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Der erste praktische Ratgeber zum System der Jahreszeiten nach der TCM
Der Jahresverlauf wird hier als großer Biorhythmus verstanden. Um die körperliche und seelische Gesundheit zu bewahren, ist es wichtig, diesem Rhythmus Rechnung zu tragen. Die Traditionelle Chinesische Medizin ordnet jeder Jahreszeit eine besondere Energie und bestimmte Organsysteme zu. Mit der Jahreszeit angemessener Ernährung, den richtigen Verhaltensweisen, Übungen und Massagen können Sie Ihre innere Harmonie aufrechterhalten oder wiederherstellen. Auf diese Weise können Sie Krankheiten vorbeugen und bereits vorhandene Beschwerden lindern. Anhand zahlreicher Beispiele und Fallgeschichten werden die Umsetzung und das Verständnis besonders leicht gemacht.
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Seitenzahl: 224
Für meine Eltern, Long Renqing () und Ye Guihua (), die mich lehrten, das Leben in all seinen Formen zu lieben. Für meinen Onkel, Dr. Ye Chengxu (), der mir die Tür zu den Geheimnissen der Traditionellen Chinesischen Medizin öffnete. Und natürlich nicht zuletzt für meinen Mann, ohne den dieses Buch nicht entstanden wäre.
Fei Long
Im RhythmusderJahreszeiten
Gesund durchs Jahr mit dem traditionellen Wissender chinesischen Heilkunst
Vorwort
Kleine Geheimnisse zur Vorbereitung
Das Wesen der TCM für den Alltag
Zu diesem Buch
Die fünf Elemente
Die fünf Zang- und die fünf Fu-Organe
Das Qi und die Meridiane
Die fünf Jahreszeiten
Die Kraft des Frühlings
Corinnas Frühling
Der Frühling und die Leber
Ein tieferer Blick auf Corinnas Probleme
Die gegenteilige Störung: wenn das Holz verbrennt
Überprüfen Sie sich selbst!
So bleiben Sie gesund!
Die Kraft des Sommers
Andreas’ Sommer
Der Sommer und das Herz
Ein tieferer Blick auf Andreas’ Probleme
Die gegenteilige Störung: wenn das Yang-Qi überfließt
Überprüfen Sie sich selbst!
So bleiben Sie gesund!
Die Kraft des Spätsommers
Julias Spätsommer
Der Spätsommer und die Milz
Ein tieferer Blick auf Julias Probleme
Die gegenteilige Störung: warme Feuchtigkeit in der Milz
Überprüfen Sie sich selbst!
So bleiben Sie gesund!
Die Kraft des Herbstes
Hermines Herbst
Der Herbst und die Lunge
Ein tieferer Blick auf Hermines Probleme
Die gegenteilige Störung: Das Lungen-Qi übertreibt
Überprüfen Sie sich selbst!
So bleiben Sie gesund!
Die Kraft des Winters
Roberts Winter
Der Winter und die Niere
Ein tieferer Blick auf Roberts Probleme
Die gegenteilige Störung: Yin-Mangel in der Niere
Überprüfen Sie sich selbst!
So bleiben Sie gesund!
Zum Abschluss:harmonisch durch die Jahreszeiten
Literaturhinweise
Glossar
Rezeptregister
Sachregister
Impressum
Als ich sieben Jahre alt war, kam ich zum ersten Mal mit den Vorstellungen der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM, in Kontakt. Onkel Wang, der Mann meiner jüngsten Tante, war gestorben – mit gerade einmal 45 Jahren! Meine Verwandten betrauerten ihn sehr, denn er war immer ein freundlicher und hilfsbereiter Mensch gewesen. Meine Mutter trocknete ihre Tränen, seufzte und sagte leise: »Wut schadet der Leber, und Trauer schadet den Lungen. Onkel Wang ist an Trauer gestorben.«
Ihre Worte verwirrten mich. Denn so klein ich war, so wusste ich doch, dass Onkel Wang an Lungenkrebs gestorben war. Was hatte Trauer damit zu tun? Nun, es stimmte jedenfalls, dass er trotz seiner Freundlichkeit ein sehr trauriger Mensch gewesen war. Seine Ehe mit meiner Tante war ein Alptraum gewesen. Außerdem war sein größter Wunsch, Vater zu sein, nicht erfüllt worden. Das Ehepaar hatte keine Kinder bekommen... Doch wie konnte Trauer einen Menschen umbringen? Es ist doch nur ein Gefühl! Diese Gedanken ließen mich nicht mehr los, und ich begann, mich für die Geheimnisse der TCM zu interessieren.
