Im Licht der Zukunft - Christine Ferdinand - E-Book

Im Licht der Zukunft E-Book

Christine Ferdinand

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Beschreibung

Sarah und Aiden scheinen mitten drin in ihrem nicht zu begreifenden Glück zu sein. Nur sollte auch die kommende Zukunft für die beiden viele Hindernisse bereit halten. Anders als erwartet Schlägt das Schicksal unberechenbar zu. Die Zukunft der beiden scheint sie immer wieder entzweien zu wollen. Werden sie es schaffen gemeinsam einen Weg finden?

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Es gibt Menschen

die einen daran erinnern

wer man wirklich ist

-

Danke Anna

Inhaltsverzeichnis

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Aiden

Sarah

Sarah

Funken sprühten und alles glitzerte in den schönsten Farben. Es knallte und zischte, was selbst durch die dicken Scheiben zu hören war. Aiden nahm mich fester von hinten in den Arm. Wir standen in seinem Loft in der Stadt und schauten aus dem Fenster. Vorsichtig legte er mir mein Haar nach hinten. Seine Berührung kribbelte.

Ausnahmslos jedes Mal, wenn er meine Haut berührte kribbelte es.

Ich schloss meine Augen, ließ sanft den Kopf nach hinten fallen und wartete darauf das er mich küssen würde. Doch das tat er nicht.

Seine Lippen machten an meinem Ohr halt und flüsterten sanft:

„Alles Gute zum Jahrestag“, seine dunkle Stimme verschaffte diesen Worten eine noch tiefere Bedeutung.

Ich öffnete erneut meine Augen, drehte mich zu ihm herum und sah ihn an.

„Danke“, lächelte ich. „Das wünsche ich dir auch“, schließlich küssten wir uns so sanft, dass ich nahezu wahnsinnig von ihm werden konnte. Ich war ihm verfallen, mit allem was dazu gehörte.

Alle sagten immer das nach einer bestimmten Zeit die Liebe und Zuneigung zueinander weniger wird. Der Alltag kommt und ein gewisser Trott stellte sich ein. Mit Aiden war das allerdings anders.

Jeden Tag wurde es intensiver, wenn das überhaupt möglich war.

Noch vor einem Jahr und einem Tag hätte ich das nicht gedacht.

Die wohl schrecklichsten Monate in meinem Leben hatten Aiden und mich zusammengeführt. Seitdem wir uns gefunden hatten, glaubte ich an das Schicksal, von dem immer so viel geredet wurde.

An dem letzten Silvesterabend in dem Club hatte er es sich endlich eingestanden, dass er auch etwas für mich empfand. Mittlerweile wusste ich, wieso es ihm alles so schwerfiel. Aiden hatte nach kurzer Zeit bereits so viel Vertrauen gefasst, das er mir alles von seiner Ex-Frau Amal erzählt hatte. So schwach vor mir zu wirkten, wie er es gerne nannte, war äußerst schwer für ihn. Er hat lange gebraucht sich diese Maske aufzusetzen und nach außen hin so ein Eindruck zu hinterlassen, wie er es eben tat.

„Warte kurz“, sagte er und löste sich ein Stück von mir. „Ich muss nur kurz was holen“, grinsend sah er mich an. Das Feuerwerk noch immer im vollen Gange leuchtete sein markantes Gesicht in den schönsten Farben. Wie ein Gemälde, welches zum Greifen nah vor mir stand.

„Aiden, wir hatten doch gesagt das wir uns nichts schenken wollten“, stieß ich hervor und verschränkte unwillkürlich meine Arme vor der Brust.

Doch Aiden schien es nicht zu interessieren. Er lief rüber ins Schlafzimmer und kam, ohne ein Wort zu sagen zurück. Das Lächeln auf seinen Lippen war größer als je zuvor.

„Schließ die Augen“, befahl er mir. Ich sträubte mich innerlich, ob ich seinen Worten jetzt Taten folgen ließ oder mich widersetzen sollte. Da ich heute allerdings kein Streit anzetteln wollte, schloss ich meine Augen.

„Gib mir deine Hand“, sprach er weiter. Ich löste meine Arme von meinem Körper und streckte meine Hände, mit der Innenfläche nach oben, ihm entgegen.

Ein innerliches Hochgefühl erfüllte mich. Mittlerweile freute ich mich auf meine Überraschung.

Ganz vorsichtig legte Aiden etwas auf meine Hände. Es war nicht schwer und auch nicht sehr groß. Mein Herz schlug schneller. Mich überkam die Vermutung, dass er mir gerade eine ganz bestimmte Schachtel in die Hand gelegt hatte.

„Öffne die Augen“, sagte Aiden leicht nervös.

Meine Vermutung bestätigte sich. Eine kleine Schachtel lag auf meinen Händen. Mein Puls beschleunigte sich weiter.

„Aiden“, brachte ich so gerade noch heraus. Wollte ich das hier gerade wirklich?

Aiden prüfte meinen Blick, sah mit Sicherheit die Panik in meinen Augen.

„Mach es auf“, forderte er weiter.

„Ich weiß nicht, ob ich das wirklich will“, mein Blick fest auf die Schachtel vor mir gerichtete. Umso länger ich sie auf den Händen hielt, umso schwerer wurde sie.

„Es ist nicht, wie du denkst“, nahm er mir jegliche Angst. Aiden kannte mich schon ziemlich gut. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein anderes Bein, holte kurz tief Luft und öffnete die Schachtel.

