Invasion der Waschbären - Michael Groß - E-Book

Invasion der Waschbären E-Book

Michael Groß

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Beschreibung

Bald leben mehr als eine Million (!) Waschbären in unseren Wäldern und nicht nur da ? sie kommen uns auch in den Städten »besuchen«. Die putzigen Kerlchen können nichts dafür, denn wir sind an ihrer Verbreitung Schuld, da wir das ökologische Gleichgewicht der Natur gestört haben. Doch was genau ist eigentlich Ökologie jenseits von Ökostrom und Ökolabel? Hightech-Ameisen, hochintelligente Krähen und der Urzeit-Ginkgo Alles hängt mit allem zusammen: Gerät ein ökologisches Teilsystem aus dem Gleichgewicht, löst das oft eine Kettenreaktion aus. In dem Teil Zusammen leben fragt Michael Groß u. a., ob Schutzgebiete wirklich die bedrohten Arten schützen, erzählt über die Wanderschaft von Pflanzenschädlingen, die sich durch weltweite Handelsnetze auch global verbreiten, oder stellt einen Überlebenden der Dinosaurierzeit vor: den Ginkgo. Warum überlebte er damals das Massensterben der Arten? Kohlendioxidschwaden, Vibrationen, Magnetismus, Pedometer und noch vieles mehr: All das besitzt z. B. ein sehr kleines Lebewesen ? die Ameise. Sie findet mit dieser »Ausstattung« sogar in der Wüste wieder zu ihrem Nest zurück. Im Teil Aktiv leben stellt uns Groß diese kleinen tierischen Wunderwerke vor, berichtet aber auch von den hochintelligenten Krähen oder erzählt, wie das Krokodil seine Zähne bekam. Im Abschnitt Weiter leben gibt er einen Ausblick auf die unmittelbare Zukunft des Lebens auf der Erde, die immer stärker von menschlichen Aktivitäten geprägt wird: das Zeitalter des »Anthropozän« ist angebrochen!

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Inhaltsverzeichnisxs

Über den Autor

Vorwort

Teil I

1 Warum ist das Leben so kompliziert?

Auseinandernehmen und Zusammenbauen

Global denken

Das Leben verstehen lernen

Teil II

2 Mauerblümchen warten auf ihre Entdeckung

3 Sag mir wo die Bienen sind

Genom-Untersuchungen

Systemischer Pflanzenschutz

Hummelschwund

Subletale Effekte

Gesunde Ernährung für Bestäuber

Auswirkungen auf die globale Landwirtschaft?

4 Ökonomie der Ökologie

Zahlenspiele

Alle an einem Strang

Ozeane

5 Der verdoppelte Stickstoff-Kreislauf

Grenzüberschreitung

Kann die Denitrifikation mithalten?

Regionale Unterschiede

Ins Meer gespült

6 Schützen Schutzgebiete wirklich die bedrohten Arten?

Madagaskar

Belize

7 Bedrohte Artenvielfalt in der Türkei

Entwicklungsstörungen

Räuber in Gefahr

8 Invasion der Waschbären

Ameisen-Globalisierung

Migrationsstatistik

9 Katzen rund um die Welt

Das letzte Jahr des Tigers?

Korridore für Jaguare

Löwen sind nicht zum Spielen da

Geparden und Leoparden in Asien

10 Kohlenstoffbilanz der Wale

11 Ökologie von wilden und zahmen Tieren

Katzenjammer

Dachs pass auf!

Ein bisschen Wildnis?

12 Gute und schlechte Nachrichten für Korallen

Hoffnungsschimmer

Warnungen

13 Wer domestizierte wen? Die paradoxe Entstehung der Landwirtschaft

14 Pflanzenschädlinge auf der Wanderschaft

Weizenernte in Gefahr

Schädlinge auf Weltreise

15 Ein seltsamer Überlebender der Dinosaurierzeit

16 Wildtiere kehren nach Europa zurück

Wiederkehr des Wisents

Baumeister der Natur

Rückkehr der Vögel

Räuber auf der Jagd

17 Das Pfeifen im Walde

Entwaldung à la carte

Auch Bäume werden krank

18 Schützt die Küsten, damit sie uns schützen

Mangroven in Myanmar

Nachwachsender Schutz

Internationale Zusammenarbeit

Hoffnungsschimmer

Teil III

19 Planet der Phagen

20 Mäuse-Hirn: klein, aber oho

Landkarten für Mäusehirne

21 Barcodes für Tiere und Pflanzen

Der erste Barcode

Folge oder Ursache der Artentrennung?

