” und “Außengesicht” ist.
Ein weiteres Prinzip, das typisch für die japanische Lebensphilosophie ist, heißt Arugamama und wird allgemein als “die Akzeptanz von unmittelbar Gegebenem” oder “die Akzeptanz von allen Dingen, so wie sie sind” übersetzt. Dahinter steckt die Auffassung, dass man sich eventuellen Veränderungen anpassen muss, wenn man in die nächste Phase des Lebens hineinfließen will.
In der Volkspsychologie der Japaner ist die Annahme verankert, dass jedes Material, das sich durch ein gewisses Maß an Widerstandsfähigkeit auszeichnet - sei es Holz, Glas oder Metall - früher oder später am eigenen geleisteten Widerstand zerbricht. Arugamama kann also als eine Art mentale Überlebungsstrategie bezeichnet werden: Wer nicht rechtzeitig lernt, Veränderungen vollkommen zu akzeptieren, sich an ihnen anzupassen und von einem Zustand in den anderen überzufließen, dem droht das endgültige Zerbrechen. Wer aber verstanden hat, dass die Akzeptanz aller Dinge, so wie sie sind, die wichtigste Voraussetzung für eine Veränderung hin zum Positiven ist, fließt problemlos in die nächste Phase über. Akzeptieren und weitermachen sind hier die zwei wichtigsten Schlüsselwörter bzw. die zwei Antreiber der persönlichen Weiterentwicklung.
Interessant ist außerdem, dass das Arugamama-Konzept einen besonderen Stellenwert in die sogenannte Morita-Therapie einnimmt. Dabei handelt es sich um eine psychologische Strategie, die auf Methoden der selbst-zentrierten Achtsamkeit basiert. Mit der Morita-Therapie sollen neurotische Angststörungen gut heilbar sein.
Interessant ist zudem, dass ihr Erfinder (Shoma Morita) selber an einer Angststörung gelitten hat. Herr Morita lebte im Zeitraum von 1874 bis 1938 und war somit praktisch ein Zeitgenosse Sigmund Freuds. In seiner Studienzeit hat er eine seltsame Phobie entwickelt: Er hatte Angst vor der Erkrankung an der sogenannten Beriberi-Krankheit, die viele verschiedene Erschwernisse wie Nervenentzündungen und Herzerweiterung verursacht und welche auf einen Vitamin B1 Mangel zurückgeführt werden kann. Damals haben tatsächlich sehr viele Menschen in Japan vor dieser Erkrankung gefürchtet, da sich diese in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts plötzlich zu einer Volkskrankheit entwickelte. Wegen seiner Phobie konnte also Herr Morita sein Studium nur schwer weiterführen.
Eines Tages passierte jedoch etwas, was einen großen Wendepunkt in seinem Leben hervorgerufen hatte: Der monatlich an die Universität auszuzahlende Betrag, um den sich sein Vater früher gekümmert hatte, trat ohne jegliche Erklärung in jenem Monat nicht ein. Dies erzürnte den Studenten und in der Folge entschied er sich dafür, sich besonders intensiv seinem Studium zuzuwenden. Wenige Zeit später konnte er mit Sicherheit feststellen, dass sich der Fokus seiner Aufmerksamkeit beiläufig weg von der Phobie und hin zum Studium verschob.
Als Herr Morita dann die nach ihm genannte Therapie an seinen Patienten auszuführen begann, sah er ein, dass das Arugamama-Konzept und die damit verbundene Mushoyu-Shin-Mentalität besonders erfolgreich zur Heilung einer bestimmten Patientengruppe eingesetzt werden konnten.
Diese Patientengruppe nennt sich “Shinkeishitsu” und bezeichnet Personen bzw. Persönlichkeiten, die sehr empfindlich auf jegliche spürbare Veränderungen in ihrem Leben oder in ihrem nahen Umfeld reagieren.
