Imkern lernen für Anfänger - Von der Bienenhaltung bis zum Honig - Sabine Graß - E-Book

Imkern lernen für Anfänger - Von der Bienenhaltung bis zum Honig E-Book

Sabine Graß

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Beschreibung

Hallo Naturfreund! Was reizt Sie an der Imkerei? Ist es die Aussicht, eigenen Honig herzustellen und das leckere Naturprodukt jeden Morgen frisch auf dem Frühstückstisch zu haben? Oder ist es die Faszination für den Organismus ,,Biene'', der sich als Meisterleistung der Evolution auszeichnet? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem. Wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, haben Sie eine spannende Reise vor sich! Vielleicht summen schon die ersten Bienen in Ihrem Garten und fliegen vom Bienenstock aus, um reichlich Honig einzusammeln. Vielleicht spielen Sie aber auch erst mit dem Gedanken, sich eventuell ein Volk anzuschaffen. Dieses Buch liefert Ihnen ein solides Grundwissen rund um die Imkerei und die dort anfallenden Aufgaben, rund um die Honiggewinnung und Verarbeitung und letztendlich natürlich auch rund um die Honigbiene. Was ist die Biene, welche sozialen Strukturen herrschen in einem Bienenvolk und wie können Sie als Mensch in diese Strukturen eingreifen, um eine reichliche Honigernte zu bekommen? All diese und noch viele weitere Fragen werden Sie am Ende dieses Buches sicher beantworten können.

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INHALT

Einleitung

Bienen für Anfänger

Die Biene

Die Biene aus zoologischer Sicht

Klassifizierung der Bienen

Biologie der Honigbiene

Verwandtschaftsverhältnisse

Mimikry der Schwebefliegen

Wespentaille

Apiformes – die Bienen

Die Honigbienen

Anatomie – Der Körperbau der Honigbiene

Äußere Anatomie: Körperhülle, Flügel und Beinchen

Bienenwesen

Das Caput der Honigbiene – Kopf

Der Thorax der Honigbiene – Brust

Das Abdomen der Honigbiene – Hinterleib

Physiologie der Honigbiene

Nahrungsaufnahme und Verdauung

Reine Vegetarier?

Die Honigblase

Das Hormonsystem

Exokrine Drüsen – Giftdrüsen, Duftdrüsen und Wachsdrüsen

Hormone und Pheromone – ein streng abgestimmtes System

Kot- und Urinabsatz der Bienen

Der Fettkörper

Das Tracheensystem für die Atmung

Sinnesorgane der Honigbiene

Kommunikation und Verhalten

Der Bien

Pheromone

Trophallaxis – das soziale Füttern

Wabenbau

Sterzeln

Schwänzeltanz – die Tanzsprache der Bienen

Die Brut

Erweiterung und Teilung des Volkes

Das Schwärmen – Auszug in ein neues Zuhause

Die Umweiselung – Geburt einer neuen Königin

Nachschaffung – Der Verlust der Königin

Die Tracht – Die Nahrungsgrundlage des Biens

Aufbautracht / Entwicklungstracht

Frühtracht

Frühsommertracht

Sommertracht

Spättracht

Honigtautracht

Jobvergabe im Bienenstaat

Putzbienen

Ammenbienen

Baubienen

Honigmacherinnen

Wächterin

Sammelbienen

Spurbiene

Winterbienen

Die Königin

Drohn

Das Nest

Die Metamorphose der Biene

Das Schwärmen

Schwarmstimmung

Der Auszug

Bildung eines neuen Volkes

Was passiert im Altvolk?

Wie beginnen?

Bevor es losgeht

Wann lässt es sich am besten starten?

Vorbereitung

Die Beuten

Der Standort

Bienentransport

Ein Gesundheitszeugnis anfordern – der nötige Papierkram

Der Imker

Was habe ich als Imker zu tun?

Brutraum und Honigraum

Kontrollierte Vermehrung

Die Hygiene fördern: Wabenhygiene

Fütterung

Hobby – oder Beruf?

