Isländersagas 1 -  - E-Book

Isländersagas 1 E-Book

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Beschreibung

In der europäischen Literatur sind die Sagas einzig: nirgendwo als auf Island entstand eine solch spannende, in der Volkssprache abgefasste Prosaliteratur. Dashiel Hammet hat auf ihre Dialoge gelauscht, Borges bewunderte ihren zynischen Realismus, und ihre Gegenwärtigkeit verblüfft: betritt man heute die Landschaft ihrer Schauplätze, scheinen nur die alten Helden zu fehlen. Die 64 Sagas der S. Fischer Edition, die 2011 anlässlich Islands Ehrengast-Auftritt zur Frankfurter Buchmesse erschienen sind, erzählen vom Leben der ersten Siedler auf Island, von der Landnahme, ihren Hofgründungen, Familienfehden und Rechtsstreitigkeiten - und natürlich von ihren Fahrten, die nach Schottland, England und bis nach Rom führten, und nicht zuletzt zu dem legendär rauen Ruf der Isländer beitrugen, denn es ging dabei nicht immer friedlich zu. Eine Neuübersetzung wie diese – vorgelegt von den besten literarischen Übersetzern und wissenschaftlich ediert von führenden Skandinavisten – schließt eine lange als schmerzlich empfundene Lücke. Islands wichtigster Beitrag zur Weltliteratur wird damit dem deutschen Lesepublikum neu zugänglich gemacht. Die bekannten Sagas wie die von den Menschen im Laxárdal oder von dem großen Helden Grettir fehlen ebenso wenig wie die bekannten Sagas z. B. »Die Saga von Brennu-Njáll« sowie die Sagas von Vinland und Grönland, die von der ersten europäischen Entdeckung Amerikas berichten. Die literarisch akzentuierten Neuübersetzungen liegen in vier Bänden vor. Die Herausgeber sind Klaus Böldl (Kiel), Andreas Vollmer (Berlin) und Julia Zernack (Frankfurt/Main). Es übersetzen Klaus Böldl, Wolfgang Butt, Thomas Esser, Tina Flecken, Johannes Heimeroth, Ursula Gieger, Mathias Kruse, Kristof Magnusson, Kurt Schier, Sabine Schmalzer, Andreas Vollmer, Betty Wahl, Laura Wamhoff, Karl-Ludwig Wetzig.

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Seitenzahl: 1372

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Klaus Böldl | Andreas Vollmer | Julia Zernack (Hrsg.)

Isländersagas 1

Erzählungen

Aus dem Altisländischen von Betty Wahl, Kurt Schier, Thomas Esser, Ursula Giger, Karl-Ludwig Wetzig und Mathias Kruse

 

Über dieses Buch

 

 

»Ein isländischer Schriftsteller kann nicht leben, ohne beständig über die alten Bücher nachzudenken.« Halldór Laxness 

Der Stellenwert, den die Isländersagas im kulturellen Gedächtnis der Isländer einnehmen, ist enorm. Bis heute haben die fesselnden Geschichten über die ersten Siedlergenerationen auf der nordischen Insel nicht an Leuchtkraft verloren: Die Prosatexte aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind eine Sternstunde der Geistesgeschichte Europas – und können hier in einer breiten Auswahl bewundert werden. Mit der vorliegenden Edition, die anlässlich Islands Ehrengastauftritt zur Frankfurter Buchmesse 2011 erschien, öffnet sich den Lesern ein Tor in eine Welt, die beseelt ist von wütenden Außenseitern, starken Frauen und Rechtskundigen, von Rache, Totschlag und Buße, aber auch von Schadenszauber und Wiedergängern und nicht zuletzt abenteuerlichen Reisen in ferne Länder.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Die vierbändige Ausgabe der »Isländersagas« – vorgelegt von den besten literarischen Übersetzerinnen und Übersetzern – räumt einer der bedeutendsten Literaturen den Platz ein, der ihr gebührt.

Inhalt

Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge

Einleitung

Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge

1 Die Leute von Mýrar

2 Þorsteinns Traum

3 Helgas Geburt

4 Gunnlaugs Kindheit. Gunnlaug trifft Helga

5 Gunnlaugs Versprechen

6 Gunnlaug fordert Jarl Eirík heraus

7 Gunnlaug beim König von England

8 Gunnlaug beim König von Irland, bei Jarl Sigurð auf den Orkney-Inseln und bei Jarl Sigurð in Schweden

9 Hrafn wirbt um Helga

10 Gunnlaug bricht sein Versprechen

11 Gunnlaug und Hrafn im Dichterwettstreit

12 Der Kampf zwischen Gunnlaug und Hrafn

13 Hermund rächt seinen Bruder Gunnlaug. Helgas Trauer und Tod

Die Saga von Egill Skalla-Grímsson

Einleitung

Die Saga von Egill Skalla-Grímsson

1 Kveld-Úlf und seine Familie

2 Von Ölvir und Sólveig

3 Harald unterwirft sich Norwegen

4 Von König Haralds weiteren Heerzügen

5 König Harald und Kveld-Úlf

6 Þórólf Kveld-Úlfssons

7 Heimkehr Björgólf und Hildiríð

8 Þórólf bei König Harald und Bárðs Heirat

9 Die Schlacht im Hafrsfjord und Bárðs Tod. Þórólf heiratet Bárðs Witwe

10 Þórólfs Fahrt in die Finnmark

11 Þórólfs Gastmahl für König Harald

12 Die Hildiríðssöhne verleumden Þórólf

13 Þorgils Gjallandi bei König Harald

14 Þórólfs zweite Fahrt in die Finnmark

15 Die Hildiríðssöhne verleumden Þórólf erneut

16 Þórólf trifft mit König Harald in Trondheim zusammen

17 Die Fahrt der Hildiríðssöhne zu den Finnen

18 Sigtrygg und Hallvarð rauben Þórólfs Schiff

19 Þórólfs Wikingfahrt und letzte Zusammenkunft mit Kveld-Úlf

20 Skalla-Grím heiratet

21 Sigtrygg und Hallvarð planen einen Überfall auf Þórólf

22 König Harald tötet Þórólf

23 Ketill Hæng tötet die Hildiríðssöhne und fährt nach Island

24 Kveld-Úlfs Trauer und Ölvirs Vermittlungsversuch

25 Skalla-Grím bei König Harald

26 Die Fahrt der Brüder Hallvarð und Sigtrygg

27 Kveld-Úlfs Rache an den Brüdern Hallvarð und Sigtrygg, die Fahrt nach Island und Kveld-Úlfs Tod

28 Skalla-Gríms Landnahme

29 Skalla-Grím errichtet Höfe und ordnet seine Landwirtschaft

30 Skalla-Gríms Schwiegervater kommt nach Island. Skalla-Grím baut eine Schmiede

31 Skalla-Gríms Kinder. Egills erste Dichtung

32 Björn Brynjólfsson entführt Þóra Hlaðhönd

33 Björn fährt nach Island

34 Skalla-Gríms Vorwürfe gegen Björn

35 Ásgerðs Geburt. Björn versöhnt sich mit Þórir und fährt nach Norwegen

36 Þórólf freundet sich mit Eirík Blutaxt an und schenkt ihm ein Schiff

37 Eiríks Zug nach Bjarmaland und seine Heirat

38 Þórólf fährt nach Island und überbringt Skalla-Grím ein Geschenk von König Eirík

39 Þórunn Skalla-Grímsdóttir heiratet

40 Egill tötet zwei Menschen; seine erste Reise

41 Þórólf bei König Eirík. Arinbjörn und Egill

42 Þórólf heiratet Ásgerð

43 Egill und Ölvir fahren zu Bárð nach Atley

44 Egill tötet Bárð

45 Egills Flucht

46 Egills und Þórólfs Wikingfahrt nach Kurland

47 Egill in Dänemark und der Angriff auf Lund

48 Egill beim Jarl Arnfið. Seine Freundschaft mit Arinbjörn

49 Eyvind Skreyja tötet Þorvald Ofsi. Egills Wikingfahrt nach Dänemark

50 Egill und Þórólf bei König Aðalsteinn in England

51 Die Verhältnisse in England und Schottland

52 Der Krieg zwischen Engländern und Schotten und die englische Kriegslist vor der Schlacht auf der Vínheiði

53 Die Schlacht auf der Vínheiði

54 Fortgang der Schlacht und Þórólfs Tod

55 Þórólfs Bestattung. Aðalsteinns Geschenke und Egills Fahrt nach Norwegen

56 Egills Heirat und Rückkehr nach Island. Seine zweite Fahrt nach Norwegen und seine Auseinandersetzungen mit Berg-Önund und König Eirík

57 Verhältnisse in Norwegen. Egill tötet Berg-Önund, errichtet eine Schmähstange und kehrt nach Island zurück

58 Skalla-Gríms Tod und Bestattung

59 Egills Schiffbruch an der Küste Englands. Er dichtet die »Haupteslösung«

60 Egill trägt das Gedicht vor

61 Egill wird freigelassen und kommt zu König Aðalsteinn

62 Egills dritte Fahrt nach Norwegen

63 Egill und König Hákon Aðalsteinsfóstri

64 Egill überwindet den Berseker Ljót

65 Egills Prozess und sein Holmgang mit Atli

66 Egill kehrt nach Island zurück

67 Egills letzte Fahrt nach Norwegen

68 Egill erhebt Anspruch auf Ljóts Besitz

69 Egills und Arinbjörns Wikingfahrten. Arinbjörn zieht zu König Harald Graumantel

70 König Hákon beauftragt Þorsteinn Þóruson mit der Fahrt nach Värmland

71 Beginn der Fahrt nach Värmland. Egill und der geizige Ármóð

72 Egill heilt Þorfinns Tochter durch Runenzauber

73 Egill bei Álf dem Reichen

74 Egill erhält die Abgaben von Jarl Arnvið

75 Egills Kampf im Eiðaskóg

76 Egills Rückkehr zu Þorsteinn. Hákons Zug gegen Arnvið und Egills Heimfahrt nach Island

77 Ketill Gufa und Þórð Lambason. Egills Stieftochter Þórdís heiratet

78 Der Tod von Egills Sohn Böðvar und Egills Trauer. Egill dichtet »Der Söhne Verlust« und das »Preislied auf Arinbjörn«; seine Freundschaft mit Einar Skálaglamm

