In die Dunkelheit - Anja Michaela Joris - E-Book

In die Dunkelheit E-Book

Anja Michaela Joris

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Beschreibung

Nach der Flucht aus ihrem Ursprungssystem fliegt das Generationsschiff durch die Weiten des Alls auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die neue Nähe der Inseln birgt Herausforderungen im Zusammenleben der Menschen. Doch auch die ZWÖLF müssen erfahren, dass Nähe schwierig sein kann und Freunde Probleme mit sich bringen. Das gilt umso mehr, wenn sie den Status einer Familie haben. Da können alte Rivalitäten und Wunden aufbrechen, die, wenn auch lange verdrängt und vergessen geglaubt, so doch immer noch geeignet sind, eine ganze Welt zu gefährden.

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Die Inseln

System 1:

Arkana (Shalima)

Kantarra (Celyn)

Osgabu (Allija)

Umurra (Kiara)

System 2:

Borkan (Athana)

Nokbar (Telka)

Ukbar (Rimek)

System 3:

Cataqua (Ren)

Persania (Gronk)

Ypor (Jupp)

System 4:

Caschonien (Maha)

Smirno (Kimri)

Die ZWÖLF:

ERSTER der ZWÖLF: Alexander Konstantin Gronelus (Gronk)

ZWEITE der ZWÖLF Maha Imani (Finnja Svenson †)

DRITTER der ZWÖLF: Ren’Ard (Costagan de la Rocha †)

VIERTE der ZWÖLF: Athana Imani

FÜNFTER der ZWÖLF: Justus Peters (Jupp)

SECHSTE der ZWÖLF: Kiara Leyla Aziz

SIEBTE der ZWÖLF: Allija Sinèad O’Shaughnessy

ACHTER der ZWÖLF: Kimri Dupont aka Kevin Richard

NEUNTE der ZWÖLF: Tatjana Lukjanowna Katzinowa (Telka)

ZEHNTER der ZWÖLF: Moh Shalima Mongkon Chaipatana

ELFTE der ZWÖLF: Ulrike Magdalena Rimek (Rimek)

ZWÖLFTER der ZWÖLF Celyn Maddox O’Shaughnessy

Inhalt

1. Es kommt eben immer was dazwischen

2. Änderungen im Status Quo

3. Erkundigung

4. Theorien

5. Bruderschaft mal anders

6. Bruderschafterlin, Fürstin, Putze

7. Erziehungsmaßnahmen

8. Rettung

9. Spekulationen

10. Gegenmassnahmen

11. Halluzinationen

12. Erwachen

13. Ausfälle

14. Offenbarung

15. Prozesse

16. Lösungen

17. Alleingang

18. Gefangenschaft

19. Ruhephase

20. Reparaturen

21. Diskussion

22. Veränderungen

23. Kater und Beratung

24. Intermezzo

25. Erinnerungen

26. Erkenntnisse

27. Rücksprache

28. Am Ende ist man wieder am Anfang

Allon, die Welt der zwölf Inseln, ist ein Generationsschiff, welches gesteuert wird von zwölf Personen, sechs Männer und sechs Frauen, die, von der Ursprungswelt stammend, auserwählt wurden, die Überlebenden eines Angriffes durch eine nicht identifizierte Macht, der sie keinen Widerstand entgegensetzen konnten, in eine neue Zukunft zu führen. Hierzu wurden sie mit Computertechnologie in Cyborgs verwandelt, die – quasi – unsterblich, für das Wohl und Wehe der Welt die Verantwortung tragen müssen. Jeder von ihnen besitzt besondere Fähigkeiten und Talente, die Grund für die ursprüngliche Auswahl waren und die durch die Computerbestandteile noch verstärkt werden.

Die Menschen im Generationsschiff haben dieses als ihre Welt angenommen und keine Erinnerung mehr daran, dass dieses nur ein Schiff ist. Sie arrangierten sich auch mit den mittlerweile hinzugekommenen weitere intelligente Lebensformen, den Krons, Drachenvögel, und den Zebals, Großkatzen, und leben mit diesen in mehr oder weniger friedlicher Koexistenz.

Jahrtausende ignorierten die Hüter Allons ihre ursprüngliche Aufgabe und blieben an Ort und Stelle statt nach einem neuen Planeten, der sich als Heimat eignete, zu suchen. Doch dann sahen sie sich einem neuen Angriff gegenüber, dem sie, wie beim ersten Mal, nichts entgegenzusetzen hatten. Nun blieb ihnen nur die Flucht in das Unbekannte.

1 . ES KOMMT EBEN IMMER WAS DAZWISCHEN

»Verschwinde! Ich habe absolut keine Zeit. Ich habe viel zu tun.« Celyn lehnte an einem Baum und sah zu Zila hinüber, die auf dem schmalen Streifen stand, der als einziger die Anlandung auf Isma’Lome gestattete, wenn man keine Zugangsberechtigung zum Durchschreiten der Barriere besaß, welche die kleine Insel direkt vor der Hauptinsel Kantarra gelegen, umgab. Hier residierte Celyn Maddox O’Shaughnessy, der Protektor Kantarras, einer der Inseln im ersten System Allons. Er war ein Mitglied der ZWÖLF, die auf den Welten des Inselreiches einen oft gottähnlichen Status einnahmen. Eine Position, die diesem Hüter jedoch wenig behagte, schon weil sie mit zu vielen Wünschen und Vorstellungen einherging, denen er nicht nachkommen wollte.

Zila entfernte sich von ihrem Gleiter, mit dem sie gekommen war. Normalerweise flog sie einen Drachenvogel. Sie war verpartnert mit der Königin der hiesigen Kolonie, doch die Kron war nirgends zu sehen.

»Lass mich rein. Ich muss mit jemandem reden.« Sie trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Sie war hochschwanger und langes Stehen war für sie anstrengend. Dass er dies ignorierte, erzürnte sie bereits wieder erheblich.

»Was willst du dann hier?« Er zog eine Braue fragend hoch.

Auch er fühlte sich bereits genervt. Auch eine nicht unübliche Empfindung, wenn er mit Zila`Lak zu tun hatte.

Zila zog einen Flunsch. »Du warst nicht unbedingt die erste Person, an die ich gedacht habe. Dann aber«, sie schluckte, »mir ist niemand anders eingefallen, der verstehen könnte, was ich gerade empfinde.« Sie legte ihre Hand auf ihren Bauch, der von der Schwangerschaft angeschwollen war.

»Wie bitte?« Er riss die Augen auf und starrte sie verständnislos an. »Dir ist aber bewusst, dass ich ein Mann bin? Ich habe keine Ahnung, wie es sich anfühlen mag, ein Kind zu bekommen. Meine einzige Erfahrung damit ist ein elfjähriges Mädchen. Sie ist bereits ziemlich selbstständig, aber trotzdem unglaublich nervtötend.« Er blickte sich vorsichtig um, entspannte sich dann, als ihm einfiel, dass Mariken auf Osgabu bei Allija und Basco war. Zu seinem Erstaunen war seine Schwester ihm hier tatsächlich zur Hilfe gekommen, obwohl sie ursprünglich der Meinung gewesen war, ihm könne die Erfahrung, sich um ein Kind kümmern zu müssen, guttun. Natürlich war dies nicht ohne einen Vortrag gegangen, zu dem er nicht ein einziges Wort hatte beitragen können. Wie machten Frauen das nur?

»Celyn, du steckst im Moment wirklich bis zur Halskante in Arbeit. Die Anpassungen im System sind noch nicht abgeschlossen. Der Aufbau und die Neuprogrammierung des Sicherheitsbereiches auf Cataqua, die ständigen Ausfälle im System und dazu die Schichten auf Yetaan. Gronk macht dir Druck. Nicht zu vergessen, Kiara. Sie will Zeit mit dir verbringen. Das ist normal. Sie ist verliebt. Dann ist das nun mal so. Nur dir ist das im Moment alles zu viel. Auch, wenn ich meine, dass es dir guttut, zu sehen, wie es normalen Leuten geht, erkenne ich nicht, dass du damit umgehen kannst. Die Betreuung eines Kindes kannst du zusätzlich derzeit nicht auch noch leisten. Zum einen hast du keine Ahnung, was du da überhaupt tust und zum anderen ist ein Familienleben wie du es jetzt auf einmal führen sollst mit einer Frau und einem Kind für dich schon als solches ein Stressfaktor. Du musst erst eine Balance finden.« Sie musterte ihn von oben bis unten. »Dafür brauchst du Zeit und du brauchst auch welche für dich selbst.« Sie sah ihn sorgenvoll an. »Ich weiß, was passieren kann und wird, wenn du keine Möglichkeiten zum Rückzug mehr hast.« Sie hob die Hand, als er was sagen wollte. »Widersprich mir nicht. Ich kenne dich buchstäblich dein ganzes Leben. Ich muss dich nur ansehen und erkenne, dass du zu wenig schläfst und nicht genug isst. Du bist völlig überfordert.« Sie atmete tief. »Deswegen mache ich dir ein Angebot. Ich spreche mit Kiara. Ich werde sie bitten, dir mehr Freiraum zu lassen.« Sie seufzte. »So viel zum Thema, ich halte mich aus eurer Beziehung raus.« Sie hob eine Braue. »Sie hat mehr Bedürfnis nach Nähe als du. Ich weiß, du gibst dir Mühe. Wirklich! Ich erkenne deine Anstrengungen, nur, liebster Bruder, es geht da nicht um Sex und Händchen halten. Es geht darum, die Leben zu teilen.« Sie schüttelte den Kopf. »Frauen brauchen mehr als nur körperliche Zuwendung. Verflucht noch eins. Sie will auch auf geistiger Ebene eine Verbindung spüren. Und ja, ich weiß, wie sie ist. Sie wird da schnell übergriffig.« Sie boxte ihn in die Seite. »Aber du musst deine Bedürfnisse auch äußern und dich nicht wortlos einfach fügen oder dich völlig zurückziehen, weil du dich vor den Konsequenzen fürchtest. Wenn du willst, dass es funktioniert, sind deine Wahlmöglichkeiten nicht begrenzt auf Flucht oder völlige Selbstaufgabe.« Sie atmete hörbar aus. »Lös dich endlich von diesem Verhaltensmuster! Ich habe dir schon so oft angeboten, dass wir hier über eine Thera-…« Sie unterbrach sich mitten im Wort, als sie sah, wie sich seine Kiefermuskulatur verspannte und wechselte das Thema.