Die Imkerausrüstung

Magazinbeute

Die Rähmchen

Die Mittelwand

Der Imkeranzug

Kleidung für die Honigverarbeitung

Smoker

Smoker-Alternative: der Zerstäuber

Wabenbock

Stockmeißel

Bienenbesen

Wasser

Das Bienenvolk im Jahresverlauf

Vorfrühling

Frühling

Frühsommer

Hochsommer

Spätsommer

Frühherbst

Herbst und Winter

Es wird ernst – Arbeiten an Ihrem Bienenvolk

Raummanagement

Das Bienenvolk vermehren

Brutableger

Kunstschwarm

Aufteilung in Flugling und Fegling

Zusetzen der Königin

Geplante Umweiselung

Umhängen von Waben

Das Füttern Ihrer Bienen

Wintereinfütterung

Notfütterung

Kontrolle Ihrer Honigbienen

Gemüll

Die Frühjahrsdurchsicht

Schwarmkontrollen

Gründliche Herbstdurchsicht

Winterkontrollen

Dokumentation Ihrer Arbeit

Stockkarte

Honigbuch

Bestandsbuch

Die Bienenwaben und das Wachs

Alte Waben erkennen und ersetzen

Wachs

Wachs selbst einschmelzen

Wachs klären

Kerzenwachs herstellen

Das Einmaleins der Hygiene

Reinigen und Lagern Ihrer Gerätschaften

Der eigene Arbeitsraum

Medizinische Betrachtung

Varroamilbe – Varroa destructor

Dreiteiliges integriertes Behandlungskonzept

Ableger mit Milchsäure behandeln

Amerikanische Faulbrut

Der Honig

Honig – Was genau ist das?

Inhaltsstoffe des Honigs

Honigarten

Honigsorten und Sortenhonig – Wo liegt hier der Unterschied?

Honigquelle – Nektar

Honigquelle – Honigtau

Pollen sammeln

Trachtpflanzen

Honig – Was die Biene tut

Honig – Was der Imker tut

Wabenentnahme

Entdeckeln

Schleudern

Absieben und Abseihen

Abschäumen

Kristallisation

Rühren

Impfen von Sommertrachthonigen

Abfüllen

Und nun – ab an den Bienenstock!

Verzeichnis der Fachbegriffe

Einleitung

Hallo Naturfreund!

Was reizt Sie an der Imkerei? Ist es die Aussicht, eigenen Honig herzustellen und das leckere Naturprodukt jeden Morgen frisch auf dem Frühstückstisch zu haben? Oder ist es die Faszination für den Organismus „Biene“, der sich als Meisterleistung der Evolution auszeichnet? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem.

Wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, haben Sie eine spannende Reise vor sich! Vielleicht summen schon die ersten Bienen in Ihrem Garten und fliegen vom Bienenstock aus, um reichlich Honig einzusammeln. Vielleicht spielen Sie aber auch erst mit dem Gedanken, sich eventuell ein Volk anzuschaffen.

Dieses Buch liefert Ihnen ein solides Grundwissen rund um die Imkerei und die dort anfallenden Aufgaben, rund um die Honiggewinnung und Verarbeitung und letztendlich natürlich auch rund um die Honigbiene.

Was ist die Biene, welche sozialen Strukturen herrschen in einem Bienenvolk und wie können Sie als Mensch in diese Strukturen eingreifen, um eine reichliche Honigernte zu bekommen? All diese und noch viele weitere Fragen werden Sie am Ende dieses Buches sicher beantworten können.

Bienen für Anfänger

Wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, haben Sie den ersten Schritt zu Ihrer erfolgreichen Imkerkarriere bereits gemeistert. In diesem ersten Kapitel erfahren Sie alles, was sie rund um das Imkern

wissen sollten, bevor Sie sich ein eigenes Volk zulegen. Zuerst wird auf die Biene eingegangen und welche Besonderheiten diese Gattung aufweist. Als Nächstes werden die Fähigkeiten und Eigenschaften erläutert, die ein Imker mitbringen und erlernen sollte, und zuletzt wird die Ausrüstung vorgestellt, die Sie sich anschaffen sollten. Dieses Kapitel versorgt Sie also mit allerhand theoretischem Wissen und Hintergrundinformationen über Bienen, Imkern, die Bienengesundheit und auch die Bedeutung der Biene für eine gesunde Umwelt.

DIE BIENE

Bis zum heutigen Zeitpunkt sind über 500 Bienenarten bekannt, die allein in Deutschland als einheimisch gelten. Die Honigbiene ist nur eine von vielen, aber diejenige, die uns den so leckeren Honig beschert. Dieses Kapitel dreht sich einzig und allein rundum die Honigbiene. Sie lernen, was die Honigbiene von den anderen Bienenarten unterscheidet und zu etwas ganz Besonderem macht – und warum genau sie deshalb für die Imkerei so bedeutend ist.