79 Þorsteinn Egilsson und seine Kinder. Egill zieht nach Mosfell

80 Die Auseinandersetzungen zwischen Steinar Önundarson und Þorsteinn Egilsson

81 Þorsteinn tötet Steinars Knecht Þránd. Der Prozess zwischen Þorsteinn und Steinar

82 Egills Entscheidung

83 Steinar verlässt Ánabrekka und legt Þorsteinn einen Hinterhalt

84 Þorsteinns Kampf mit Steinar. Egills Neffe Þorgeir Blund verlässt die Gegend

85 Egills Alter und sein Tod

86 Egills Schädel

87 Þorsteinn und seine Nachkommen

Die Saga vom kriegerischen Björn aus dem Hítardal

Einleitung

Die Saga vom kriegerischen Björn aus dem Hítardal

1 Die Isländer zur Zeit des Königs Ólaf Haraldsson

2 Björn segelt nach Norwegen

3 Björn erteilt Þórð einen Auftrag

4 Björn kämpft für König Valdimar in Russland

5 Björn tötet einen Drachen

6 Herrscherwechsel in Norwegen

7 Björn fügt Þórð große Schmach zu

8 König Ólaf schlichtet zwischen Björn und Þórð

9 König Ólafs Beinriemen

10 Björn kehrt nach Island zurück

11 Þórð überlistet Björn

12 Dichterwettstreit zwischen Björn und Þórð

13 Die Reibereien zwischen Björn und Þórð finden kein Ende

14 Björn und Þórð gehen endlich getrennte Wege

15 Þórð wird von einem Seehund gebissen und von Björn verspottet

16 Björn und Þórð vor dem Thing

17 Björn errichtet einen Schmähpfahl

18 Björn tötet Þórðs Verwandte

19 Björn tötet Þorsteinn

20 Kein Ende der Spottverse

21 Þórðs Sohn Kolli

22 Björn und Þórð nehmen Geächtete bei sich auf

23 Björn und Þórð verwunden sich gegenseitig

24 Þórð setzt zwei Meuchelmörder auf Björn an

25 Björns Traum

26 Þórðs Hinterhalt

27 Beim Julfest

28 Schlichtungspläne

29 Björn und Þórðs Streit bricht erneut aus

30 Þórðs Verschwörung gegen Björn

31 Þórð plant den Hinterhalt

32 Þórð schlägt Björn den Kopf ab

33 Oddný trauert um Björn

34 Das große Totschlagsverfahren

Die Erzählung von Gísl Illugason

Einleitung

Die Erzählung von Gísl Illugason

1 Gísl kommt nach Norwegen und will seinen Vater rächen

2 Die Rache an Gjafvald. Gísl wird gefangen genommen

3 Gjafvald bitte beim König um Gnade für Gísl

4 Die Isländer befreien Gísl

5 Die Rede des Priesters Jón. Gísl wird begnadigt

Die Erzählung von Orm Stórólfsson

1 Hængs Nachkommen. Stórólf und Orm

2 Orms Heuernte

3 Orm erhält Heu von Dufþak

4 Orms Kraftprobe auf dem Allthing

5 Die Vorhersage der Völva

6 Ásbjörn und Orm schließen Blutsbrüderschaft und gehen auf Raubzug

7 Ásbjörns Tod

8 Orm erfährt von Ásbjörns Tod und macht sich auf zur Rache

9 Orm tötet den Riesen Brúsi

10 Orm bei Jarl Eirík

11 Orm bei Einar. Orms Rückkehr nach Island

Die Erzählung von Þorsteinn Zeltaufspanner

1 Þorsteinns Geburt. Ásgrím zahlt dem König keine Abgabe

2 Þorsteinn rächt seinen Vater und siedelt nach Island über

Die Saga vom Hühner-Þórir

Einleitung

Die Saga vom Hühner-Þórir

1 Über Hühner-Þórir

2 Kaufleute aus Norwegen legen an. Þórir nimmt Arngríms Sohn als Ziehkind bei sich auf

3 Blund-Ketill widersetzt sich Odds Verbot, den Norwegern zu helfen

4 Das Heu wird knapp

5 Þórir will sein Heu nicht verkaufen

6 Þórir behauptet, von Blund-Ketill beraubt worden zu sein

7 Þórir übergibt die Klage an Þorvald

8 Þorvald lädt Blund-Ketill vor Gericht

9 Der Mordbrand an Blund-Ketill

10 Þorkell hält in Hersteinns Namen um Þuríðs Hand an

11 Þuríð wird Hersteinn versprochen

12 Hochzeit

13 Der Kampf zwischen Þord und Zungen-Odd

14 Prügeleien auf dem Allthing

15 Hühner-Þórirs Tod

16 Þorodd und Jófríð

17 Hochzeit wider Odds Willen

Die Saga von Brennu-Njáll

Einleitung

Die Saga von Brennu-Njáll

1 Höskuld erzürnt über seinen Bruder Hrút

2 Hrút will Unn zur Frau und segelt erst einmal nach Norwegen

3 Hrút trifft den König und möchte in sein Gefolge aufgenommen werden. Gunnhild, die Königinmutter, lädt ihn in ihr Schlafgemach ein

4 Hrút segelt mit dem ungewaschenen Úlf und seiner Mannschaft nach Süden

5 Hrút und seine Männer kämpfen gegen Atli und seine Männer Hrút kehrt zurück nach Norwegen und teilt mit dem König seine Beute

6 Hrút kehrt zurück nach Island und heiratet Unn, doch es ist schwierig zwischen ihnen

7 Unn möchte sich von Hrút trennen. Mörð, ihr Vater, erwirkt die rechtskräftige Scheidung

8 Hrút und Mörð geraten in Streit über Unns Vermögen, trennen sich aber gütlich

9 Þorvald heiratet Hallgerð

10 Hallgerð streitet mit ihrem Vater Höskuld

11 Hallgerðs hohe Ansprüche verärgern Þorvald. Er gerät darüber mit Þjóstólf in Streit und wird getötet

12 Ósvíf verlangt für seinen Sohn Buße von Höskuld, und beide einigen sich

13 Die Brüder Þórarinn, Ragi und Glúm. Þórarinn wirbt um Hallgerð

14 Þórarinn und Hallgerð halten Hochzeit. Hallgerð bringt ein Mädchen zur Welt

15 Glúm gewährt Þjóstólf Unterschlupf

16 Glúm und Hallfreð geraten wegen Þjóstólf in Streit

17 Þjóstólf tötet Glúm im Streit. Dafür tötet ihn Hrút

18 Unn gibt ihr ganzes Erbe aus

19 Gunnar, der Mann mit den besten Tugenden

20 Njáll, der Kenner der Gesetze

21 Unn will ihr Vermögen von Hrút zurück, und Gunnar zieht in dieser Sache Njáll zu Rate

22 Gunnar soll sich als Krämer-Héðinn ausgeben und so Hrút reinlegen

23 Gunnar tut, was Njáll ihm geheißen

24 Gunnar erhebt Klage gegen Hrút, und Hrút zahlt

25 Unn heiratet Valgarð. Njáll rät seinen Söhnen zur Heirat

26 Njáll rät seinem Sohn Helgi, um Þórhalla anzuhalten

27 Helgi und Þórhalla heiraten. Njáll nimmt Þórhall Ásgrímsson als Zögling auf

28 Gunnar fährt ins Ausland, und Njáll führt solange seine Geschäfte

29 Ölvir greift Gunnar unter die Arme

30 Gunnar bestreitet verschiedene Kämpfe vom Schiff aus

31 Gunnar reist nach Dänemark und wird vom König wohlwollend aufgenommen

32 Gunnar kehrt nach Island zurück

33 Gunnar hält um Hallfreðs Hand an. Hrút rät ihm ab

34 Þráinn will Þórgerð heiraten

35 Hallfreð fängt bei Njálls Fest einen Streit an

36 Kol tötet Svart

37 Bergþóra fordert Atli auf, Kol zu töten

38 Brynjólf tötet Atli und verkündet Hallfreð seinen Erfolg

39 Þórð verkündet Bergþóra, dass er Brynjólf getötet hat

40 Njáll bietet Gunnar einen Vergleich für den Totschlag an Brynjólf an

41 Gunnar lädt Sigmund und Skjöld zu sich ein

42 Hallfreð ermuntert Sigmund und Skjöld dazu, Þórð zu töten

43 Gunnar überlässt Njáll für diesen Totschlag das Selbsturteil

44 Bergþóra hetzt ihre Söhne auf

45 Die Njállssöhne töten Sigmund und Skjöld im Kampf

46 Gissur hieß ein Mann

47 Otkell hieß ein Mann

48 Hallfreð ruft den Sklaven Melkólf zu sich

49 Hallfreð ist eine Diebin. Otkell und Gunnar verhandeln

50 Skammkell holt sich Rat beim Goden Geir

51 Gissur bietet Gunnar das Selbsturteil an

52 Runólf lädt Otkell ein

53 Otkell nimmt die Einladung an

54 Gunnar wird von Otkell und Skammkell angegriffen

55 Die Tötung Otkells soll vor Gericht

56 Der Gode Geir erhebt gegen Gunnar Klage

57 Starkað und seine ganze Familie sind hartgesottene Leute

58 Egills Söhne sind immer zu Streit aufgelegt und machen mit Starkaðs Söhnen gemeinsame Sache. Njáll glaubt, dass Gunnar im Pferdekampf gewinnen wird