Wenn der Leidensdruck nicht groß genug war, dass er selbst etwas ändern wollte, ergab es keinen Sinn, ihn zu drängen.

»Was die Kleine angeht, ich nehme Mariken ein paar Wochen zu uns nach Osgabu. Dann kannst du in Ruhe deine Arbeiten abschließen. Aber, Celyn, danach kommt sie wieder hierher und es bedeutet nicht, dass du noch mehr arbeitest, sondern nutze die Zeit, die du dadurch gewinnst, um ausreichend zu schlafen und dich auszuruhen. Und verdammt noch mal rede endlich mit Kiara. Ich sehe sonst schwarz für deine Beziehung. Die hängt an einem seidenen Faden.«

Zila ignorierte seinen abwesenden Ausdruck und redete einfach weiter: »Quatsch! Das ist es doch gar nicht! Ich will, dass du mir erklärst, wie du es hinbekommen hast.«

»Ein bisschen mehr Hintergrund wäre schon hilfreich.«

»Ich fühle mich gefangen. Alle wollen mich in Watte packen, mir sagen, was ich tun und noch mehr, was ich lassen soll.« Sie atmete heftig. Dann rief sie aufgebracht. »Sogar heiraten soll ich jetzt um jeden Preis. Seit Wochen reden alle auf mich ein, dass mein Kind ein Bastard wäre, wenn ich es nicht tue. Meine Eltern, alle in der Burg. Die Dienstboten sehen mich so komisch an. Sogar Ty setzt mich unter Druck.« Dann senkte sie den Blick. »Also, sag mir, wie hast du es hinbekommen, immer nur zu tun, was du willst?«

»Ist das ein Scherz? Du hast keine Ahnung. Mein Leben ist die Definition von vorherbestimmt. Ich habe keine Wahl und ich hatte auch nie eine.«

»Das stimmt doch gar nicht. Du tust immer nur, was du möchtest.«

»Nein, nur sehr begrenzt. Als ich noch sterblich war, hat mein Vater für mich entschieden, dann die Leute im Projekt, heute kann ich meine Programmierung nicht überwinden. Ganz zu schweigen von Alexander.« Er legte den Kopf schief: »Du erinnerst dich an Alexander Konstantin Gronelus? Wie soll jemand an dem vorbei eine Wahl haben?« Er seufzte. »Meine war immer viel kleiner, als ich sie gerne gehabt hätte.« Er sah sie scharf an: »Was ist außerdem so schlimm an einer Ehe? Ich hatte den Eindruck, du liebst diesen Mann. Er ist doch auch der Vater? Oder ist das wer anderes?«

»Natürlich ist er der Vater!« Nun war Zila entrüstet. »Wofür hältst du mich? Eine Hure? Ich liebe Ty. Da schlafe ich doch nicht mit einem anderen. Das solltest du doch wissen. Du bist doch selbst frisch verliebt. Kiara und du! Denkst du da etwa schon an andere Frauen?« Sie lachte, als habe sie einen guten Witz gemacht.

Celyn jedoch senkte den Blick und presste für einen Moment die Lippen zusammen. Er arbeitete derzeit eng mit Rimek zusammen und sie waren zu ihren alten Mustern zurückgekehrt. Die Beziehung zu Kiara hatte in seinen Augen damit nichts zu tun. Sein Verhältnis mit Rimek war einfach und unkompliziert. War es immer gewesen. Sie nahm ihn einfach so, wie er war. Mit Kiara hingegen war alles anstrengend. Sie strebte danach, eine geistige, oder wie sie es nannte, seelische, Verbundenheit mit ihm zu erreichen, die, so argwöhnte er mittlerweile, ihm einfach nicht lag. Je mehr sie ihn drängte je mehr zog er sich zurück. Und sie war immer da. Sie war faktisch in sein Haus eingezogen. Sie kuschelte sich nachts eng an und schlüpfte morgens zu ihm unter die Dusche. Ich versuche es. Ich rücke nicht ab. Ich ziehe meine Hand nicht weg, wenn sie danach greift. Ich konzentriere mich die ganze Zeit. Ich versuche, auf sie einzugehen. Ich nehme mir Zeit für sie, obwohl sie mir an anderen Stellen fehlt. Um mit ihr zu reden. Mit ihr zusammen zu sein. Auf dem Sofa zu sitzen und nichts zu tun, außer zu kuscheln. Ich höre ihr zu! Versuche, ihre Interessen zu teilen. Aber es ist zu viel! Er hatte jetzt schon ein paar Mal im Sicherheitsbereich Cataquas übernachtet. Der Boden war hart, aber den hatte er wenigstens für sich allein. Dabei hatte ihn Rimek erwischt und ihm ihr Gästezimmer angeboten. Dabei war es nicht geblieben. Nur ging sie auch danach immer wieder und er konnte dann einfach schlafen.

»Das glaube ich jetzt nicht.« Zila interpretierte sein Zögern richtig. »Ihr seid jetzt wie lange zusammen? Und du betrügst sie schon. Wie kannst du noch in einen Spiegel schauen?«

Er fauchte sie an: »Miss uns nicht nach deinen Maßstäben. Rimek und ich waren schon Freunde und Sexualpartner, bevor ich mit Kiara zusammenkam. Kiara wusste das und ich vermute, sie weiß auch, dass wir das nie aufgegeben haben.« Dann schlug er wieder den Blick nieder und blinzelte unter seinen langen Wimpern durch, selbst nicht so ganz überzeugt. »Außerdem, ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen. Zudem bin ich mit Kiara nicht verheiratet. Das werden wir auch nicht tun. Untereinander heiraten wir nicht. Bis das der Tod uns scheidet? In unserem Fall? Bist du verrückt?« Er schauderte. »Ansonsten ist eine Ehe nicht mal ansatzweise so schlimm, wie du denkst. Sie ist nicht zwangsläufig ein Gefängnis und sie nimmt dir nicht die Luft zum Atmen.«

»Und woher willst du das bitte wissen?«

»Auf die einzige Weise, wie man so etwas wissen kann. Ich war verheiratet. Dreimal. Jedes Mal mit einer Sterblichen.«

Zila ließ einen erstaunten Ausruf folgen. »Das glaube ich nicht. Das ist eine Lüge. Du bist nicht der Typ, der heiratet.«

»Die letzte hieß Shira’Lamas und stammte von Caschonien.« Er zog eine Grimasse. »Hätte ich von der Schwangerschaft gewusst…«, er unterbrach sich und sah einen Moment in die Vergangenheit, holte ein längst vergessenes Bild aus seinem Speicher und lächelte kurz. »Ich hätte vielleicht auch deine Ahnin Janilla geheiratet, wäre die Situation eine andere gewesen. Sie war schon sehr süß und ein Kind … auf Kantarra? Ohne Vater? Du weißt, das ist …« Seine Ausführung versandete und er sah Zila an. »Ich hätte ihr jedoch in keinem Fall gesagt, wer ich wirklich bin. Keine meiner sterblichen Partnerinnen wusste das. Doch abgesichert, hätte ich sie und das Kind. Sie hätte alles gehabt. Ein Haus, Bedienstete, Geld. Einen Gatten. Aber nicht meinen richtigen Namen oder meine richtige Identität.« Er schluckte. »Ich hätte mich zudem niemals wegen ihr mit Alexander angelegt. Damals nicht.«

Zila schnaubte. »Heute auch nicht. Was ihn betrifft, bist du ganz schön feige.«

»Wenn es nur so einfach wäre.«

Sie zuckte mit den Achseln. »Wenn du meinst. Aber ich kann kaum glauben, dass du wirklich verheiratet warst. Wie machst du das? Ich meine, du alterst nicht? Das fällt doch auf.«

»Ich kann mein Haar ergrauen lassen. Das geht über die Nanobots. So verändert meine Schwester auch ihre Haarfarbe von einer Sekunde auf die andere. Das reicht meistens schon. Ihr schaut nicht so genau hin. Außerdem ist nur Shira wirklich alt geworden, Da hätte es ein Problem geben können. Nur war ich da überwiegend abwesend.«

»Na klar. War sie dir zu viel oder hattest du mal wieder dein Gedächtnis verlegt.«

Er fühlte den Ärger erneut in sich hochsteigen: »Kannst du dir vorstellen, dass irgendwas mal nicht meine Schuld ist? Ich saß, gemeinsam mit allen anderen, jahrelang auf Yetaan fest.« Er biss sich auf die Unterlippe und versuchte, sich zu beruhigen. »Verantwortlich dafür war Kimri, dieser Vorzeigedepp, der unbedingt auf einen Knopf drücken musste, von dem er besser seinen dicken Finger gelassen hätte. Als wir endlich raus waren, musste ich feststellen, dass ich genau zeitig genug wieder da war, um meine Frau zu begraben. Du siehst das Geheimnis einer glücklichen knapp vierzigjährigen Ehe ist, dass der Ehemann für über dreißig Jahre verschwindet.«

»Das gilt wahrscheinlich in erster Linie, wenn du der Ehemann bist«, grinste Zila.