Wie er es mir gerade versprochen hatte, lag tatsächlich kein Ring darin, sondern ein Schlüssel. Als ich das registriert hatte, sah ich auf zu Aiden. Dieser stand noch immer mit einem zauberhaften Lächeln vor mir. Sein mittlerweile etwas kürzerer Bart, rahmte es perfekt ein.

Es gab jetzt mehrere Möglichkeiten, die der Schlüssel zu bedeuten hatte. Entweder war es ganz romantisch der Schlüssel zu seinem Herzen oder Aiden hatte uns eine Wohnung gekauft oder es war einfach nur ein Haustürschlüssel. Wobei ich zu seiner Wohnung in der Stadt mittlerweile sowieso einen besaß. Deswegen viel die Option für mich schon fast weg.

„Was“, begann ich und schaute ihn an. Seine Miene änderte sich nicht. Ich zog die Augen enger zusammen.

Endlich begann er zu erklären.

Sanft legte er eine Hand unter meiner. Mit der anderen nahm er den Schlüssel vorsichtig hoch.

„Dieser Schlüssel ist nur ein Symbol“, erklärte er. „Und eigentlich habe ich mich auch an unsere Abmachung gehalten, denn ich möchte dir das nicht schenken, sondern wollte dich fragen, ob du bitte bei mir einziehen möchtest Sarah“, bei den letzten Worten legte er ein wenig den Kopf schief. Aiden hatte mich das ganze zwischendurch schon immer mal wieder gefragt. Aber ich hatte mein Zweifel. Nicht an unserer Liebe oder ob es richtig oder falsch war, lediglich wollte ich es nicht überstürzen.

„Aiden“, sagte ich mit viel Gefühl in der Stimme. Im Augenblick wusste ich nicht, was eigentlich dagegensprechen sollte. Also war die Entscheidung gefallen. Mit großen Augen sah ich ihn an. Als würde er es erneut genau fühlen und wissen wie ich mich entschieden hatte, begannen seine Augen zu strahlen. Er schlang die Arme um mich, hob mich hoch und drehte mich im Kreis.

„Aiden!“, rief ich lachend. „Ich habe doch noch gar nicht geantwortet“, stoppte ich ihn. Er hörte auf zu drehen und stellte mich vorsichtig wieder auf die Füße.

„Wie lautet denn deine Antwort?“, fragte er eindringlich nach.

Abermals konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ja“, sagte ich. Daraufhin küssten wir uns so lange, dass ich das Gefühl hatte, der Kuss würde nie aufhören. Genau das wollte ich auch nicht.

Draußen wurde es bereits wieder hell. Die Knaller und bunten Farben am Himmel waren verschwunden. Die Sonne begann den Horizont rot zu färben. Aiden und ich haben den Rest der angebrochenen Nacht auf der großen Couch verbracht. Ich lag in seinen Armen und linste nach oben. Er hatte die Augen geschlossen, schlief jedoch nicht. So oft wie ich schon neben ihm eingeschlafen war, wusste ich, wie sich sein Atem anhörte, wenn er schlief.

„Aiden“, flüsterte ich. Meine Finger fuhren sanft über seine Brust und durch die kleinen Haare, welche sich darauf befanden.

„Mhh?“, hackte er nach.

„Meinst du“, ich wusste nicht genau, wie ich es sagen sollte. Im Moment kamen mir doch ein wenig Zweifel, ob wir nicht doch zu schnell wären.

Aiden spürte, das was nicht stimmte. Er öffnete die Augen und schaute zu mir herunter.

„Wovor hast du Angst?“, fragte er direkt und ohne drum herumzureden. „Meinst du, wir würden uns auf die Nerven gehen und mit Tellern werfen, weil wir uns nur streiten?“, bei den Worten begann er leicht zu lächeln

Wie ein scheues Reh sah ich zu ihm rauf. Langsam zog ich die Schultern nach oben. Ich wusste keine Antwort.

Aiden schob mich ein wenig von sich weg, drehte sich zu mir und legte eine Hand an meine Wange.

„Meinst du nicht, dass das schon längst passiert wäre?“, sagte er noch immer ein wenig belustigend.

Mein Hirn lief auf Hochtouren.

„Wie oft hast du die letzten Monate bei dir geschlafen? Oder

wenigstens allein?“, wollt er wissen.

Als mir klar wurde, dass dies die letzten Monate überhaupt nicht vorkam, lächelte ich ihn an. Zwar haben wir hin und wieder auch in meiner Wohnung geschlafen, doch allein war ich nie. Er hatte recht, es gab wirklich nichts worüber wir uns Gedanken machen mussten. Ich wollte einfach nur nichts Falsch machen, deswegen verhielt ich mich so vorsichtig.

„Du hast ja recht“, bestätigte ich ihn.

Aiden gab mir einen kurzen harten Kuss. Schließlich fixierte er fest meinen Augen.

„Ich habe immer recht. Vergiss das nicht“, drohte er mir beinah. Ich wusste das er, dass was er sagte, ernst meinte. Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar und küsste meinen Hals. Dabei erwischte er eine Stelle, an der ich sehr empfindlich war. Ich lachte laut auf.

Aiden ließ nicht nach. Den restlichen Tag verbrachten wir bei ihm zu Hause und ließen den Tag einfach Tag sein.

Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Aiden musste heute bereits wieder in die Kanzlei. Sie hatten einen neuen Geschäftspartner bekommen zum Jahreswechsel und der wollte alle Partner zu einem Briefing zusammentragen.