59 Gunnar verliert bei der Pferdehatz seinen Hengst

60 Njáll mahnt Gunnar, stets auf der Hut zu sein

61 Starkað und Egill wollen mit ihren Männern Gunnar eine Falle stellen

62 Gunnar hat einen Traum

63 Gunnar tötet eine Vielzahl an Männern

64 Gunnar bittet Njáll um Rat

65 Mörð drängt Þorgeir, die Klage gegen Gunnar einzuleiten Njáll drängt Gunnar, Klage gegen Þorgeir wegen unerlaubten Beischlafs anzustrengen

66 Der Prozess auf dem Thing ist eine große Sensation. Gunnar gewinnt großes Ansehen

67 Þorgeir Otkelsson soll in der Sache »Gunnar« helfen

68 Þorgeir Otkelsson und Þorgeir Starkaðarson werden dicke Freunde

69 Njáll sieht Fylgjen von Gunnars ärgsten Feinden

70 Die beiden Þorgeirs verlieren viel Geld an Gunnar

71 Mörð will Gunnar Schaden zufügen

72 Es kommt zum erneuten Kampf zwischen Gunnar und den beiden Þorgeirs. Þorgeir Otkelsson findet den Tod

73 Die Zeit des Things

74 Gunnar plant für eine Weile, das Land zu verlassen

75 Gunnar ändert seine Meinung und bleibt in Island

76 Önund tötet Gunnars Hund

77 Es kommt zum erneuten Kampf. Gunnar stirbt

78 Gunnar zeigt sich fröhlich und strahlender Laune

79 Skarphéðinn will seinen Vater Gunnar rächen

80 Es kommt zum Vergleich

81 Kolskegg lässt sich in Dänemark taufen und tritt in Konstantinopel in Sold

82 Þráinn reist nach Norwegen und tötet im Auftrag des Jarls Kol. Der Jarl bittet Þráinn, in Norwegen zu bleiben

83 Die Njállssöhne Grím und Helgi verlassen Island

84 Auf See geraten sie in einen schweren Kampf

85 Helgi wird Jarl Sigurð von Orkney vorgestellt

86 Kári und die Njállssöhne folgen dem Jarl nach Süden und es entwickelt sich eine heftige Schlacht gegen die Schotten

87 Kolbeinn nimmt Hrapp mit an Bord nach Norwegen. Hrapp sucht dort Guðbrand auf, trifft auf Guðrún und macht viele Schwierigkeiten

88 Hrapp setzt den Tempel in Brand und schlägt einige Männer nieder. Der Jarl sucht ihn vergeblich

89 Der Jarl spürt die Njállssöhne auf und eröffnet den Kampf. Kári nimmt die Njállssöhne in Schutz

90 Kári und die Njállssöhne kehren nach Island zurück. Helgi und Grím bitten ihren Vater Njáll um Rat

91 Die vier Njállssöhne und Kári machen sich auf die Suche von Þráinn, bei dem sich Hrapp aufhält

92 Skarphéðinn spaltet mit der Axt Þráinns Kopf. Grím durchbohrt Hrapp mit dem Speer. Und Kári tötet Tjörvi

93 Ketill, mit Njálls Tochter Þorgerð verheiratet und Bruder von Þráinn, handelt mit Njáll einen Vergleich aus

94 Njáll nimmt den jungen Höskuld in seine Obhut

95 Flosi und seine Familie

96 Hall und seine Familie

97 Njáll möchte seinen Ziehsohn Höskuld mit Hildigunn, Flosis Frau verheiraten. Njáll sucht ein Godentum für Höskuld

98 Lýting greift mit seinen Leuten Höskuld an und tötet ihn

99 Njáll will sich mit Höskuld Hvítanesgoði für den Totschlag vergleichen

100 Machtwechsel in Norwegen: Jarl Hákon ist tot, Ólaf Tryggvason tritt an seine Stelle. In Norwegen kehrt das Christentum ein

101 Þangbrand soll in Island missionieren

102 Steinunn, die Mutter des Skalden Ref, verkündet Þangbrand den heidnischen Glauben

103 Þangbrand bekehrt trotz großer Widerstände einige Isländer

104 Fast bricht auf dem Thing ein Kampf zwischen Heiden und Christen aus

105 Þorgeir verkündet, dass jeder in Island Christ werden soll

106 Ámund verlangt von Lýting Buße, erschlägt ihn und wird blind

107 Valgarð verlangt von Mörð, dass er alle Njállssöhne tötet. Mörð weigert sich, und Valgarð stirbt

108 Mörð setzt ein Festgelage für die Njállssöhne an

109 Mörð schwärzt Höskuld gegenüber die Njállssöhne an

110 Mörð stachelt Skarphéðinn und seine rüder auf, Höskuld zu töten

111 Die Njállssöhne töten Höskuld, den Hvítanesgoden

112 Die Tötung Höskulds wird heftig verurteilt

113 Guðmund genießt großes Ansehen, von ihm stammen die vornehmsten Familien Islands ab

114 Snorri zählt zu den weisesten Männern Islands

115 Flosi ist bestürzt über Höskulds Tod. Runólf verspricht ihm, auf dem Thing zu erscheinen

116 Hildigunn verlangt von Flosi Rache für Höskuld

117 Flosi bietet Ketill und seinen Brüdern Unterstützung an

118 Njáll unterstützt Ásgrim

119 Ásgrim wirbt für weitere Anhänger

120 Ásgrim zieht mit Skarphéðinn von einer Thinghütte zur nächsten, um noch mehr Unterstützung in der Sache zu bekommen

121 Die Klage wegen Totschlags an Höskuld ist unzulässig

122 Njáll schlägt einen Vergleich vor, und Flosi stimmt zu

123 Hall setzt eine Geldbuße für Höskulds Ermordung fest. Flosi will Höskuld lieber ungebüßt lassen oder Blutrache nehmen, als das Geld anzunehmen

124 Flosi gewinnt Verbündete, die einen Eid darauf schwören, Njáll und seine Söhne zu erschlagen. Hróðný warnt Njáll vor dem bevorstehenden Angriff

125 Hildiglúm hat eine bedeutungsschwere Erscheinung von einem riesigen Feuer

126 Flosis Männer versammeln sich zur Blutrache, nur Ingjald fehlt

127 Grím und Helgi kehren früher als erwartet von einem Ausritt zurück. Njáll hat eine böse Vorahnung

128 Flosi und seine Leute greifen Njálls Hof an, sie scheitern an der Gegenwehr

129 Njálls Hof wird in Brand gesteckt. Njáll und Bergþóra wählen den Tod. Kári kann entkommen

130 Flosi und seine Männer verschanzen sich auf dem Berg Þríhyrning

131 Hjalti, Kári und Mörð machen auf die Suche nach den Angreifern. Flosi und seine Männer reiten gen Osten

132 Die Brandleichen werden zur Kirche überführt. Kári und Ásgrím beschließen, Anklage auf dem Thing zu erheben

133 Flosi hat einen unheilvollen Traum. Ketill aus Mörk sieht darin kommende Tode voraus

134 Mehrere Männer versprechen Flosi, ihn auf dem Allthing zu verstärken

135 Mörð benennt Zeugen und leitet die Klage gegen Flosi ein

136 Flosi und die anderen Brandstifter kehren bei Ásgrím ein. Ásgrím verliert die Beherrschung

137 Alles, was Rang und Namen hat, findet sich zum Thing ein

138 Flosi besticht den gesetzeskundigen Eyjólf mit einem goldenen Armreif

139 Der Gode Snorri sagt Ásgrím und Kári seine Unterstützung im Kampf zu

140 Guðmund der Mächtige verspricht jede Hilfe, die in seiner Macht steht

141 Die Klagen werden vor dem Thing verkündet. Eyjólf berät mit Flosi über das weitere Vorgehen

142 Der Prozess ist in vollem Gange. Die Parteien überbieten sich in ihren Klagen und Verteidigungen

143 Eyjólf erhebt Einspruch und behauptet, die Klage sei vor dem falschen Viertelsgericht vorgetragen worden

144 Das Fünfte Gericht tritt zusammen. Flosi und seine Verbündeten werden für schuldig befunden. Mörð begeht einen Fehler und Eyjólf erklärt das Urteil für ungültig

145 Ásgrím und seine Männer eröffnen den Kampf. Ein Vergleich wird geschlossen. Flosi und die anderen Mordbrenner verfallen der kleinen Acht

146 Kári und Þorgeir knöpfen sich die Sigfússöhne vor und töten fünf von ihnen

147 Þorgeirr lässt sich zu einem Vergleichstreffen mit Flosi und den Sigfússöhnen umstimmen

148 Kári findet heimlich Unterschlupf bei dem Draufgänger Björn

149 Flosi bringt die Brautwerbung eines Norwegers zum Erfolg und bekommt dafür dessen Handelsschiff. Björn berichtet Kári von den Plänen der Sigfússöhne