»Sehr komisch.« Celyn wandte sich zum Gehen, immer noch angefressen.

»Hey, was ist jetzt mit meinem Problem? Was soll ich tun?«

Celyn blieb stehen, wandte ihr aber weiter den Rücken zu. »Das weiß ich nicht. Heirate den Vater deines Kindes oder lass es bleiben. Letztlich ist es deine Entscheidung. Ich kann dir nicht raten. Mir ist es auch egal. Nur, dass du vielleicht auch daran denken solltest, was gut für dein Kind ist. Kantarra ist nun einmal Kantarra. Die Menschen hier sind noch nicht so weit, dass sie ein Kind, welches nicht in einer Ehe geboren wurde, ebenso akzeptieren, wie eines, das es wurde. Das muss dir bewusst sein. Du und Ty, ihr liebt euch und ihr lebt zusammen. Warum wollt ihr es dem Wurm schwerer machen, als es sein muss?«

»Was ist mit mir? Meiner Freiheit?«

Er drehte sich nochmal um und sah sie direkt an: »Und du wirfst mir vor, ich sei egoistisch? Kannst du jetzt bitte wieder verschwinden? Ich muss nach Cataqua. Ich war sowieso nur hier, um etwas zu holen. Ich habe viel zu tun.«

»Du siehst auch müde ...« Ihr Satz wurde zu einem Stöhnen, dem ein ungläubiger Ausruf folgte. Sie sah zum Boden. Der Sand unter ihr war feucht. »Upps.« Dann sagte sie kleinlaut. »Meine Fruchtblase ist geplatzt.«

»Das auch noch.« Der Protektor Kantarras verdrehte ungläubig die Augen, kam zurück, trat durch die Barriere und hob die Frau hoch. »Wag es nicht, das Kind in meinem Haus zu kriegen. Als Hebamme bin ich noch mieser, als ich es als Heiler bin.«

Kurze Zeit später traten sie durch den Teleporter und Celyn trug Zila die Treppen der Hornburg hinunter. Unterwegs begegneten sie einem Dienstmädchen, das mitten in seiner Tätigkeit erstarrte, als sie C’Liën, einen der ZWÖLF und den Protektor, erkannte und ihre Herrin auf dessen Armen. Sie sank in einen tiefen Knicks. Er grollte in ihre Richtung: »Falscher Zeitpunkt, Mädel. Lauf und hol die Hebamme und was man sonst so benötigt für eine Geburt. Heißes Wasser? Handtücher? Den Vater? Was weiß denn ich.« Dann zu Zila: »Wohin?«

»Mein Zimmer.« Sie stöhnte.

Sie erreichten Zilas Gemächer und er legte sie auf dem Bett ab. Dann nickte er ihr zu und ging zur Tür. »Gleich wird sicher jemand da sein. Alles Gute. Ich bin dann weg. Ich kann hier nicht helfen.«

Sie krümmte sich und atmete keuchend. »Du flüchtest? Dein Ernst? Über 5000 Jahre und du hast keine Ahnung von Geburten?«

»Zila, tu nicht so, als hätten wir uns eben erst kennen gelernt. Natürlich nicht! Es ist blutig, eklig, schmerzhaft und ich weiß bei dem Ereignis schon, wie es einige Jahre oder Jahrzehnte später ausgeht. Solche Dinge vermeide ich gerne.«

Bevor er den Raum verlassen konnte, strömten durch die Tür mehrere Personen hinein.

Eine dieser Personen, eine ältere Frau, sah von Zila zu Celyn. Ein freudiges Strahlen huschte über ihr Gesicht. »Mein Kind, du hast dich besonnen. Ich bin überglücklich. Keine Sekunde zu früh, aber es wird sicher noch reichen. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wir hätten dies ordnungsgemäß und vor aller Augen im Tempel tun können, aber wir werden die Feier bei der Namengebung nachholen.«

Dann wandte sie sich Celyn zu und versank in einen tiefen Knicks »Ich weiß nicht, wie sie Euch dazu überreden konnte. Natürlich wusste ich, dass sie Euch kennt. Aber dass Ihr hierherkommt, um diese Ehre zu erweisen… Niemals können wir dies wieder gutmachen.«

Celyn deutete ihr, sich zu erheben, und sah sie verständnislos an. Sein Blick wanderte zu Zila, die unter den Wehen nun schmunzeln musste. Sie presste heraus. »Meine Mutter glaubt, du seist hier, um mich und Ty zu trauen.«

»Was? Ich bin auf dem Weg raus.« Der Protektor wurde nun so bleich, wie Zila es gewesen war. »Tut mir leid, ich habe nur Eure Tochter …Ich bin kein Pries…« Doch seine Worte gingen in den schnellen Anweisungen Lady Laks unter, die den Bediensteten Anweisungen erteilte, die sowohl die Geburts- als auch die Hochzeitsvorbereitung betrafen. Dabei schob sie den Protektor ganz nebenbei wieder Richtung des Bettes, in dem Zila sehr amüsiert zusah, wie er von der Situation und ihrer Mutter völlig überfahren wurde.

Der Cyborg wandte sich ihr zu und murmelte. »Ich dachte, du willst gar nicht heiraten.«

»Ich glaube, ich habe es mir anders überlegt. Ich würde gerne sehen, wie du das hinbekommst. Du und ein Segen der Götter?

Das ist bestimmt an Komik nicht zu überbieten.«

»Für viele bin ich einer der Götter.«

»Das glaubst du ja selbst nicht.«

»Wieso gerate immer ich in solche Situationen?« Celyn sah Zila an. »Also wie komme ich jetzt aus der Sache raus?«

»Gar nicht, fürchte ich. Trag es wie ein Mann.« Sie fasste nach seiner Hand und krümmte sich als eine weitere Wehe über sie hinwegrollte. Er unterdrückte ebenfalls einen Schmerzenslaut. Woher nahm diese zierliche Person plötzlich die Kraft, ihm fast die Knochen seiner Hand zu zermalmen?

Der Raum füllte sich, als nunmehr immer mehr Personen hereinkamen. Es wurde zudem immer hektischer und Celyn unternahm einen neuen Anlauf das Zimmer unauffällig zu verlassen, welcher jedoch von Zilas Mutter unvermittelt vereitelt wurde.

»Ihr stellt Euch bitte dort hin.« Sie schob ihn an die rechte Seite des Bettes. Celyn zuckte mit den Schultern. Hinter ihm im Halbschatten stand eine Kommode und er zog sich zu dieser zurück. So blieb der Ausdruck seiner Miene verborgen.

»Du, Ty, dort drüben, direkt neben meine Tochter.« Sie drehte den Kopf. »Wo ist denn mein Gatte?« Sie sah sich suchend um und machte die Hebamme aus: »Was glaubst du, wie lange es dauern wird?«

Die alte Hebamme machte ein erzürntes Gesicht und zeigte auf die Anwesenden. »Ich würde gerne nachsehen, doch hier sind zu viele Menschen, vor allem Männer, im Raum.«

Lady Lak blickte die Alte tadelnd an. »Dann verdecke sie züchtig. Wir müssen noch eine Hochzeit durchführen.« Sie wandte sich ihrer Tochter zu. »Da siehst du, was deine Zögerlichkeit für Probleme mit sich bringt. Sie verärgert die Hebamme!«

Zila verdrehte nur die Augen und zuckte mit den Achseln. Dann krümmte sie sich, als erneuter Schmerz sie durchfuhr.

Die Hebamme wartete ab, bis Zila wieder ansprechbar war, grunzte dann und fragte: »Kind, wisst Ihr in welchen Abständen die Wehen kommen und wie lange sie dauern?«

Celyn antwortete: »Zwölf Minuten, siebzehn Sekunden.«

»Ah, der Vater.« Die Hebamme nickte und fuhr mit ihrer Hand unter die Decke. Zila gab plötzlich einen kleinen empörten Kickser von sich. Die Alte richtete sich auf und sagte. »Nur vier Fingerbreit geöffnet. Ihr habt Zeit für eure Eheschließung. Ich komme später wieder. Sie ist eine Erstgebärende. Das dauert.« Sie humpelte aus dem Raum und stieß dabei mit Ruik und Thalia zusammen, die gerade zusammen mit Zilas Vater hineinkamen.

»Ich hörte, dass Kleine kommt?« Thalia grinste.

»Woher weißt du das?«

»Wir haben eine Horde aufgeregter Krons auf dem Dach. Ari hat allen Bescheid gesagt. Sie hat deine Wehe gespürt.«

Ruik lächelte breit. »Außerdem habe ich den Pater Bescheid gesagt, nur für den Fall, dass du dich besonnen hast und«, nun bemerkte er seinen Protektor und verneigte sich. »Euer Lordschaft. Was verschafft uns die Ehre?«

»Die Tatsache, dass Zilas Mutter mich nicht wieder gehen lässt.« Dann wandte er sich Zila zu. »Sie hat unterstellt, ich sei der Vater.

