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In Zeiten der Globalisierung entstehen zunehmend Fragen zum erfolgreichen Umgang mit kulturellen Unterschieden im Global Business. In den 17 Interviews in diesem Buch geben Fachleute wichtige Einblicke in die interkulturelle Handlungskompetenz. Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil des Buches finden Sie Interviews mit Länderexperten. Sie erfahren, wie wichtig Höflichkeit im Geschäftsleben in Singapur ist, sowie welche Bedeutung der Islam im Geschäftskontakt in der arabischen Welt hat. Sie entdecken die Herausforderungen in der Projektplanung für deutsche Manager in den USA. Sie werden den Fragen nachgehen, welche denn nun tatsächlich die Unterschiede zwischen den USA und Kanada sind (wissen Sie auch, was ein "Loonie" ist?) und weshalb im heutigen Geschäftsleben kein Weg an China vorbei führt. Im Interview zur japanischen Kultur erfahren Sie, weshalb der Kunde in Japan "Gott" ist. Des Weiteren geht es um die Gestaltung von "Mateship" in Australien, den Kommunikationsstil in Korea und Indien (können Sie zwischen den Zeilen lesen?), die Hol- und Bringschuld in Rumänien und auch darum, wie anders Lob und Kritik in Ungarn im Vergleich zu Deutschland aufgefasst wird. Der zweite Teil des Buches befasst sich mit kulturübergreifender Handlungskompetenz: So beschreiben Fachexperten, worauf es bei interkulturellen Verhandlungen häufig ankommt. Sie erfahren, wie sich die internationale von der in Deutschland üblichen Personalauswahl unterscheidet und wie relevant interkulturelle Kompetenz auch im juristischen Bereich ist. Darüber hinaus legen Experten dar, was "Coping Strategies" für Expats im Ausland sind. Und nicht zuletzt werden zwei Tools vorgestellt: der Intercultural Readiness Check (IRC), ein Instrument zur Einschätzung interkultureller Kompetenz, und Insights Discovery®, von dem besonders internationale Teams - dank der Möglichkeit der Erstellung von Persönlichkeitsprofilen - profitieren.
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Seitenzahl: 80
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Simona Fabellini & Gary Thomas
Interkulturelle Dialoge
Impressum:
© assist Publishing 2019, Paderborn,
assist Publishing ist ein Unternehmensbereich der assist GmbH
1. Auflage 2019
Verlag: assist Publishing
Herausgeber: Simona Fabellini & Gary Thomas
Redaktion: Julie Cooper, Sina Oligmüller & Gabriele Greff
Coverdesign & Buchsatz: BookDesigns, www.bookdesigns.de
Titelgrafik: © Mustafa Aydogan – Shutterstock.com
Druck: Tredition GmbH, Hamburg
Es wird keine Garantie und Gewährleistung für die Aktualiät, Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhaltes übernommen. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-9816924-6-4 (Paperback)
ISBN 978-3-9816924-7-1 (Hardcover)
ISBN 978-3-9816924-8-8 (e-Book)
Simona Fabellini & Gary Thomas
Interkulturelle Dialoge
WAS EXPERTEN ZUR ENTWICKLUNGINTERKULTURELLER HANDLUNGSKOMPETENZ SAGEN
Inhalt
Experteninterviews zu spezifischen Ländern
Singapur: Zwischen High-Tech und High-Touch – Interview mit Jan-Christoph Daniel
Nahost: Geschäftsbeziehungen mit Arabischen Ländern – Interview mit Tina Hochheuser
Wie ticken die Amerikaner? Zusammenarbeit mit den USA – Interview mit Christiena Kirchhoff
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kanada – Interview mit Nicole Lyotier Stroeble
Outsourcing nach China – Interview mit Molly Ng
Der Kunde ist Gott: Kundenorientierung in Japan – Interview mit Kiriko Nishiyama
Australien: Erfolgsfaktoren für die Zusammenarbeit – Interview mit Tania Pellegrini
Korea: Erfolgsfaktoren für die Zusammenarbeit – Interview mit Dr. Nils Reschke
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Rumänien – Interview mit Adrienne Rubatos
Outsourcing nach Indien –Interview mit Emily Slate
Erfolgsfaktoren für die Zusammenarbeit mit Ungarn – Interview mit Gyöngyi Varga
Experteninterviews zu Interkultureller Handlungskompetenz
Cross-cultural Negotiation –Interview mit Frank Beckmann
Intercultural Recruitment: Die internationale Stellenausschreibung – Interview mit Ines Gasser
Kultur und Recht – Interkulturelle Kompetenz im juristischen Bereich – Interview mit Jeri Weber
Expat-Coaching – Interview mit Micaela Flores-Araoz (in englischer Sprache)
Der Intercultural Readiness Check – Interview mit Dr. Ursula Brinkmann
Insights Discovery® Persönlichkeitsprofil – Interview mit Anna Inama (in englischer Sprache)
Vorwort
Unser Dank an die Interviewpartner!