150 Kári und Björn lauern den Sigfússöhnen auf und töten einige von ihnen

151 Glúm und die anderen Männer schlagen zurück, Kári ist raffinierter und behält die Oberhand

152 Kári bittet Þorgeir, seine Hand über Björn zu halten und steigert in der Folge Björns Ansehen

153 Flosi und sein Gefolge erleiden Schiffbruch auf den Orkneys. Flosi wird zum Gefolgsmann Jarl Sigurðs

154 Jarl Sigurð veranstaltet ein Fest

155 Kári ersticht Gunnar Lambason. Jarl Sigurð verspricht König Sigtrygg Unterstützung im Kriegszug gegen König Brjánn

156 Bróðir und seine Männer empfangen bedeutsame Vorzeichen. Brjánn lässt Männer zum Kriegsdienst aufrufen

157 In der Schlacht wird Brjánn erschlagen. Bróðir fällt der Folter zum Opfer

158 Káris Rachefeldzug geht in Wales weiter. Flosi unternimmt eine Pilgerreise

159 Kári und Flosi versöhnen sich. Flosis Tod

Die Erzählung von Þiðrandi und Þórhall

Einleitung

Die Erzählung von Þiðrandi und Þórhall

1 Von den Nachkommen des Jarls Rögnvald und von Hall aus Síða

2 Von Þórhall und Þiðrandi

Anhang

Anmerkungen

Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge

Die Saga von Egill Skalla-Grímsson

Die Saga vom kriegerischen Björn aus dem Hítardal

Die Erzählung von Gísl Illugason

Die Erzählung von Orm Stórólfsson

Die Erzählung von Þorsteinn Zeltaufspanner

Die Saga vom Hühner-Þórir

Die Saga von Brennu-Njáll

Die Erzählung von Þiðrandi und Þórhall

Bildnachweis

Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge

Gunnlaugs saga ormstungu

Aus dem Altisländischen von Betty Wahl und mit einer Einleitung von Thomas Esser

Der Beginn der Saga von Gunnlaug Schlangenzunge in einer Papierhandschrift aus dem 17. Jahrhundert mit der Hand des Schreibers Páll Sveinsson. Der Text beginnt mit einer zugleich als Titel fungierenden kurzen Einleitung (»Hier beginnt die Saga von Hrafn und Gunnlaug Schlangenzunge nach der Erzählung des Priesters Ari Þorgilsson des Gelehrten«). Mit der großen Þ-Initiale fängt dann das erste Kapitel an. Wie hier ist auch im laufenden Text das Þ am Beginn des Eigennamens Þorsteinn besonders hervorgehoben.

Einleitung

Ein isländischer Skalde ist der Held der folgenden Saga: Gunnlaug Illugason, wegen seiner Fähigkeit, verletzende Spottverse zu dichten, »Schlangenzunge« genannt. Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge gehört zusammen mit der Saga von Kormák Ögmundarson, der Saga vom kriegerischen Björn aus dem Hítardal und der Saga von Hallfreð dem Schwierigen zu jener Gruppe der Isländersagas, die man üblicherweise als Skaldensagas bezeichnet. Die Helden dieser Sagas sind zumeist schon zu Lebzeiten berühmte Skalden, deren Leben und Wirken die Sagas schildern.

Die Skaldenkunst war seit dem 10. Jahrhundert eine isländische Domäne, und gute isländische Skalden waren daher gerngesehene Gäste an Königshöfen. Ein kunstvolles Preisgedicht auf einen Herrscher mehrte das Ansehen des Regenten ebenso wie den Ruhm des Skalden. Doch auch wenn die Skaldensagas über den Aufenthalt ihrer Protagonisten an nordeuropäischen Fürstenhöfen und über die Tätigkeit für Könige berichten, ist das Hauptmotiv ein anderes, nämlich die – zumeist unerfüllte – Liebe zu einer auf Island zurückgelassenen Frau.

Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge schildert die Zuneigung des Skalden Gunnlaug zur schönen Helga, deren hässlicher Großvater Egill Skalla-Grímsson der Titelheld der Saga von Egill Skalla-Grímsson ist, welche die vorliegende Ausgabe im Anschluss an die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge bringt. Die Handlung der Saga wird schon zu Beginn durch den Traum von Helgas Vater Þorsteinn Egilsson präfiguriert – er träumt von einem schönen Schwan, um dessen Gunst zwei Adler kämpfen, die beide den Tod finden, und so weiß der Leser schon zu Beginn der Saga, welches Ende sie nehmen wird.

Gunnlaug ist bereits in jungen Jahren ambitioniert und großspurig, aber auch offen und ehrlich. Er will sein Glück im Ausland machen, da für einen Skalden unter Bauern kein Ruhm zu erwerben ist. Vor seiner Abreise wird ihm Helga versprochen, und er gelobt, binnen dreier Jahre zurückzukehren, um sie zu heiraten. Seine Fahrten führen ihn nach Norwegen, England, Irland, auf die Orkneys und nach Schweden, wo er sich bei den Herrschern mit seiner Skaldenkunst großen Ruhm erwirbt. In Schweden trifft Gunnlaug auf seinen Landsmann Hrafn, den er im Skaldenwettstreit vor dem schwedischen König besiegt. Hrafn kehrt nach Island zurück und rächt sich für die Niederlage, indem er die schöne Helga gegen ihren Willen heiratet und so jene Situation herbeiführt, die Þorsteinns Traum antizipiert.

Die Geschichte von Gunnlaug und Helga war wohl weithin bekannt, da schon die Saga von Egill Skalla-Grímsson, die zumindest 40–50 Jahre vor der zwischen 1270–1280 entstandenen Saga von Gunnlaug Schlangenzunge verfasst wurde, sie erwähnt (Kap. 79, Band 1, S. 266: »Helga die Schöne […], um die Skáld-Hrafn und Gunnlaug Schlangenzunge stritten.«) Außer der Saga von Egill Skalla-Grímsson dürften dem Verfasser der Saga von Gunnlaug Schlangenzunge auch die Saga von den Leuten auf Eyr und die Saga von den Leuten aus dem Laxárdal bekannt gewesen sein, ebenso die Saga von Hallfreð dem Schwierigen. Ob die Skaldenstrophen, die er Gunnlaug und Hrafn zuschreibt, tatsächlich auf diese beiden Dichter zurückgehen, ist zumindest zweifelhaft. Es gibt zu denken, dass die vermeintlich gelungenste Strophe Gunnlaugs, in der er Mond und Sterne bemüht, um die Wirkung von Helgas Blick zu beschreiben, auch in der Saga von Kormák Ögmundarson zitiert wird, wo sie mit einiger Berechtigung als Schöpfung des Skalden Kormák angesehen wird.

Gunnlaug Schlangenzunge hat aber noch auf einem anderen Weg in das kollektive Gedächtnis der Isländer gefunden. Seine Antwort auf Jarl Eiríks Frage, warum er trotz einer schlimmen Wunde am Fuß noch aufrecht gehen könne, ist bis heute in Island ein geflügeltes Wort: »Man soll nicht hinken, solange beide Beine gleich lang sind.«

Die Saga von Gunnlaug Schlangenzunge

[Die Saga von Hrafn und Gunnlaug Schlangenzunge, wie sie uns der Gelehrte Ari Þorgilsson berichtet, der sich in den Geschichten über die Landnahme und in anderen alten Lehren auskannte und zu den klügsten Männern Islands zählte.][*]

1Die Leute von Mýrar

Ein Mann hieß Þorsteinn. Sein Vater war Egill, Sohn des Skalla-Grím, der war ein Sohn des Kveld-Úlf, eines Hersen aus Norwegen. Þorsteinns Mutter hieß Ásgerð und war eine Tochter von Björn.

Þorsteinn wohnte auf Borg im Borgarfjord. Er war ein wohlhabender und einflussreicher Mann, sehr weise, von ruhiger Wesensart und in allen Dingen maßvoll und besonnen. Er war weder von Statur noch an Kraft so herausragend wie sein Vater Egill, [von dem berichtet wird, dass er ein mutiger und im Holmgang erfahrener Mann gewesen sei und zu den hoffnungsvollsten Söhnen isländischer Bauern zählte. Außerdem war er ein hochgelehrter Mann und sehr weise].

[Þorsteinn hingegen] war von freundlichem Wesen und bei allen beliebt. Er war ein gutaussehender Mann mit hellblondem Haar und hatte Augen wie sonst keiner.

[Weiterhin wird erzählt, dass es unter den Leuten von Mýrar, denen, die von Egill abstammten, viele außerordentlich schöne Menschen gegeben habe, doch hier gab es wohl große Unterschiede, denn andere sollen ganz besonders hässlich gewesen sein. Aus diesem Geschlecht gingen zahlreiche bemerkenswerte Leute hervor, so wie Kjartan, der Sohn von Ólaf Pfau, Víga-Barði oder Skúli Þorsteinsson. Andere von ihnen waren wiederum bedeutende Dichter, so wie der kriegerische Björn aus dem Hítardal, Einar Skúlason der Mönch, Snorri Sturluson und noch viele andere].

Þorsteinn war mit Jófríð, der Tochter von Gunnar Hlífarson, verheiratet. [Gunnar übertraf alle isländischen Bauern in Kampftüchtigkeit und sportlichem Geschick, der zweitbeste darin war Gunnar von Hlíðarendi, und der dritte Steinþór auf Eyr. Jófríð war achtzehn Jahre alt, als Þorsteinn sie zur Frau nahm, und verwitwet.] Davor war sie mit Þórodd, dem Sohn von Tungu-Odd, verheiratet gewesen; mit ihm hatte sie die Tochter Húngerð, die dort auf Borg bei Þorsteinn aufwuchs. Jófríð war eine tüchtige und tatkräftige Frau.

Þorsteinn und Jófríð hatten viele Kinder, doch nur einige von ihnen kommen in dieser Saga vor. Ihr ältester Sohn hieß Skúli, der zweite Kollsveinn und der dritte Egill.

2Þorsteinns Traum

Eines Sommers, so wird erzählt, lief ein Schiff in die Mündung der Gufuá ein. Der Schiffsführer hieß Bergfinn und stammte aus Norwegen. Er war vermögend und schon in vorgerücktem Alter, und er war ein sehr weiser Mann. Bauer Þorsteinn ritt nun hinunter zum Schiff, denn meist war er es, der bei solchen Handelstreffen das Sagen hatte, und so war es auch diesmal. Die Norweger besorgten sich Unterkünfte für den Winter, Þorsteinn aber nahm den Schiffsherrn bei sich auf, denn der hatte ihn darum gebeten. Bergfinn war den ganzen Winter hindurch schweigsam, dennoch bewirtete Þorsteinn ihn großzügig. Der Norweger interessierte sich sehr für Träume.