Die Biene aus zoologischer Sicht

Die Zoologie ist die Lehre des Tierreiches und innerhalb dieser Lehre werden alle tierischen Lebewesen, die auf der Erde wandeln, in einem System klassifiziert. So gibt es beispielsweise die Unterscheidung in verschiedene Klassen, wie Insekten, Säugetiere, Fische und Reptilien. Die Biene gehört hierbei zur Klasse der Insekten. Innerhalb dieser Klasse ordnet sich die Honigbiene in die Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) ein. Die Bienen bilden innerhalb dieser Ordnung nun mehrere Familien, unter anderem die Familie der echten Bienen (Apidae), zu der auch die Honigbiene mit dem lateinischen Fachbegriff Apis mellifera gehört. Insgesamt gibt es weltweit etwa 12.000 verschiedene Bienenfamilien.

Was die Honigbiene Apis mellifera nun am meisten von den anderen Bienenfamilien unterscheidet, ist das gemeinsame Überwintern als Volk. Dies gibt es, zumindest bei den in Deutschland heimischen Bienenfamilien, nur bei den Honigbienen. Sie schließen sich also zu einem Volk zusammen, das über den Sommer hinweg einen Wintervorrat an Honig anlegt, mit dem sie sich und vor allem ihre Königin gesund und wohlgenährt über den Winter bringen.

Klassifizierung der Bienen

- Reich: Metazoa – vielzellige Tiere

o Stamm: Eumetazoa – Gewebetiere

■ Stammgruppe: Protostomia – Urmünder

• Überstamm: Ecdysozoa – Häutungstiere

o Stamm: Arthropoda – Gliederfüßer

■ Unterstamm: Hexapoda – Sechsfüßer

• Klasse: Insecta – Insekten

o Unterklasse: Pterygota – Fluginsekten

■ Überordnung: Neoptera – Neu-flügler

- Ordnung: Hymenoptera – Hautflügler

o Überfamilie: Apoidea

■ Apiformes – Bienen

• Familie: Apidae

o Unterfamilie: Apinae

■ Gattung: Apis mellifera – Westliche Honigbiene

BIOLOGIE DER HONIGBIENE

Damit Sie die Biene richtig verstehen und auf ihre Bedürfnisse eingehen können, ist es sinnvoll, sich zuerst einmal mit den Gegebenheiten dieses Tieres zu beschäftigen und sie etwas näher kennenzulernen. In diesem Unterkapitel wird auf die Biologie der Honigbiene eingegangen. Sie werden erfahren, welche anatomischen und physiologischen Besonderheiten die Biene auszeichnen und wie die einzelnen Bienen eines Bienenstockes untereinander kommunizieren.

Verwandtschaftsverhältnisse

Der größte Unterschied zwischen der Honigbiene Apis mellifera und den anderen Bienenarten liegt dabei in ihrer Lebensart und dem gemeinsamen Überwintern in einem Bienenstock. Rein äußerlich unterscheiden sich die Bienenarten nur geringfügig voneinander. Sie alle stammen also von einer ursprünglichen „Ur-Biene“ ab.

Bienen sind zugehörig zum Stamm der Gliederfüßer (Arthropoda). Als solche haben sie Beine, die in unterschiedliche Segmente gegliedert sind. Andere Arthropoden sind beispielsweise Skorpione, Spinnen und Krebstiere. Außerdem zeigt der Körper der Honigbiene zwei deutliche Einschnürungen. Daraus ergibt sich eine dreigeteilte Gliederung des erwachsenen Insektenkörpers (auch als Imago bezeichnet) in Kopf, Brust und Hinterleib. Diese Einschnürungen kennzeichnen die Biene als zugehörig zur Klasse der Kerbtiere (Insekten). Innerhalb dieser Klasse gehören die Bienen zu den Hautflüglern (den Hymenoptera). Hierunter fallen Bienen, Ameisen, Wespen und andere Insekten mit durchscheinenden Flügeln. Diese durchscheinenden Flügel, von denen alle Hymenoptera zwei Paar besitzen, sind das Kennzeichen dieser Ordnung.