Das Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin kann alle Lebensbereiche positiv beeinflussen.
Damals arbeitete ein anderer Onkel, der älteste Bruder meiner Mutter, als Chefarzt im Hauptkrankenhaus unseres Bezirks. Er wohnte praktisch neben uns, nur etwa 200 Meter entfernt. Die Leute in unserem Dorf sprachen gern mit ihm über ihre gesundheitlichen Probleme und Sorgen. Sie gingen einfach am Abend oder am Wochenende zu seinem Haus. Mein Onkel war immer bereit, anderen zu helfen. Deswegen war sein Zuhause ein beliebter Treffpunkt. Auch ich ging gern zu ihm, um zuzuhören und zuzuschauen, wenn er die Leute behandelte. Für ein Kind war sein Gerede über »Qi«, »fünf Elemente« und dergleichen sehr geheimnisvoll und unverständlich. Aber es interessierte mich zugleich sehr.
Als ich älter wurde, begann ich ihn allmählich besser zu verstehen. Er hatte stets all meine Fragen geduldig beantwortet und mir eine Vorstellung von den Prinzipien der alten chinesischen Medizin gegeben. »Qi« und »Elemente« waren keine geheimnisvollen Worte mehr für mich. Ich verstand mittlerweile das Konzept, nach dem der Mensch ein Teil des Universums ist und daher in enger Verbindung mit seiner Umwelt steht. Ich begriff, dass alles, Innerliches wie Äußerliches, im menschlichen Körper zusammenwirkt: Organe, Emotionen, Temperament, Ernährung, Bewegung, Jahreszeiten und so fort. All dies muss miteinander in Harmonie stehen, um ein körperliches und seelisches Wohlbefinden zu erreichen oder zu erhalten.
In einem natürlichen Rhythmus zu leben, hält uns gesund. Die Jahreszeiten geben ihn optimal vor.
Von genau diesen Zusammenhängen möchte ich Ihnen in diesem Buch erzählen und Sie einladen, Ihr Leben nach dem uralten Rhythmus der Jahreszeiten im Sinne der TCM auszurichten. Lassen Sie mich dazu zuerst ein wenig von mir selbst und meinem Weg auf diesem Gebiet erzählen.
Abb. 1:Viele Chinesen praktizieren alltäglich auf den Straßen und in Parks uralte Gesundheitsübungen.
2003 zog ich nach Kanton, einer großen Stadt in Südchina, um meine erste Arbeitsstelle anzutreten. In den folgenden sechs Jahren lernte ich die Kultur und den Lebensstil in Kanton kennen und lieben. In dieser subtropischen Provinz ist vieles einzigartig. Essen und Unterhaltung spielen im Alltag eine große Rolle.
Zwei Jahre lang wohnte ich bei einer alten Frau, die allein in einer kleinen Wohnung lebte, nachdem ihr Mann verstorben war. Sie kochte sehr gern und lud mich häufig zum Essen ein. Ihre Kochkunst faszinierte mich: Jeden Tag kochte sie eine andere Suppe als Vorspeise. Ich weiß nicht genau, wie viele Rezepte sie kannte, aber sie erklärte mir immer die Zutaten und die Wirkung der Speisen.
Beides war nicht beliebig. Für jede Jahreszeit hatte sie einen Satz von Rezepten. Sie erklärte mir: »Unser Körper braucht verschiedene Nahrung in den verschiedenen Zeiten, da das Qi der Natur sich unentwegt wandelt. Die Funktion unserer Organe hängt mit den wechselnden Jahreszeiten zusammen, und das Qi des menschlichen Körpers sollte im Einklang mit dem Qi der Natur stehen. Wenn wir darauf achten, können wir einen harmonischen Zustand erreichen.«
Sehr viele Menschen, auch in China, wissen nur sehr wenig von den komplexen Zusammenhängen des Lebens.