„Was stellst du heute an?“, fragte er und zog seine dunkelblaue Krawatte zu einem eleganten Knoten zusammen. Ich biss mir auf die Lippen. Viel zu oft kam es noch vor das mir der Atem stockte, wenn mir abermals klar wurde das dieser Mann mir gehörte. Aiden machte einen Schritt auf mich zu.

„Lässt du mich an deinen Gedanken teilhaben?“, stichelte er.

„Ich wollte mich heute noch kurz mit Nancy treffen. Sonst hoffe ich einfach das dein Meeting nicht so lange dauert“, sagte ich hoffnungsvoll. Was mir jetzt erst auffiel das wir letzte Nacht, trotz des Anlasses und der elektrischen Stimmung kein Sex hatten. Wir genossen einfach unser beisammen sein. Heute Abend würde ich über ihn herfallen. Bei den verschiedenen Gedanken und Erinnerungen die Aiden in mir auslöste, biss ich mir fester auf die Lippe. Der blitzende Schmerz rüttelte mich ein wenig wach.

„Ich beeile mich“, sagte Aiden, nahm mein Gesicht in seine Hände und strich mit dem Daumen über meine Lippe. Dann küsste er meinen leicht geschwollen Mund.

„Bis später“, raunte er. Meine Mitte kribbelte. Wir wollten beide mehr. Erneut begann ich ihn zu küssen. Meine Zunge suchte den Weg in seinen Mund. Aiden sprang sofort darauf an und drückte mich fest an sich heran. Auch er war hart an einer ganz bestimmten Stelle. Ohne ein weiteres Wort lösten wir uns schwer atmend voneinander und er machte sich auf zu seinem Meeting.

Wenige Minuten später, nachdem Aiden weg war und ich unter der heißen Dusche stand hatte sich mein Puls wieder beruhigt. Alles war einfach so intensiv mit ihm das ich selbst nach dem Sex oftmals noch völlig durch den Wind war.

Ich stellte das heiße Wasser ab, band mir ein Handtuch um und machte mich für das Treffen mit Nancy fertig. Sie war mittlerweile zu einer sehr guten Freundin geworden. Wir hatten beide ebenfalls fast die gleiche Position in der Firma. Sie hatte mir so viel geholfen, besonders in der ganzen Zeit nach dem das mit John passiert war.

Bei dem Gedanken lief es mir kalt den Rücken runter. Lange habe ich die Gedanken zur Seite schieben können, doch in bestimmten Momenten kamen sie einfach so zurück. Besonders schlimm war es bei Gerüchen. Wenn ich Alkohol roch, dann wurde mir sofort schlecht. Dann kam alles hoch. Die Gefühle und auch der Schmerz, den ich in dem Moment gefühlt hatte. Schummerig trat ich aus dem heißen Badezimmer. Schnell machte ich mir etwas zum Frühstück fertig und danach direkt auf den Weg Nancy.

Aiden

Wie leicht man Sarah doch aus der Fassung bringen konnte. Belustigend stand ich vor ihr. Sarah hielt die kleine Schachtel in der Hand, die ich ihr gegeben hatte. Die Panik in ihren Augen war kaum zu übersehen.

„Mach es auf“, sagte ich und schürte damit nur die Glut im Feuer.

„Ich weiß nicht, ob ich das wirklich will“, sagte sie mit zittriger Stimme. Ich konnte sie nicht länger auf die Folter spannen. Auch wenn ich es unglaublich ansprechend fand, wenn ich so eine Reaktion bei ihr hervorrief.

„Es ist nicht, wie du denkst“, gab ich Entwarnung. Der Stein der von ihrem Herzen viel war sehr groß. Mein Grinsen brach nicht ab.

Nervös wartete ich darauf, was sie dazu wohl sagen würde. Oft schon hatte ich sie gefragt und sie gebeten das sie bei mir einziehen sollte und jetzt nach einem Jahr wunderbarer Beziehung, wollte ich einfach nicht mehr länger warten. Ich wollte jeden Abend neben ihr einschlafen, sie beim Schlafen und Träumen beobachten. Morgens neben ihr aufwachen. Sarah sollte morgens das erste sein, was ich sehe. Nur mit ihr würde jeden Tag für mich die Sonne aufgehen.

„Was“, sagte sie mit fragender Mimik. Kurzum erklärte ich ihr den Sinn darin.

„Dieser Schlüssel ist nur ein Symbol. Und eigentlich habe ich mich auch an unsere Abmachung gehalten, denn ich möchte dir das nicht schenken, sondern wollte dich fragen, ob du bitte bei mir einziehen möchtest Sarah“, bat ich sie mit so viel Gefühl, wie ich nur aufbringen konnte. Diesmal würde ich kein Nein akzeptieren. Doch was würde ich nur sagen, wenn sie es noch nicht wollte?

„Aiden“, kam nach einiger Zeit aus ihrem Mund. Wie sie meinen Namen sprach und nach dieser Bedenkzeit, war mir klar, wie ihre Antwort war. Für mich ging die Sonne auf. Sarah brachte nicht nur Licht in mein dunkles Herz, sondern auch in mein ganzes Leben. Ich schwang sie auf die Arme und drehte uns im Kreis.

„Aiden!“, schrie sie mit ihrer Glockenhellen Stimme auf. „Ich habe doch noch gar nicht geantwortet“, entrann ihr auf einmal.

Umgehend stellte ich sie wieder auf die Füße. Sollte sich meine Menschenkenntnis gerade bei dem Menschen, der mir am wichtigsten war, etwa getäuscht haben?

„Wie lautet denn deine Antwort?“, fragte ich ernst nach. Ihre Mundwinkel zuckten. Meine zogen sich wieder nach oben.