Die Ordnung Hymenoptera lässt sich weiter unterteilen in die Pflanzenwespen und die Taillenwespen. Zur letzten Gruppe gehören auch die Bienen. Innerhalb der Gruppe der Taillenwespen lässt sich die Honigbiene den Stechimmen zuordnen und bildet hier die eigene Überfamilie Apoidea. Innerhalb der Apoidea entwickeln sich mehrere Gattungen – unter anderem auch die Gattung der Honigbiene Apis mellifera.

Mimikry der Schwebefliegen

Bienen gelten als nützlich und zugleich gefährlich, da sie mit ihrem Stachel Gift absondern, das zwar für die wenigsten Säugetiere tödlich ist, aber zumeist mindestens als sehr schmerzhaft empfunden wird. Diesen gesunden Respekt machen sich einige andere Insekten zunutze, indem sie sich äußerlich dem Aussehen der gefährlicheren Insekten anpassen. Dieses Phänomen wird als Mimikry bezeichnet und das beste Beispiel ist die Schwebefliege. Diese weist einen gelb-braun oder gelbschwarz gestreiften Hinterleib auf und imitiert damit die Biene. Lassen Sie sich hiervon nicht täuschen. Die Schwebefliege ist harmlos – und nutzlos zur Honiggewinnung.

Wespentaille

Die Bienen gehören zu den Taillenwespen und sind durch eine deutliche Einschnürung zwischen Brust und Hinterleib, der Taille, gekennzeichnet. Hieraus entwickelte sich auch der Begriff Wespentaille, der heutzutage zur Beschreibung zumeist weiblicher Körperformen gebraucht wird.

Die Taillenwespen weisen noch eine weitere Besonderheit auf: Sie haben alle einen Stachel. Hier kann zwischen zwei Arten unterschieden werden, wie dieser Stachel benutzt wird. Die Legeimmen (Terebrantia) nutzen ihren Stachel zum Eierlegen, während die Stechimmen (Aculeata), zu denen auch die Honigbiene gehört, ihren Stachel in einen Wehrstachel mit Giftdrüse umfunktioniert haben. Das ist auch der Grund, dass nur weibliche Tiere einen Wehrstachel besitzen – da er sich aus der ursprünglich zum Eier legen genutzten Legeröhre entwickelt hat. Weitere Vertreter der Stechimmen sind die Echten Wespen, die Goldwespen und die Grabwespen und auch die Ameisen. Grabwespen und Wegwespen nutzen den Stachel heute noch, um Beutetiere zu betäuben und diese dann als Nahrung für die Larven ins eigene Nest zu transportieren.

Die Honigbiene und andere Vertreter der Stechimmen nutzen den Stachel allerdings nur, um sich zur Wehr zu setzen – weshalb er auch als Wehrstachel bezeichnet wird. Das Gift, das durch den Stich injiziert wird, ist darauf ausgelegt, beim Angreifer Schmerz auszulösen, sodass der Plan, den Bienen Schaden zuzufügen, schnell aufgegeben wird.

Apiformes – die Bienen

Angekommen bei unseren heutigen Honigbienen! Doch nicht nur die Bienen gehören zu den Apiformes, sondern beispielsweise auch die Hummeln. Es gibt solitär, also einzeln lebende Bienen, und auch Staaten bildende Arten. Die Honigbiene ist dabei die einzige deutsche Bienenart, die als Volk überwintert. Die meisten Arten sind allerdings sogenannte Solitärbienen, die vollständig allein leben und auch ihr Brutnest selbstständig versorgen. Es gibt auch, ähnlich wie im Reich der Vögel, Kuckucksbienen. Wie der Name schon vermuten lässt, sind dies Bienenarten, die ihre Eier in fremde Brutnester ablegen, damit sie dort mitversorgt werden. Manche Kuckucksbienen fressen sogar die Eier und Larven der Wirtsbiene, sodass diese ausschließlich die Kuckucksbienenlarven versorgt.

Apiformes ernähren sich grundsätzlich nur von pflanzlicher Nahrung, die da wäre: Pollen, Nektar und Honigtau. Pollen, auch als Blütenstaub bezeichnet, werden von der Pflanze für die geschlechtliche Fortpflanzung produziert. Die Bienen nutzen Pollen als eiweißreiche Nahrungsquelle. Die Pollen unterscheiden sich in ihrer Oberflächenstruktur je nach Pflanzenart und somit ist es möglich, die Pollen im Honig zu analysieren und sie exakt verschiedenen Pflanzenfamilien, Gattungen und sogar einzelnen Arten zuzuordnen. Die Lehre dieser Honig-Analyse wird Melis-sopalynologie genannt.