Das hättest du richtigstellen müssen!«

»Und ihr sagen, du seist der Urgroßpapa?« Sie grinste schelmisch. »Ja, das Gesicht, das du dann gemacht hättest, kann ich mir lebhaft vorstellen!«

»Er nimmt die Trauung vor.« Lady Lak strahlte vor Glück und Vorfreude, alles andere ignorierend.

»Na gut, wenn es denn sein muss.« Grummelnd zog Celyn eine Grimasse. »Ty, willst du sie? Willst du ihn, Zila?«

Beide nickten irritiert.

Dann seid ihr hiermit verheiratet. Viel Glück und so weiter.« Sein Ton wurde zunehmend ungeduldig. »Kann ich jetzt gehen?« Er wandte sich Richtung Tür.

»Och, Celyn. Das war jetzt absolut unromantisch.«, keuchte Zila. »Ich hätte es aber ahnen müssen. Nach dieser Grabrede auf Umurra!«

»War die auch so furchtbar?« Ty sah enttäuscht aus.

»Er hat einfach nur bis drei gezählt und den armen Tropf dann ohne Federlesen in die Tiefe befördert.«

Eine salbungsvolle Stimme erklang von der Tür. »Es gibt sehr stimmungsvolle, feierliche und andächtige Psalmen für Eheschließungen, die den Neuvermählten für ihr künftiges gemeinsames Leben alle wichtigen Weisheiten und Regeln an die Hand geben. Auch im Falle des Todes sind wir da, um mit den richtigen Worten Trost und Erleichterung zu spenden und den Weg nach Yetaan zu ebnen. Wir, als die Vertreter des EINEN, C’Liën, der Kantarra schützt und leitet, geben diese an seine treuen Untertanen weiter.« Er trat näher. »Ich bedauere meine Verspätung und dass Ihr Euch gezwungen saht, auf einen Laien zurückzugreifen.« Er zog ein überhebliches Gesicht. »Ich bin gar nicht sicher, ob dessen Segnung überhaupt nach unseren Statuten wirksam ist. Wo wurdest du ordiniert?«

»Weiß der, wer ich bin?« Celyn klang säuerlich.

Wenn sie ein bisschen darüber nachdachte und die Situation in Betracht zog, musste Zila zugeben, dass die Art wie ihr Protektor die Ehe geschlossen hatte, ihr gefallen hatte. Sie hatte ursprünglich gar nicht heiraten wollen und schon gar nicht mit einer besonderen Zeremonie. Eine neutrale Vereinigung mit dem Mann, den sie liebte, ohne jedes Brimborium war dann schon eher in ihrem Sinne. Langes Salbadern eines Priesters hätte sie jetzt schwer ertragen. Immerhin würde sie gleich ein Kind gebären und ihr tat jetzt schon alles weh. Zudem konnte sie sich der Ironie der Situation nur schwer entziehen. Sie linste zu ihrem Protektor hinüber und schmunzelte in sich hinein. Celyn hatte tatsächlich verstimmt geklungen. Sieh mal einer an. Er ist beleidigt. Ich dachte, das mit seiner Position ficht ihn nicht an und sein gottgleicher Status nervt ihn nur?

Er gibt sich sonst solche Mühe unerkannt zu bleiben, aber wenn selbst sein Priester ihn nicht erkennt, findet er das auch blöd. Das Lachen, welches in ihr hochsprudelte, ging in der nächsten Wehe unter. Als diese vorbei war, sah sie in Tys lächelnde Augen. Er wischte ihr den Schweiß von der Stirn und sagte zärtlich: »Es ist egal. Du bist jetzt meine Frau und das ist alles, was zählt.« Zila nickte und sog die Luft ein, froh dass der Schmerz vorbei war, obwohl sie vermutete, das würde noch schlimmer werden. Sie reckte ihren Kopf und versuchte an Ty vorbei, einen Blick in den Raum zu erhaschen.

»Er ist gegangen.« Ty grinste nun breit. »Dem Priester ist aufgegangen, wen er da so gekonnt beleidigt hat, als er aus dem Schatten trat und Ruik sich nicht verkneifen konnte, sich bei seiner Lordschaft zu bedanken und ihn C’Liën zu nennen. Den entsetzten Blick hättest du bestimmt sehr genossen. Der arme Priester ist förmlich im Boden versunken vor Scham.«

Zila lächelte gequält. Ihr war alles egal und als die Hebamme zurückkehrte und die meisten Anwesenden aus dem Zimmer trieb, war sie erleichtert. Bis zum ersten Schrei ihres Kindes verschwamm alles weitere dann in einem Gewirr aus Atmen und Schmerz.

2. ÄNDERUNGEN IM STATUS QUO

»Wieder nichts.« Shalima sah auf die Daten und tauschte einen Blick mit Kiara. »Dabei sah es vielsprechend aus. Der Planet befindet sich in der habitablen Zone, Wasser ist vorhanden und der Druck und die Schwerkraft stimmen.«

»Mag sein, aber die Tektonik da unten ist die Hölle. Ich weiß nicht, was da schiefgeht, aber die gesamte Kruste ist instabil und in Aufruhr. Ein Erdbeben und eine Eruption nach der anderen.« Kiara schauderte. »Willst du die Sterblichen da runterbringen? Das wird nur eine kurze Geschichte und alles, was wir getan haben, war umsonst.« Sie sah auf die Bilder, die auf dem Display erschienen und stetig wechselten. Sie zeigten eine Welt, die eine mittlere gelbe Sonne umkreiste. Sie waren näher rangekommen, als ihre Sensoren ihnen anzeigten, dass es dort Wasser geben musste und tatsächlich, fanden sie große Ozeane. Doch leider war diese Welt in Aufruhr. Die wenigen Landmassen, die es gab, wurden ständig von riesigen Wellen geflutet. Vulkane, über und unter der See, spuckten unablässig feuriges Magma und Dampf füllte die Luft.

»Meinst du, du kannst das stabilisieren? Danach ein bisschen Terraforming?«

Sie sah ihn an und zeigte dem Kollegen einen Vogel. »Keine Chance. In einigen Millionen Jahren vielleicht. Das muss sich erst beruhigen. Das System ist noch jung.«

»Na, denn.« Shalima zuckte mit den Schultern. »Suchen wir weiter. Wir wussten, das wird dauern.«

Kiara sah auf das Display. »Schön ist sie ja. Diese Welt. Die Farben sind wundervoll.« Sie seufzte. Ich hätte gar nicht gedacht, dass wir so schnell einen Planeten finden, der auch nur im Ansatz eine Möglichkeit bietet. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es mir so sehr fehlt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Auf einmal ist es, als sei die Luft abgestanden und ich auf Allon eingesperrt. Ich weiß, es ist Einbildung, doch ich kann es nicht ignorieren.«

»Wir sind sogar freier mit unserer Welt. Wir können überall hin. Das ganze Universum steht uns offen. Ich bin auch nicht mehr so begierig, einen Planeten zu finden. Kennst du Celyns Theorie dazu?«

»Dass wir Allon gar nicht verlassen können, weil wir an unsere Inseln und das Systems gebunden sind? Dass wir nichts weiter sind als Hardware?« Kiara nickte. »Die will ich nicht glauben. Es ist auch nur eine Theorie.«

»Klingt aber logisch. Außerdem wenn wir einen Planeten finden, ist unsere Aufgabe erfüllt. Wir machen noch den Anschub und das war es dann. Danach brauchen sie uns nicht mehr. Dann liegt ihr Schicksal in ihren eigenen Händen.«

Kiara presste die Lippen aufeinander. Darüber wollte sie nicht nachdenken und wechselte das Thema. Sie fragte leise. »Hast du dich schon mal gefragt, was wir tun, wenn wir auf eine bewohnte Welt treffen?«

»Ich habe mit Gronk darüber diskutiert.« Shalima zog eine Grimasse. »Er sagte, wir müssten abwarten, in welcher Art sie bewohnt sei und seine Einstellung was das angeht, gefiel mir ganz und gar nicht.« Sein Blick war finster. »Ich finde, wir sollten alle darüber reden und Regeln festsetzen. Eine bewohnte Welt, von wem auch immer, wie primitiv das Leben auch ist, sollte tabu sein.«

Kiara nickte. »Ja, sonst sind wir nicht besser als dieses Ding, das unsere Welt auslöschte.«

»Mit euren Skrupeln werde ich mich befassen, wenn es so weit ist. Vorher ist das alles nur ein Gedankenspiel und dieses ist nur theoretisch, entbehrt der Fakten und ist damit ineffizient.« Der Erste der ZWÖLF, dessen Primärfähigkeiten vor allem in Organisation und Planung lagen, betrat den Raum und sah Shalima und Kiara missbilligend und abwertend an. »Überlasst die Entscheidung solcher Fragen einfach mir. Finden wir eine Welt, die für uns und die Sterblichen passt, werden ich entscheiden, wir mit den dortigen Lebensformen umgehen, falls dort welche leben.«

»Du allein?« Kiaras Augen verengten sich.

