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Szenen aus dem Leben von Adrian Plass. Er geht unter die Haut, ist ehrlich, komisch, ernsthaft und immer authentisch. Im Dialog mit den Lesern nimmt Plass das Leben - sein Leben - als Abenteuer mit allen Höhen und Tiefen unter die Lupe. Das persönlichste Buch des erfolgreichen Autors für seine große Fangemeinde.
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Seitenzahl: 382
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Adrian Plass
Im Nebel auf dem Wasser gehen
Aus dem Englischen
von Christian Rendel
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86506-729-6
© 2005 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
First published under the title „Jesus Tender, Safe and Extreme”
in Great Britain
Copyright © 2005 by Adrian Plass
Einbandgestaltung: Georg Design, Münster
Titelfoto: Getty Images/Image Bank
Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
www.brendow-verlag.de
WIDMUNG
Dieses Buch ist der Mutter meiner Frau, Kathleen Rosa Ormerod, gewidmet. Ihr Leben war ein Geschenk für andere. Alles, was sie dafür haben wollte, waren ein paar Blumen und die Liebe ihrer Familie und ihrer Freunde.
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Einleitung
Teil I: JESUS SICHER
Gedanken und Reflexionen über den sicheren Jesus
Kapitel 1: Sicher in der Liebe Jesu, sicher im Leib Christi
Kapitel 2: Freiheit, Sicherheit und der Wert der Wahrheit
Kapitel 3: Die Wahrheit sagen, Teil zwei
Meine Begegnungen mit dem sicheren Jesus
Schlaflähmung
Ein Zwanzig-Pfund-Schein
Reisesegen
Zurück ins Gleichgewicht
Hinter den leeren Blicken
Zuhause oder Festung?
Teil II: JESUS ZÄRTLICH
Gedanken und Reflexionen über den zärtlichen Jesus
Kapitel 4: Die Welt auf den Kopf stellen
Kapitel 5: Barmherzigkeit – Gottes Standardeinstellung
Meine Begegnungen mit dem zärtlichen Jesus
Ein anderer Ort
Was hältst du von dem, was ich mache?
Jesus in Tränen
Der dunkle Ort in der Tiefe
Geschlossene Wunden
Teil III: JESUS EXTREM
Gedanken und Reflexionen über den extremen Jesus
Kapitel 6: Mit Jesus an den äußersten Grenzen?
Kapitel 7: Auf festen Boden fallen
Kapitel 8: Mit Jesus ins Getümmel
Meine Begegnungen mit dem extremen Jesus
Angemessene Schritte
Was rede ich da?
Verpasste Gelegenheit
Empfangsstörungen
Den Schaden bezahlen
Strom der Herrlichkeit
Epilog: Offenbarung
Gebete für unterwegs
Es war ein seltsames, intensives Erlebnis, dieses Buch zu schreiben. Mit den Worten eines Gärtners ausgedrückt, war meine Absicht, einen ordentlichen kleinen Busch mit einigen sittsam verteilten Blüten und einem allgemeinen Erscheinungsbild würdevoller Symmetrie anzupflanzen. Doch das ging von Anfang an daneben. Die Wurzeln dieses Projekts gruben sich tiefer in die dunkle Erde, als ich je erwartet hatte, während Blätter, Zweige und Ranken unbezähmbar und wild in alle Richtungen wucherten und nach Licht suchten.
Das Licht ist Jesus. So viel zumindest war mir in jeder Phase des Schreibens klar. Ich wollte der Tatsache nachspüren, dass er letzte Sicherheit, Zärtlichkeit und eine unbändige Abenteuerlichkeit in mein Leben hineingebracht hat. Das habe ich, glaube ich, auch getan, und wie jeder gute Forscher bestätigen kann, ist der beste Ausgang jeder Expedition der, dass man nach Hause kommt. Wir fangen bei Jesus an, und wenn wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, werden wir gewiss auch bei ihm enden.
Ein Memoire ist dies sicherlich nicht. Wie Sie wissen, sind zeugnishafte Taschenbücher abgeschlossene Geschichten, meist den Lesern zuliebe so ordentlich und zusammenhängend wie möglich erzählt. Sie haben ihre Daseinsberechtigung, aber sie treffen nicht das Bedürfnis gewöhnlicher, beladener Christen, zu verstehen, dass sie Anteil an der Herrlichkeit des Wirkens Gottes in dieser Welt haben können, auch wenn ihr Glaube und ihre Gefühle unsortiert und unbeständig sind und es wohl auch bis zum Grabe bleiben werden. Nachdem ich kürzlich einige Wochen lang von zu Hause weg war, musste ich mich hinsetzen und fast zweihundert E-Mails aus allen Teilen der Welt beantworten. Die überwiegende Mehrzahl dieser Nachrichten kam von Leuten, die es schaffen, weiterzumachen, zu Christus zurückzukehren, zum ersten Mal zu Christus zu kommen oder einfach nur ein bisschen Licht am Ende des Tunnels zu sehen, weil Gott durch Berichte über persönliche Verwundbarkeit zu ihnen gesprochen hat. Das ist genau das, was ich mache. Das scheint mein Job zu sein. Ich bin kein Lehrer im orthodoxen Sinne. Ich bin kein Theologe. Ich bin kein Prediger. Ich könnte nicht predigen, wenn mein Leben davon abhinge. Ich darf lediglich ein Mann mit einem Besen sein, der den Unrat wegkehrt, der andere daran hindert, weiter hinein und weiter hinauf zu gehen, und meistens tue ich das, indem ich darüber rede, was Jesus in meinem Leben tut und nicht tut. Er ist sicher, er ist zärtlich und er ist extrem. Von solchen Dingen ist dieses Buch durchtränkt.