An einem Tag im Frühling sprach Þorsteinn mit Bergfinn und fragte ihn, ob er nicht mit ihm zum Valfell hinaufreiten wolle. Da hatten die Leute aus dem Borgarfjord ihre Thinghütten, und man hatte Þorsteinn mitgeteilt, dass bei seiner Hütte die Wände eingestürzt seien. Der Norweger war einverstanden, und so machten sich die beiden noch am selben Tag auf. Ein Knecht Þorsteinns begleitete sie, bis sie am Fuß des Valfell zu einem Hof kamen, der Grenjar heißt. Dort wohnte ein wenig begüterter Mann namens Atli, ein Pächter von Þorsteinn. Den forderte Þorsteinn auf, mitzukommen und ihnen bei der Arbeit zu helfen, und befahl ihm, auch Spaten und Hacke mitzunehmen, und das tat Atli.

Als sie nun bei den Thinghütten ankommen, machen sie sich gemeinsam an die Arbeit und richten die Wände wieder auf. Die Sonne schien, und es war heiß, und Þorsteinn und der Norweger mühten sich ab. Und als die Arbeit fertig war, setzten sich Þorsteinn und der Norweger auf den Boden und lehnten sich von innen an die Hüttenwände, da schlief Þorsteinn ein und warf sich im Schlaf hin und her. Der Norweger saß daneben und ließ ihn seinen Traum austräumen. Doch als Þorsteinn erwachte, war er ganz erschöpft.

Der Norweger fragte ihn, was er geträumt habe, da er im Schlaf so unruhig gewesen sei. Þorsteinn antwortete: »Träume haben nichts zu sagen.« Doch als sie am Abend nach Hause ritten, da fragte der Norweger noch einmal, was Þorsteinn geträumt habe. Þorsteinn antwortet: »Wenn ich dir den Traum erzähle, dann musst du ihn auch deuten, und zwar genau so, wie er ist.« Der Norweger sagte, er wolle es darauf ankommen lassen. Da sprach Þorsteinn: »Ich träumte, ich wäre zu Hause auf Borg und stand draußen am Haupttor, da blickte ich nach oben über die Dächer und sah auf dem Dachfirst einen wunderschönen Schwan sitzen, der gehörte mir, und er war mir sehr kostbar. Darauf sah ich einen mächtigen Adler von den Bergen herabfliegen. Er flog auf uns zu, ließ sich neben dem Schwan nieder und begann freundlich auf ihn einzuschwatzen. Der Schwan ließ sich das gerne gefallen. Da sah ich, dass der Adler tiefschwarze Augen hatte und an den Füßen eiserne Klauen. Er schien mir kühn und gefährlich zu sein. Plötzlich sah ich noch einen Vogel aus südlicher Richtung heranfliegen. Er flog hierher nach Borg, ließ sich auf dem Dach dicht neben dem Schwan nieder und versuchte ihn für sich zu gewinnen. Das war ebenfalls ein stattlicher Adler. Der Vogel, der zuerst herangeflogen war, schien sehr aufgebracht darüber, dass der andere hinzugekommen war, und bald lieferten sie sich einen erbitterten Kampf, so lange, bis sie bluteten. Schließlich endete es damit, dass jeder der beiden Vögel auf seiner Seite des Firstes tot vom Dach fiel, und der Schwan blieb traurig und niedergeschlagen zurück. Doch dann kam von Westen noch ein Vogel herangeflogen, diesmal ein Falke. Er ließ sich neben dem Schwan nieder und war sehr freundlich zu ihm, und zum Schluss flogen sie zusammen fort, beide in dieselbe Richtung, und dann erwachte ich.

Doch dieser Traum hat nichts zu bedeuten«, sagte er, »es werden wohl Stürme gewesen sein, die die Vögel aus den verschiedenen Richtungen, aus denen sie herangeflogen waren, dort in der Luft zusammentreffen ließen.« Der Norweger entgegnete: »Ich glaube nicht, dass dies der Grund ist.« Þorsteinn sprach: »Dann deute mir den Traum so, wie du es für richtig hältst, und lass es mich hören.« Der Norweger sagte: »Diese Vögel, das werden Fylgjen gewesen sein, denn deine Frau ist schwanger und wird ein schönes, wohlgeratenes Mädchen zur Welt bringen, das du sehr lieben wirst. Doch später einmal werden vornehme Männer um deine Tochter werben, die werden aus jenen Richtungen kommen, aus denen du im Traum die Adler herbeifliegen sahst. Sie werden in Liebe zu deiner Tochter entbrennen, werden um sie kämpfen und dabei beide ihr Leben lassen. Schließlich wird ein dritter Mann um ihre Hand anhalten, er wird von dort kommen, woher der Falke geflogen kam, und den wird sie heiraten. Nun habe ich deinen Traum gedeutet, und ich denke, genau so wird sich alles erfüllen.« »Schlecht und unfreundlich hast du diesen Traum ausgelegt«, sagte Þorsteinn. »Du kannst wohl keine Träume deuten!« Der Norweger antwortet: »Du wirst sehen, dass es genau so kommen wird.«

Von da an verhielt sich Þorsteinn abweisend gegenüber dem Norweger; der reiste im Sommer ab und kommt nun in der Saga nicht mehr vor.

3Helgas Geburt

Im Sommer bereitete sich Þorsteinn auf die Fahrt zum Thing vor, und bevor er von zu Hause aufbrach, sprach er mit Jófríð, seiner Frau. »Nun ist es ja so«, sagt er zu ihr, »dass du schwanger bist. Dieses Kind werden wir aussetzen lassen, wenn du ein Mädchen bekommst, aber aufziehen, wenn es ein Junge ist.«

Damals, als das Land noch ganz heidnisch war, war es nämlich nicht unüblich, dass Leute, die arm waren und eine große Familie zu ernähren hatten, ihre Kinder aussetzen ließen, auch wenn dies schon immer als verwerflich galt. Als nun Þorsteinn dies gesprochen hatte, erwidert Jófríð: »Solche Worte sind deiner unwürdig«, sagt sie, »und ein so vermögender Mann wie du sollte auf solche Gedanken erst gar nicht kommen.« »Du kennst mich ja«, entgegnet Þorsteinn, »deshalb solltest du auch wissen, dass es keinen Sinn hat, sich mir zu widersetzen.«

Darauf brach er zum Thing auf, und unterdessen gebar Jófríð ein außerordentlich schönes Mädchen. Die Frauen wollten es ihr bringen, doch sie sagte, das sei wohl kaum nötig; sie ließ ihren Schafhirten, der Þorvarð hieß, zu sich rufen und sprach zu ihm: »Sattle mein Pferd, reite westwärts nach Hjarðarholt und bring dieses Kind zu Þorgerð, der Tochter Egills. Die soll es heimlich aufziehen, Þorsteinn nämlich darf nie etwas davon erfahren. Denn schaue ich dieses Kind liebevoll an, habe ich wirklich nicht das Herz, es aussetzen zu lassen. Hier hast du drei Mark in Silber, die nimm als Lohn für deine Mühe. Dort im Westen wird Þorgerð dir eine Überfahrt ins Ausland beschaffen und dich mit Proviant für die Reise ausstatten.«

Þorvarð tat, was sie ihm befohlen hatte. Er ritt nach Hjarðarholt zu Þorgerð und gab das Kind in ihre Obhut, und die ließ es von ihren Pächtern auf Leysingjastaðir am Hvammsfjord aufziehen. Für Þorvarð beschaffte sie eine Überfahrt, weiter nördlich vom Steingrímsfjord in Skeljavík aus, und gab ihm Proviant für die Reise; dort schiffte er sich nach Norwegen ein und kommt nun in der Saga nicht mehr vor.

Als Þorsteinn nun vom Thing zurückkommt, sagt Jófríð zu ihm, das Kind sei ausgesetzt, so, wie er es befohlen habe, und der Schafhirte habe sich davongemacht und ihr Pferd mitgenommen. Þorsteinn antwortete, das habe sie gut gemacht und besorgte sich einen anderen Schafhirten.

Nun vergingen etwa sechs Jahre, ohne dass die Geschichte herauskam. Da ritt Þorsteinn westwärts nach Hjarðarholt, dort war er bei seinem Schwager Ólaf Pfau Höskuldsson zum Gastmahl geladen, der damals dort im Westen ein ganz besonders einflussreicher und angesehener Mann war. Und Þorsteinn wurde, wie zu erwarten war, freundlich empfangen.

Eines Tages während des Festes, so wird erzählt, saßen Þorgerð und ihr Bruder Þorsteinn auf dem Ehrenplatz und unterhielten sich, während Ólaf mit anderen Männern redete. Auf der Bank ihnen gegenüber saßen drei Mädchen.

Da sprach Þorgerð: »Wie gefallen dir diese Mädchen, Bruder, die uns dort gegenübersitzen?« »Recht gut«, antwortet er, »aber eine übertrifft die anderen bei weitem, denn sie hat die Schönheit Ólafs und die helle Hautfarbe und das Auftreten von den Leuten hier aus Mýrar.« Da erwidert Þorgerð: »Die helle Haut und das Auftreten von uns Mýrar-Leuten mag sie wohl haben, aber nicht die Schönheit Ólafs Pfaus, denn sie ist nicht seine Tochter.«

»Wie kann das sein«, fragt Þorsteinn, »wenn sie doch deine Tochter ist?« Sie antwortet: »Ich will dir die Wahrheit sagen, Bruder«, sprach sie. »Dieses schöne Mädchen ist deine Tochter, und nicht meine«, und dann erzählt sie ihm die ganze Geschichte und bittet ihn, ihr und seiner Frau diese Unaufrichtigkeit zu verzeihen. Þorsteinn sprach: »Ich kann euch nicht böse sein, denn letzten Endes kommt es ja immer, wie es kommen soll, und ihr habt meinen Fehltritt auf äußerst geschickte Weise wieder ausgebügelt. Und dieses Mädchen gefällt mir so sehr, dass ich mich glücklich schätze, eine derart schöne Tochter zu haben. Wie heißt sie eigentlich?« »Helga heißt sie«, antwortet Þorgerð. »Helga die Schöne«, sagt Þorsteinn. »Dann mach sie reisefertig, denn sie soll mit mir nach Hause kommen.«

Das tat Þorgerð. Þorsteinn wurde mit großzügigen Geschenken bedacht und hinausbegleitet, und Helga ritt mit ihm nach Hause. Dort wurde sie von ihrem Vater und ihrer Mutter und allen Verwandten mit viel Liebe und Achtung aufgezogen.