»Siehst du hier noch jemanden, der in der Lage ist, allein nach Fakten und Tatsachen zu urteilen, ohne von seinen Gefühlen übermannt zu werden?« Er schüttelte sich. »Du warst, was das anging, früher schon viel zu weich. Dazu bist du leicht zu beeinflussen und das ist nicht besser geworden, seit du in rosa Wölkchen badest.«

Shalima zog die Augen zu Schlitzen zusammen. »Unterstellst du mir jetzt auch zu große Emotionalität? Wohl kaum aus dem gleichen Grund. Das wäre absurd.«

»Davon abgesehen, dass ihr aus irgendeinem mir nicht nachvollziehbaren Grund von einer äonenalten Feindschaft in eine Freundschaft gerutscht seid«, Gronk sah den Zehnten der ZWÖLF an und fragte sich insgeheim, was ihm dort entgangen war, »bist du wohl eher nicht hormonell beeinträchtigt. Nur ist deine Religiosität nur eine andere Spielart von Irrationalität. Nicht so weit entfernt von Interdimensionalität.« Er betonte das Wort auf eine Art und Weise, die vermuten ließ, dass er es für Humbug hielt und schnaubte verächtlich.

»Ich weiß nicht, wie es bei Kiara ist. Ich habe bisher mit keinem der anderen darüber gesprochen. Nur mit dir vor ein paar Tagen und was du da sagtest, hat mir nicht gefallen. Das erzählte ich jetzt Kiara. Du willst im Grunde allein entscheiden und sagtest, dass du gegebenenfalls bereit wärest, eine bewohnte Welt nicht nur in Betracht zu ziehen, sondern sogar für unsere Belange zu befreien.« Shalima schüttelte sich. »Befreien? Welch ein Euphemismus. Aber das genau waren deine Worte.«

Kiara sah den großen grauhaarigen Cyborg an. In ihren Augen lag Widerwillen. »Ich will nicht glauben, dass du das wirklich gesagt hast und wenn doch, hoffe ich, du hast das anders gemeint.«

»Ihr wisst so gut wie ich, dass bewohnbare Planeten nicht einfach zu finden sind und wenn es sie gibt, bleiben sie nicht leer. Das Leben findet einen Weg. Da muss man eben Prioritäten setzen.« Gronk verdrehte die Augen. Wieso waren die anderen praktischen Lösungen gegenüber immer so seltsam abgeneigt. Gab es primitive Lebensformen auf einem Planeten, dann war der Verlust doch zu verkraften. Und natürlich war die Definition des Begriffes primitiv eine willkürliche und lag im Auge des Betrachters. Er seufzte innerlich. Natürlich war es auch eine der Verantwortungen. Für die primitiven Lebensformen, allen voran die Menschen, auf Allon lag sie bei ihm.

»Wir müssen eine Grenze setzen, wie weit wir zu gehen bereit sind. Moral und Ethik! Das kannst und wirst du nicht allein entscheiden. Wir sind ZWÖLF und wir entscheiden gemeinsam.« Kiara stampfte mit dem Fuß auf.

»Es ist noch gar nicht notwendig, auch nur darüber nachzudenken. Findet erst einmal eine Welt, dann sehen wir weiter.« Gronk, der eigentlich nur nach Yetaan gekommen war, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war und seinen Erwartungen entsprach, wollte dies nicht diskutieren. Ihm ging es allein um die Frage, ob der bevorstehende Wechsel in den von ihm vorgegebenen Turnus und mit der vorgeschriebenen Besetzung stattfand. Zu oft hatten die anderen in der letzten Zeit einfach seine Befehle missachtet und untereinander getauscht oder andere Zeiträume vereinbart, als er in den Dienstlisten eingetragen hatte. Dies galt insbesondere für die eine Person, die sich als nächste zur Schicht einfinden sollte. Er prüfte die Zeit und wollte gerade eine Bemerkung machen, als der Teleporter schwarz wurde. Dann traten Kimri und Jupp hindurch.

Die Augen Alexander Konstantin Gronelus umwölkten sich. Er sah den Protektor Ypors an. »Kannst du mir sagen, was du hier willst? Und das sei bitte nicht, dass du mit Celyn seine Schicht getauscht hast. Ich dulde das nicht. Glaubt ihr eigentlich, ich mache mir die Mühe, Dienstpläne zu erstellen, zum Spaß?«

Jupp zuckte zusammen und wurde blass, doch Shalima trat neben ihn und legte ihm die Hand auf den Arm.

»Er ist noch auf Caschonien? Er findet den Fehler nicht?«

Jupp schüttelte den Kopf. »Die Fehlfunktion hat er provisorisch überbrückt. Er ist wieder auf Cataqua. Er will dort die Sicherheitsroutinen initialisieren. Es ist auch höchste Zeit. Die Lage ist prekär. Deswegen hat es Priorität. Er murmelte irgendwas, dass er sowieso keinen Sprung initiieren könne, solange das nicht funktioniert. Irgendwas mit struktureller Integrität.«

Shalima wechselte einen Blick mit Kiara die nur nickte. »Ja, das wäre viel zu gefährlich. Wir müssen hierbleiben, bis das wieder funktioniert.«

Gronks Miene wurde immer düsterer. »Das ist kein Grund, sondern eine Ausrede. Er kann sich nicht einfach über meine Anweisungen hinwegsetzen. Ich habe ihn für die nächste Schicht eingeteilt und ich erwarte, dass er hier erscheint und seine Pflichten wahrnimmt. Alternativ hätte er mich kontaktieren und mir die Sache erklären können. Er kann nicht einfach selbst entscheiden. Wir waren uns einig, dass in dem Moment, als Allon nicht mehr nur eine Zuflucht war, sondern ein Raumschiff wurde, wir hier auch entsprechende militärische Strukturen einführen und ich bin nun mal der Erste der ZWÖLF, euer Anführer und damit der Kapitän dieses Schiffs. Es reicht mir langsam, dass ihr alle permanent ignoriert, dass sich die Zeiten geändert haben.«

»Gronk«, Shalima klang ruhig, doch in seiner Stimme klang etwas mit, dass Kiara, als unterdrückten Zorn identifizierte. »Das ist ein Thema, das wir dringend klären müssen. Alle zusammen. Du hast das beim Verlassen unseres Systems so festgelegt, doch der Großteil von uns, hat dir damals schon gesagt, dass wir darüber noch reden müssen. Wir haben das nur vorläufig akzeptiert, bis wir Zeit für eine Diskussion haben. Du bist zwar als erster in das Projekt gekommen aber wir haben dich weder zu unserem Anführer noch zum Kapitän gewählt.«

Kimri trat näher und sagte in einem schmeichelnden Ton: »Was soll es denn da zu reden geben? Wer außen Gronk wäre denn als Anführer geeignet?« Er legte den Kopf schief und sah zu dem großen Grauhaarigen auf.

»Halt dich da raus. Deine Zustimmung schadet mir bei den anderen eher, als sie nützt.« Der Erste der ZWÖLF blaffte den Protektor Smirnos an. Er wusste, wie wenig die anderen von diesem hielten und auch seine Intrigen und Machenschaften, obwohl immer leicht zu durchschauen, ärgerten die übrigen zehn über allen Maßen. Dann wandte er sich an Shalima und Kiara. »Aber in einem hat er recht.« Die Ader an seiner Stirn pochte. »Wir müssen es endlich offiziell machen. Es ist lange überfällig. Seit über 5000 Jahren seid ihr nicht in der Lage, hier eine Entscheidung zu treffen. Wir sollten endlich erneut abstimmen und diesmal erwarte ich, dass ihr euch rational verhaltet und die richtige Wahl trefft. Wir können nicht immer eine Mehrheitsentscheidung herbeiführen. Es ist notwendig, dass es einen gewählten Anführer gibt, der im Zweifel eine Ansage machen und einen Befehl geben kann, an den sich alle auch halten müssen. Hier kommt außer mir keiner in Frage. Ich bin der Planer und Organisator der ZWÖLF. Ich bin der Einzige, der die Fähigkeiten dazu hat. Ihr braucht eine autoritäre und harte Hand, die euch auf Linie hält.«

»Was bist du? Unser Patriarch? Diktator? Befehlshaber? Warte! Wie lässt du dich noch gleich gerne von den Sterblichen nennen. GEBIETER! GEHT ES NOCH? Was uns betrifft, da vergiss das mal ganz schnell wieder? Wir können allesamt selbst Entscheidungen treffen und ohne Widerspruch gehorchen, müssen wir dir auch nicht. Schon gar nicht, solange wir dich nicht dazu durch Mehrheitsentscheid bestimmen. Gronk, Anführer zu sein, fordert man nicht ein, das verdient man sich! Es bedeutet, auch mal zuzuhören, andere Ideen in Betracht zu ziehen, Möglichkeiten abzuwägen, die Arbeitslast und den Aufgabenbereich der anderen zu überblicken, einschätzen zu können, was sie leisten und wie viel und wenn etwas schiefgeht, die Verantwortung und Schuld nicht auf andere abzuschieben.« Kiara bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten, konnte jedoch ein Beben vor Zorn nicht unterdrücken.