Doppelter Barcode für Pflanzen

22 Von Krähen lernen

23 Wie sich Ameisen in der Wüste orientieren

Das Pedometer

Immer der Nase nach

Wegweiser

24 Kieselalgen zwischen Glasgehäuse und Treibhauseffekt

Späte Hochzeit

Genome

Kieselalgen im Kohlenstoffzyklus

Morphogenese

Anwendungen

Lästige und nützliche Kieselalgen

25 Spannungsgeladene Mikrobenaktivität am Meeresboden

Archäen als Klimaretter

Bakterien auf Draht

Vorstoß ins Unbekannte

26 Wie das Krokodil seine Zähne bekam

Erste Kiefer, erste Zähne

Zähne im Hals

Vögel und Reptilien

Nachwachsendes Gebiss

27 Wir sind das schwarze Schaf im Reich der Fische

Durchblick in der Entwicklungsbiologie

28 Extremophile Rotalge des Gen-Diebstahls überführt

Kleptomanie kommt in den besten Familien vor

Offene Fragen

29 Mit Darmbakterien durch dick und dünn

Freundliche Bakterien

Durch dick und dünn

30 Protein-Schäume in der Tierwelt

Schön geschwitzt

Schmackhafter Schaum

31 Haben Tiere Bewusstsein?

Kinder und Vögel

Sozialverhalten von Hunden und Affen

Teil IV

32 Verschmelzen von Biologie und Technologie

Roboter auf dem Vormarsch

Leben simulieren

33 Eine Zivilisation am Abgrund?

Die größte Herausforderung

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Von Michael Groß erschienen bei Wiley-VCH auch folgende Bücher:

Groß, Michael

Von Geckos, Garn und Goldwasser

Die Nanowelt lässt grüßen

2012

ISBN: 978-3-527-33272-4

Groß, Michael

Der Kuss des Schnabeltiers

und 60 weitere irrwitzige Geschichten aus

Natur und Wissenschaft

2011

ISBN: 978-3-527-32738-6

Groß, Michael

9 Millionen Fahrräder am Rande des

Universums

Obskures aus Forschung und Wissenschaft

2011

ISBN: 978-3-527-32917-5

Plaxco, Kevin W./Groß, Michael

Astrobiologie für Einsteiger

2012

ISBN: 978-3-527-41145-0

In der Reihe Erlebnis Wissenschaft erscheinen 2014:

Full, Roland

Vom Urknall zum Gummibärchen

2014

ISBN: 978-3-527-33601-2

Zankl, Heinrich/Betz, Katja

Trotzdem genial

Darwin, Nietzsche, Hawking und Co.

2014

ISBN: 978-3-527-33410-0

Hermans, Jo

Im Dunkeln hört man besser?

Alltag in 78 Fragen und Antworten

2014

ISBN: 978-3-527-33701-9

Hess, Siegfried

Opa, was macht ein Physiker?

Physik für Jung und Alt

2014

ISBN: 978-3-527-41263-1

Lindenzweig, Wilfried H.

Wissen macht schlau

Große Themen leicht erzählt

2014

ISBN: 978-3-527-33750-7

Oreskes, Naomi/Conway, Erik M.

Die Machiavellis der Wissenschaft

Das Netzwerk des Leugnens

2014

ISBN: 978-3-527-41211-2

Autor

Michael Groß

http://www.michaelgross.co.uk

[email protected]

Titelbild

© andamanec – Fotolia.com

Alle Bücher von Wiley-VCH werden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber und Verlag in keinem Fall, einschließlich des vorliegenden Werkes, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler irgendeine Haftung.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2014 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co.KGaA, Boschstr. 12, 69469 Weinheim,Germany

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche markiert sind.

Print ISBN 978-3-527-33668-5ePDF ISBN 978-3-527-67927-0ePub ISBN 978-3-527-67929-4Mobi ISBN 978-3-527-67928-7

Über den Autor

Michael Groß wurde 1963 in Kirn an der Nahe geboren. Das Schreiben liebt er, seit er in jungen Jahren für eine Schülerzeitung gearbeitet hat. Dass er sich nicht für eine journalistische Karriere, sondern für ein Chemiestudium entschied, kommt nun den Lesern seiner hintersinnig-wissenschaftlichen Texte zugute. Denn Groß schreibt mit Fachkompetenz und Witz – eine seltene Kombination und Gabe. Nach seiner 1993 abgeschlossenen Promotion an der Universität Regensburg erforschte er am Oxford Centre for Molecular Sciences die biophysikalische Chemie der Proteine. Heute schreibt er als freiberuflicher Wissenschaftsjournalist unter anderem für die Zeitschriften Spektrum der Wissenschaft, Nachrichten aus der Chemie, und Chemie in unserer Zeit und verfasst (populär-)wissenschaftliche Bücher. Im März 2014 erhielt er den Preis für Journalisten und Schriftsteller der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh). Michael Groß lebt in Oxford.