„Ja“, flüsterte sie überglücklich. Dieses versprechen besiegelten wir schließlich mit einem langen Kuss.

Ich strich mir über das Gesicht. In meiner Hose drückte mir noch immer mein harter Schwanz gegen den Stoff. Sarah machte mich wahnsinnig. Besonders wenn keine Zeit mehr blieb, um mit ihr Sex zu haben, konnte ich kaum noch klar denken. Heute war allerdings ein wichtiger Tag, auf den ich keine Lust hatte. Unser ältester Senior Partner Elliot Louis hatte seinen Ruhestand angekündigt. Sein Posten als Nachfolger nahm sein Neffe Jered ein. Jered war in meinem Alter und ein Arsch des Herrn. Er war nur darauf aus, das große Geld zu machen. Und dafür war das Vermächtnis seines Vaters genau richtig. Leider besaß Eliot einundfünfzig Prozent der Firmenanteile. Arthur, unser anderer Partner und ich mussten entsprechen nicht um Erlaubnis gefragt werden. Mein Instinkt sagte mir das es noch eine Menge Ärger mit Jered geben würde.

Im Parkhaus vom Büro angekommen, hatte sich meine Hose wieder entspannt. Da heute fast jeder die Feiertage zu Hause verbrachte, kam ich gut durch den Straßenverkehr. Ich nahm meine Aktentasche, stieg aus dem Wagen und lief rüber zum Fahrstuhl. Im zehnten Stock machte er halt. Ein letztes Mal rückte ich meine Krawatte zurecht und betrat das Büro.

Im großen Konferenzsaal waren bereits eine Menge Leute zu finden. Darunter diverse Angestellte von uns, Arthur, Elliot und auch Jered.

„Aiden“, begrüßte Natalia mich freundlichst. Ich sah an ihr herab und nickte ihr zu. Sie trug ein sehr kurzes Etuikleid. Auch wenn ich Sarah liebte, war Natalia ohne zu Lügen nett anzusehen. Von meiner Seite aus war jedoch kein Verlangen mehr da sie flachzulegen. Natalia war diejenige die mir den letzten Arschtritt gegeben hatte, endlich zu meinen Gefühlen zu stehen. Das wusste ich bis heute zu schätzen.

Sie kam näher an mich heran. Ich beugte mich ein Stück vor. Es war zu sehen, dass sie mir etwas sagen wollte, was nicht jeder mitbekommen sollte.

„Hast du später noch einen Moment für mich?“, fragte sie leise.

„Natürlich“, sagte ich kurz und knapp. Mir war zwar nicht klar, was sie wollte, doch ich hatte ihr angeboten, wenn es etwas gab, dass ich für sie tun konnte, sollte sie mich ruhig darum bitten. Das war ich schuldig.

Ein Glas klirrte auf.

„Darf ich um ihre Aufmerksamkeit bitten!“, stieß Eliot mit seiner kräftigen Stimme hervor.

Alle waren sofort ruhig.

„Ihr wisst, was heute für ein Tag ist“, begann er seine Ansprache.

„Ich werde ab heute meinen, ich denke doch, wohlverdienten Ruhestand antreten.“ Er machte eine kurze Pause. Jeder im Raum hörte gespannt, was Eliot zu sagen hatte. „Es ist mir eine Freude euch noch einmal offiziell Jered vorzustellen“, Jered trat einen Schritt neben Eliot, „Mein Neffe, wird von heute an meinen Posten übernehmen und würdig vertreten“, ergänzte er abschließend. Stolz legte er ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen. „Vermassele es nicht!“, scherzte er abschließend. Einige Leute lachten auf.

Dann übernahm Jered das Wort.

„Danke Eliot“, sagte er und sprach weiter zu uns. „Es ist mir eine Freude nach meinem Studium, welches ich vor ein paar Jahren abgeschlossen hatte, diesen ehrwürdigen Posten zu übernehmen.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit!“, er hob sein Glas, „Prost!“

Alle hoben ihre Gläser und stießen an. Ein kurzes Klatschen erfüllte ebenfalls den Raum.

Danach mischten sich alle durcheinander. Arthur stellte sich zu mir und lehnte sich etwas rüber. Arthur besaß die wenigsten Prozente an der Firma und dennoch war er mir wesentlich sympathischer als dieser Jered.

„Ich traue dem Kerl nicht“, nuschelte er mir ins Ohr.

Ich nickte bestätigend.

„Ich auch nicht“, sagte ich nur und trank einen Schluck aus meinem Glas.

Fast jede Minute checkte ich mein Handy. Wieso meldete Sarah sich denn nicht? Schnaubend steckte ich es zurück in die Tasche. Ich würde nicht der erste sein, der sich meldet. Bei ihr war ich sowieso schon schwach genug, an dieser Stelle würde ich wenigstens meinen Mann stehen.

„Aiden“, riss Natalia mich aus der Starre. Mir fiel ein das sie noch mit mir reden wollte.

„Natalia“, sagte ich bestätigend. „Wollen wir kurz rübergehen?“, ich zeigte auf die Tür. Dort hatten wir sicherlich mehr Ruhe und keine ungewollten Zuhörer. Sie nickte und folgte mir.

Auf dem Flur angekommen, schnappte sie sich meine Hand und zog mich Quer über den Flur. Sie schaute nach links und rechts ob uns auch wirklich niemand gefolgt war. Vor dem Büro von Eliot blieb sie schließlich stehen und öffnete die unverriegelte Tür. Wir standen im dunklen Raum. Natalia schloss die Tür und knipste ein Licht an.