Gronks Augen zogen sich zusammen. »Ich trage die Verantwortung seit beinahe 5300 Jahren. Ich weiß um eure Bereiche und ich habe noch nie die Schuld auf einen anderen geschoben. Wie könnt ihr es wagen?«

Nun schrie sie ihn an: »Du hast keine Ahnung, was wir tun. Du hast nur eine ungefähre Idee, wenn überhaupt. Du hast keinen Schimmer, wie lange Shalima und ich hier Daten gesammelt und ausgewertet haben. Ich sage es dir. Solange, dass wir beide todmüde sind und kaum noch geradeaus gucken können. Und welche das waren, weißt du schon gar nicht. Celyn, den du gerade kritisiert hast, hält das gesamte System am Laufen. Nicht wie du eine Insel – ganz Allon! Alle Inseln! Das allein ist eine Vollzeitaufgabe und derzeit bauen er und Rimek auf Cataqua den gesamten Computerbereich von Grund wieder auf. Weißt du, wie viel Zeit das die beiden kostet? Wie viele Stunden allein Rimek braucht, um alles zu konstruieren und dann zu bauen? Dann muss alles neu aufgespielt werden. Da darf Celyn sich keinen Fehler erlauben. Zusätzlich kommt es dauernd zu kritischen Fehlern. Gestern erst wieder. Auf Caschonien. Das kommt seit der Neuausrichtung immer wieder vor und er muss diese, zumindest provisorisch, beheben. Und Cataqua ist noch instabil, deshalb wollte er seine Arbeit dort erst beenden, was völlig richtig ist.«

Gronk verzog abfällig die Mundwinkel. »Verstünde eine gewisse Person etwas von ihrem Job, dann …«

Shalima schüttelte den Kopf und sagte ruhig: »Er weiß, woran es liegt. Die Interpendenzen und das Zusammenspiel zwischen den Systemen und den Inseln müssen angepasst und synchronisiert werden. Dafür muss einmal in genau getakteten Abschnitten runterfahren und neu gestartet werden. Dafür braucht er die entsprechenden Korridore, um es über die Systeme abzustimmen. Er hat es bereits mehrfach angesprochen und du hast gesagt, du teilst die Slots ein, denn das ist deine Aufgabe!«

»Das werde ich auch. Doch es hat keine hohe Priorität. Deshalb habe ich es erst einmal verschoben. Bis die Dinge, die ich für wichtiger erachte, erledigt sind.«

Shalima hob die Brauen: »Das System ist instabil. Das nennst du keine Priorität?«

»Komm schon. Das behauptet Celyn.« Gronk schnaubte. »Er übertreibt. Sein System ist ihm heilig, schon weil er glaubt, dass es ihm immer eine Ausrede gibt, sich vor der Arbeit zu drücken. Er geht davon aus, dass niemand von uns nachvollziehen kann, was er eigentlich treibt, und so kann er tun und lassen, was er will. Denkt er zumindest. Aber da täuscht er sich. Da habe ich ein Wörtchen mitzureden.«

Kiaras Augen sprühten Funken. »Er ist kaum noch zuhause, weil er ständig Notfallalarme bekommt. Er arbeitet zu viel und ich sehe ihn so gut wie gar nicht. Er ist jetzt schon einige Male direkt bei der Arbeit eingeschlafen. Unsere Beziehung leidet.« Sie überhörte das abwertende Schnauben Gronks und fuhr wütend fort. »Und dann gehst du hin und brockst ihn noch Schichten hier oben rein, die mit seinen anderen Aufgaben interferieren. Immer drauf! Nein, Gronk, du schließt von dir auf andere. Du machst ein paar Pläne und Listen, mit denen du die eigentliche Arbeit verteilst und dann lehnst du dich zurück und kritisiert nur noch.« Sie holte Luft und Shalima fiel ein. »Du weißt nicht, was wir treiben oder was unsere Aufgaben im Einzelnen sind oder was das, was du planst, bedeutet. Welche Auslastung damit verbunden ist«

»Ich behalte das Ziel im Auge. Ihr denkt stets, ihr wisst alles besser als ich, aber es fehlt euch die Übersicht. Ihr habt immer nur eure kleinen Fachgebiete drauf. Ich gebe euch die Linie vor, weil ihr das Große und Ganze nicht überblicken könnt. Soll ich dann etwa noch jeden einzelnen eurer Arbeitsschritte durchplanen?«

»Das könntest du nicht einmal, wenn du es wolltest«, blaffte Shalima.

»Arbeitet einfach effizient und tut, was ich vorgebe, anstatt euch in Kleinkram zu verzetteln. Eben, weil ihr euch nie an das haltet, was ich euch sage, muss ich dauernd korrigierend eingreifen, Haltet euch an meinen Plan, dann geht auch nichts schief.« Gronk zog die Augen zu schmalen Schlitzen.

Sie wurde noch lauter: »Genau das ist es, was du immer tust. Du gibst etwas vor und erwartest, dass alles genau nach deinen Vorgaben abgearbeitet wird und dann hagelt es Kritik, wenn es in der Praxis nicht so funktioniert, wie du es in deinen Theorien geplant hast. Du visionierst einen idealen Verlauf, doch wenn die Realität dazwischenfunkt und etwas schiefgeht, liegt es nie daran, dass du die Details nicht genug berücksichtigt hast, die du meist nicht mal kennst, sondern immer daran, dass irgendjemand anderer Mist gebaut hat.« Dann leiser. »Meistens Celyn.«

Gronk wurde nun auch laut. »In seinem Fall ist es leider die Wahrheit. Er torpediert jeden meiner, und das möchte ich mal feststellen, exzellenten Pläne und entweder er macht das absichtlich oder, das ist wahrscheinlicher, er baut tatsächlich dauernd Mist. Wir wissen, dass er einfachste Logik nicht versteht und zudem die unzuverlässigste Person ist, die man sich vorstellen kann.

Wäre er organisiert, könnte er seine Arbeit auch leicht schaffen.« Er schnaufte abfällig. »Das bisschen Technik. Die läuft doch weitgehend von allein. Schlimmer ist, dass ihr euch an ihm ein Beispiel nehmt.« Er zog die Augen zusammen. Ich kann das alles nicht mehr durch gehen lassen. Ich muss das stoppen. Diese ständige Rebellion ist lästig. Es stört die Effizienz. Und er ist der Schlimmste und zettelt ständig den Widerspruch an und beeinflusst die anderen. Ob absichtlich oder nicht, ich habe ihm seine Sperenzchen viel zu lange durchgehen lassen. Das muss aufhören. So leicht wird er meine Position nicht bekommen, egal wie sehr er es auch versucht. Er muss jetzt endlich lernen, wie man sich einfügt und anpasst. Sich an die Regeln hält. Ich gebe die schließlich nicht zum Spaß vor. Dafür brauche ich allerdings Zeit. Also, Alexander, beruhige dich und gehe planvoll vor.

Er atmete tief durch. »Macht doch, was ihr wollt. Ich dachte, ihr wisst, dass ich immer nur euer Bestes im Sinn hatte und habe. Dass ihr denkt, ich tue, was ich tue, nicht aus den besten Intentionen und zu eurem Wohl und zu dem Allons, schmerzt mich sehr.« Er ließ seine Stimme beinahe unmerklich schwanken, wohl wissend, dass die anderen dies registrieren würden. »Dann setzt mich eben ab. Aber ich dachte immer, ihr wisst, dass Allon und die Lebewesen darauf meine erste Priorität sind. Und dass mir an euch, jedem von euch, unendlich viel liegt? Ihr seid meine Familie. Ich habe immer nur euer Bestes im Sinn gehabt.« Er drehte sich auf den Absatz um und nachdem er seine Schultern kurz sinken ließ, straffte er sich und ging mit durchgedrücktem Kreuz zum Teleporter. Dann verschwand er.

»Jetzt fühle ich mich schlecht.« Kiara sah zu Boden.

»Ja«, nickte Jupp. »Ich weiß auch, dass er es auf seine Art immer gut meint und uns nur alle immer beschützen will.«

Kimri schnaubte abfällig. »Ihr nehmt ihm das ab? Das glaube ich jetzt nicht. Das war das schlechteste Schauspiel, das ich je gesehen habe. Und ihr haltet euch für überdurchschnittlich intelligent? Das ist ein Witz. Das kurze Abfallen der Schultern, dann das mannhafte Durchdrücken seines Rückens, das Schwanken der Stimme.

Alles nur Fake. Er hat euch manipuliert. Ich weiß nicht, was sein Plan war und ist, aber er hat was vor.«

Shalima musterte den kleinen dicklichen ACHTEN der ZWÖLF nachdenklich. »Ich kann kaum glauben, dass ich das jetzt sage, aber du könntest recht haben. Und natürlich durchschaust du das schneller als wir.«

Kiara zog die Stirn kraus. »Kimri? Dein Ernst?«

Der Protektor Arkanas nickte. »Liegt in seiner Natur und seinen Erfahrungsbereichen. Eine solche Manipulation ist genau das, was er auch tut, wenn er was erreichen will. Er appelliert an unser Mitleid.«

»Und ihr fallt jedes Mal darauf rein.« Kimri grinste.

Shalima zog eine Grimasse. Dann fragte er. »Computer, wohin ist Alexander Konstantin Gronelus gegangen?«

»In den Sicherheitsbereich Cataquas.«

3. ERKUNDIGUNG

Shalima gab die Koordinaten ein und Minuten später standen sie im improvisierten Sicherheitsbereich Cataquas. Diese Insel unterstand Ren’Ard, der vor kurzem die Nachfolge Costagan de la Rochas angetreten hatte, der einer unheimlichen Lebensform, die selbst den ZWÖLF gefährlich werden konnte, zum Opfer gefallen war. Beim Kampf gegen dieses Wesen, war der Hauptbereich der Insel vor einiger Zeit mit der Hauptstadt in die Nebel gestürzt und verloren. Seitdem bauten Rimek von Ukbar, die Ingenieurin der ZWÖLF, und Celyn von Kantarra, der Verantwortliche für die Computersysteme, einen neuen, wo einst das Sekundärsystem gewesen war. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes blinkten Bildschirme. Doch weder von Gronk noch von Rimek oder Celyn war etwas zu sehen.