4Gunnlaugs Kindheit. Gunnlaug trifft Helga

Zu dieser Zeit wohnte oben am Ufer der Hvítá auf Gilsbakki Illugi Svarti, ein Sohn von Hallkell Hrosskelsson. Illugis Mutter war Þuríð Dylla, eine Tochter von Gunnlaug Schlangenzunge. Illugi war nach Þorsteinn Egilsson der mächtigste Mann im Borgarfjord. Illugi hatte viel Landbesitz, er war von grimmigem Wesen, aber zu seinen Freunden immer gut und gerecht. Verheiratet war er mit Ingibjörg, einer Tochter von Ásbjörn, der war ein Sohn von Hörð aus Örnólfsdal. Ingibjörgs Mutter war Þorgerð, eine Tochter von Skeggi aus dem Miðfjord.

Ingibjörg und Illugi hatten viele Kinder, doch nur einige von ihnen kommen in dieser Saga vor. Ein Sohn hieß Hermund, ein zweiter Gunnlaug. Beide waren vielversprechende junge Männer und damals noch nicht ganz erwachsen.

Gunnlaug, so erzählt man sich, war reif und gut entwickelt für sein Alter, er war groß und kräftig, hatte hellbraunes Haar, das ihm gut stand, dazu schwarze Augen und eine etwas hässliche Nase, doch insgesamt ebenmäßige Gesichtszüge. Mit seiner schmalen Taille und seinen breiten Schultern gehörte er zu den ansehnlichsten Männern überhaupt, aber er war auch ein großer Unruhestifter, von klein auf ehrgeizig und in allen Dingen stur und unnachgiebig. Zugleich aber war er ein großer Skalde, der verletzende Spottverse dichten konnte und deshalb »Gunnlaug Schlangenzunge« genannt wurde. Hermund war der beliebtere von den beiden und gab gerne den Ton an.

Als Gunnlaug zwölf Jahre alt war, bat er seinen Vater, ihn für eine Reise auszustatten, denn er wolle, so erklärte er, ins Ausland, um dort die Sitten anderer Menschen kennenzulernen. Der Bauer Illugi nahm dies unwillig auf und sprach, Gunnlaug werde in der Fremde wohl nicht gut zurechtkommen, wenn er sich schon hier zu Hause kaum so benehmen könne, wie er es gerne sähe.

Eines frühen Morgens kurz darauf ging der Hausherr Illugi nach draußen und sah, dass sein Vorratsschuppen offen stand; auf dem Hof lagen Warensäcke bereit, etwa sechs Stück, und daneben einige Satteldecken. Er wunderte sich sehr. Dann erschien ein Mann und führte vier Pferde heraus; und auch sein Sohn Gunnlaug war da, der sagte zu ihm: »Ich habe die Säcke herausgebracht.« Illugi fragt, warum er das getan habe. Er antwortet, das sei sein Reisegepäck. Illugi sprach: »Von mir bekommst du keinerlei Unterstützung, und du wirst auch nirgendwohin reisen, solange ich es dir nicht erlaube«, und damit schleppte er die Säcke wieder hinein.

Darauf ritt Gunnlaug davon, und gegen Abend kommt er nach Borg. Dort lädt der Bauer Þorsteinn ihn ein, über Nacht zu bleiben, und das nimmt er an. Nun erzählt Gunnlaug, was zwischen ihm und seinem Vater vorgefallen war. Daraufhin bot Þorsteinn ihm an, so lange bei ihm zu bleiben, wie er wolle, und so blieb er das Jahr über dort, ließ sich von Þorsteinn in Rechtskunde unterweisen, und alle auf dem Hof waren ihm gewogen.

Gunnlaug und Helga vergnügten sich oft beim Brettspiel, und schon bald verband sie, wie sich später herausstellen sollte, eine tiefe Zuneigung. Sie waren ungefähr im gleichen Alter.

Helga war so schön, dass geschichtskundige Männer berichten, sie sei die schönste Frau Islands gewesen. Ihr Haar war so lang und dicht, dass sie sich darin ganz einhüllen konnte, es war so prächtig wie gehämmertes Gold, und im ganzen Borgarfjord und noch weit darüber hinaus war kein Mädchen bei den Männern so begehrt wie die schöne Helga.

Eines Tages nun saßen die Männer im Hauptraum dort auf Borg zusammen, da geschah es, dass Gunnlaug zu Þorsteinn sprach: »Jetzt musst du mir nur noch eins beibringen, und zwar, wie man sich mit einer Frau verlobt.« Þorsteinn antwortet: »Das ist ganz einfach«, und erklärt ihm, wie man es macht. Da sprach Gunnlaug: »Gut, dann wollen wir sehen, ob ich es begriffen habe. Ich werde jetzt deine Hand nehmen und so tun, als wollte ich mich mit deiner Tochter Helga verloben.« Þorsteinn sagt: »Das ist wohl überflüssig!« Gunnlaug aber hatte schon seine Hand ergriffen und rief: »Tu mir doch den Gefallen!« »Na schön, wenn du es unbedingt willst«, sagt Þorsteinn. »Aber eines sollen die Anwesenden wissen: Alles was hier gesagt wird, gilt als nicht gesprochen, und es sind auch keinerlei Hintergedanken dabei.«

Sodann ernannte Gunnlaug Trauzeugen und verlobte sich mit Helga, dann fragte er, ob es so richtig gewesen sei, und alle Anwesenden hatten an dieser Darbietung viel Spaß.

5Gunnlaugs Versprechen

Ein Mann hieß Önund, er wohnte im Süden, in Mosfell. Er war sehr wohlhabend und hatte dort auf der Landzunge ein Godentum inne. Er war verheiratet, seine Frau hieß Geirný und war die Tochter von Gnúp, dem Sohn von Molda-Gnúp, der südlich von Grindavík Land genommen hatte. Ihre Söhne hießen Hrafn, Þórarinn und Eindriði. Alle drei waren tüchtige Männer, dennoch war Hrafn den anderen in jeder Hinsicht voraus. Er war groß und kräftig, ein ansehnlicher Mann und ein guter Skalde, und als er herangewachsen war, reiste er ins Ausland und wurde, wohin er auch kam, überall freundlich aufgenommen.

Zur selben Zeit wohnten in Ölfus auf dem Hof Hjalli Þórodd der Weise, ein Sohn von Eyvind, und sein Sohn Skafti, der damals Gesetzessprecher in Island war. Skaftis Mutter war Rannveig, auch eine Tochter des Gnúp. Skafti und die Söhne von Önund waren daher Geschwisterkinder und außerdem gute Freunde.

Damals wohnte draußen auf Rauðamel Þorfinn, der Sohn des Sel-Þórir, der hatte sieben Söhne, allesamt vielversprechende Männer. Sie hießen Þorgils, Eyjólf und Þórir, und sie gehörten zu den mächtigsten Leuten im Land. Alle diese Männer, die hier genannt werden, waren Zeitgenossen.

Und zur selben Zeit trugen sich auf Island jene Ereignisse zu, die schließlich dazu führten, dass das ganze Land christlich wurde und die Menschen dem alten Glauben abschworen.

Gunnlaug Schlangenzunge, von dem hier bereits erzählt worden ist, hielt sich in den folgenden sechs Jahren entweder bei Þorsteinn auf Borg oder bei seinem Vater Illugi auf Gilsbakki auf, und als er achtzehn war, hatten sich die Streitigkeiten zwischen Vater und Sohn weitgehend gelegt.

Ein Mann hieß Þorkell Svarti. Er war ein Hausgenosse und ein naher Verwandter von Illugi, und er war dort auf dem Hof aufgewachsen. Nun war ihm im Norden, auf Ás im Vatnsdal, eine Erbschaft zugefallen, und er bat Gunnlaug, ihn dorthin zu begleiten. Gunnlaug willigte ein, also ritten sie zusammen nach Ás und bekamen dort das Geld aus der Hand derer, die das Erbe verwaltet hatten. Dabei kam Gunnlaugs Rechtskundigkeit ihnen sehr zugute. Auf dem Weg nach Norden übernachteten sie auf Grímstunga, dort wohnte ein reicher Bauer. Gegen Morgen nun nahm sich der Schafhirte Gunnlaugs Pferd, und als sie es zurückbekamen, war es schweißüberströmt. Daraufhin schlug Gunnlaug den Schafhirten bewusstlos. Der Hausherr wollte das nicht hinnehmen und verlangte Buße. Gunnlaug bot ihm eine Mark in Silber, doch dem Bauern schien das zu wenig.

Da sprach Gunnlaug eine Strophe:

Eine Mark bot ich dem mäßig starken

Mann, dem Herrscher der Hütten.

Nimm das Gaumensilber

des Glutspeiers.

Bereuen wirst du,

lässt das Feuer der Wogen

du freiwillig

aus dem Säckel.