Nektar wird von den Pflanzen produziert, um Insekten anzulocken, die sich dann um die Verbreitung der Pollen kümmern. Die Bienen nutzen diesen Nektar zur Herstellung des klassischen Blütenhonigs. Nektar ist im Grunde eine zuckerhaltige Flüssigkeit, die von speziellen Drüsen, den Nektarien, abgesondert wird. Je nach klimatischen Bedingungen, der herrschenden Witterung und der Tageszeit schwankt die Menge des Nektars pro Blüte teils beträchtlich.

Zuletzt ernähren sich die Bienen auch von Honigtau. Honigtau wird von kleinen Insekten ausgeschieden, die an den Pflanzen saugen. Hier zu nennen sind vor allem Blattläuse, Rindenläuse und Zikaden. Honigtau besteht vorwiegend aus Zucker und wird deshalb mancherorts auch Blatthonig genannt. Aus dem Honigtau entsteht der Honigtauhonig, der auch Waldhonig genannt wird. Der Nektar und der Honigtau werden in der sogenannten Honigblase verstaut. Dies ist eine kropfähnliche Struktur am Rüssel. Die beiden Stoffe werden ausschließlich von den Weibchen gesammelt und zur Ernährung der Larven genutzt. Die Pollen werden auf unterschiedliche Weise transportiert und dementsprechend können die Bienen in verschiedene Arten unterteilt werden. Es gibt die Körbchensammlerinnen, zu denen die Hummeln und Honigbienen gehören. Diese sammeln den Pollen in eine Tasche an den Hinterbeinen. Beinsammler besitzen keine solche Tasche, sondern heften die Pollen an die Borstenkämme der Hinterbeine an.

Vertreter dieser Art sind beispielsweise die Pelzbienen, die Langhornbienen, die Säghornbienen und die Schenkel- und Hosenbienen. Die nächste Art wird als Bauchsammlerin bezeichnet. Sie haben eine mit den Körbchensammlerinnen vergleichbare Tasche am Hinterleib, in welcher sie die Pollen sicher verstauen können. Hierzu zählen beispielsweise Blattschneiderbienen und Mörtelbienen. Zu guter Letzt gibt es noch die Kropfbienen, die den Pollen nicht äußerlich transportieren, sondern innerlich in einem Kropf verstauen. Kropfsammlerinnen sind ausschließlich solitär lebende Bienen, wie beispielsweise die heimischen Arten Seidenbienen und Maskenbienen.

Die Honigbienen

Unter den Honigbienen gibt es nicht nur die Art Apis mellifera, die Westliche Honigbiene. Stattdessen sind weltweit bisher 9 Honigbienen-Arten bekannt. Die Westliche Honigbiene ist dabei die in Europa einzige heimische Honigbienen-Art und außerdem diejenige Art mit der größten Bedeutung für die Imkerei. Ursprünglich stammt die Westliche Honigbiene aus Europa, Afrika und Vorderasien, wurde vom Menschen aber in der ganzen Welt verbreitet. Nur in Asien wird zusätzlich die dort heimische Östliche Honigbiene (Apis cerana) für die Imkerei genutzt.

Die Westliche Honigbiene lässt sich in mehrere Unterarten unterteilen, die vom Menschen durch Zucht beeinflusst wurden. So entstanden etwa 25 verschiedene Rassen, von denen in Deutschland vorwiegend vier Rassen für die Imkerei genutzt werden:

Carnica: Kärntner Biene; Apis mellifera carnicaLigustica: italienische Biene; Apis mellifera ligusticaMellifera: Dunkle Europäische Biene; Apis mellifera melliferaBuckfast: Zuchthybrid aus verschiedenen Rassen

Tipp: Wenn Sie sich Ihr erstes Bienenvolk anschaffen wollen, sollten Sie sich für ein Volk entscheiden, das aus derselben Region stammt, in der Sie es halten wollen. Durch die Verpaarung verschiedener Bienenvölker in enger Nachbarschaft, entsteht mit der Zeit eine eigene „Rasse“, die sogenannte Landrasse. Diese ist optimal an das Klima und die örtlichen Bedingungen ihrer Heimat angepasst und bildet zumeist stabilere und gesündere Völker.