Die Aufmerksamkeit solcher Menschen ist ziemlich stark auf die Erfassung allerlei auf den ersten Blick unwesentlicher Veränderungen in Körper und Psyche ausgerichtet, wobei selbst der kleinste Wandel als existenzielle Bedrohung wahrgenommen wird. Diese täglich auftretende Angst entwickelt sich aufgrund von vorherigen Bedrohungserlebnissen wie psychischen Traumata zu einer generellen Grundstimmung, was den allgemeinen Gesundheitszustand dieser Menschen enorm gefährdet. Bei solchen Menschen kommt es im Alltag übrigens gar nicht zu einer Abwägung zwischen Todesfurcht und Lebensgier.
Unter Lebensgier versteht Morita unter anderem jegliche physische wie psychische Bedürfnisse, mit denen der Mensch jeden Tag zu tun hat. Gute Beispiele hierfür wären einerseits Hunger, Durst, der tägliche Bewegungsbedarf (physisch) und Wissbegierde oder auch der Wunsch, mit jemandem ins Gespräch zu kommen, andererseits (psychische Bedürfnisse). Die Todesangst hingegen hindert uns manchmal an der Ausführung von teilweise lebensgefährlichen Tätigkeiten und stellt eine normale Schutzfunktion der menschlichen Psyche dar.
Bei Shinkeishitsu-Patienten kann jedoch ein besonders hohes Maß an Todesangst nachgewiesen werden, was sie zum Teil an der Ausübung einfacher alltäglicher Aktivitäten hindert. Dadurch kann auch die gesunde tägliche Lebensgier nicht vollständig ausgelebt werden. Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich mit einem Freund zum Kaffeetrinken in der Stadt verabredet.
Allerdings leben Sie in einem abgelegenen Talgebiet und müssen daher erstmal über eine Hängebrücke gehen, um von der einen zur anderen Stadtseite gelangen zu können. Würden Sie sich in so einer Situation trauen, über die Hängebrücke zu gehen, damit Sie sich mit Ihrem Freund auf der anderen Seite zum Kaffeetrinken treffen können? Den meisten gesunden Menschen würde das Überqueren einer Hängebrücke nicht viel ausmachen. Jedoch würde eine sogenannte Shinkeishitsu-Persönlichkeit unter diesen Umständen eher das Treffen absagen, als sich trauen, über die Brücke zu gehen. Bei solchen Menschen ist die Todesangst nämlich so groß, dass sie gleich denken, sie würden mit der Brücke abstürzen, wenn sie drübergehen.
Mit einem ähnlichen Beispiel kann das Problem der verzerrten Aufmerksamkeit bei Shinkeishitsu-Patienten dargestellt werden. Wir wissen aus Erfahrung, dass selbst kleine Kinder die Fähigkeit besitzen, ihre ganze Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Objekt zu richten, ohne ständig um ihre eigene Sicherheit fürchten zu müssen. Wenn zum Beispiel ein Kind einen Papierflieger in die Luft wirft, bleibt seine Aufmerksamkeit vom Anfang bis zum Ende am kleinen Gegenstand haften. Das Kind hat in den meisten Fällen keine Angst, dass es in einen Straßengraben hineinfallen könnte, wenn es nicht gut auf seine Umgebung aufpasst. Shinkeishitsu-Patienten würden in so einer Situation ihre Aufmerksamkeit jedoch voll und ganz ihren Füßen widmen, wodurch sie früher oder später den Papierflieger aus den Augen verlieren werden.
Ein gesunder Erwachsener könnte schon problemlos seine Aufmerksamkeit sowohl auf den Papierflieger als auch auf die eigenen Füße richten, die Konzentration etwas länger behalten und sich zugleich regelkonform in der Öffentlichkeit verhalten. Dabei vermögen gesunde Menschen die zwei Seiten der Medaille - die Lebensgier und die Todesangst - gegeneinander abzuwägen. Aus diesem ausbalancierten Verhältnis zwischen den beiden resultiert laut Morita die sogenannte “Lebenskraft” bzw. der Lebenswille.
Gesunde können also trotz ihrer Todesangst versuchen, bestimmte Dinge zu verwirklichen oder in Erfüllung zu bringen. Damit haben Shinkeishitsu-Persönlichkeiten nämlich große Schwierigkeiten.