Gaumensilber = Geld, Gedicht; Gedicht des Glutspeiers = Gunnlaugs Gedicht; Feuer der Wogen = Gold

Sie einigten sich also, wie Gunnlaug es angeboten hatte, und als die Sache geklärt war, ritten sie in südlicher Richtung wieder nach Hause. Kurz darauf bat Gunnlaug seinen Vater noch einmal um Reiseunterhalt. Illugi sagt: »Nun sollst du deinen Willen bekommen. Du hast dich in letzter Zeit ja recht gut bewährt.«

Darauf machte Illugi sich sogleich auf und kaufte für Gunnlaug die Hälfte von einem Schiff, das oben an der Mündung der Gufuá lag und dem Auðunn »Kettenhund« gehörte. Dieser Auðunn weigerte sich nach dem Totschlag an Kjartan, dem Sohn von Ólaf Pfau, die Söhne von Ósvíf dem Weisen außer Landes zu befördern, wie es die Saga von den Leuten aus dem Laxárdal berichtet, doch dies ereignete sich später als das hier Erzählte.

Als Illugi heimkehrte, dankte Gunnlaug ihm sehr. Þorkell Svarti rüstete sich zur Abreise mit Gunnlaug, und ihre Waren wurden auf das Schiff gebracht, Gunnlaug aber hielt sich während der Reisevorbereitungen meistens auf Borg auf, denn er wollte sich lieber mit Helga die Zeit vertreiben als den Kaufleuten bei der Arbeit helfen. Eines Tages fragte ihn Þorsteinn, ob er mit ihm hinauf ins Langavatnsdal reiten wolle, um nach seinen Pferden zu sehen. Gunnlaug antwortete, ja, das wolle er.

Also ritten die beiden los, bis sie zu Þorsteinns Sennhütten kamen, an einen Ort, der Þorgilsstaðir genannt wird; dort hielt Þorsteinn seine Zuchtpferde, vier waren es an der Zahl und alle fuchsfarben. Der Hengst war das prächtigste der Tiere, aber noch wenig erprobt. Þorsteinn bot Gunnlaug diese Pferde als Geschenk an, aber der erwiderte, er brauche keine Pferde, da er ja auf dem Weg ins Ausland sei.

Nun ritten sie zu einer anderen Weide. Dort stand ein grauer Hengst mit vier Stuten, er war das beste Pferd im Borgarfjord, und auch diesen wollte Þorsteinn Gunnlaug schenken. Er antwortet: »Den will ich genauso wenig wie die anderen. Willst du mir nicht etwas anbieten, was ich lieber annehmen würde?« »Und was wäre das?«, fragt Þorsteinn. Gunnlaug antwortet: »Helga die Schöne, deine Tochter.« Darauf entgegnet Þorsteinn: »Darüber lässt sich so schnell nicht entscheiden«, sagt er und spricht von etwas anderem, und dann reiten sie am Ufer der Langá entlang nach Hause. Nun sprach Gunnlaug: »Jetzt will ich aber doch wissen, was du zu meiner Brautwerbung sagst.« Þorsteinn antwortet: »Um dein Geschwätz werde ich mich nicht scheren.« »Das ist kein Geschwätz, denn mir ist es ernst mit der Sache.« Darauf sagt Þorsteinn: »Du solltest dir überlegen, was du eigentlich willst. Du bist kurz davor, ins Ausland zu reisen, und nun machst du Anstalten, dich zu verheiraten? Solange du so unentschlossen bist, würde das mit dir und Helga ohnehin nie gutgehen, und deshalb will ich davon nichts wissen.« Gunnlaug erwiderte: »Was verlangst du denn noch für die Hand deiner Tochter, wenn du sie dem Sohn von Illugi Svarti nicht verheiraten willst? Wo ist der Mann im Borgarfjord, den du für angesehener hältst als ihn?« Þorsteinn antwortet: »Ich will ja keine Vergleiche ziehen«, sagt er, »aber wärest du wie dein Vater, hätte ich dich jetzt nicht abgewiesen.« Gunnlaug sprach: »Und wem würdest du deine Tochter lieber geben als mir?« Þorsteinn erwidert: »Hier gibt es genug Auswahl an guten Männern. Þorfinn auf Rauðamel hat sieben Söhne, das sind alles gestandene Kerle.« Gunnlaug antwortet: »Weder Önund noch Þorfinn können es mit meinem Vater aufnehmen, und selbst du bist ihm anscheinend unterlegen. Oder hast du dem etwas entgegenzusetzen, wie er damals auf dem Þórsnes-Thing mit dem Goden Þorgrím Kjallaksson und dessen Söhnen Streit anfing und sich dann ganz allein gegen sie durchsetzte?« Þorsteinn antwortet: »Ich habe Steinar, den Sohn von Önund Sjóni, vertrieben, und das galt damals als sehr bemerkenswert.« »Dabei hast du dir nur den Namen deines Vaters Egill zunutze gemacht«, entgegnet Gunnlaug. »Außerdem wird es wohl kaum einem der Großbauern gelingen, mir die Einheirat in die Familie zu verweigern.« Darauf erwidert Þorsteinn: »Mit solchen Drohungen magst du die da oben in den Bergen beeindrucken. Aber hier draußen in Mýrar kommst du damit nicht weit.«

Gegen Abend kommen sie nach Hause. Und am nächsten Morgen reitet Gunnlaug hinauf nach Gilsbakki und bittet seinen Vater, ihn zu einer Brautwerbung nach Borg zu begleiten. Illugi antwortet: »Du unentschlossener Kerl! Du planst eine Fahrt ins Ausland, und nun schaust du dich auf einmal nach Frauen um. Ich bin sicher, dass auch Þorsteinn von so etwas nicht viel hält.« Gunnlaug erwidert: »Ich bin immer noch entschlossen zu reisen, aber ich hätte gern, dass du auch dahinterstehst.«

Darauf ritt Illugi mit elf weiteren Männern nach Borg und wurde dort von Þorsteinn freundlich empfangen.

Früh am nächsten Morgen sprach Illugi zu Þorsteinn: »Ich muss einmal mit dir reden.« Þorsteinn antwortet: »Lass uns auf den Hügel hinaufgehen und uns dort unterhalten.« Dies taten sie, und Gunnlaug schloss sich ihnen an. Da sprach Illugi: »Mein Sohn Gunnlaug sagt, er habe bei dir um die Hand deiner Tochter Helga angehalten. Nun wüsste ich gern, wie du dazu stehst. Seine Familie kennst du, und auch über unser Vermögen weißt du Bescheid. Wir von unserer Seite würden es nicht an Land für einen Wohnsitz fehlen lassen und dir auch eine hohe Stellung verschaffen, wenn uns das einer Entscheidung näher bringt.« Þorsteinn antwortet: »Das Einzige, was mir an Gunnlaug missfällt, ist seine Unentschlossenheit. Wenn er dir im Wesen ähnlicher wäre, würde ich nicht lange zögern.« Illugi spricht: »Wenn du mir und meinem Sohn diese ebenbürtige Heirat verweigerst, ist dies das Ende unserer Freundschaft.« Þorsteinn antwortet: »Deinen Worten und unserer Freundschaft zuliebe soll Helga Gunnlaug versprochen werden, aber nicht seine feste Verlobte sein, und sie soll drei Jahre auf ihn warten. Inzwischen soll Gunnlaug ins Ausland fahren und sich Bildung verschaffen, nach dem Vorbild guter Männer, aber wenn er nicht rechtzeitig zurückkommt oder mir sein Wesen dann noch immer nicht zusagt, sind diese Versprechungen ungültig.«

Damit trennen sie sich. Illugi reitet nach Hause, und Gunnlaug begibt sich zum Schiff. Und als sie Fahrtwind bekamen, fuhren sie hinaus auf die offene See und segelten nordwärts nach Norwegen hinüber bis vor Nidaros und liefen in die Nidaros-Mündung ein, dort gingen sie vor Anker und löschten die Ladung.

6Gunnlaug fordert Jarl Eirík heraus

Zu jener Zeit herrschten in Norwegen Jarl Eirík, ein Sohn Hákons, und sein Bruder Sveinn. Jarl Eirík war damals in Lade, im Erbland seines Vaters, ansässig, er war ein vermögender und mächtiger Herrscher. Bei ihm lebte auch Skúli, der Sohn von Þorsteinn auf Borg, der war als Gefolgsmann des Jarls sehr angesehen.

Nun wird erzählt, dass Gunnlaug und Auðunn Kettenhund mitsamt elf weiteren Männern dort in Lade an Land gingen. Gunnlaug trug einen grauen Übermantel und weiße Strümpfe. Er hatte ein Geschwür auf dem Fußrücken, aus dem beim Gehen Blut und Eiter quollen. In diesem Zustand trat er nun mit Auðunn vor den Jarl, und sie begrüßten ihn höflich. Der Jarl kannte Auðunn und fragte ihn, was es aus Island Neues zu berichten gäbe, und Auðunn erzählte, was es zu erzählen gab. Dann fragt der Jarl Gunnlaug, wer er sei, und Gunnlaug nennt ihm seinen Namen und seine Herkunft. »Skúli Þorsteinsson«, sprach der Jarl, »was hat dieser Mann auf Island für einen Ruf?« »Herr«, antwortet Skúli, »nehmt ihn gut auf. Er ist ein Sohn von Illugi Svarti auf Gilsbakki, einem der mächtigsten Männer Islands, und er ist mein Ziehbruder.« Nun sprach der Jarl: »Was ist mit deinem Fuß, Isländer?« »Da habe ich ein Geschwür, Herr«, sagt er. »Und du hinkst nicht?« Gunnlaug entgegnet: »Man soll nicht hinken, solange beide Beine gleich lang sind.«

Da sprach ein Gefolgsmann des Jarls, der Þórir hieß: »Er spielt sich ziemlich auf, dieser Isländer. Es könnte nicht schaden, ihn etwas auf die Probe zu stellen.«

Gunnlaug sah ihn an und sprach:

Gefolgsmann ist einer,

ein einfach gemeiner;

traut ihm nur nicht,

dem finsteren Wicht.