ANATOMIE – DER KÖRPERBAU DER HONIGBIENE

Das Gewicht einer einzelnen Honigbiene liegt bei gerade einmal 0,1 Gramm. Ihre Anatomie, ihr Körperbau, ist dabei höchst filigran und leicht, damit sie sich ohne große Anstrengung in der Luft halten kann. Gleichzeitig ist sie stabil und robust, um eine Nutzlast von 50 % ihres eigenen Körpergewichts transportieren zu können. Eine Biene kann bis zu 0,05 g Nektar mit sich tragen und fliegt damit mehrere Kilometer zurück zum Bienenstock.

Eine wahre Meisterleistung, zu der die Biene anhand ihrer speziellen Anatomie in der Lage ist. Als Insekt besitzt die Biene die klassischen Einschnürungen und die Dreiteilung des Körpers in Kopf (lat. Caput), Brust (lat. Thorax) und Hinterleib (lat. Abdomen).

Äußere Anatomie: Körperhülle, Flügel und Beinchen

Eine Biene steht im Lauf ihres Lebens vor verschiedenen Problemen: Sie muss fliegen und dabei leicht genug sein, um zusätzlich zu ihrem Eigengewicht noch Transportgewicht aufnehmen zu können. Sie muss wendig und agil sein, um sich im engen Bienenstock bewegen zu können. Und sie muss in der Lage sein, unwegsames Gelände und senkrechte Klippen, in diesem Fall meist Waben, zu erklimmen.

Die Beine der Biene sind gemeinsam mit den Flügeln für bessere Aerodynamik am Schwerpunkt befestigt. Die Körperhülle wird gebildet durch ein Exoskelett. Diese äußere Hülle stabilisiert den Insektenkörper und gibt ihm seine Form. Ähnlich wie es das Skelett der Säugetiere tut, nur von außen. Muskeln und Organe liegen alle innerhalb dieses Exoskeletts. Die Struktur ist, um besonders leicht und damit flugfähig zu sein, aus einem Verbund von Chitinfasern mit Strukturproteinen angelegt. Ihre Stabilität bekommt die Chitinhülle durch ihre Struktur: Sie ist als Rippen und Falten angelegt und dadurch belastbar und hart, aber gleichzeitig besonders leicht. Chitin ist ein Polysaccharid, ein Mehrfachzucker, der bei Pilzen, Gliedertieren wie den Insekten und Weichtieren sowie einigen Fischarten natürlicherweise vorkommt. Vergleichbar ist es mit Cellulose, die den Pflanzen eine gewisse Stabilität verleiht. So ergibt sich durch das Chitin eine ähnliche Stabilität. Diese ist durch eine stickstoffhaltige Acetamid-Gruppe sogar noch deutlich höher als die Stabilität von Cellulose.

Beine hat die Honigbiene sechs Stück an der Zahl, die allesamt ausgestattet sind mit kleinen Krallen am Ende. Die Vielzahl an Beinen und die Widerhaken ermöglichen es den Bienen, auch das unwegsamste Gelände sicher und effektiv zu überqueren.

Bienenwesen

Als Bienenwesen werden verschiedene Honigbienen bezeichnet, die sich anatomisch voneinander unterscheiden. In einem Bienenstock der Westlichen Honigbiene gibt es davon drei Stück: die Drohnen mit ihren besonders großen Augen, die Königin, die sich durch einen deutlich längeren Hinterleib abhebt, und die Arbeiterinnen.

Arbeiterinnen sind als Prototyp der Bienen mit einer universellen Ausstattung ausgerüstet. Sie stellen den allergrößten Teil der Bienenpopulation eines Volkes und sind allesamt weiblich, aber mit einem inaktiven Geschlechtsapparat. Dies ist der größte Unterschied zwischen einer Arbeiterin und der Königin.

Die Königin sieht von ihrer äußeren Anatomie einer Arbeiterin sehr ähnlich und unterscheidet sich nur durch die aktiven Eierstöcke und spezielle Duftdrüsen. Im begatteten Zustand, wenn die Produktion der Eier losgeht, schwillt das Abdomen (der Hinterleib) der Königin deutlich an und sie ist nun auch von außen gut von den Arbeiterinnen zu unterscheiden. Die Duftdrüsen der Königin sondern spezielle Pheromone ab, die für das Volk von Bedeutung sind. Sie stärken den Zusammenhalt und bieten die Koordinationsgrundlage aller Arbeiten im Bienenstock. Pheromone sind besondere Duft- und Lockstoffe und dienen der allgemeinen und speziellen Kommunikation. So können bestimmte Pheromone der Königin das Verhalten der Bienen beeinflussen. Die Königin nutzt ihre Pheromone als Werkzeug zum Dirigieren ihres Volkes.