Vorwort

In die Biowissenschaften bin ich als Chemiker ja eher hineingerutscht – zunächst als Forscher in Sachen Biochemie, dann als Autor mit einem mehrere Disziplinen übergreifenden Themenspektrum von der Quantenphysik über die Chemie bis hin zur Evolutionsbiologie. Und offenbar rutsche ich immer weiter hinein.

Seit Anfang 2011 darf ich in der Fachzeitschrift Current Biology, für die ich vorher bereits in unregelmäßigen Abständen gearbeitet hatte, in jedem Heft, also zweimal im Monat, ein biologisches Thema ausführlich behandeln. Dadurch hat sich mein Themenschwerpunkt noch weiter in Richtung Biologie verschoben. Deshalb kommt jetzt hier das biologischste meiner Bücher, zusammengesetzt aus etwa gleichen Teilen Ökologie (Teil II) und organismischer Biologie (Teil III). Dieses thematische Duo wird eingerahmt von einer Einführung und einem Ausblick.

Durch die intensivere Beschäftigung mit dem Leben auf der Ebene von Organismen und Lebensgemeinschaften (anstatt von Molekülen bis Zellen) hat sich auch meine Weltsicht geändert und es ist mir ein wenig von meinem jugendlichen Optimismus abhanden gekommen. Meine ersten Artikel und Bücher waren vor allem der positiven Seite der Wissenschaft, dem Lösen von Problemen, Heilen von Krankheiten und Entwickeln besserer Technologien gewidmet. Ein Rezensent warf mir vor Jahren sogar vor, die englische Ausgabe von »Expeditionen in den Nanokosmos« betrachtete die Nanotechnik durch die rosa getönten Brillengläser des übertriebenen Technik-Optimismus.

Im Bereich der organismischen Biologie gibt es zwar weiterhin Erkenntnisgewinne zu feiern, aber im Bereich Ökologie liefert uns die Wissenschaft überwiegend schlechte Nachrichten, vom Artensterben bis hin zu Rückkopplungseffekten, die womöglich den Klimawandel verschärfen. Dementsprechend gespalten ist auch der Ausblick am

Ende des Buches. Wir lernen immer mehr über die Geheimnisse des Lebens, andererseits haben wir es aber offenbar bisher nicht geschafft, unser Verhalten so zu verändern, dass wir seinen Untergang nicht weiter beschleunigen.

Faszinierend sind die Einblicke in die Wunder der Natur nach wie vor, aber auch besorgniserregend, da die Natur gerade auf den hier behandelten Ebenen höherer Komplexität bedroht ist. Nur eine kosmische Katastrophe könnte die Zellbiologie zu einem plötzlichen Ende bringen, aber Arten, Habitate und Ökosysteme sind leichter zu zerstören, wie uns die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte eindrucksvoll demonstriert haben.

Mit diesen biologischen Geschichten will ich Sie deshalb nicht nur zum Staunen anregen, sondern auch zum Nachdenken darüber, was wir alle dazu beitragen können, der Zerstörung der Natur insbesondere auf den höheren Ebenen der Komplexitätsskala Einhalt zu gebieten.

Oxford, April 2014

Michael Groß

Teil I

Leben

1

Warum ist das Leben so kompliziert?

Bisweilen glauben wir, andere Lebewesen zu verstehen. Familienangehörige, Haustiere, BundeskanzlerInnen, Stubenfliegen, Topfblumen – sie sind alle nur Lebewesen wie du und ich, die sich ein bisschen Zufriedenheit wünschen für ihre begrenzte Lebensfrist. Wir identifizieren uns mit anderen Menschen, sogar mit nicht-menschlichen Lebewesen, und wir glauben sie zu verstehen.

Dann wieder gibt es Momente, wo wir nicht einmal die Handlungen der Angehörigen unserer eigenen Spezies begreifen können. Zum Beispiel, wenn Menschen unvollstellbar grausam, dumm, gierig, oder gleich alles auf einmal sind. Wenn die zwischenmenschliche Verständigung versagt. Wenn die Vernunft sich rar macht. Wenn Einfühlen und Mitfühlen uns plötzlich nicht mehr weiterhelfen.

Wie erklärt man Völkermord? Wie versteht man, dass Menschen verhungern, während andere im Überfluss schwelgen? Unsere mitmenschliche Solidarität und Empathie kann diese Phänomene nur beklagen, aber einleuchtende Erklärungen findet sie nicht. Warum kann das menschliche Hirn himmlische Musik oder höllische Folter ersinnen? Wir wissen es nicht.

Als Wissenschaftler, der sich überwiegend mit einfacheren Dingen beschäftigt, wundert mich dieses Versagen nicht. Lebewesen sind nun einmal extrem kompliziert. Und das menschliche Gehirn ist – zumindest solange, bis wir noch intelligentere Außerirdische entdecken – das komplizierteste System im uns bekannten Universum.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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