»Vielleicht sind sie hinten. Rimek sagte etwas davon, dass sie nach den Generatoren sehen wollten.« Jupp spähte in einen der Gänge, zuckte aber dann mit den Achseln. »Ich höre auch gar nichts.« Er lauschte angestrengt. Dann legte er den Finger an die Lippen. »Da lacht doch jemand.« Er ließ die Luft entweichen. »Ich habe es nicht gemerkt, aber ich war angespannt. Jetzt bin ich erleichtert. Sie waren draußen.«

In diesem Moment traten Rimek und Ren durch die Tore. Als sie die vier anderen erblickten, blieben sie abrupt stehen. Rimek hatte einen aus Blumen gewunden Kranz auf ihren roten Locken und sah aus, als sei sie zu lange in der Sonne gewesen. Ihre Stupsnase zeigte den Beginn eines Sonnenbrandes.

»Was treibt euch denn hierher? Wollt ihr nachsehen, ob wir ordentlich arbeiten? Wenn ja, müssen wir euch leider mitteilen, dass wir ein Päuschen gemacht haben und da Celyn für einen Systemtest unbedingt ungestört sein wollte, haben wir die Chance genutzt und frische Luft getankt.«

Ren nickte. »Sie waren so gut wie fertig und ich dachte, dass könnten wir feiern. Also war ich eigentlich hier, um beide mal zu einer Pause zu überreden, aber ihr wisst ja, wie er sein kann. Er hat uns förmlich rausgeworfen.« Er sah sich um. »Wo ist der eigentlich?«

Rimek ging zum Tisch und sah auf die Displays. »Er hat die Überprüfung mittendrin abgebrochen. Warum? Er hätte nur noch den letzten Durchlauf machen müssen.« Sie sah hoch und stützte sich dabei am Tisch ab, immer noch auf den Schirm starrend. »Das ergibt überhaupt keinen Sinn.« Sie richtete sich auf und strich sich eine Locke aus dem Gesicht.

»Hast du dich verletzt? Da ist etwas Blut an deiner Stirn.« Shalima trat näher und griff nach ihrer Hand und drehte diese. Ihre Finger zeigten rote Spuren. Sie sah auf die Stelle, an der sie sich abgestützt hatte. Auch dort war etwas Blut zu sehen. »Ich habe dort hineingegriffen. Was ist hier los? Warum seid ihr alle hier? Es ist doch irgendwas passiert.«

Kiara wirbelte um ihre Achse. Dann schrie sie. »Celyn.« Sie lief tiefer in den Raum zwischen die großen Geräte. »Celyn!« Ihre Stimme kippte. »Wo bist du? Bitte antworte. Das ist der falsche Zeitpunkt, um dich zurückzuziehen. Celyn, verdammt noch mal.« Sie musste sich setzen und sank zu Boden.

Ren lief ihr nach und beugte sich zu ihr. Dann ließ er sich neben ihr nieder und schloss sie in die Arme. »Kann mich bitte mal einer aufklären?« Seine Stimme klang ruhig.

Shalima trat näher und sagte leise: »Wir hatten auf Yetaan eine Auseinandersetzung mit Gronk.« Seine Stimme klang gepresst. »Er war überaus erbost, dass Celyn nicht, wie eingeteilt, zum Dienst erschienen war. Wir haben ihm erklärt, warum nicht, aber er sah nur seine Pläne wieder mal durchkreuzt und dann gab ein Wort das andere und wir haben ihm mehr oder weniger mal gesagt, dass er völlig unbelehrbar ist und die Schuld immer bei anderen sucht.«

Jupp fiel ein. »Dann ist er verletzt abgerauscht. Nur hat Kimri uns dann erklärt, dass er gar nicht verletzt war, sondern uns manipuliert hat.«

»Ich verstehe.« Ren nickte. »Ihr seid auf ihn losgegangen und habt ihn angegriffen. Ihn in die Defensive getrieben. Den einen von euch, der sich wirklich schwer damit tut, sich selbst zu hinterfragen, dabei aber immer davon überzeugt ist, dass er das Richtige tut und sich als Einziger niemals von Gefühlen und Emotionen ablenken lässt. Diesen EINEN?« Der grauhaarige ältere Mann, der erst seit kurzer Zeit ein Mitglied der ZWÖLF war, verdrehte die Augen. »Ihr kennt ihn wie lange? Ihr wisst, dass er mit Kritik nicht umgehen kann und dabei leider der beste Stratege von euch ist?« Er seufzte. »Über 5000 Jahre und ihr seid nicht auf den Gedanken gekommen, dass er natürlich sofort Gegenmaßnahmen plant? Ihr seid wahrlich alt, weise und erfahren.« Wäre die Lage nicht so ernst, hätte er jetzt gekichert. Insgeheim machte er sich selbst einen Vorwurf. Er hatte es bereits seit längerem kommen sehen. Die Unzufriedenheit der anderen über Gronks Verhalten war stetig gewachsen und auf einen Punkt zugesteuert, der eine Eskalation nahelegte. Er hatte nichts gesagt, weil er gedacht hatte, es stehe ihm nicht zu. Er war immerhin erst kurz ein Mitglied der ZWÖLF.

Kiara, die bereits auf Yetaan völlig übermüdet gewesen war, schluchzte: »Wir konnten doch nicht ahnen, dass er gegen Celyn vorgeht. Wir haben ihn doch angegriffen.«

Shalima sah zu Boden und sagte tonlos: »In seinen Augen ist es immer Celyn, der gegen ihn opponiert und uns alle mitzieht. Das war immer schon so. Er ist der eine, dem Gronk stets für alles, was schief geht, die Schuld gibt. Dafür braucht der Kleine noch nicht mal in der Nähe sein.«

Rimek schüttelte den Kopf und unterbrach: »Zum Glück kann er ihn nicht umbringen.«

Ren nickte. »Das hat er nie gewollt. Das will er auch jetzt nicht. Auf seine Art liebt er ihn.«

Kiara fuhr hoch. »Was will er dann?«

Ren sah die anderen an. Er konnte kaum fassen, wie ahnungslos diese alten Wesen sein konnten. »Er will ihn brechen.«

»Was nun?« Shalima blickte von einem zum anderen.

»Wir lassen hier erst einmal alles stehen und liegen und informieren die anderen. Passieren, kann hier nichts mehr. Das war nur noch eine Sicherheitskontrolle.« Ren sah zu Rimek, die bestätigend nickte. Er fuhr fort. »Meiner Ansicht nach sollten wir ausnahmsweise von vorneherein mal alle zusammenarbeiten. Ganz abgesehen davon, dass wir Allija sowieso schnellstmöglich Bescheid sagen müssen, ansonsten bekommt sie einen Tobsuchtsanfall. Celyn ist immerhin ihr Bruder.«

»Sind wir überhaupt sicher, dass Gronk mit seinem Verschwinden etwas zu tun hat? Vielleicht ist er nur nach Isma’Lome verschwunden«, Rimek sah von einem zum anderen, »und musste was holen. Das ist schon ein ums andere Mal vorgekommen.«

Kimri zuckte mit den Achseln: »Oder sie reden einfach nur.«

»Warum hätten sie dann weggehen sollen? Anschreien hätten sie sich hier ebenso gut wie an jedem anderen Ort können.« Shalima hob die Brauen. »Und warum dann Blut? Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass Gronk den Wunsch verspürt, Celyn eine zu langen, aber das braucht normalerweise eine Zeit in deren Streitverlauf. Das passiert niemals innerhalb der ersten Sekunden oder Minuten. Und Celyn weiß in der Regel auch gut, wann er seine Provokationen zurückfahren muss oder sich besser absetzt.«

Ren hob eine Hand. »Kiara, geh nach Isma’Lome und sieh nach, ob Celyn dort ist. Shalima, Jupp, wie wäre es, wenn ihr Gronk einen kleinen Besuch abstattet und einfach nachseht? Er wird sich kaum mit euch beiden anlegen. Danach treffen wir uns in meinem Haus.« Ren hatte sich in Neu-Axata ein Haus nach seinem Geschmack errichten lassen, dass die anderen teilweise belächelt, vor allem jedoch verspottet hatten. Diesem konnte er auch nun nicht entgehen.