Der Drohn ist die männliche Biene. Seine einzige Aufgabe ist es, die Königin zu begatten und somit zum Überleben des Volkes beizutragen. Er besitzt keinen Stachel und hat größere Flügel als die Arbeiterinnen, um schneller fliegen und mit der Königin mithalten zu können. Für die Begattung während des Hochzeitsfluges besitzt er spezielle Haarpolster an den Hinterbeinen, mit denen er in der Lage ist, die Königin im Flug festzuhalten. Um die Pheromone der Königin besonders sensibel wahrzunehmen, sind die Antennen der Drohnen länger und mit mehr Sinneszellen ausgestattet als diejenigen der Arbeiterinnen. Und das wohl auffälligste Merkmal sind die großen Augen des Drohnen, mit denen eine hervorragende Sehfähigkeit einhergeht, damit der Drohn die Bienenkönigin auch auf große Entfernung zweifelsfrei wahrnehmen und seiner Arbeit nachgehen kann.

Das Caput der Honigbiene – Kopf

Der erste Teil des dreigeteilten Körpers ist der Kopf. Dieser ist die übergeordnete Schaltzentrale und Sitz der meisten Sinnesorgane. Insekten besitzen kein Gehirn wie es von Säugetieren und dem Menschen bekannt ist. Stattdessen sitzen im Kopf mehrere große Nervenknoten, sogenannte Ganglien, die zusammengenommen die Funktion eines Gehirns haben. Abgehende und eingehende Nervenbahnen sorgen dafür, dass die Biene immer genau Bescheid weiß, was in ihrem Körper vor sich geht, und sie bewusst alle Muskelbewegungen steuern kann.

Seitlich am Kopf liegen zwei große Komplexaugen. Diese bestehen jeweils aus mehreren tausend Einzelaugen (genannt Ommatidien), was der Biene ein komplexes Formen- und Bewegungssehen ermöglicht. Jedes Ommatidium besteht aus einer Linse und Sinneszellen, ist also ein winziges, allein voll funktionsfähiges Auge. Die Augen sind unbeweglich, nehmen nur einen kleinen Teil der Umgebung wahr und senden die Informationen an das Ganglienzentrum, wo die Informationen von allen Ommatidien zusammengesetzt werden. So wird aus vielen Einzelbildern ein Raster, das die Umgebung darstellt. Mit den Komplexaugen können die Bienen sehr gut Bewegungen wahrnehmen und selbst im schnellen Flug wird die Umgebung scharf dargestellt, aber mit einem gewissen Detailverlust. Details können durch die Komplexaugen nur dann dargestellt werden, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe befinden.

Frontal auf der Stirn liegen drei Einzelaugen, die als Punktaugen (Ocellen) bezeichnet werden. Die Ocellen sind nur bei sehr genauer Betrachtung der Biene zu erkennen, ihr Durchmesser beträgt nur wenige Millimeter. Sie sind damit nicht einmal stecknadelkopfgroß und zusätzlich noch durch die Borsten am Bienenkopf halb verdeckt. In den Ocellen befinden sich jeweils mehrere hundert Lichtsinneszellen. Durch die großen Linsen werden auch kleinste Lichtmengen gebündelt, was den Zweck der Ocellen als Lichtwahrnehmungsorgan unterstreicht. Die Biene hat durch ihre Ocellen eine besonders zuverlässige innere Uhr.

Seitlich am Kopf entspringen auch die Antennen. Laien bezeichnen sie gern als Fühler, der Begriff Antennen ist allerdings anatomisch korrekt. Die Antennen ermöglichen den Bienen das Riechen und Tasten und das Wahrnehmen von Vibrationen ringsum. Aufgebaut sind die Antennen in kurzen Segmenten, 10 Glieder an der Zahl. Jedes einzelne Segment besteht aus einer kurzen Röhre, die sehr dünnwandig mit Chitin ummantelt ist. Im Inneren liegen zahllose Nervenzellen zur Sinneswahrnehmung. Zusätzlich liegen Gefäße im Inneren der Segmente, die die Hämolymphe, das Blut der Insekten, beinhalten, sowie kleine Tracheen, die zum Tracheensystem gehören, welches Teil des Atmungsapparates der Insekten ist.