Ich zweifelte nie an dem, was sie sagte. Denn ganz sicher hatte sie die Harmonie in ihrem Leben erreicht. Eine solch ruhige, gutmütige und gesunde alte Frau sieht man nur selten. Sie war weder reich noch in einer Karriere erfolgreich, aber sie war vollkommen zufrieden. Mit ihren Freunden sang sie im Park Kanton-Oper oder sie übte Tai Chi und Qi Gong. Ihr Leben war bunt und erfüllt. Sie ist heute über 90 und noch genauso weise und lebendig wie vor zehn Jahren.
Inzwischen habe ich viele Bücher über die alte chinesische Medizin gelesen, und vor einigen Jahren konnte ich endlich die Guangzhou Medical School besuchen. Dort habe ich die Grundkenntnisse systematisch studiert und danach in einer Klinik für TCM, der Jianqiang Medical Clinic, gearbeitet.
Dabei bin ich vielen Patienten begegnet. Ich war erstaunt, dass so viele Leute so wenig von der Verbindung zwischen Mensch und Natur verstehen – obwohl das ein wichtiger Teil der chinesischen Kultur ist. Manche suchten die Klinik auf, weil westliche Medikamente nicht gewirkt hatten und sie nun auf eine »Wunderkur« hofften. Die gab es natürlich auch dort nicht. Doch die meisten Patienten waren sehr überrascht, dass wir aus ihren Symptomen so viel über ihre Gewohnheiten, ihre Beziehung, ihre Arbeit, ihre Ernährung und ihre Gefühle ableiten konnten. All diese Dinge wurden dann bei der Behandlung berücksichtigt, und ab und zu gab es tatsächlich ein Wunder. Auf jeden Fall konnte den meisten Patienten besser geholfen werden als mit Methoden, die die Zusammenhänge nicht berücksichtigen, sondern die Menschen wie eine Maschine reparieren wollen.
Das moderne Leben ist auch in China sehr stressig. Die Menschen arbeiten zu viel und erholen sich zu wenig. Die Menschen, die in den Parks Tai Chi und Qi Gong üben, sind meistens alt. Die Jüngeren wollen lieber um jeden Preis Karriere machen und meinen, dass sie für so etwas keine Zeit haben. Der Chef akzeptiert keine Entschuldigungen, und sie sind ja jung – deshalb ignorieren sie kleine Beschwerden einfach. Langsam werden dann aus kleinen Beschwerden größere Probleme. Dann ist es manchmal schon so weit, dass nur noch drastische Maßnahmen, starke Medikamente oder Operationen helfen können. Wenn die Harmonie aus dem Leben verbannt wird, wird man nicht nur körperlich, sondern auch seelisch krank. Und all das, was ich eben beschrieb, gilt für Europa natürlich genauso.
Es lohnt sehr, sich mit den ganzheitlichen Sichtweisen auf die eigene Gesundheit zu befassen, so wie es Ihnen dieses Buch nahebringen will.
Wenn man darauf achtet, im Einklang mit der Umwelt zu leben, kann man viele Probleme vermeiden. Das ist es auch, was Ihnen dieses Buch vermitteln will: wie Sie Probleme vermeiden und ihnen vorbeugen können. Ich möchte Ihnen dabei helfen, mehr Harmonie in Ihr Leben zu bringen, damit Sie Ihre Gesundheit erhalten oder schneller gesund werden, damit Sie lange und zufrieden leben.
Der Wechsel zwischen Yin und Yang durch die vier Jahreszeiten
ist die Grundlage des Wachstums und Wohlergehens aller Lebewesen.
Daher stärkt der Weise sein Yang-Qi im Frühling und Sommer,
sein Yin-Qi im Herbst und Winter, um im Einklang mit
den grundlegenden Gesetzen der Natur zu leben.
So entwickelt er sich in Harmonie, wie die Natur.