»Ren, bitte sei uns nicht böse, aber wir ziehen es dann doch vor, uns irgendwo zu treffen, wo wir alle einen Platz zum Sitzen finden.«

»Und wir nicht abwechselnd atmen müssen, weil sonst der Sauerstoff nicht reicht.«

»Oder einer aufstehen muss, wenn sich ein anderer umdrehen möchte.«

»Hört endlich auf damit!« Ren hatte langsam genug davon. »Nur weil ihr alle riesige Kästen bewohnt, muss ich das nicht auch tun. Mir reicht ein kleines Häuschen. Ihr seid völlig verwöhnte und verzogene Bälger.«

Es stimmte. Sein neues Haus auf Cataqua war nicht groß. Es bestand lediglich aus zwei Räumen. Einem Schlafzimmer und einem großen Raum, der gleichzeitig als Wohnzimmer, Küche und Besprechungsraum diente. Die Hütte lag am Rand von Neu Axata, der neuen Hauptstadt, die sie an einem See vor einem großen Gebirgsausläufer errichteten. Dies hatte praktische Gründe, denn dort befand sich der Sicherheitsbereich der Insel und er hatte vom Keller seines Domizils direkten Zugang. Sein Häuschen selbst war umgeben von einem Garten mit schönen Bäumen und Beeten, in denen er Gemüse zog. In seinem Vorgarten blühten Blumen. Nicht einmal die Replikatorfunktion seiner KI hatte er bislang aktiviert. Jedes Möbelstück in seinem Haus hatte er selbst gebaut. Sein einziger Anspruch an Luxus war das Bad gewesen. Er hatte wie alle der ZWÖLF eines dieser wunderbaren Bäder, in denen heißes und kaltes Wasser direkt aus der Wand kam.

Shalima seufzte: »Ich weiß nicht, wie oft ich das noch erklären soll. Die Menschen finden es einfach falsch, dass ihr Gott und Herrscher der Insel so einfach lebt. Hörst du ihnen eigentlich zu, wenn sie sich über deinen Lebensstil wundern und sich fragen, was in ihren Gottvater gefahren ist. Cos schwelgte in üppigen Luxus. Er war dekadent, was das anging. Askese stand bei ihm ganz unten auf der Liste.« Der Protektor Arkanas zog eine abwertende Miene. »Er wusste nicht einmal, wie das geht. Sie haben Schwierigkeiten, euch in Übereinstimmung zu bringen.«

»Du klingst wie der Hohepriester. Der jammert mir auch ständig die Ohren deswegen voll. Allerdings vor allem deshalb, weil die Gläubigen den Lebensstil der Tempelpriester mit dem meinen vergleichen. Jetzt sag ich dir was. Cos ist nicht mehr und ich bin nicht er!« Ren schüttelte sich. »Ich finde mein Haus schön. Es gefällt mir und ich fühle mich wohl dort. Ich will gar nicht in die Fußstapfen meines Vorgängers treten. Akzeptiert das endlich.«

Rimek winkte ab. »Dein Haus kommt auf keinen Fall in Frage. Da treten wir uns nur gegenseitig tot. Wir treffen uns bei mir. Ich bereite alles vor und sage schon mal den anderen Bescheid.«

Kiara gab die Koordinaten ein und trat durch den Teleporter nach Isma’Lome über. Schon bei ihrem Eintreten fühlte sie ein Willkommen, das von Zin’Dak, ihrem Kron, und Zabot, der Zebal Celyns, ausging. Ein Bild entstand in ihrem Geist, das beide Tiere zeigte, wie sie einträchtig miteinander auf einem sonnigen Plätzchen lagen und die Wärme des Frühlings genossen. Sie war immer wieder fasziniert, wie gut die beiden miteinander zurechtkamen, obwohl die Spezies eigentlich miteinander verfeindet waren. Viererverbindung ist schon etwas Besonderes. Diese Schwingungen sind beinahe wie Telepathie. Noch besser wäre es, wenn der Vierte dieser Verbindung uns andere drei nicht immer ausschließen würde. Dann müsste ich ihn nämlich nicht immer suchen, sondern wüsste, wo er ist. Jedenfalls, wenn ich nah genug dran bin.

»Miranäe! Ich suche Celyn. Ist er hier?«

Die KI meldete sich sofort. »Nein, meines Wissens wollte er nach Cataqua. Er arbeitet dort im Sicherheitsbereich.«

»Kannst du bitte prüfen, ob er nicht doch irgendwo hier ist.«

»Das wüsste ich. Er ist nicht auf Isma’Lome und auch nicht auf Kantarra.«

»Kannst du ihn orten?«

»Er ist im Bereich des zweiten Systems.«

»Geht das etwas genauer?«

»Leider nicht. Die Verschiebungen bei den Inseln machen die Ortung schwieriger. Celyn wollte es die ganze Zeit schon genauer justieren, er ist jedoch noch nicht dazu gekommen.«

»Sind andere Speicher in seiner Nähe?«

»Ja.«

»Dann ist er nicht auf Ypor, denn dort ist derzeit keiner von uns. Immerhin.«

Sie spürte die Fragen von Zin und Zabot, doch sie hatte keine Antworten für die beiden. Alles, was sie mit ihrem Besuch erreicht hatte, war, dass nun auch die beiden sich sorgten. Zabot tauchte plötzlich neben ihr auf. Sie verlangte unmissverständlich Auskunft und Kiara erzählte ihr in kurzen Worten, was sie wusste und was sie sich zusammenreimte. Dann sagte sie:

»Haltet hier die Stellung. Vielleicht ist alles ganz anders und er kommt hierher. Dann halte ihn auf. Ich treffe mich derweil bei Rimek mit den anderen. Im Anschluss komme ich zurück. Ich weiß doch, was er dir ist.« Mehr um ihre eigenen Ängste in den Griff zu bekommen, kraulte Kiara die Großkatze kurz hinter den Ohren, bevor sie nach Ukbar überwechselte.

Shalima und Jupp meldeten sich Gronk an und baten um Zugang, der ihnen knapp gewährt wurde. Er empfing sie wortlos in seinem Arbeitszimmer und winkte ihnen, näherzutreten.

»Seid ihr gekommen, um euch bei mir zu entschuldigen?« Alexander sah sie finster an. »Ich finde für das, was ihr mir auf Yetaan vorgeworfen habt, hätte ich eine verdient.«

Jupp schluckte: »Naja, vielleicht haben wir uns etwas im Ton…« Er brach ab und sah hilfesuchend zu Shalima.

»Nur im Ton? Ihr meint, der Inhalt war richtig? Ich höre also nie zu, treffe schlechte Entscheidungen und schiebe die Verantwortung dafür anderen zu, bin also insgesamt betrachtet, eurer Ansicht nach, ein schlechter Anführer?« Gronks Augen wurden dunkel. »Das hatte ich schon verstanden. Ich höre nämlich durchaus zu. Ihr könnt also wieder gehen. Ihr braucht auch nicht wiederzukommen. Ich will euch nicht mehr sehen. Den Rest von euch auch nicht mehr. Seht zu, wie ihr klarkommt.« Er schnaufte abfällig. »Schauen wir mal, wie weit ihr ohne mich kommt. Wenn dann alles in die Binsen gegangen ist und ihr angekrochen kommt, werde wir ja sehen, wer zuletzt lacht.« Er stand auf und taxierte beide mit eiskaltem Ausdruck.

Shalima blieb ganz ruhig und hielt Gronks Blick stand. »Wo ist Celyn?«

»Woher soll ich das wissen? Hat er wieder seine Aufgaben stehen lassen und sich abgesetzt? Nichts Neues. Er ist unzuverlässig.«

»Gronk! Du warst auf Cataqua. Im Sicherheitsbereich. Seitdem ist er verschwunden.«

»Was habe ich damit zu tun? Ich wollte ihn zur Rede stellen. Wegen des Diensttauschs. Dann habe ich es mir anders überlegt. Führt doch zu nicht. Er ist es nicht wert. Ich bin einfach wieder gegangen.«

Shalima schüttelte den Kopf. »Wir haben Blut gefunden. Wo ist er?«

»Du glaubst mir nicht? Das auch noch. Durchsucht doch mein Haus.« Er klang zutiefst beleidigt.

»Das werden wir.«

Einige Stunden später schüttelte Jupp den Kopf. »Er ist nicht hier oder es gibt Räume, die so versteckt sind, dass wir sie nicht finden.« Sie standen im Sicherheitsbereich und Shalima sah auf das Display. »Hier wurden Daten manipuliert. Er hat irgendwas gelöscht. Da fehlt ein Zeitabschnitt. Nicht viel, nur ein paar Sekunden.« Er zeigte auf eine Sequenz. »Siehst du. Hier kommt er an. Das stimmt nicht mit dem Zeitstempel seiner Abreise von Cataqua überein.«

»Den hast du dir gemerkt?«

Shalima nickte. »Ich hatte sowas im Urin. Er hat seinen ersten Sprung gelöscht und ich wette, das Material für ein Drachenboot, bei dem hatte er Celyn dabei.«

»Wo ist er dann?«

»Irgendwo auf Persania. Verflucht soll Gronk sein.«

»Also fragen wir ihn nochmal?« Jupp sah zu Boden. Er war nicht erpicht, Gronk nochmals unter die Augen zu treten. Er hatte schon immer Angst vor ihm gehabt und im Moment fand er ihn noch furchterregender als sonst.

»Das bringt nichts. Er mauert. Celyn könnte überall auf der Insel sein. Wir brauchen zumindest einen Anhaltspunkt.« Shalima gab die Koordinaten für Arkana ein.

»Warum dorthin?«

»Weil ich so verhindern kann, dass Gronk herausfindet, wohin wir danach gehen.« Shalima presste die Lippen aufeinander. »Ich traue ihm nicht mehr.«

4. THEORIEN

Sie trafen sich auf Ukbar in Rimeks großen Haus, das mitten in der Hauptstad Lirnilla in einem kleinen übersichtlichen Park lag, der zum Westen an einen Weiher grenzte. Ren blickte aus einem der vorderen Fenster und sah einem Moment dem Treiben auf der Straße zu. »Du wohnst wirklich mitten im dicksten Trubel. Ist das da drüben der Marktplatz?«