Ein einzigartiges Problem bei der Zusammenstellung dieses Buches, wenn es denn wirklich ein Problem war, ergab sich aus unserer unmittelbaren familiären Situation. Kurz bevor ich mit dem Schreiben beginnen wollte, wurde die Mutter meiner Frau mit der Diagnose einer aggressiven, unheilbaren Krebserkrankung aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht. Jeden Tag, wenn ich mich zum Arbeiten hinsetzte, hatte das Bewusstsein, dass sie sich in unserem umfunktionierten Esszimmer befand und litt, eine tiefgreifende Wirkung auf meine Gedanken und Gefühle. Alles in mir und besonders in meinem Glauben wurde gleichsam ausgegraben und bloßgelegt durch die unmittelbare Gegenwart eines Menschen, der bald herausfinden würde, was genau eigentlich hinter all diesen geistlichen Begriffen steckt, die uns so leicht über die Lippen gehen. Das machte mich entschlossen, bei allem, was ich sagte, Himmel und Erde unauflöslich zusammenzuhalten. Es gab mir den Willen, ohne Umschweife die schonungslose Wahrheit zu sagen. Eine Menge Wahrheit. Wahrheit über all die guten, schlechten, wunderbaren, blöden, furchtbaren, verwirrenden, enttäuschenden, herzerwärmenden Dinge, die passieren, wenn gewöhnliche Christen wie Sie und ich uns ernsthaft vornehmen, Jesus in der realen Welt nachzufolgen. Jedenfalls hatte ich kein Interesse daran, eine jener unerbittlich positiven Abhandlungen zu schreiben, in denen das Leben so, wie es wirklich gelebt wird, überhaupt nicht vorkommt. Das Ergebnis ist vielleicht weniger klar gegliedert, als ich es geplant hatte, aber dafür hoffentlich viel authentischer. Jesus ist nicht sicher am Montag, zärtlich am Dienstag und extrem am Mittwoch. Was täten wir auch sonst während der übrigen Woche?
Es gibt eine Menge Geschichten auf diesen Seiten. Nach meiner Erfahrung lernen die Leute aus Geschichten über das, was tatsächlich passiert, viel mehr über dieses merkwürdige Unternehmen namens „Jesus nachfolgen”, als sie je aus der Theorie lernen könnten. Damit versuche ich, wenn auch unzulänglich, dem Beispiel Jesu zu folgen. Die Berichte aus meinem eigenen Leben mit ihm, die ich hier aufgezeichnet habe, handeln nicht nur von dem, was mir passiert, sondern von dem, was uns passiert. Mal machen wir Dinge falsch, mal richtig. Mal lernen wir schnell, mal sehr langsam. Mal schöpfen wir großen Mut, mal versinken wir in dem tiefsten Sumpf, den es geben kann. Mal scheint Gott weit weg, mal scheint er mit seiner ganzen Herrlichkeit anwesend zu sein. Mal löst der Nebel sich auf, mal bildet er sich. Mal glauben wir von ganzem Herzen, mal zweifeln wir an allem. Mal bringt er uns zum Lachen, mal zum Weinen. Mal fordert er uns zu unserem Schrecken auf, Leute in der Schlange im Supermarkt anzusprechen, mal weist er uns zu unserer Enttäuschung an, in einem Dorfcaf den Mund zu halten. Mal spendiert er uns kleine Belohnungen, mal weist er uns streng zurecht. In den schlimmsten Momenten flüstert er uns liebevolle Worte zu. Das sind nur einige der Dinge, die das Herzblut des Lebens mit Jesus ausmachen. Ich wünsche mir, dass meine Leser beruhigt und getröstet, herausgefordert und aufgeschreckt, belehrt und aufgewühlt, überführt und belustigt und aufgeregt werden durch die breite, handfeste Wirklichkeit dessen, was Christen passiert, die mit ihrem Meister zu leben versuchen – nicht durch das, was ihnen angeblich passieren soll.