„Natalia, was soll der Blödsinn? Was ist denn los?“, sie tat so geheimnisvoll, dass mir die Vermutung kam, dass sie in großen Schwierigkeiten stecken könnte.

So schnell, dass ich es nicht sehen kam, stürmte sie auf mich zu, drückte mir ihre Lippen auf und begann mich wild zu küssen. Auch wenn ich genau so ein Verhalten vor Sarah unglaublich ansprechend fand, war ich kein Fremdgeher.

Ruckartig und nicht gerade rücksichtsvoll stieß ich sie weg.

„Hör auf damit!“, fluchte ich ihr entgegen.

„Ach komm schon“, sagte sie enttäuscht. „Du willst es doch auch“, fuhr sie fort und machte einen Schritt auf mich zu.

„Hör sofort auf Natalia!“, befahl ich ihr. Innerlich wurde ich wütend. Wie kam sie nur darauf, dass ich das hier wollte? Ich war glücklich mit Sarah.

„Aiden, du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie es mir geht!“, ruckartig atmete sie aus. „Ich brauche dich. Das zwischen uns ist doch etwas Besonderes. Der Sex zwischen uns war einmalig“, erklärte sie weiter.

„Genau“, bestätigte ich sie, „es war nur Sex. Nicht mehr und nicht weniger.“ Unverstanden stand ich vor ihr. Wieso trieb sie mich erst in die Arme von Sarah und jetzt ruderte sie zurück?

„Ich werde jetzt gehen Natalia“, sagte ich abschließend und ging an ihr vorbei. Direkt neben ihr blieb ich stehen und sah ihr tief in die Augen. „Das zwischen uns wird es nicht mehr geben. Es ist vorbei“, sagte ich so ernst wie es mir nur sein konnte.

Ich ließ ihr keine Zeit zu Antworten, sondern begab mich erneut auf den Weg zurück zum Meeting.

Im großen Raum angekommen, bemerkte ich das mein Handy vibrierte. Umgehend zog ich es hervor. Sarah hatte mir eine Nachricht geschickt.

Bin noch bei Nancy. Kommst du später nach?

Erleichtert atmete ich aus das sie sich überhaupt gemeldet hatte.

Noch bevor ich antworten konnte, sprach Jared mich von der Seite an.

„Aiden“, sagte er überheblich.

Sofort ließ ich mein Handy in meine Tasche gleiten.

„Jared“, begrüßte ich ihn. Arthur stand neben ihm, doch wir hatten uns ja schon gesehen.

„Ich wollte dir nur mitteilen das ich Arthur und dich jetzt am Wochenende zu einem Trip nach Las Vegas einladen wollte“, grinste er. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Was ich am wenigsten wollte, war meine Freizeit mit diesem Kerl zu verbringen.

„Mein Einstand sozusagen. Und dabei können wir uns über die entsprechenden Kunden austauschen. Ich denke, da sollte es ein paar neue Regelungen geben“, arrogant stand er vor mir. Nicht sichtbar ballte sich meine Hand zur Faust. Das alles konnte dieser Arsch sich in die Haare schmieren, wenn Arthur und ich da nicht mitspielten. Diese Aussage sagte mir allerdings das ich tatsächlich bei dem Treffen dabei sein musste.

Ich nickte bestätigend und mit zusammen gebissenen Zähnen. „Meine Herren“, sagte ich umgehend und nutzte die Chance, um mich für heute aus dem Staub zu machen. Wenn ich hier noch länger beliebe, würde es nicht mehr lange dauern und mir kam die Galle hoch.

„Ich verabschiede mich dann für heute“, freundlichste reichte ich Jared und Arthur die Hand. „Wir sehen uns morgen Gentleman.“

Viel zu schnell fuhr ich durch die Straßen. Kurz nach Mittag kam ich in meinem Loft an. Mit viel auf das ich Sarah überhaupt nicht geantwortet hatte.

„Mist!“, fluchte ich und zog mein Handy hervor. Sarah hatte noch nicht wieder geschrieben. Sie wartete noch immer auf eine Antwort von mir. Was mir jetzt allerdings am meisten helfen würde, um von der Wut herunterzukommen war Arbeit, Sport oder Sex. Arbeit schloss ich für heute aus. Für den Sex fehlte mir Sarah, also blieb mir nichts anderes übrig, als zum Sport zu greifen. Ich schmiss mein Handy auf den Tisch, streifte meinen Anzug ab und schmiss ihn in die Ecke. Schnell zog ich mir meine kurzen Sportshorts an. Da ich es mir zum Glück am Anfang nicht hatte nehmen lassen, hier oben einen privaten Fitnessbereich einzurichten, zahlte sich das jetzt aus. Ich betrat den Raum und lief direkt auf den Boxsack zu. Die schwarzen Knöchelschoner waren schnell übergezogen, als es dem schweren Sack vor mir so richtig an den Kragen ging. Die Wut in mir baute sich nur langsam ab, doch es half, wenigstens nicht ganz die Kontrolle zu verlieren.

Das heiße Wasser lief mir über die schmerzhaft trainierten Schultern. Mit den Armen stützte ich mich an der Wand ab. Als ich fertig war, ich wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, drehte ich die Brause zu. Ich schnappte mir ein Handtuch, band es mir um die Hüfte und ging aus dem Badezimmer. Im Schlafzimmer angekommen bemerkte ich das mein Handy aufleuchtete. Der Ton war noch immer auf Stumm. Entsprechend sah ich nur Sarahs Bild auf dem Display aufleuchten.