Dieses Buch ist das Ergebnis einer Interviewreihe mit führenden Experten aus unterschiedlichen Bereichen der interkulturellen Personalentwicklung. Als die Interviewreihe bereits im Jahr 2016 begann, wurde diese durch die vielen Belange und Fragen inspiriert, die unsere international und interkulturell tätigen Kunden und Klienten in der Corporate Business World beschrieben.
Durch unsere langjährige Tätigkeit in der internationalen Personalentwicklung haben wir viele Trainer, Berater und Coaches kennengerlernt, die seitdem zu unserem Trainerteam, unserem Expertenpool oder zum Netzwerk unserer Kooperationspartner gehören.
So bot sich uns die einmalige Gelegenheit, diese wunderbaren Kolleginnen und Kollegen zu ihren Wissens- und Erfahrungsschätzen zu befragen.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst bei allen Kolleginnen, Kollegen und Netzwerkpartnern bedanken, die sich als so kompetente Interviewpartner zur Verfügung gestellt haben und die solch spannende Einblicke in die interkulturelle Handlungskompetenz ermöglicht haben. Ich bedanke mich herzlichst bei Dr. Simona Fabellini, die die meisten Interviews geführt hat sowie bei Lisa Kreuz für die technische Umsetzung der Online-Interviews. Julie Cooper, Sina Oligmüller & Gaby Greff, vielen Dank auch ihnen für ihre redaktionelle Unterstützung.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in den Interviews bei Personenbezeichnungen die männliche Form. Diese soll explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden.
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich wünsche Ihnen mit diesem Buch viel Freude und viele kostbaren, neuen Erkenntnisse. Wenn Sie mehr erfahren möchten, bringen wir Sie gerne mit den jeweiligen Interviewpartnern in Kontakt. Uns ist bewusst, dass die kurzen Interviews nur einen Einblick in die Länderkultur geben können. Somit besteht Gefahr zur Stereotypisierung. Wir sind uns sicher, dass die Hinweise in diesem Buch dennoch eine wertvolle Orientierung für Sie darstellen. Bei Interesse an einem Coaching, einem Training oder einer Beratung zu diesen Themen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Gary Thomas
assist International Human Resources
assist International HR
Tel. +49 5251 875432
Mail: [email protected]
www.international-hr.de
Experteninterviews zu spezifischen Ländern
Singapur: Zwischen High-Tech und High-Touch
Interview mit Jan-Christoph Daniel
Jan-Christoph Daniel kommt ursprünglich aus der Filmbranche, hat Medienproduktion in England studiert und ist als Produzent und Berater international tätig. Ein geographischer Schwerpunkt seiner beruflichen Erfahrung liegt in Hong Kong und Singapur, wo er auch über sieben Jahre gelebt hat. Hier stellt sich die Verbindung zum interkulturellen Bereich her, in dem er heute unter anderem als interkultureller Trainer mit Fokus auf Singapur tätig ist.
Simona Fabellini: Was bietet Singapur als wirtschaftliches Kooperationsland deutschen Unternehmen?
Jan-Christoph Daniel: Singapur ist ein hub [Anm.: Drehkreuz] bzw. ein gateway [Anm. Schnittstelle] für den südostasiatischen Markt. Die Bezeichnung hub wird in Singapur auch sehr gerne für den südostasiatischen Markt verwendet.
Singapur verfügt dank seiner Geographie über eine strategisch günstige Lage. Darüber hinaus hat das Land eine hervorragende Infrastruktur mit dem mehrfach als bester Flughafen der Welt ausgezeichneten Flughafen. Des Weiteren gibt es noch den Hafen, dem eine zentrale Bedeutung zukommt und bei dem es sich um den zweitgrößten Hafen der Welt handelt. Deutsche Firmen haben einen einfachen Zugriff auf verfügbare, hochqualifizierte Arbeitskräfte dank der sehr guten Universitäten in Singapur und dem hohen Stellenwert von Bildung. Die Regierung ist effizient und korruptionsfrei aufgrund der Antikorruptionsgesetze. Das Rechtssystem ist sehr stabil und funktioniert. Man hat folglich beste Voraussetzungen, um in Singapur agieren zu können.
Für Expats, die dort arbeiten, ist es wichtig zu wissen, dass es eine gute medizinische Versorgung gibt und dass Englisch die Amtssprache ist – bzw. Singlish, ein spezielles Englisch, das etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Simona Fabellini: Welche kulturellen Herausforderungen können sich deutschen Managern bei der Zusammenarbeit stellen?