Da wollte Þórir schon nach seiner Axt greifen. Doch der Jarl sprach: »Lass das bleiben. So etwas sollte man gar nicht weiter beachten. Wie alt bist du überhaupt, Isländer?« Gunnlaug antwortet: »Ich bin achtzehn Winter alt.« »Eins versichere ich dir«, sagt der Jarl, »du wirst keine zweiten achtzehn Winter erleben.« Darauf erwidert Gunnlaug, wenn auch recht leise: »Nicht mich solltest du verfluchen«, sagt er, »sondern lieber dich selbst.« Da fragt der Jarl: »Was hast du da gesagt, Isländer?« Gunnlaug antwortet: »Das, was mir zutreffend erschien: dass du, anstatt mir Unheil an den Hals zu wünschen, lieber für dich selbst etwas Gutes wünschen solltest.« »Und was wäre das?«, fragt der Jarl. »Dass es mit dir nicht ein ebenso schlimmes Ende nehmen möge wie mit deinem Vater, Jarl Hákon.« Da lief der Jarl blutrot an und befahl, man solle diesen Wichtigtuer sofort festnehmen. Nun trat Skúli vor den Jarl und sprach: »Hört auf meine Worte, Herr. Lasst diesen Mann laufen, und er wird so schnell wie möglich abreisen.« Der Jarl erwiderte: »Wenn er seinen Frieden haben will, soll er augenblicklich von hier verschwinden und sich in meinem Reich nie wieder blicken lassen.«

Da brachte Skúli Gunnlaug hinaus und ging mit ihm hinunter zum Anlegesteg. Dort lag ein Schiff zum Auslaufen nach England bereit. Skúli besorgte für Gunnlaug und seinen Verwandten Þorkell eine Überfahrt. Sein eigenes Schiff gab Gunnlaug solange bei Auðunn in Verwahrung, wie auch den Teil seines Geldes, den er nicht mitnehmen wollte.

Nun segeln Gunnlaug und seine Leute auf die Nordsee hinaus, und im Herbst kommen sie im Süden an die Landungsbrücken von London und ziehen dort das Schiff an Land.

7Gunnlaug beim König von England

Damals herrschte in England König Aðalráð Játgeirsson. Er war ein guter Herrscher, und in jenem Winter hatte er seinen Sitz in London.

In England sprach man zu dieser Zeit noch dieselbe Sprache wie in Norwegen und Dänemark, doch nachdem Wilhelm der Bastard England erobert hatte, änderte sich das, und man führte die welsche Sprache ein, weil Wilhelm von dort stammte.

Gunnlaug trat gleich nach seiner Ankunft vor den König und grüßte ihn ehrerbietig. Der König fragte, aus welchem Land er komme. Gunnlaug sagte es ihm und erklärte: »Ich bin gekommen, Herr, weil ich ein Preislied auf Euch gedichtet habe und will, dass Ihr es Euch anhört.« Der König war einverstanden, und Gunnlaug trug sein Gedicht sicher und gewandt vor. Dies ist der Refrain:

Das ganze Volk des freigebigen Fürsten

fürchtet den Herrscher Englands wie Gott;

das Geschlecht der Menschen verneigt

sich vor dem kampfschnellen Aðalráð.

Der König dankte ihm für das Lied, und als Dichterlohn gab er ihm einen scharlachroten Umhang, der war mit dem kostbarsten Pelz besetzt und hatte Borten bis zum Saum hinunter, und dann nahm Gunnlaug ihn in sein Gefolge auf. Er blieb also den Winter über am Königshof und war dort hoch angesehen.

Eines frühen Morgens nun traf Gunnlaug draußen auf der Straße auf drei Männer. Ihr Anführer nannte sich Þórorm, er war von kräftiger Statur und wirkte verschlossen und feindselig. »Nordmann«, sprach er, »leih mir doch etwas Geld!« Gunnlaug antwortet: »Es ist recht unvernünftig, sein Geld an Unbekannte zu verleihen.« Der andere erwidert: »Ich werde es dir am vereinbarten Tag gewiss zurückzahlen.« »Gut, dann lass es uns wagen«, sagt Gunnlaug und leiht ihm das Geld.

Kurz darauf spricht Gunnlaug beim König vor und erzählt ihm von dem verliehenen Geld. Der König sagt: »Das hört sich aber nicht gut an! Dieser Mann ist einer der schlimmsten Räuber und Wikinger, lass dich bloß nicht mit ihm ein! Ich werde dir den Geldbetrag ersetzen.« Gunnlaug erwidert: »Wie stünden wir als deine Gefolgsleute denn da, wenn wir Männern wie diesem unseren Besitz überließen und Unschuldige dann dafür aufkommen müssen? Nein, so weit darf es niemals kommen.«

Und kurz darauf traf er Þórorm wieder und verlangte sein Geld zurück. Doch der weigerte sich, es herauszugeben.

Da sprach Gunnlaug folgende Strophe:

Schlecht beraten bist du, Krieger,

mich um mein Geld zu bringen,

und mit üblen Tricks

den Schwertröter zu täuschen;

und noch etwas wisse: Ich heiße,

– hier könnt ihr es sehen! –

diesen Namen gab man mir schon jung

nicht ohne Grund: Natternzunge.

Schwertröter = Krieger = Gunnlaug

»Nach dem Gesetz hast du nun die Wahl«, sagt Gunnlaug, »entweder du zahlst mir mein Geld zurück, oder du trittst innerhalb von drei Nächten gegen mich zum Holmgang an.«

Da lachte der Wikinger und sprach: »Mich zum Holmgang herauszufordern, das hat bisher noch keiner gewagt, obgleich ich schon manch einem übel mitgespielt habe. Ich für meinen Teil bin bereit.« Und damit trennten sie sich vorerst.

Nun berichtet Gunnlaug dem König, was geschehen ist. Der König sagt: »Jetzt sitzen wir erst recht in der Klemme. Dieser Mann macht jede Waffe stumpf. Deshalb befolge nun genau meinen Rat: Nimm dieses Schwert, ich schenke es dir, mit dem sollst du kämpfen, aber zeigen sollst du ihm ein anderes!« Gunnlaug dankte dem König aufrichtig.

Und als sie zum Holmgang bereit waren, fragt Þórorm, was das für ein Schwert sei, das er da habe. Gunnlaug zieht sein Schwert hervor und zeigt es ihm, zuvor aber hatte er am Griff des Schwertes »Königsgabe« eine Schlaufe angebracht, und diese schlingt er um sein Handgelenk. Als der Berserker das Schwert sah, sprach er: »Dieses Schwert fürchte ich nicht«, sagt er, und dann ging er mit seinem eigenen Schwert auf Gunnlaug los und spaltete ihm fast seinen Schild entzwei. Gunnlaug schlug sogleich zurück, diesmal mit dem Königsschwert, und der Berserker stand ungeschützt und ohne Schild da, weil er glaubte, Gunnlaug kämpfe mit der Waffe, die er ihm zuvor gezeigt hatte, und schon versetzte Gunnlaug ihm den tödlichen Hieb.

Der König dankte Gunnlaug sehr für diese Tat, und Gunnlaugs Ruhm verbreitete sich in ganz England und noch weit über das Land hinaus.

Im Frühjahr, als die Schiffe wieder in See stachen, bat Gunnlaug König Aðalráð um Erlaubnis zu reisen. Der König fragt ihn, wohin er denn wolle. Gunnlaug antwortet: »Ich habe ein Versprechen einzulösen, das ich einmal gegeben habe.«

Und er sprach diese Strophe:

Aufsuchen werde ich

den Wohnsitz dreier Könige

– so hab’ ich’s versprochen! –

und zweier Jarle;

ich kehre nicht zurück, bevor der König

– der Schatzspender schenkt

rotes Lindwurmlager für die Ärmel –

mich in den Kampf schickt.

Schatzspender = der König; Lindwurmlager = Gold

»Dann soll es so geschehen, Skalde«, sagte der König und schenkte ihm einen goldenen Ring, der sechs Unzen wog. »Aber du musst mir versprechen«, sagt der König, »dass du im nächsten Herbst zu mir zurückkommst, denn ich will auf dich und deine Fähigkeiten ungern verzichten.«

8Gunnlaug beim König von Irland, bei Jarl Sigurð auf den Orkney-Inseln und bei Jarl Sigurð in Schweden

Sodann segelt Gunnlaug mit den Kaufleuten aus England fort und fährt nordwärts in Richtung Dublin. In Irland herrschte damals König Sigtrygg Silkiskegg, ein Sohn von Ólaf Kváran und Königin Kormlöð. Er hatte erst vor kurzem die Herrschaft über das Reich übernommen. Gunnlaug trat geradewegs vor den König und begrüßte ihn höflich und respektvoll. Der König empfing ihn gebührend.

Gunnlaug sprach ihn an: »Ich habe Euch ein Gedicht gemacht und bitte dafür um Gehör.« Der König antwortet: »Bisher ist noch niemand darauf gekommen, mir ein Gedicht zu verehren; aber ich werde gerne zuhören.« Darauf trug Gunnlaug seine Drápa vor, und die hat den folgenden Kehrreim:

Des Riesenweibs Pferd

Sigtrygg mit Leichen nährt.

Pferd des Riesenweibes = Wolf

Und auch dies kommt darin vor:

Ich weiß, wen es gilt

zu rühmen mit Recht:

er ist Kvárans Sohn

und aus edlem Geschlecht.

Nicht spart der König

an goldenem Ring,

ein Geschenk, nicht wenig,

der Skalde empfing.

Sag’ der König mir an,

ob er jemals vernahm

einen prächt’geren Klang

als der Drápa Gesang.