„Fuck“, stieß ich hervor. Ich hatte ihr noch immer nicht zurückgeschrieben. Umgehend nahm ich ab.

„Sarah“, sagte ich heiser.

„Aiden, endlich!“, stieß sie hervor. „Geht es dir gut?“, hakte sie sofort noch.

„Ja“, sagte ich kühl. Mir war gerade so überhaupt nicht danach sich zu unterhalten.

„Es ist nur“, begann sie weiterzusprechen. Es war ihr anzuhören das sie nach den richtigen Worten suchte. „Es ist schon so spät und ich hatte noch keine Antwort von dir“, erklärte sie kurz.

„Ich glaube, ich kann alleine entscheiden, wann ich mich bei dir melde“, schoss es aus meinem Mund. Im nächsten Augenblick tat es mir bereits leid. Doch zurückrudern oder sich gar entschuldigen, viel mir selbst vor Sarah noch schwer.

„Ich glaube ich habe verstanden“, sagte sie nur.

„Sarah“, begann ich gerade, als ich in der Leitung nur noch ein leises Tuten hörte.

Das fehlte mir gerade noch. Erst stellte sich meine gesamte berufliche Karriere auf den Kopf und jetzt auch noch Stress mit Sarah.

„Fuck!“, schrie ich lauthals und schmiss mein Handy mit voller Wucht gegen die Wand, wo es in tausend Teile zerbrach.

Sarah

Seit bestimmt vier Stunden hatte Aiden nichts von sich hören lassen. Wieder und wieder checkte ich mein Handy. Da ich mittlerweile oben in meiner Wohnung war, schrieb ich sogar Nancy testweise ein paar Nachrichten, um zu sehen ob, die auch ankamen.

Nancy antwortete sofort. Aber von Aiden fehlte jegliches Zeichen.

Nach weiteren eineinhalb Stunden beschloss ich ihn anzurufen.

Zwar dauerte es etwas, ging er doch endlich ran.

„Sarah“, sagte er leise.

„Aiden, endlich“, wenigstens wurde mir die Angst genommen das etwas mit ihm passiert sei.

„Geht es dir gut?“, wollte ich wissen. Noch viel mehr Fragen schossen mir durch den Kopf. Wieso hatte er sich nicht gemeldet, ging aber jetzt ans Telefon?

„Ja“, kam kalt aus seinem Mund. So kurz angebunden war Aiden selten. Es musste etwas passiert sein.

„Es ist nur“, versuchte ich zu erklären und schluckte trocken. „Es ist schon so spät und ich hatte noch keine Antwort von dir.“

„Ich glaube, ich kann alleine entscheiden, wann ich mich bei dir melde“, war seine Antwort.

Mir klappte der Mund auf. Noch gestern wollte er das ich bei ihm einziehe und jetzt sprach er in so einem Ton zu mir?

„Ich glaube ich habe verstanden“, brachte ich so gerade noch heraus. Schließlich legte ich auf. Die Tränen rannten mir bereits den Wangen herunter. Mir war nicht ganz klar, was hier gerade ablief, aber es fühlte sich nicht gut an.

Die Nacht verging überhaupt nicht. Ich hatte, wenn es hochkam, zwei Stunden mit Unterbrechungen geschlafen. Da ich den Rest der Woche noch Urlaub hatte, beschloss ich heute nicht aus dem Haus zu gehen. Aiden war gestern mit seiner Aussage deutlich zu weit gegangen. Oder war es von mir zu viel ihm hinterher zu telefonieren?

Ohne etwas mitzubekommen, schaute ich verschiedenste Serien im Fernsehen, um mich abzulenken. Das Ganze funktionierte nur bedingt.

Am späten Nachmittag klopfte es an meiner Tür. Innerlich wusste ich das es Aiden war. Nancy, die unten im Haus wohnte, war heute und für das Wochenende, bei Mathew untergekommen.

Je weiter ich auf die Tür zuging, kam die Wut von gestern zurück.

Vor der Tür angekommen zog ich ein letztes Mal tief Luft ein und hob den Kopf. Ich würde nicht kleinbeigeben.

Dann öffnete ich die Tür. Das erste, was ich sah, waren Blumen.

Bunte Blumen, die mir direkt vor die Nase gehalten wurden.

„Aiden“, sagte ich, ohne genau zu erkennen, wer da war. Ich ging aus dem Weg und lief ein paar Schritte in den Raum. Aiden kam mir leise nach. Ich drehte mich mit verschränkten Armen vor der Brust zu ihm um. Wir standen direkt voreinander. Als sich unsere Blicke trafen ließen diese nicht mehr voneinander los. Es war schwer seine momentane Gefühlslage zu deuten. Aber die Geste, dass er mir Blumen mitgebracht hatte, zeigte mir, dass er sich entschuldigen wollte.

Wortlos hielt er mir die Blumen entgegen. Langsam löste ich meine Arme und nahm sie entgegen. Der Blick noch immer mit seinen Augen verankert.

„Danke“, sagte ich leise. Die Stille war durchbrochen. Als wäre der Startschuss gefallen, kam Aiden ein Schritt auf mich zu. Kurz vor mir blieb er stehen. Sein Duft schwappte zu mir rüber. Mir lief förmlich das Wasser im Mund zusammen. Eine Spannung lag in der Luft das es bei einer falschen Bewegung zu explodieren drohte.