Jan-Christoph Daniel: Singapur ist durchaus multikulturell. Man kann von einem asiatischen Mikrokosmos sprechen. Manche nennen es „Asia Light“, jedoch sollte man das „light“ nicht unterschätzen. Stattdessen sollte einem Manager bewusst sein, dass zwei Drittel der Menschen, die dort leben und arbeiten, nicht dort geboren sind. Allerdings kommen sie nicht nur aus dem Umland. Es gibt auch viele Europäer, und je nach Quellen arbeiten zwischen 9.000 und 10.000 deutsche Fachkräfte im Land, teilweise, aber nicht gänzlich als Expats. Dementsprechend sollte man Flexibilität mitbringen, um mit all diesen Kulturen auf engstem Raum umgehen zu können. Singapur ist ein kleiner „Red Dot“ und lässt sich rein von der Fläche her mit größeren deutschen Städten wie Köln oder Hamburg vergleichen. Von Bedeutung ist die Tatsache, dass knapp achtzig Prozent der Bevölkerung chinesische Wurzeln hat. Daher gelten bis zu einem gewissen Maß auch Umgangsformen, die für den chinesischen Markt gültig sind, zum Beispiel taoistische und konfuzianistische Werte und Normen. Die Familie hat einen hohen Stellenwert, es wird sehr viel Wert auf Formalität und Respekt gelegt sowie auf die Achtung hierarchischer Strukturen. So wird in Singapur Autorität im geschäftlichen Alltag nur bedingt herausgefordert und in Frage gestellt. Jemanden öffentlich zu kritisieren ist schwierig. Man muss sich daran gewöhnen, sich diplomatisch zu verhalten und nicht unbedingt ein hartes deutsches „Nein“ in Geschäftsmeetings zu äußern, sondern diplomatischer und subtiler vorzugehen. Auch gute Manieren an den Tag zu legen, ist wichtig.
Simona Fabellini: Hast du ein Beispiel dafür, wie man mit diesen kulturellen Herausforderungen umgehen kann?
Jan-Christoph Daniel: Besonders zeigt sich das an der Art der Kommunikation in Meetings. Da ist zum einen die bereits erwähnte Bedeutung von Respektzeigen und damit einhergehend die Tendenz zu mehr Zurückhaltung als man es von Deutschland gewohnt ist. Zum anderen auch eine gewisse Bescheidenheit, aber auch hier gibt es eine Ausnahme von der Regel. Die Singapurer sind durchaus stolz auf ihr Land, weil sie seit der Unabhängigkeit viel erreicht haben. Dies wird natürlich gezeigt, aber eine gewisse Zurückhaltung und Bescheidenheit – gerade als Gast – sind, denke ich, angemessen.
Man sollte sich auch ein bisschen mit dem beschäftigen, was über die Branche, in der man tätig ist, hinausgeht. So gibt es, obwohl Singapur so klein ist, eine kleine, lokale Filmproduktion, hervorragende lokale Autoren, eine lebendige Theaterszene. Es lohnt sich, einzutauchen und sich mit Kunst und Kultur zu beschäftigen. Das alles hilft, die Singapurer und damit die Geschäftspartner besser zu verstehen. Empfehlenswert ist des Weiteren das Buch Life is not complete without shopping von Chua Beng Huat, ein Soziologieprofessor der National University of Singapore (NUS), das sich mit der Singapurer Psyche beschäftigt. Denn Singapur gilt für die Touristen häufig als Shoppingparadies, was auch stimmt. Aber es lohnt sich, genauer hinter die Fassade zu blicken, was die Ursachen gewisser Verhaltensweisen sind und was dies für das Selbstverständnis bedeutet. Gerade wenn man länger dort lebt, ist es klar, dass man das Land und die Menschen verstehen möchte.
Simona Fabellini: Welche drei Tipps würdest Du den Lesern mitgeben?
Jan-Christoph Daniel: Auf der Unternehmensseite sollte man sich im Vorfeld überlegen, wie man personalstrategisch vorgehen möchte. Es gibt bereits, je nach Quellen, zwischen 1.200 und 1.400 deutsche Unternehmen, die in Singapur ansässig sind, vom Global Player bis zu kleineren Unternehmen. Das heißt, dass die Infrastruktur bereits existiert. Zum Beispiel mit einem German Center und einer recht großen deutschen Community. Personalstrategie meint hier allerdings, inwieweit man mit deutschen Expats agiert, also mit Fach- und Führungskräften, die entsandt werden, was eine Variante ist. Oder ob man sich auf dem lokalen Arbeitsmarkt umschaut. Wie bereits eingangs erwähnt, sind die Fachkräfte sehr gut ausgebildet, denn, da das Land über keine natürlichen Ressourcen verfügt, ist Manpower dessen eigentliche Ressource. Daher muss man sich überlegen, wann es sich lohnt, sich lokal umzuschauen und wann man deutsche Manager oder Fachkräfte dorthin schickt. Es wird oft nicht in Betracht gezogen, vor Ort Angestellte anzuwerben.