Aus »Die Medizin des Gelben Kaisers« von Huang Di
Abb. 2
Allein über die Grundkenntnisse der Traditionellen Chinesischen Medizin kann man ein dickes Buch schreiben. Und es gibt ja auch schon viele gute, dicke Bücher. Doch sogar ein gelernter und geübter Praktiker wird nicht behaupten, alles zu wissen und zu verstehen. Das System ist – wie unser menschlicher Körper und allgemein die Natur – sehr komplex. Deswegen möchte ich in diesem Buch gar nicht erst versuchen, Ihnen die komplette Theorie zu vermitteln. Uns soll es eher um die gelebte Praxis und den gesunden Alltag gehen. Ein paar Konzepte muss und möchte ich Ihnen dabei natürlich vorstellen, damit Sie eine Idee davon bekommen, wie die TCM das »große Bild«, nämlich die Prinzipien der Natur, und das »kleine Bild«, nämlich den menschlichen Körper, betrachtet.
Man neigt dazu, Schulmedizin und alternative Heilkunde, zu der man in Europa auch die TCM zählt, als Gegensätze zu betrachten. Aber in Wirklichkeit widersprechen sie sich in der Regel überhaupt nicht. Es wird sehr viel Negatives über radikale Behandlungsmethoden wie Operationen oder Antibiotika gesagt und von der Unmenschlichkeit der Apparatemedizin gesprochen. Auf der anderen Seite stehen manche Wissenschaftler auf dem Standpunkt, dass die Effekte der Naturheilkunde nicht zu beweisen und deshalb nur Scharlatanerie wären. Es kommt aber immer auf die an, die die Methoden anwenden.
Meiner Meinung nach gibt es keine schlechte Heilkunde, sondern nur neben den guten auch einige schlechte Ärzte und Praktiker.
TCM hat in China vielen Menschen das Leben gerettet und in schweren Zeiten große Teile des Volkes versorgt, die keinen Zugang zu modernen Kliniken hatten. Aber wie jedes medizinische System hat auch sie ihre Beschränkungen. Wenn man beispielsweise unter einem akuten Herzinfarkt leidet, muss man so schnell wie möglich ins Krankenhaus und mit moderner westlicher Medizin behandelt werden – alles andere wäre verantwortungslos.
TCM hingegen leitet Sie an, mit mehr Aufmerksamkeit zu leben, sodass Sie erst gar keinen Herzinfarkt erleiden. Oder sie hilft Ihnen nach einem Herzinfarkt, Ihre Gesundheit wieder vernünftig aufzubauen. Es gibt viel Anlässe, wo der Schulmediziner sagt: »Es tut mir leid, aber Sie müssen mit Ihren Beschwerden leben.« Oder: »Die Nebenwirkungen sind zwar stark, anders geht es aber leider nicht.« Ein TCM-Praktiker kann Ihnen aber oftmals auch in solchen Fällen helfen, Ihre Probleme zu lösen.
Misstrauen und Vorurteile der sogenannten alternativen oder der Schulmedizin gegenüber sagen nichts über die Vorteile beider.
Dieser Schluss scheint mir angebracht: Schulmedizin und TCM ergänzen sich gegenseitig. Heutzutage haben die meisten TCM-Praktiker (zumindest in China, aber häufig ebenso im Westen) auch eine Ausbildung in westlicher Schulmedizin. So können sie sehr gut entscheiden, was für eine Therapie ein Patient braucht. Wir fokussieren uns hier in diesem Buch auf die enormen Vorteile, die uns die TCM in ihrer alltagspraktischen Anwendung schenken kann.
Abb. 3:Die TCM-Experten bereiten die Heilmittel für ihre Patienten oft selbst zu.
Es geht in diesem Buch um »den Rhythmus der Jahreszeiten«. Laut der TCM wird der Sommer in zwei Jahreszeiten, Sommer und Spätsommer, unterteilt. Daher haben wir fünf Jahreszeiten. Jede davon wird hier, nach einer Einführung in die TCM in diesem ersten Kapitel, separat präsentiert. Jedes der fünf umfassenden Jahreszeitenkapitel ist in der gleichen Weise aufgebaut und besteht aus folgenden Teilen: Fallbeispiel, Analyse der Beschwerden und praktischer Teil zur Auflösung der Beschwerden und der optimalen Unterstützung des Körpers in dieser Jahreszeit.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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