Aiden suchte nach den richtigen Worten, um überhaupt etwas zu sagen, doch er fand sie nicht. Mir fiel auf das auch er anscheinend nicht viel geschlafen hatte. Seine Augen wirkten müde. Schließlich machte Aiden das, wie er sich am besten Ausdrücken konnte. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich hart. Die geballte negative Energie von den letzten Stunden war gerade zu spüren. Geleitet von meinen Gefühlen ließ ich die Blumen auf den Boden sinken und umfasste seinen Nacken. Auch wenn das unser erster Streit war, hasste ich es jetzt schon so etwas mit Aiden zu durchleben.

„Es tut mir leid“, nuschelte er zwischen den Küssen. Ohne zu antworten, küsste ich ihn jetzt fester, wilder und williger. Er umfasste meine Taille, schwang mich auf seine Hüften. Die Wut in diesen Handlungen war noch immer zu spüren. Alles wirkte stockender und härter.

Wie bereits geahnt, trug Aiden mich in mein Schlafzimmer. Er schmiss mich aufs Bett, als er im nächsten Augenblick schon über mir war. Sein Duft hüllte mich ein, was mich im hier und jetzt hielt.

Grob schob er meine Beine auseinander. Mir wurde übel. Aidens Duft reichte nicht mehr, um mein Anker zu sein. Ich war kurz davor zu einem Moment zurückgeschleudert zu werden, den ich nie wieder durchleben wollte.

„Aiden“, sagte ich brüchig.

„Ich bin hier Baby“, fing seine dunkle Stimme mich auf.

Er befreite mich von meinen Leggings samt Slip, so wie auch seiner Hose. Schnell lag er auf mir und drang in mich ein. Ich mochte durchaus diese Art von Sex. Aiden hatte mir eine Seite gezeigt, die ich selbst nach der Vergewaltigung genießen konnte. Im Augenblick jedoch herrschte so ein Chaos in mir, dass es mir schwer viel zwischen Realität und Vergangenheit unterscheiden zu können.

„Warte“, flüsterte ich. Sanft begann ich ihn an Schultern wegzudrücken. Seine Lippen saugten sich an meinem Hals fest. Ungewollte Gefühle schossen mir durch den Körper. Mein Unterleib verkrampfte.

Schließlich hob Aiden meine Hände über den Kopf und fixierte sie. Diese Aktion war der Auslöser, dass ich erneut in diesen Moment komplett zurückfiel, der mein Leben gebrochen hatte. Ich landete gefühlt an dem Abend, wo John mich bei mir in meinem eigenen Bett vergewaltigt hatte.

Aiden liebkoste mich weiter und doch fühlte ich nur noch Schmerzen.

„Stopp“, rief ich lauter. Die Tränen liefen bereits. „STOPP!“, schrie ich schließlich so laut, dass es auch ihn aus seinem Delirium riss. Aiden ging von mir runter und sah mich an. Durch meinen Tränenschleier war mir nicht ganz klar wie er gerade fühlen würde.

Sofort rückte ich zurück bis ans Kopfende des Bettes. Ich zog meine Beine an, vergrub den Kopf in meinen Händen. Es tat alles so unglaublich weh. Die körperlichen Schmerzen nahmen mir jegliche Luft zum Atmen.

„Sarah“, sagte Aiden. Ich wusste das er hier war. So sehr ich es auch wollte, ließ mein Kopf mich jedoch nicht zurück. Der Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase. Ich wollte das nicht. Als würde ich alles noch einmal erleben fühlte mein Körper sich komplett zurückversetzt. Das Weinen war einfach nicht zu stoppen. Ich hätte nicht gedacht das nach so einer langen Zeit, so etwas überhaupt noch passieren konnte. Das letzte mal wo es mich so zurückgeworfen hatte war, bei Matt und Christin in der Küche. Erst wenige Wochen davor hatte John mich vergewaltigt. Da konnte ich es mir noch erklären, aber jetzt? Es tat so weh. Die Gedanken, Bilder und Gefühle waren so real. Ich drückte meine Hände auf die Ohren und schloss fest meine Augen.

„Aufhören, aufhören“, wimmerte ich durch meine Lippen.

Die Bilder von John waren so nah. So fest ich konnte drückte ich mir schließlich die Hände auf meine Augen. Der Geschmack von Johns alkoholhaltigen Atem war auf meiner Zunge zu schmecken.

Etwas hüllte mich ein. Es war, als würde versuchen mich jemand aus einem Loch zu ziehen.

„Sarah. Ich bin hier“, hallte es wie ein Echo in meinem Kopf nach.

Der Geschmack auf meiner Zunge war verschwunden. Langsam legte sich Aidens Duft auf meine Lippen. Er war bei mir. John war nicht da. Er war tot.

Mit schnell schlagendem Herzen nahm ich meine Hände von den Augen und sah auf. Aiden saß dicht neben mir. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Ohne darüber nachzudenken, schoss ich nach vorne und landete hart in seinen Armen.

„Aiden“, weitere Tränen, diesmal allerdings der Erleichterung, rannten mir über die Wangen. Vorsichtig strich er mir übers Haar.

Mein ganzer Körper begann unter seinem zu zittern. Mir war kalt und doch erfüllte mich eine innerliche Hitze das ich es kaum in meiner Haut aushalten konnte.

Gerade wollte er sich ein Stück von mir lösen, krallte ich mich an ihn fest.

„Bitte halte mich noch ein bisschen fest, bitte“, schluchzte ich. Mein Körper hörte bereits auf zu zittern. Das zeigte mir das ich ihn gerade jetzt mehr brauchte als alles andere.

„Solange du willst“, sagte er zärtlich, dass endlich wieder ein schönes Gefühl durch meine Adern floss.