Die längeren Abschnitte dieses Buches verbinden Erfahrungen und Gedanken über jene christlichen Themen, die mir heute, an der Schwelle meines zwanzigsten Jahres als einer, der über Jesus redet und schreibt, immer wichtiger erscheinen. In gewissem Sinne verschwende ich wahrscheinlich meine Zeit, denn ich bin wie einer, der durch ein Labyrinth läuft und immer wieder zu dessen Mittelpunkt zurückkehrt. Jeder Weg, den ich je in meinem Denken und Schreiben eingeschlagen habe, scheint mich zurück zu einem Ort zu führen, an dem ich daran erinnert werde, dass die totale Hingabe an Jesus der einzige Weg ist, um wahrhaft sicher und wirklich brauchbar zu sein. Habe ich das geschafft? Nein, habe ich nicht, aber ich möchte gern, und ich versuche es weiter.
Am Ende jedes Abschnitts finden Sie verbale Schnappschüsse von Meilensteinen und Ereignissen aus meinem Leben mit Jesus. Sie sind im Präsens geschrieben und berichten von Dingen, die wirklich passiert sind. Sie sind wahr. Manche stammen aus der Vergangenheit, während andere, wie Sie sehen werden, passierten, während ich mitten in der Arbeit an diesem Buch steckte. Unter diesen Schnappschüssen werden Sie vom Jubel bis zur Verzweiflung, vom inneren Frieden bis zur Panik, vom Gehorsam bis zur Rebellion, vom Humor bis zur Tragik alles finden. Bitte begleiten Sie mich durch diese Momente und denken Sie dabei an die Geschichte Ihrer eigenen Reise mit dem Sohn Gottes. Wir sitzen alle im selben Boot, und ich weiß, dass manchmal ziemlich heftige Stürme aufkommen, aber das ist in Ordnung so. Der, der die Macht hat, die Stürme zu beruhigen, ist immer noch bei uns und wird es immer sein.
Am Ende des Buches habe ich einen Abschnitt mit Gebeten angefügt. Sprechen Sie sie mit mir, wenn Sie meinen, dass sie Ihnen auf Ihrem Weg weiterhelfen können.
Sicher, zärtlich und extrem. Das sind die Aspekte an Jesus, die mir schon immer lieb waren. Ich hoffe und bete, dass Sie diese Eigenschaften an ihm entdecken, während Sie sich Ihren Weg durch das verworrene Gestrüpp bahnen, das ich Ihnen hier zumute. Gott segne Sie, alle, die Sie lieben, und natürlich jeden Einzelnen Ihrer Feinde.
Kapitel 1
In diesem Moment, während ich schreibe, liegt im Zimmer am Ende des Flurs gegenüber von meinem Arbeitszimmer jemand im Sterben.
Kathleen Rosa Ormerod ist die Mutter meiner Frau und meine gute Freundin. Sie ist achtundachtzig Jahre alt und leidet unheilbar an Krebs. Vor drei Wochen, eine Woche vor Weihnachten, haben wir entschieden, Kathleen aus dem Krankenhaus zu holen, damit sie ihre letzten Tage, Wochen oder Monate bei uns zu Hause verbringt. Sie ist ans Bett gefesselt– und was für ein Bett! Eines von diesen elektrisch gesteuerten Spezialbetten, denen man sogar zutrauen würde, einen Purzelbaum rückwärts zu schlagen, wenn man nur in der richtigen Reihenfolge auf die unzähligen Knöpfe drückt. Dieses Superbett steht in dem Zimmer, das bisher als unser Esszimmer fungierte.
Wir möchten gerne, dass sie dort einen Platz zum Wohnen hat, nicht nur das Äquivalent eines Krankenhauszimmers. Zum Glück ist das Zimmer hervorragend dafür geeignet -hell, gemütlich und abgeschlossen, erweckt es dennoch den Eindruck, mit dem Rest der Welt verbunden zu sein. Für diese Wirkung sind die Fenster und die Glastüren verantwortlich. Es gibt drei Fenster, zwei große, die auf den Bereich an der Vorderseite des Hauses hinausblicken, und ein kleineres mit Blick nach hinten in den Garten. Dazu gibt es zwei Türen mit Glaseinsatz, eine direkt vor ihr, die ihr den Blick in den Flur und auf die Treppe ermöglicht, und die andere schräg rechts von ihr mit Blick in die Küche, wo sich bei uns zu Hause schon immer alles wirklich Wichtige abgespielt hat– Reden, Essen, Zusammensitzen, all diese wesentlichen Dinge. Somit steckt sie genau in der Mitte unserer Familienaktivitäten. Sie kann sehen, wie die Leute kommen und gehen, von einem Zimmer ins andere wandern, in der Küche arbeiten und die Treppe hinauf- und hinuntersteigen. Ihr Zimmer ist ein Meer von Blumen, geschickt oder abgegeben von Freunden und Verwandten, die wissen, wie sehr Bridgets Mutter schon immer alles geliebt hat, was wächst. So stoisch sie alles nimmt, eine Sache, die Kathleen sehr traurig macht, ist, dass sie dieses Frühjahr nicht die Blumen im Garten ihres eigenen Hauses wachsen sehen kann. Was für ein trauriges Gefühl muss es sein, zu wissen, dass man wahrscheinlich seinen letzten Frühling erlebt hat.
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