Minuten später lockerte sich mein Griff. Ich nahm Abstand von ihm. Sein Blick war leidend. Seine Augen standen eng beieinander. Er machte sich Vorwürfe, dabei konnte er da doch nichts für.

„Aiden, bitte“, brachte ich gerade noch heraus. „Nicht“, flüsterte ich und begann ihn zu küssen. Zärtlich begann ich seine Lippen zu küssen. Ich wollte ihm das Gefühl geben, dass er für mich wichtig war. Das wichtigste überhaupt in meinem Leben und das er sich nicht schuldig fühlen sollte.

Erst kurz nach meinen ersten Küssen folgte Aiden auch seinen Gefühlen und ließ sich auf die zärtlichen Berührungen ein. Jetzt war er es der ein wenig Abstand nahm. Unsere Gesichter befanden sich dicht aneinander. Seine Augen suchen nach einer Antwort in meinem Gesicht. Sanft strich er mir die wild zerzausten Haare hinter das Ohr. Mit seinem Daumen verstrich er die letzten feuchten Stellen auf meiner Wange, sodass sie fort waren. Mit einer unbeschreiblich aufkommenden Müdigkeit legte ich den Kopf auf Aidens Schulter. Dieser lehnte sich zurück, sodass wir Arm in Arm dalagen. Kurz darauf schlief ich ein.

Meine Augen öffneten sich wohl mit dem Wissen, was heute passiert war. Es war bereits mitten in der Nacht und dunkel im Zimmer. Ich sah mich um. Im sanften Licht, welches durch den Spalt der Tür in den Raum schien, suchte ich Aiden, konnte ihn jedoch nicht finden. Vorsichtig wickelte ich mich aus der dicken Decke, die über mir lag, schnappte mir ein Shirt und warf es mir über.

„Aiden?“, rief ich leise. War er überhaupt noch hier?

Auf Samtpfoten trat ich aus meinem Schlafzimmer. Aiden stand am Fenster und sah hinaus.

„Hi“, sagte ich, als unsere Blicke sich trafen.

Schmerzlich sah er mich an. Er wollte so sehr verstehen, was das war, konnte ich jedoch selbst kaum eine Antwort darauf geben. Ich ging auf ihn zu. Aiden löste seine Hände aus seinen Taschen bis unsere Hände ineinander verschmolzen. Wir legten unsere Stirn aneinander. Ich schmeckte seinen köstlichen Atem auf meiner Zunge. Eine wohlige Wärme durchströmte mich. Ich hatte meinen Anker wieder.

„Sarah“, sagte er brüchig und ging ein Stück zurück. Unsere Hände noch immer zusammen.

„Wie geht es dir?“, wollte er wissen.

„Gut soweit“, erklärte ich kurz. Das stimmte auch. Im Moment ging es mir gut.

Aidens Mimik sagte mir das er mir nicht glauben konnte. Nicht nachdem was vor ein paar Stunden passiert war.

„Wirklich“, sagte ich mit Nachdruck. Auch mein Blick wurde jetzt ernst.

„Es tut mir so leid Sarah“, sagte er überraschenderweise. Ich verstand nicht ganz.

„Was“, hakte ich kopfschüttelnd nach. Meine Augen zogen sich eng aneinander.

Aiden löste seine Hände komplett von meinen und strich sich über die kurzen Haare.

„Sarah, wenn ich dich nicht so benutzt hätte. Es ist unverzeihlich“, mit mehr und mehr Worten entschuldigte er sich immer wieder bei mir.

„Warte“, sagte ich deutlich und stark es mir möglich war.

Aiden blieb stehen und fixierte mich. Ich schloss die Lücke zwischen uns.

„Du hast nichts falsch gemacht Aiden“, zärtlich nahm ich erneut seine Hand in meine.

„Bitte“, flehte ich ihn an. „Gebe dir nicht die Schuld für etwas wo du keinerlei Grund zu hast.“

Mir war klar, dass er sich nicht gerne etwas sagen ließ. Das zeigte mir auch sein Blick. Mit meiner freien Hand fasste ich in seinen Nacken und versuchte ihn zu mir runterzuziehen. Aiden hielt sich sichtlich zurück.

„Bitte Aiden“, flüsterte ich. Unsere Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt, küssten wir uns schließlich.

Diesmal war es jedoch anders. Es war, als würde Musik spielen als sich unsere Lippen trafen. Jeder von uns legte viel Zärtlichkeit in diesen Kuss. Ich hatte das Gefühl ihn fast verloren zu haben, doch konnte ich ihn so gerade noch zu mir zurückholen.

„Ich liebe dich“, sagte ich bei einer kurzen Unterbrechung. Aidens Mundwinkel zuckten.

„Und ich liebe dich“, erklärte er abschließend. Den Rest der Nacht bestand aus einem Austausch von vielen sanften Berührungen. Wir beide ließen den Sex an sich allerdings außen vor.

Aiden

Sie hatte meine Blumen entgegengenommen. Ich konnte es in ihrem Blick sehen, dass sie wusste, dass ich mich hiermit für mein Verhalten gestern entschuldigen wollte. Konnten wir es nicht einfach dabei belassen? Musste sie so verflucht dickköpfig sein das ich es aussprechen musste?

Ich versuchte einen finsteren Blick aufzusetzen, doch es half nicht. Sarah kannte mich und meine Maschen einfach schon zu gut. „Danke“, sagte sie leise und legte mir damit eine Steilvorlage. Mein Körper entschied für mich. Ich ging auf sie zu und begann sie zu küssen. Es war hart und grob. Die Verbitterung darin war förmlich zu schmecken.